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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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kaserne. Major don Foerster und Adjutant Graf Vitz-
thum werden ihre Pferde vom hiesigen Ulanen-Regiment
erhalten; auch zur Abfahrt vom Nordbahnhof werden
2000 Mann in Parade Spalier bilden.
Triest, 24. Sept. Der Lloyddampfer „Erzher-
zog Franz Ferdinand" ist mit dem deutschen Chi-
nabataillon bei herrlichem Wetter um 6 Uhr ein-
getroffen. Um Os/? Uhr begab sich die Sanitätskom-
mission an Bord zu einer genauen Untersuchung
d e r M a n n s ch a f t. Um ^9 Uhr erhielt der Dampfer
„libera practica" und landete um 11 Uhr am Molo 4,
wo eine militärische Begrüßung durch den Korpskomman-
danten Succovaty stattfand.
Budapest, 23. Sept. Erzherzog Friedrich
schickte auf die Gratulation des Feldmarschallleutnants
Grafen Wurmbrand-Stuppach anläßlich des ihm auf
der Jagd zugestoßenen Zwischenfalles mit Wildschützen
folgende telegraphische Antwort: Danke für Telegramm.
Zur Beruhigung diene, daß niemand verletzt wurde. Traf
mit den Raubschützen bei Dämmerung zusammen; einer
derselben schoß auf den mich begleitenden Förster, der so-
fort erwiderte.
Frankreich,
— A i n-S e f r a-B u-A m ama (Algerien),
24. Sept. Einer der Häuptlinge an der Südgrenze Al-
geriens, welcher bisher die französische Herrschaft hart-
näckig bekänipst hatte, hat dem Kommandanten von Ain-
Sefra-Bn-Amama seine Unterwerfung ange-
zeigt.
Türken
-— Auf dem Skutari-See haben Türken einen
Dampfer des Fürsten von Montenegro be-
schossen. Die montenegrinische Regierung hat des-
halb bei der Pforte energisch Vorstellungen erhoben.
Asien.
— Die „Times" meldet aus Shanghai vom 23. Sept.
Die aus den Zjangtsegebieten einlaufenden Nach-
richten über das durch die jüngsten Ueberschwem-
mungen veranlaßte Elend sind schrecklich. Das Wasser
isl noch nicht zurückgetreten. Es heißt, daß mehr als
10 Millionen Menschen obdachlos sind.
Tie chinesischen Behörden sind bemüht, eine Hilfsaktion
einzuleiten. Die Stadt Shanghai brachte große Sum-
men auf durch Zeichnungen. Diese Bemühungen sind
aber durchaus unzureichend. Man ist besorgt, daß die
Not im Winter sehr groß werden wird und befürchtet,
daß es infolgedessen zu Unruhen kommen wird.
Afrika.
— Dem „Expreß" wird aus KaPstadt gemeldet,
daß alle loyal Gesinnten zu den Waffen
gerufen worden sind.
Amerika.
Newy 0 rk, 21. Sept. Der „Herald" verzeichnet
die bemerkenswerte Thatsache, daß, während 6 große
Ozeandampfer, die heute nach Europa abgingen,
weniger als 200 K a j ü t en P a s s a g i e r e hatten —
auf der „Anchoria" befanden sich nur drei — die drei
heute an komm enden Dampfer „St. Louis", „Etru-
ria" und „Aquitaine" fast 2000 Kajütenpassagiere und
eine große Anzahl Zwischendeckspassagiere landen wer-
den. Der gestern eingetroffene „Fürst Bismarck" war so
besetzt, daß Herr E. K. Holden, der in Southampton
eingestiegen war, ohne vorher ein Billet gelöst zu haben,
keinen Platz fand und schließlich ein Abkommen mit dein
Barbier wegen Uebsrlassung des Barbierstuhls für die
Nacht traf, wofür er den vollen Preis zahlte.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 25. September.
ch Beerdigung. Gestern Nachmittag wurde die Leiche des
verstorbenen Schlossermeisters Leupold zur letzten Ruhe gebet-
tet. Das zahlreiche Leichengefolge zeugte von dem Ansehen und
der Liebe, die der tüchtige Mann besaß. Die Stadt war durch
Oberbürgermeister Dr. Wilckens und Bürgermeister Wielandt
vertreten. Der Militärverein, der Turnverein, der Schützen-
verein, die Beamten der Ortskrankenkasse und viele Freunde
gaben dem Dahtngeschtedenen das letzte Geleite. Der Sarg war
mit Kränzen bedeckt und eine Anzahl weiterer Kranzspenden
wurden am Grobe niedergelegt, so von der Ortskasse und den
Beamten derselben, vom Verband der Ortskassen, vom Verein
der Spengler und Installateure, vom Mtlitärverein u. s. w.
Die geistlichen Funktionen verrichtete Stadtpfarrer Schrnitthenner.
(!) Zum Weingesetz. Wir machen die Interessenten aus
unserem Leserkreise darauf aufmerksam, daß die Zeit, in wel-
cher das neue Weingesetz in Kraft tritt (1. Oktober),
immer näher rückt. Der Paragraph S des deutschen Weinge-
setzes schreibt vor, daß jeder Inhaber von Keller- oder sonsti-
gen Räumen, in denen Weine oder Schaumweine zum Wieder-
verkauf lagern, dafür zu sorgen hat, daß in diesen Räu-
men an einer in die Augen fallenden Stelle ein deutlicher Ab-
druck der Paragraphen 2—8 dieses Gesetzes ausgehängt ist.
Paragraph 17 sagt: Mit Geldstrafe bis zu 30 Mark und im
Unvermögensfalle mit Haft bis zu 8 Tagen wird bestrqjt,
wer es unterläßt, den durch den Paragraphen 9 für ihn be-
gründeten Verpflichtungen nachzukommen. Die vorgeschrie-
Lenen Plakate sind in der Expedition der Zeitung zu haben.
b. Die Rückkehr unseres Bataillons. Wie beliebt das zweierlei
Tuch in unserer Stadt ist, das konnte man gestern gelegentlich
der Rückkehr der 110er in ihre hiesige Garnison beobachten.
Jung und Alt hatte sich gegen halb 10 Uhr auf dem Bahnhof
eingefunden und jubelnde Hochrufe erschütterten die Luft, als der
Zug iu den abgesperrten Bahnhof einlief. Ein Trompetensignal
und unsere Krieger entstiegen den engen Käfigen, männiglich
gebräunt, bedeckt mit frischem Staub, der bekanntermaßen den
Soldaten ziert. Stramm wurde angetretcn und zum letztenmale
für Manchen ließ die Bataillonskapelle ihre lustigen Weisen zur
Einkehr in die Kaserne erschallen. Bruder und Schwester, Vater
und Mutter und nicht zuletzt manches Schätzlein suchten auf der
Anlage, über die sich das Bataillon bewegte, das Auge ihres
Soldaten zu erhaschen, um sich von seiner glücklichen Rückkehr
aus dem Kriege im Frieden zu überzeugen. Manche Küchenfee
wagte sich in die Reihen, um ihrem geliebten Schorsch, dem sie
heute vielleicht zum letztenmal auf Herrschaftskosten ein lukulli-
sches Mahl vorsetzen wird, die Hand zu drücken. Die Jugend spielte
Roß und Reiter und setzte sich stolz an die Spitze des Bataillons.
In der Kaserne angelangt, wurde sofort Zapfenstreich geblasen,
«in Zeichen, daß es höchste Zeit war, den müden Gliedern Ruhe
zu gewähren. Heute nun werden dis Reservisten entlassen und
heim geht es zu Muttern. Die „Verbrecher" aber, die sich wäh-
rend des Manövers etwas haben zu Schulden kommen lassen,
gewinnen Zeit, bet Vater Philipp über ihre Sünden nachzu-
denken. Der Rest wird auf Kammer beschäftigt und bringt
unter Leitung der Kammerunteroffiziere die durch das diesjährige
nasse Manöver hart mitgenommenen Montierungsstücke wieder in
Ordnung, um es im Spätherbst den neueintretenden Rekruten
tadellos geflickt zu übergeben.
Als eine Seltenheit darf es Wohl bezeichnet werden,

daß ein katholischer Geistlicher das Stahlroß besteigt nnd frisch
fröhlich umherradelt. Einem vernünftigen Menschen wird es
zwar mcht einfallen, sich darüber aufzuhalten, trotzdem machten
einzelne Passanten der Anlagen große Augen, als vergangenen
Montag Vormittag ein Geistlicher mit langem schwarzem
Rock, dessen Flügel beinahe den Erdboden streiften, daher fuhr.
Das Publikum ist eben noch nicht an einen solchen Anblick ge-
wöhnt. Als das weibliche Geschlecht zu radeln begann, wurde
jede ans dem Vclociped sitzende Evastochter angestaunt, heut-
zutage sind radelnde Damen etwas ganz Gewöhnliches.
^'Ein kleiner Zusammenstoß ereignete sich gestern Vormit-
tag 11.5 Uhr auf dem hiesigen Güterbahnhof. Der Güterzug
Nr. 164 stieß beim Einfahren bei der Kriegsknrve auf eine
Anzahl andere Wagen. Durch den Anprall entstand ein nicht
unbeträchtlicher Materialschaden. Verletzungen von Perso-
nen kamen nicht vor.
(l)Polizeibericht. Verhaftet wurde ein von einer
auswärtigen Behörde wegen Betrugs verfolgter Taglöhner,
eine Schneiderin nnd ein Dienstmädchen wegen Umherziehens.
Wegen Unfugs kamen 9 Personen zur Anzeige.
Mannheim, 24. Sept. (Ein Liebesdrama) spielte
sich wieder einmal in unserer Stadt und zwar in den heutigen
Vormittagsstunden ab. Der Schauplatz der That ist das Ver-
waltungsgebäude des Städtischen Schlacht- uird Viehhofes.
Dorten war dem seit zwei Jahren in Diensten des Schlacht-
und Vichhofcs stehenden ledigen Tierarzt Karl Glaßner
im Parterre eine Wohnung eingeräumt, da die Stellung der
städtischen Tierärzte es erfordert, wegen der erforderlichen
Kontrolle früh morgens am Platze zu sein. Heute Vormittag
nun erschien der sonst pünktliche und gewissenhafte tierärztliche
Assistent Glaßner nicht zur gewohnten Zeit in seinem Dienste.
Man nahm an, daß der Verhinderungsgrund in vorübergehen-
dem Unwohlsein zu suchen sei. Da Glaßner sich jedoch nicht
im Hause zeigte, viel weniger ans sonstige Weise zu erkennen
gab, daß er durch Krankheit an der Aufnahme seiner Bcrufs-
thätigkeit behindert sei, wurde Argwohn geschöpft. Die
Wohnungsthüre fand man verschlossen. Nachdem diese gewalt-
sam geöffnet, bot sich den Eintretenden ein schauerlicher
Anblick dar. Glaßner lag b l u t ü b e r st r ö m t, e nt -
seelt auf dem Bette, während auf dem Fußboden, der von
Blut gedrängt war, eine Frauensperson kauerte, deren
Antlitz eine aschfahle Färbung angenommen hatte. In der
rechten Hand hielt Glaßner noch den Revolver, mit wel-
chem er sich den tätlichen Schuß in die Herzgegend beigebracht
hatte. Neben der Frauensperson stand eine Halbleere Flasche.
Als man das dem Anscheine nach aller Willenskraft beraubte
Mädchen aufrichtete, konnte es die Aussage machen, daß es
auf Geheiß des Glaßner von dem Inhalt der Flasche — eine
Sublimatlösung — getrunken habe. Man war sich sofort
klar, daß hier eine Liebest ragödie vorliegen müsse.
'Dies ist auch so. Die Frauensperson ist nämlich die etwa 27
Jahre alte, frühere Büffetdame Helene Ullrich, welche seit
einiger Zeit die Wirtschaft „Zur Germania" (Große Wall-
stadtstraße Nr. 59) hier selbständig betreibt. Glaßner, ein ge-
borener Karlsruher und Sohn eines der angesehensten dortigen
Metzgermeister, lernte die Ullrich, die auch vor einigen Jahren
in einem hiesigen größeren Restaurant als Buffetfräulein fun-
gierte, schon vor Jahren in Karlsruhe, wo sie in Diensten stand,
kennen. Als die Ullrich als Wirtin nach hier übersiedelte,
wurde das Liebesband weitergcsponnen. Wie es nun kam,
> daß beide den Entschluß faßten, gemeinschaftlich dem Leben zu
entsagen, ist noch nicht fcstgestellt. Nach Aussage der Ullrich
spielte sich die Tragödie wie folgt ab: Glaßner befahl seiner
Geliebten von der Sublimatlösung zu trinken. Sie will die-
ser Aufforderung nachgekommen sein. Auf die Frage ihres
Geliebten: „Hast Du getrunken?" habe sie dies bejaht und
im gleichen Moment krachte ein Schuß. Glaßner hafte sich
erschossen! Von hier ab will die Ullrich.das Bewußtsein ver-
loren und erst wieder zur Besinnung gekommen sein, als die
Personen in das Zimmer eindrangen. .Die Ullrich wurde in
das allgemeine Krankenhaus überführt, 'wo man ihr den Ma-
geninhalt auspumpte. Sie hatte sich aber soweit erholt, daß
sie nach dieser Prozedur wieder ans dem Krankenhause ent-
lassen werden konnte. Sie fuhr in einer Droschke nach ihrer
Wohnung. Wie man annimmt, hat sich die Tragödie in dem
Moment abgespielt, als früh um 9 Uhr die Glocke zum Beginn
des heutigen Großviehmarktes geläutet wurde. Diese über-
tönte die durch den Rcvolverschuß hervorgerufene Detonation.
Einige Personen wollten aber ein Geräusch wahrgenommen
haben. In Bekannten- und Vorgesetztenkreisen wird der
so tragische Tod des Helden des Dramas bedauert, indem er
ein tüchtiger Tierarzt war, der neben gewissenhafter Pflichter-
füllung mit seinem Berufe im Schlacht- und Viehhof eine große
Leutseligkeit verband. Vor kurzem erst hat er sein Staats-
examen bestanden und wäre offenbar in nicht allzulanger Zeit
zum Bezirkstierarzte ernannt worden. Allgemeines Beileid
wendet sich auch seinen schwergeprüften Eltern in Karls-
ruhe zu.
Mannheim, 24. Sept. (Blutthat.) Ucber die schon
kurz erwähnte Blutthat wird des Näheren berichtet: An der
westlichen Ecke der Zementfabrik spielte sich gestern Abend
gegen 11 Uhr eine Schlägerei ab, die einen sehr schlimmen
Ansgang. nahm. Mehrere Arbeiter waren aneinander geraten,
als einer davon wcglief. Er kam bis in die Nähe der Kreuzung
Werftstraße-Beilstratze. Dort brach er zusammen. In einer
nähen Wirtschaft, wohin man ihn verbrachte, stellte man fest,
daß nicht viel zu helfen war. Die Schlagader des
rechten Oberschenkels war durchstochen, was
einen so starken Blutverlust verursachte, daß der Mann nicht
zu retten toar. Er wurde ins Allgem. Krankenhaus ver-
bracht, wo er um ?L4 Uhr früh starbc Der Getötete heißt Karl
Schäfer, war 20 Jahre alt, Schreiner und aus Groß-
rinderfeld gebürtig. Außer ihm wurde noch ein anderer, den
man inzwischen nach der Polizeiwache verbracht Hatte, ins
Krankenhaus überführt, der 27 Jahre alte Schlosser Wilhelm
Morath von hier, der lebensgefährlich verletzt war. Die-
ser hatte außer einem furchtbaren Stich in den Hals, Ver-
letzungen am Genick, am rechten Vorderarm, an der Stirn,
im Gesicht, am linken Oberarm nnd an den Händen davonge-
tragcn. Drei Taglöhner wurden als der That verdächtig ver-
haftet. Die Polizei hatte bei dem widerhaarigen, verschlossenen
und hämischen Charakter der Zeugen eine schwierige Aufgabe.
Sb! Mannheim, 24. Sept. (Zu der Schlägerei)'
von gestern Abend, die einen so blutigen Ausgang nahm, wird
noch mitgeteilt, daß der erstochene Schäfer den ganzen Streit
provoziert hatte, dem er dann selbst zum Opfer fiel.
SO. Wertheim, 23. Sept. (Selbstmordversuch.)
Der Waisenrichter nnd Rechnungssteller Karl Geiger in Gam-
berg sprang vor einigen Tagen in die Tauber. Seine Frau
nnd einige Kinder wollten ihn von der unglücklichen That ab-
halten und wurden dabei bis zum Ufer fortgerissen. G. wußte
sich loszumachen, ließ den Rock zurück und verschwand in dem
Flusse. Die brave Frau, die allgemein bedauert wird, siel
in Ohnmacht. Auf die Hilferufe der Kinder eilten mehrere
Männer herbei nnd zogen den Lebensmüden mit eigener Le-
bensgefahr aus den Wellen.
SK Karlsruhe, 24. Sept. (Der erste weibliche
Pharmaceut) in Deutschland, Frl. Meub aus Karlsruhe
hat in der dieser Tage hier abgehaltenen Gehilfenprüfnng mit
Note I (Sehr gut) bestanden. Frl. Meub ist eine Abiturien-
tin unseres Mädchengymnasiums.
UL Kehl, 24. Sept. (D e n k m a l s e i n w c i h u n g.)
Gestern wurde das für die am 8. Juli d. I. bei einer
Pontonierübung auf dem Rhein ertrunkenen neun Mann vom
Pionierbataillon Nr. 19 errichtete Denkmal in Gegenwart des
Kommandeurs des, 15. Armeekorps, der Divisionskomman-

deure, des Gouverneurs von Straßburg und einer großen
Anzahl Offiziere verschiedener Waffengattungen feierlich ein-
geweiht. Das Denkmal ist vom Bildhauer Krone aus.Straß-
burg gefertigt, hat eine Höhe von 3,60 Mir. und trägt auf der
Vorderseite ans einer Syenittafel die Namen der Verun-
glückten.
SL Offenbnrg, 24. Sept. (Von Gymnasium.) Der
Besuch des hiesigen Gymnasiums soll auch Mädchen gestattet
werden, vorausgesetzt, daß sie die nötigen Vorkenntnisse Nach-
weisen.
LL. Freibnrg, 23. Sept. (Verunglückt.) Ans
bedauerliche Weise verunglückte beim diesjährigen Herbst-
manöver ei» Zahlmeisteraspirant. Derselbe begleitete per Rad
das in Durlach garnisonierte Trainbataillon aus dem Manöver-
gelände bei .Krozingen—Schallstadt, indem er sich an einem
Bagagewagen mit einer Hand festhielt. Als rinn zwei Last-
fuhrwerke dem Traintroß entgcgenkame», konnte der Radfahrer
nicht mehr ausweichen, so das; ihm vom zweiten Fuhrwerk der
Fuß fast vollständig abgerissen wurde. Der Fuß müßte am-
putiert werden.
80. Freiburg, 24. Sept. (Stellenwechsel. —-
G h m nas i n m s-N euban.) An Stelle des zum Landge-
richtspräsidenten in Mosbach ernannten Herrn Uibel wurde
laut „Fr. B." Landgerichtsdircktor Nothweiler von Offen-
burg als Landgerichtsdirektor zum hiesigen Landgericht ver-
setzt. Landgerichtsdirektor Zehnter in Mannheim wurde in
gleicher Eigenschaft nach Offenburg versetzt. — Die Banar-
beiten für das zweite Gymnasium in Freiburg wurden ver-
geben an das Konsortium Architekt Will). Meeß und Architekt
Lukas Geis von hier ans das zweitniedrigste Angebot. Die
Differenz der Angebote betrug nur 78 000 Mk.
' Sb! Tennenbronn, 24. Sept. (Seit dem großen
Brande) herrscht hier im Bauhandwerk reges Leben. Durch
das Entgegenkommen und die Hilfe der Behörden wurden
Straßenflucht und die Bauplätze geregelt und die Pläne ge-
nehmigt, so daß bald mit Bauen begonnen werden könnte.
Unter Dach sind bereits 3 Gebäude, mehrere werden im Laufe
der kommenden Woche folgen. Vor Eintritt des Winters dürf-
ten die meisten Gebäude unter Dach, die Mehrzahl sogar schon
wieder bewohnbar sein. '
Konstanz, 24. Sept. (Prozeß W a s m e r - M ö h r.)
Vor einiger Zeit verhandelte das hiesige Schöffengericht gegen
den Reallehrer Möhr-Karlsruhe, weil dieser dem Müsikdi-
rektvr Schmidt sagte, sein, Schmidts Durchfall im Examen
zu Meersburg sei von Seminardirektor Wasmer im Voraus
bestimmt gewesen. Wasmer habe zu ihm, Möhr, vor dem
Examen gesagt: „Lassen Sie diesen hochmütigen Schulmeister
durchfallen bis auf den tiefsten Grund. Geben Sie ihm die
schwierigsten Aufgaben." Hierin erblickte das Gericht einen un-
gemein schweren Vorwurf, der, wenn er wahr wäre, unbe-
dingt zur Entlassung Wasmers führen müßte, für den aber
nicht die Spur eines Beweises erbracht sei. Das Urren
lautete: wegen Vergehens gegen § 186 6 Wochen Haft. Heute
kam die Sache in der Berufungsinstanz vor der Strafkammer
nochmals zur Verhandlung. Der Angeklagte Möhr sagt«
aus: „Was ich zu Schmidt gesagt haben soll", kann ich be-
stätigen, nnd halte meine Aussage heute noch aufrecht. Es
war zwischen Wasmer nnd Bender im Voraus beschlossene
Sache den Schmidt durchfallen zu lassen. Musiklehrer Ho-
nig-Hat mir bestätigt, Schmidt sei für Wasmer das rote Tuch'
-er könne ihn nicht leiden. Der Kläger, Seminardirektor Was-
mer bestreitet die Anssage hierauf als durchaus unrichtig. Die
Zeugen Müller nnd Gröbelbecker stellten Möhr ein vorzügliches
Zeugnis aus und bezeichnet«» ihn als wahrheitsliebend und
gewissenhaft. — Möhr wurde von der Strafkammer aus
Grund des Paragraphen 186 wegen Beleidigung des Senn-
nardirektors Wasmer zu 200 Mk. Geldstrafe oder 30 Tagen
Haft verurteilt. Die Strafe ist also sehr wesentlich herab-
gesetzt worden. Der Wahrheitsbeweis wurde als nicht er-
bracht erachtet, allerdings sei auch nicht das Gegen-
teil erwiesen. Wasmer sei aufgeregt nnd gegen Schmidt
voreingenommen gewesen.
LH. Konstanz, 28. Sept. (Der Prozeß) des Se-
minardirektor Wasmer gegen Herrn Hanptlehrer Rödel i»
Mannheim wurde vertagt.
Aus Baden. Wie der „A.-B." erfährt, kommt Stadtpfarrek
Halbig, der sich seit etwa Jahresfrist zur Erholung i«
Achern aufhält, auf 1. Oktober als Pfarrverweser nach Buh!
bei Offenburg.
Heidelberger Veteinsangelegenheiten.
A Turnerbund. Tie am Samstag Abend vom Turnerbund
veranstaltete Tanz Unterhaltung zu Ehren der zum Heere
einberufenen Mitglieder war sehr gut besucht. Galt es doch,
9 wackere Turner, welche zum Heere einberufen werden, zu ehren-
In trefflichen Worten wies der I. Vorstand, Hr. Schmitt, darauf
hin, daß eine turnerische Vorbildung von sehr großem Wert für
das Militärlcben sei und daß Turner immer gute Soldaten sind-
Turner Jakoby dankte namens der Turner für die ihnen z«'
teil gewordene Ehrung und brachte ein „Gutheil!'" auf den
Turnerbund aus. Bis lange nach Mitternacht dauerte die schöne
Unterhaltung und am Sonntag Nachmittag vereinigten fick d»
Turner zu einer herrlichen Turnfahrt nach Leimen. Gut Heil l ^
Eingesandt.
Heidelberg, 24. Sept. Während die Beleuchtung der städt-
Straßen im allgemeinen eine recht gute ist, sieht es in dieser
Hinsicht auf dem Schloß traurig aus: man glaubt sich ins
finstere Mittelalter versetzt, wenn man abends einen Spaziergang
zur großen Terrasse machen will und in dieser unheimlichen
Finsternis herumwandeln muß; darum ist es auch nicht zu ver-
wundern, daß bei den jetzigen, sommerlich linden Nächten naS
8 Uhr abends keine sechs Menschen auf dem Schloß mehr anzü'
treffen sind. Die abendliche Beleuchtung (einige Tage vor und
nach Vollmond weiden überhaupt keine Laternen angezündet)
auf dem Schloß ist einer Fremdenstadt wie Heidelberg nicht an-
gemessen und es sollten sich alle beteiligten Faktoren dahin ver-
wenden, daß dieser Zustand beseitigt wird und man auch aü
schönen Herbst- und Winterabenden einen Spaziergang aufs
Schloß wagen kann.
-i« ^
Heidelberg, 24. Sept. Seit 8 Tagen werden die Zeitung»"
an der städt. Anschlagsäule am Mönch Hofplatze täglich 00»
Bubenhand abgerissen. Es wäre sehr wünschenswert, daß es de>
Hütern der öffentlichen Ordnung gelänge, den Veranstaltern de»
Unfugs das Handwerk zu legen-_L.
Handel und Verkehr.
Von der Ahr, 21. Sept. (Wei n.) Die Lese der Früw
trauben an der Ahr hat dnrchgehens ein schlechtes Ergevw»
gehabt. Der reiche Traubenbehang ist zum größten Teil ver-
fault. Das Wenige, was geerntet wurde, war obendrein von
geringer Qualität, Mostgewicht 65 Grad. Wegen der startöo
Traubenfäule hat man auch schon stellenweise mit der vor-
zeitigen Lese der Spättrauben begonnen. Auch bei dies»''
bleibt der Ertrag hinter den berechtigten Erwartungen ö"-
rück.
Nürnberg, 21. Sept. (Hopfe n.) Bei einer Bahnzufuhr von bei-
läufig 700 Ballen wurden gestern 300 Ballen gehandelt. Heu*
trafen vom Lande 50 Säcke ein, mit der Bahn kamen eil»
600 Ballen. Obwohl die Verkäufer stets das grötztmögllw
Entgegenkommen zeigen, sind Käufer doch nach wie vor äuh»5!>
zurückhaltend, sodah auch heute wiederum nur etwa 50
Ballen zu abermals reduzierten Preisen abgingen. Tenb»A
ausgesprochen flau. Marktware prima 95—100, »irtel ^
 
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