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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1901 - 31. Dezember 1901)
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ten Staaten, die n»S die Rohstoff liefern, sich immer mehr
<;egen die Einfuhr unserer Fabrikate abschließen, so müssen
wir unseren Zolltarif so biel wie möglich spezialisieren, um
nicht ohne Gegenleistung unsere Samnielpositionen au jene
Staaten weg zu werfen. Von unserer gesamte» Fahr-
radindustrie gehen über 20 Proz, ins Ausland; bon
Stahlnadcln über 26 Proz„ Nähnadeln über 60 Proz,, N ä h-
m a s ch in e n über 46 Proz., Textilwaren über 20
Proz, Unsere chemische Industrie ist genötigt 34
Proz. ihrer Produkte auszuführen. Was soll nun aus unserer
Industrie werden? Der Staatssekretär weist im weiteren
Verlauf seiner Rede auf die Ausfuhr nach den Vereinigten
Staaten von Amerika, die auf den verschiedensten Gebieten
bedeutend gesunken ist, und polemisiert sodann gegen die
gestrige Rede des Abg, Molkenbuhr, der von repressiven Maß-
regeln gegenüber Deutschland gesprochen hatte.
Amerika hat im eigenenJnteresse seinZollsystem gegenüber der
ganzen Welt aufgestellt und nicht etwa, gegenüber Herausfor-
derungen von Deutschland, Wir sind nicht schutzzöllnerischer als
anderer Staaten, wir müssen aber unser Erwerbsleben schützen,
Ulan kann nicht eine f re i h ä n dl e r i s ch e Oase gründen
inmitten von Schutzzöllen, (Heiterkeit.) Der Staatssekretär
legte ferner dar, daß die Landwirtschaft eines erhöhten Zoll-
satzes bedürfe, man habe es so dargestellt, daß Deutschland
das einzige Land der Welt sei, welches die Verpflichtung habe,
seinen Zolltarif nicht zu ändern, aber warum solle Deutschland
das nicht thun dürfen, was eine große Zahl von Staaten wie-
derholt gethan habe? Wer das verlange, der besitze nicht den er-
forderlichen nationalen Stolz, das rechte nationale Ehr-
gefühl, (Ohol links, Rufe bei den Sozialdemokraten: Pfuil
42 000 Mark!) Das Hauptinteresse konzentriert sich auf die
lcmdwirtsch. Zölle. Ich bin nicht der Meinung, daß Deutsch-
land al lein s ei nenGetr eidebedarfdecken kann
stWiderspruch rechts.) Ich bin auch nicht der Meinung, daß
Deutschland mit Getreide überschwemmt und daß unnütz Ge-
treide eingeführt werde, (Erneuter Widerspruch und Unruhe
rechts.) Dagegen bin ich überzeugt, daß Deutschland seinen
Fleisch bedarf ganz allein decken kann, (Lebhafte Zu-
stimmung rechts.) Man sagt, wir Hütten unsere Seuchenge-
setzgebung illoyal gehandhabt, um die fremde Einfuhr
fernzuhalten. Das ist nicht wahr. Das Interesse an der
Erhaltung unseres Viehstandes zwang uns zu Einfuhrverboten,
aber es kann kommen, daß die anderen Länder ihre veterinär-
polizeilichen Maßnahmen verbessern, daß wir Einfuhrverbote
nicht mehr erlassen können. Für diesen Fall bedürfen wir
der Viehzöll e und andererseits ist bei unserem Klima
ein intensive Viehwirtschaft nicht möglich ohne intensive Ge-
treidewirtschaft, Deutschland hat einen Einfuhr-Ueüerschutz
bon über einer Milliarde Mark, Wir sind der beste Käufer
der Welt und wir treten in handelspolitische Verhandlungen
mit den befreundeten Nationen mit den besten und redlichsten
Absichten, Aber in diese Verhandlungen treten wir auch mit
dem Selbstbewusstsein ein, zu dem wir berechtigt sind, durch un-
sere eigenen wirtschaftlichen Leistungen und durch unsere
ganze wirtschaftliche Stellung in der Welt, (Beifall rechts.)
Abg, Spahn (Zentr.) erörtert die Notlage der Landwirt-
schaft, die das lebhafteste Interesse an der Erhöhung der Ge-
treidezölle habe, warnt aber vor einer Ueberspannung des Bo-
gens in der Frage der Minimalzölle, da z, B. die Landwirt-
schaft keinJntercsse an hohenMinimaleisenzöllen habe, anderer-
seits müsse man wieder zu Handelsverträgen kommen. Mit
Schlagwortcn. wie das, daß man sogar der armen Witwe das
letzte nehmen wolle, solle man nicht kommen. Habe doch der
Reichskanzler schon in der vorigen Session seine Bereitwilligkeit
erklärt, die Mehrerträge der Getreidezölle im Interesse
der Arbeiter zu verwenden. Die Rücksicht ans die Kon-
sumenten dürfe nur soweit gehen, als das Interesse an der Er-
haltung des Mittelstandes, insbesondere des Bauernstandes
bedinge. Das Material des wirtschaftlichen Ausschusses müsse
der Kommission vorgelegt werden, Redner erörtert darauf
die Notwendigkeit anderer Zölle, ist aber im Zusammenhang
nicht verständlich. , ^ ^ ^ ^
Abg, Richter (fr. Volksp.): Man Me dre Vorlage gleich
im Plenum beraten. Aus denselben Gründen wie 1892 für
die Handelsverträge stimmt seine Partei jetzt gegen die Vorlage,
wenn auch der Reichskanzler in ihr keine Abwendung von der
bisherigen Handespolitik sehe. Gegen die Spezialisierung,
die den Kern der Sache nicht treffe, sei nichts einzuwenden,
wenn imr die Zölle selbst gefielen. Der Tarif sei ein System
des Protektionismus, den man sich nur im letzten Notfälle ge-
fallen lasse, (Widerspruch rechts.) Deutschland bedürfe nach
Lage und Klima der Einfuhr von Lebensmitteln, Die Welt-
politik der Regierung sei der Gegensatz einer Welthandels-
politik, Das Land habe keine Initiative in schutzzöllnerischer
Hinsicht ergriffen. Redner greift nach mehreren Ausfällen auf
die Konservativen und die Regierung, die teilweise mit stürmi-
scher Heiterkeit ausgenommen wurden, den Landwirtschafts-
rat an, den er einen Extrakt eines Junkerparlaments nennt.
Die jetzige Rede des Reichskanzlers habe überall enttäuscht.
So schwach sei noch keine Vorlage eingeleitet worden. Der
Staatssekretär von Thielmann habe noch weniger gesagt. Des-
halb habe Gras Posadowsky seine große Rede gehalten, die noch
agrarischer gewesen sei als Graf Bülow und die ganze Vor-
lage. Von den 18 Millionen Landwirten hätten 16 Millionen
kein Interesse an höheren Zöllen, weil sic nur ihren eigenen
Bedarf produzierten, Einst habe es geheißen, unsere Sicher-
heit beruhe auf dem Dreibunde und den guten Beziehungen zu
Rußland, jetzt wisse man nicht, ob man zu einem Vertrage mit
den Nachbarn komme. Dazu leide auch schon die Popularität
des Dreibundes. Dazu komme noch die schwierige wirtschaft-
liche Lage, die zu verschlimmern die Regierung sich hüten solle,
ÜBeifall links.)
Reichskanzler Graf Bülow: Richter habe sich beklagt,
daß er gestern nicht mehr gesagt habe; cs werden aber noch ge-
nug lange Reden gehalten werden. Trotz einigen guten Witzen
habe Richter doch nicht viel neues gesagt. Ein Gegensatz zwischen
Tarifvorlage und verbündeten Regierungen bestehe nicht. Auch
ein Gegensatz zwischen der Höhe der Gctrcidezölle und der
vom Redner stets und entschieden vertretenen Weltpolitik be-
stehe nicht. Denn die Basis einer gesunden vernünftigen
Weltpolitik ist eine kräftige nationale Heimatpolitik, das eine
schließt das andere nicht aus, ist vielmehr seine Voraussetzung,
Eine Weltpolitik, die sich nicht kümmert um
die Landwirtschaft, wäre eine phantastische,
ungesunde und chimärische Politik; für eine solche danke ich
und für eine solche werde ich nie zu haben sein. Wenn Richter
seine Stellung in der Kanalfrage bemängele, so solle er doch
etwas konstitutioneller denken. Sei das Ideal Richters für
das Verhältnis von Regierung und Volksvertretung das von
Roß und Reiter? Der eine führt und der andere muß
parieren? Richter kommt cs aber Wohl mehr auf die Herbei-
führung eines Konflikts zwischen den Regierungen und den
großen Parteien des Hauses an, wobei er der tertius gaudens
wäre. Nein, Redner wolle ihm nicht das Feuer anzünden,
an dem er seinen Parteitopf kochen könne, (Heiterkeit.) Das
Staatswohl verlange die Kanalfrage ruhig zu verhandeln,
darum habe die Regierung das Projekt der großen Wasser-
straßen nicht fallen lassen und werde es auch nie
thun im Interesse des ganzen Landes, Wenn Richter die Re-
gierung in diesem Streben unterstützen Wolle, so möge er es
thun, aber in sachlicher Weise, Gegenüber anderen Aufstel-
lungen Richters stellte Redner fest, daß er im Zweifel gelassen
habe, daß er Handelsverträge und zwar langfristige wünsche.
Er habe das schon im vorigen Jahre gesagt. Aber darum be-
finde sich Deutschland nicht in einer Zwangslage und habe es
n i ch tnötig, um jeden Preis Handelsverträge abzuschließen.

Die Staaten, mit denen bisher ein Handelsvertragsverhält-
nis bestand, haben dasselbe Jirteresse, dies Verhältnis fortzu-
setzen. Neue Handelsverträge sind nur möglich auf der Basis
voller Gegenseitigkeit und gegenseitiger Anständigkeit, Die
Tarifvorlage werde hoffentlich zustande kommen, der Land-
wirtschaft zum Schutz und der Industrie nicht zum Trutz!
(Beifall.)
Morgen 1 Uhr Weiterberatung, —

Bade«.
— Die Konferenz süddeut-
scher Staaten über die Vereinfachung der Per-
sonentarife der Eisenbahnen beginnt (wie
bereits kurz mitgeteilt) in Stuttgart am 19. Dezember
Bayern wird Ministerialrat Frauendorfer vertreten. Die
Einladungen erfolgten durch Württemberg; daß Baden
und das Reichsland die Einladung annehmen werden,
gilt als wahrscheinlich. Die Besprechungen werden
nebenbei auch die Gepäcktarife umfassen; die zu verein-
barenden einheitlichen Personentarife werden wahrschein-
lich erst nach Besserung der Geschäftslage in Kraft treten,
L.O. Karlsruhe, 3. Dez. Nach der „Fr. St."
sind von 46 jungen Lehrern, welche im August das
Seminar verließen, erst 5, und diese an höhere Schulen
angestellt worden. Wenn dem so ist, dann hätte man kei-
nen Grund von einer „Lehrernot zu sprechen.
L.o. Karlsruhe. 3. Dez. Eine merkwürdige
Logik entwickelt der verflossene „dreitägige" Zentrumsab-
geordnete Merklinger. Vor 2 Jahren interpretierte er
den 8 37 der Vers.-Urk. in nicht gerade glänzender
Weis? dahin, daß ein Notar zu den Bezirksbeamten im
Sinne dieses Paragraphen gehöre und infolge dessen nicht
wählbar sei. Trotzdrm ließ er sich bei der letzten Land-
tagswahl als Kandidat in einem Bezirke aufstellen, der
wenigstens teilweise zu seinem Amtsbezirk gehört. Daraus
mußte jedermann schließen, daß sich Merklinger der vor 2
Jahren auch in der Kammer noch vorherrschenden Ansicht
angeschlossen und zu der Ueberzeugung gekommen war, daß
ein Notar in seinem Amtsbezirk wirklich wählbar ist. Das
haben auch wir angenommen und daran die Bemerkung
geknüpft, daß Herr Merklinger sich von der Kammer eines
andern belehren lassen mußte, waS gewiß für einen so ge-
wiegten Interpreten schmerzhaft sei. Nun erklärt aber
Merklinger, daß er stets der Ansicht war, daß ein Notar
in seinem Amtsbezirk nicht wählbar sei. Da muß man
sich doch unwillkürlich fragen: Wozu hat sich denn Herr
Merklinger aufstellen lassen?
— In Karlsruhe-Land hoffen die Antisemiten
mit ihrem ,Kandidaten Elser in die Stichwahl zu kommen
und dann zu siegen. Sie meinen, im ersten Wahlgang
wird ihm ein Teil der literalen und auch konservativen
Wahlmänner zufallen, welche mit dem Standpunkt des
Herrn v. Stockhorner nicht einverstanden sind, weil dieser
für die Zulassung von Klöstern eintritt und auch Gegner
des direkten Wahlrechts ist.

Badischer Landtag.
L.6. Karlsruhe, 3. Dezember. (6. Sitzung der
Zweiten Kammer.) Am Regierungstisch: Finanz-
minister Dr. Buchenberger, die Geh. Räte Frech, v. Reck
und Zittel, Ministerialrat Nicolai.
Vizepräsident Lauck eröffnet die Sitzung um V^12 Uhr.
Zur Beratung standen die Berichte der Budgetkommission
über die Vergleichung der Budgeisätze mit den Rechnungs-
ergebnissen für die Jahre 1898 und 1899 und zwar die
Abteilungen Staatsministermm, Ministerium des Großh.
Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten (Bericht-
erstatter Abg. Hug (Zentr.) und Verkehrsanstalten (Dr.
Wilckens (nat.-lib.) Eine Diskussion fand nicht statt.
Schluß der Sitzung: '/4I2 Uhr.
Nächste Sitzung: Donnerstag ff^lO Uhr. L.-O.:
Vergleichung der Budgetsätze mit den Rechnungsergebnissen
für die Jahre 1898 und 1899.

— Nachzutragen ist noch, daß in der vorgestrigen Sitzung
auch eine Interpellation eingebracht wurde, welche Auf-
klärung darüber begehrt, ob mit der Main-Neckar-
Bahn bezüglich ihrer Verwaltung eine Aenderung ein
treten soll; sie wurde von sozialdemokratischer und links-
liberaler Seite gestellt.
— Nach der „Freist Ztg." hätte auch Pflüger
sich der demokratischen Fraktion der zweiten Kammer
nicht angeschlossen.

Obersthofmeister Frühere von Edelsheim, Generalintendant
Dr. Bürklin, Generalleutnant von Müller, Oberschloß-
hcmptiiiann Graf von Berckheim, Oberschioßhaupuuaun von
Offensanü-Berckholtz, Geheimer Legaiionsral Dr. Freiherr
von Babo, Präsident Dr. N,colai, Oberschloßhauptmann
Freiherr von Seldeneck, Oberst Graf von Sponeck, Hof-
jägermeisier von Merhart, Major von Schwerin, Hofrat
Dr. Dreßier. Ferner traf gestern Abend der Kommandeur
des Königin Augusta-Garde-Grenadier-Regiments Nr, 4,
Oberst von Westernhagcn, zur Beglückwünschung der Groß-
herzogin als Chef des Regiments in Baden ein und nahm
im Großherzoglichen Schlosse Wohnung. Es fand sodann
große Abendtafel statt, an welcher die Großh. und Erb-
großh. Herrschaften mit den genannten Gästen, sowie der
Königlich Preußische Gesandte von Eisendecher und Gemahlin
und das Gefolge der höchsten Herrschaften teilnahmen-
Heute früh 9 Ubr wurde die Gcoßherzogin durch Gesangs-
vorträge der Schülerinnen des Pensionats überrascht. Frau
von Eisendecher leitete in der Schloßkapelle persönlich
diesen die Großherzogin besonders erfreuenden Gesang,
den sie mit den Kindern vorbereitet hatte. Der Aufbau
der Geburtstagsgeschenke erfolgte heute Vormittag vor
10 Uhr. Die in Schloß Baden wohnenden Hausgenossen
brachten ihre Glückwünsche um 11 Uhr da. Außerdem
empfing die Großherzogin noch viele glückwünschende Per-
sonen. Nach 1 Uhr trafen die Fürstin zur Lippe und
Prinz Karl mit Gemahlin von Karlsruhe in Baden ein.
Die Herrschaften stiegen im Schlosse ab und sprachen der
Großherzogin ihre Glückwünsche aus. Bald nachher fand
eine Frühstückstafel statt, an welcher außer den Groß-
herzoglichen Herrschaften die Kronprinzessin Viktoria, die
Erbgroßhcrzvglichen Herrschaften, die Prinzessin Wilhelm,
Prinz Max, die Fürstin zur Lippe, Prinz Karl und Ge-
mahlin, sowie Prinzessin Amslie zu Fürstenberg teilnahmen.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 4. Dezember.
O Ihre König! Hoheiten der Grotzherzog und die Groß-
herzogin werden morgen früh 9 Uhr 50 Min. mit dem fahrplan-
mäßigen Zuge von Baden-Baden her mit großem Gefolge hier
eintreffen und sich direkt über die Hauptstraße zum Saalbau be-
geben.
Aus dem Stadtrat. In den Stadtratssitzungen voM
25, v, Mts, und 2. d. Mts, wurden u. a. folgende Gegen-
stände zur Kenntnis bezw, Erledigung gebracht,
1) Die Vorlage an den Bürgeransschuß, betreffend dir
Festsetzung des Zinsfußes der Einlageguthabcn bei der städt-
Sparkasse, wurde festgestellt.
2) In der Oststadt und im Stadtteil Neuenheim soll st
eine Sammelliste für das städt. Leihhaus errichtet werden.
3) Anläßlich der Ausführung des neuen Neckarstaden-'
soll gegenüber der Ausmündung der Fahrtgasse wieder eine
Treppe von der Unteren Neckarstraße nach dem Neckar ange-
legt werden.
4) Die Verteilung der Erträgnisse der Umbstätter-Ried-
müller'schen Dienstbotenstiftungen erfolgte nach den An-
trägen der besonderen Kommission und zwar erhielten je ^
Dienstboten Prämien von 40. 30 bezw. 25 Mark,
6) Der von der Verrechnung vorgelegte Voranschlag des
Waisenhausfonds für 1902 wurde genehmigt,
0) Nach der Zusammenstellung der Stadtkasse haben die
Verbrauchssteuern im Oktober 15 039.53 Mark ertragen.
K Vom Neuen Archiv für die Geschichte der Stadt Heidel-
berg ist dieser Tage das 4. Heft des 4, Bandes erschienen (Verlag vv»
Gustav Köster, hier). Es bringt den Schluß des Aufsatzes üb^
den Heidelberger Schützenbrief, dann von Roth-Wiesbaden eilst
Geschichte der ältesten Heidelberger Buchdruckereien. Den Schluß
bildet ein von Prof. Rösch bearbeitetes Ortsverzeichnis.
Vo. Kaiserpanorama. Eine interessante Reihe von Bildern vo»
Nordafrika bringt uns das Kaiserpanorama diese Woche zu GesE'
Algier und Land und Leute daselbst werden naturgetreu wiedel-
gegeben. es wechseln ernste und heitere Szenen miteinander a"'
Recht heiter g-ht eS zumal bei einem Zahnarzt zu, aber auch da-
große Elend tritt an zwei Bettlern deutlich zu Tage. Eingehen-
gezeigt werden noch die Städte Philippeville. Bougie, Consta»,
tine und die beiden Orte Votif und Biskra. Nächste Woche geiU
die Reise nach der pan-amerikanischen Ausstellung in Buffal^
auf der ü-kanntlich der Präsident MacKinley ermordet wiE'
Diese Reise verspricht nach dem vorliegenden Programm stx
schön zu werden und dürfte große Anziehungskraft auf das P»bm
kum ausüben. .
Erhebung der Staatsstener. Vom neuen Steuerjahr ab vw,
ein von der bisherigen Praxis abweichender Mod s
Erhebung der Staats st euer (Grund- und Häuser-,
werbe- und Einkommensteuer) der Ortseinwohuer zur EtnführM
gelangen. Bisher wurden diese Steuern in sechs Teilen

Jahresb trags, ueginnend im Dezember, eingehoben: nunviA
aber erfolgt der Einzug in Viertcljahrsrerminen in d-
Weise, daß je ein Viertel d-s Jahresdetrags auf 1, JaN»st-
1. April, 1. Juli und 1. Oktober fällig wird und spätestens d',
zum 14, dieser Monate zu bezahlen ist. Wenn also mit der
stellung der Forderungszettel w e bisher schon anfangs DezeM"-§
begonnen wird, was in größeren Orten nicht zu umgehen m- »e
ist kein Steuerzahler verpflichtet, noch im Dezember das
Ziel zu entrichten, er hat vielmehr Frist damit bis 14. Januar 1-^,
X Telephon-Anschlüsse. An letzter Zeit sind folgende L
schlüsse an die htesiige Stadt-Fernsprecheinrichtung neu herzest-
worden: A,
Nr. 137 Clemnr Ludwig, Kammerrat z. D, Leutnant d-
Roonstraße.
„ 517 Jockey-Klub, I. Weber, Sohn, Hauptstraße 74,
„ 567 Mies Eduard, elektro-chem.-physikal. Laboratoli»'
Schneidmühlstraße 7.
„ 575 Burkhard Heinrich, Kohlenhandlung.
„ 576 Schnitts Dr. August, Uferstraße 18.
„ 611 Uebereck Franz, Sophienstraße 19.
„ 663 Weber Friedrich, Zimmermeister, Schlierbach?""
straße 25. ,, .oh,
„ 700 Großh. Wasser- und Straßenbau-Inspektion und
Knltnrinspektion.
„ 702 Bachmann Richard, Kaufmann, Klosestraße 12. <
„ 704 Kahn Dr. Fra^, Amtsrichter a. D., Schloßbekg .§,»
Polizeibericht. Drei Frauenzimmer wurden ^ A,l
Umherziehens, eine Kellnerin wegen Diebstahls nnd .^ß
Kesselschmied wegen Bettelns verhaftet. Wegen '
kamen sechs Personen zur Anzeige.
i Belohnung treuer Dienstboten, Zu einer erbebende» »st
gestaltete sich die gestern Nachmittag im großen Stadtha»sl
vorgenommene Dekorierung von Dienstboten, wie
nun schon seit vielen Jahren am Geburtstage unserer
Herzogin vom Fraumoerein aus erfolgt. Es gelangten
4 von der Laudessürstin gestiftete Kreuze und 27 von der
Verwaltung ausgeworfene Geldspenden zur Verteilung. ^ pst
Pfarrer Scüm itth enner hielt die festliche Ansprache, Rotz-
er mir zu Herzen gehenden Worten der Fürsorge der ^.^t>
Herzogin gedachte und auf den hohen Wert eines harnw» hst
Verhältnisses zwischen Herrschaft und Dienerschaft bbnvtes,
Treue als das köstlichste Gut des Lebens bezeichnend. Dr.

Bayern.
München, 2. Dez. Nach der „Augsb. Abendztg."
war die Abberufung des seitherigen Münchener
Nuntius und die Verzögerung der Wiederbesetzung
der Nuntigtur eine Demonstration gegen die bayerische
Regierung, weil Prinz Rupprecht im Oktober außer dem
Papst auch dem italienischen König einen Besuch ab-
stattete.
München, 2. Dez. Der Justizminister von
Leonrod sprach heute im Landtag die Absicht aus,
demnächst von seinem Posten zurückzutreten.
Der Regent wird jedoch keineswegs ein etwaiges Rück-
trittsgesuch Leonrods genehmigen.
Aus Lee Karlsruher: Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen General der Infanterie von Strubberg
in Berlin das Großkreuz ihres Ordens Berthold des Ersten ver-
liehen.
— Durch Entschließung der Großh. Markgräflich Badischen
Domänenkanzlei der Bodenseefideikommisse wurde Fiuanzassistent
Karl Droll, 1. Gehilfe beim Rentamts Salem, mit Wirkung
vom 1. Januar 1902 an etatmäßig als Buchhalter angestellt.
Karlsruhe, 3. Dezbr. Gestern Abend brachte der
Gesangverein „Liedertafel Aurelia" zu Ehren des Geburts-
tages der Großherzogin eine wohlgelungene Gesangs-
begrüßung in der großen Vorhalle des Schlosses in Baden
dar, welcher auch alle eingeladenen Gäste anwohnten. Von
Karlsruhe waren zur Beglückwünschung der Großherzogin
eingetroffen: Staatsmmister von Brauer und Gemahlin,
 
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