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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Ion des 2. deutschen ostasiatischen Infanterieregiments
nachmittags 1 Uhr auf dem Molo 4 Aufstellung nehmen,
um den KorpskommcmdantSn, FeldzeugmeisterS u c-
covaty, der mit den Stabsoffizieren zur Begrüßung
der deutschen Truppen Nor deren Abfahrt dort sich ein-
finden wird, zu erwarten. Feldzeugmeister Succovaty
und die Stabsoffiziere begleiten das Bataillon zum
Bahnhof. Vor dem Eingang zum Bahnhof wird das
2. Bataillon vor dem Feldzeugmeister Succovaty defi-
lieren, worauf der Abgang der Truppen erfolgt. Um
2 Uhr 30 und 2 Uhr 45 Minuten nachmittags tritt das
Bataillon in zwei Sonderzügen die Reise nach Wien an.
Belgien.
Lütti ch, 26. Sept. Die M i n e n a r b.e i t e r be-
schlossen heute Morgen den allgemeinen Aus-
stand im ganzen Kohlenbecken Lüttichs. Freitag fin-
det eine Volksversammlung der von den Arbeitern er-
nannten Vertreter statt.
Frankreich.
Paris, 26. Sept. Das „Echo de Paris" will wis-
sen, daß Präsident Loubet die Einladung des Zaren
angenommen habe und im April nächsten Jahres mit
Ministerpräsident Waldeck-Ronsseau und dem Minister
des Aeußeren, Delcasss, sowie dem Generalissimus
Brugdre nach Petersburg reisen werde.
Marseille, 26. Sept. General Voyron,
der heute aus China zurückkehrte, wurde von dem Ober-
sten Sylvestre im Rainen des Präsidenten Loubet be-
grüßt, der dem General seinen Dank für seine Kom-
mandoführung aussprechen ließ. Sodann hieß Marine-
minister de Lanessan im Namen der Regierung den
General willkommen und beglückwünschte ihn und seine
Truppen dazu, daß sie mit militärischen Erfolgen zurück-
kehrten und daß der Friede wieder hergestellt sei. Auf
die Begrüßungsansprache des Marineministers erwiderte
General Voyron, die ihm ausgesprochene Anerkennung
gebühre größtenteils den Truppen, die vor ihm in China
gewesen seien. Sodann gedachte Voyron der thatkräf-
tigen Unterstützung des französischen Admirals, der die
französische Flotte in den chinesischen Gewässern kom-
mandierte. Einem Berichterstatter des „Temps" erklärte
der General, Graf Waldersee sei ein Mann von
höchstem Verdienste und Werte. In der mir von der
Regierung erteilten Instruktion hieß es, Waldersee werde
dank seiner hervorragenden Fähigkeiten bald eine große
Autorität im Rat der fremden Generäle erlangen. Dies
bewahrheitete sich auch. Wir sind immer einig vorge-
gangen. Waldersee erkannte auch meinen hingebungs-
vollen Beistand an. General v. Schwarzhoff, der ber
dem Brande in Peking verunglückte, kehrte in unseren
Beziehungen weniger den Soldaten als den Diplomaten
hervor, aber gleichwohl war das Einverständnis voll-
ständig. Die Beziehungen zwischen Deutschen und Fran-
zosen waren intimer, als die zwischen den Militärs
fremder Mächte, dis kriegerischen Operationen wurden
gleichzeitig von den Truppen ausgeführt. Die Soldaten
fraternisierten, wenn bei den Nationen auch die Offiziere
stets eine gewisse Zurückhaltung beobachteten.
Türkei.
K o n st a n t i n o P e l, 26. Sept. Die brieflichen,
mehreren Botschaften angekündigten Konsulrap-
Porte aus den armenischen Provinzen sind ausgeblie-
ben und man nimmt an, daß die t ü r k i s ch e n B e h ö r-
den dieselben unterschlagen haben. Der Dra-
goman des französischen Konsulates in Erzerum, der
zur Berichterstattung hierher berufen war, ist vom dor-
tigen Vali zweimal an der Abreise verhindert worden.
Der Botschaftsrat Bapst richtete eine offene Depesche
an den Vali, in der er ihn Persönlich dafür verantwort-
lich machte, wenn er sich noch weiter der Abreise des
Dragomans widersetze.
Afrika.
— Von einem aus Nordtransvaal heimgekehrten
Schweizer hat die „Tägl. Rundschau" Mitteilungen
erhalten, aus denen hervorgeht, daß die Engländer
seit diesem Frühjahr eingeborenen Häuptlin-
gen den Auftrag erteilt haben, die Farmen der
Weißen zu überfallen und a u s z u pst ü n d e r n
und ihre Familien f o r t z u s ch l e p p e n. So habe
der Oberst Greenfeld im Bezirk von Pietersburg dem
Häuptling Molethe einen solchen Auftrag erteilt. Die-
ses Verfahren werde aber nicht nur gegen die Buren,
sondern auch gegen deutsche und schweizerische An-
siedler und Missionare ohne Rücksicht auf ihre
Staatsangehörigkeit angewandt. Als ein so behände!-,
ter deutscher Arzt beim Obersten Greenfeld sich beklagte,
daß er ihm und die Seinigen durch Kaffern gefangen
nehmen lasse, entschuldigte sich dieser: „Ich habe die
Aufgabe! den ganzen nördlichen Distrikt von Buren

Turmreste leicht zu entdecken sind), auf Fußpfaden leicht
2 Klm. abkürzen können.
Sehr Unternehmungslustigen empfehlen wir fol-
gende Rücktour: Ernsttha l-—W aldleiningen
—Hesselbacher Kirchpfad aufwärts nach Hesselbach, dort
herrliche Aussicht auf den weiten grünschimmernden
Odenwald, besonders Katzenbuckel, Krähberg, Jtterbach-
thal bei Abendbeleuchtung, dann steil hinab nach
Schöllenba ch, zur Kirche und dann auf der Land-
straße abwärts nach Kailbach — macht 2s/^ Stunden,
dann wird es allerdings mit der schon zurückgelegten
Morgenleistung eine stramme Tagestour.
Wie wir es auch machen wollen, jedenfalls finden
wir in Kailbach unmittelbar beim Bahnhof gut Unter-
kunft, wo wir bis zum Abgang des Zuges
unser Abendessen einnehmen können, bis
uns der Zug 10.31 gen Eberbach entführt.
Auch hier giebt uns die gütige Bahnverwaltung nochmals
eine Stunde Zeit, damit wir bei einem letzten Abend-
schoppen die Ereignisse des schönen Tages besprechen
können. 11.50 Uhr fährt der Zug den heimatlichen Ge-
filden zu, wo er uns 12.49 absetzt.
Möge eins freundliche Sonne und ein schöner Voll-
mond unser Unternehmen begünstigen und uns dsie
herbstlichen Farben des Waldes noch prächtiger malen.
Alle Klubgenossen bitten wir also, die kleine Unannehm-
lichkeit später Heimkehr nicht zu hoch anzuschlagen, son-
dern auch hier, wie bisher im Sommer, zahlreich zu un-
serer Fahne zu halten. Das nächste Mal sind wir wieder
solider. Frisch ans! O.W.K.

zu säubern und muß jedes Mittel gebrauchen, durch wel-
ches ich das Ziel erreiche. Ich habe die Kaffern nicht
beordert, auch Missionare gefangen zu nehmen." Doch
gab er dem anwesenden Basuto-Häuptling nicht den lei-
sesten Tadel, und die Basutos selbst versicherten hernach:
„Das ist nicht wahr, wir haben den Auftrag bekommen,
das ganze Land zu säubern von jedem weißen Menschen."
In verschiedenen Gegenden seien nach der Wegführung
der Weißen Aufstände ausgebrochen, doch sei es für
Buren und Engländer ein Glück, daß die Häuptlinge,
statt sich mit vereinten Kräften auf die Europäer zu wer-
fen, ihre wiedsrerlangte Freiheit benutzten, um ihre alten
Stammesfehden auszusechten.

Aus Stadt und Land
Heidelberg, 27. September.
* Zum Quartalswechsel. Wer von unseren Postabonnenten
das Abonnement auf die „Heidelberger Zeitung" noch
nicht erneuert hat, der möge es unverweilt thun, damit in der
Zustellung des Blattes keine Verzögerung Antritt. Gleichzeitig
ersuchen wir diejenigen Bürger in Stadt und Land, welche die
„Heidelberger Zeitung" noch nicht halten, einen Versuch mit
unserem Blatte zu machen, dessen Leserkreis täglich wächst. Die
„Heidelberger Zeitung" kostet durch die Post bezogen vierteljährlich
nur 1,35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr. Das ist ein Preis,
den Jedermann für seine Zeitung anlegen kann. Wir bitten
also um zahlreiche Neubestellungen.
Zum Prozeß Weipert. Die „Bad. Corresp." meldet von
hier: Seit mehreren Monaten liegt nunmehr das Gnaden-
gesuch des Expedittonsgehilfen Weipert im Großh. Geh. Ka-
biner. Die endgiltige Entscheidung dürste schon in den nächsten
Tagen erfolgen. Weipert erhielt Mitte August von der Großh.
Staatsanwaltschaft in Heidelberg plötzlich die Aufforderung, seine
Strafe anzutreten und stellte sich im Mannheimer Gefängnis,
aus dem er aber schon am folgenden Tags wieder entlassen
wurde. Seitens der Großh. Generaldirektion hat er bereits die
Zusicherung erhalten, daß er im Eisenbahndienst wieder Ver-
wendung findet.
Vo. Abschieds-Vorstellung des Zirkus Lorch. Wie zu er-
warten stand, war auch bet der gestrigen Abschieds-Vorstellung
der Zirkus recht gut besucht, und es wurde zum Abschied auch
Hervorragendes geleistet. Man sah es den Künstlern und Künst-
lerinnen an, daß sie sich ein ehrendes Andenken bewahren woll-
ten, denn alle arbeiteten mit einer Eleganz und großer Energie.
Zur Bereicherung des Programms war gestern noch eine Draht-
seilnummer in dasselbe eingereiht, das noch sehr jugendliche
Fräulein Hedwig führte sie aus und es war eine Lust, dieselbe
auf dem dünnen glatten Draht tanzen zu sehen. Stürmischer
Beifall wurde ihr gezollt. Auch der dumme August brachte wie-
der urgelungene Sachen. Vor Anfang der Pantomine „Der
Krieg in Transvaal", trat Herr Direktor Louis Lorch in die
Arena, dankte den Heidelbergern für den zahlreichen Besuch und
schloß mit einem „Auf Wiedersehen". Der Wunsch wird von
dem hiesigen Publikum sicher van Herzen erwidert.
O Verein bad- Lehrerinnen. Die Mitglieder der Abteilung
Heidelberg des Vereins badischer Lehrerinnen treffen sich am
Samstag den 28. d. M. in der Restauration Schlierbach.
O Schöffengerichtssttzung vom 26. Sept. 1) Peter Sche-
menauer aus Ktuchheim erhielt wegen Körperverletzung 3 Wochen
Gefängnis; 2) Stefan Schweitzer aus Wyhl z. Z. in Haft hier
wegen Betrugs 4 Wochen Gefängnis; 3) die Verhandlung gegen
Paul Weibberg von hier wegen Körperverletzung wurde von der
Tagesordnung abgesetzt; 4) Leonhard Wilhelm Stöcker aus Kirch-
heim erhielt wegen Körperverletzung 1 Woche Gefängnis; 5)
Kath. Wolf aus Ziegelhäuser, z. Zt. in Haft hier wegen Be-
trugs 4 Wochen Gefängnis; 6) Heinrich Hotz von Ladenburg
wegen Vergehen gegen die Gewerbeordnung eine Geldstrafe von
15 Mk.; 7) Georg Schuhmacher von hier wegen Ruhestörung,
Widerstand und Beleidigung 5 Wochen Gefängnis und 1 Tag
Haft; 8) Kathar. Hönig geb. Leiser aus Nohon wegen Beleidigung
10 Tage Haft; 9) Alois Schwer von Hartbeim, z. Z. in Haft
hier wegen Diebstahls 20 Tage Gefängnis; 10) die Verhandlung
gegen Friede. Ludwig Adelhelm und Gg. Ludwig Reh, gen. Ruf,
von Heidelberg wegen Körperverletzung wurde vertagt.
* Verhaftet. Eine Frauensperson, welche auf Rechnung einer
Studentenverbindung bei einer hiesigen Firma Waren erschwindelte,
wurde gestern in's Amtsgerichtsgrfängnis eingeliefert.
A Landwirtschaftliche Ausstellung in Ziegelhausen. Wir
wollen nicht verfehlen, auf die Ausstellung von Obst, Kartoffeln,
Gemüsen u. s. w. aufmerksam zu machen, die Samstag, Sonntag
und Montag in unserer Nachbargemeinde Ziegelhausen und zwar
in den Sälen des Gasthauses znm „Lamm" stattfindet. Wie wir
vernehmen, sind die Vorbereitungen zur Ausstellung im besten
Gange und es zeigt sich, daß die Ausstellung sehr gut beschickt
sein wird, sodaß auch ein Besuch derselben sehr lohnend ist. Wer
sich an den Früchten des Feldes und des Gartens satt gesehen
hat, der findet in den zahlreichen Gasthäusern Ziegelhaufens Ge-
legenheit zu einem guten Trunk. Im Lamm selbst ist am Sonntag
Nachmittag im Anschluß an die Preisverteilung Konzert. Z
(!) Saalbau-Mannheim. Den Saalbaubesuchern irr
Mannheim steht am Freitag den 27. ein großes Sportsererg-
nis bevor. Mons. Reinsch setzte einen Preis von 5000 Mark
aus, für denjenigen Herrenreiter der imstande ist, seine Triks
nachzureiten. Es meldete sich Herr Lipot, der sich diese kleine
Summe verdienen will. Der Matsch findet auf der Bühne
des Saalbautheaters statt, und es wird einen heißen Kampf
um die Prämie geben, da Herr Lipot als einer der besten
Reiter weit und breit bekannt ist. Die Austragung dieses
Matsches findet abends 10s4 Uhr statt.
Eppingen, 25. Sept. (Ir r e n a n st a l t s p r o j e k t.)
Gestern war eine Kommission von einigen Mitgliedern des
Gemeinderats und des Gewerbebereins bon hier beim Großh.
Ministerium des Innern vorstellig wegen der vom Staate
zu erbauenden Jrrenklinik. Die Abordnung wurde vom Mi-
nister Schenkel freundlichst empfangen und erhielt von ihm
das Versprechen, die Gemeinde Eppingen wegen dieser Sache
einer näheren Prüfung zu unterziehen.
Bruchsal, 26. Sept. (E i s e n b a h n u n f a l l.) Ge-
stern Abend stieh die Maschine des Staatsbahnzuges auf den
M e n z i n g e n—O d e n h e i m e r Lokalzug mW ver-
ursachte großen Materialschaden, der auch noch Verspätungen
der kursmäßigen Züge im Gefolge hatte. Menschenleben
sind erfreulicherweife nicht zu Schaden gekommen. Wie der
„N. Bad. Landesztg." noch mitgeteilt wird, hätte dieser
Unfall unter Umständen schreckliche Folgen haben können; daß
es so glatt abgelaufen, ist nur dem Umstande zuzuschreiben,
daß der Schluß des Menzinger Lokalzuges aus Güterwagen be-
stand. Auf diese Art wurden nur diese zertrümmert, wären
es Personenwagen gewesen (und diese waren dicht mit heim-
fahrenden Arbeitern besetzt), so hätten wir gestern Abend
in Bruchsal ein zweites Heidelberger Karlsthor erlebt. Die
ansfahrende Lokomotive, eine Pfälzer mit ebenso Personal,
sollte den um 8.03 Uhr nach Saarbrücken abgehenden Schnell-
zug wegbringen; ihr war ein Begleiter beigegebcn, der lokal-
kundig ist und daher den Bruchsaler Bahnhof kennen sollte.
Dieser gab dem Führer Ordre, zuzufahren, obschon dieser
nicht recht traute und ihm die Sache nicht geheuer schien.
Da plötzlich, als die Maschine noch in schnellem Tempo fuhr,
war das Unglück schon gefchehen.
SL Karlsruhe, 25. Sept. ((Lesehalle.) Der
Volksbildnngsverein hat schon längst die Errichtung von Lese-

hallen für die Arbeiterschaft beschlossen und kann dieses Vor-
haben nunmehr verwirklichen, nachdem die Stadt die erfor-
derlichen Kosten zu bestreiten sich bereit erklärt hat. Der
zweite Stock des Gasthauses „Europäischer Hof," Waldhorn-
straße Nr. 22, ist gemietet worden, dessen Saal Platz für
100 Personen bietet: Es werden etwa 50 Zeitungen und
verschiedene Zeitschriften, sowie Nachschlagewerke aufgelegt
werden, um möglichst sachliche Belehrung bieten zu können-
Man wünscht, daß der Lesesaal auch von weiteren Kreisen als
der Arbeiterschaft besucht wird. Die Eröffnung wird anfangs
Oktober stattfinden.
L. 6. Karlsruhe, 25. September. (Die städtische
Rechnung für 1900) zeigt ein recht günstiges Ergebnis
des verflossenen Wirtschaftsjahres. Nach dem Voranschlag
für 190(> wurden die gesamten Wirtschaftseinnahmen auf
2 547 676 Mk. und der durch Umlagen anfzubringende un-
gedeckte Gemcindeaufwcmd aus 1 450 715 Mk., zusammen
auf 3 998 891 Mk. festgesetzt, welcher Summe die Wirt-
schaftsausgaben in gleichem Betrage gegenüberstanden. Nach
Abschluß der Stadtkasse-Rechnnng aber betragen im „Hat"
die Wirtschaftseinnahmen 4 663 940 Mk., die Wirtschafts-
ausgabm 3 982 372 Mk., sodaß sich ein Überschuß der
Wirtschaft in Höhe von 630 468 Mk. ergibt.
LL Pforzheim, 25. Sept. (In Pforzheim er
Bankkreisen) ist man nicht sehr erbaut über das schroffe
Vorgehen der Reichsbank, die in den letzten Tagen zwei Banken
den Diskont entzogen hat, deren Bonität über jeden Zweifel
erhaben ist. Die beiden Geschäftshäuser haben denn auch mit
Hilfe ihrer Hintermänner den harten Schlag rasch und glatt
überwunden, sodaß in der Stadt davon fast gar nichts be-
kannt wurde. Man glaubt allgemein, daß die Reichsbank durch
eine böswillige Denunziation zu ihrem schroffen Vorgehen
veranlaßt wurde.
L.u Baden-Baden, 26. Sept. (Omnibus-Projekt.)
Schon seit längerer Zeit wird von verschiedenen Seiten darauf
hingearbeitet, das ganze Oosthal von Lichtcnthal bis Baden-
scheuern bezw. bis Oos durch eine ständige Fahrgelegenheit zü
verbinden. Vor einigen Tagen ist nun eine Versammlung der
Interessenten zu der Ansicht gekommen, daß eine Beschaffung
von zwölfsitzigen Omnibufsen mit Akkuniulatorenbelrkb, die ohne
Geleise auf Gummi laufen, das zweckentsprechendste Verkehrs-
mittel sei; die Wagen sollen halbstündig verkehren. Es soll eine
Aktiengesellschaft gebildet werden, welche den Betrieb der Strecke
übernimmt. Wenn alles gut geht, soll die Linie Oos-Lichtenthal
im März kommenden Jahres in Betrieb gesetzt werden.
Lahr, 25. Sept. (L a n d w. Ausstellung.) Einer
heute hier eingetroffenen Nachricht zufolge wird der Großher-
zog nächsten Samstag Vormittag um halb 11 Uhr hier ein-
treffen, um der Eröffnung der landwirtschaftlichen Gauaus-
stellung beizuwohnen.
6. U. Freiburg. 26. Sept. (Die Hauptversammlung
der deutschen Geschichts- und Alter tu msvereine
sowie des Vereins für Denkmalpflege), welche in
diesen Tagen hier in Freidurg abgehalten wurde, nahm einen
überaus glänzenden Verlauf. Ueber 250 Historiker und Ge-
schichtsfreunds aus allen Gauen Deutschlands, der Schweiz und
Oesterreichs hatten sich eingefundcn, sogar Spanien und Peru
waren vertreten. Im Ganzen wurden 37 wissenschaftliche Vor-
träge aus allen Gebieten der Geschichlskunde, der Baugeschichte,
Kulturgeschichte, Volkskunde und Sprachwissenschaft gehalten. Der
Verein für Denkmalpflege beschloß, dem hessischen Gesetzentwurf
zur Erhaltung wichtiger Altertümer zuzustimmen und ihn den
übrigen Bundesstaaten zur Nachahmung zu empfehlen. Das
Bankett, welches die Stadt Freiburg in splendidester Weise den
Güsten gab.^war von mehr als 500 Teilnehmern besucht. Heute
wurde mit souderzug ein Ausflug nach Donaueschingen gemacht
auf Einladung des Fürsten von Fürstenbrrg, um dort die
Sammlungen (Bibliothek, Archiv, Gemälde und Skulpturen) zN
besichtigen. An der Fahrt, sowie an der fürstlichen Tafel nah-
men gegen 380 Personen teil. Die Gäste sind vom Verlauf der
Freiburger Generalversammlung hoch befriedigt.
Aus Baden. Zu Will statt hat man, der „Kehler
Ztg." zufolge, gestern unterhalb der Kinzigschleuse (im soge-
nannten Gumpen) einen Salinen im Gewicht von etwa 13
Pfund gefangen. — Der in badischen Lehrerkreisen wohlbe-
kannte Seminarmusiklehrer Hiß von Ettlingen ist, der
„Konst. Ztg." zufolge, nach 52jähriger segensreicher Thätig-
keit am 21. d. Mts. in den wohlverdienten Ruhestand getreten-
— Dienstnachrichten. Verlieben wurden dem Hauptmann
v on B lume n st e i u im 112 Inf.-Reg. die Schwerter zuw
Roten Adler-Orden 4 Nl. )
Theater- und Knnstnachrichten.
Stadt-Theater. Montag geht am Stadltheater als erst?
S ch aus p te l Vorstellung dieser Saison „Eva" von Voß in
Scene, das bekannte spannende und wirksame Werk, dessen Auf-
führungen in unserem Theater stets so großem Interesse be-
gegneten. In der Titelrolle debütiert Fräulein Herter, in den
anderen bedeutenden Rollen treten auf d e Herren: Bernau,
Brandt, Feldner, Großmann, Rudolph, Schneider, Wiegner uns
Winter und die Damen Hohenau, Jnngmann, Milde, Müller
und Serien.
Die Weingartner-Konzerte finden seitens des hiesigen musik-
liebenden Publikums die regste Unterstützung. Vormerkungen
werden, wie aus dem Inseratenteil kervorgeht. nur noch bis
1. Oktober entgcgengenommen. Wer sich daher den seltenen Ge-
nuß für diesen Winter sichern will, säume nicht, sich nach der
Musikalienhandlung von Karl Hochstein, Hauptstraße 73, zu be-
geben.

Kleine Zeitung.
-— Hamburg, 25. Sept. Am heutigen Festma h l
der Deutschen Naturforscher und Aerzte nahmen übel
1100 Personen teil, Professor Hertwig-München brachte
das Hoch auf den Kaiser ans. Professor Heubner-BerliN
toastete auf Hamburg, Bürgermeister Hachmann auf die
Naturforscher und Aerzte. Hieran schloß sich noch eine
Reihe weiterer Trinksprüche.
— Berlin, 26. Sept. DerKaiser plant eineVerschörre-
rung der Straße „Unter den Linden" durch Freile-
gung des Brandenburger Thores und Er-
richtung eines Denkmals für die Kaiserin
Friedrich.
— Petersburg, 26. Sept. In der Stadt KnrgaN
fiel heute der erste Schne e. Im Gouvernement T>n
bolsk ist die Erde vielfach gefroren.
— Auch ein Heiratsgesuch. In einer der letzten Nnw'
mern des Berliner „Lok.-Anz" stand unter einer Menge
von Heiratsgesuchen auch folgende mit der bezeichnenden
Ueberschrift „Reell": „Welche vermögende Dame, auÄ
bucklige, macht einen strebsamen Maurer (32), etwas kleine
Figur, evangelisch, theoretische Kenntnisse, baldigst durch
Heirat glücklich. Diskretion zugesichert, anonym verbeten-
Unter S. 1732 Filialexpedition d. Bl. Rathenowerstr. 5-'
— Ob dem Manne wohl geholfen wird S
— Wir lesen im „Luzerner Tageblatt":
Honigcrtrag der Schweiz wird in günstigen Jahren am
37 500 Dopeizentner berechnet, ein Quantum, das 37a
Bahnwagen füllen würde. Der Wert dieser süßen FraÄ
beträgt, zum Engrospreise berechnet, über sechs Mn
lionen Franken.
 
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