Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0534

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
mehr Fabrikant Konstantin Wilds als nat.-lib. Kandidat
aufgestellt.
Waldkirch, 29. Sept. Die Kandidaten-
frage ist für den 17. Bezirk (Waldkirch-Emmendingen)
in glücklichster Weise dadurch gelöst worden, daß Herr
Fabrikant Sonntag in Waldkirch sich bereit erklärt
hat, die nationalliberale Kandidatur anzunehmen. Wir
zweifeln nicht, daß diese Lösung allseits die größte Be-
friedigung Hervorrufen wird.
BO Karlsruhe, 29. Sept. In einer Wäh-
ler Versammlung in Freiburg teilte der
Zentrumskandidat Fehrenbach mit, Herr Dekan
Lender habe auf ihn eingewirkt, die Kandidatur anzu-
nehmen im Sinne gemeinsamen Zusammenwirkens in
der Fraktion. Das habe ihn auch mitbestimmt, die Kan-
ditatur, die ihm große persönliche Opfer auferlege, zu
übernehmen, lieber das Jahr 1886 bemerkte Fehren-
bach:
„Als jüngstes Kammermitglied sei er 1885 in die Kammer
eingetreten und Schriftführer seiner Fraktion geworden. Ein Teil
der Fraktion habe damals geglaubt, daß die Anbahnung des
kirchenpolitischen Friedens in Preußen und im Reich auch auf
Baden einen heilsamen Einfluß ausnben werde, und deshalb ge-
glaubt, die kirchenpolitischen Anträge zurückstellen zu können. Als
darob Mißhelligkeiten in der Partei entstanden, weil der andere
Teil auf den Forderungen bestand, sei die bekannte Erklärung
von 10 Mitgliedern der katholischen Volkspartei abgegeben worden.
Ein von ihm damals gestellter Antrag, der Erklärung den Satz
einzuschalten, man halte sich jedoch das Einbringen der Anträge
für spätere Zeiten vor, sei nicht dnrchgedrungen, und so habe er
sich gefügt. Er gebe zu, daß damals Fehler gemacht worden seien,
aber Jeder habe nach bestem Gewissen und voller Ueberzengung
gehandelt. Er habe sich darauf vom parlamentarischen Leben
zurückgezogen, sei aber niemals im geringsten Punkte vom
Zentrumsstandpunkte abgewichen. Er habe weder Abbitte geleistet,
noch sei jemals das Ansinnen an ihn gestellt worden. Wenn er
jetzt als Kandidat wieder auftrete, so geschehe das trotz ursprüng-
licher persönlicher Bedenken auf inständiges Drängen seiner Partei-
freunde. Was Herr Obkircher von einem „Kniefall" behauptet,
fei reine Phantasterei. Er habe die Kandidatur im vollen Ver-
trauen auf ein ersprießliches Zusammenwirken in der Zentrums-
fraktion angenommen und in der Absicht, nach Kräften in derselben
mitzuarbeiten. Wenn in sachlichen Punkten Meinungsverschieden-
heiten anftauchen, so werde sich schon ein Ausgleich finden lassen.
Er gebe seine freie Ueberzeugung nicht auf, wenn er sich in's
Ganze füge".
Die Obkircher'sche Behauptung, daß Fehrenbach
einen Kniefall vor Wacker gemacht habe, ist keineswegs
eine Phantasterei, wie aus einem Bericht hervorgeht,
der uns aus Freiburg über die fragliche Zentrumsver-
sammlung zugegangen ist, in der die Kandidatur Fehren-
bach proklamiert wurde. Danach ist Herr Wacker nach
seiner Ankunft in Freiburg keineswegs sofort in die betr.
Versammlung gegangen, sondern er hat o b e n auf der
.Gallerte des Saales hinter einer Gardine die
Rede Fehrenbach's angehört und ist erst dann im Saale
erschienen, als Fehrenbach rückhaltlos der Wacker-Poli-
tik Anerkennung gezollt hatte. Ob Herr Wacker
seinen Segen zu der Kandidatur Fehrenbach auch ge-
geben hätte, wenn der „Kniefall" nicht erfolgt wäre,
erscheint mehr als fraglich.
L.O. Karlsruhe, 30. Sept. Eine Versammlung von
Zent rums Wählern aus der Oststadt folgte heute
Abend dem Beispiel der Versammlung im katholischen
Vereinshaus und sprach sich ebenfalls gegen jede Unter-
stützung der nat.-lib. Partei im bevorstehenden Wahl-
kampf aus. Die Wahlversammlungen jagen hier
einander förmlich. Die Nationalliberalen halten solche
teils für sich und teils in Gemeinschaft mit den Frei-
sinnigen ab. Letztere werden von der demokratischen und
sozialdemokratischen Presse aufs wütendste angegriffen.
Die neuliche Zentrumsversammlung (siehe ausführlichen
Bericht im zweiten Blatt) war hauptsächlich von katho-
lichen Arbeitern besucht und zwar von solchen, die schon
länger Miene machten, dem konservativer gerichteten Teil
des Zentrums aus der Hand zu gehen. Geistlichkeit
und Beamtentum fehlten; auch die bürgerlichen
Kreise waren schwach vertreten, und die Erschienenen
dürften, wie aus Aeußerungen hervorging, wenig Freude
an dem stürmischen Verlauf der Verhandlungen gehabt
haben. Man gibt sich in nat.-lib. Kreisen der Hoffnung
hin, daß die Versammlung wenig an den Wahlaussichten
geändert habe, denn sie bestand aus Elementen, die ohne-
dies für die Soz.Dem. gestimmt haben würden, während
die Zentrumswähler, die sich neutral zu halten gedachten,
auch in der Versammlung nicht vertreten waren.
Bahern.
München, 30. Sept. Prinz Tschun traf Vor-
mittags auf dem Bahnhofe ein und wurde vom Hofrat
Schacht von der preußischen Gesandtschaft empfangen.
Unter Führung des letzteren unternahm der Prinz eine
Rundfahrt durch die Stadt.
München, 28. Sept. Zwischen den Kommissionä-
ren der bayerischen und württembergischen Staatsbahnen,
die über die Vereinfachung und Vereinheitlichung des
Personentarifs berieten, wurde angeblich eine vollkom-
mene Verständigung erzielt. Der Inhalt wird einst-
weilen geheim gehalten, bindende Verhandlungen von
Regierung zu Regierung und ein etwaiger Anschluß Ba-
dens und der Neichslande werden nachzufolgen haben.
Eine süddeutsche Bahngemeinschaft kommt dabei, wie die
„Köln. Ztg." erfährt, nicht in Frage. Die ultramon-
lanen Mitglieder des Landtags Meldeten eine Anfrage
darüber an, welche Haltung die Regierung Asgenüber
der Tarifvorlage einzunehmen gedenke. Das Zentrum
kam damit den Sozialisten zuvor. Die Regierung wird
voraussichtlich antworten, daß sie die Tarifvorlage voll-
kommen billige.
München, 28. Sept. Heute wurde die Kam-
mer der Abgeordneten eröffnet. Finanzminister
Riedel legte das Budget vor und fügte hinzu: Die
Jahre 1898 und 1899 hätten einen Ueberschuß von 65
Millionen ergeben, wovon allerdings bereits 20 ver-
braucht sind. Das neue Budget für 1902 bis 1903 ba-
lanziert mit 464 Millionen, das sind mehr 31 Millionen.
Der Minister bezeichnet das Budget als ein Sorgen-
kind, da dem steigenden Mehrbedarf ein durch die wirt-
schaftliche Depression veranlagtes Sinken der Einnahmen
bei allen wichtigen Positionen gegenübersteht. Nachdem
der Minister die einzelnen Budgets besprochen, betonte
er, daß das Gesamtbild trotz einzelner Lichtseiten kein

sehr erfreuliches sei. Immerhin könne man, falls eine
baldige befriedigende Ordnung der Reich sfi-
na uzverhält nisse erfolgt, ohne allzu große
Sorge der Zukunft entgegensetzen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
—- Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben
das Kommandeurkreuz mit Stern des Ordens Berthold des
Ersten dem Präsidenten der Generaldirektion der Königlich
Württembergischen Staatseisenbahnen, Staatsrat von Balz,
das Kommandeurkreuz zweiter Klasse des Ordens vorn Zäh-
ringer Löwen dem Vorstand der Bauabteilung, Direktor von
Fuchs und dem Oberfinanzrat Straßer; ferner die
kleine goldene Verdienstmedaille dem Bureauaufwärter
Eberle, sämtlich bei gedachter Generaldirektion verliehen.
— Seine Königliche Hoheit der Grohh erzog haben
den Reallehrer Johann Bansbach am Gymnasium in
Mannheim auf sein Ansuchen unter Anerkennung seiner lang-
jährigen treugeleisteten Dienste in den Ruhestand versetzt.
—- Die erledigte Bezirkstierarztstelle in Lahr ist dem
Großh. Bezirkstierarzt Max Servatius in Engen über-
tragen worden.
— Mit Wirkung vom 1. Oktober 1901 an ist dem Notar
Kellner das Notariat Rastatt III und dem Notar E i che -
ler das Notariat Rastatt II zugewiesen.
-— Expeditionsassistent Engelbert Kemps bei Großh.
Eisenbahnhauptkasse wurde zum Betriebssekretär ernannt.
Karlsruhe, 30. Sept. Die Abreise des Groß-
herzogs von Karlsruhe am Samstag den 28. erfolgte
um halb 9 Uhr früh und die Ankunft in Lahr um halb
11 Uhr. Um 2 Uhr verließ der Großherzog Lahr und
reiste nach Müllheim, wo die Erbgroßherzogin denselben
erwartete und nach Badenweiler geleitete. Der Großherzog
verweilte bei seinem Sohne bis 7 Uhr abends und begab
sich dann nach Freiburg, von wo derselbe auf der Linie
Freiburg-Neustadt bis Donaueschingen fuhr und daselbst
um halb 12 Uhr nachts eintraf. Von hier erfolgte die
Weiterreise um 5 Uhr früh und die Ankunft in Konstanz
um 7 Uhr 42 Minuten. Die Großherzogin war dem
Großherzog entgegengefahren und so erreichten Ihre König-
lichen Hoheiten au einem schönen Sonntagmorgen um halb
9 Uhr Schloß Mainau. Um 11 Uhr nahmen die Groß-
herzoglichen Herrschaften an dem evangelischen Gottesdienst
in der Schloßkirche Teil, bet welchem Stadtpfarrer Kaiser
von Konstanz die Predigt hielt. Gegen 1 Uhr begab sich
die Grobherzogin zu Wagen nach Konstanz und begrüßte
daselbst am Bahnhof den König von Rumänien, die Gräfin
von Flandern, den Fürsten von Hohenzollern, den Prinzen
Friedrich von Hohenzollern und Gemahlin, den Erbprinzen
von Hohenzollern und den Prinzen Karl von Hohenzollern
und Gemahlin, welche von einem zahlreichen Gefolge be-
gleitet waren. Die Großherzogin geleitete die sämtlichen
Herrschaften nach Schloß Mainau, wo der Großherzog
dieselben empfing. Hierauf fanden eine Familien- und eine
Marschallstafel und darnach bei schönstem Wetter ein Um-
gang auf der Insel statt. Die Gräfin von Flandern ver-
ließ die Grotzherzoglichen Herrschaften schon um 4 Uhr
und reiste nach Belgien zurück. Die übrigen hohen Herr-
schaften verweilten noch bis nach 5 Uhr auf Mainau und
fuhren dann, von dem Großherzog und der Großherzogin
begleitet, nach Konstanz, von wo dieselben die Reise
nach Schloß Weinburg bei Rorschach fortsetzten.
— Gestern Abend traf Staatsminister von Brauer, einer
Einladung folgend, auf Schloß Mainau ein, wo dessen
Gemahlin schon seit einigen Tagen bei der Großherzogin
verweilte. — Heute Mittag trafen aus Salem die Prin-
zessin Wilhelm und die Erbprinzessin von Anhalt, sowie
Prinz Max zum Besuch bei den höchsten Herrschaften ein.
Im Laufe des Abends kehrten die hohen Verwandten wie-
der nach Salem zurück.

Ausland.
Schweiz.
-— Der feit 63 Jahren bestehende schweize-
rische Grütliverein, der gegenwärtig noch etwa
20 000 Mitglieder zählt, hat zu existieren aufgehört.
Auf dem Parteitag in Solothurn letzten Samstag ist
er mit Sack und Pack ins sozialdemokratische Lager über-
gesiedelt. Der fast einstimmig gefaßte Beschluß hat dü-
nnt lediglich eine Formsache vollzogen, da thatsächlich der
Grütliverein in feinen neuen Satzungen vom Jahre 1893
das sozialdemokratische Glaubensbekenntnis abgelegt und
es seither befolgt hat.
England.
London, 30. Sept. Die „Times" meldet aus
Kolombo vom 29. September: Der Gouverneur teilte
auf dem Exerzierplatz den Freiwilligen mit, daß 200
Buren, welche sich dort als Kriegsgefangene auf Ehren-
wort befinden, die Geneigtheit ausdrückten, den Treu-
eidzu leisten und sich in den britischen Heeresdienst zur
Verwendung außerhalb Südafrikas einreihen zu lassen.
(Wahrscheinlich ist den Buren die Langweile des Ge-
fangenlebens unerträglich geworden. Red.)
London, 30. Sept. „Daily News" halten ihre
letzte Meldung von der Demission Kitcheners
aufrecht und melden heute, es bestehe Grund zu glauben,
daß der König beim letzten Kabinetsrat, den er gleich
nach der Rückkehr vom Festland einberief, eine sehr
entschiedene Haltung bezüglich Kitcheners Stellung ein-
genommen habe. Er habe die Minister, namentlich
den Kriegsminister, den er vor dem Kabinetsrat privatim
sprach, eingehend über ihre Pläne, namentlich im Hin-
blick auf das Nachlassen der Rekrutenaushebung be-
fragt.
Italien.
Venedig, 30. Sept. Der Kö nig und die Königin
sind gestern Nachmittag in Begleitung Zanardellis
hier eingetroffen. Das Königspaar, das seit der Thron-
besteigung zum ersten Male hierher gekommen war, wurde
von der Bevölkerung lebhaft begrüßt.
Spanien.
Malaga, 30. Sept. Im Lyceum fand gestern in
Gegenwart aller Behörden die feierliche Verteilung der
Preise statt, welche derDeutsche Kaiser für dieHilfe-
leistung beim Schiffbruch des deutschen Schulschiffes
„Gneisen au" verliehen hat. Der deutsche Konsul hielt

eine Ansprache, in der er des heldenmütigen Beistandes
gedachte, welcher von allen Seiten der Besatzung der
„Gneisenau" geleistet wurde. Es folgten Redendes Präfekten,
des Militärgouverneurs, des Marinekommandanten und des
Bürgermeisters, welche in Hochs auf Kaiser Wilhelm und
König Alfons ausklangen.
Türkei.
K o n st a n t i n o p e I, 29. Sept. Die französische
Gegenvorschläge in Betreff der Affäre Lorando ge-
langen heute im türkischen Ministerrate zur Annahme
und sofort nach der Sanktion derselben durch das Pariser
Kabinet will der Lniltan eine Art Sühnemission nach
Paris schicken, welche die Wiederaufnahme der diplomck-
tischen Beziehungen einleiten soll.
Asien.
— Nach einer Meldung des Bureau Reuter aus
Peking wird die deutsche Garnison inShanghai bald
zurückgezogen werden, ebenso auch das Militär, welches
außerhalb der Grenze von Kiautschau die deutsche Eisen-
bahn bewacht. Der Gouverneur von Schantung, Auan-
Shikai, ersuchte kürzlich um Zurückziehung dieser letzteren
Truppe. Der deutsche Gesandte v. Mumm und der
Gouverneur von Kiautschau sind überzeugt von Jüan
Shikais Versicherung, daß die Eisenbahn geschützt wer-
den üvrd. — Auf Mumms Veranlassung ist gegen Ban-
diten, die im August einen in einem Dorfe bei Pe-
king lebenden deutschen Händler erschossen hatten, ein
Prozeß geführt worden, bei dem der Sekretär der deut-
schen Gesandtschaft zugegen war. Sieben Chinesen sind
zur Hinrichtung durch Köpfen verurteilt worden.
Afrika.
Tanger, 30. Sept. Der Sultan von Marokko
versprach, alle Reklamationen Spaniens zu
erfüllen. Die marokkanische Regierung versichert, daß
dis von dem Kabylenstamme Beni Nasara gefangen
genommenen Spanier am Leben bleiben.
Nationalliberale Wahlversammtung.
- Is. Ziegelhauscn, 1. Oktober.
In dem Gasthaus zur „P f cr l z" fand gestern eine von
126 Bürgern Ziegelhausens besuchte Versammlung der
nationalliberalen Partei statt, in welcher der
Landtagskandidat, Prof. Quenzer in fast zweistündiger
Rede sein von den Anwesenden beifällig aufgenommenes Pro-
gramm entwickelte. Einen mächtigen Eindruck übten die
schlichten und überzeugungstreuen Worte des Kandidaten auf
die Zuhörer und es wurde seine Rede mehrmals von lautem
Beifall unterbrochen. Redner versicherte den Ziegelhäusern
das; er für ihre Verhältnisse ein warmes Interesse habe, und
daß er, wenn ihm die Ehre der Wahl zuteil werden sollte,
für dieselben auch eintreten würde. Da ja die zwei Parteien
Ziegelhausens in letzter Zeit bei wichtigen Fragen immer
einig waren, so würden sie auch bei kommender Wahl überlegen,
was ihnen zu ihrem Wohl und Nutzen am besten ist. Lauter
Beifall wurde dem Redner gezollt. Hierauf ergriff Herr Karl
Chri st das Wort, der seit einiger Zeit in Ziegelhäuser^ an-
sässig ist. Seine Ausführungen, die u. a. die Konfessionsschu-
lcn verlangten, erregten das Befremden der Versammlung.
Der Vorsitzende Gemeinderat Rnnz wies seine Darlegungen
scharf zurück. Herr Christ, der erst seit Kurzem in Ziegelhausen
wohne, habe kein Verständnis und keine Sympathie für die
Ziegelhäuser Verhältnisse. Herr Runz unterstützte desto kräf-
tiger die Ausführungen des Kandidaten und forderte die An-
wesenden auf, zum Dank für die für jeden Zuhörer so klaren
Worte ein Hoch auf ihn auszubringen. Die Versammlung
stimmte freudig in das Hoch ein. Prof. Quenzer dank»
und brachte zum Schluffe mit einigen herzlichen Worten fm
unseren geliebten Landesfürsten, Großherzog Friedrich ein Hoch
auf denselben aus mit dem Wunsche, daß Gott chn noch lange
unserem geliebten Badener Lande erhalten möge. Begei-
stert wurde eingestimmt, worauf der Vorsitzende, Herr RunS
die Versammlung schloß. Auch in Ziegelhausen darf man
ans kräftige Unterstützung der nationalliberalen Kandidatur
hoffen.

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 1. Oktober.
* Wahlversammlungen. Der nationallib. Landtagskandidat
für Heidelberg-Land, Prof. Quenzer. wird nächsten Mittwo«
Abend im „Hirschen" in Neckargemünd sprechen. Am 1v-
Juni begann er seine Wahlagitation mit einem Vortrag eve»
dort im „Anker". Wer Herrn Qaenzer damals nicht gehört Han
dem ist jetzt nochmals Gelegenheit geboten, ihn und sein Pro-
gramm kennen zu lernen. Am Donnerstag spricht Herr Quenz-l
in der Traube" in H and sch uh s h e im. Wir bitten die Wahlen
die Vorträge recht zahlreich zu besuchen.
* Winterfahrplan. Unserer heutigen Nummer liegt für unjer^
geehrten Abonnenten der Winterfahrplan bei. Nichtabonnenten
können denselben auf unserer Expedition für 10 Pfg. (aufgezogen
40 Pfg.) in Empfang nehmen. '
Vo. Kaiserpanorama. Im Kaiserpanorama sind VE
Woche Bilder von dem malerischen Gard a-S e e ausgestellt
worauf wir die Leser aufmerksam machen möchten. Der Garda-
See welcher mit seiner wunderbaren Umgebung ein Hauptam
ziehüngspunkt für die Jtalienreisenden ist, verdient wirklich
leben M werden, und das kann man hier für wemg Ger
thun Von kunstvoll ausgeführten Bildern sind besonders A
erwähnen der Ponala-Fall. das malerische Panorama vo>
Limone, der Tunnelansblick über den See und das Schloö
Lazie, Diese Ansichten bieten einen wahren Hochgenuß.
mand sollte versäumen, dem Panorama einen Besuch abz»
stattm.^^ Abonnements-Konzerte auf dem Schlosse und Stadü
«arten haben mit dem gestrigen Tage ihr Ende genomE
Der Orchester-Verein, welcher seit 14 Lagen die Konzer).
ausführte, hat seine Aufgabe durch sehr tüchtige Wiederga^
der schwierigsten Programm-Nummern aufs beste gelöst, so oc v
Herrn Kapellmeister Otto Lehmann und seiner Kapelle »
anerkennend gedacht werden kann. Bei der günstigen Wr»
rung dürften noch weitere Konzerte stattfinden. Am Sorw-
nehmen die so beliebten und gemütlichen Restaurations-Ko
zerte in der Halle wieder ihren Anfang und werden oy
Zweifel auch in diesem u. im nächstenJahre einen zahlreichen^
such von hier und auswärts zu verzeichnen haben. „
(?) In eine gefährliche Situation geriet in der Nacht
Samstag auf Sonntag der Fuhrmann einer hiesigen Bierbrau» ^
Bei der Heimfahrt von Neckargemünd schlief er ein und als ,
Pferd- nachts zwischen 11 und 12 Uhr den Bahnübergang 0°^
halb des Karlsthors erreichten, gingen sie, anstatv die Fahrt»» ^
zu verfolgen, ruhig auf der Bahnlinie weiter. Der Vahn »
schlug Lärm, doch wollte der Fuhrmann gar mcht wach wer» z
Mehrere Bahnbedienstete hielten das Fuhrwerk an, doch »
nicht möglich war. die mit leeren Fässern beladen- Rolle
den hochliegenden Bahnschienen zu wenden, fuhr man wohl "
übel bis vor das Stationsgebäude am Karlsthor, dort ko» ^t:
da das Geleise zum Ueberschreiten für das Publikum h-rgerlw
 
Annotationen