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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0151

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Nr. 187._S7. Jahrgang.
EtslhiWkllk: llitm Ntlkürßr017.

Neuev

Dienstag, 14. August 1900.
WDWÖMnMWMU

der des jungen Mädchens. Die vor der Zeit verblühten
Züge trugen den Ausdruck höchster Intelligenz, und die
durchdringenden Augen schauten klar unter den feinen
Brauen hervor.
„Diese Rose ist aber doch noch so schön", rief Ger-
trud aus, als eine prächtige Moosrosc unter der Schere
ihrer Tante fiel.
„Du brauchst mir keine Vorschriften zu machen, Du
hast nur den Korb zu tragen", war die kurze Antwort.
Gertrud dachte an einen kleinen Vorfall aus ihrer
Kindheit. Auf dem Rasen am Hause standen unzählige
Gänseblümchen, an denen sic ihre Freude hatte. Eines
Tages ordnete die Tante an, daß der Rasen gemäht werde,
und das Kind weinte bitterlich, als ihre Lieblinge unter
der Sense fielen. Friederike Mcyncrt war damals außer
sich darüber. Es schien ihr ohnehin schwer genug, ihre
Nichte richtig zu erziehen. Nun mußte diese auch noch
gar sentimental sein!
Von diesem Tage an gab sic sich alle Mühe, das
Gcmütslebcn des Kindes zu ersticken, und die Folge da-
von war, daß es unterdrückt erst recht sich ausbildcte, und
Gertrud ihrer Tante keinen Einblick in dasselbe mehr ge-
währte.
Sie fing an, alles Schöne zu idealisieren. Aber wun-
derbarcrweisc spielte die Liebe gar keine Rolle in ihren
Phantasien. Vielleicht lag der Grund darin, daß sie keine
Freundin hatte, und daß sie sehr selten Romane und Ge-
dichte las. Sic bevölkerte die Wälder und Thäler mit
Gestalten ihrer Einbildung, sie lebte in Märchen und

WdellmMr Knjeigkr.


Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
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15 Psg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen SO Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Lagen wird nicht
garantiert. GratisveriMituug durch Säulensnschlag.
s----.-o

Deutsches Reich.
.. München, 13. Äug. Nach der „Augsburger Abcnd-
Kstung" stellt Bayern zu den 4 neuen kriegsstarken
"inabatailloncn zwei Kompagnien.
Aöln, 13. Aug. Der „Kölnischen Zeitung" wird
,us Berlin telegraphiert: „Nur mit höchster Genugthuung
stbn man von den beiden Reden des Präsidenten Loubet
Marseille Kenntnis nehmen, in denen er sich gc-
mit derselben Entschiedenheit wie der deutsche Kaiser
eine „cclatante Genugthuung" „notwendige Bürg-
esten für die Zukunft", und „exemplarische Züchtigung"
entsprochen hat. Wie gesagt, cs sind genau dieselben
Forderungen, die auch der deutsche Kaiser aufstellte, und
e Unterschied zwischen den Reden in Wilhelmshaven und
ersticke ist lediglich ein solcher der Redaktion und des
^mpcrcmcntcs. Jedenfalls bekundet Präsident Loubct
festen Willen Frankreichs, sich mit voller Entschieden-
ff an der Arbeit der imcrnationalcn Armee zu beteiligen,
^rche unter Frankreich.)
. Berlin, 12. Aug. Das Leichenbegängnis ftir den
^'stvrbcncn Führer der Sozialdemokraten, Reichstags-
^cvrdnctcn Wilhelm Liebknecht hat heute bei pracht-
fein Wetter und unter enormer Bctheiligung stattgc-
fdcn. Von vormittags 10 Uhr erschienen die zahlreichen
flnehmer vor dem Trauerhause in Charlottcnburg. Gegen >
'Mag haue sich bereits eine unübersehbare Mcnschen-
stbgc daselbst cingcfunden, welche sich zu formieren be-
if. Ehe sich der Lcichcnzug in Bewegung setzte, fuhren
-freie Möbelwagen mit Kränzen und Palmen nach dem
fedhofc. Der Zug war zwei Stunden lang. Zahl-
fe Frauen befanden sich gleichfalls in seinen Reihen,
f Zugordncr hatten rothc Binden um den Arm. Viele
f Teilnehmer am Zuge trugen im Knopfloch kleine rothc
fmcn. Die Schleifen dcr Kränze waren sämtlich roth,
st Inschriften mir Gold-Aufdruck. Langsam bewegte sich
st. Zug. Nach dcr Ankunft auf dem Friedhof von
fdrichsfcld hielt dort Reichstagsabgeordneter Bebel
! f geschiedenen Kampfgenossen die Leichenrede, worauf
stsbs einer Anzahl auswärtiger Delegierten noch kurze
! sprachen folgten.
k Hamburg, 13. Aug. Dcr „Börscnhallc" wird von
dfm gemeldet, daß die acht neu gecharterten Dampfer
. H' 30. September bis 5. Oktober abgehcn und außer
j Nstrial auch Truppen befördern.
L^ftcrreich-Nrrgarn.
BZien, 13. Aug. Aus Anlaß dcr Bestattung
bkncchts veranstaltete die hiesige sozialdemokratische
Pfeilung eine Traucrscicr unter imposanter Teilnahme

dcr Arbeiterschaft. Die Gedenkrede hielt der Sozialdemo-
krat Gcmcinderat Schuhmcicr. Er sagte, es sei Lieb-
knecht zu danken, daß die österreichische und die deutsche
Sozialdemokratie ein inniges Freundschaftsverhältnis ver-
bindet. Was Bismarck als Mehrer und Hersteller dcr
Einheit Deutschlands, war Liebknecht für die deutsche und
internationale Sozialdemokratie. Die Feier verlief ohne
Zwischenfall.
Frankreich.
Präsident Loubct bei dcr Ausfahrt des
französischen China-Korps.
Marseille, 12. August. Präsident Loubct ist heute
Morgen 9 Uhr hier angckommcn, um die nach China ab-
gehenden Truppen zu begrüßen. Die Menge bereitete dem
Präsidenten dcr Republik einen begeisterten Empfang. Alle
Straßen, die der Wagcnzug Loubets und seine Begleitung
passierte, waren prächtig geschmückt. Bei der imposanten
Feierlichkeit der Ucbcrgabc dcr Fahnen auf dem
„tznai äs In Pstaternittz" sagte dcr Präsident in einer
Ansprache:
„Ich übergebe Euch die Fahnen für das Expeditions-
korps. Bald werdet Ihr auf dieselbe den Namen des
Feldzuges schreiben, der notwendig geworden ist
durch die Verletzung unserer Rechte durch die Ver-
kennung unserer berechtigten Interessen und den
brutalen A n st u r m gegen alles was Zivilisation
und Fortschritt in China darstcllt. Die Fahnen werden
Euch an die hohe Aufgabe erinnern, die Frankreich Eurem
Muth nnvcrtraut, die Aufgabe uämlich, von dem Lande,
in welchem die Grundrechte dcr zivilisierten Staaten
schimpflich verletzt worden sind, die Züchtigung der
Schuldigen zu erzwingen und ihm eine
eklatante Genugthuung für die Vergangenheit
sowie notwendige Bürgschaften für die Zukunft
v o rz u s ch r c i b c n. Die Fahnen werden Euch auch
sagen, daß in der zum Schutze dcr Zivilisation gebildeten
internationalen Armee die Franzosen hinter niemanden an
Manneszucht und Ausdauer zurückst chen dürfen."
Die mit fester Stimme gehaltene Ansprache rief leb-
haften Enthusiasmus vor. Bei der Frühstücks-
tafel in der Präfektur toastete Loubct auf das Heer
und die Marine und führte zum Schluffe aus:
„Unsere Soldaten werden nicht h c i m-
kchrcn, ohne eine exemplarische Züch-
tigung derjenigen erzwungen zu haben,
welche die Grundlage dcr zivilisierten
Völker verletzt und die b ü n d i g st c n V c r-
trägc zerrissen haben".

»sr " la aber morgen von Gastein abreiscn und übcr-
'stlex, besser die Lösung dieses Rätsels anderen
^ "flch sollte jetzt reisen?" rief Graf Landskron, wie
.^ucm Traum erwachend. „Nein, Freund, ich bleibe,
A Gertrud Mcyncrt wicdcrgeschcn habe!"
kjl^.bcr scharfen Ecke, welche das Anlaufthal mit dem
j^?ufstcigcndcn Wege bildet, dcr von Böckstcin nach dem
si-st^c am Fuße dcr Salzburger Tauern führt, steht ein
, Pcs Haus, das in seiner Anlage und Bauart völlig
Mdcsüblichen Wohnungen gleicht und sich von diesen

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
hj„ Herbert Landskron erwiderte den Gruß des Mädchens
Nur sah er ihr nach, bis der letzte Schimmer ihres
zwischen den Büschen verschwand.
siz^r schrak zusammen, als sich die Hand seines Freun-
st>stuf seine Schulter legte. „Was ist das?" fragte er
meinst das Mädchen, Herbert? Mein Scharf-
«ch, lbßt mich ihr gegenüber völlig im Stich. Ohne ihre
"vtenfcindlichc Gesinnung würde ich glauben, sic sei
verkleidete Prinzessin. So bin ich dcr Meinung,
sich "st die Bcrgfcc ist, welche zuweilen in Menschengestalt
stritt und die Sterblichen ängstigt und schreckt. Wir

nur durch die Zierlichkeit dcr umlaufenden geschnitzten
Holz-Galerie, der braunen, gefällig geschweiften Einfassung
der Fenster, wie der Konturen des vorspringenden Daches
wohl zumeist durch die Zweckmäßigkeit dcr Einrichtung
unterscheidet. Auch waren die Fenster viel größer als die-
jenigen dcr übrigen Salzburger Dorfhäuser, welche dcr
vorübcrfahrcndc Reisende oft glaubt mit dcr Hand bedecken
zu können. Blumen standen auch hier in hübschen Töpfen
vor allen Fenstern, ein Schmuck, der im ganzen Gastciner
Gebiet kaum der ärmsten, dürftigsten Hütte fehlt und
manchem verwitterten braunen Holzbau ein freundliches
Ansehen giebt.
Hinter dem Hause lag der reinlich gchalteuc Hof, und
diesen durchschreitend, gelangte man in einen sorglich ge-
pflegten Garten, dessen herrliche Rosen vor allem bewiesen,
daß Fleiß und Ausdauer selbst dem ungünstigsten Boden
dusliges Blühen zu entlocken vermögen. Keine welken
Blätter oder Blumen wurden geduldet. Friederike Mey-
ncrt, die Tante Gertruds, war in ihrem Garten ebenso
peinlich wie im Hause. Sie betrachtete es als eine Er-
holung, des Mittags mit einer Schere den Garten zu
durchstreifen und alle welk werdenden Blumen und Blätter
zu entfernen. Gertrud mußte ihr dabei zur Hand gehen
und einen Korb nachtragen, um die abgeschnittcncn Blumen
und Blätter hincinzuthun.
Auch heute, es war einige Tage nach der Begegnung
im Walde, trat Friederike Mcyncrt, gefolgt von Gertrud,
in den Garten. Die Tante Gertruds war eine ältere
Dame. Ihr Anzug war von derselben Einfachheit wie

Italic n.
Rom, 13. Aug. Die Beisetzung des Sarges
mit der Leiche König Humberts in dem Gewölbe,
wo mehrere Jahre hindurch auch die Gebeine Viktor Emanuels
ruhten, erfolgte gestern Abend 10 Uhr. Zugegen waren
nur die Hof- und Würdenträger, die die Urkunden über
die Beisetzung abzufassen hatten. Bei dem Empfang der
Abordnung des Parlamentes sagte der König, er habe
bisher aus dem Auslände allein 26000 Bcilcidsdepeschen
erhalten. Die Königin Margherita reist heute nach Venedig
ab. Nach einem mehrere Tage währenden Aufenthalt
dortsclbst wird sic sich nach Pcrarolo Cadorc begeben.
Rom, 13. Aug. König Viktor Emanuel hat,
um das Gedächtnis des Königs Humbert zu ehren,
100000 Lire für die Armen Roms und 50000 Lire
den Armen Turins gespendet.

Die Wirren in China.
Washington, 13. Aug. Der stellvertretende Staats-
sekretär Addc ließ dem hiesigen chinesischen Gesandten gestern
Abend die Antwort dcr amerikanischen Regierung auf das
kaiserliche Edict, wonach Li-Huug-Tschang zu Friedens-
verhandlungen ermächtigt wird, zustellcn. Dcr chine-
sische Gesandte soll die Antwort seiner Regierung über-
mitteln. In der Antwort werden die bereits im Me-
morandum vom 8. ds. gestellten Forderungen wiederholt
und entschieden betont, daß solange keine Verhandlungen
möglich seien, als China sich diesen Forderungen nicht
gefügt habe.
Shanghai, 13. Aug. Dcr „Daily News" zufolge
hat dcr französische Generalkonsul erklärt, er
würde, falls Truppen gelandet werden, mit den Eng-
ländern gemeinsam Vorgehen. — Dcr „Times" zufolge
gab der britische Generalkonsul am 10. d. Mts.
seinen Kollegen die bevorstehende Ankunft englischer Truppen
bekannt und fügte hinzu, die Maßnahme sei im allgemeinen
Interesse ohne Hintergedanken getroffen worden; die chine-
sischen Behörden hätten zugcstimmt. Die Mitteilung wurde
in der Konsulatvcrsammlung ohne Erörterung ausgenommen,
jedoch fällt die Frontveränderung der Chinesen zeitlich mit
der Erklärung des französischen Generalkonsuls zusammen,
daß er beabsichtige, falls englische Truppen gelandet würden,
die gleiche Anzahl französischer Truppen nach Shanghai
zu dirigieren. — Dem „Standard" zufolge ist bei den
Unruhen in Tatung die T clcgraphcnstation
niedcrgcbrannt und anderer Schaden ungerichtet worden.
Tientsin, 13. August. Zwei glaubwürdige Boten,
welche Peking am 1. d. M. verließen, meldeten, dem
Bureau Reuter zufolge, die Kaiserin-Witwe habe die Ge-
 
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