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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 22. November.
K Die Altstadt und Handschuhsheim. Wenn der Hand-
schnhsheimer heute „in die Stadt" kommt, so meint er damit die
Altstadt. Das wird auch in Zukunft so bleiben. Gesetzt den
Fall, es entwickelt sich einst beim neuen Bahnhof ein Geschäfts-
Viertel, so wird der Handschuhsheimer doch nicht dort seine Ein-
käufe machen, sondern nach wie vor in der Altstadt, die ihm
näher liegt. Alles, was der Stadt längs der Bergstraße zuwächst,
wird geschäftlich immer zur Allstadt neigen. Darum liegt es im
wohlverstandenen Interesse der Altstadt, daß sich
nach und nach jenseits der neuen Brücke ein ansehn-
licher Stadtteil entwickelt. Die Verlegung des Bahnhofes
zugunsten der Weststadt hat sich die Altstadt ohne Murren ge-
fallen lassen; sie ist sogar selbst dafür eingetreten, obgleich sie
nicht verhehlte, daß sie davon Nachteile erwartet. Umso mehr
darf jetzt die Altstadt beanspruchen, daß die Weststadt nun auch
ihr einen Vorteil Hönut und die reguläre Ausdehnung der Stadt
jenseits der neuen Brücke nach Norden zu unterstützt. Die Alt-
stadt würde dann für das, was sie mit der Bahnhofsverlegung
opfert, einigermaßen entschädigt werden.
Ehrenzeichen für 25jährige Dienste bei der Feuerwehr.
Das von Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog mittelst
landesherrlicher Verordnung vom 21. Dezember 1877 gestiftete
Ehrenzeichen für 25jährige treue Dienste in
einer freiwilligen Feuerwehr wurde in diesem Jahre
kraft der in der Verordnung dem Ministerium des Innern er-
teilten Allerhöchsten Ermächtigung unter Anderen nachbenannten
Mitgliedern freiwilliger Feuerwehren des Landes verliehen:
BezirksamtHeidelberg.
Heidelberg: Dieringer, Peter, Maler und Tüncher.
Heinstein, Georg, Maurer. Steinwaud, Franz, Siebmacher.
Handschuhsheim: Bauer, Jakob III., Landwirt. Elfner,
Jakob Heinrich, Landwirt. Genthner, Heinrich, Landwirt.
Genthner, Ludwig I., Landwirt. Grieser, Georg, Bäckermeister.
Klemm, Valentin, Küfermeister. Mutschler, Johann, Gastwirt.
Schilpert, Jakob, Gastwirt. Schneider, Adam, Landwirt.
Schneider, Jakob, Landwirt. Scholl, Wilhelm, Landwirt.
Thurecht, Franz, Schmtedemeister. Thurecht, Valentin, Landwirt.
Wernz, Heinrich, Landwirt.
Rohrbach: Bauer, Heinrich, Landwirt. Bitter, Leonhard,
Wagner. Eclein, Franz Peter, Fabrikarbeiter. Geiger, Heinrich,
Landwirt. Hoffmann, Christian, Flaschner. Kahn, Samuel,
Agent. Kaltschmitt, Philipp, Schmied. Klingmann, Martin,
Schreiner. Kncmber, Valentin. Fabrikarbeiter. Schädel Christian,
Schmied. Schmidt, Georg, Steinhauer. Schmitt, Peter, Schreiner,
Steiger, Adam, Feldhüter. Sliebel, Jakob, Fabrikarbeiter. Wolfs,
Beni, Handelsmann.
Schönau: Schneider, Johann, Fabrikarbeiter.
Bezirksamt Everbach:
Eberbach: Banspach, Wilhelm, Zimmermann. Hofherr,
Karl, Nagelschmied. Leutz, Ludwig, Reifschneider.
Bezirksamt Evptngen:
Eppingen: Barth, Franz Josef, Maurer. Barth, Josef,
Maurer. Brcgler, Friedrich, Schreiner. Hermann Heinrich,
Taglöhner. Weser, Jakob. Schreiner. Zaiß, Gustav, Kaufmann.
Bezirksamt Sinsheim.
Sinsheim: Baumann, Martin, Taglöhner.
Hoffenheim: Ludwig, Jakob Gustav, Bierbrauer und
Landwirt-
Neckarbischofsheim: Kayan, Philipp Johann, Landwirt.
Rappenau: Düringer, Georg, Saltncnarbetter. Roser,
Matthäus, Salinenarbeiter. Steiner, Friedrich, Saltn enarbeiter.
Bezirksamt WieSloch.
Wies loch: Schweinfurth, Georg, Küfermeister.
— Polizeibericht. Zwei Taglöhuer wurden wegen Bettel»«,
zwei Frauenzimmer wegen Umherziehens und ein Schieferdecker
wegen Kuppelei verhaftet. Wegen Unfugs kamen 8 Personen
zur Anzeige.
Mannheim, 20. Nov. (Schadenfeuer.) DaS 20 MO Ztr.
Kohlen umfassende Lager der Kohlenhandlung Trefz u. Söhne
ist in Brand geraten. Der Schaden ist bedeutend.
f-Mannheim, 21. Nov. (Schlechte Zeiten.) Der Nie-
dergang der Konjunktur kommt recht deutlich zum Ausdruck in
den Veröffentlichungen des hiesigen statistischen Amtes per Monat
September. So wird vor Allem ein Rückgang der Be-
völkerung konstatiert, eine Erscheinung, die seit Jahrzehnten
hier nicht zu verzeichnen war. Der Wegzug von hier hat den
Zuzug erheblich überwogen. Eine weitere Erscheinung der schlech-
ten wirtschaftlichen Verhältnisse ist die starke Steigerung des
Armeuaufwandes und die Zahl der Armen-Unterstützungen. Die
Mltgliederzahl der Krankenkassen ist im September um nahezu
200 zurückgegangen, diejenigen der Betriebskrankenkassen um 300.
Der Rückgang entfällt fast ausschließlich aus die männlichen Mit-
glieder. Bei der Zentralanstalt für Arbeitsnachweis meldeten
sich 5056 Arbeitsuchende, verlangt wurden dagegen nur 1287
Arbeitskräfte. Der Liegenschaftsverkehr betrug nur 1560.133 Mk.
gegen 2641714 Mk. im gleichen Monat des Vorjahres, also ein
Rückgang um nahezu ein Drittel. Sehr interessant ist die über-
aus starke Zunahme der Einlagen in die hiesige Sparkasse, was
Mit den bekannten Vorgängen im Bankwesen tn Verbindung ge-
bracht wird. In dem genannten Monat beziffert sich der Ucber-
schuß der Einlagen gegenüber den Rückzahlungen auf 143 939.10 Mk.
gegenüber 58049.75 Mk. im gleichen Monat des Vorjahres. Die
Bauthätigkeit war trotz der noch ziemlich erheblichen Zahl der
Leerstehenden Wohnungen eine lebhafte.
Bruchsal, 20. Novbr. (Pfarrwahl.) Bei der heute voll-
zogenen Pfarrwahl wurde im zweiten Wahlgang Herr Pfarrer
Werner in Hausen bei Pforzheim zum Stadtpfarrer der evange-
fchen Gemeinde gewählt.
Legelshurst, 19. Nov. (Teure Jagd.) Gestern Nachmittag
wurde dahter die G emein d ei agd auf weitere sechs Jahre
verpachtet. Dieselh- wurde um den Preis von 9140 Mk.den
Herren Rechtsartt'att Lange und Kommerzienrat Huber aus
Straßburg, sowie Fabrikanten Ernst in Kork zugeschlagen. Der
bisherige Pachtpreis betrug 3500 Mk. Inhaber war bis jetzt
-Herr Schützenberger aus Straßburg.
Feldberg (Schwarzwald), 19. Nov. (Skisport.) Am letz-
ten Sonntag trafen die ersten Skiläufer in dieser Winter-
fatson auf dem Feldberg ein; der Schneefall der vorausgegangs-
nen Tage hatte eine ausgezeichnete Skibahn von etwa 30 Centi-
meter Höhe geschaffen. Bei der niederen während der Nacht
herrschenden Temperatur vermochte die Sonne der tiefen Schnee-
fchicht nichts mehr anzuhaben, so ungetrübt sie auch vom tief-
blauen Himmel leuchtete, so daß mit Sicherheit angenommen
werden darf, daß die gewöhnlichen Wint ertonren nach den
Feldberghöhen von nun an ohne Störung und Unter-
brechung wieder stattfinden können. iZur Zeit ist das Wetter
auf den Höhen außergewöhnlich schön, während die Niederungen
weit aufwärts mit dichtestem Nebel bedeckt erscheinen. Die Weg-
markierungen sind noch rechtzeitig vor dem Schneefall vom Feld-
bergerhof aus, dem beliebten Zielpunkt der Skiläufer, nach allen
Richtungen angebracht worden.
Aus Baden. In Säckingen wurde am 20. November die
elektrische Anlage in Betrieb genommen, nachdem in den letzten
Tagen an der Lösung des schwierigen Problems der Ueberleitung
des hochgespannten Stromes über den Rhein, in einer Leitung
von ISO Meter Spannweite von einem Pfeiler zum andern, an-
strengend gearbeitet worden war.

Handel und Verkehr.
Frankfurt, 12. Nov. Ef f ekt e n sö zie tät. AbeudS 6'/, Uhr.
Kreditaktien 19390 b., Diskonto-Kommendst 175.70—60 b.,
Deutsche Bank 198 75 b., Dresdener Bank 124 80 b. ult. 125 b.
cpt., Darmstädter Bank 122.50 b>, Oesterr. Länderbank 101.30 b.
Harpener 16160 B. 50 G.. Eschweiler 187.25 b , Bad. Zucker-
fabrik 82.60 b. G , Elektr. Allg. (Edison) 180 b., Elektrizität
Schuckert 101.80 b. G.
6'/. -6V2 Uhr:
Be! etwas ruhigerem Verkehr konnten sich die gebesserten
Kurse auf allen Gebieten behaupten. Portugiesen notierten etwas
höher.
Juckerraffinerie Mannheim. Das abgelaufene 34 Geschäfts-
jahr ist nach dem Geschäftsbericht wieder ein sehr befriedigendes,
das beste seit Bestehen der Gesellschaft gewesen. Es wird vorge-
schlagen, eine Dividende von 20 pCt. zu verteilen.
Verein chemischer Fabriken in Mannheim Das Jahres-
ergebnis entspricht, falls die Verhältnisse sich nicht verschlechtern,
ganz den gehegten Erwartungen, sodaß voraussichtlich eine ähn-
liche Dividende wie in den beiden letzten Jahren, wo 12'/? pCt.
verteilt wurden, in Vorschlag kommen dürfte.
Mannheim, 2i. Novbr. (Produktenbörse.) Per 100 Kilo.
Weizen Pfälzer 17.00 bis —, Norddeutscher —bis —
Azima 17.00 bis 17.50, Tbeodssia 17.50 bis 17.75. Saxonska
27.25 bis . Girks 16.75 bis 17.00, Taganrog 17.00 bis
17.50. rumänische 15.75 bis 17.00, amerikanische Winter 17.50
bis —. —, amerikan, spring — — bis —, Kaunsas II
17.50 bis —, Kalisornier 17 50 bis —, La Plata 17.25
bis —, Walla-Walla 17 35 bis —. -, Bahia blanca 17.75 bis
—, Semence Russe 17.75 dis —, Lis —, Kernen 17.25
Roggen Pfälzer 14.30 bis —. Norddeutscher 00.00 bis 00 00
Rassischer 1450 bis —, Gerste hiesiger Gegend 14.50 bis
15.50. Pfälzer 16.00 bis 16.75, Ungarische —bis —
Futtergecste 12 50 bis 12 75, Hafer Badischer 15 00 Lis 15.75.
Württemberger 14.— bis 15.—, Norddeutscher 16.25 bis 16 50,
Russischer 15.75 bis 16.50, Amerikaner 00 00 bis —Mats
Auierik. mixed 14 50 bis —La Plata 14.25 bis —Mais
Donau 14.25 bis —, Kohlreps deutscher neuer 27.50 bis
—.—, Wicken —bis-.—, Deutscher Kleesamen I 100.— bis
110.—, Pfälzer —bis —, Deutscher II 85 — bis 95.—,
Amerikaner 90.— bis 95.—, Lncerne 92.— bis 95.—, Provence
103.— bis 105.—, Esparsette 30.00 bis 30 50, Leinöl mit Faß
70 00 bis —, Mböl mit Faß 65.00 bis —bei Waggon
83.00 bis —, Petroleum Amerikany 18.70 bis —, bei
Waggon 22.30 bis —.—, in Fässern 22.50 bis 23.75.
Russisches 16 90 bis —, bei Waggon 2t,50 bis —.—, in
Fässern 23 25 bis , 70er Rohsprit 38 50, 90cr Rohspri!
22.50. Rohsprit versteuert 105.00.
Weizenmehl 00 0 1 2 3 4
27.75 25.75 23.75 22.75 21.75 19.75
" Roggenmehl 0: 22.75, 1: 19.70.
Tendenz- Getreide unverändert. Mais sehr fest.
Wasserstandsuachrichten.
Neckar. : Rhein.
Heidelberg, 22., 1,41, gest.O,Olm Lauterburg, 21,3,18, gef. 0,02m
Heilbronn, 21., 0,75, gest. 0.0'w j Maxau, 2l„ 8,2l, gef 0 02m
Mannheim,21.2,64, gist. 0,01m s Mannheim, 21., 2,53, gest. 0,00m

NsNKfts NÄchNL chrsR
b. Heidelberg, 22. Nov. Die hiesige Universität be-
ging heute in der üblichen Weise den Geburtstag ihres Wieder-
herstellers, weiland Großherzogs Karl Friedrich, durch einen
Festact in der Aula. Die Festrede hielt der derzeitige Prorektor
Kirchenrat Hausrath. Er sprach in der ihm eigenen geist-
reichen und fesselnden Weise über d'e Geschichte der theo-
logischen Fakultät seit der Wiedererneuerung der lUutversität.
Daran schloß sich die Verlesung der Chronik der Anstalt durch
den Prorektor. Derselben war zu entnehmen, daß die Zahl der
Studierenden im vorigen Sommersewester einschließlich 125 Ho-
spitanten und 40 Hörerinnen 1625 betrug. Im gegenwärtigen
Wintersemester beträgt die Zahl einschließlich 27 Hörerinnen un-
gefähr 1440. Den Schluß des Actes bildete die Preis-
Verteilung. Preise haben gewonnen in der juristischen Fakultät
Fritz Kaufmann, Rechtskanoidat aus Mannheim, t» der medi-
zinischen Max Neu, cano. med. aus Freinsheim (Pfalz), in der
philosophischen cand. Phil. Hermann G r 0 p e n g i e ß er, in der
nalurwissenschastlict,-mathematischen Gg.Charasoff aus Tiflis,
Einen Preis von 500 Mark ans der Moos'schen Stiftung erhielt
Sigm. Weinberg er, cnid. med.
Darmstadt, 21. Nov. (Frkf. Ztg.) In der Eheschei-
dungscmgelegenheit des Großherzogs von Hessen war,
wie bereits mitgeteilt, der Kammerherr der Großherzo-,
gin, Baron Niedesel, in besonderer Mission nach Coburg
entsandt worden. Bei seiner Rückkehr ließ er das ge-
samte Marstallpersonal zusammenrufen und sprach ihm
den Dank der Gr 0 ßherz 0 gin für die seither ge-
leisteten treuen Dienste aus, gleichzeitig ein herzliches
Lebewohl wünschend. Danach ist also vollständig
ausgeschlossen, daß die Großherzogin beabsichtigt, nach
Darmstadt zurückzukehren.
München, 20. Nov. Die Entmündigung des
Dr. Sigl erfolgte auf Antrag seiner Frau wegen
Geisteskrankheit. Die Zeitung „Vaterland"
ist durch Kauf an den langjährigen Expeditor des Blat-
tes I. B. Fimchtl und an den Geistlichen Rat und Pfar-
rer Hermann Sturm vom Unterj-Jgling bei Landsberg
übergegangen. Der Verkauf kam zustande unter der
Bedingung, daß das Blatt in der bisherigen Weise und
Tendenz im Sinne Dr. Sigls unverändert fortgesetzt
wird. Sturm ist ein Freund Dr. Sigls.
Berlin, 21. No». Coquelin der Nettere wird, wie das
„Tagbl," erfährt, im Januar mit einer eigenen Truppe in Berlin
im kgl. Schaufpielhause gastieren. Die Generalintendanz ist auf
den Wunsch des französischen Künstlers bereitwillig eingegangen.
Berlin, 21. Nov. Der Postetat für 1902 ent-
hält die Mittel zur Schaffung von 109 Stellen für Hilfs-
reserenten. Ferner die Schaffung von 183 Post- und
Telegrapheninspektoren bei den Verkehrsämtern. Beide
Kategorien sollen aus Klassen der Beamten, welche die
höhere Verwaltungsprüfung bestanden haben, entnom-
men werden. Die Erhöhung der Assistentengehalte er-
fordert einen Mehraufwand von 1 853 800 Mark.
Berlin, 21. Nov. Nach den Abendblättern erteilte der
Kaiser dem preisgekrönten Entwurf des Bilhauers Eber-
lein für das Berliner Richard Wagner-Denkmal
die Zustimmung zur Ausführung.
Berlin, 21. Nov. Nach einer dem „Berl. Lokalanz."
aus Petersburg Angehenden Mitteilung wird in dortigen
politischen Kreisen versichert, daß Deutschland und Ruß-
land in Kürze gemeinschaftlich die übrigen Mächte zu
einer neuen Anarchistenkonferenz einladen
wollten. Die Meldung bedarf sehr der Bestätigung.
Berlin, 21. Nov. Der Kolonialrat trat heute
Vormittag unter dem Vorsitz des Direktors der Kolo-
nialabteilunq Dr. Stübel zusammen.
Berlin, 21. Nov. Die „Nordd. Allg. Zeitg." stellt
heute fest, daß die bekannte Edinburgher
Rede dies Ministers Chamber lain zwar nach
seiner neuesten Erklärung eine Abschwächung erfährt

(Chamberlain schützt ein Mißverständnis vor), - der
Ausdruck der Verwahrung über die Em-
pfindlichkeit der deutschen National-
gefühle aber ungerechtfertigt und ungehörig bleibe.
Denn das Mißverständnis, vorr dem Herr Chaiwberlain
spreche, liege, so sagt das offizielle Blatt weiter, auf Sei-
ten der wochenlangen und widerspruchsvollen englischest
Berichterstattung über die zur Entschuldigung vorge-
bra-chten allgemeinen Wahrheiten. Daß in jedem Kriege
Härten Vorkommen, würde niemand bei uns sich auf-
geregt haben. Dem in den Volksversammlungen ans-
gestellten Verlangen, im Interesse des deutschen Heeres
amtlich Schritte gegen außeramtliche Ausführungen
eines fremden Ministers zu unternehmen, kann sich die
„Nordd. Allg. Ztg." nicht anschließen. Das Ansehen
das sich die deutsche Armee sowohl durch Manneszucht
und Schlagfertigkeit, als durch Tapferkeit in der gam
zen gesitteter: Welt erworben habe, stehe viel zu fest, als
daß es durch Fälschung und unpassende Ver-
gleiche erschüttert werden könnte.
Wien, 21. Nov. Acht deutsch-böhmische Veteranen-
vereine beschlossen in Karlsbad einen entrüsteten
Protest gegen Chamberlain, der die öster-
reichische Armee verleumdet habe, indem er sie mit den
Söldnern des englischen Heeres in Südafrika
gleichgestellt habe. Zugleich fordern sie alle österreichi-
schen Veteranenvereine zu gleichen Kundgebungen auf-
Chamberlain selber läßt auf Anfrage der „Neuen Freien
Presse" durch seinen Privatsekretär erklären: Mit der Be-
rufung ans den Brauch aller zivilisierten Nationen zur
Rechtfertigung größerer Strenge, als sie bisher
von uns im Burenkriege angewendet wurde, soll nicht ge-
sagt werden, daß solche durch amtliche Geschichtswerke be-
glcnckügte Strenge über d--s hinausging, was gerecht und
notwendig war. Aber was recht und billig bei einer
anderen Nation ist, kann nicht barbarisch und unmensch-
lich sein, wenn es von Großbritannien geübt wird.
(Chamberlain bleibt also dabei, die bisherige englische
Kriegsführung in Südafrika für milder als die europä-
ische auszugeben.)
Amsterdam, 21. Nov. Die Sitzung des Haager
Schiedsgerichts wurde durch den holländischen
Minister des Aeußeren präsidiert; sie dauerte zweiein-
halb Stunden und war vornehmlich der Feststellung
des Budgets gewidmet. Die Beratung über die Bitte
der Burendeputation nahm nach der „Frkf. Ztg." nur
kurze Zeit in Anspruch, woraus zu entnehmen ist, daß
der Beschluß, sich für inkompetent zu erklären, schon vor-
her feststand.
Apeldoorn, 21. Nov. Die Königin hat zwar
das Zimmer noch nicht verlassen, doch hat sich ihr Gesims
heitszustand gebessert. In den letzten Tagei: besuchte der
Hofarzt die Königin nur einmal täglich. Die Königen
ist indessen ziemlich schwach, sie bedarf - großer Ruhr-
Der Hof wird erst gegen den 20. Dezember nach dein
Haag zurückkehren.
Paris, 21. Nov. Die Kammer beendigte dre
Generaldebatte über die China-Anleihe.
lehnte mit 863 gegen 215 Stimmen den von Waldeck-
Rousseau bekämpften Antrag Sembat aus Vertagung der
Verhandlungen ab und beschloß mit 368 gegen 183
Stimmen Eintritt in die Spezialdebatte.
Petersburg, 21. Nov. Ans dem Baikalsee hat sich ge-
stern eine furchtbare Katastrophe ereignet-
Ein mit 600 Fässern Salzheringe beladenes Fahrzeug
war von dem Dampfer „Jakow" ins Schlepptau genom-
men worden. Da brach ein furchtbarer Orkan aus, um
der Dampfer wurde gezwungen, das Schlepptau zu kap-
pen. Im nächsten Moment sank schon das Fahrzeug-
und 161 Arbeiter, sowie die aus 16 Personen be-
stehende Schiffmannschaft ertranken.
Konstantinopel, 21. Nov. Zwischen Frankreich
und der Türkei ist nach der Franks. Ztg. ein neust
Konflikt ausgebrochen. Das zweite om Bosporus stw
tionierte französische Kriegsschiff „Momtte" verließ zE
Zwecke von Hebungen im Aegäischen Meer mehrere Wochen
nach der Abreise des Botschafters Constans Konstantinopel-
Die „Mouette" wollte nun hierher znrückkehren und suckfte
wegen der Passage durch die Dardanellen den üblichen kai-
serlichen Ferman nach. Derselbe wurde ober entschiedet
verweigert. In gut unterrichteten Kreisen ist man der
sicht, daß Frankreich sich der Auffissung des Palastes M«
onschließen werde, und man hält es nicht für umnögl'E
daß der zweite Stationeur, auf die Gefahr hin, angeschosst"
zn werden, die Erlaubnis erzwingen wird. Außer Fraw-
reich haben noch Rußland und England zwei Kriegsschi,b
hier, während Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien
nur durch eines vertreten sind.
Athen, 21. Nov. Be: den Säulen des olympisch^
Jupiter fand heute Nachmittag eine von Studente
organisierte Versammlung von 20000 Person^
statt, wobei es zu Zusammenstößen zwisE
Studenten und der bewaffneten Macht kam und Schul',
gewechselt wurden. Es wurde jedoch niemand verletz.
Die Versammlung beschloß, energisch die Exkummunm
tion der Uebersetzer des Evangeliums zu verlangest
Nach Schluß der Versammlung zogen die an der KuE
gebung Beteiligten durch die Stadt. Die Studem
belagern noch immer die Universität. Me Geschäfts
räume der Zeitungen „Akropolis" und „Asty" weE
militärisch bewacht. ^
Madrid, 21. Nov. (Frkf. Ztg.) Leopold RonrE
der Leiter des republikanischen Blattes „EvangeuM
wurde gestern Abend in der Nähe des KongreßgebcftM ;
von drei Männern angegriffen und erhielt 3M
Kugeln in den Kopf. Er zog seinerseits die Pistole E
verwundete einen der Angreifer tätlich; ein zweU
wurde verhaftet. Die Angreifer sind wahrscheinlich
düngen. Romeo hatte neuerlich wegen scharfer AnEU
gegen viele hochstehende Persönlichkeiten Droh-br^
erhalten. ^ ^
Newport, 21. Nov. (Frkf. Ztg.) Die ,AlaM
Amerikaner gründeten einen Bund zurL 0 sreiß u' '
des britischen Teils des Goldbezirkes von
worauf sie eine unabhängige Goldland-Rep
bl: k errichten wollen. Es wurden Dokumente flw
den, bezeichnet: „Orden der Mitternachtssonne". .

di

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