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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 201 - Nr. 210 (30. August - 10. September)
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Ur. 205

Dienstag, 4. September 1900

27. Jahrgang

Neuev

SWfMe: Mn MrOch 17.

Neit>ell>erger Amngcr

Auf-

im LadcW

Pfarrer Ditzius hatte
und undeutlich ausge-

SIRtL
mieten
gaffe Nr. 2.

nt 2 große"
oßendem ge-
per 1. Ott-
Näheres
2 Stiegen-

auf so bald als möglich festgesetzt wurde. Die Braut-
toilette sowie die ganze Ausstattung für Gertrud war aus
der Hauptstadt verschrieben worden, und als der Hoch-
zeitstag vor der Thür war, fehlte nichts mehr.

sagte: „Gott möge unser Land und Staat beschützen.
Bisher habe ich mit Selbstverleugnung für das allge-
meine Wohl gearbeitet und flehe zu Golt, daß mir dieses
Glück auch für den Rest meines Lebens bewahrt sein möge."

Mode angehörte, und nicht das
ihren Anzug zierte.
Die Zeremonie war vorüber,
den Titel des Grafen so leise
sprachen, daß er von niemand, der nicht genau aufpaßtc,
verstanden werden konnte, und keine der beteiligten Per-

betten
cm Bärchenr,
ichlich gefüllt
5 Mk. Bef-
Zarantie für
isen. Federn
von Mk. 1
Daunen von
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anden gefüllt.
mer,
uvtstraße 66.

Gesandten Maedonald in den Wagenpark ein und nahm
die Staatswagcn, Stühle und dort vergrabenes Silber
weg. Gaselcc hat die gegen das Plündern erlassene Be-
schränkungen aufgehoben, ebenso wie alle die anderen Be-
fehlshaber dies thun, aber er besteht darauf, daß die
Plünderung in ordnungsmäßiger Weise vor sich geht.
Ferner meldet der „Standard" vom 25. August: Unter
den Chinesen in Peking ist eine Selbstinordcpidcmic aus-
-gcbrochen. Ganze Familien suchen den Tod meist durch
Erhängen. Die kaiserliche Stadt ist förmlich unter den
Mächten geteilt worden, aber eine Besetzung hat noch nicht
stattgefundcn. Die Engländer, Amerikaner, Russen und
Japaner bewachen in Erwartung fernerer Weisungen oder
-Entscheidungen die Thore.
Shanghai, 4. Sept. Das Rcutcrsche Bureau mel-
det: Die Nachrichten aus den europäischen Hauptstädten,
daß Rußland beschlossen habe, Peking zu verlassen,
rief in Shanghai Erstaunen hervor. Die Meldungen
seien, als sie zuerst aus chinesischen Quellen Vorlagen,
von den ausländischen Beamten nicht geglaubt worden.
Jeder Schritt einer Besetzung seitens Rußlands sei mit
der Absicht auf dauernden Bestand geschehen.
Shanghai, 3. Sept. Der Spezialkommiffär der
Vereinigten Staaten in China, Rockhill, betonte in einer
Besprechung niit einem Berichterstatter die Wichtigkeit des
! Einvernehmens der Mächte als einfachste Verteidigungs-
maßregel. Wenn cs China gelinge, die Einigung der
Mächte zu zerstören, könnten alle Ausländer nichts anderes
thun, als ihre Koffer packen und verschwinden. Man
müsse die gegenwärtige Lage benützen, um die Lage in
China für immer zu regeln. Wie cs heißt, dürfte die
Handclskrisis in den chinesischen Kreisen wahrscheinlich von
Einfluß sein. Tic chinesischen Kaufleute sind bemüht, die
.chinesischen Beamten zu überreden, der frcmdcufcindlichen
Bewegung cntgcgenzutrctcn. Li-Hung-Tschang bleibt in
Shanghai und versucht, die Fremden zu veruneinigen.
Sanghai, 3. Sept. Das Reuterschc Bureau meldet:
Drei französische Priester sind in Kiautschou aus
idem tiefen Innern cingetroffcn, auf dem ganzen Wege
Lbegleitet von chinesischen Soldaten, welche von Juanschikai
gestellt wurden. Die Priester behaupten, Duanschikai habe
.jenseits von Kiautschou 20 000 Mann stehen, welche
-augenscheinlich dort aufgestellt wurden, um sich einem
etwaigen Versuche Deutschlands, sein Gebiet zu erweitern,
zu widersetzen. sAn einen solchen Versuch ist von Deutsch-
kant) nie auch nur im entferntesten gedacht worden.
Die Red.j

souen verstanden werden konnte, und keine der beteiligten
Personen dachte daran, gerade hierauf zu achten. Als
aber die Ringe gewechselt waren, als das bindende „Ja"
gesprochen war, und das Brautpaar auf den Altarstufen
kniete, da hielt der Pfarrer noch eine kleine Anrede an
sic, ganz gegen sonstigen Gebrauch. Es war ja aber sein
Mündel, die er jetzt als junges bräutliches Weib vor sich
kniccn sah, und noch heute sollte sie mit ihrem Gemahl
fortziehen in die weite Welt hinaus, einer Zukunft voll
Glanz entgegen.
Aber würde die Gräfin Gertrud Landskron nicht
vielleicht schwereren Prüfungen entgegengehen, als irgend
jemand jetzt vorauszuschcn vermochte? — Unser Schicksal
ruht in Gottes Hand. Und der gute Pfarrer hatte zum
Text seiner kleinen Rede, die aus liebevollem, bewegten
Herzen quoll, jenes schöne Wort der Ruth gewählt: „Dein
Gott sei mein Gott; wohin du gehst, dahin gehe auch ich!"
— Gertcud aber schaute zu ihrem Manne auf; wie leicht
schien es ihr, dieses Wort nachzusprechen: Dein Gott sei
mein Gott; wohin du gehst, dahin gehe auch ich!" Das
war die Konsequenz, die aus ihrer Trauung folgte; ge-
wiß ging sie mit ihm. Der tiefere Sinn, den die Worte
Ruths ausdrückten, kam ihr jetzt noch nicht zum Bewußt-
sein. Erst in späteren Zeiten sollte sic die ganze Bedeu-
tung derselben erfahren.
Braut und Bräutigam, sowie die Zeugen hatten ihre
Namen in das Kirchenbuch eingetragen; niemand außer
Rhoden bemerkte das kleine Manöver des Pfarrers dabei,
welcher unter dem Vorwande, die Stelle zu bezeichnen,

Der südafrikanische Krieg.
London, Z. Sept. Ein Telegramm Lord Roberts

Mailand, 2. Sept. Der Kömgsmördcr Brc-sci
hat gestern Abend seinem Verteidiger mitgctcilt, daß er
Kegen die Höhe der Strafe keine Berufung einleFcn ivordc,
da dieselbe doch nicht gemildert würde. Nur gegen die
Lwnfiscierung seines Vermögens werde er sich verwahren.
Bresci benimmt sich im Gefängnis wieder frech und ge-
bwltthätig.

Deutsches Reich.
Darmstadt, 3. Sept. Das 2. Bataillon des 6. und
und die 9. Compagnie des 4. ostasialischcn Infanterie-
regiments trafen um halb 2 Uhr vom Uebungsplatz
Griesheim hier ein und traten um 3 Uhr die Abreise
mittels Sondcrzugcs nach Br cm er Hafen an.
Stuttgart, 3. Sept. Der „Staatsanzciger" meldet,
der König hat den deutschen Kronprinzen, der st In
suite des Infanterieregiments Nr. 120 steht, zum Ober-
leutnant befördert.
Berlin, 3. Sept. Dem „Rcichsanzeigcr" zufolge ist
dem Eisenhütten- und Rittergutsbesitzer Frhrn. v. Stumm-
Halberg zu Neunkirchen der Stern zum Roten AlÄsrorden
Zweiter Classc verliehen worden.

Die Wirren in China.
Berlin, Z. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt:
Nach telegraphischer Meldung aus Pekinghat der spanische
Geschäftsträger Cologan als Doyen des dortigen diploma-
tischen Corps in einer bei der Beisetzungsfeier des Frhrn.
v. Ketteler gehaltenen Ansprache den Legctationsfckretär
v. Below gebeten, dem Kaiser das Beileid des ge-
samten diplomatischen Corps zur Ermordung v. Kcttclcrs
zu übermitteln.
Wien., 3. Sept. Das österreichische Schiff „Maria
Theresia" meldet: Der Kaiserpalast von Peking
ist von Truppen aller Nationen, darunter ein Zug der
österreichisch-ungarischen Abteilung, besetzt. Die österrcichisch-
«ngarischc Kriegsfahne wurde gehißt. Am 28. fand -ein
Durchzug der Abteilungen aller Nationen durch
Len Palast statt. Die österreichisch-ungarische Abteilung
wurde im Palast Tschunglis cinquartiert. Dieser wurde
als Beschützer der Aufständischen auf Beraulaffung Les
österreichisch-ungarischen Gesandtschafts - Attaches verhaftet >
und an Japan ausgclicfcrt. In Peking und in der Uni-1
gegend der Stadt befinden sich weder chinesisches Militär
noch Boxer.
London, 3. Sept. Die Blätter stimmen darin über-
ein, daß die Mitteilung Rußlands, cs sei entschlossen,
ohne Rücksicht auf die Entschlüsse der Mächte
seine Truppen zurückzuziehcu, eine ernste Krisis
hermifbcschwöre. Alle Blätter sind der Ansicht, daß die
Entschlüsse Mußlands mit dem von der russischen Note
vom 25. August bezeichneten Ziele der russischen Politik
in keiner Weise in Einklang zu bringen seien. „Daily
News" führt aus, die Einigkeit unter den Mächten
werde durch den Entschluß einer Macht, ihre Truppen
zurückzuberufcn, nicht getrübt. „Daily Chroniele" bemerkt,:
das Verhaften Rußlands störe nicht nur die Einigkeit der
Mächte, sondern mache die Verbündeten zur Zielscheibe
des Spottes. „Standard" betont, die russische Note stelle
England vor -eine vollendete Thatsachc, die in einer Wesse
geschaffen sei, -die den übrigen Mächten gegenüber nicht -
gerade höflich .genannt werden könne; Eiland wünsche,
daß nichts gethan wird, was die Ueberemstimmung der
Mächte auflöstm könne.
London, 3. Sept. Der „Standard" meldet aus
Tientsin vom 23. Aug. Gleich nach dem Entsatz der
Gesandtschaften brach General Gaselee auf Anregung des

Wie es endete.
Roman von Maria Tchevcssia May.
sNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)

SeWstWk: Nm Marßrch 17.

6.
Die Oktobcrsonne goß ihre goldenstcn Strahlen über
das reizende Alpcndorf Böckstein, sie schimmerten auf den
Grabsteinen des kleinen Friedhofes, sic fielen durch die
Bogenfenster des Marienkirchleins auf der Fclscnhöhe und
glitzerten auf den goldenen Zierraten des Altars. Vor
demselben stand bräutlich geschmückt Gertrud Meynert, an
ihrer Seite Graf Landskron, und Pfarrer Ditzius legte
ihre Hand zum ewigen Bunde in die Herberts, welcher
gelobte, sie zu schützen und zu ehren sein lebenlang.
Friederike Meynert hatte den Bitten Gertruds nach-
gegeben und hatte sie als Stellvertreterin der toten Mutter
zum Altar geleitet, und Baron Rhoden, der neben ihr
stand, wiederholte im stillen die Bezeichnung, welche er
schon einmal für sie angewendct hatte: eine Königin im
Exil. Königlich sah sie aus, obgleich das schwere schwarze
Seidenkleid, welches sie trug, einer längst vorübergegangenen
kleinste Stück Schmuck

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
W Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8seitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
- mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
Poff vierteliäbrlich KO Vfg. ohne Bestellgeld.

Anzeigen: die I-spaltiae Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.

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Anzeiger.^
er zu vcr-

England.
London, 3. Sept. Zn einer Depesche aus Glasgow
_ ljftßt cs: Dr. Rnfscl, das medizinische Mitglied der
Hnnnicr ! ^stadtverwaltung in Glasgow, spricht sich dahin aus,, daß
scnheim oder den P e st fällen im Hospital zu Glasgow zwei Klasscu
nt Preisan- I hi unterscheiden seien, einerseits nicht allzu fchwevc Er-
Exped. d. Bl- Bankungen und onderscirs solche deren Zustand krilischfei und
»n der furchtbaecu Erkrankung sterben würden. Diese Seuche sei
größte Unglückdasin Len letzten 100 Jahren über Masgow
^ungebrochen fei. Er glaube aber, daß bei dem jetzigen
Stande der medizinische Wissenschaft die Krankheit keine
!°lchc Verheerungen -arwichten könne, wie die Cholera und
^e Blattern.
London, 3. Sept. Laut Bureau Reuter wird amt-
gemeldet, daß die Pest sich nach Ho van verbreitet
^be, mo gestern ein Knabe an der Pest gestorben ist. Es
Jflautct, daß in Glasgow heute drei weitere verdächtige
Mle vorgckommcn sind. In -einem amtlichen Bulletin
^sd angegeben, daß die Zahl der im Hospital behandelten
^stfälle 12 beträgt nnd sich weitere 86 Personen in
Etlicher Beobachtung finden.
Türke i.
Itz Eonstamfnopel, 3. Sept. Beim Empfang der höheren
fischen Behörden azMßlich des Regierungsjubi-
dankte der Sultan für Sic Glückwünsche und

r Tung
:ckarstr. >2.
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h fast neuer
hör und ein
fragen bei
fcld Wwc,
fftraße.

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fftraye 34.^,
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stm ZubetM
derstraße
eim.
. Novembo
t allem
landstr.

kt Er mochte die Frage nicht ernstlich entscheiden, weil
^fturchwtc, sic nicht zu seinen Gunsten beantworten zu
st Jedenfalls glaubte er, daß Gertrud ihn liebe, und
^r beglückt in diesem Glauben.
hq^eshalb sollte er aber die bösen Geister des Vorur-
heraufbeschwören und Gertrud jetzt einem Kampfe
der für ihn selber möglicherweise mit einer
e^gc enden könne, sicher aber ihnen beiden viel Schmerz
st ftstmmer bereiten mußte. Nein, cs war besser, wenn
ii^^er Mutter erst mit der vollzogene» Thatsache gcgcn-
Die Gräfin Landskron war wohl eben nicht
°^r charakterfest als ihre Freundin, die Gräfin von
ifts./JMHurn, und wäre gewiß ebenso unversöhnlich ge-
^ >vic diese.
Herbert Landskron war der Majoratserbc, war
^>8 und in keiner Weise von seiner Mutter ab-
Er wußte auch, wie sehr sie an ihm hing; mit
Zuversicht der Liebe hoffte er, daß der Anblick
Ast ^liickcs der Mutter Herz bewegen, und daß schließlich
fx Mutterliebe größer sein würde als ihre Rücksicht auf
. ^Traditionen" der Familie.
kachle denn Herbert alle inneren Bedenken zum
ly^Tcn, und unterstützt durch die Freundschaft des
ers, errang er cs von Gertrud, daß ihre Hochzeit

eim.
eten .
:r im 2. Stof
er, Küche
Kirchgaffeä.'
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lscrem H^'
3 Zimmel
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