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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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Nr. 184


Freitag. 10. August 1900

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ein guter
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rccht gut.
Dich aber

E. Geisendör^
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Neigung Deiner Cousine Jngcborg geruhst Du zu be-
merken."
Von der sorglos heiteren Weise, in welcher Rhoden
bisher gesprochen, war beim letzten Satze Nichts mehr
wahrzunchmcn, es klang im Gegenteil scharf und gereizt,
und erwartungsvoll hingen seine Blicke an den Zügen des
Grafen.
„Mein lieber Junge, Du willst mich mal wieder aus-
holen wie so oft schon", antwortete der letztere sehr gleich-
mütig, „imd ich kann Dir heute nur dasselbe wiederholen,
was ich Dir sckwn zehnmal gesagt habe, und was Du
leider nicht glauben willst. Meine Kousinc Jngcborg ist
ein schönes, begehrenswertes Mädchen, und wir sind ein-
ander wie Geschwister zugethan; aber nichts weiter, auch
von ihrer Seite nicht, trotz Deines ungläubigen Kopf-
schüttelns. Meine Mutter wünscht, daß ich Jngcborg zur
Gräfin Landskron mache —"
„Und Du?" unterbrach Lothar hastig.
„Ich, mein Junge, werde wahrscheinlich
Sohn sein und mich fügen, obgleich ich Dir
mentan Schmerz bereiten müßte. Ich weiß
wie glühend Dn Jngcborg verehrst; da ich
wohl schon cin Dutzendmal im Zustand einer glühenden
Verehrung gesehen habe, so empfinde ich nicht allzugroße
Gewissensbisse und bin überzeugt, Du wirst bald einen
neuen Gegenstand gefunden haben, für welchen Du Dich
begeistern kannst."
„Das ist eine billige Entschuldigung", murmelte Rho-
den und warf seine Zigarre fort.

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Abend 0 Uh^
I ol»o.

„Danke!" erscholl lachend eine Unterbrechung.
„Begabt, so daß Deine Mutter Dich für ein Genie
hält. So gute Zeugnisse, wie Du sie hattest, sind übrigens
gar nicht standesgemäß, Herbert; wegen zu alten Adels
des Schreibens unkundig, das ist das wahrhaft Feudale."
Der Graf lachte. „Wenn Dich meine Mutter hörte,
Lothar!"
„Da fiele ich natürlich tief in Ungnade. Aber ganz
abgesehen von Deinem Maler-Talent würde mancher alle
die Vorzüge, mit denen Dich das Schicksal nusgcstaltct
hat, freudig für das kostbare Geschenk hcrgcbcn, welches
Dir die Götter als Zugabe in den Schoß geworfen haben:
Dein unerhörtes Glück bei Frauen."
Eine leichte Röte flog über das Gesicht des Malen-
den, und er erwiderte mit fast strengem Ernst: „Ich liebe
solche Scherze nicht, Lothar!"
„Ich sage ja auch nicht, daß Du Dir etwas daraus
machst; ich konstatiere nur eine Thatsachc. Ucbcrall, wo-
hin wir kommen, richten sich die Blicke der Damen auf
Dich, und ich werde vollkommen übersehen, so lange Du
dabei bist. Du aber gehst an den blühendsten Gestalten
in einer, allen Künstler-Traditionen widersprechenden Weise
vorüber."
„Ich bin Landschaftsmaler", entgegnete der Graf.
„Das Weib bleibt doch die herrlichste Staffage in
Gottes schöner Schöpfung. Ich begreife Deine Kälte und
Gleichgültigkeit gegen das weibliche Geschlecht wirklich
manchmal nicht, Herbert. Nicht einmal die schwärmerische

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Lämereicil

Tie Wirren in China.
Bcrlin, 9. Aug. Das Kriegsministerium teilt über
die Truppentransporte mit: „Dresden" ist am
8. August in Port Said cingelaufcn und ging am 9.
weiter, „Halle" und die „Batavia" trafen am 8. Aug.
in Port Said cin und passierten am 9. den Suezkanal.
Die „Adria" passierte am 8. Aug. abends Gibraltar.
Der Gesundheitszustand ist vorzüglich.
Berlin, 9. Aug. Der Chef des Krcuzcrgcschwadcrs
Bendemann meldet aus Taku von: 6. d.: Die verbündeten
Truppen nahmen am 5. früh die chinesische Stellung bei
Peitsang; von den deutschen Truppen beteiligten sich
zwei Kompagnien unter Kapitänleutnant Philipp. Näheres
ist noch nicht bekannt, auch liegen keine Nachrichten über
die Verluste vor. Ein sofortiger Vorstoß unch istang-
Tfin ist beabsichtigt, um cin Zusammcnziehcn chinesischer
Truppen zu verhindern.
Wien, 9. Aug. Der Minister des Auswärtigen er-
hielt von dem österreichisch-ungarischen Geschäftsträger in
Peking eine vom 4. datirtc chiffrirtc Depesche, die für au-
thentisch gehalten wird. Sie besagt, das österreichisch-
ungarische Gcsandschaftsgebäude samt Inventar und Archiv
ist am LI. Juni verbrannt worden. Wir verteidigen seit

hier ciugetroffcn. Die Trauerausschmückung der Stadt ist
fast vollendet. Eine große Anzahl Kränze find bereits im
Quiriual cingctroffen. Etwa 900 italienische Städte haben
Vertreter zur Leichenfeier entsandt.
Rom, 9. Aug. Als der Zug in die Via Nationale
cinbog, brach, wie die „Franks. Ztg." meldet, im Thore
eines Hauses eine Tribüne zusammen, in dem Augenblicke,
als der K önig vorübcrkam. Es entstand eine Schreckens-
verwirrung. In der ersten Aufregung sprangen die
Prinzen des königlichen Hauses zusammen mit den monte-
negrinischen Offizieren hinzu, den König umringend, nm
ihn mit gezogenem Degen zu schützen. Der König blieb
kaltblütig und winkte mit dem Taschentuch dem Publikum
zu, um cs zu beruhigen. Bei dem Zwischenfall wurden
60 Personen verwundet.
Rom, 9. Aug. Während des Zuges zum Pantheon
kam cs an drei bis vier Stellen zu einem heftigen Ge-
dränge, wie cs bei einem Zusammcnströmcn so unge-
heuerer Volksmengen kaum zu vermeiden ist. In der
Via del Scrpente wurden etwa 50 Personen mehr oder
weniger schwer verletzt.
Rom, 9. Aug. Der Pap st empfing heute Nachmittag
halb 5 Nhr den Prinzen Heinrich von Preußen der
vom preußischen Gesandten v. Rothenhan begleitet war.
Später besuchte Prinz Heinrich den Kardinalsckrctär Rampvlla.

ßnähcrin
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iclgasse 1 PM-'

Mayer
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Deutsches Reich.
Berlin, 9. Aug. Heute Vormittag 10'/, Uhr fand
in der HcdwigSkirchc eine Gedenkfeier für König
Humbert statt. Portal und das Innere der Kirche
waren mit Flor und Trauerschmuck versehen. , Unter dem
zahlreichen Publikum befanden sich viele Mitglieder der
italienischen Kolonie, die Botschafter von Rußland, England
und Frankreich, die Minister Dr. Studt und Schönstedt,
die kommandierenden Generäle v. Bock und Polach und
v. Lignitz, die Hofwürdcnträgcr und die Herren des Haupt-
guartiers. Der italienische Botschafter geleitete den Kron-
prinzen und den Prinzen Friedrich Heinrich in die Kirche.
Probst Ncubcr celcbricrtc unter Mitwirkung des Kirchen-
chors die Messe. Gegen 11 Vz Uhr war die Feier zu Ende.
Berlin, 9. Aug. Graf Walders ec und Gemahlin
trafen heute Nachmittag hier cin und gcdcnkcn bis morgen
Abend hier zu verweilen: von hier wcrdcn sic nach Han-
nover zurückkchrcn. Dic Rcis c dcs Grafcn Waldcrscc
nach China wird dem Vernehmen nach am 21. oder 22.
über Genua oder Neapel erfolgen.
Kassel, 9. Aug. Gcncralfcldmarschall Graf v. Waldcrsec
ist heute Vormittag hier abgcreist und wurde vom Kaiser
zum Bahnhof geleitet, wo das Offizicrkorps erschienen
war. Beim Verlassen dcs Zuges brachte der Kaiser >
ein Hurrah auf den „Obcrstkommandicrcndcn in China" ,
aus, in das auch das Publikum begeistert einstimmtc.
Slawcntziß (Schlesiens, 9. Aug. Fürstin Pauline
»u Hohenlohc-Ochringcn ist in der Nacht infolge
Schlaganfalles gestorben.
Italien.
Monza, 9. Aug. Gestern Nachmittag nach 4 Uhr
ging der Zug mit der Leiche dcs Königs Humbert,
vom Herzog von Aosta, dem Grafen von Turin, dem
Prinzen Vikror Napoleon, dem Herzog von OPorto,
den Präsidenten dcs Senats und der Kammer, dcmKricgs-
Ministcr, dem Justizmini st er und dem Land Wirt-
schafts Minister begleitet von hier nach Rom. Auf
dem ganzen Weg von der königlichen Villa bis zum Bahn-
hof wurde der Zug erwartet von einer überaus großen
Menschenmenge, die entblößten Hauptes den Zug vorüber-
ziehen ließ.
Nom, 9. Aug. Der König empfing gestern Nach-
wittag die fremden Fürstlichkeiten, die zur Leichenfeier hier
cingctroffen sind. Wie cs heißt, wird der König am
camstng Vormittag den Eid auf die Verfassung leisten.
Ain Sonntag wird er die Minister zur ersten Unter-
Kichnung von Dekreten empfangen. Dic Königinnen
Margherita und Maria Pia sind gestern 9 Uhr abends

dem 20. Juni gemeinsam mit dem französischen Detachement
die französische Gesandschaft, welche unausgesetzt aus Ge-
wehren und Kanonen beschossen wird. Ein Teil dieses
Gebäudes wurde durch Minen zerstört. Unsere Verluste
betragen: Kapitän Thomann und drei Matrosen tot, Leut-
nant Boyncbnrg und zwei Matrosen schwer verwundet, doch nicht
lebensgefährlich. Seit dem 16. Juli wurden dic Angriffe
weniger heftig. Dic chinesische Regierung lud uns cin,
unter sicherem Geleite abzurciscn. Wir sind jedoch bisher
nicht darauf cingcgangcn.
Petersburg, 9. Aug. General Odcgow berichtet
an den Kckicgsminister aus Kabarow vom 6. Aug.: Das
Detachement des Generals Rennenkampf, welches beauftragt
'war, die geschlagenen Chinesen zu verfolgen, kehrte gestern
nach Aizun zurück mit zwei den Chinesen abgenommcnen
Mitraillcuscn und neun Fahnen. Dic Chinesen flohen.
Um den Erfolg Rcunenkampfs weiter auszunntzcn, wurde
eine neue Verfolgungskolonne von vier Schwadronen
Kosaken und zwei Geschützen nachgesandt.
Shanghai, 9. August. Der Taotai erließ nach der
„Times" eine Verfügung, durch die dic Ausfuhr von
Lebensmitteln verboten wird, eine Maßregel, die zu be-
zwecken scheint, den Verbündeten in Nordchina
die Zufuhr abzuschucidcu. Dampfer, die von
Bangtsec cintrcffcu, berichten, daß unter den Truppen in
der Nähe von Nanking sich eine erhöhte Thütigkcit be-
merkbar mache, und daß neun Battericen errichtet würden,
die die strategischen Punkte am Flusse beherrschen. In
einer Versammlung der Flottcuoffizicrc, dic am 6. unter
dem Vorsitz Seymours stattfand, wurde beschlossen, nötigen-
falls znm Schutze der europäischen Niederlassung Truppen
zu landen. Der dieustättcste Offizier solle sofort das
Kommando über alle Reserven, dic sich im englischen Kon-
sulat befinden, übernehmen und als thatsächlichcr Obcr-
kommandcur aller an Land befindlichen Seeleute und Frei-
willigen angesehen werden. Dic aus solche Weise verfüg-
bare Truppcnmacht beläuft sich auf 2400 Mann, darunter
dic Hälfte Freiwillige. Der Taolai erhob Widerspruch
bei den Konsuln gegen die Absendung einer Brigade. Dic
Konsuln verlangten, daß er seinen Einspruch schriftlich
niedcrlcgcn solle.
Tientsin, 9. Aug. Eine Reutcrmcldung vom 5.
d. M. besagt: Das Treffen bei Peitsang begann heute
früh um halb 3 Uhr. Die Chinesen wurden aus den
Verschanzungen vertrieben. Dic Russen verloren 300
Tote, dic Engländer 50. Anch die Deutschen und Japaner
erlitten große Verluste, die noch unbekannt sind. Der
Weg nach Peking wird nunmehr für offen gehalten.

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Mr Keiöewerg und Hlnrgegenö

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
IS Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzcigen be-
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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8seitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
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Rost wertolnibrsieb Pfg. ebm Vl.flollaelb.

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Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.!
1.
„Es war doch cin genialer Einfall von Kolumbus,
Amerika zu entdecken!"
„Wie kommst Du zu dieser Bemerkung, Lothar?"
„Mir schmeckt wieder einmal meine Havanna ganz
"""gezeichnet. Sic erhöht wesentlich den Genuß dieses
'"ßcn Nichtslhuns und ohne Kolumbus —"
„Keine Havanna, das ist wahrscheinlich", lachte der
,„"af Herbert Landskron und wendete sein hübsches, frisches
Msicht von dem Skizzcnbuchc, in welchem er zeichnete,
^fm Freunde zu. „Wie verwöhnt Du aber doch bist!
ssfch fühle mich glücklich, diese herrliche Landschaft schauen,
,!.stc würzige Luft atmen zu können, und finde darin den
Ochsten Genuß."
„Das glaube ich Dir gern", rief Lothar v. Rhoden
was spöttisch zurück. „Wer in der Sonne sitzt, braucht
'ttncn Ofen."
. „Dn meinst, das Schicksal hätte mir schon alle über-
hupt möglichen Wünsche erfüllt?"
. „Natürlich meine ich das", entgegnete Rhoden und
^uüctc sich auf, so daß er dem emsig wciterarbeitcndcn
Aeundc in das Gesicht sehen konnte. „Wenn je ein
- crischcnkind Glück hatte, so bist Du's, Herbert. Von
ein Adel, reich wie cin Nabob, jung, kräftig, sehr gut
Uchehcnd —"

sucht ...
hc- und Hau»
Lohn.
8, I TrcpxH
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8uusenstraße>-
 
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