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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 221 - Nr. 230 (22. September - 3. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0299

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Nr. 224. 27. Jahrgang. Mittwoch, 26. Septemder 1900.
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Neiöelbergkr Anskiger.


Deutsches Reich.
Konstanz, 25). Sept. Der Erbgroßhcrzog von Baden
ist auf einige Wochen auf der Mainau cingctroffen.
Frankreich.
Paris, 25>. Sept. Den Blättern zufolge beschloß der
-^riegsministcr, sämtliche Lehrer an der Kriegsschule zu
Tt. Cpr, welche aus von Geistlichen geleiteten Untcrrichts-
oustaltcn hcrvorgingcn, durch solche Offiziere zu ersetzen,
welche ausschließlich Unterricht in Staatsschulcn genossen
!>aben. Infolge besten sind ein Major nnd 30 Leutnants
'n die Regimenter versetzt worden. Die konservativen
Blätter erheben heftig Einspruch dagegen.
Paris, 25. Sept. Der „Gaulois" will wissen, daß
die Kosten des Bürgermeistcrbanketts aus dem vom Par-
lamente für den Empfang der fremden Souveräne be-
willigten Kredite bestritten werden sollen.
Die Wirren in China.
Berlin, 25. Sept. Hiesigen Blättcrmcldungcn zu-
solge gingen gestern die Antworten Rußlands und
Japans aus die deuschc Note ein. Rußland
Nimmt den deutschen Borschlag mit grundsätzlicher
Zustimmung an. Japans Antwort ist noch ent-
schiedener zustimmend.
Berlin, 25. Sept. Die Torpedoboote 8 90,
8 91, 8 92 sind am 24. d. M. cingerroffen. „Kurfürst
Friedrich Wilhelm", „Brandenburg", „Weißenburg",
»Hela" heute von Sanghai nach Taku gedampft, „Gefion"
heute von Shanghai nach Wusung gedampft, „Hertha"
Sestern in Tschifu eingctroffcn. (Auf dem Kreuzer „Hertha"
befindet sich Graf Walderstec. Die Red.»
London, 25. Sept. Aus und über China fehlen
heute Neuigkeiten vollständig: erwähnenswert scheint nur,
baß der Berliner Berichterstatter der „Daily News" hört,
^vrd Salisbury habe dem Berliner Kabinct angcdcutet,
bi Anbetracht der großen Macht und des Ansehens der
Kaiserin von China wäre cs aus Gründen hochpolitischer
Ärt vielleicht erwünscht, sic — allerdings unter Aufsicht
ber Mächte, — an ihrer Stelle zu belassen. Die Berliner
Regierung schließe sich dieser Ansicht somit an, daß falls
politische Erwägungen eine Verständigung mit der Kaiserin
Md ihre Belassung in ihrer Machtstellung nahelcgcn, um
bcn Zweck der Mächte, baldmöglichstc Herstellung des
Briedens zu fördern, sic ihrerseits keine Einwendungen
Wachen werde. Hier ist die Erörterung über China
Augenblicklich vollständig eingestellt.
Hongkong, 25. Sept. Das Reutcrschc Bureau
weidet von gestern: Einem Telegramm ans Canton zu-

Mir es endete.
Roman von Maria Theresia May.
Wt) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Ich liebe Dich, Gertrud! Wenn ich gefehlt habe, so
geschah cs nur aus zu großer Liebe. Ich hatte mir vor-
Scnommen, nicht zu heiraten, wenn ich nicht ein Mädchen
Mde, das mich nur um meiner selbst willen liebte. Als
Uh Dich sah, vergaß ich alles andere. Dein Verlust
wäre für mich schlimmer gewesen als zu sterben. Der
Gedanke, daß Du meine Hand ausschlagen könntest, raubte
wir damals jede Ruhe. Glaube es mir doch, mein süßes
BKib, daß ich Dich über alles liebe."
„Du hast mich dennoch betrogen", sagte sie kühl.
Andere Frauen würden durch solche Hingebung mil-
ber gestimmt worden sein. Gertrud wurde immer kälter
Und härter. Ihr Stolz war zu tief verletzt. Sie dachte
phr daran, daß er sie getäuscht habe; diese Thatsache war
picht fortzuleugncn.
Und wieder hatte er ihr zugercdct wie einem kranken,
törichten Kinde; er hatte sie gebeten, in ihm doch nichts
wideres zu sehen als den Mann, der sie über alles liebte,
^-r flehte sie an, doch wenigstens den Versuch zu machen,
Hre Vorurteile aufzugcben; sic habe doch bis jetzt fast
pur liebenswürdige Persönlichkeiten kennen gelernt, die aristo-
"Esche Namen trugen, und in jedem Stande gäbe es
8Ule und schlechte Menschen — cs war alles umsonst,

folge wurde eine Barke, in der sich eingeborene Christinnen
befanden, bei Kuenhuk am Wcstflusse beschossen. Die
Frauen wurden ans Ufer geschleppt und niedcrgemetzelt.
Die eingeborenen Christen flüchteten sich nach Canton.
Die Stadt selbst ist ruhig. Ruhestörer treiben sich dort
in Scharen umher, sind aber ohne Führer.
London, 25. Sept. Die „Morning Post" meldet
aus Shanghai vom 24. Sept.: Die Regierung ist voll-
ständig in Händen des Prinzen Tuan (der bekanntlich einer
der ärgsten Fremdenhasser ist). Kangji sowie die Ge-
neräle der Provinz Nanking sind nur Werkzeuge des
Prinzen. Pie Geheimgesellschaft „Kolatioai" wird Quelle
großer Gefahr. Ihr Einfluß ist größer als derjenige der
Boxer. Scndlinge des Prinzen Tuan arbeiten kräftig da-
ran, den Vicckönig von Nanking, der gegen die Fremden
wohlgesinnt bleibt, zu beseitigen. Die Lage im ?)angtsc-
gebiet ist thatsächlich gefahrvoll.
Washington, 25. Sept. Das Reutcrschc Bureau
meldet von gestern: Das Staatsdepartement beschäftigt
sich damit, Weisungen für den Gesandten Cong er fcst-
zustcllen, welcher sich mit Li-Hung-Tschang und Prinz
Tsching über den Ort einigen soll, wo diese mit den
Vertretern der übrigen Mächte zusammenkommen werden,
um die ersten Vcrhandlungspunkte zu erledigen und gewisse
große Gesichtspunkte für eine Konferenz aufzustellen, deren
Programm den Mächten zur Genehmigung vorgelegt
werden wird.

Der südafrikanische Krieg.
London, 25. Sept. Die Nachrichten über den Zu-
sammenbruch von Bothas Heer und der Ncbcrtritt
zahlreicher Burcnschaaren über die portugiesische Grenze
erregen allgemeine Befriedigung und kommen besonders
den Ministerialen am Vorabend den Neuwahlen gelegen.
Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" ans Lou-
renzo-Marqucz von gestern gingen am Sonntag dort 81
Waggons mit Mauserbüchsenmunition ein, die
von den Buren abgeliefert worden waren. Kommandant
Goetze mit 250 Mann habe sich von Komatipoort nord-
wärts gewandt. Viljoen, Botha und Stcijn seien
mit einer größeren Abteilung nordwestlich den Selatifluß
aufwärts gezogen. Beiden Scharen werde man den Weg
zu verlegen suchen. Den Buren in Lourenzo - Mar-
quez, die teils in Kasernen untergebracht seien, teils außer-
halb derselben campieren, sei volle Bewegungsfrei-
heit gestattet. Der Berichterstatter deutet an, daß der
plötzliche Zusammenbruch bei Komatipoort zum Teil durch
diplomatische Verhandlungen gefördert und durch den
britischen Generalkonsul und den portugiesischen Gouver-

neur Machada erleichtert worden sei. Nach anderen An-
deutungen wäre anzunchmen, daß britischcrscits den Por-
tugiesen Unterstützung zugesagt worden wäre, um die über
die Grenze getretenen zahlreichen Ausländer in ihre Hei-
matländer zu verschiffen. Die Erhaltung der Bahnbrücke
bei Komatipoort soll durch die seitens des britischen Kon-
sulats angeregte Verwendung Krügers erzielt sein. Die
„Times" befürwortet am Schlüsse ihres heutigen Leit-
artikels dringend, die Beschlagnahme des Transvaals-Archivs
und der Staatsgelder, die Krüger entführt habe und nach
Europa schaffen möchte, zu veranlassen.
Vermischte Nachrichten.
Mannheim, 24. Sept. (Ein wichtiges Urteils
wurde in der Privatklagcsachc der Firma Marx Maier
hier, Lumpcnsortier-Anstalt von I. Karl Maier
nnd Leopold Maier hier, gegen den Kaufmann und Stadt-
verordneten Albert Süßkind hier wegen Beleidigung ge-
fällt. Die beanstandete Aeußerung siel am 18. Mai in
der Sitzung des Stadtverordneten-Kollegiums, in der über
die Firma wegen Gelände-Abtretung behufs Erstellung
eines neuen Fabrik-Etablissements verhandelt wurde. Stadtv.
S. stellte den Antrag, der Firma Maier die Abtretung
rcsp. den Verkauf des Geländes nichr zu bewilligen, da
die Firma Maier sehr schlechte Löhne ihren Arbeitern be-
zahle, sodaß die Fabrikmädchcn nicht auskommcn und zu
schlechtem Lebenswandel getrieben werden; auch sonst herrsch-
ten Zustände in der Fabrik, welche gegen die Gewerbe-
Ordnung verstoßen. Die Beweisaufnahme erbrachte den
Wahrheitsbeweis bezögt, der schlechten Bezahlung und der
Verstöße gegen die Gewerbe-Ordnung in vollem Umfange.
Das Urteil lautet demgemäß auf Freisprechung des An-
geklagten Süßkind; sämtliche Kosten wurden den Privat-
klägern zur Last gelegt.
Mannheim, 25. Sept. sUnglücksfall.s Durch
unbefugtes Erklettern eines Krahngerüstes verunglückte gestern
Abend auf der Rheinau ein 12jähr. Knabe aus Neckarau.
Derselbe kam dabei mit beiden Händen mit einer elektrischen
Kontaktleitung von 220 Volt Spannung in Berührung,
was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.
U.tO Mannheim, 25. Sept. (Zu dem gestern
von uns gemeldeten Unglücks auf dem Bahnhofe
der Nebenbahn in Käferthal wird noch berichtet, daß die
beiden Heizer W. Schuhmacher und E. Jungwirt verhaftet
wurden, weil sie die vorschriftsmäßigen Rangicrsignale nicht
abgegeben u. dadurch den Unglücksfnll verschuldet haben sollen.
Karlsruhe, 25. Sept. (Die Landcsvcrsamm-
lung des badischen Frauenvcreinss war aus allen
LandcStcilcn zahlreich besucht. Der Großherzog wohnte

Gertrud beharrte in ihrer trotzigen, ja fast verächtlichen
Abweisung.
„Wenn ich Dich beleidigt hätte", stellte er ihr vor,
Dich herabgezogen oder Dich an ein entehrtes Dasein ge-
knüpft, ch hättest Du kaum verletzender sein können."
„Daraus würde ich mir weniger gemacht haben", er-
widerte Gertrud trotzig.
„Nein, Geliebte", sagte er ernsthaft, „so darfst Du
nicht sprechen, Du mußt mir verzeihen. Du kannst nicht
so grausam sein, mir mein Vergehen durchs ganze Leben
nachzutragcn."
„Dadurch, daß Du mich getäuscht hast, ist etwas zwi-
schen uns getreten, das sich nie beseitigen läßt", antwor-
tete sie kalt, „ich kann Dich nicht mehr so lieb haben wie
bisher."
„Das glaube ich Dir nicht", versetzte Herbert, „Du
kannst nicht von einem Tage züm andern eine kalte, herz-
lose Frau werden."
„Ich nehme mir nur ein Beispiel an Dir", rief sic
aus. „Du warst noch gestern ein ehrlicher Künstler für
mich, und heute bist Du ein schlechter Edelmann."
Nun endlich flammte es auch in seinen Augen auf,
so dunkel wie in den ihren; das Blut stieg ihm ins Ge-
sicht, und hart faßte er ihre Hand.
„Niemand auf der Welt hat das Recht, so zu mir zu
sprechen, wie Du cs eben gethan hast", rief er ihr drohend
zu, „und Du wirst es nie wieder wagen. Wenn Du
nach allem- was ich Dir gesagt, das Herz hast, Dich von
mir zu trennen, so hast Du nie auch nur einen Funken

Liebe für mich empfunden, und Du bist es, die gelogen
hat, Nicht aus Liebe für mich hast Du eingewilligt, mein
Weib zu werden, sondern weil Du der Oede und Kälte
eurer Häuslichkeit entfliehen wolltest. Zehnfach größeren
Tadel als ich verdientest Du', wenn Du mit dem hei-
ligsten Gefühl des Menschenherzcns ein Spiel getrieben
hättest, während ich nur aus Liebe mir eine verzeihliche
Täuschung erlaubte, die sich höchstens auf Wochen erstrecken
konnte. — Aber ich glaube das nicht. Unter einem Berge
von Trotz hast Du jetzt Deine Liebe für mich verschüttet,
die meine wird aber stark genug sein, diesen Schatz zu
heben. Ich sollte Dich freigebcn? Niemals, Gertrud!
Nur mein Tod macht Dich frei! —"
Ohne Gute-Nacht-Gruß hatte die junge Frau an
jenem Abend ihr Zimmer ausgesucht und hatte während
der ganzen Nacht gegrübelt. Gegen Morgen war sie ein-
geschlummert und nicht früher erwacht, als bis Herbert
sich über sie beugte und sic wie an jedem Tage mit einem
Kuß weckte.
„Du wirst mein gutes, liebes Weib sein, nicht wahr?
Du wirst mir vergeben, Gertrud, ich liebe Dich mehr
wie je. Die meisten Frauen würden selig sein in dem
Gedanken, Herrin auf Schloß Landskron zu werden. Ich
achte Dich höher, weil solche Regungen Dir fern sind,
hoffentlich liegt noch ein langes Leben vor uns, wir wollen
es uns nicht verbittern. Vergieb mir."
Stumm hatte sie genickt, ohne seine dargcbotcne Hand
zu berühren. Kein Schimmer eines milderen Denkens
war auf ihrem Gesicht zu sehen, die Lippen waren fest
 
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