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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 150 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0021

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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Ds Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
Heilige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Psg.,
unt den Beiblättern SV Psg- monatlich. Durch die
Post vierteljäbrlich »v Psg. ohne Bestellgeld.

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Freitag, 6. Juli 19OO.

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f Anzeigen: die t-spaltige Petitzeile oder deren Raums i
15 Psg. lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen SV Psg. Mr Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulcnanschlag.
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Hadischer Landtag.
Karlsruhe, 4. Juli.
20. Sitzung de r E r st c u K a m m c r.
as HauS genehmigte zunächst ohne Debatte die Er
kung der Büdgckpositian für die Heidelberger Uni-
l-sitätsbibliothek und den Antrag betr. die Rcgc-
"g des Diätcnwcsens im Gesetzgcbuugswcg. Sodann bc-
kluclc Frcih. v. Rüdt über die Eingaben der evangelischen
llöccsan-Lynodcn von Karlsruhe-Land und Bretten betr.
"ctzlichc Bestimmungen zum Schutz der Jugend und
eilte den Antrag, die Petition zur Kenntnisnahme zu
verweisen.
Prälat Hclbing (der heute seine Jungfernrede hielt)
ft der Ansicht, daß die Besserung in enter Linie vom
lern banse kommen muß. Wenn die Eltern von ihrer
nttorstär einen andern Gebrauch machen und ein gutes
- nipio gäben, dann wären die Schäden unserer Jugend
"cht iu cincm Maß vorhanden, als dies der Fall ist.
t-as Elternhaus habe die Hauptaufgabe zu erfüllen, soll
l cr dabei von Staat und Kirche möglichst unterstützt
l-crdcn. Es handle sich nicht darum, neue Gesetze zu
wachen, denn wir haben gerade genug —, sondern darum,
Ne bestehenden Gesetze auzuwcndcn. Der Kommissionsan-
nag wird angenommen. Die Petition betr. Stellung der
irEsschullchrcr zu den landwirtschaftlichen Genossenschaften
Pcberuahmc von Rcchncrstcllcn) wurde der Regierung zur
eunknisnahmc überwiesen. Der Gesetzentwurf betr. den
ksrirb der Renchlholbahn wurde nicht beanstandet,
kl'Uchzeirig aber wurde die Regierung ersucht, in der kam
wenden 8 jährigen Periode die Frage. des Ankaufs der
mcuchthaidahn durch den Staat nochmals wohlwollend zu
pauken. Sodann erledigte das Haus noch Petitionen,
die Errichtung von Haltestellen in Dürrenbuchig
lllrd Lindach, sowie den Bau einer Nebenbahn von Wol-
l^ch nach Rippoldsau und von Neckarsteinach nach
S'ciligtrcuzstcinach betrafen durch Ucbcrwcisung zur
^nntnisnahmc. Morgen har sich die Erste Kammer
MU den Wackcr'schcn Anträgen betr. Acndcruug der Wahl
U'cisktntcilung zu befassen.

L.X. Karlsruhe, i>. Juli.
Zweite Kammer.
Präsidcut Gönner eröffnet sF 10 Uhr die Sitzung,
'-ni Ministertisch Minister Eisenlohr und Regierung;-
Emissäre. Nach einer Reihe Mitteilungen aus der ersten
- -Kammer wird in die Tagesordnung cingctrctcn.
Birkcnmehc r berichtet namens der Gcschäfls-
^^^rgskommissiou über die ihr zur Prüfung zugcwieseuc
<Sagc, ob und welche Bollzugsbestimmungcn zu dem 8 4l

Der Schmied von Pirk.
... Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlein.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Rosl's Brust hob sich unter cincm tiefen Seufzer,
^^wußrc, daß der Vorwurf des Schmieds gegen die er-
wachsene Einwohnerschaft des Dorfs nur allzu bcrcch-
"gl war.
„Ich bin in Euer Dorf 'kommen" , spann Gottfried
.^cdc fort, „weil ich in den Jahren bin, wo mau
'mj eine eigene Heimat sucht und sein eigenes Nest bauen
' ^ch.hab' den besten Willen g'habt, mir da als
schmied mein rechtschaffenes Stück Brod zu verdienen,
und ich glaub', ich hätt' auch was vorwärts 'bracht. Denn
w verkommen das Häusl ausschaut, — ich hab' von
meinem Einstandsgcld noch soviel übrig, daß ich's zu einer
, avcn, zu Oncr hauptgulcn Schmieden hätt' Herrichten
liegt's nn der Straß', auf Stunden herum
, ' andere Schmieden, und ich prahl' mich nicht,
b m oi ^Pt', daß ich mein Handwerk tüchtig g'Icrut
- m . Auch dic Pirkcr Bauern hätten damit zufrieden sein
.ouucn, -. an sie die Schmieden in's eigene Dorf und dazu
erneu ordentlichen Meister bekommen hätten. Aber dic
machen s einem ehrlichen Burschen schon darnach, daß er
gern wieder geht! Die verdienen keinen solchen, sondern
-mr Lumpenpack und Bagaschiwar', die sich von ihnen vcr-
achrcw und mit Füßen treten läßt. Das hab' ich in den
»Kar Lagen, die ich in Encrm Dorf haus' genau kennen

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der Verfassung, soweit es sich um das Verfahren bei Er-
hebungen über beanstandete Wahlen handelt, zu belassen sind.
Dic Kommission erklärt hierzu:
1. Bollzugsbestimmungcn zu dem 8 4l der Verfassung,
soweit cs sich um das Verfahren bei Erhebungen über
beanstandete Wahlen handelt, können nicht im Rahmen
der Geschäftsordnung getroffen werden, dic Kommission
ist deshalb nicht iu der Lage, die Frage zu prüfen,
ob und welche Vollzugsbcstimmungcu zu erlassen sind.
Minister Eisculohr erklärt, daß die Regierung nach
wie vor der Meinung sei, daß die Zcugnispflicht imBcr-
waltungsvcrfahren bestehe und die Vcrfahrungsorduung auch
bei den Vcrsassungsfragcn Anwendung finde.
Abg. Birkcumapcr berichtet über das Verzeichnis
der von der 2. Kammer während des Landtags 1807/00
zu Protokoll nicdcrgelcgteu, den Geschäftskrcis des Mi-
nisteriums des Innern berührenden Rcsolntioncu und Wünsche.
Dic Kommission beantragt, die Entscheidungen für erledigt
zu erklären.
Nach kurzen Bemerkungen der Abgg. Pfefferte und
Breitner, dem nächsten Landtag einen Gesetzentwurf vor-
zulegcn über dic Aufhebung der Fluß- und Dammbau-
bciträgc, bittet auch Abg. Eder, daß diese Lasten von
den Gemeinden genommen werden.
In gleicher Weise sprechen sich dic Abgg. H c i m b urgc r
und Schülcr aus.
MinisterialdirektorHcyl führt aus, daß es unmöglich
gewesen sei, für diesen Landtag ein solches Gesetz vorzulcgeu,
doch stehe zu erwarten, daß für den nächsten Landtag eine
Neuregelung vorgcnommeu werde. Es werden hierauf die
Nachweise für erledigt erklärt.
Abg. Birkcnmcucr berichtet über dic Aufführung
provisorischer Gesetze; dic in Frage kommenden Verord-
nungen zu den Justizgcsctzcu sollen im nächsten Jahre gc
prüft werden. Sonst liege eine Beanstandung nicht vor.
Abg. Weber berichtet über dic Bitte des Komitcs in
Elchcsheim um Verbesserung der Zufahrtsstraße zur Rhein-
fähre Au-Lautcrburg und Herabsetzung der Fährgcbührcn.
Der Antrag der Kommission geht auf Ucbcrwcisung
zur Kenntnisnahme, dem nach Befürwortung durch den
Abg. Wacker zugcstimmt wird.
Ministerialdirektor Hehl führt aus, daß eine Ver-
pflichtung für die Regierung nicht vorlicge, sondern lediglich
Billigkcitsrücksichtcn für eine Berücksichtigung der Wünsche
sprächen. Dic Regierung werde dic Angelegenheit nochmals
prüfen. Der Kommissiousantrag wird angenommen.
Nach Berichterstattung über den Landtagsaufwand
1807/00 wurde der landstäudische Ausschuß gewählt. Der-
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g'lcrut, und für diese Lehr' ist dem Gottfried Fedcrspicl
das Reugeld von dreißig Gulden nicht zu teuer. — So,
Madl! Jetzt weißt cs, warum ich in dic weite Welt
geh'." -
Roöl wollte auf dic Vorwürfe, welche der junge Mann
gegen dic Bewohner von Pirk erhoben hatte, und die ihr,
so wie er sie vortrug, zwar berechtigt, aber, wie sie die
Verhältnisse kannte, doch einseitig erschienen, gern etwas
erwidern. Sic wußte nur nicht recht, wie sie die Sache
angreifen sollte, um nicht daneben zu schießen und die Ver-
bitterung des Schmieds auch ihrerseits zu steigern. Doch
blieb ihr dic Antwort wenigstens für den Augenblick er-
spart. Denn noch während sic überlegte, erschallte von
ihrem elterlichen Anwesen herüber: „Rost! Rosl!"
„Das ist die Mutter", sagte sic leise, indem sic hastig
vom Stuhl aufspraug. „Sie hat mich im Garten g'sucht
und nicht g'funden. Tritt etwas zurück gegen das Haus;
sie braucht Dich nicht zu seh'n, wenn sic 'leicht auf den
Feldweg 'rauskommcn sollt'."
„O weh!" sagte der junge Meister im Ton des tief-
sten Bedauerns, „jetzund kann ich von Dir nicht einmal
richtigen Abschied nehmen."
„Ich will keinen Abschied von Dir nehmen", flüsterte
sic rasch.
„Nicht? — Rosl!"
Der Ausruf klang wie ein Wehschrei.
„Du verstehst mich falsch", setzte sie, stets schnell
sprechend, hinzu. „Hör' mich, Gottfried! Ich bitt' Dich
um was!"

selbe besteht aus dcu Abgg. Göuncr, Fieser, Lauck, Gicßlcr,
Drccsbach.
Präs. Gönner gicbt die Geschäftsübcrsichl: Es haben
slaltgcsunden 110 Sitzungen der Kammer, 66 der Budget-
kommission, 44 der Pctitivnskommissiou, 20 der Eisenbahn-
Kommissioncu, 0 der Geschäftsordnung. Eingegangen sind
2ll Gesetzentwürfe seitens der Regierung und 19 ans
dem Hause.
Abg. Wacker dankt dem Präsidenten Gönner für seine
Thätigkcit, die von Neuem gezeigt, wie sehr er befähigt sei,
diese Stellung auszufüttcn. Sichtlich und erfolgreich sei
er bemüht gewesen, nach allen Seiten und Richtungen
Gerechtigkeit walten zu lassen. Unsere Beziehungen zum
Präsidenten waren immer die gleichen, deshalb sei es am
Platze, herzlichen Dank auszusprcchen.
Abg. Fieser dankt den beiden Vizepräsidenten für ihre
Thätigkcit sowie den Sekretären. Präsident Gönner
dankt auf das Herzlichste.
Minister Eisenlohr verliest die Vcrtagungsurkunde
und beruft den ständischen Ausschuß. Damit ist die Session
geschlossen.
Deutsches Reich.
U.X. Karlsruhe, 6. Fuli. In den beiden Häusern
des Landtages wurde gestern durch den Staatsministcr
rcsp. iu der zweiten Kammer durch den Minister des
Innern die Vertagung des Landtages ausgesprochen und
der landständische Ausschuß zur Prüfung der Rechnungen
der Amortisationskasse und Eisenbahnschuldcntilgungskaffe
einbcrufcu. In einer privaten Besprechung der zweiten
Kammer wurde nach der heutigen öffentlichen Sitzung be-
schlossen, dem Prinzen Max nach dem Einzug in das
Badener Land eine Gtückwunschadrcsse durch das Präsi-
dium überreichen zu lassen. Nach diesem Akt dürfte der
Landtag offiziell durch ein Rescripk geschlossen werden.
Cuzhascil, 0. Juli. Der Kaiser traf gegen 11 Uhr
au Bord der „Deutschland" ein und wurde von dem Ver-
treter der Hamburg-Amerika-Linie und dem Admiral Holl-
mann, der als Passagier dic Fahrt nach England mitmacht,
empfangen und von den vielen hundert Passagieren jubelnd
begrüßt. Der Kaiser hatte bereits vorher vom „Sleipner"
aus dic „Deutschland" eingehend besichtigt. Von den Forts
donnerten Salutschüsse, als der Kaiser in der Uniform des
Nachtklubs unter den Hurrahrufen der Schiffsgesellschaft
mit seiner Begleitung das Schiff betrat. Der Kaiser be-
sichtigte das Schiff iu allen Teilen und sprach wiederholt
seine Anerkennung aus. Nach der Besichtigung nahm der
Kaiser einen Imbiß in der Kapitänskajüte ein und verließ
unter Hurrahrufen das Schiff.

Zum ersten Mal nannte sic ihn mit seinem Vornamen,
und dabei legte sic dic Hand wie selbstvergessen auf seinen
Arm und blickte ihm flehend in die Augen. — Es durch-
rieselte ihn ein wonniger Schairer.
„Bitten thust Du mich, Rosl? Befiehl über much!
Was sott ich Dir zu Lieb' thun? Wcnn's in meinen
Kräften steht, Madl, ist's eh' schon g'schch'n."
„Du sollst nicht fort aus dem Dorf, bevor Du noch
einmal mit mir g'rcdet hast; ich hab' Dir noch viel und
allerhand Wichtig's zu sag'u. Morgen um die nämliche
Zeit treff' ich Dich wieder auf dcmsclbigcn Platzl da. Ver-
sprichst Du mir das?"
„G'wiß, Rosl! Deinetwegen."
„So b'hüt' Dich Gott! Aber nur für heut gilt der
Abschied. Hast mich verstanden, Gottfried?"
„Ja, Du mein licb's, herzig's Huschcrl!" —
„Rosl! — Rosl!" tönte cs wiederum herüber von
des Vorstehers Gehöft.
„Da bin ich — am Feldrain; ich komm' gleich, Mut-
ter! Ich bin schon ans dem Heimweg !" gab das Mädchen
laut rufend zur Antwort. — —
10.
Wie die paar im Freien zugcbrachtcn Stunden die
Tochter des Vorstehers gestärkt und gekräftigt hatten,
darüber konnte dieselbe nicht genug Rühmens machen.
Auch dic Bäuerin sand, daß der Rosl die Luftkur aus-
gezeichnet anschlug, und drum hatte sie nichts dawider, als
dieselbe gleich am andern Tag den Morgcnspazicrgang
wiederholen wollte.
 
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