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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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Donnastag, 17. Oktober 1901.

Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — Ir. 243.

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Erscheint täglich, Sonntags auSgenommm. - Preis mit Familienblättern monatlich SOMin's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
b zogen vierteljährlich 1.85 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzelle oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt — Für die Ansnabuie van Unreinen nn Keltin,»,»
^vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen - Fernspr^AnsGuß Nr 82 ^

Zwei chinesische Weform-Kdikte.
. , Die chinesische Regierung hat zwei Reformedikte er-
Msen, die, wenn sie nicht nur tote Buchstaben auf dem
siapier bleiben, sondern thatsächlich in Wirkung gesetzt
werden, von weitgehender Bedeutung für die Zukunft
Chinas werden müssen. Im iveseutlichen stellen sie
Dieselben Grundsätze auf, die auch in den Reformedikten
Kaisers Kwangsü schon zum Ausdruck gebracht wor-
sind, die später aber durch dein Staatsstreich des
siahres 1898 wieder vollständig von der Bildfläche ver-
ichchanden.
^ Das erste der beiden Edikte beschäftigt sich mit einer
Reform der
Prüfung für den Zivildicnst
ssnd lautet, der neuesten hier eingetroffenen Nummer
„Ostasiatischen Lloyd" zufolge, in deutscher kleber-
l^tzung wie folgt:
. Für die Auswahl tüchtiger Beamten sind, die Prü-
chvgsn von der größten Wichtigkeit. Unser Haus hat
N in dieser Beziehung bisher stets an die alten unter
°en Ming üblich gewesenen Regeln gehalten, indem es
wch dem Ausfall der Aufsätze, welche ein Thema unter
^cht Gesichtspunkten zu behandeln hatten, seine Beamten
^wählte, und berühmte Gelehrte sowie hervorragende
^taatsdiöner sind zahlreich aus diesem System hervor-
Zegangen. Alle, die dem Studium zugethan waren,
"oben sich zwar eifrig mit den kanonischen Schriften der
'Massiker beschäftigt, mit Aufsätzen und Abhandlungen
Wer sich nur als mit etwas Ueberflüssigem abgegeben,
ueber 200 Jahre sind so verflossen, Mißbräuche haben
wglich Augenommen, man betrachtete die Prüfungein nur
?°ch als ein Mittel, um billigen Ruhm zu ernten und
schrieb sich seine mittelmäßige Erzeug-
nisse gegenseitig ab, ohne in die erhabenen
Prinzipien der Klassiker eindringen zu können. Nun-
mehr aber ist es die höchste Zeit, praktischen Studien nach-
Mgehen und mit den alten Mißbräuchen auszuräumen.
§ ereits haben die fremden Handelsbeziehungen mit un-
sämtlichen Provinzen Können und Wissen in hohem
Aaße entwickelt, umso mehr muß daher die Kenntnis
Ninas und des Auslandes erweitert werden und müssen
"rauchbare Beamte herangebildet werden. Deshalb sind
^nächst alle Prüfungen den Anforderungen der Jetztzeit
!sisprechend umzugestalten, dann ist zu hoffen, daß
si'chtige Talente sich finden werden. Wir befehlen daher,
Uß vom nächsten Jahre an bei den Prüfungen für den
,?rad eines Chü Jin und Chin Chih im ersten Teil des
Samens fünf Abhandlungen über Chinas Verwaltung
M Gefchichte, im zweiten Teil vier Abhandlungen über
"w Verwaltung aller fremden Staaten und die mode«-
Iv Wissenschaften, im dritten Teil zwei Abhandlungen
s°er die vier Heiligen Bücher (Szu Shu) zum Prü-
.n'wgsgegenstand genommen werden sollen. Bei der
Nurteilung der Prüfungsarbeiten sollen diese alle zu-
"dfwen auf ihre Brauchbarkeit hin angesehen werden,
> W es soll nicht gestattet sein, daß nur auf eine einzelne
Aonderes Gewicht gelegt wird. Die Shih Chsi und
Nh Chi Shih (Mitglieder der Hanlin-Akademie) sollen
Mchfalls je eine Arbeit modernen Inhalts liefern, dsis-
Mchen sollen die Hof- und Palastprüfungen der Chin
Nih sämtlich die Verwaltung und Geschichte Chinas
A? die Verwaltung der fremden Länder und moderne
Owsenschaften behandeln. Bei allen vorstehenden Prü-
Ngen über ein den vier Büchern oder fünf Klassikern

Wu Ching entnommenes Thema darf hinfort nicht mehr
die Aufsatzweise des Pa Ku (ein Thema unter acht be-
stimmten Gesichtspunkten erschöpfend behandeln) befolg:
werden, vielmehr soll bei der Abfassung der Arbeit den
thatsächlichen Verhältnissen Rechnung getragen und sollen
nicht wie früher hohle Phrasen abgeschrieben werden.
Vom Erlaß dieses Edikts an möge ein jeder wetteifernd
an seiner Vervollkommnung arbeiten und dis Lehren
der Klassiker als Grundlage befolgen, gediegenen Charak-
ters alles Unbeständige und Getünchte von sich weifen,
verständnisvoll big Lehren anzuwenden suchen und ein
jeder soll entsprechend Verwendung finden, dann wird
Uns geholfen sein in Unserm Bestreben, ein gutes Re-
giment zu führen und brauchbare Menschen hsranzu-
bilden."
Das zweite Edikt sieht eine gründliche Reorganisation
in der
Beförderung des Offizierkorps
vor. Es lautet in deutscher Uebersetzung: :
„Die Militärprüfungen sind bisher stets nach den
zurzeit dar Ming-Dynastie gebräuchlich gewesenen Re-
geln gehalten worden, und zahllofe Uebelstände und
Mißbräuche sind daraus erwachsen. Die Hebungen mit
dem Bogen, Schwert, Steinwerfen, das Bogenschießen
zu Pferde und zu Fuß haben mit soldatischen Dingen
nichts zu thun und sie noch heutzutage bejbehalten zu
wollen, war gänzlich nutzlos. Vielmehr erscheint es vor
allem nötig, Wege und Mittel für zeitgemäße Reformen
in Vorschlag zu bringen und mit aller Energie das an-
zustreben, was von wirklichem Nutzen ist. Wir befehlen
hiermit, daß hinfort keine militärischen Prüfungen mehr
für den Grad eines Hsui Tsai, Tung SHLng, Chü Jin
und Chin Shih abgehalten werden; die sämtlichen mi-
litärischen Chü Jin und Chin Shih mögen sich zur Ar-
mee begeben, um sich dort praktische Kenntnisse anzueig-
nen. Die jüngeren Tung Shvng und Hsui Tsai mögen
gleichfalls in die Armee eintreten, bis in allen Pro-
vinzen Militärschulen errichtet sind. Dann sollen auch
Prüfungsvorschriften in Erwägung gezogen werden, um
überall brauchbares Material heranzubilden.
Aus Stadt und Laad.
Dossenheim, 16. Okt. (Tabak.) Der Aufkauf des
Tabaks hat begonnen. Die Sandblätter sind in der ver-
flossenen Woche dahier aufgekanft worden zum Preise von 17
bis 18 Mk. Abgehängt ist derselbe noch nicht. Die Ware ist
eine ausgezeichnet schöne; da dieselbe unter dem Dache sehr
schönes Wetter bisher hatte, so ist dieselbe auch entsprechend gut
ausgefallen. Von faulen, schimmligen Blättern, wie es bei
feuchtem, regnerischem Wetter oft vorkommt, sieht man keine
Spur. Der eigentliche Tabak ist in diesem Jahre ausnahms-
weise schön geraten und im Verhältnis zum Verkauf der Sand-
blätter dürfte er einen ziemlich hohen Preis erhalten, da die
Ware eine vorzügliche ist. Es wäre den Landleuten zu gönnen,
daß sie aus dem diesjährigen Tabak eine gute Einnahme er-
zielen würden, da die anderen Einnahmen ziemlich geringe
sind.
Mannheim, 16. Okt. (Die berechnete Einwoh-
nerzahl Mannheims) betrug Ende August d. I.
145 234. Das Etat. Amt bemerkt aber, daß es nur dem er-,
heblichen Geburtenüberschuß zu verdanken ist, daß die Einwoh-
nerzahl der Stadt im August noch um ca. 250 Köpfe gestiegen
ist; denn der Ueberschuß der Zu- über die Weggezogenen ist
nur noch ein ganz minimaler, sodaß für die kommenden Mo-
nate vielleicht mit der Abnahme der Bevölkerung
wird gerechnet werden müssen. In einer Reihe von Berufen

überwicgt der Wegzug den Zuzug erheblich; so bei den Me-
tallarbeitern, Bauschlossern, Maurern. Schneidern, Schuh-
machern, den Erdarbeitern und den Fabrikarbeitern beiderlei
Geschlechts.

Mon der Erzherzogin Elisabeth Warie.
Seit ihrer Kindheit stand Erzherzogin Elisabeth
Marie, die sich jetzt mit dem Prinzen Windischgrätz ver-
lobt hat, unter der Leitung ihrer Kammervorsteherin Gräfin
Elisabeth Coudenhobe, welche die ganze Erziehung und Aus-
bildung der ihrer Obhut anvcrtrauten Erzherzogin mit hin-
gebungsvoller Sorgfalt überwachte. Die Erzherzogin hängt
deshalb auch mit großer Liebe au Gräfin Coudenhobe und
betrachtete dieselbe gleichsam als ihre zweite Mutter. Seit
ihrer frühen Jugend war das Kind des verstorbenen üsterr.
.Kronprinzen Gegenstand der wärmsten, sympathischen Auf-
merksamkeit der Wiener Bevölkerung. Wenn die kleine Prin-
zessin mit ihren Hofdamen spazieren fuhr, grüßte Alt und
Jung, und man wurde nicht müde, das liebliche Lächeln des
Kindes zu rühmen und die ausgesprochene Aehnlicheit mit dem
Vater, von dem sie die herrlichen blauen Augen geerbt hatte.
Dafür hat Erzherzogin Elisabeth die hohe und schlanke Ge-
stalt ihrer Mutter, deren Größe sie sogar überragt. Von Per-
sonen ihres Hofstaates wird als einer der ausgesprochensten
Charakterzüge ihre Energie hervorgehoben. Die Prinzessin
ist tief religiös, ohne Bigotterie; cs werden ihr die freisin-
nigen Anschauungen ihres Vaters uachgerühmt. Einen Grund-
zug ihres Wesens bildet ihre Vorliebe für englisches Wesen.
Die Erzherzogin hat eine sehr gründliche und vielseitige Bil-
dung genossen. Sie hat auch Vorliebe für die schönen Künste
und gilt als eine begabte Dilettantin in der Malerei. Mit be-
sonderer Vorliebe malt sie Blumenstöcke. Sic spricht Englisch,
Französisch und Italienisch mit gleicher Vollkommenheit. Eine
ausgesprochene Freundin des Sports, liebt sie es, den Wagen
selbst zu lenken. In Traunkirchen hat man diesen Sommer
oft Gelegenheit gehabt, die anmutige Prinzessin auf einem
Phaeton zu bewundern. Erzherzogin Elisabeth ist ein beson-
derer Liebling ihres Großvaters, des Kaisers, der bei ver-
schiedenen Hosfestlichkeiten Anlaß nahm, seine jugendliche
Enkelin besonders anszuzeichncn, und der sich auch stets über
die Fortschritte ihrer Bildung auf dem Laufenden erhielt.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Mantua, für den
Inseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
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Fein gesponnen
1 r oder
") Das Fastnachtsgeheimnis.
^winal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer
(Fortsetzung)
m --Sie schießen mit Bogen," sagte Miß Jermyngham. „Ich
""de, Mr. und Miß Brian sind da."
de,„"Miß Brian ist ein geschickter Schütze," bemerkte er, nach
" Ufer hinüberblickend.
d „So?" erwiderte sie gleichmütig; „ich verstehe mchts von
o Sport."
..Nein?" Er richtete die Augen nachdenklich auf sie.
tz.m-Mitz Brian hat. wie ich höre, einen ausgezeichneten
"Oer gehabt," sagte sie kühl.
-WirklichI Wen?" ^ ^
1,»„"Den jungen Mann, der ihr Verlobter sein soll — Mr.
'Oeth Baring."
Lid^ beobachtete ihn scharf durch die halb geschlossenen
ihre Mitteilung blieb ohne wahrnehmbare
Kms^enneth Baring?" fragte Mr. Jermyn verwundert. „Ich
"Pie mich nicht, von ihm gehört zu haben."
„tz "Er ist der Sohn von Mr. Jakob Baring," erklärte Ellen.
Hch «es von Hause fort — in Unfrieden mit den Seimgen,
ihn nie gesehen."
^ei,n lief von Hause fort — in Unfrieden Mit den
wiederholte er langsam und blickte ihr ernst ins
siti^l. „Miß Jermyngham, glauben Sie, daß Sie jemals für
Mann Teilnahme empfinden könnten, von dem man

.lief von Hanse fort — in Unfrieden mit den
Ü'hr leicht zusammen. „Ich weiß nicht," sagte sie un-
^ „Sie — ich verstehe Sie nicht."
o holte tief Athem und griff dann zu de» Rudern, einige

kräftige Schläge und das Boot schoß in den Fluß hinaus.
Hier ruderte er langsamer und sie glitten die Strömung
hinab, weg von den Stimmen, die von den Bergen herübcr-
tönicn. ...
Als er sich nach den Rudern bückte, hatte pe eenen raichen
Blick auf sein Gesicht geworfen. Er war ruhig, wie gewöhn-
lich, aber ein ihr neuer Ausdruck von Entschlossenheit lag
darauf und es fiel ihr zum ersten Mal auf, daß es ein
energisches, herrisches Gesicht war, ans dem ein. eiserner Wille
sprach.
„Als ich nach Roseville kam," begann er nach einiger Zeit
mit weicher, tiefer Stimme, während er die ernsten Augen
forschend auf ihr Gesicht heftete, „hätte ich nie gedacht, daß
mir hier etwas begegnen würde, das meine ganze Zukunft in
der einen oder andern Richtung beeinflussen muß. Ich wollte
mein altes „ich" drüben zurücklassen und suchte hier nichts
wünschte nichts, als Ruhe und Frieden. Daß ich der Sohn
eines englischen Peers bin, hat für Sie, wie ich weiß, keine
Bedeutung. Bessere Männer, als ich, haben Tagelöhner zu
Vätern. Damit Sie aber sehen, was mein Vater von mir
hält, bitte ich Sie, diesen Brief zu lesen, er ist derselbe, den
Mrs. Brace auffand, der letzte, den ich von meinem Vater er-
hielt und wohl je erhalten werde."
Er hatte die Ruder eingczogcn und reichte ihr den Brief,
den sie aus seiner Hand nahm und aufmerksam las.
„Ich danke Ihnen," sagte sie dann errötend, indem sie
das Papier mit einem leisen Zittern der Hand zurückgab.
„Ein halber Knabe, heißblütig, eigensinnig, ünbckannt mit
der Welt und ihrem Lauf, kam ich in Ihr Land,' begann er
wieder, Miß Jermyngham, wundern Sie sich, daß ich in Ge-
fahr und Ungemach kam?" ,
Sie machte eine Bewegung, als ob sie sprechen wollte,
aber ihre Lippen schlossen sich wieder.
„Ihre Augen blicken teilnahmsvoll und doch, ich möchte
Ihnen erzählen, wie dies Ungemach über mich kam, das mich
zii einem Mensche» gemacht hat, dem das Herz schwer, das

Leben überdrüssig ist, der keinen Freund hat, der ihn tröstete
— aber es gebricht mir an Mut."
„Nein, Neinl" rief Ellen Jermyngham erregt, die in die-
sem Augenblick nichts war, als ein sich selbst vergessenes Weib.
„Erzählen Sie nichts! Wozu eine traurige Vergangenheit he-
ranfbeschwören, wozu wollen Sie sich neuen Schmerz bereiten
— sich und mir?"
„Ihnen!" sagte er sanft. „Darauf kommt es mir an —
auf das, was Sic sagen, waS Sie denken, dabon hängt meine
Zukunft ab — mein Glück." Er hielt inne und blickte nach dem
Ufer. Das Boot war einer Biegung des Flusses gefolgt und
näherte sich der unteren Parklichtnng. Mehrere Mädchen-
gcstalten in Hellen Sommerkleidern liefen über den Rasen-
abhang auf dcis Wasser zu. Mr. Jermyn griff zu den Än-
dern.
„Sagen Sie mir, ehe wir wieder zu den Andern Zurück-
kchrcn, werden Sie in mir je etwas mehr sehen können, als
einen Freund? Wollen Sie mich hoffen lassen, daß Sie mir
Ihr künftiges Geschick nnvertrauen?"
Ihr Herz und ihr Stolz lagen in Kampf. Sie hatte nie
an die Möglichkeit gedacht, daß ein Wille, stärker als der
ihre, sie zu einer sofortigen Entscheidung drängen könnte.
Sie näherten sich dem Ufer und waren einen Moment durch
dichtes Buschwerk den Blicken der Wartenden verborgen. In
diesem Augenblick berließ sie ihr Stolz, und sie that etwas Ein-
faches, Weibliches, Anmutiges. Sie beugte sich vor und streckte
ihm ihre weiße, aristokratische Hand entgegen.
Ohne die Ruder los zu lassen, bückte er sich und berührte
sie mit seinen Lippen. Als er ihr aus dem Boot half, hielt
er ihre Hand einen Augenblick fest umschlossen und ließ sie
dann mit einem Druck los, der deutlicher als Worte aussprach,
daß er von ihr Besitz ergriffen habe.
Am nächsten Morgen erschien Mr. Jermyn frühzeitig bei
Charley Brian.
(Fortsetzung folgt.)
 
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