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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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triebssekretären ernannt. Expeditionsassistent Julius Bub
in Maxau wurde nach Karlsruhe versetzt.
Juristische Staatsprüfung. Sicherem Vernehmen nach ist
der Beginn der in diesem Spätjahre stattfindenden ersten ju-
ristischen Staatsprüfung auf Montag den 4. November fest-
gesetzt.
Karlsruhe, 17. Okt. Der Großherzog traf
heute Vormittag halb 10 Uhr von Schloß Baden hier
ein und empfing um 10 Uhr den Generalleutnant und
Generaladjntanten von Müller, um 11 Uhr den Präsi-
denten Dr. Nicolai und um 12 Uhr den Geh. Legations-
rat Dr. Freiherrn von Babo. Gegen 1 Uhr kam die
Großherzogin aus Baden hier an. Nachmittags halb
4 Uhr erhielten die höchsten Herrschaften den Besuch des
Prinzen Karl mit Gemahlin und dem Grasen Rhena,
welche gestern Abend hier eingetroffen sind. Um 5 Uhr
empfing der Großherzog den Präsidenten des Evangel.
Oberkirchenrats Geheimerat Dr. Wielandt zur Vortrags-
erstatlung.
Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 17. Okt. Das heute dem wieder zusammen-
getretenen Abgeordnütenhause vorgelegte Budget fü r
1 9 0 2 weist ein Gesamterfordernis von 1 685 117 944
Kronen auf. Die Gesamteinnahmen sind ans
1 685 966 357 Kronen veranschlagt. Es ergibt sich so-
mit ein Ueberschuß von 848 413 Kronen, das ist ein
Plus von 24 172 Kr. gegen das Vorjahr. Bemerkens-
wert ist, daß beim Zoll ein Ausfall mit 124/2 Millionen
vorgesehen ist; andererseits wird aus dem Münzgewinn
ein Betrag von 16s^ Mill. herangezogen. Im Budget
sind im Uebrigen zahlreiche Bauten vorgesehen. —
Dringlichkeitsanträge sind u. A. eingegangen von E r -
Ier (Deutschs Volksp.) betr. die Hintanhaltung der Ein-
wanderung aus anderen Ländern ausgewiesener geist-
licher Kongregationen und Forscht (Czeche): Die Re-
gierung möge mitteilen, welche Schritte sie unternom-
men habe, um die durch den deutsch enZolltarif
bedrohten wirtschaftlichen Jnteressein der Monarchie zu
schützen, und welcher Art die diesbezüglichen Notifi-
kationen an die deutsche Reichsrc'gierung waren. Groß
(deutsche Fortschrittspartei) interpelliert ebenfalls betr.
die Einwanderung französischer Klerikaler.
Wien, 17. Okt. Die Obmänner-Konfe-
renz der deutschen Partei beschloß, nachdem dgr Ab-
geordnete Prade die Wiederwahl zum Vizepräsidenten
abgelehnt, der deutschen Volkspartei die Nomierung eines
Kandidaten für diese! Stelle zu überlassen, und geneh-
migte einstimmig die von der Partei aufgestellte Kandi-
datur des Abg. Kaiser. — Ein von der „Slavischen
Korrespondenz" ausgegebenes Communiguö besagt: Der
Tschechenklub beschloß, der Regierung sein Mißs-
trauen auszusprechen, weil er die Ueberzeugung ge-
wonnen habe, daß die Regierung zwar politisch die na-
tionale Neutralität Vorschüße, thatsächlich aber überall
gegen eine solche handele. Der Klub werde danach sein
taktisches Vorgehen gegenüber der Regierung und den
Regierungsvorlagen einrichten.
Frankreich.
Paris, 16. Okt. Der F i n a n z m i n i st e r er-
klärte der von der Budgetkommisston eingesetzten Sub-
kommission, er stehe dem Plane, betreffend Einführung
eines Staatsmonopols auf Petroleum-
Raffinerie keineswegs günstig gegenüber und be-
greife nicht, daß eine so wichtige Frage, welche eingehende
Vorstudien erfordere, knapp vor Feststellung des Gep
neralberichts in das Budget ausgenommen werden solle.
— Die französische Regierung hat die unter den
Minenarbeitern von Monceau les Mines verteilten
Grasgewehre im Interesse der öffentlichen Sicher-
heit mit Beschlag belegen lassen.
Türkei.
— Der Sultan soll an einem weit vorgeschrittenen
Nierenleiden ernstlich krank sein.
Asien.
Simla, 16. Okt. Eine Proklamation des neuen
Emirs, die in Dakka eingetrosfen ist und öffentlich ver-
lesen wurde, besagt, Häuptlinge und Bevölkerung hätten
als Zeichen ihrer Unterthanenverpflichtung dem Emir
Habibullah Koran, Schwert und Wehrgehäng
des verstorbenen Emirs überreicht. Dieselben seien ihm
durch den Khalifen von Makaci-Schörif übergeben wor-
den. Die Proklamation fährt fort, Habibullah sei ent-
schlossen, sein Volk freundlich zu behandeln, die Ab-
gaben und Grundsteuern des Landes erheblich zu ver-
ringern und die Löhnung der Armee zu erhöhen. D-e
Nachricht vom Tode des Emirs wurde in Kändehas ohne
Erregung ausgenommen. Die Zuversichtlichkeit^ mit der
der asiatische Monarch gleichzeitig eine Verminderung
der Einnahmen und eine Erhöhung der Ausgaben in
Aussicht stellt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Um
die Möglichkeit einer solchen lapidaren Diplomatie, die
darin bestehe, in einem Atem den widersprechendsten Jn-
teressein zu schmeicheln, mag den neuen Herrn manche
abendländische Regierung beneiden.
Afrika.
Cradock, 16-, Okt. Leutnant Brida aus Be-
thulie wurde zum Tode durch den Strang verurteilt we-
gen der Zerstörung eines Eisenbahnzuges und Ermor-
dung eines Eingeborenen. Das Urteil wurde bestä-
tigt.
Kapstadt, 16. Okt. Mehrere Burenkom-
mandanten mit etwa 600 Mann rücken plündernd
und rekrutierend durch das Thal des großen Bergflusses.
Einzelne Abteilungen sind bereits bis Hysefield und
zur Saldanha-Bai vorgedrungen.
Wahtrrachrichterr.
Bei der gestern im 13. Wahlbezirk (Donaueschingen)
vorgeuommenen Abgeordnetenwahl wurde Hofapotheker
Julius Kirsner (nat.-lib.) in Donaueschingen mit 56
von 108 Stimmen gewählt. (52 Stimmen erhielt Rat-
schreiber Willmann (Zentr.)
* Mit der Wahl in Donaueschingen haben die
diesmaligen Landtags wählen ihr Ende erreicht.

Donaueschingen hat sich gut gehalten; aber die Zentrums-
minderheit reicht doch bedenklich nahe an die nationallib:-
rale Mehrheit heran. Es wird das emsige Bestreben der
dortigen Nationalliteralen und besonders des neugewähl-
ten Abgeordneten sein müssen, die klerikale Minderheit
weiter zurückzudrängen.
Die Vorgänge in Engen sind noch immer nicht ganz
aufgeklärt. Nach dem Resultat der Wahlmännerwahl
zählte man 53 Nationalliberale, 48 ultramontane Wahl-
männer und 2 vom Bunde der Landwirte. Das Zentrum
das seine Wahlmänner gut zu kennen pflegt, zählte für
sich 49 sichere Stimmen. Wenn nun der Zentrumskaiididat
53 Stimmen erhalten hat, während Oltendörfer 48 erhielt
und 1 weißer Zettel abgegeben wurde (ein Wahlmann
hat gefehlt) so beweist düs leider, daß einige national-
liberale Wahlmänner verräterischer Weise dem Zentrums-
kandidaten zum Siege geholfen haben. Sie waren ge-
ärgert, weil der bisherige Abg. Müller nicht wieder als
Kandidat ausgestellt worden war. Welche Rolle Müller
selbst bei dieser Affäre gespielt hat, das wird vor dem
Lande festznstelleu sein. Eine Nachricht, die leider zuzu-
treffen scheint, geht dahin, daß er selbst gegen seinen
nationalliberalen Nachfolger gearbeitet hat.
Der Verrat der Engener findet in der nat.-lib. Presse
einstimmige Verurteilung. Natürlich bilden solche Vor-
gänge eine vernichtende Anklage gegen daö indirekte
Wahlsystem, das auch im Bezirk Durlach-Land
eine seltsame Wirkung zeitigte. Dort erhielt bekanntlich
im 1. Wahlgang der konservative Kandidat 64 Stimmen,
der demokratische 59 und der sozialdemokratische 37 St.
Im zweiten Wahlgang wurde der Demokrat mit 97 St.
gewählt, da die Sozialdemokraten ihn unterstützten. Da
unter den 59 demokratischen Wahlmännern nach dem
Landesboten nur 24 rein demokratische sind, die übrigen
35 dem Zentrum angehören, so hat die schwächste
Partei des Wahlbezirks einen Vertreter erhalten, während
die stärkste durchgefallen ist! Es wird die erste und vor-
nehmste Anfgabe der Liberalen im Landtage sein, mit dem
veralrcten Wahlsystem aufzuräumen.

Mus Stadt und ÄanV.
Heidelberg, 18. Oktober.
x Stadtratssitznngen. In den Sitzungen vom 12. und
17. d. Mts. wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kenntnis,
bezw. Erledigung gebracht:
1) Im städtischen chemischen Laboratorium wurden im
vorigen Monat 38 Proben von Kuhmilch, 12 von Kuhbutter,
1 von Fleischextrakt, 1 von Chokolade, 4 von Suppenwürzen,
1 von Ragout, 7 von Anis, 6 von schwarzem und 6 von wei-
ßem Pfeffer, 6 von Zimmt, 6 von Fenchel, 6 von Senfmehl
und 2 von Trinkwasser untersucht und dabei 6 Milch-, 4 But-
ter-, 1 Ragout- und 2 Anisproben beanstandet. Die Unter-
suchung einer Probe Kindermilch aus der Milchkur-Anstalt
des Joh. Baur lieferte ein günstiges Ergebnis.
2) Im nördlichen Teile der Bluntschlistrahe soll eine
öffentliche Gaslaterne zur Aufstellung gelangen.
8) Die Beaufsichtigung der Reparaturen an Privatwasser-
leitungen wurde, nachdem Herr Franz Leupold gestorben ist,
dem Schlosser Jean Weber übertragen.
4) Die Zufahrtsstraßen zu dem neuen Eisenbahnübergang
an der kleinen Speyerer Straße sollen mit Gasbeleuchtung
versehen werden.
5) Das Bauvorhaben des Fabrikanten Georg Hartmann
aus Mannheim am Hausackerweg dahier wurde nicht bean-
standet.
6) Der Unterlehrer Karl Heinrich an der hiesigen Volks-
schule wurde zum Hauptlehrer und die Handarbeitslehrerin
Marie Schulz zur Hauptlehrerin an der Anstalt ernannt.
7) Im zweiten Vierteljahr wurden von den Aichmeistern
14 Flüssigkeitsmaße, 17 Längenmaße, 671 messingene und
746 eiserne Gewichte, 3 Balken-, 14 Höcker-, 5 Dezimal-,
2 Zentesimal- und 8 Brückenwaagen, sowie 1469 Fässer ge-
aicht.
8) Die Walzeisenlieferung und die Schmiedearbeiten
für das Ersatzschulhaus I wurden den Firmen Fried. Aug.
Wolfs bezw. Gebrüder Hartenstein um ihre Submissionsange-
bote übertragen.
9) Herr Stadtverordneter Schlossermeister Georg Bäuerle
wurde zum Armenpfleger und Mitgliede des Armenrats er-
nannt.

(!) Bortrag mit Lichtbildern. Auf Veranlassung des
Kaufmännischen Vereins hält am kommenden
Sonntag im großen Harmoniesaal der Forschungsreisende
Dr. Hugo Grothe einen Lichtbilder-Vortrag, der zum Ge-
genstand hat: „Von Konstantinopel ins Herz Kleinasiens.
Eine Fahrt ans deutscher Eisenbahn." Im Hinblick auf die
deutsche Kulturarbeit in Kleinasien, den bevorstehenden Wei-
terbau der Anatolichen Bahnen nach Bagdad und dem Per-
sischen Meerbusen dürfte dieser Vortrag von allgemeinem
Interesse sein. Die Vorträge des als Forschungsreisenden und
Schriftsteller bekannten Gelehrten werden allenthalben mit
großem Beifall ausgenommen; man rühmt seine klare, leb-
hafte, stilistisch abgerundete und von flottem Humor durch-
leuchtete Redeweise. Der Erfolg der Vorträge wird durch
malerische, zumeist bunte Lichtbilder unterstützt, die wissen-
schaftlichen und künstlerischen Wert besitzen. —Heber die Ein-
trittsbedingungen zu der Veranstaltung geben die Anzeigen
in den Tagesblättern Aufschluß; besonders sei darauf hinge-
wiesen, daß der Eintrittspreis für Schüler sehr ermäßigt
ist.
) I( lieber das übertriebene Läuten der Elektrischen Bahn
wird in der Rohrbacher Straße allseitig geklagt. Wenn in den
großen Städten jeder einzelne Wagen ein solches Gebimmel
wie hier vollführen wollte, würde einem Hören und Sehen
Vergehen. Es darf Wohl erwartet werden, daß etwas mehr
Einschränkung angeordnet wird. ' ,
Ernennung. Benefiziat Bund, hier, ist nach dem „Pf. B.
zum Pfarrer in Herbolzheim ernannt worden.
" Wohin gehen wir am nächsten Sonntag? Für nächsten
Sonntag wird im Anschluß an den Odenwaldklub die Tour
Wiesloch — W a l d a n g e l l o ch — Sternsbe r g
Sinsheim empfohlen. Nähres morgen nn Feuilleton.
(Siehe auch, heutiges Inserat.)
-s- Unfall. Der 6jährige Joseph Jost von Wieblingen,
Sohn des Schneiders Jost von da, stürzte gestern dahier vom
Turbinenhause des Zementwerks, aus einer Höhe von etwa
fünf Metern herunter und erlitt eine Gehirnerschütterung.
Der Knabe dürfte indessen mit dem Leben davonkommen.
--- Pvlizeibericht. Ein untreuer Buchhalter, der Kunden-
gelder im Betrage von 341 Mark unterschlug, wurde gestern
verhaftet.
Saalbantheater in Mannheim. Der Ausbrecher-
könig Mr. Houdini, der durch seine Produktionen schon

viel von sich reden gemacht hat, trat vorgestern Abend erst-
mals im hiesigen Saalbautheater auf, woselbst sich auch ein
sehr zahlreiches Publikum eingefunden hatte, um diese neue-
sten Triks auf dem reichen Gebiete des Artistenwesens in
Augenschein zu nehmen. Dir. Houdini gab zunächst in einer
tu gebrochenem Deutsch gehaltenen Ansprache eine Erklärung
seiner Darbietungen und forderte sechs Herren auf, sich auf
die Bühne als Kontrollpersonen zu begeben, um seine Vor-
führungen zu überwachen. Nachdem dies geschehen, ließ er
sich die verschiedensten Fesselapparate, wie sie von den Polizei-
behörden in Amerika, England und Deutschland in Anwendung
gebracht werden, anlegen, er begab sich dann in einen auf der
Bühne befindlichen "kleinen Verschlag und binnen wenigen
Augenblicken trat er wieder mit freien Händen vor das
Publikum. Einen ganz besonderen Trik führte Mr. Houdini
am Schlüsse seines Auftretens vor. Er schlüpfte in einen
Sack, der oben zusammengebunden und außerdem von einew
der auf der Bühne befindlichen Herren nach gesiegelt wurde;
so stieg der Fefselkünstler in einen großen Kosfer, der ver-
schlossen und mit starken Seilen von allen Seiten gebunden
wurde. Als dies geschehen, schob man den Koffer ans einen
kurzen Moment unter den Verschlag, doch gleich darauf war
Mr. Houdini aus demselben heraus und als man den Koffer
wieder auf die Bühne brachte, aufschloß und von den Stricken
loste, entstieg demselben eine junge Dame, welche nunmehr in
dem kurz vorher versiegelten und verschnürten Sacke stack. Das
ging Alles so schnell, daß das Publikum dem Künstler stür-
mischen Beifall spendete.
8. Wieblingen, 18. Okt. (I a g d v e r p a ch t u n g-)
Gestern wurde die hiesige Gemeindejagd auf weitere 6 Jahrs
verpachtet. Infolge der Anwesenheit vieler Jag'oliebhaber
stieg die Jagd sehr im Preise. Früher kostete sie 680 Mark'
gestern lvurde sie den bisherigen Pächtern den Herren Bürger-
meister Treiber, Jakob Treiber, Landwirt und Mühlenbesitzrv
Wilhelm Bühler um die respektable Summe von 2248 Marl
zugeschlagen. .
Mannheim, 17. Okt. (Verurteilt.) Eduav.
Sipf, früher Direktor und Liquidator der Aktiengesellschafl
Sturmfahrradwerke, ist von der Strafkammer wegen Un-
treue zu sieben Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Mannheim, 17. Okt. (Mord aus Eifersucht-/
Heute Nacht gegen halb 2 Uhr hat, wie schon gemeldet, der
18l4 Jahre alte Photographengehilfe Ernst M a i e r sews
Geliebte, die gleichalterige Arbeiterin Anna Schweizer
durch einen Revolverschuß getötet. Maier unterhielt mit der
Schweizer ein Liebesverhältnis, das jedoch die Eltern des Mäd-
chens nicht dulden wollten, da Maier einen sehr liederlichen
Lebenswandel führte. Dies gab den Anlaß zu einem Zers
würfnis zwischen den beiden jungen Leuten, das heute Nackll
mit einer Katastrophe endete. Maier ist der Sohn des ab
hiesigen Bezirksamt angestellten Amtsdicners Maier. De>n
jungen Mann war infolge seines anstößigen Lebenswandels
vom Bezirksamt das Betreten der im Kaufhausgebäude be-
findlichen elterlichen Wohnung verboten und ihm angedrod
worden, daß er sich eine Anklage wegen Hausfriedensbruch-
zuziehen werde, wenn er dem Verbote zuwider handle. HrU)
Nacht drang nun nach der verübten That der junge Maier r
die Wohnung seiner Eltern ein. Sein Vater verweigerte i«u
den Zutritt und rief, als sein Sohn Gewalt anwenden wolm'
die Polizei zu Hilfe, die den Eindringling nach der Polizeiwaw
abführte. Auf Befragen, was er treibe und was er wom/
zeigte Maier einen Revolver und erzählte, daß sich mit dm
sem Revolver soeben seine Geliebte erschossen habe, ohne dav
es ihm möglich gewesen sei, dies zu verhindern. Da dm
Mitteilungen des Maier von vornherein verdächtig erschiene^
wurde der Bursche sofort in Haft genommen. Einige Schm"
leute begaben sich sofort an den von Maier näher bezeichnet^
Thatort, wo auch die Leiche des Mädchens aufgefunden tvurd '
Die Leiche mußte die ganze Nacht und die heutigen Vorinm
tagsstunden liegen bleiben, bis die Gerichtskommission /
schien, um den Thatbestand anfznnehmen. Bei einem som^
vorgenommenen eingehenden Verhöre gestand Maier ein, /
Schweizer getötet zu haben. Er wurde sofort in das Unte
suchungsgefängnis abgeführt. Zu bedauern sind die Eltern o
beiden jungen Leute, vor Allem der Vater des Thäters.
diener Maier ist in der ganzen Stadt eine sehr bekannte
wohlgelittene Persönlichkeit; er hat sich durch einen tadellos.,
Lebenswandel und durch seine strenge Rechtlichkeit die Ws
schätzung seiner Vorgesetzten und die hohe Achtung aller
ieniaen, die mit ihm in Berührung gekommen sind, erworo

jenigen, die mit ihm in Berührung gekommen sind
Tiefes Mitgefühl wendet sich dem unglücklichen Vater oA
der unter der That seines mißratenen Sohnes seelisch tvo/
am meisten zu leiden hat. .
Karlsruhe, 17. Okt. (B u r e n a b e n d.) Bei vc
gestrigen Burenabend, an dem die Herren Gadow und Ko .
Mandant Joste sprachen «die am Samstag hierin Heidelv,,
zu hören waren), erwies sich der große F e st h a I f ^
saal als vielzuklei n. Rasch war der Saal von em^
nach mehreren Tausenden zählenden Zuhörerschaft, n> ,
welcher sich viele Vereine zumal studentische in corpore lE ^
den, bis auf den letzten Platz gefüllt. Und Hunderte v
Besuchern mußten am Eingang wieder umkehren, da
Polizei eine weitere Ueberfüllung des Saales nicht gestau
Es wurden 1136 Mark zu Gunsten der Buren vereinnahnm i
LL Karlsruhe, 17. Okt. (V e t e r a n e n - B e s n
Im Laufe des heutigen Tages sind zahlreiche Veteranen
dem ganzen Lande hier eingetroffen, um der morgen pfm
findenden Enthüllungsfeier des Prinz Wilhelm-Denkmals^
zuwohnen. Für Morgen sind mehrere Extrazüge im Ln ,
bereitgestellt, um Tausende von Veteranen nach der Resi-
zu führen.
LE Karlsruhe, 17. Okt. Von der in Aussicht genomim' §
Schließung der kaufmännischen Fachklasse an der hw/w^
Oberrealschule soll zunächst abgesehen werden, da d,e
der Schüler dieser Klasse von 4 auf 6 gestiegen rst und t
weitere Zunahme der Schülerzahl im Verlaufe des W»
zu erwarten steht. .
SL Gernsbach, 17. Okt. (Durch grenzenlos
Leichtsinn) eines Fuhrknechtes entstand diese Nachr
Egidius Maier vom Wahlheimerhof ein großer Schaden- ^
Knecht ließ einen mit 2 Pferden bespannten Wagen vor
Wirtschaft stehen und zechte ruhig weiter, während besten F
fen die Pferde davon und irrten aus Wegen des Gerirso ^
herum. Obwohl in der Nacht noch Leute auf die Suche ^
Gefährtes gingen, fand man dasselbe erst heute ftny ^t-
Schloßberg auf, dasselbe war einen Abhang Herabgen
Ein Pferd war tot, das andere schwer verletzt, der
zertrümmert. . ^.)
8L Freiburg, 17. Okt. (G r u n d st ü ck s - T a n 1
Die Stadtverwaltung Freiburg und die erzbischöfliche his
beabsichtigen, ein Grundstück zu tauschen, um der Kur
Erstellung eines neuen Ordinariats-Kanzleigebäudes A„hjev
möglichen, da das alte unzureichend ist. Als Tamw ^
wird die frühere Burgstrahenkaserne in der Herrenstrav
nannt, welche inmitten kirchlicher Grundstücke gelegen
sächlich für diesen Zweck sehr geeignet wäre. Die KU
aber ein namhaftes Aufgeld zu zahlen haben. .-»isst/''
Aus Baden. Nach dem Bericht des städtischen Status ^ h e
Amts betrug die Bevölkerungsziffer der Stadt Karls -s)
am 1. Oktober d. I. 98 402 Köpfe. — In SrnS>^
ist, der „Bad. Landesztg." zufolge, Medizinalrat Karl v. ^
dorff im Alter von 74 Jahren gestorben. . ,,./
Aus Baden, 17. Okt. (Scheffel' s G r o ß e l s .^hc'
Auf den: alten Friedhofe des Städtchens Gengenvaw
 
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