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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) — 1893 (Januar bis Juni)

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No. 111 - No. 120 (13. Mai - 21. Mai)
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dessen Anwesenheit dem Gauverbandsfest eine hohe Weihe und
der gesammten Einwohnerschaft einen festlich bewegten Tag
reiten sollte. Am Bahnhof empfangen von Vertretern der
staatlichen, städtischen u-militärischen Behörden sowievon denVor-
ständen der Verbandsvereme durchfuhr in offener Kutsche S- K-
Hoheit inBegleitungeinerAnzahlstaatlicheru. städtischer Vertreter,
sowie höherer Militärs die im Fahnenschmuck reich prangende
Hauptstraße und begab sich über den Ludivigsplat; nach dem
Museum, wo die Herrschaften kur; vor 3 Uhr eintrafcn- Vom
Bahnhof bis hinauf zum Museum erwartete eine zu beiden
Seiten des Trottoirs stehende, dicht gedrängte Menschenmenge
den allverehrten Landes!,errn, um ibn bei der Vorüberfahrt
enthusiastisch zu begrüßen- Doch nicht nur die Hauptstraße
wogte von Menschen, die ganze Stadt war vielmehr in Be-
wegung, um den hohen allbclicbien Landesherrn zu sehen und
ihm ihren Gruß zuzurufen. Bald nach 3 Uhr trafen nun
auck die inzwischen vom Karlsthor abmarschirten Vereinsmann-
schaften auf dem Ludwigsplatz ein, wo vor dem Großherzog
Parademarsch und im Anschluß hieran der Huldigungsakt statt-
fand- Se. König!- Hoheit schritt bierbci die Reiben ab und
unterhielt sich längere oder kürzere Zeit in leutseligster Weise
mit den Einzelnen Nachdem dieser Akt an 2 Stunden in
Anspruch genommen hatte, zogen die Vereine mit klingendem
Spiel die Plöckstraße entlang durch die L-ophienstratze und
dann die Hauptstraße hinauf nach der „Harmonie", wo zu-
nächst in dem geräumigen Garten eine kurze Rast stattfand.
Die Harmonieräume waren auf's festlichste decorirt- Der Ein-
gang, die Treppen prangten in Grün, vor den Saaleingängen
schimmerte aus prächtiger grüner Decoration die Büste des
Landesherrn und ebenso reich und festlich geschmückt erschien
drinnen der große, mit wcißgedccklen Tafeln reichlichst ausge-
stattetc Saal- Um ^7 lkhr, nachdem einige Tische mit an der
Feier sich betheiligenden Officicren, namentlich Reserveofficiercn,
bereits besetzt waren, rückten auch die Vcreinsmannschaften ein-
Unter den am Präsidialsitz betheiligten Herren, hauptsächlich
höhere Militärs, befanden sich u. a. als Ehrengäste auch die
Prinzen von Sachsen-Weimar und Altenburg- Bald darauf
erschien dann auch, am Eingang durch die Ansprache eines
Mädchens begrüßt, Seine König!. Hoheit der Großherzog,
unter dem begeisterten Gruß der Anwesenden. Nachdem Se-
König!- Hoheit inmitten der Vorsitzenden Herren auf der Tri-
büne Platz genommen, ergriff Herr Oberbürgermeister Dr.
Wilckens das Wort, begrüßte zunächst Namens des Pfalz-
gauverbandes, der Stadt Heidelberg und der Universität den
hohen Landesherr» und gab dem Dank Ausdruck dafür, daß
E. König!- Hoheit dem Fest durch seine Anwesenheit höchste
Weihe und der Stadt Heidelberg Gelegenheit gegeben, ihren
allgeliebten Landesherrn wieder einmal, nach einem Zeitraum
von ü Jahren, in ihrer Mitte begrüßen zu können. Auch da-
mals, vor 5 Jahren, sei es ein ähnlicher Anlaß gewesen, der
Se König!- Hoheit in unsere Stadt geführt- Damals weilte
noch jener unvergeßliche Monarch Kaiser Wilhelm I- unter den
Lebenden. Unter ihm sah das deutsche Reich seine Auferstehung
Und unter den Ersten, die das große Werk der Einigung
schufen, war Badens allverehrler Landesherr. Nachdem, führte
Redner des Weiteren an, der Tod Deutschlands alten glor-
reichen Heldenkaiser und bald darauf zum Schmerz für das
deutsche Vaterland auch den edlen Dulder Kaiser Friedrich ab-
gerufen, ergriff eine jüngere Hand energisch die Zügel deS
Regiments: Kaiser Wilhelm U- Wenn auch die Meinungen
über die Wege, die er eingcschlagen, geiheilt erscheinen, so
dürfen wir doch darin Alle überzeugt sein, daß ihm an der
Machtstellung Deutschlands alles gelegen ist- Bedauerlich ist
ss daher, daß er in diesem seinem Streben nicht die nöthige
Unterstützung im Volke findet. Allein der jüngeren Generation,
die jene großen Tage nickt mit durckkämpfte, mangelt das er-
forderliche Bewußtsein und die nöthige Klarheit bezüglich jener
Vergangenheit- Es fehlt ihr die Anschauung. Ein gefähr-
ucher Pessimismus, der von jeher das unglückliche Erb-
Akil des deutschen Volkes gewesen, macht sich geltend-
Wir wollen uns jedoch davon nicht ansteckcn lassen,
Unentwegt und treu wollen wir halten zu Kaiser und Reich
Md wollen auch die Opfer bringen, die zur Machterhaltung
.des Vaterlandes nölhig. Uns Heidelbergern legt dies insbe-
ivndere ein trauriger Gedenktag, der 22. Mai, an's Herz, denn
M diesem Tage vor 200 Jahren sank das blühende Heidelberg
Alter den Händen französischer Söldner in Schutt und Asche-
^halten wir dem neuen Reiche die Kraft und Stärke, in
wir gesichert sind! Das ist auch im Sinne unsere« edlen
^mdesherrn- Friedrich UI. hat es bei seiner Anwesenheit in
Mdelberg 1880 ausgesprochen, daß der Grvßherzog von Baden
»ft dem großen Einigungswerke der Bahnbrechende gewesen-
Mer auch seitdem war er stets der eifrigste Vorkämpfer für
Ju nationalen Gedanken. Uns liegt cs ob, den Geist der
^eue für Kaiser und Vaterland wach zu erhalten! Mit dem
mansche, daß der Himmel noch lange dem Lande Baden
. Ren obersten Herrn erhalten möge, der nun schon 41 Jahre
^Rdurch scgensvoll gewaltet, schloß Redner seine musterhafte,
»geistert aufgenommenc Ansprache und brachte ein dreifaches
Ach auf S- König!- Hoheit den Großhcrzog aus, und wurde
tz'Ruf stehend von den Anwesenden die Nationalhymne ge-
nügen. Im Anschluß hieran nahm Herr Premierlieutenant
i Aftpauer das Wort und sprach in kurzer, kräftiger Rede
den Zweck der heutigen TageSfeier, die nur dann einen
uftUH Hape, wenn Jeder sich seiner militärischen Pflicht voll
i»,ußt sei. Redner wies hierbei auf Kaiser Wilhelm II- hin,
hAsirrr derselbe viel auf seine Soldaten halte und unablässig
^rRlst sei, Deutschland groß und stark zu machen- In das
AMche Hurrah, zu dem bierauf Redner auffordertc, stimmten
^.Anwesenden begeistert ein. In seiner hieraus folgenden
tz Rrache erinnerte der Präsident des Landesverbands Herr
M, ck von Röder zunächst daran, daß e« die Aufgabe
's!M sei, namentlich innerhalb patriotischer Fragen, genau die
>,»sichriften der Statuten zu befolgen und mahnte zurOrdnung
^ Einheit- Bezüglich der Fortschritte, die geschehen, beglück-
sodann den Heidelberger Militärverein und sprach
^ftftben seinen Dank Namens deS Verbandes aus. Auch
fti„ ^"wesenden Reserveofficiren dankte er für ihr Erscheinen
lv .,. Feste, desgleichen der Stadt Heidelberg, die an der Feier
Rf . aft Thcil genommen- Des Weiteren kam Redner noch
^»einige innere Verbandsangelegenheiten zu sprechen und
Tstu "au"ntlich auf den Punkt der Statuten hin, in dem
Kaiser und Reich vorgcschrieben sei. Man solle sich
men lassen von den verschiedenen herrschenden Richt-
M > namentlich solle man der Socialdemokratie fernbleiben
Leg s * den nationalen Gedanken hoch halten uird pflegen-
mw - Öligen machte Redner den Vorwurf, daß sie durch
Hstftg'eitskrämerei oft den einheitlichen nationalen Gedanken
Rt. oder erstickten- Ein Stern bleibe, der heiße Einig-
1er Hinweis darauf, daß in Bezug auf die Militär-
'R Ee Bundesfürsten sich einig wüßten, brachte Redner
^stacheS Hoch auf pst deutschen Bundesfürsten aus- Nach-
irauffolgend Oberstlieutenant von Rheinau ein
aufgenommenes Hoch auf die edle Landesmutter, die
K.Großherzogin, ein Hoch ausgebracht hatte, erhob sich
^.sUigl- Hoheit der Großherzog und richtete an die
'enden eine Ansprache folgenden Inhalts:

ange-f
i cing^
Mittags
Zentral
K deck'
Kock
v s
tlhr
e kurz
en
jerzogo-

Zunächst sage ich meinen Dank dem Herrn Oberbürger-
meister von Heidelberg für seine inhaltreichen Worte, ebenso
den übrigen Herren Rednern und insbesondere dem hiesigen
Militärvcrein, der mir Gelegenheit gegeben, dieser Feier an-
wohnen zu können. Erwarten Sie nicht, daß ich sprechen
werde über die Gegenwart, über die hervortretenden Er-
eignisse der letzten Zeit- Ich will in dieser Beziehung nur
zurückweisen auf die vorausgegangenen Herren Redner- Das
Ausland erwartet ebenso wie das Inland die Lösung der
Tagesfrage mit Spannung. Lieber knüpfe ich an an die 20
Jahre seit der Entstehung dieses Vereins. Bedeutet doch diese
Zeit auch einen historischen Theil der Geschichte unseres Landes-
Ich beschränke mich darauf, von der Aufgabe zu reden, die den
Militärvereinen obliegen- Sie haben die militärische Schule kennen
gelernt. Man macht in ihr eine Erziehung für das ganze
Leben durch- Selbstlosigkeit, Hingebung und Treue
sind nothwendig- Sie haben 70 mitgemacht, da haben Sie
Hingebung gelernt- Mit der Güte eines Heeres erreicht
man mehr als mit der Zahl; ein kleines Häuflein hat oft
schon mehr vollbracht als eine große Masse, das hat der 70er
Krieg gelehrt- Jeder Einzelne muß einstehen. Bezüglich
dieser militärischen Lebensschule deute ich auf die Jugend, da
liegt unsere Zukunft drin. Die Jugend lerne erkennen, daß
eS nicht nur eine Pflicht, sondern daß 'es ein Vorzug ist,
dem Vaterlands dienen zu können- Die Aelteren sollen be-
wirken, daß dies Verständniß bei den Jüngeren wächst- Wenn
das rechte Verständniß Platz greift, gehen wir einer besseren
Zukunft entgegen. Leider ist dies nicht so- Jetzt ist der
Egoismus an der Tagesordnung. Hüten wir uns davor!
Lassen wir uns genügen, üben wir Zufriedenheit! Es ist
nöthig, dies auszusprechen, die Verhältnisse drängen dazu.
Wir müssen erhalten, was geschaffen worden ist. Jeder und
Alle sind dafür verantwortlich. So alt ich bin, mein
Herz ist jung, und ich glaube daran, daß Deutsch-
land die Kraft noch bat, die schwersten Zeiten zu
überwinden. In diesem festen Glauben fordere ich Sie
auf zu einem dreifachen Hoch auf das Vaterland!
Stürmischer Beifall folgte den kurzen, inhaltschweren
Worten des hohen Landesherrn und nachdem die Anwesenden
laut eingestimmt in das Hoch, wurde das Nationallied
„Deutschland über alles" gesungen. Bald darauf erhob sich
S- König!. Hoheit zum Abschied, da die Abfahrt auf 7 Uhr
20 Minuten bestimmt war- Als der hohe Herr nach dem
Ausgang schritt, ergriff nachmals Herr Hofpauer das Wort
und sprach begeistert dem Scheidenden für die hohe Ehre seiner
Anwesenheit herzlichen Dank Namens^ der Festversammlung
aus, versichernd, daß sie, ewig treu der Soldatenpflicht, zuKaiscr
und Reich halten wollten und brachte ein stürmisch aufge-
nommcncs Hoch auf den Großherzog aus. Unter stürmischen
Hochrufen der außerhalb stehenden Menge bestieg sodann S.
König!- Hoheit mit seiner Begleitung seinen Wagen und fuhr
durch die Hauptstraße nach der Bahn und dann zurück nach
Karlsruhe. Nach der Abreise S. Königl. Hoheit verweilten
die Kameraden noch einige Zeit kameradschaftlich beisammen
und wurde hierbei noch manches patriotische Lied gesungen-
Von 8 Uhr fand sodann zu Ehren der Frauen und Jungfrauen
des Militärvereins ein Ball statt, der den Abschluß der schönen
Feier bildete-
Locale Miltheil'ungen.
Heidelberg, 16. Mai-
(Socialdemokratische Versammlung.) Die am
Samstag Abend im „Zwinger" abgehaltene socialdemokratische
Versammlung der Partei Heidelberg war äußerst zahlreich be-
sucht- Auf der Tagesordnung stand das Thema: Die Social-
demokratie im Wahlkampf. Referent war der Kandidat der
Socialdemokratie für den Reichstags-Wahlkreis Heidelberg-
Mosbach Herr Tr. Rüdt- Die Versammlung, die dem
Redner begeisterten Beifall spendete, verlief ordnungsgemäß.
— (Eintracht.) Der Gesangverein „Eintracht" hielt
gestern eine theatralische Abendunterhaltung mit Tanz in den
Localitäten zum „Rodenstciner" ab und war dieselbe sehr gut
besucht. Nach dem anerkennenswert!) gesungenen Männerchor
,,'s Herz" veranlaßte die komische Seme ,,Heiratsvermittler"
viel Heiterkeit- Dem darauffolgenden Männerchor „Immer
noch" schloß sich der drollige einaktische Schwank an „Beim
Rechtsanwalt" und die lustige Scene „Professor Wunderlich
und seine Automaten". Alle theatralischen Einlagen sowie die
vorgetragenen Lieder fanden lebhaften Beifall und war so der
Abend ein recht unterhaltender und wohlgelungener-
Gerichtszeitung.
* Mannheim, 12. Mai. (Strafkammer III.) Ver-
sitzender: Herr Landgerichtsdireklor Weizel. Vertreter
der Großh. Staatsbehörde: Herr Staatsanwalt v. Dusch
und Herr Staatsanwalt Mühling. Es kamen folgende
Fälle zur Verhandlung.
1) Der 26 Jahre alte Maurer Josef Ernstberger
von Hilsbach veranlaßte am 30. März d. I. durch un-
vorsichtiges Wegbrennen von Dornen auf seinem Acker
bei Hftsbach einen Brand in dem daneben gelegenen
Gemeindewald, wodurch ein Schaden von ca. 140 Mk.
entstand, Ernstbergcr wird deßhalb wegen fahrlässiger
Brandstiftung zu 20 M- Geldstrafe verurtheilt. 2) Wegen
Vergehens gegen § 137 des R.-St.-G..D. war der
Gärtner Mathias Roth mund von Heidelberg schöffen-
gerichtlich zu 1 Woche Gefängniß verurtheilt worden,
weil er daselbst Anfangs d. I. eine ihm mit verschiedenen
anderen Sachen gepfändete Nähmaschine im Werthe von
50 M. heimlich veräußerte. Der Angeklagte legte Be-
rufung ein, die heute eine Herabsetzung seiner Strafe
auf 2 Tage Gefängniß zur Folge hat. 3) In der Nacht
vom 12. zum 13. Febr. d. I. hatte die 23 Jabre alte
schon wegen Körperverletzung bestrafte Ehefrau Elisabeth
Böbm geb. Zimmermann in der Wirtschaft zum
„Pflug" in Eppelheim während eines Fastnachtsver-
gnügen Spektakel gemacht und einem Gast, dem
Taglöhner Wittmann ein Bierglas ins Gesicht geworfen,
wodurch derselbe derartige Verletzungen erlitt, daß er 1

Woche arbeitsunfähig wurde. Die gewaltthätige Frau
war deßhalb wegen Körperverletzung schöffengerichtlich zu
3 Wochen Gefängniß verurtheilt worden und wird heute
mit ihrer Berufung abgewicsen. 4) Auf der Ortsstraße
in Dossenheim war am Abend des 26. Dez. v. I. der
Arbeiter Adam Michels von 2 Burschen körperlich miß-
handelt worden. Als einer der Thäter erkannte er den
22jähr,igen Steinbrecher Georg Kraft von Dossenheim,
der deßhalb wegen Körperverletzung schöffengerichtlich zu 2
Wochen Gefängniß verurtheilt worden war. Die von
Kraft eingelegte Berufung wird als unbegründet ver-
worfen. 5) Wenige Tage nach seiner Entlassung aus dem
Zuchthaus nach Verbüßung einer lOjähr. Freiheitsstrafe
entwendete der 51 Jahre alte Handelsmann Peter Kern
von Billigheim in Heidelberg auf dem Badischen Bahn-
hof dem Kaufmann Wilhelm Meyer von Cannstadt einen
Musterkoffcr im Wertste von 70 Mark und im Kleider-
geschäft der Wittwe Lindenheim einen Uebcrzieher
im Werthe von, 35 Mark. Kern wird infolgedessen
wieder zu 3 Jahren Zuchthaus, 5 Jahren Ehr-
verlust und Stellung unter Polizeiaufsicht verurtheilt.
6) Am Abend des 3. April d. I. batte ein Bursche in
die Wirthschaft zum „Hirsch" in Hilsbach einen Revolver
mitgebracht, den sich der 22 Jahre alte Steinbrecher Karl
Müllmayer von Hechingen betrachten wollte. Müll-
mayer suchte dem betr. Burschen den Revolver wegzu-
nehmen. Dabei entlud sich der Revolver und der Schuß
traf die gerade in der Wirthsstube anwesende Dienstmagd
Friederike Götz in den Oberschenkel. Die Verletzte mußte
in die Klinik nach Heidelberg verbracht werden und ist
jetzt noch nicht völlig wieder hergestellt. Müllmayer wird
wegen jener Affaire heute wegen fahrlässiger Körper-
verletzung zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt. 7) Wegen
Ruhestörung und Widerstandes wird der wegen solcher
und ähnlicher Vergeben schon vielbestrafte 32 Jahre alte
Taglöbncr Heinrich Dorn von Hockenheim, der am 6.
April d. I. auf der Ortsstraße daselbst wieder Spektakel
machte und sich dem ibm Ruhe gebietenden Polizeidiener
Hüfner gegenüber äußerst renitent erwies, zu 4 Monaten
Gefängniß verurtheilt. 8) Am 24. März d. I. entwen-
dete der 26 Jahre alte, schon 32mal mit Gefängniß und
Zuchthaus bestrafte Händler Peter Huckele von Plank-
stadt aus dem Hühncrstall des Wirthes Wilhelm Wagner
in Heidelberg 3 Hühner und einen Hahn. Das Urtheil
des Gerichtshofes lautet heute gegen Huckele auf 2 Jahre
Zuchthaus, 5 Jahre Ehrverlust und Stellung unter
Polizeiaufsicht. 9) Der 50 Jahre alte Kellner Georg
Goldschmidt von Theilheim, schon oft mit Gefängniß
und Zuchthaus bestraft, stahl im Mai v. I. in Heidel-
berg der Haushälterin Dora Seitz 30 Mark und dem
Gärtner Bock eine Uhr mit Kette im Werthe von 40
Mark und wird deshalb zu 3 Jahren Zuchthaus, 5
Jahren Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht ver-
urtsteilt. 10) Der Inhaber der Bankfirma F. E. Mock,
Karl Mock in Berlin, war wegen Uebcrtretung des §
134 des P.-St.-G.-V. vom Schöffengericht Wiesloch zu
100 M. Geldstrafe, cvent. 10 Tage Haft, verurtheilt
worden. Derselbe der hauptsächlich dem Verkauf von
Lotterie- und Anlehenslosen betreibt, hatte in letzter Zeit
den Agenten Hatzler in Wiesenthal damit beauftragt,
Sachsen-Meininger und Mailänder Loose auszubieten
und auf den Ankauf solcher Loose Rathenzahlungen an-
zunehmen. Erst nach 20 Monaten sollte dann die Aus-
setzung der Loose selbst stattfinden. Da Mock von einem
derartigen Geschäftsbetrieb das Bezirksamt Wiesloch nicht
unterrichtet hatte, war ihm von Letzterem unter Heran-
ziehung des § 134u des St.-G.-B. (bezüglich der Re-
gulirung des Betriebs der in Artikel 37 der Gewerbe-
ordnung angegebenen Gewerbe) die auf obige Geldstrafe
lautende Strafverfügung zugegangen. Wie vom Schöffen-
gericht, wird auch heute von der Strafkammer trotz der
Berufung des Angeklagten jene Geldstrafe bestätigt. Den
persönlich nicht anwesenden Angeklagten vertrat Rechtsan-
walt König. 11) Die Berufung der wegen Beleidigung
des Schneiders Johann Götz von Neuenheim schöffen-
gerichtlich zu 1 Woche Gefängniß verurtheilten Ehefrau
des Peter Veith in Neuenheim wird heute als unbe-
gründet verworfen.

Neueste Nachrichten.
Paris, 14. Mai. Der Präsident des Senats Ehal-
lemel-Lacour wurde gestern, während er einem ihm zu Ehren
von dem Finanzminister Peytral veranstalteten Diner
beiwohnte, durch einen herabstürzenden Kronleuchter am
Kvpfe verletzt; sein Zustand ist ungefährlich.
Bukarest, 14. Mai. In Folge der Auflösung
des deutschen Reichstags wurde die für den neuen
deutsch-rumänischen Handelsvertrag vorzunehmende Re-
vision des autonomen Tarifs vorläufig vertagt.
London, 14. Mai. Der Dampfer Eity of Hamburg",
der gestern Swansea verliß, colidirte bald nachher mit
dem Dampfer „Counteß Evelyn von Bilbao. Letzterer
sank. Acht Passagiere und 16 Leute der Bemannung
sind ums Leben gekommen.

Für die Braudbeschädigte» in Klengen gingen weiter ein:
von LL. «. ' „ 1—
Hierzu von früher „ 9.10
Zusammen Mark 10.10
Weitere Gaben nimmt gern entgegen
Die Expedition der „Bürger-Zeitung".
 
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