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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0191

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Nr. 197._27. Jahrgang. Samstag, 25. August 1900.
Skslhiftsstkßk- llrtrrk ^klkachaßk 17. Skslhiistsßkllk: llytttt Zlklknstlch 17.
Neidi'llmgn' Amkiger.


Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das .Heidelberger Volksblati" und das
8seitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Psg.,
mit den Beiblättern 56 Psg. monatlich. Durch die
Post vierteliährlich 96 Psg-cchne Bestellgeld.

JirseverteirSlatt
für AeiöelVerg unö Himgegenö.

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Anzeigen: die 1-spaltigc Petitzeile oder deren Raum
15 Psg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Psg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.
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Deutsches Reich.
Wilhtlmshöhe, 24. Aug. Das Kaiscrpaar verließ
heute Vormittag 8'/^ Uhr WilhclmShöhc, uin sich nach
Cron berg zu begeben.
Cronbcrg, 24. Aug. Das Kaiscrpaar ist 12 Uhr
4Z Min. mittels ExtrazugcS hier cingctroffcn. Am Bahn-
hofe waren zum Empfange erschienen das griechische
Kronprinzcnpaar und das Prinzcnpaar Friedrich
Karl von Hessen.
Kassel, 24. Ang. Der Magistrat hat beschlossen,
Wit Rücksicht auf die Waffcnbrüderschaft Dcutsch -
lands und Frankreichs in China, von der geplanten
besonders geräuschvollen öffentlichen Scdanfcier abzu-
sthcn; nur die üblichen Schulfeiern finden statt. Der
Beschluß findet lt. „Ff. G.-Anz." lebhaften Beifall in der
Bürgerschaft.
Trier, 24. Aug. Von einer festlichen Begehung der
dreißigsten Wiederkehr des Scdantages ist, wie in vielen
änderen deutschen Städten, auch hier Ab stand gcnom-
wen worden. Das Konnte war einstimmig der Ansicht,
baß in dem Augenblick, in welchem Deutsche und Fran-
zosen Schulter an Schulter gegen einen gemeinsamen Feind
W Ostasicn kämpfen und dort demnächst unter einheitlichem
deutschen Oberbefehl Vorgehen werden, eine Erinnerungs-
feier an den vor 40 Jahren errungenen Sieg und dessen
politische Folgen nicht ganz angebracht erscheine. Auch die
durch dic Pariser Ausstellung bekundete Acndcrung in den
Beziehungen der beiden Reiche wurde als ein Grund für
den Verzicht auf eine nationale Veranstaltung geltend ge-
wacht, die bei unseren Nachbarn immerhin eine empfind-
uche Stelle berühren muß.

Die Wirren in China.
Wilhelms höhe, 24. Aug. Der Kaiser tclc-
^aplsicrte an Herrn von Below, den deutschen Geschäfts-
träger in Peking:
„Ich freue mich, zu erfahren, daß Sic dic
schwere Zeit, welche hinter Ihnen liegt, mit Gottes
Hilfe glücklich überstanden haben und spreche
Ihnen und den überlebenden Mitgliedern der
Gesandtschaft meinen herzlichsten Glückwunsch aus
zur Errettung ans den großen Gefahren, in denen
Sie alle geschwebt haben und zu deren Abwendung
Sic Alle murhig milgcwirkt haben. Zur B c l o h-
nung für Ihr tapferes Ausharrcn verleihe ich Ihnen
den rothcu Adler-Orden 4. Klasse mit
Schwertern. Ich bitte, Anträge zur Dekorierung der
^übrigen Mitglieder der Gesandtschaft cinzurcichcn."

Berlin, 24. Aug. Wolff's Bureau meldet
ans Tientsin vom 21.: K a p i t ä n l e u t n a n t
Pahl mit dtm deutschen Mat r o s c n d c t a chc-
mcnt ist a in 1 8. A u g u st in Peking ei ngc-
troffen. Gestern Abend befand sich das
deutsche Sccbataillon iu H o s i w u.
Berlin, 24. Aug. Dic fremden Gesandten in
Peking werden, wie man uns mittcilt, einstweilen in
Peking bleiben. Bon einer Uebcrsiedclung derselben nach
Shanghai, von der verlautet hatte, ist vorläufig keine
Rede.
London, 24. Aug. Die Morgcnblättcr stellen fest,
daß dic Feindseligkeiten in China für einige
Zeit eingestellt sind. Sic scheinen glauben zu wollen,
daß dic Generäle der Großmächte erst neue Instruktionen
abwartcn müssen, da die ihnen anvcrtrautc Mission nun-
mehr beendet sei.
Paris, 24. Aug. Ein Telegramm des „Berliner
Lvkalanzeigcrs" von hier teilt einen Auszug aus dem
Tagcbuche eines dem Konsulat in Shanghai nahestehenden
Franzosen mit, worin es u. a. heißt, daß die mit
Seymour zurückgckchrtcn Truppen sich in einem
unsäglichen Zustande befunden hätten. Nur die
Deutschen hielten sich noch stramm, ihre Kleidung war
noch proper zu nennen.
London, 24. Aug. Der „Standard" meldet aus
Tientsin ohne Datum über Shanghai vom 2.4.: Der
Feind hat zwei große Lager mit Kavallerie und
Fahnen im Süd westen aufgeschlagcn. Alle hiesigen
Truppen erhielten nachmittags Marschbefehl. Ein
Gefecht wird erwartet. Die Verbindungslinie
mit Peking ist in keinem befriedigenden Zu-
stande. Dic zur Verfügung stehende Truppcnmacht,
welche dieselbe hält, ist unzureichend.
Petersburg, 24. Aug. Der Direktor der russisch-
chinesischen Bankabtcilung in Peking meldet vom 14.:
Nach zweimonatlicher Belagerung heute befreit. Im
Ganzen Ist Personen gefallen, 120 verwundet, darunter
7 Russen. Dic russisch-chinesische Bank wurde von den
Boxern zerstört. Nachträglich wird gemeldet, daß sich
unter den bei der Einnahme von Peking Verwundeten der
Flottcnjunkcr Gicro, Sohn des Gesandten Gicro, befindet.
Tientsin, 24. Aug. Meldung vom 22.: Aus ja-
panischer Quelle verlautet: In Peking wurde mili-
tärische Verwaltung eingerichtet, bestehend aus je
einem Vertreter der verbündeten Mächte. Am 12. Aug.
ist die kaiserliche Familie mit den Ministern aus

Peking entflohen. General Tung mit 4000 Mann hat
die Flüchtlinge begleitet.
Der „Standard" meldet aus Shanghai vom 22. Aug.:
Der Gouverneur von Schantung, Auantschikai, telegraphierte
heute an Li-Hung-Tschang, er glaube, der Kaiser habe
Peking nicht verlassen, weil die Umgegend durch miß-
vergnügte chinesische Soldaten unsicher gemacht sei.
London, 24. Aug. „Dailst Expreß" meldet aus
Shanghai: Die Fremden Konsuln sind der Ansicht, die
Kaiserin sei damit beschäftigt, die kaiserlichen Ttnppcn
in der Provinz Schausi unter den Befehl des Prinzen
Tu an zu sammeln.
London, 24, Aug. Der „Standart" meldet aus
Shanghai vom 22.: Bevor die Kaiserin-Wittwe Peking
verließ, ernannte sie Ehaochachian, bekannt durch seine
frcmdcnfcindlichc Gesinnung zum Vizckönig von
Tschili.

(<inc neue Ansprache des Kaisers,
gehalten an nach China gehende Truppen, wird jetzt be-
kannt. Die bedeutsamste dieser Ansprachen war die be-
kannte „Hunnenrcde", gehalten am 27. Juli, hie bekannt-
lich im Jnlandc, wie im Auslände großes Aufsehen er-
regte und wegen einzelner Stellen entschiedene Proteste
l hcrvorricf. Eine weitere Ansprache, mnthmaßlich an die
Sccbataillonc gehalten, wurde durch den Privatbricf eines
Officicrs bekannt. Jetzt veröffentlicht in der „Köln..
Volksztg." ein Teilnehmer der ostasiatischen Expedition
eine Ansprache, die der Kaiser am 2. August, nachmittags,
an dic mit dem Dampfer „Rhein" ausgehenden Truppen
gehalten hat, die also nicht mit der Ansprache an die
Sccbataillonc identisch ist. Der Kaiser gicbt darin wieder
eine Reihe von Verhaltungsmaßregeln für das körperliche
Wohl der Soldaten und mahnt zur guten Kameradschaft
mit allen Truppen, „welcher Farbe sic auch sein mögen",
Er fuhr dann fort:
Nach den neuesten Nachrichten werde dort (in China) die Sache
bald in Gang kommen; es sei anzunehmen, daß das Expeditionskorps
direkt auf Taku angesetzt werden könne. „Ich hoffe, daß Sie
Peking erreichen und daß Sie dort Sühne für das an uns
begangene Verbrechen erlangen." Schwierigkeiten beständen be-
züglich des Pferdcmaterials, doch seien rechtzeitig die
nötigen Pferde ans Amerika zu erwarten. Chile habe sein
ganzes Pferdcmaterial zur Verfügung gestellt und außerdem be-
geistert 30,000 Mann angeboten. Man habe es mit einem ver-
schlagenen Feinde zu thun, der an einer Stelle geschont, mit
Hinterlist an einer anderen hcrvorkommc. Der Chinese sei von
Natur wohl feige wie ein Hund, aber hinterlistig; namentlich
kleine, detachierte Abteilungen hätten erhöhte Aufmerksamkeit zu
beobachten. Der Chinese überfalle ans dem Hinterhalt oder
bei Nacht und mit großer Uebermacht.
In der letzten Zeit habe sich unser Gegner gut geschlagen,

Wir es endete.
Roman von Maria Theresia May.
sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Ich hoffe für Sic, daß Sic sich täuschen, Fräulein
^hncrt", sagte der Graf beklommen. Am liebsten hätte
jetzt schon seine Arme um dieses holde Mädchen gc-
^lungcn und hätte ihr gesagt, daß er sic liebe mit aller
seiner Seele, daß er sie forttragcn wolle in ein
Hcwi, wo sic herrschen sollte als Königin. „Zu
mußte er sich im Stillen mit aller Energie zu-
um nicht unüberlegt seinem Herzen zu folgen,
h ^rud hatte seine Bewegung nicht bemerkt. Mit einem
flauten Ausruf bückte sic sich und pflückte zwei Erd-
die reif und schwer, dicht vor ihr am Stengel
jck'Scn. Sic reichte die schönere und größere der Beeren
Begleiter, die andere steckte sic in den eigenen Mund,
k »Eie glühen wie Rubinen", sagte der Graf und schaute
die frischen Lippen des Mädchens an.
.»Wie Rubinen —", wiederholte Gertrud. „Ich bin
H daß der Vergleich nicht paßt, obgleich ich nie einen
gesehen habe. Aber kein Edelstein kann so lebendig
Zehen, wie diese kleine Beere."
»Tic haben noch keinen Rubin gesehen?" fragte Hcr-
bcrwundert.
^„»Ncin, überhaupt noch keinen Edelstein, außer einem
Chalccdon in einem Ring des Herrn Pfarrers,
schöne Granaten an einem Medaillon meiner verstor-

benen Mutter, -— das einzige Schmuckstück, welches ich
besitze. Dic Tante hat gar keinen Schmuck, sic hat eine
Abneigung dagegen.
Gertrud bedurfte auch keines Schmuckes. Keine Fürstin
konnte herrlicher erscheinen als dieses schlichte Mädchen,
dic Tochter des Dorfarztcs, wie sie jetzt dastand, um-
flossen von den grüngoldenen Lichtern, die in den Aestcn
der Zweige spielten.
Plaudernd schritt das Paar weiter, an den reizvollen
landwirtschaftlichen Bildern vorüber, welche die Kaiscrin-
Elisabeth-Promenade bietet; dic Stunde Weges dünkte
Herbert Landskron nur wenige Minuten laug. So eigen-
artig die Schönheit Gertruds war, so originell war ihr
Plaudern, das überall scharfe Auffassung und selbstän-
diges Denken verriet, nur klangen viele ihrer Bemerkungen
aus so jungem Munde oft etwas altklug. Während des
Gehens hatte sie einen großen Strauß von Feld- und
Waldblumen gepflückt, der sich in ihren Händen ganz wie
von selber gefällig geordnet hatte. Als sie in Böckstein
angckommcn waren, blieb Gertrud vor dem Friedhofs-
gitter stehen, an welchem der Weg vorüberführtc. „Ich
bringe meinem Vater dic Blumen", sagte sic, „Adieu,
Herr Kronau."
„Bitte, lassen Sic mich noch mit Ihnen gehen, Fräu-
lein Meyncrt", bat der Graf herzlich, „ich möchte sehen,
wo Ihr Vater ruht."
Sie nickte zum Zeichen der Einwilligung und schritt
stumm den schmalen Pfad zwischen der Gräberreihe und
dem grasbewachsenen Abhang entlang, auf dessen Plateau

eine kleine Marienkapelle steht. Vor einem Grabe, auf
welchem herrliche dunkle Rosen blühten, stand das junge
Mädchen still und legte schweigend ihren Strauß an dem
Sockel nieder, an welchem eine einfache Tafel von röt-
lichem Marmor angebracht war, deren Goldbuchstaben von
den Strahlen der Abendsonne wie mit Blut übergossen
schimmerten. „Hier ruhet in Gott Georg Meyncrt", stand
auf der Tafel zu lesen, und die Daten des Geburts- und
Todestages. Auch der Geburtsort Straßburg war an-
gegeben.
Als sich Gertrud, welche einige Minuten in Gebet
versunken an dem Grabe gekniet hatte, wieder cmporrich-
tcte, fragte Herbert leise: „Und wo ist die Ruhestätte
Ihrer Mutter?"
Das junge Mädchen deutete auf das benachbarte Grab.
Duftschwere Blüten weißer Edelrosen hingen zwischen dem
feingezeichnetcn Laub der hohen Stämmchen, die aus Tep-
pichen dunklen Epheus cmporstiegen, und Ephcu schlang
sich in dichten Ranken um eine ganz gleiche Marmortafcl,
auf welcher indes nur die Worte zu lesen waren: „Meine
Cilla, Du lebst mir!"
„Hier steht ja kein Datum!" bemerkte der Graf
fragend, während Gertrud einige welke Epheublütter und
eine verblühte Rose entfernte.
„Der Vater sagte, er und ich würden den Todestag
der Mutter gewiß nicht vergessen, und andere Leute mit
geringerem Interesse an der Verstorbenen vergäßen ihn
doch, wenn er auch dort stände. Bei meinem seligen
Vater hat dann der Herr Pfarrer auch alles besorgt;
 
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