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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 241 - Nr. 250 (16. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0383

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hr. Z4S._37. Jahrgang. Samstag, SO. Oktober ISOV.
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eidelberger Ameiger


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Deutsches Meich.
Cronberg, 19. Ott. Der Kaiser und die Kaiserin,
ihnen Generalmajor v. Scholl, Prinz v. Schönburg-
Saldenburg und Prinz Adalbert mit seinem Gouverneur
,"'i> heute Nachmittag 5 Uhr auf Schloß Friedrichshof
''"getroffen und nahmen am Thce teil.
Homburg v. d. H., 19. Ott. Die kaiserliche F a-
'Hlic nahm heute Morgen im Bibliotheksaal des könig-
Aen Schlosses das heilige Abendmahl. Prinz und
^'tizessin Heinrich haben Homburg verlassen.
,, Ulm, 18. Ott. Bei prächtigem Wetter fand heute
Alltag auf dem Marktplätze die feierliche Enthüllung
Denkmals Ka iscr Wi lhelms des Ersten statt.
,^sr König wurde bei seiner Ankunft auf dem Bahn-
te von den Spitzen der Behörden empfangen und fuhr
E'P Marktplatz, wo das Konigszelt errichtet war. Die
wurde mit Gesang eingclcitct. Die Festrede hielt
^crbürgcrmcistcr Wagner. Nach derselben fiel auf
Mehl des Königs unter Glockengeläutc, den Klängen der
tzsustk und Salutschüssen von den Wällen die Hülle. Der
Ang legte einen Lorbcerkranz mit Schleifen in den Farben
Württembergs an dem Denkmal nieder, dankte dem Prof.
er-Berlin, dem Schöpfer des Denkmals, und ver-
ihm den Württemberger Kroncnorden.
. Dresden, 19. Ott. Der Hofbericht meldet: Die
das Befinden des Königs vorliegenden Näch-
sten lauten: Der König brachte den größten Teil des
^gcs außer Bett zu und schlief in der vergangenen
"cht recht gut. Die Kräfte heben sich sichtlich.
Schweden-Norwegen.
Stokholm, 19. Okt. Der König verbrachte eine
Nacht. Die Kräfte nehmen zu, der Husten läßt
Tägliche Krankhcitsbcrichte werden nicht mehr ans-
"Ubrn.

Die Wirren in China.

Peking, 19. Okt. Graf Walderscc ist in Pc-
^'"8 eingetroffcn und wurde mit allen militärischen
Zttn empfangen. Eine internationale Begleitmannschaft
Astete den Feldmarschall nach dem Palastc der Kaiserin-
Sittwe.
^-.Berlin, 19. Okt. Nach amtlichen Berichten aus
Abgtau wurde durch den am 15. d. M. gemeldeten
^ttbelsturm ein Chinese getötet, und der Civilin-

genicur Schcithauer, der in einer Sagemühle beschäftigt
ist, schwer verletzt.
Berlin, 19. Ott- Aus einem Artikel der „Nordd.
Allg- Ztg.", der die militärischen Verhältnisse des Vor-
marsches auf Paotingfu zusammcnfaßt, gehr hervor, daß
die Deutschen bei der Pekinger und Ticntsincr Colonnc
die Vorhut bilden. Der Schuh von Tientsin gegen
Unternehmungen von Süden her ist dem französischen
Detachement übertragen. Ob das französische Bataillon,
das isoliert über Tnliutschocm nach Hsinguhsicn marschiert,
um die französischen Priester zu befreien, an dem Vor-
märsche auf Paotingfu tcilnehmen wird, ist unbekannt.
Die Pekinger und die Ticntsiuer Kolonne haben an-
scheinend Boxerschwärme vor sich. Bei Paotingfu sollen
auch stärkere reguläre Truppen in größerer Zahl stehen.
Am 20. oder 21. müßten die Kämpfe vor Paotingfu be-
ginnen, falls der Gegner dort standhält, bczw. wenn er
auswcicht, müßte das Marschziel erreicht werden. Abgc
sehen von dem Eindruck, den die Besetzung von Paotingfu
als einen Hauptsammelpuntt der Boxer durch die Ver-
bündeten machen dürfte, wird durch diese Operation
eine größere Säuberung des durchzogenen Landstriches
und die Sicherung der Etappcnstraße Tccku-Pccking bewirkt.
Paris, 19. Ott. Die Agcuec Havas meldet aus
Peking von gestern, Li-Hung-Tschang und Prinz
Tsching Hütten dem diplomatischen Korps eine Note
überreicht, in der cs heißt, es sei Zeit FricdcnSvcrhand-
lungcn zu beginnen. Diejenigen Persönlichkeiten, welche
Mitschuldige der Boxer seien, würden nach den bestehenden
Gesetzen abgeurtcilt und bestraft werden. Li-Hung-Tschang
und Prinz Tsching erklären, sie seien bereit, über den
Frieden zu verhandeln und grundsätzlich einer Entschä-
digung für die Zerstörung der Gesandschaften zu-
stimmen. Tic Höhe des Schadens soll durch Abgesandte
ermittelt werden. Die europäischen Mächte könnten neue
Handclsvortcile erhalten oder mau könnte die alten Ver-
träge abändcrn. Aber die Wünsche gehen auseinander;
jede Macht müsse die ihrigen genau formulircn. Schließ-
lich verlangen Li-Hung-Tschang und Trinz Tsching die
sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und eine Zu-
sammenkunft im Tsung-li-f)amcn für den 21. Oktober.
In Beantwortung der von Li-Hung-Tschang und Prinz
Tsching überreichten Note stellte der französische Gesandte
Pichon fest, daß China das Völkerrecht verletzt,
habe. Pichon verlangt exemplarische Bestrafung der Haupt-
schuldigen : Prinz Tuan, Tschang, Kangyi und Tuugfu-
fiang und erklärt, so lange deren Köpfe nicht gefallen seien,
könnten die Feindseligketen nicht eingestellt werden.

Wie es endete.
ftv Roman von Maria Theresia May.
Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
u Klementine zuckle zusammen, als ihrer Erwähnung ge-
Du lieber Gott, Frau Leutnant Marveldt und die
r^antcn der Landskron, das paßte wohl schlecht zu-
"llven!"
»Laß mir doch die Genugthuung, Herbert, für die
Ebener meiner Enkelin zu sorgen, die Deine Frau ist.
ein Trost jetzt, daß kein anderes Motiv als die
Euren Bund geschlossen hat!" fuhr die alte Frau
tz?- „Doch bitte, unterbrech mich nicht mehr, das
eichen sirengt mich an." Und langsam, immer wieder
! und nach Atem ringend, beendete die Kranke
> Diktat ihres Testamentes. Ucber die Art der Teilung
einigen, überließ sic den Erbinnen. Die Legate,
! si^Ae das frühere Testament enthielt, sollten zu recht be-
tzjs" bleiben, ebenso einige Schenkungen an Wohlthätig-
i Anstalten.
E geht, Kinder, der Pfarrer ist schon da, ich
I mit ihm allein sein, dann lasse ich Euch wieder
i Niemand außer ihr hatte das leise Klopfen an
Dhsix gehört. Der Geistliche trat ein und stumm bc-
hO" sich die Anwesenden ins Nebenzimmer, um dort zu
nnr der Verwalter, welchem die Gräfin schon ein
>i^ Abschiedswort gesagt halte, und der Arzt, der später
einmal nach der Kranken sehen wollte, verließen den
^oßflügel. Auch jetzt tauschten die Harrenden kein
iy t miteinander. Wie gebrochen sank die Gräfin Mutter
Fauteuil, tief bewegt stand Graf Körting am

Fenster, und Klementine hatte sich zu ihm geflüchtet,
schluchzend drückte sie ihr Köpfchen an die Schulter des
Oheims.
Herbert wanderte erregt in dem Zimmer auf und ab.
still und bleich standen Gertrud und Jngeborg nebeneinander.
Graf Körting ertrug das Schweigen nicht lange. „Das
hätte ich nicht für möglich gehalten", sagte er halblaut zu
seiner Schwester, „daß die arme Gabriele hier bei uns
aus dem Leben scheiden muß, daß sie hier das Kind ihrer
armen Tochter findet, und daß dieses Kind unsere Ger-
trud ist . . . Ich hab's nicht glauben wollen, als es mir
Jngeborg sagte, und nun habe ich es mit eigenen Ohren
gehört, ich habe es niedcrgeschricbcn daß sic Gertrud in
die gleichen Rechte eingesetzt hat wie Jngeborg. — Und
Du hast ihr nicht einmal gedankt!" wandte er sich vor-
wurfsvoll zur jungen Gräfin.
„Ich konnte nicht!" Gertrud sah Graf Körting groß
an und sagte: „Gedankt? wofür?" Wie sich besinnend
setzte sie hinzu: „Ach, Inge, ich will den Reichtum nicht,
nimm Du alles!" Gertrud schlug die Hände vor das
Gesicht, die furchtbare Spannung und Aufregung Ver-
jüngen Frau machte sich endlich in einem heißen leiden-
schaftlichen Weinen Luft. Sanft und zärtlich drückte
Jngeborg den Kopf der aufs tiefste Erregten an ihre
Brust.
„Sind wir nicht Schwestern, Gertrud, und müssen
treue Schwestern nicht alles gemeinsam haben? Aber denke
jetzt nicht an irdisches Gut, denke, daß dort im Neben-
zimmer eine Frau stirbt, die Dir ihre Reue beweisen will
— cs ist Deine Pflicht, ihr die letzte Stunde durch Liebe
zu verschönen. Oder glaubst Du, daß Deine Mutter

Der südafrikanische Krieg.
Prätoria, 19. Okt. Lord Roberts meldet, einer
Abteilung Buren gelang cs, in der Nacht zum 16. d. M.
in Jagersfontcin einzudringcn. Am nächsten Morgen ent-
spann sich ein Kampf, ivobei der Verlust der Engländer
9 Tote und 2 rötlich Verwundete betrug. Die Buren
verloren ihren Kommandanten und 25 Tote. General
Kelly-Kenny sandte am 17. d. M. Truppen aus, die gestern
in Jagersfontcin eintrcsfcn sollten.
Mafcking, 19. Okt. Nach dem Reutcrschen Bureau
ging hier gestern ein amtliches Telegramm ein, daß Lord
Mcthuen und Oberst Douglas in Zeerust nach
mehrtägigen Kämpfen mit den Komandantcn Delarey und
Lcmmcrs cintrafcn.
Lourentzü-Marquez, 19. Okt. Das Reutersche
Bureau meldet : Der Buren-Präsident Krüger ist heute
früh 5 Uhr an Bord des königlich niederländischen
Kreuzers „Gclderland" gegangen.
Lourentz o-Marqucz, 19. Ott. Die hiesige Eisen-
bahnbehörde erhielt nach dem Rcuterschen Bureau die An-
weisung, sämtliches niederländische rollende Material der
britischen Militäreiscnbahnverwaltung, soweit gewünscht
wird, zur Verfügung zu stellen.
Vermischte Nachrichten.
Bretten, 19. Okt. sDie hiesige städtische
Sparkasscj macht in einem Rundschreiben bekannt,
daß der Zinsfuß für sämmtliche ansgelicheue Darlehen
vom 1. Januar auf 4'/Z/g erhöht wird. Infolge der
großen Nachfrage nach Geld sei die Kasse genötigt den
Zins für Einlagen zu erhöhen und sei deshalb eine dem-
entsprechende Erhöhung des Zinsfußes für ausgeliehene
Kapitalien unbedingt nötig.
m Steinen i. W>, 19. Okt. sU c b e r f a h r e u.j
An einem Bahnübergang zwischen hier und Brombach
wurde gestern Mittag ein älterer Arbeiter namens Wilhelm
Sütterlin überfahren und war sofort tot. Der Unglück-
liche soll versucht haben, trotz der geschlossenen Barriere
kurz vor dem hcranbrauscnden Zuge den Ucbergang zu
passieren.
Schönau i. W-, 19. Okt. sDie kleinste Schule
des deutschen Ne ich ess ist im Bezirk Schönau.
Dort liegt am Westabhaug des Rohrkopfcs der zur Ge-
samtgcmeindc Häg gehörige Ort Rohrbcrg mit eigener
Gemeindeverwaltung und Schule. Das geschlossene Oert-
chen zählt in 10 Häusern 80 Einwohner. An der von
jetzt ab noch von 4 Schülern besuchten Schule amtiert ein
oder Dein Vater in diesen Augenblicken unerbittlich ge-
wesen sein und nicht vergeben haben würden? Das Leid,
das andere uns zugefügt, es wird mit dem Tode ge-
sühnt."
„Jngeborg, ich habe der Kranken ja alles verziehen,
und doch ist mir, als sündige ich damit gegen das An-
denken meines Vaters!"
„Nein, Gertrud, folge nur Deinem Herzen; Härte
macht unglücklich, und Dein Vater wollte Dich doch ge-
wiß glücklich wissen."
Die beiden jungen Frauen hatten miteinander ge-
sprochen, als wären sie allein in dem Gemach, und that-
sächlich hatte Gertrud auch an keinen der Anwesenden ge-
dacht. Trotz der schmerzlichen Erschütterung dieser Stunde
empfand sic ein eigentümliches Wohlgefühl, Jngeborg ge
fanden zu haben, sie ahnte in ihr die geistesverwandte,
aber auch die harmonische Natur. Die Ausgeglichenheit
im Denken und Fühlen Jngcborgs übte einen wohl-
thuenden Einfluß auf die in den letzten Monaten so oft
und heftig bewegte Frau, und sic gab sich dem Zauber
dieses Einflusses willig hin.
Graf Körting aber, der die schöne stolze Gertrud nie
anders als in kühler, abweisender Ruhe gesehen hatte —
selbst die Freundlichkeit, welche sie ihm erwies, war nie-
mals frei von ernster Zurückhaltung gewesen, — und der
bei aller Vorliebe für Gertrud seinen Neffen doch im stillen
wegen des unbeugsamen Starrsinns und der Herzcnskälte
seiner Frau bedauert hatte, glaubte seinen Augen nicht zu
trauen, da er sie jetzt weinen sah, da er sie zärtlich, innig,
den Kopf an die Brust der ncugefundenen Verwandten
bergen sah. (Fortsetzung folgt.)
 
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