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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 7. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0427

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^.254. 27. Jahrgang. . Mittwoch, 31. Gktabrr ISO«.
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u Heilige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis TZ Pf».,
* mit den Beiblättern 36 Pfg. nionattich. Durch die

InsevKteirblatt
KeiöeLVerg und Mngegenö

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nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird yiHt
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Deutsches Reich.
« Berlin, 30. Okt. Leutnant Prinz Arcnbcrg,
wegen Tötung eines Eingeborenen zur Untersuchung
pgcn worden war, ist der „Nat. Ztg." zufolge zu 18
Aen Festungshaft verurteilt und bereits zur Ver-
dung der Strafe abgcführt worden.
Berlin, 30. Okt. Der „Rcichsanzciger" meldet:
Kaiser hatte heute Vormittag betreffs des englischen
Schlages eine Besprechung mit dem Botschafter Lascelles.
O e fte r r e i ch - U n g a r n.
^Bukarest, 30. Okt. Die „Agence Roumainc,, bc-
,pt amtlich die Nachricht von den in Dorfe Buda vor-
PMmcncn Unruhen. Ihr Opfer war der Untcrpräfekt,
Äcr vor den Bauern flüchten mußte und einem Herz-
og erlegen ist. Vom Militär wurden ein Hauptmann
mehrere Soldaten schwer verwundet, von den Bauern
p drei tot und sieben verletzt. Nach dem Einschreiten
O Militärs trat Ruhe ein. Wie aus andern Orten
. 'Aden Bezirks gemeldet wird, wurden die dortigen Be-
engen unterdrückt, ohne daß das Militär cinzu-
Pitcn brauchte. Die Regierung beschloß, gegen die
«Hcrn Nachsicht zu üben, gegen die Aussetzer dagegen
größte Strenge walten zu lassen.
Die Wirren in China.
d London, 30. Okt. Nach einer Depesche der „Daily
>ps" aus Shanghai meldet die chinesische Presse von
p glatten Fortschritt der Friedens v crhan d-
ipgen und erwähnt als Zahl für die Höhe der Ent-
Z^digung vierhundert Millionen Tacls.
p Ausland würde die Aufsicht über Seezoll und Linien-
spaltung erhalten. Prinz Tuan werde lcbens-
pglich eingekerkert werden, der Kaiser mit
'p ständigen ausländischen Wache nach Peking zurück-
zpiU Fremden werde unbeschränkter Aufenthalt
Pttet, China derWafsenankauf untersagt werden,
ij sHungTschang habe angeblich die Bedingungen als
Ph erklärt. Nach einer Laffanschcn Meldung aus Pe-
sollen die deutschen Militärbehörden gegen die
pachtigcn Boxer scharf Vorgehen; sofortige Kriegsgerichte
häufig und im Falle der Ucbcrführung werde die
ipsstrasc sofort vollzogen. Jüngst seien an einem
! 14 Chinesen erschossen worden.
4 Honkong, 30. Okt. Das Bureau Reuter meldet:
O Danton ereignete sich am Sonntag früh, 4 Hänscr vom
Id Pn des Gouverneurs entfernt, eine Schlagentzündung,
tzPs 14 Personen getötet wurden. Es heißt, daß die
^M^dun^r^iueu^E^^Rcfo

erfolgte, das diese mit Pulver und Schießbaumwolle an-
füllten, um das Damen in die Luft zu sprengen. Da die
Behörden von der Richtigkeit der Annahme überzeugt sind,
'wird der Vorfall zu einem scharfen Vorgehen gegen die
Reformer führen.

Der südafrikanische Krieg.
Vryburg, 30. Okt. Die Buren werden, wie das
Rcutcr'sche Bureau von hier meldet, in den südlichen Ge-
bieten immer kühner und beabsichtigen anscheinend die
Stadt einzuschließcn. Da keine Polizeimannschaften zur
Verfügung stehen, sind die von den Verbindungslinien
entfernt wohnenden Farmer schutzlos. Vier stark ver-
schanzte Bur en lager sind 20 Meilen östlich von hier
auf dem Markani-Rand errichtet. Das Foxtschaffen von
Vorräten aus der Stadt ist verboten; ebenso ist es den
Bürgern nicht gestattet, nach 9 Uhr abcnbs sich auf den
Straßen aufzuhaltcn. Infolge der ungewöhnlichen Trocken-
heit ist der Stand des Getreides sehr traurig. Die Bahn-
linien sind noch nicht zerstört.

Vermischte Nachrichten.
I m Mstlilhciui, 30. Oktbr. fDcr Herr Erz-
bischofs firmle gestern Vormittag in der Jesuitcnkirchc
ca. 1100 Kinder und jugendliche Personen. Gegen halb
3 Uhr begab sich Se. Excelleuz in Begleitung der Geist-
lichkeit und des Stiftungsratcs abermals in die Kirche
und trat sodann die Fahrt zum Hauprbahnhof an. Vor
Abgang des Zuges brachte Herr Amtsgerichts-
direktor Gießlcr ein dreifaches Hoch auf den Erz-
bischof aus.
Mannheim, 30. Okt. jAus verschmähter Liebes
stürzte sich gestern Nachmittag 24^ Uhr die ledige 21 Jahre
alte Näherin Elisabeth« Sigmann von Neckarau mit ihrem
anderthalb Jahre alten Knaben bei der Kammcrschlcuse in
den Kanal und ertranken beide. Die Leiche der Sigmann
wurde alsbald geländet und in die hiesige Leichenhalle ver-
bracht, während das Kind bis jetzt noch nicht gesunden
werden konnte.
Karlsruhe, 29. Okt. sUnglücksfall.s Heute Vor-
mittag ereignete sich auf dem hiesigen Hauptbahnhofc ein
beklagenswertes Unglück. Der seit etwa einem Vierteljahr
verheiratete Werkstätte - Schreiber Holl von Weingarten
wollte die Gleise bei der Frachtguthalle überschreiten, als
er von einer Manövriermaschinc erfaßt, zu Boden ge-
schleudert und ihm der rechte Arm am oberen Gelenk
völlig losgctrcnnt wurde. Das Unglück hat Holl selbst
verschuldet, indem er entgegen einem neuerdings in vcr-

Me es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.s
(Fortsetzung.)

r^BZenn noch irgend etwas gefehlt hätte, um Gertruds
Liebe zu ihrem Manne zur vollsten Blüte zu ent-
ihtp, so hatte ihre soeben stattgehabte Zusammenkunft mit
ip Tante Friederike alle noch etwa in ihr schlummern-
ih Gefühle voll und ganz geweckt, und sie hatte es heiß
hjj?przen gefühlt, als er vorhin mit Rhoden ihr so
sjpich und unerwartet gegenübertrat. Ihm gehörte auch
Re k lwd ganz, das hingcbendc, liebende Weib dem
ivpcherr Herbert Landskron, der, ob Graf oder Künstler,
sp derjenige war, der sie erwählt, der sie zur Gattin,
fix ^Tone seines Hauses erhoben hatte. Schüchtern blickte
auf ihn, sie wußte ganz genau, daß jetzt dcrMo-
gekommen war, welcher über ihr ganzes ferneres
Hhp entscheiden mußte; und wenn sic auch zitterte, Gcr-
st^Zagtc nicht, sie wußte, daß sic ihm alles war, —
lpch, wie die Entwickelung der Differenz zwischen ihnen
H gehen sollte, das war ihr noch unklar, und sie
"deshalb kein Wort.
ch.spnr haben trotz der Hochsaison Zimmer im selben
^^iverke bekommen, in dem Sie wohnen, Frau Gräfin",
fle Rhoden, als sie das Gasthaus erreicht hatten, in
-^lk- -Mühen, ein gleichgültiges Gespräch auznknüpfen.
^iii ings hat uns die liebenswürdige Hotelbesitzerin
erklärt, wir könnten die Zimmer nur für zwei Tage

haben, sic seien für später schon vergeben. Wir konnten
die schöne Frau Straubinger auch beruhigen, da Herbert
bereits morgen wieder fort will, vorausgesetzt, daß Sie
einverstanden sind."
„Ich fahre morgen auf jeden Fall fort", unterbrach
Herbert fast rauh seinen Freund. „Die Entschließungen
meiner Frau können jetzt keinen Einfluß mehr auf die
meinigen haben."
„Du triffst aber den Ton des Eheherrn und Ge-
bieters ausgezeichnet. Deine Frau sollte Einsprache er-
heben", sagte Rhoden scherzend, obgleich er über Herberts
Bemerkungen erschrocken war.
Gertrud ließ hastig den Arm Herberts los. „Wann
wünschest Du zu speisen", fragte sie unsicher, „und wo?
— Ich habe gestern auf meinem Zimmer gegessen."
Herbert zog die Uhr. „Es ist noch sehr früh, wir
können später darüber bestimmen", entgegnete er. „Ich
muß Dich um die Erlaubnis bitten. Dich auf Deinem
Zimmer aussuchcn zu dürfen, ich habe mit Dir zu sprechen."
„Pauline wird oben sein", entgegnete sie zögernd.
„Du kannst sie wohl fortschickcn, ich muß Dich allein
sprechen."
Sie nickte und schritt leicht und graziös, von den bei-
den Herren gefolgt, die Treppe empor. Niemand konnte
ahnen, wie sehr der jungen Frau das Herz klopfte. Auf
dem Korridor reichte sie Rhoden die Hand mit einem
tieftraurigen fragenden Blick, der ihm in der Seele
wehe that.

schärftcr Form in Erinnerung gebrachten Verbot die Gleise
vorschriftswidrig überschritt.
Pforzheim, 29. Okt. sUcbcr ein gefährliches
Renkontre der Polizeij berichtet der „Beob.": Vor-
gestern Samstag Abend wurde die Polizeistation in der
Bleichstraße von der im Hinterhause des Anwesens Calwer-
straße 103 wohnhaften Milchhändlcrin Auguste K. Wwe.
um Hilfe gegen deren eigenen Sohn angegangen, der sie
und ihre anderen Angehörigen, den geladenen Revolver in
der Hand, nut Totschießcn bedroht habe. Als daraufhin
die Schutzleute Obcrle und Mocll nach dem sauberen Sohn
sahen, hatte sich dieser mit 2 Kindern seiner Schwester in
seinem Zimincr cingeschlosfen und weigerte sich, der Auf-
forderung der Polizei, zu öffnen, nachzukommen. Sobald
er den Schutzmann Moell und den Bruder des K. wahr-
genommen hatte, welche sich vor dem Fenster aufgestellt
hatten, während Schutzmann Oberle vor der Thüre Posto
gefaßt, gab er durch das Fenster einen scharfen Schuß ab,
welcher an Moells Kopf dicht vorbeifuhr. Darauf ver-
suchte Oberle in das Zimmer einzudringen, wurde aber
durch einen Schuß zurückgeschreckt, und als darauf die
Schutzleute wieder sich Eingang zu verschaffen suchten,
schoß K. aufs neue nach dem Schutzmann Moell. In
gleicher Weise gegen den rabiaten Menschen vorzugehcn,
und vom Säbel oder Revolver Gebrauch zu machen, daran
hinderte sic die Anwesenheit der zwei kleinen Kinder im
Zimmer, welche K. wohl deshalb zu sich genommen hatte.
Zum Glück versagten dem K. die zwei weiteren Schüsse,
welche sich noch im Revolver befanden. Die Schutzleute
erhielten mittlerweile weitere Hilfe und überwältigten so-
dann den Menschen, welcher gegen halb 11 Uhr abends
in Untersuchungshaft abgeführt wurde. Der Attentäter
Friedrich K., ein 23jähriger Gypser und Taglöhncr, hat
vor einiger Zeit etwa 2400 Mk. geerbt, von denen er
aber schon etwa 600 Mk. im Wirtshaus verbraucht har,
sodaß seine Familie ihm die Verfügung über das übrige
Geld entzog, was seinen Groll, der sich in so gefährlicher
Weise äußerte, hervorgerufen. Er wird sich wegen Be-
drohung, Totschlagsvcrsuchs und Widerstands zu verant-
worten haben.
ö.N. KadtNweilrr, 30.Okt. ^Unscr Erbgroßher-
zogj hat die Patenstelle übernommen bei der Taufe des
siebenten Knaben, der in der Famile unseres Ortsbriefboten
Max Raff cingcrückt ist.
Badenweiler, 30. Okt. sD as Jahr 1900j ist nicht
nur gesegnet durch seinen Reichtum an Obst und Wein,
nein auch dem edlen Waidwerk wirft es ungeahnte Dinge
in den Schooß. Am Donnerstag hielt die Weilerthälcr
Jagdgcnosscnschaft eine Treibjagd in Marzcll-Egertcn ab,
auf der außer einer stattlichen Anzahl von Rehen, Hasen und

14.
Rhoden trat mit dem Grafen in dessen Zimmer ein
und schloß die Thür so nachdrücklich, daß sich Herbert
etwas verwundert umsah. Dann stellte Rhoden sich vor
seinen Freund hin und fragte ganz empört: „Sage mir
nur um Himmels willen, Mensch, wie Du dazu kommst,
in diesem Tone mit Deiner jungen Frau zu reden. Ge-
rade von Dir ist mir's ganz unerklärlich. Was soll denn
das bedeuten?"
„Den Anfang vom Ende, Lothar", entgegnete Herbert
ernst unb schloß seinen Handkoffer auf, aus dem er eine
ziemlich große, prachtvoll gearbeitete Kassette aus Rosen-
holz nahm. Der reiche Silberbeschlag derselben zeigte
Wappen und Namenszug der Grafen Frankcnthurn.
Verblüfft sah Lothar den Freund an. „Ich verstehe
Dich nicht. Den Anfang vom Ende, was heißt das? —
Ich habe Dich gewarnt, Herbert", fuhr Rhoden eindring-
lich fort, „als Du Dir's in den Kopf gesetzt hattest, um
Gertrud Meynert zu werben. Freilich, ein Weib, wie sic,
ist ja dazu angethan, dem Ruhigsten die Besinnung zu
rauben. Du hättest aber mir folgen und fliehen sollen.
Du hast cs nicht gethan! Zum zweiten Male hast Du
meinen Rat in den Wind geschlagen, als ich Dir empfahl,
wenigstens sofort nach der Trauung Deiner jungen Frau
die volle Wahrheit zu sagen. Daß ein Charakter wie der
Gertruds nicht sobald eine derartige Täuschung verwinden
würde, war doch voranszusehen. Wie Du Dich mit ihr
auseinandergesctzt hast, weiß ich freilich nicht; doch nach
Eurem gegenseitigen Verhalten zu schließen, ist von dem
 
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