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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 231 - Nr. 240 (4. Oktober - 15. Oktober)
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Samstag, 6. Oktober 1900

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48)

> zu vcr-

Die Bctricbseröffnung auf
deutschen Reichs zwischen Tschifu
Kabel hat am 4. d. M. statt-

t Stelle als
in.
-straße 11.

laut denen dort wieder Christen Verfolgung en aus-
gebrochen seien.
Tientsin, 5. Olt. Eine Abteilung des englischen
Kreuzers „Pigmy" besetzte, wie das Reuterschc Bureau
meldet, am 1. d. M. die Forts von Schanghaikwan,
ohne Widerstand zu finden. Ein Offizier und 12 Mann
bleiben dort zurück. Die Flotte ist am 2. Okt. nach
Takn abgegangen. General Gaselee hat nach dem
„Standard" formell erklärt, die Forts von Schanghaikwan
seien nicht von den Russen vor Ankunft der Engländer
besetzt worden. Die Russen seien durch eine Schlagent-
zündung auf der Eisenbahn in der Nähe der Brücke von
Lwanchan aufgehalten worden. Die Russen hatten jedoch
erklärt, daß sie auf dem Recht, eine Garnison in Schaug-
haikwan zu halten, bestehen.
Tientsin, 5. Okt. Dungln hat nach dem Reuterschen
Bureau die Weisung erhalten, sich nach Tientsin zu be-
geben, um Li-Hung-Tschang nach Pecking zu geleiten.
Dieser Befehl wurde indessen wieder zurückgezogen. Die
Landungstruppe des britischen Kreuzers „Aurora" hat
Tschingwantao besetzt. Nach Shanghai ist der Befehl er-
gangen, sofort Material zu senden zur Errichtung einer
Zweigbahn von Tangho nach Tschingwantao, ferner zur
Anlage einer provisorischen Brücke, an der Schiffe festgc-
macht werden können. Man hofft die Arbeiten binnen
zwei Monaten beenden zu können, bis wann auch alle
Maßnahmen, die zu einer bequemen Ueberwinterung der
Schiffe in diesem Hafen erforderlich sind, getroffen sein
werden. Es verlautet, daß die Russen von Shanhaikwan
auf Kiuntschou maschiercn.
Tientsin, 5. Okt. Das Reutcrsche Bureau meldet
vom 3.: Morgen tritt Li-Hung-Tschang, von dem russischen
Admiral einer Schutzwache und seiner eigenen Leibwache
begleitet, die Reise nach Peking an.

feuer empfangen und dann mit dem Bajonett nieder-
gemacht. Dabei entriß Leutnant Po land einem Fah-
nenträger eine Boxcrfahne.
Die eintretcnde Dunkelheit verhinderte die Verfolgung
der nach allen Seiten zurückweichendcn Boxer. Das Ex-
peditionskorps übernachtete in den beiden genannten Dörfern,
wo viele Waffen und Munition gefunden wurden. Beide
Ortschaften wurden niedergebrannt, worauf die Truppen
nach Peking zurückkehrtcn. Die Verluste der deutschen
Truppen betrugen 4 Verwundete, die der Boxer 500 Tote
und Verwundete.
Berlin, 5. Okt.
dem für Rechnung des
nnd Tsingtau gelegten
gefunden.
Berlin, 5. Okt.

habe vielleicht ein großes Unrecht begangen, indem ich der
Schwester des Grafen Landskron, des Brotherrn meines
Vaters, gestand, daß ich sie liebe. Ich hätte meine Neig-
ung beherrschen sollen; aber — ich könnte jetzt kaum da-
rüber Rechenschaft geben, wie es kam, daß wir plötzlich
beide wußten, wie es um unsere Herzen stand. Und Sie,
Frau Gräfin, werden uns gewiß beistehen. Sie begreifen
die Rechte des Herzens, die älter sind und heiliger, als
alle gesellschaftlichen Institutionen, und ich will ja nichts
als den Besitz meiner geliebten Klementine allein, nicht
ihr Wappen, das sie gern ablegen will, um mir zu ge-
hören, und nicht ihr Geld. Wenn es sein muß, quittiere
ich den Dienst und suche irgend eine Zivilstellung."
Da hob Klementine den Kopf, hocherrötet mit feucht-
schimmerndcn Augen sah sie die Schwägerin an: „Nein,
Gertrud, seinen Beruf soll er mir nicht opfern", rief sic,
„er hängt zu sehr an demselben; aber er besitzt nicht so-
viel Vermögen, als die Kaution beträgt. Wir müssen
warten, bis ich großjährig bin, vielleicht giebt sie uns dann
Herbert von meinem Erbteil. Du bittest ihn für mich,
Gertrud, nicht wahr, Du bittest für mich, und Du wirst
unser Schutz sein!"
Eine Wolke zog über die Stirn Gertruds; sie dachte
an ihre arme Mutter, die so wie Klementine auf ihre
Großjährigkeit hatte warten müssen und dann doch ver-
stoßen worden war. Als sie aber die Blicke der beiden
jungen Menschen so flehend auf sich gerichtet sah mit einem
wahrhaft rührenden Blick des Zutrauens, da lächelte sie
doch wieder: „Ich soll also für Euch die gute Fee spielen?"

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nd bei Mit-
aß.
i erscheinen,
orstand.

sagte sie, „Nun, ich weiß nicht, ob mir diese Rolle sehr
zusagcn wird, sie hat doch auch ihre bedenklichen und ernsten
Seiten. Mir inivonieren Standesrücksichten allerdings
nicht, daraus mache ich kein Hehl, nnd wenn Sie
einander lieb haben, so weiß ich für meine Person nicht,
warum Sie einander nicht heiraten sollten. Ob aber
Menü so stark sein wird, den Kampf mit ihrer Mutter
aufzunehmen, das ist doch sehr zweifelhaft und muß
wohl erwogen werden."
„Mama wird es nie erlauben!" rief die Komtesse
und schmiegte sich zusammenschauernd an ihre Schwägerin an".
„Das fürchte ich auch, mein armes Kind," sagte Ger-
trud voll Mitleid; aber hast Du von Anfang an denken
können. Es wäre weiser gewesen, den Funken Deiner Liebe
auszulöschen, ehe er zur Flamme wurde."
„Aber Frau Gräfin, wir lieben uns, da gibt es als-
dann kein Bedenken mehr, und ich weiß, die Liebe wird
meine Klementine stark genug machen, alle Widerwärtig-
keiten zu ertragen," entgegnete der Offizier feurig.
Gertrud nickte und sagte, indem sie sich setzte: „Dann
sagen Sie also, Herr Leutnant, wie Sie sich die Sache
eigentlich denken." Die beiden andern nahmen auf den
von Riesenfarne überwölbten Steinsitzen Platz, und nun
hörte Gertrud mit wehmüthiger Rührung die Geschichte,
wie aus einer Kinderfrcundschaft die heißeste Liebe zweier
junger Herzen erwachsen war, und wie beide hofften mit
der ganzen Hoffnungsfreudigkcit der Jugend, den Wider-
stand der alten Gräfin doch zu besiegen, wenn auch Kle-

IrrseVstettHLatt
für KeiöeWerg rmö UnrHegsnö

Vermischte Nachrichten.
Mannheim, 5. Okt. sGroßc Hcitcrkeitj erregte
gestern Abend auf dem Meßplatz überm Neckar folgender
Vorfall: Vor die Laux'sche Waffelbäckerei, ein altes, renom-
mirtes Geschäft, kam gestern Abend ein Mann und sagte
zu dem Inhaber des Geschäfts, die Waffeln taugten nichts.
Der Inhaber, Herr Nagel, erklärte hierauf dem Manne,
wenn er 30 Stück warme Waffeln in kurzer Zeit hinter-
einander essen könne, diese ihn Nichts kosten würden. So-
fort machte sich der Betreffende an die warmen Waffeln,
wie sie vom Ofen heraus kamen, und in kurzer Zeit hatte
er sogar 31 Stück verzehrt. Unter großem Gelächter des
Publikums, das sich dort angesammelt hatte, bedankte sich
der Sattgegesfene und zog seinen Weg weiter.

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Anzeigm: die l-spaltige Petitzeile »der deren Raum
LS Ms- vskale Geschäfts- imd Prchat-Anzei-en be-
deckend vmrDiGt. ReKsrE 3T Pßg. Mr Auf-
nahme von Ureigen an bestimmten Tatzen wird nicht
aarEtstrt. Graftsverbnitun- durch Sanlemmschlag.

Deutsches Neich.
„ Berlin, 5. Oft. Der „Rcichsanzeigcr" berichtet: Der
Kaiser traf heute um L'/z Uhr am Bahnhof Eberswalde
s'p der Kaiserin zusammen und setzte mit ihr gcmein-
""i die Reise nach Hubertusstock fort.
Hamburg, 5. Sept. Die „Hamburger Vörsenhalle"
j^ldet, auf die Meldung Berliner Blätter auf der letzten
iZife des Schnelldampfers „Kaiser Friedrich" seien vier
Fleute über Bord gespühlt und rrtrnnken, sei ihr auf
^ffagc folgende Nachricht der Hamburg-Amerikalinie zu-
langen : Kapitän Bauer vom Dampfer Kaiser-Friedrich
Achtet aus Ncwyork unter dem 21, Sept.: Am 17.
^kptember erlitten mehrere Leute der Besatzung, als sie
l deni Promenadendeck die Schutzkleidung fcstmachten,
Zrch eine ankommende See erhebliche Verletzungen. Matrose
-'vrst brach mehrere Rippen; Leichtmatrose Bolze erlitt
^ben Schenkel- und einen Armbruch; der zweite Boots-
mann wurde nicht unerheblich am Kopfe verletzt; der
^vchsmaat Kucuzscin erlitt eine Gehirnerschütterung. Die
schwerverletzten wurden ins Hospital von Hobokcn gebracht.
Weimar, 5. Oft. Heute Mittag fand in der Fürsten-
duft die feierliche Beisetzung der Leiche des Prinzen
Bernhard Heinrich statt. Anwesend waren als Ber-
ater des Großherzogs der Erbgroßherzog, als Vertreter
sts Kaisers der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz
'"icdrich August als Vertreter des Königs von Sachsen
andere Fürstlichkeiten, sowie eine besondere Gesandt-
'chaft der beiden Königinnen der Niederlande.
Köln, 5. Oft. Wie die „Köln. Ztg." aus Berlin
^ldet, wurde dort gestern Nachmittag eine französische
"vtc überreicht.

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Nach wenigen weiteren Schritten befand sich die junge
Mau vor dem Eingang einer künstlichen Grotte, einem
vielen Ruheplätze des Parkes, und einem so über-
Achenden Bilde gegenüber, daß sie sprachlos stehen blieb,
vier saß die schüchterne, stille Klementine und hatte beide
mme um den Hals eines stattlichen Offiziers geschlungen,
Und er beugte sich über sie und küßte ihr blondes Haupt,
mries Kommentars bedurfte es zu dieser Gruppe nicht!
Gertrud wollte sofort zurücktreten; aber sobald ihre
Gestalt den Grottcneingang verdunkelte, fuhr Klementine
'ust einem Schrcckenslaut auf, und Gertrud erkennend,
starf sie sich, in krampfhaftes Schluchzen ausbrcchend, an
m Brust ihrer Schwägerin. „O, Liebste!" rief sie
"chend, „verrate uns nicht!"
Einen Augenblick war Gertrud fast ebenso verlegen
'"st der Offizier, der sich ebenso zum dritten Male ver-
fugte und „Gnädigste Frau Gräfin!" stotterte.
Gertrud mußte lächeln und gab damit dem jungen
KÜgerleutnant, der kein anderer war als der junge Mor-
stet, seine Haltung einigermaßen zurück. Er küßte re-
spektvoll die Hand der jungen Gräfin, die den Offizier
chon vor längerer Zeit kennen gelernt hatte. „Frau
Gräfin", bat er, „richten Sie mich nicht nach den strengen
Vorurteilen des Standes, dem Sie jetzt angehören. Ich

Die Wirren in China.
Berlin, 5. Oft. Aus Peking wird dem „Lokal-
?Uz." unterm 26. Sept, gemeldet: Die gestrige Truppen-
!x?pedion unter General d. Höpfner, die sich bis
"0 Kilometer südlich von Peking erstreckte, fand bei Se-
stfiung ein von den Boxern bereits verlassenes Lager. Bei
"EM von den Deutschen unternommenen Weitermarsch nach
x^anhungmen wurden diese um 5 Uhr Nachm. bei dem
(Oorfe Pcjitschang sowie von der daran anstoßenden Um-
fassungsmauer des kaiserlichen Wildparkes aus von grö-
ffren Boxer massen mit heftigem Gewehrfeuer empfangen,
"fst Boxer leisteten auf eine knrzc Weile dem Gcwehr-
"ad Granatfcuer der Deutschen Widerstand. Ein Boxer-
"Mfen versuchte sogar einen Flankenangriff, wurde aber
fn der 4. Kompagnie des 2. Scebataillons mit Schnell-

Die gestern Abend übergebene
französische Note geht von derselben Grundlage aus, wie
die deutschen Rundschreiben, nämlich von der Be-
strafung der Hauptschuldigen. Sie enthält eine Reihe
weitere Forderungen, die auch von anderen Mächten gel-
tend gemacht wurden und die in der gegenwärtigen allge-
mein gehaltenen Form zu keinen Bedenken Anlaß geben.
Shanghai, 5. Okt. Wie die „Times" von hier
meldet, ist nach einem in Tientsin cingelaufenem Tele- i
gramm die deutsche Marine-Infanterie von 2000
Boxern angegriffen worden. Die Boxer hätten über
100 Mann verloren; die Verluste der Deutschen seien un-
bedeutend.
Shanghai, 5. Okt. Der neue Präsident des hie-
sigen gemischten Gerichtshofes Schn ersuchte, nach der
„Morning Post", die Franzosen die Arbeiten zum Bau
einer Caferne auf dem kürzlich von der französischen Re-
gierung erstandenen Gelände einzustellen. Schn ist sehr
fremdcnfeindlich. Die französische Regierung beabsichtigt
dem Blatte zufolge, dauernd eine Garnison in Shanghai
zu halten.
Shanghai, 5. Oft. Wie das Reutcrsche Bureau
meldet, hat der Arsenal-Taotai nach einer Unterredung
mit dem Vicekönig seinen untergebenen Beamten mitge-
teilt-, daß auswärtiger Druck die Degradierung von
hohen Würdenträgern erzwungen habe.
Hongkong, 5. Okt. Wie die „Times" von hier
meldet, haben 1000 chinesische Soldaten Canton verlassen,
um den Aufstand imWeitschougebiet niederzuwerfen.
In Kaulung sind Vorsichtsmaßregeln getroffen worden,
um Ausschreitungen zu verhindern, da in den Kwang-
provinzcn große Erregung herrscht.
Taku, 5. Oft. Nach einer Meldung der „Morning
Post" sind Nachrichten aus Shantung hier eingegangen,

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