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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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Mittwoch, 30. Oktober 1901.

Iweites BlZrtt.

43. JahrgMg. — Sir. 254.

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^rsch^eint täglich, Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familicnblättern monatlich SO Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Volt be-
^ zogen vierteljährlich 1.3S Mk. ausschließlich Zustellgebühr. '
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeiaen an bestimmt
^ vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen — Fernsprech-Anschluß Nr 82


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Zur Erkrankung des Königs Eduard.
Anläßlich des Todes der Kaiserin Friedrich
^gingen sich englische Blätter mit Vorliebe in melan-
Mlischen Betrachtungen über die Ansteckungsgefahr, der
Ae Pfleger und Pflegerinnen von Krebskranken ausge-
'dht sind. Daß die Kaiserin sich das totbringende Leiden
Mr durch die aufopfernde Hingabe für ihren Gemahl ge-
Mt habe, galt als feststehend. Keines der Blätter, so
schreiben die „M. N. N." hat sich damals erinnert, daß
Auch der Bruder der Kaiserin, Herzog Alfred von
Mburg (Edinburg) an Krebs, an Zungenkrebs, ge-
worben war, und die jetzigen neuesten Veröffentlichungen
ober die Art des „konstitutionellen Leidens", das beiKönig
Eduard von England ausgebrochen ist, lassen kaum
Men Zweifel mehr daran auskommen, büß der Krebs
plle Familienkrankheit des koburgisch-welsischen Hall-
!es ist.
Der Prinz-Gemahl starb au einem typhösen Fieber,
Mein seine Mutter, die später geschiedene Herzo-
MnLuise von Koburg, ist ebenfalls an Krebs gestor-
An. Sie verschied nach langem, schmerzvollem Leiden
Al 31. August 1831 zu Paris, wo sie, geschieden von
Mem ersten Gatten, in zweiter Ehe mit einem Grafen
M Pölzig gelebt hatte. Ihr Vater, der exzentrische
Mzog August, den Göthe „angenehm und widerwärtig
^.gleich" genannt hat, starb sehr rasch an einer in den
Wrper zurückgetretenen Flechte. Die neuesten Veröffent-
ichungen des Professors Czerny in Heidelberg stel-
M fest, daß der Krebs ansteckend ist, wenn auch nicht in
-llt Maße, wie andere eontagiöse Krankheiten, da sonst
Übertragungen, namentlich bei Krankenpflegern und
Ärzten, viel häufiger Vorkommen müßten. Ausdrücklich
Mr gibt Czerny zu, daß in manchen Familien Krebse
^kommen, und daß, wenn nicht die Krankheit selbst,
?.doch eine erhöhte Disposition vererbt wird und sich
^gert bei Heiraten unter disponierten Verwandten.
Hieraus ergibt sich, wie das genannte Münchener
Btt betont, für uns Deutsche der Wunsch von selbst.
Heiraten unserer deutschen Fürstenkinder mit ihren
Mischen Verwandten künftig unterbleiben möchten. An
iwjschprilmiroioii dioior Art sind 111 Lebzeiten der Königin

kt.


lk Kischenheiraten dieser Art sind zu
.lltoria, die eine große Vorliebe dafür bekundete, ohne-
'll genug zu Stande gekommen.

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Eine Sariitätsüöilng.
. Auf dem Tübinger Exerzierplatz fand dieser
Me eine große und lehrreiche Sanitätsübung statt.
M bekannte Chirurg Professor Küttner führte dabei
Grund seiner Erfahrungen in drei Feldzügen, in
M Türkei, in Südafrika und in China, aus: Das mo-
Me Gefecht habe durch die Einführung des rauchlosen
chwers eine bedeutende Aenderung gegen früher er-
Men. Ehemals bildete der Pulverdampf doch einen
Missen Schutz für die Kämpfenden, während jetzt über
°Mn Schlachtfelde nur ein leichter Dunst lagere, und
Mt dieser fehle bei Wind und Regen. Mit unheim-
Mr Klarheit sehe man im modernen Gefecht jeden ein-
sten Mann. In Südafrika sei es öfter vorgekommen,
n Leichtverwundete im ersten Chok der Verletzung auf-
Mungen seien, um zum Verbandsplatz zu laufen,
M im nächsten Augenblick, von mehreren Geschossen
Massen, niedergesunken seien. Deshalb habe es sich
M in Südafrika, in dem „lehrreichsten" der jüngsten

Feldzüge, als unmöglich erwiesen, mit dem Krairken-
trägerdienst noch vor Beendigung des Kampfes zu be-
ginnen. Etliche Male sei versucht worden, schon während
des Gefechts einzugreifen, z. B. in der Schlacht am
Paardeberg. Das Ergebnis sei gewesen, daß in kürzester
Zeit drei Aerzte und eine Reihe von Krankenträgern
niedergeschossen wurden. Meist habe der Krankenträger-
dienst erst gegen Abend am Ende des Mfechts beginnen
können, und da sei er dann wegen der Dunkelheit rechb
schwer gewesen. Nach dem Kampfe bei Jakobsdahl
habe man von 4 Uhr Morgens thätig sein müssen, weil
es bei dem Regen und der Dunkelheit so außerordentlich
schwierig war, die Verwundeten aufzufinden, zumal die
Khakiuniform in ihrer Farbe sich dem Erdboden so an-
paßt, und viele Verwundete aus Furcht vor marodieren-
den Kafferp sich hinter Steine und Gestrüpp verkrochen.
Küttner besprach dann Nöch, wie wichtig es sei, daß das
Sanitätspersonal aus dem Schlachtfelde mit größter
Vorsicht walte. Der erste Verband sei oft für das Schick-
sal des Verwundeten entscheidend. Namentlich in der
Türkei habe Redner Gelegenheit gehabt, zu beobachten,
welches Massenelend durch zu vieles Untersuchen, Be-
rühren und Sondieren der Wunde auf den: Schlacht-
felde herbeigeführt werde. Auch in Südafrika habe er
insbesondere nach der Schlacht bei Magersfontein sich
überzeugt, wie die Sterblichkeit der Verwundeten durch
solche unrationelle Behandlungsweise in erschreckendem
Maße gesteigert werde.

Deutsches Reich.
Bade«.
— In K a r l s r u h e>-L a n d haben die Natio-
nalliberalen und Antisemiten bereits einen Kandidaten
in der Person des Negierungsassessors Dr. Hecht in
Karlsruhe in Aussicht genommen. Herr Hecht ist der
Sohn eines im Wahlbezirk angestellten protestantischen
Geistlichen, des Pfarrers Hecht in Blankenloch. Er
wird im Falle seiner Wahl keiner Fraktion in der zwei-
ten Kammer beitreten. Wenn die Nationalliberalen und
die Antisemiten Zusammenhalten, dann kommt er statt
des Konservativen in die Stichwahl. Von den letzteren
wird es dann abhängen, ob er oder der Sozialdemokiiat
gewählt wird. Bei der Wahl im Jahre 1899 wurden
48 konservative, 18 nationalliberale, 36 antisemitische
und 65 sozialdemokratische Wahlmänner gewählt. Es
fanden damals drei Wahlgänge statt; gewählt wurde im
dritten Wahlgang der konservative Kandidat, Freiherr
von Stockhorner, mit 77 Stimmen gegen 73 Stimmen,
die auf den sozialdemokratischen Kandidaten, Apotheker-
Lutz in Baden, gefallen waren. Es hatten sich demnach
bei der Stichwahl 18 antisemitische Wahlmänner auf
die Seite der Sozialdemokraten geschlagen. Maßgebend
für die jetzige Verständigung der Nationalliberalen und
Antisemiten ist in erster Reihe die Frage der direkten
Landtagswahl.
Aus Stadt und Land
Llä. Ausstellung im Kunstverein. In den Sälen des hie-
sigen Kunstvereins sind gegenwärtig zwei-iOelbilder von Guido
Schmitt ausgestellt, die eine starke Anziehungskraft ausüben
und geeignet sind, ein hohes Interesse zu erwecken. Es sind die
lebensgroßen Kniestücke Luthers und Bismarcks. War cs schon
an sich ein glücklicher Gedanke, diese beiden Gestalten, die hervor-

ragenden Träger deutscher Geisteskraft und deutschen Ideen-
schwungcs, die beide gleich mächtig in die Geschicke unseres
Vaterlandes und der Welt eingegriffen haben, so ähnlich und
doch so verschieden, wie sie sind, in lebenswahren Porträts ein-
ander gegenüberzustellen, so muß noch mehr hervorgehoben
werden, in wie wirkungsvoller Art dies künstlerisch auS-
llsfuhrt worden ist. Da steht die kraftvolle, etwas kleinere
Gestalt Luthers, die Augen schwärmerisch und doch mit Ausdruck
hoher Festigkeit und kühnen Mannesmutes gen Himmel gerichtet,
die rechte Hand auf die Brust gelegt, die linke auf eine schwere
in Schweiusleder gebundene Bibel, die Quelle seiner Ueber-
zeugung und der daraus geschöpften Kraft, gestützt. Er ist in
dem Augenblicke gedacht, wo er auf dem Reichstage in Worms,
nachdem er die Grundprinzipien seiner Lehre vorgetragen, (und
von dem Kaiser zum Widerrufe aufgefordert worden ist, die
Worte ausspricht: .Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott
helfe mir Amen. Wohl ist er sich bewußt, daß unter Umständen
der Tod durch Henkershand die Folge seiner Weigerung sein
kann. Aber feige zurückgeweichen, seine gewaltige Geistesthat
ungeschehen machen und auSzulöschen, seine Idee, seine durch
jahrelanges Studium und Denken gewonnene Ueberzeugung
aufgeben, das kann er nicht. Das spricht seine
ganze Haltung unwiderstehlich und dem Beschauer
in die Augen springend, aus. Auf dem andern B lde steht Bis-
marck, seine Reckengestalt hoch aufgerichtet, die linke Hand fest
ouf den Pallasch gestützt, die rechte ausgestreckt, den Eindruck
seiner Rede unterstützend, und wie Einwände seiner Gegner ab-
wehrend, das Auge blitzend und voll Feuer. Er ist in dem
Augenblick gedacht, wo er auf der Tribüne des Reichstages die
Worte spricht: „Wir Deutsche fürchten Gott, sonst niemanden auf
der Welt". Man sieht es ih n an, wie er, sich seiner Ueberlegen-
heit bewußt, keinen Augenblick dem Gedanken Raum giebt, daß
er seinen Feinden unterliegen, daß das von ihm Geschaffene, so
lange er seine Hand darüber ausstrecke, wieder zu Grabe gehen
könne. Er erstrebt, erwartet und gewinnt den Sieg. Die beiden
Bilder sind, wie zwei daneben hängende Probcausstellungen zei-
gen, von der „Photographischen Union" in München aufs glück-
lichste vervielfältigt worden-
Lö Schöffengcrichtssttzung vom 28. Okt. 1) Sofie Bender
Ehefrau von Hoffenbeiw erhielt wegen NahrungSmitlelfälschung
80 Mk. Geldstrafe; 2) Christoph Zeh von Kirchheim wegen Be-
leidigung 2 Wochen Haft; 3) Friedrich Schneitz von Mückenloch
wegen Beleidigung, Körperverletzung und Widerstands 10 Wochen
Gefängnis; 4) wegen Körperverletzung erhielten Philipp Heid von
Nußloch 10 Tage, Wendclin Stegmaier, Andreas Sattler, Andr.
Wunschmann und Johann Ziegler, alle von Nußloch, je 4 Tage
Gefängnis, während Adam Rensch und Adam Bumann von da
freigesprochen wurden; ö) Georg Schwegler von Eppelheim er-
hielt wegen Betrug 1 Woche Gefängnis; 6) Jos. Kraft II. von
St. Ilgen und Juliane Kraft Ehefrau wurden von der Anklage
wegen Körperverletzung freigesprochen; 7) Jos. Wittmann von
Eppelheim und Georg Wiegand van da erhielten wegen Körper-
verletzung je LS Mk. Geldstrafe; 8) Georg Josef Kohl. z. Zt. in
Haft hier, erhielt wegen Diebstahls 12 Tage Gefängnis; 0)
Ludwig Winter von Wieblingen wegen Körperverletzung 1 Woche
Gefängnis; 10) Johann Brugmann, z. Z. in Haft hier wegen
Diebstahl 3 Tage Gefängnis.
Dom öirdischen Amuenverein.
Dem auf der Hauptversammlung in Bruchsal erstatteten
Jahresbericht für 1900 ist Folgendes zu entnehmen:
Ganz besondere Aufmerksamkeit wendete der Verein der
Bekämpfung der L u n g e n t u b e r k u l o s e zu. Es wurden
10 000 Abdrücke einer Belehrung, 2000 Gläschen zur Ver-
sendung von Sputen zur Untersuchung, ferner aus Staats-
mitteln große Mengen von Taschenspuckgläsern den Bezirks-
ärzten und Vereinen zur Verfügung gestellt. Daneben wurden
die sonstigen Aufgaben der Zentralleitung (Mädchenfürsorge,
Förderung des Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten in
den Volksschulen und des Haushaltungs- und Kochunterrichts
u. s. w.) in gewohnter Weise gepflegt. In verstärktem Maße
hat der Unterricht im Handspinnen wieder Eingang ge-

isot'

her

Fein gesponnen

tz-

^ Das Fastnachtsgeheimnis.
^Mol-Roman von Lawrence F. Lhnch. — Deutsch von E. Kramer.
(Fortsetzung.)
!«Mv> Spätnachmittag traf er in Uyton ein und machte stch
zu Fuß auf den Weg nach Warhams Farm, ein gro-
«si Unschönes Gebäude am Ende eines langen Heckenweges,
'ig.M grader Linie zu dem auf einer kleinen Anhöhe ge-
M Hause führte.
!? Warham saß im Speisezimmer neben dem Kamin,
trotz des warmen Maiabcnds ein Feuer glimmte. Er
MiMri magerer, nervöser, alter Mann, der sich von der
^jrNhcit, die ihn nach dem Verschwinden seiner Tochter er-
MlAi' "och nicht erholt hatte, und nur mit Mühe aus dem
MMarten Schlafzimmer bis zu seinen: Stuhl neben dem
gehen konnte. Er hatte die Stunden bis zur Ankunft
I .iMgesandten seines Rechtsanwalts Elias Colton gezählt.
siz'MH? Ein junger Mann, der mich sprechen will. Ja, ja.
, M cintrcten. Susan."
si "Muten Abend —eh, ja —" sagte er, als sich Steinhofs
^>s Mn verbeugte und eine Karte Elias Coltons überreichte,
§kMren Rückseite einige Worte gekritzelt waren. „Colton?
Mkll, sich, junger Mann. Setzen Sie sich! Susan, einen
n'sM Du kannst gehen, nein — warte I Haben Sie ge-
iz, .'U Mr. — Mr.?"
si/^aun," ergänzte Steinhoff. „Ich habe m Uyton gegessen,
z .Karham."
MM' Braun! John Warham schoß seine Worte immer
Lippen. „So, so, nun, wenn Sie bereit sind —"
bin völlig bereit."
!« Du kannst gehen — hörst Du?"
eine große, ernst aussehende Frau, warf einen
" Blick auf den Fremden und entfernte stch.

„Bitte, Mr. Braun," krächzte der alte Warham; „wenn
Sie eben mal nach der Thür gehen und Nachsehen wollten, ob
sie nicht horcht — sie ist meine Cousine und könnte sich unser
Gespräch zu nutze machen — sie ist nicht da, nein? Danke
schön! Also Colton schickt Sie? Sie sind sehr jung."
Steinhoff lächelte.
„Es gibt Leute, die der Ansicht sind, daß ich alt genug
bin," sagte er. -
„Hm, Hm, Colton scheint zu meinen, daß Sie alt genug
sind," bemerkte Warham mit einem Blick auf die Karte. „Ge-
schickter Detektiv," schreibt er.
„So," sagte Steinhoff gleichgültig.
„Colton weiß nicht, was ich brauche," fuhr der alte Mann,
halb mit sich sprechend, fort. „Ich hätte es ihm schreiben
sollen."
„Ich glaubte," sagte Steinhoff, und sein Ton wurde ernst,
„daß Sie mit mir wegen Ihrer verschwundenen Tochter reden
wollten."
John Warham versuchte aufzustehen, fiel aber sogleich
wieder mit einem leisen Stöhnen in seinen Stuhl zurück.
„Haben Sie —"
„Ich habe mit Ihrer Angelegenheit zu thun gehabt. Es
war also natürlich, daß ich etwas über Sie zu erfahren suchte,
ehe ich Uyton verließ."
„Hm, das kann ich mir denken. Was hörten Sie?"
„Nicht viel. Nur daß Ihre Tochter verschwunden sei, daß
verschiedene Gerüchte im Umlauf wären, daß Sie mit Ihrer
Frau Streit gehabt hätten —"
„So hörten Sie das, daß wir Streit gehabt hätten, meine
Frau und ich? Was hörten Sie sonst noch?"
„Nicht viel," sagte Steinhoff, sich erhebend.
„Sie lügen!" rief der alte Mann. „Was hörten Sic über
mich? He, raus damitI Ich nehm's nicht krumm!"
„Daß Sie reich sind."
„Hm, natürlich."
„Geizig."
„Oho!" ' - -

„L-chwer zu behandeln, schwer zufrieden zu stellen I"
Der alte Mann betrachtete seinen Besucher mit wachsendem
Interesse.
„Sie sind ein kaltblütiger Bursche. Ich möchte wissen, ob
Sie 'ne empfindliche Stelle haben?"
„Nur in einem Punkt. Ich liebe es nicht, wenn über
mein jugendliches Aussehen Bemerkungen gemacht werden.
Das ist meine einzige Schwäche."
„Die werden Sie überwinden. Wie lange sind Sie De-
tektiv?"
„Zweiundzwanzig Jahre und einige Wochen und Tage,"
erwiderte Steinhoff. „Wollen Sie, daß ich Ihre Tochter
suche?"
„Sie sind ein putziger Kerl!" sagte der alte Mann, durch
Steinhoffs Wesen ersichtlich nicht unangenehm berührt. „Ja,
ich will es. Ich bin es Colton schuldig. Ihnen eine Chance
zu geben. Colton muß wissen, was Sie wert sind,". Er
seufzte schwer. „Ich denke, ich werde Ihnen die ganze Ge-
schichte erzählen müssen — das ist das Schlimmste. Ich will
Ihnen zuerst sagen, was ich vermute."
„Nein," rief Stcinhoff, „mir ist es angenehmer, nichts zu
wissen, was Sie vermuten. — Wie alt ist Ihre Tochter?"
„Bertha war fast neunzehn."
„Einziges Kind?"^
„Nein, mein jüngstes. Eine meiner Töchter ist verheira-
tet, die andere toi."
„Sie glauben, daß Ihrer Tochter ein Unglück zuge-
stoßen ist?"
„Ich glaube, sie ist ermordet worden — ich bin dessen
sicher."
„Webhalb?" - ->
„O, aus hundert Gründen. Bertha hatte keinen Anlaß,
wegzulaufen." Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn und
stierte ins Feuer. Dann fiel sein Blick auf den jungen Mann,
der ihn gespannt beobachtete. „Warum sehen Sie mich so
an,^' fragte er scharf, „was denken Sie?"
 
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