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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 150 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0013

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Erscheint täglich mil Ausnahme der -Lonn n. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
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Der Schmied von Piek.
Erzählung aus der Liberpfalz von Aos. B aierbcin.
.RackKrnck verboten.)
(Fortsetzung.)
„ deshalb erhob sich Rosl cutschlosf.cn von dem
Bänkchen, ging zur Gartcuthürc, öffncte sic nnd schritt
Freie. Um, wenn sic dennoch bemerkt werden sollte,
^uchl den Bcrdacht zu erregen, daß sic einen bestimmten
^ an,g Vorhalt, wandelte Rosl nur ganz langsam auf dem
Feldweg längs der Gebäude hin; wo ciuc .Hecke stand,
-lieb ssc suchen, bog die Zweige nieder und streifte vom
nncn vwr anderen die Blätter ab; wo ein Blümlein im
^tas blühlc, bucktc sie sich, uni cs zu pflücken. Man
wunic bei ihrem Benehmen nichts anderes denken, als daß
be einen Spuzicrgaug mache, um behufs schnellerer Gc-
-teiung die frische Morgenluft auf sich cinwirkcn zu lassen.
-l abci hielt sie aber stets die Richtung inne, die nach
^wgges-Hüttcn" führte, uud da Pirk durchaus keine
^loßstadt ist, stand sie trotz ihrer langsamen, zögernden
uach verhältnismäßig wenigen Minuten an der
kleinen Häuschens, dcsscn Wände schon lange
-nu Mörtcl mehr bekleidete und die da und dort große
^vrünge zeigten. Das niedrige überaus schadhafte Dach
war mit Moos uud Hauswurz überwuchert, der unsaubere
lall, war leer: das tounte man genau sehen, denn die
verrosteten Angeln und Bolzen hatten nicht einmal die
Verfaulten Bretter der Thürc mehr zu tragen vermocht.

Eine Ansprache des deutschen Kaisers.
Berlin, 3. Juli. Der Kaiser hielt gestern i» Wil
hclmshavcn vor der Front der beiden Lccbataillouc
Wlgcudc Ansprache:
„Mitten in den tiefsten Frieden hinein, für Blich leider nicht
unerwartet, ist die Brandfackel des Krieges geschleudert
Worden. Em Verbrechen unerhört in seiner Frechheit, schaudern-
svvegend durch seine Grausamkeit, hat meinen bewährten
>)errrcler getroffen und dahingerafft. Die Gesandten anderer
Mächte schweben in Lebensgefahr, mit ihnen die Kameraden, die
ihrem Schlitze entsandt waren. Vielleicht haben sie schon
beule ihren letzten Kampf gekämpft.
. Die deutsche Fahne ist beleidigt nnd dem deutschen
Aeiche Hohn gesprochen worden. Das verlangt exemplarische
LNtrafnng' nnd Rache. Die Verhältnisse haben sich mit
flw'r surchtbären Geschwindigkeit zu diesem Ernste gestaltet nnd
imdcm ich Euch unter die Waffe znr Mobilmachung berufen
babe nach ernster. Was ich hoffen konnte, mit Hilfe der Marine
^manrerie wieder herznstellcn, ist jetzt eine schwere Aufgabe, die
nur durch geschlossene Trnppcnkörpcr aller zivilisirten
Klagten gelöst werden kann. Schon heute Hal der Chef
skd Krcuzcrgeschwadcrs mich gebeten, die Entsendung einer
Vision in Erwägung zu nehmen.
. Ihr werdet einem Feinde gcgcnübcrsteheu, der nicht min-
der todesmutig ist wie Ihr. Bon europäischen Offizieren ausge-
swder, haben die Chinesen die europäischen Waffen brauchen ge
-nur.. Gatt sei Dank haben Eure Kümmernden von der Ma
suicinfantcrie und anderen Marinen, wo diese mit ihnen zu
mnnncilgekonnncn find, den alten deutschen Waffeurnf bekräftigt
und bewährt uud mit Ruhm und Sieg sich verteidigt, nnd ihre
stMgabe gelöst. So sende ich euch nun hinaus, um das Recht
rächen nnd ich werde nicht eher ruhen, als bis die
ZUks.che Fahne vereint mit denen der anderen Mächte sieg
-sich äh<». dm chinesischen weht und auf den Manern Pc
wngs ansgepflanzt den Chinesen den Frieden diktirt.
, . Ahr habt gute Kameradschaft zu halten mit allen Truppen,
mn denen Ihr dort znsammenkommt. Russen, Engländer, Fran
Wien, m^. ks auch sei, sie fechten Alle für die eine
^ache, für die Civilisnlion. Wir denken auch noch an etwas
Roheres, an unsere Religion, die Verteidigung nnd den Schlitz
Unterer Brüder da draußen, welche zum Teil mit ihrem Leben
ur den Heiland cingctrctcn sind. Denkt auch an unsere Waffen
Wre, denkt an diejenigen, die vor Euch gefochten haben und gebt
wnans, mit dem alten brandenburgischen Fahnenspruch: „Vcr
>ra>, ans Gatt, Dich tapfer wehr, daraus besteht Dein ganze
Zm , denn wcr's auf Gott herzhaftiq wagt, wird nimmer auö
dem Feld gejagt." ' '
, „Die Fahnen die hier über Euch lvchen, gehen zum ersten
-male in's Feuer. Daß Ihr mir dieselben rein und fleckenlos
uiid ahne Makel zurückbringt. Mein Dank nnd mein Interesse,
-neiiie Gebete und meine Fisi-sorge «erden Euch nicht verlassen
--sitt diesen lvcrdc ich Euch beAlcften.^

Deutsches Reich.
Münster i. W. 3. Füll. Dir lsicr lebende Mutter
des ermordeten deutschen Ges,wndt.cn in Peking
Freifrau v. Kettel er, erlsictt, dem „Wests. Merkur,,

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nckc Angebote.

zufolge, ein Beileidstelegramm des Kaisers, in dem
dieser seine innigste Anteilnahme nnd seine Anerkennung
für die treuen Dienste ihres Sohnes ansspricht, der, so
heißt es wörtlich weiter, „bis zuni letzten Atemzngc sich
als einen treuen hervorragenden Diener meines Hanfes
und des Vaterlandes bewährt und dem Baterlnnde, seinen
Landsleuten und seiner Familie Ehre gemacht hat. Gott
nur allein vermag das trällernde Mntterhcrz zu trösten.
Wilhelm I. "
Bremen, 3. Juli. Vom Kaiser ging heute dein
Norddeutschen Lloyd anläßlich des Brnuduuglücks
folgendes Beileidstelegramm zu: „Das Unglück, von wel-
chem der Norddeutsche Lloyd in New-Uork betroffen wurde,
erfüllt mich mit wahrer Betrübnis. Der große Verlust
an Menschen und Schiffen ist ein harter Schlag; ich habe
aber die feste Ucbcrzcugnng, daß die bewährte Leitung des
Norddeutschen Lloyd auch dieser Prüfung mit mannhafter
Stirn begegnen wird und die Angestellten des Lloyd in
Ncw-Aork auch in diesen schweren Stunden sich in ihrer
gewohnten Pflichttreue zeigen werden. Wilhelm I. R.
Der Norddeutsche Lloyd antwortete in einem Dauktclcgrannu.
Wilhelmshaven, 3. Juli. Die Abrcisedcs K aiscrs
nach Norwegen ist aufgcschoben worden.
Wilhelmshaven, 3. Jul. Nach den heute getroffenen
Bestimmungen bleibt das Kaiscrpaar bis morgen hier.
Afrika.
Tanger, 3. Juli. Der Chef der Fczcr Filiale eines
französischen Handelshauses Marcos Essagin, ein amerika-
nischer Staatsangehöriger, stieß bei einem Ritt durch eine
enge Straße mit einem Imam zusammen nnd streifte dessen
Maultier. Es entspann sich ein Wortwechsel, wobei eine
Schar Fanatiker gegen Marcos Partei nahm. Da dieser
sich bedroht sah, feuerte er ciucn Rcvolverschuß ab, durch
den ein Eingeborener getötet wurde. Sofort stürzte sich
die Menge auf Marcos und hieb ihn in Stücke und
verbrannte diese. Der fMizöfifche Gesandte hat zu-
sammen mit dem amerikanischen Generalkonsul die erfor-
derlichen Schritte zur Bestrafung der Schuldigen ciugelcirct.
Tanger, 3. Juli. In Fez herrscht infolge des Vor-
gehens Frankreichs in Timt große Erregung. Der
englische Konsul erbat Hilfe von den Behörden zum Schutze
seines Hauses.
Badischer Landtag.
Karlsruhe, 3. Juli.
Zweite Ka m in c r.
Das Haus erledigte heute die Stcuergesctzent-
würfe nnd eine Anzahl Petitionen.

Die Bitte der Zentrnlkommission der B a ua rbeite'r
Badens nm Abstellung der Mißstände im badischen Bau-
gewerbe !Berichterstatter: Abg. Fcndrich) wurde Großh.
Regierung empfehlend, die Bitte des Badischen Gastwirte-
verbandes um Aufhebung der T ra u sfcr i crnyg staxe
Berichterstatter Abg. Kramer) nnd die Petition der
vereinigten Flaschen bi erhandlet- Freiburgs, die
Erteilung der Konzession zum Betriebe eines Flaschenbier-
geschäftes betreffend und des Pforzheimer Wirtevercins
gleichen Betreffs, sowie des Badischen G a stwi rtcv cr-
bnndcs nm Maßnahmen gegen den immer mehr überhand
nehmenden Flaschcubierhandel (Berichterstatter: Abg.
Hoffmann! wurden znr Kenntnisnahme überwiesen.
Morgen 3 Uhr Petitionen.

Die Wirre« in China.
Wilhelmshaven, 3. Juli. Der Kaiser befahl
die Mobilmachung des ersten Geschwaders.
W i l h clmshavcn, 3. Juli. Mit Rücksicht auf dm
Ernst der Lage iu Ostaficn wird ciu aus Freiwilligen
der Armee bestehendes Expeditionskorps in Stärke
einer gemischten Brigade ausgestellt.
Berlin, 3. Juli. Diejenige Stelle in der Rede
-des Kaisers, in der davon die Rede ist, daß der Chef
des Kreuzcrgcschwaders die Entsendung einer Divi-
sion verlangt habe, ist mehrfach so aufgcfaßt worden, ob
damit die Sendung einer Panzerdivision gemeint sei, die
ja auch thatsächlich angcordnct ist. Wir halten diese Auf-
fassung für unzutreffend. Schon daraus, daß der Kaiser
in seiner Rede es für notwendig erklärt, mit geschlos-
senen Trupp en körpern zu operieren, ergicbt sich, daß
er einen großen Verband von Landtrnppen im Auge
hatte und daß die Absicht besteht, neben der Panzer-
division auch eine mobile Division von Land-
trnppcn hinausznscndcn. Neber einen solchen Vorschlag
finden Yente Vormittag die entscheidenden Verhandlungen
statt, zu denen sich die Vertreter des Militärkabincts, des
Kriegsministcriums und des Gcneralstabs gestern nach
Wilhelmshaven begeben haben. (St. P.)
Berlin, 3. Juli. Der kaiserliche Konsul in Tschifu
meldet: Proviear Freinadcmctz telegraphiert ans Neut-
sch ufu, der dortige Missionar sei durch die Behörde ver-
trieben worden und die sofortige Zerstörung habe
begonnen. Tsiuing ist in höchster Gefahr. Ohne
raschen Schutz ist der fernere Aufenthalt unmöglich. Der
Gouverneur in Tsinau telegraphiert, daß in Tsinau ein
Anfrnhr herrscht und die Missionare an die Küste
müssen.

Diese lag auf dem Boden und gönnte jedermann den trost-
losen Einblick in's Innere.
Rosl seufzte tief auf: in diesem verlumpten, verwahr-
losten Haus wohnte der Mann, dem ihr Herz gehörte!
Ach ach, welche Schande! Netu, cs durfte nicht sein!
Sic mußte die Neigung, die sich verstohlen, ihr selbst kaum
bewußt, in die unbewachte Brust cingeschlichcu hatte,
hcrausrcißcn mit Stumpf und Su i! Wcnn's auch weh
Ihat — cs mußte vcrwuudcu werden!
Ilm diese Zeit war der Schmied gewiß in seinem
Hause, uud die Dirne überlegte, auf welche Weise sic ihm
ihre Anwesenheit kundgeben könnte. Denn über die Schwelle
der „Binggcs-Hüttcn" trat sic nicht; — so viel stand fest
bei ihr.
Sie brauchte jedoch nicht lange zu überlegen;.-- plötz-
lich, wie aus dem Boden gewachsen, sah sie den Schmied
vor sich, der gekleidet, wie er ihr das erste Mal begegnet,
mit der Militärmützc auf dem Kopf, mit übergehängtem
Bündel und einem Rciscstock in der Hand hinter der von
ihr abgekchrten Ecke des Häuschens ins Freie getreten
war. Das Mädchen war so überrascht, daß den bleich
gewordenen Lippen ein leiser Schrei entfloh.
„Jesus, Maria!" hauchte sic.
Der Bursch schien im ersten Augenblick über das un-
crwarlctc Zusammentreffen nicht weniger bestürzt zu sein.
Allein er faßte sich schnell, und während ein Heller, freu-
diger Schein sein hübsches Gesicht noch mehr verschönte,
ließ er den Stock zu Boden gleiten, ergriff mit beiden
Händen jene des Mädchens und flüsterte innig: „Rosl,

Du bist's? Du? Hast 'leicht gar mich aufsuchcn, hast
zu mir kommen wollen?"
Das war ja ihre Absicht gewesen, gewiß, sie hatte
ihn aufsuchcn und ihm drei, ihrer Sparbüchse heimlich ent-
nommene Prcußcnthalcr „spendieren" wollen als Lohn da-
für, daß er sic aus dem Walde hcimtrug. Gleichwohl
sollte er aber merken, daß er ihr ganz gleichgültig war,
und sic hatte sich genau einstudicrt, welche Worte sie da-
bei gebrauchen, nnd wie stolz und von oben herab sie ihn
anschaucu wollte. Wie die Kärtenspicler einen Trumpf
auf den Tisch werfen, der das ganze Spiel entscheidet, so
wollte auch sie ihm das Schmähwort „Binggcs" ins Ge-
sicht schleudern, — nicht um ihn zu kräukcn, — um
Gotteswillen nicht! wenn er auch notgedrungen annehmen
mußte, sie hätte cs in dieser Absicht gcthan, nein, son-
dern um sich selbst zu retten vor ihrem eigenen thörichten
Herzen; denn nach einer solchen Beleidigung durfte ^ie
nicht mehr au ihn denken, sie durfte nicht, und es war
daun alles aus zwischen den beiden.
So hatte Rosl sich's ausgcdacht, und nun stand sie
da vor dem Burschen, ihre Hände lagen in den seinigen,
sic schaute in seine treuherzigen Augen, die so seltsam, so
zärtlich auf sic uicdcrblickten, und da hatte sic alles ver-
gessen, was sic sich vorgeuommcn. Sic dachte nicht mehr
an Vater und Mutter, nicht an des Vorstehers stolzen
Bauernhof, noch au sich selbst. Alles, was Gottes weite
Welt umschloßt war ihr in diesem Augenblick gleichgültig,
nur der arme Bursch nicht, den sic zu verachten und zn
beleidigen hicrhergckommen, und der jetzt neuerdings ihr
 
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