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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1901 - 31. Dezember 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#1078

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Mannheim zum außerordentlichen Mitglied der badischen
historischen Kommission bestätigt.
** Am 17. d. Mts. stieß im Bahnhof Rastatt der von
Ettlingen kommende Güterzug 931 durch Ueberfahren des
Einfahrtssignals auf den von Durmersheim kommenden
Güterzug 1829, wodurch sechs Wagen entgleisten und die
Linie Karlsruhe—Rastatt über Ettlingen gesperrt wurde.
Die fahrplanmäßig über Ettlingen gehenden Züge verkehrten
über Durmersheim. Zur Aufrechterhaltung des Verkehrs
Zwischen hier und Rastatt über Ettlingen wurden Hilfszüge
angeordnet. Um 11 Uhr Vormittags konnte der regelmäßige
Betrieb über Ettlingen wieder ausgenommen werden. Ver-
letzungen von Personen kamen nicht vor, auch ist der Material-
schaden nicht erheblich.
** Am 17. d. Mts. entgleisten um halb 1 Uhr Nach-
mittags in Stahringen vom Güterzug 863 der Tender der Vor-
spannlokomotive und die Vorderachse der Zugslokomotive und
außerdem zwei Wagen aus noch unbekannter Ursache. Die
Geleise nach Stockach und Ueberlingen waren dadurch gesperrt,
der Personen-Verkehr wurde durch Umsteigen aufrecht erhalten.
Gegen 4 Uhr nachmittags war die Störung wieder beseitigt
und konnte mit Zug 666 der durchgehende Verkehr wieder aus-
genommen werden. Verletzungen von Personen, kamen nicht
vor. Der Materialschaden ist unerheblich.
Karlsruhe, 18. Dez. Heute früh gegen 9 Uhr traf
Präsident Dr. Nicolai aus Karlsruhe in Schloß Baden
ein und erstattete dem Großherzog von 10 bis 1 Uhr
Vortrag. Nachmittags hielt Präsident Dr. Nicolai der
Großherzogin Vortrag und kehrte abends nach Karlsruhe
zurück. Der Großherzog richtete an den Obersten v. Schick-
sus, Kommandeur des 1. Badischen Leib-Grenadier-Regi-
ments Nr. 109, ein Schreiben, um demselben und dem
Offiziercorps des Regiments sein Bedauern darüber zu
äußern, daß Seine Königliche Hoheit durch Unwohlsein ver-
hindert ist, das heutige Erinnerungsfest mit dem Offizier-
corps vereint zu begehen.

U U s l K N V.
Afrika.
— Zur Gefangennahme des Bureuführers
Kruitzinger meldet das Reutersche Bureau aus Middel-
burg (Kapkolonie): Kruitzinger überschritt am 15. Dez.
mit 150 Mann, meist Aufständischen, in der Nähe von
Colesberg, den Oranjefluß, marschierte in die Kapkolonie
ein und versuchte die Eisenbahn zwischen Hannover und
Tailbost zu überschreiten. Die Blockhäuser eröffne-
ten ein heftiges Feuer. Kruitzinger und 5 seiner
Leute wurden verwundet und gefangen genommen. Genau
vor einem Jahre war Kruitzinger an der Spitze einer
mutigen Schar in die Kapkolonie eingebrochen,
wo er jetzt seine von bedeutenden Erfolgen gekrönte mili-
tärische Laufbahn, wie man annehmen muß, beschlossen hat.

Airs Stadt und Land.
Heidelberg, 19. Dezember.
X Aus dem Vezirksrat. Die Tagesordnung der am 14. ds.
abgehaltenen Bezirks ratssitzung wurde wie folgt erledigt:
Das Gesuch des Ludwig Fießer um Erlaubnis zum Betrieb einer
Gastwirtschaft in Eppelheim und dasjenige des Friedrich Watbcl
um Erlaubnis zum Betrieb einer Weinwirtschaft ohne Brannt-
weinausschank in Rohrbach wurde abgewiesen. Das Gesuch des
Johann Seitz um Erlaubnis zum Betrieb der Gastwirtschaft zum
Zähringer Hof in Wieblingen wurde genehmigt. Die Verhand-
lung über dis Gesuche des Wilhelm Belten um Erlaubnis zum
Betrieb einer Schankwirtschaft mit BramitcveinauLschank in Leimen
und des Johann Georg Gies-r um Erlaubnis zum Betrieb einer
Gast- oder Weinwirtschaft in dem Hause Nr. 21 der Güterbahu-
hofstraße dahier wurde vertagt. Das Gesuch des Wilhelm Bayer
um Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschaft ohne Branut-
weiuLNsschauk in dem Hause Bergheimerstraße Nr. 161 dahier
wurde genehmigt. Die Verhandlung über das Gesuch des Otto
Franke um Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtschaft mit
Branntweinausschank in dem Hause Hauptstraße Nr. 77 dahier
wurde vertag!. Genehmigt wurden die Gesuchs des Martin Berlsch
um Erlaubnis zum Betrieb der Schankwirtschaft ohne Branntwein-
ausschank in dem Hause Bergheimerstraße Nr. 91 dahier, des
Georg Michael Seeger in Leimen um Befristung seiner Wirt-
schaftskouzession und des Jakob Traulmann um Erlaubnis zur
Errichtung einer Schlachtstätte in Altenbach. Das Gesuch der
Heinrich Hammelmann Ehefrau, Karoline geb- Weiland in Heidel-
berg, um Erlaubnis zum Vermieten von Schlafstellen wurde ab-
gewiesen. Die Entschädigung für eine an Milzbrand umgestandene
Kuh des Johann Kling von Heiligkreuzsteinach, sowie die Gebüh-
ren der Schätzer wurden festges-tzr. Die Abänderung der Vsr-
waltungsvorschriften der Disnittslraukenkasse „Unteres Elsenz-
thal" in Mauer wurde genehmigt.
i Vom Konservatorium. Eine Schüleraufführung wurde
gestern Nachmittag in der unter Leitung der Herren
O. Seelig und Real stehenden Musikschule in der Thea-
terstraße geboten. Klavier und Geige sowohl wie auch Ge-
sang und Gesamt - Spiel waren in das um-

fangreiche Programm ausgenommen, und es ivar
eine Freude wahrzunehmen, wie alles so
prächtig gelang und welch' gute Kenntnisse Schüler und
Schülerinnen an den Tag legten. Dabei wurden keineswegs
nur leichte Stücke vorgetragen; wohl aber fanden neben den
Vorgeschrittenen auch die Anfänger in der Musik eingehende
Berücksichtigung und Gelegenheit, ihr Können zu beweisen.
Greifen wir nur einiges aus dem Gebotenen heraus, so wäre
da zunächst die gute Wiedergabe der Sonate in L-clur und
O-äur von Mozart und Beethoven zu erwähnen. Auch der
reizende Vortrag der Fantasie über ein Weihnachtslied von
Holländer (für zwei Violinen) erfreute sehr, wie nicht zu-
letzt auch die beiden Stücke von Schubert (Macia) und Mo-
zart (Menuett) für Klavier (8-händig). Die verschiedenen
Solisten auf Klavier und Geige wurden ebenso ihrer Aufgabe
gerecht. Die Sängerin der weiterhin zu Gehör gebrachten
drei Lieder von Kotz, Schumann und Franz, verfügt über eine
angenehme, wohldurchgebildete Stimme. Den Schluß der
volle zwei Stunden währenden Aufführung krönte die Wieder-
gabe von Variationen aus ox>. 121 von Beethoven (für Kla-
vier, Violine und Cello). Die anwesenden Eltern und An-
gehörigen der Mitwirkenden sowie auch die erschienenen Kunst-
freunde bezeugten den Vorführungen lebhaften Beifall, die
ein günstiges Zeugnis für Lehrer sowohl wie für Schüler ab-
legcn und den Beweis lieferten, ivie große Fortschritte Be-
fähigte bei sorgfältiger Unterweisung erreichen können.
(I)Ein Marnmutzahn wurde gestern in der Nähe des
Pleickartsförster Hofs' beim Legen einer Wasserleitung aufge-
fnnden; er hat die stattliche Länge von 2,26 Meter und ein
dementsprechendes Gewicht.
1, Strafkammer. Vorsitzender Landgerichtsdirektor Dr.
West, Vertreter der Großh. Staatsanwaltschaft: Referendar
Holzenthaler.
1. Wilhelm Jakob Maier von Elsenz ließ eine Urkunde
über Erbteilung mit seiner Schwester, durch deren Sohn fälsch-
lich unterzeichnen und machte von derselben vor dem Notar
Gebrauch. Er wurde zu 1 Woche Gefängnis verurteilt.
2. Das in ärmlichen Verhältnissen lebende und mit 8
Kindern gesegnete Ehepaar Philipp Ludwig Knoll von Wie-
senbacki hat sich des Diebstahls und der Hehlerei dadurch
schuldig gemacht, daß der Ehemann in 14 Fällen zum
Trocknen aufgchängte Kleider und Wäsche stahl, und die Frau
sie in ihrer Familie verwandte. Die Strafe hierfür wird
für den Ehemann ans 5 Monate Gefängnis, abzüglich 6 Wo-
chen Untersuchungshaft, und für die Frau ans 2 Monate be-
messen. Von der weiteren Anklage eines Werkzeugdiebstahls
wird Knoll freigesprochen.
3. Wegen einer Körperverletzung gelegentlich eines Rauf-
handels zwischen Lobenfelder und Mönchzeller Burschen wurden
Johannes Weigel, Taglöhner von Mönchzell zu 3 Wochen
Gefängnis und Joseph Winterbauer, Schuhmacher von
Lobenfcld zu 10 Mark Geldstrafe vom Schöffengericht verur-
teilt. Ihre Berufungen, sowie die des Nebenklägers Weigel
sen. wurden als unbegründet zurückgewiesen.
4. DieBerufungen der Möüelpacker Joh. Windi sch 3.
und Jakob Windisch 6. in Kirchheim gegen ein wegen
Körperverletzung erkennendes Urteil des Schöffengerichts wer-
den ebenfalls als unbegründet zurückgewiesen.
Polizcibericht. Ein Student wurde wegen Ruhestörung
und Widerstands und ein Kellner wegen Bettelns v e r-
haftet.
LH Wiesloch, 18. Dez. (Pferdebahn.) Dieser
Tage wurde mit dem Bau der Pferdebahn vom hiesigen
Staatsbahnhof nach Walldorf begonnen. Dieselbe wird spä-
ter in eine elektrische Straßenbahn umgewandelt werden.
Ldt Reilingen, 18. Dez. (Feuer.) Auf rätselhafte
Weise entstand heute Vormittag kurz vor 11 Uhr im Stalle
des Landwirts A. Bücklc Feuer. Man fand beim Nachsehen
an ztvei Stellen Feuer vor. Das Vieh wurde gerettet. Ver-
brannt sind der Dachstuhl des Wohngebäudes sowie Heu und
Strohvorräte. Der Schaden dürste etwa 1000 Mark betragen.
Daisbach, 14. Dez. (T a b a k e i n s ch ä tz u n g.) Ge-
stern wurde hier durch einen Vertreter der Pfälzer Tabak-
verkaufsgenossenschaft zu Ludwigshafen, welcher
auch der hiesige Raiffeisenverein angeschlossen ist, die Ein-
schätzung des Tabaks der Mitglieder vorgenommen und der
Preis auf 27 bis 30 Mark festgesetzt, während die Nichtmit-
da zunächst die gute Wiedergabe der Sonaten in k-cinr und
glieder nur 21 und 22 Mark bekommen.
811. Kehl, 17. Dez. (Bahnwunsch.) Eine hier
abgehaltene Versammlung zwecks Besprechung über die Bahn-
angelegenheit Rastatt—Offenburg und Offenburg—Kehl be-
schloß die Erstellung einer Vollbahn Rastatt—Offenburg und
die direkte Verbindung Offenburg—Kehl zu erstreben.
LO Lahr, 17. Dez. (Zur Bah n hojsfrage.) Ge-
stern weilte Generaldirektor Eisenlohr hier, um mit dem Stadt-
rat wegen der Lahrer Bahnsrage zu vcrda-wcln Nach dem
„L. A." bestehen drei Projekte: das eine sieht eine Verlegung
der Hauptbahnlinie, Durchstich durch Ven SchnOerlindenberg
und die Anlage des Bahnhofs nahe an der Lahrer Gemarknngs-
grenze, aber noch auf Dinglinger Gemnknng vor; die Linie
würde dann über den Spierlingsrain durch das Sn.züachthal
weitergeführt und vor der jetzigen Station Kippenheim wieder
in den bisherigen Hauptstrang einmünden; ein zweites Projekr
sieht ebenfalls eine Verlegung der Hauptlinie und Durchstich
des Schntterlindenbergs vor, der Bahnhofe käme in die Nähe
der gelben Stadtmühle, die Linie, würde dann hinter MieterS-
heim weiter geführt und noch vor Kippenheim in die Trace ein-
münden. Das dritte Projekt sieht eine Erwerbung der Linie

Lahr—Dinglingen durch den Staat, Neubau eines Bahnhofs
und Güterbahnhofs in Lahr und Umbau der Bahnhofanlage
in Dinglingen vor. Die Kosten der beiden ersten Projekte
sind auf 7 bezw. 6 Millionen, das letztere auf 2 Millionen
veranschlagt. Die beiden ersten Projekte könnten, nach Ansicht
der Generaldirektion erst in 6—8 Jahren, das letzte aber viel-
leicht noch in dieser Session dem Landtag vorgelegt werden.
Die Verlängerung der Fahrzeit der Schnellzuge werde sich
bei Verlegung der Hanptlinie auf etwa S Minuten belaufen.
LKl Freiburg, 17. Dez. (Arbeitslose) Die Ge-
samtanmeldungen der Arbeitslosen in hiesiger Stadt betragen
271, wovon 210 ihren Aufenthalt bis zu 13 Wochen hier haben.
Aus Baden. Die Höchstbesteuerten von Lengenrieden
stellten beim Gemeinderat den Antrag, das Schulgeld von Neu-
jahr 1902 ab anfznhebcn bezw. auf die Gemeindekasse zu über-
nehmen.

NurennotI
10113 Kinder

sind vom Juni bis November, also in einer Zeit von füll
bis sechs Monaten in den englischen Konzentrationslagern ge-
storben. Milner's offizieller Bericht selbst giebt es an. Irgend
welche Zweifel können also nicht bestehen. Er fügt auch hinzu
daß noch niehr gestorben sein würden, wenn sie ans dem Lande in
ihren elterlichen Wohnungen hätten bleiben müssen- Die Eng-
länder sagen also selbst, daß sie ein blühendes Land zur völligen
Wüste gemacht haben. Es ist hier nicht der Ort, über dieses Ver-
fahren ein Urteil zu fällen. Aber wer überhaupt ein Herz in der
Brust hat, muß sich die Frage vorlegen: „Wie ist hier zu helfen?"
Einzig und allein dadurch, daß man den noch Lebenden beispringt
mit deni, was sie an Nahrung, Kleidung und zur Ruhestatt un-
entbehrlich brauchen. Da die Engländer selbst zu einem milderen
Verfahren übergehen wollen, so ist der Augenblick gekommen, wo
werkthätige Hilfe mit Erfolg einsetzen kann. Es hat sich deshalb
von Berlin aus angeregt, ein Burenhilfsbund gebildet.
Sein Aufruf, von mehr als 100 deutschen Männern, in Heidelberg
von Exzellenz Kuno Fischer und Professor Dietrich Schäfer
unterzeichnet, sagt: „Wenn Sie die Ihrigen um sich versammeln
und fragen werden, ob sie damit einverstanden sind, daß der
Weihnachtstisch in diesem Jahre um ein Geringes weniger reichlich
ausfollen und statt dessen eine Weihnachtgabe dem Burcnvolk ge-
bracht werden soll, dann wird, dessen sind wir sicher, Ihnen von
Frau und Kindern ein freudiges, begeistertes Ja entgegenschallen.
Sie bringen ein Weinachtsopfer edelster Menschenliebe, wenn Sie
helfen und Mitarbeiten." Wir irren wohl nicht, wenn wir
glauben, daß diese Aufforderung auch im Herzen unserer so tüchtig
gesinnten Heidelberger Bevölkerung Widerhall findet, und bitten
um eine Spende für die schwer heimgesuchten Angehörigen der
kämpfenden Buren. Auch die klein st e Gabe ist will-
kommen. Die Gelder werden von hier ans direkt an Dr-
Leyds versandt. Es nehmen Gaben entgegen die Buchhandlungen
'von Köster (Hauptstraße 60), Petters (Leopoldstraße S),
R och ow (Hauptstraße 129, die Musikalienhandlung von Pfeiffer
(Grabengasse 10), Professor Dr. Lossen (Rohrbacherstraße 44),
Professor Dr. Dietrich Schäfer (Werrgasse 7) und für Neuen-
heim Professor Rohrhurst (Kußmaulstraße 6).

Kandel und Merkehr.

Frankfurt, 18. D-zbc. Effekt ens ozie tat. Abends 6'/« Uhr.
^reditakrten 206 b., Diskonto-Kommandit 180.50 b., Dresdener
Bank 1L8 b.. Lombarden 17.80 b. ult., 27 75 b. cpt., Gotthard
164.70 B. 60 G., 4pcoz. Italiener 100.10 b. G. cvt. Sprozentige
Mexikaner L5 60 b., 3proz. Portugiesen 26.90 B. 80 G., 4'/,proz.
iiwere Argentinier 70.50 b.G., Geilenkirchen 171.40 b., Harveuer
159 B 158.90 G.. Elektr. Helios 35.25 Elektr.-Anlaze» Köln
2Z.70 B., 60 G-
Üngeachtet des sehr ruhigen GeichaftSverkchrs blieb aus allen
Gebieten feste Haltung vorherrschend.
Wafferftandsnachrichten.
Neckar. ! Rhein.
Heidelberg, 19.. 1.8!, gef. O.OSuO Lauterburg 18,3.51, gef. 0,07m
Seilbronn, 1?., 1,20. gei ! 50m Maxau, 18.. 8,52. gef. 0.06m


Neueste Nachrichten
Basel, 18. Dez. (Frtf. Ztg.) Die kürzlich verstorbene
hrau Adele Meria n-J selin hat testamentarisch 1 025 000
Franks für gemeinnü tztge Zwecke bestimmt, von wel-
cher Summe 700 000 Frank für die Errichtung eines homoo-
mtlstschen Spitals verwendet werden müssen. Außerdem er-
kält das Museum aus dem Nachlaß wertvolle Bilder, da-
mnter Böcklins „Petrarca" und einen „Madchenkopf mW
^tückelsberas „Kind mit der Eidechse".

Kleine Zeitung.
— Hochschulnachrichten. Professor Gustav Roethe in
Göttingen ist, wie die „Nationalztg." berichtet, an Stelle
des verstorbenen Professors Weinhold als ordentlicher
Professor der deutschen Sprache und Literatur, Professor
W. Schulze in Güttingen an Stelle des verstorbenen
Professors Joh. Schmidt als ordentlicher Professor der
vergleichenden Sprachwissenschaft an die Universität Berlin
berufen worden.
Dürkheim (Pfalz), 17. Dez. Im benachbarten,
durch seinen Obst - und Weinbau bekannten Orte Freins-
heim sind heute Abend durch eine Feue rsb runst sechs
stattliche Gebäulichkeiten, Wohnhäuser wie Wirtschaftsräume,
vernichtet worden. Da in derselben Dorfstraße, in der
sich dieses Brandunglück ereignete, bereits in der Nacht
vorher ein Haus nebst Scheune und Stall abgebrannt ist,
fühlt sich die Bevölkerung in nicht geringem Grade be-
unruhigt.
— Metz, 17. Dez. Leutnant v. Bomhard vom In-
fanterie-Regiment Nr. 174 hat sich hier erschossen.- Die
Gründe der That sind noch unbekannt.
— Detmold, 15. Dez. Der bekannte „Naturpredtgcr"
Johannes Guttzeit ist, dem „Verl. Tagebl." zufolge, hier
im Alter von 47 Jahren gestorben. Guttzeit, ein ge-
borener Königsbergs, hatte sich ursprünglich der Offiziers-
laufbahn gewidmet, nahm aber als Leutnant seinen Abschied,
Hielt, auch in seiner Kleidung den „Unmodernen" hervorkehrend,
idealistisch-philanthropische Vorträge und gab Schriften dieser
Richtung heraus, die Wohl mehr aus Neugierde als aus wirk-
licher Teilnahme beachtet wurden. Seinen Gedanken, daß alle
Menschen Brüder seien, setzte er auch derart in die äußere
Form über, daß er in seinen Schreiben den Briefempfänger

stets mit „Du" anredete. Guttzeit war ein gutmütiger, harm-
loser Mensch, der es verdient hätte ein besseres Schicksal zu
finden, als ihm thatsächlich beschicken war. Er starb, wie die
Meldung sagt, in bedrängten Verhältnissen.
— Bochum, 17. Dez. Die Bergleute Have-kamp aus
Stiepel und Jakelskie aus Baak, die sich im Walde schlafen
gelegt hatten, sind erfroren.
— Prozeß Brierre. Man schreibt aus Paris: Der
Schwurgerichtsprozetz gegen den Bauer Brierre, der am 16.
Dezenrber in Chartres anhob, beschäftigt die öffentliche Mei-
nung in höchstem Maße. Manche Blätter bieten ihren Le-
sern seit zwei Tagen kaum etwas anderes. Jedermann hält
Brierre für den Mörder seiner fünf Kinder, und die Annahme
ist allgemein, daß der Witwer das Verbrechen beging, um seine
Geliebte, die Tochter wohlhabender Nachbarn, heiraten zu kön-
nen; denn diese hätten in die Heirat mit dem Vater einer zahl-
reichen Nachkommenschaft nicht gewilligt. Während der langen
Monate der Untersuchungshaft hat Brierre sich niemals durch
Wort und Haltung die geringste Blöße gegeben, er beteuerte
seine Unschuld und schien fest an seine Freisprechung zu glau-
ben. Dieses Benehmen wahrt er jetzt auch vor den Geschwo-
renen und in dem Verhör, bei dem der Gerichtspräsident ihm
mehr zusetzt, als sein Amt erfordert, lieber diesen Punkt sind
alle Zuhörer dermaßen einig, daß sich bei ihnen etwas wie
Mitleid für den Angeklagten regt, in dem sie doch ein scheuß-
liches Ungeheuer erblicken.
— London, !6. Dez. William Billington, der eng-
lische Henker, ist einer Erkältung erlegen, die er sich bei einer
Exekution in Manchester zuzog. Diese Exekution hatte er merk-
würdigerweise an einem seiner langjährigen per-
sönlichen Freunde zu vollstrecken.

— Kathederblüte. Professor: „Meyer, können Sie denn
nie aufmerksam sein? . . Mit dem einen Ohr hören Sic mir
zu, mit dem andern sehen Sie wieder zum Fenster hinaus!"

— Scharfsinnig. „Warum glauben Sie, daß Herr SchE
ine Frau nur des Geldes wegen geheiratet hat?" — „JcY
rbe sie gesehen." . ^
— Die höhere Tochter. Mutter: „Emrlre, wajche nn»
ich ein wenig die Kartoffeln ab." — Tochter (ans der Pen'w
rrückgekehrt): „Soll ich ordinäre Seife dazu nehmen ode»
ffere Toilettenseife?"
— Mutig. A.: „Ich jagte chm, er Ware ern Schurke.
.: „Das ivar mutig, er hätte Ihnen das Genick brechen köw

Nimmer ist es zu erjagen,
Was Du suchst, das wahre Glück!
Willst die Blume Du befragen.
Hebt zum Sterne sie den Blick —
Und der Stern, er wird dir sagen:
„Ach, zur Blume kehr' zurück!"
(K. Gutzkow.)

Theater- und Kunstnachrichten.
Heidelberg, 19. Dez. Die Sonntag Nachmittag 3 Uhr stat j
findende erste Aufführung des reizenden Märchens ,,S n c «.
wittchen" wird nicht verfehlen auf die Kinder, die gew'-
recht zahlreich erscheinen werden, günstigen Eindruck zu WA
chen. Das allbekannte Kindermärchen erscheint in einer v §
sonders glücklichen Bearbeitung, die poetisch und Humors
zu gleicher Zeit ist. Neben Frl. Kögl, welche die Titelrv.
darstellt, werden die anderen großen Rollen gespielt w:
den Damen: Schörwerg, Jungmann, Milde, Koch,
Schaab, Schröter, Weiß und den Herren: Bernau, BraN^
Rose und Steinkönig. Herr Feldner hat die JnszeniervA
mit gewohntem Eifer besorgt und eine große Anzahl ^
Orchesterzwischenspielen hat Herr Kapellmeister de Klar: > ,
diese Vorstellung komponiert.


 
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