Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI issue:
Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0517

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
tzibuiicl

- Nenenhe«
Nov., abends
>cd H. DaniM
hiff cin
cu-Abcii>

alle aktive» und
freundlichst ciwj
Der VorstnÄ
n Freunds
chuhshcim.
^v., abends ' -

:r Säuger iiotufl!
? Kiikwcl
1. Komp. ,>
ig, den 24., abc^
d Kern,
blen.
>or Obiuaifl!
Pansriiß
- :r.r -Hintes

kom

heilswürdigkeiö
fg. Kinder 20)

swahl!
Preise billigst l


Krafft,
>crm. Hamsctz'
Juvclier,
rnptstrahe 2!t

ertes Zimült'
. Dez. zu ver^
Eontor Untere


tes Zimmek

37, 3 Tr.,
he (Yemcin^
sdienste.
n 25. Novembei-

ind Bettag) ,
,wUbr(Al>end^

rrcr Schwarz.
ralb 10 Uhr l'M.
rkadtpfarrer S"

iS UI halb 10
Hr. Stadtvikar -
tttcSdicnst.
9 Uhr (Abends
ar Hamel. .
Kollekte für arN'

tottcsdienst.
i Uhr: Herr -
-''st-
Uhr. Herr
Ncucnhcim.
md Bettag) ,
nittags h. Aben^
"st- ii
nchc Bauzwecke/
iiendgottesdieust
mit Borbcreillst
rrer Schneides
her HZemeiw
esdicuft.
25. November,
»ochamt mit 4"
istkirche. ,
rrcr Ur. Stabs)
er Diakottisi
erein.
«pelle Plöck 47-
-25. November,
md Vertag) ,
10 Uhr: Predstl-
c Prost salbend'
ihr: Bibclstun^
issionar Rupn'^
, 29. Novcmbefl
Ihr: Bibelstundi
e Prost. ,
ierbach im »'
ulhaus
Ihr: Sonntags,
lhr: Bibclstu»^
issionar RupJ^
rische 5rir^'
-ngasse W. ,
g, 25. November
10 Uhr: Predig'^
^önHelft^

Ke. 276 27 Jahrgang.
' 7 ' Utni II

Aeirev

Montag, 26. November 1900.
Gks-Wßtlt: lliltlt RrKlßnb v.

UMMergkr Dumm.

Hrfchemt täglich mit Ausnahme der Sann- u. Feiertage.
AlS Beilagen das „Heidelberger Bolksbtatt" und das
Sseikge „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
ackt den Beiblättern 3K Pfg. monatlich. Durch die
Post vierteljährlich 90 Pfg. ohne Bestellgeld.

Iirsevateir0t«tt
für Keiöewerg unö Mrngegen-.

Anzeigen: dre 1-spcütige Petitzcile oder deren Raum
15 Pfg- Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
mrantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 24. Nov.
Das Haus ist mäßig besucht, die Tribünen sind gefüllt.
Präsident Gras Ballestrcm eröffnet die Sitzung 1 Uhr
20 Min. Das Haus beginnt sodann die Beratung der
12,000 Mark-Interpellation
Auer (soz.) begründet dieselbe und wendet sich gegen
die Presse, die einen solchen Vorgang, — falls cs sich
bestätigt, — als unerheblich und beinahe selbstverständlich
hinzustcllcn versuchte. Das Rcichsamt des Innern hat,
wenn man cs höflich ausdrückcn will, den Großindustriellen
nnd Millionären Lcharfmachcrdicuftc geleistet. > Sehr rich-
tig links. Man berief sich auf das Beispiel des Fürsten
Bismarck, dem von Privatkrciscn zur Begründung des
Volkswirtschaftsrats 16,000 Mk. zur Verfügung gestellt
wurden. Hier bandelt cs sich um ein Ausnahmegesetz,
damals wurde das Geld angeboten, hier wurde es erbettelt.
Es handelt sich im Falle Woedtkc nicht um eine persön-
liche Bestechlichkeit, es handelt sich um viel Schlim-
meres, um eint! Erscheinung, die auf wcitgrcifcnde Be-
griffs-Verwirrung schließen läßt. Die „Berliner Korrespon-
denz" sagte, die Belege für die Verwendung der 12,000
Mark seien da, für die moralische Seite der Sache hat
sie kein Verständnis. Es handelt sich hier um Schlim-
meres, als um Verfehlungen einzelner Beamten, cs handelt
sich um den ungeheuren Einfluß der industriellen Vertretung,
l>csondcrs des Ccntralvcrbandes der Industriellen, dem cs
zu verdanken ist, daß die kaiserlichen Versprechungen, betr.
den Normalarbcitstag nnd Anderes noch nicht durchgcführt
sind. Ein Verkehr zwischen den Reichsämtern und dem
Centralverbaud wird zugegeben. Arbeiter werden selbst bei
den vitalsten Interessen der Arbeiter nicht gefragt. Der
Agitator des Judustricllcn-Bcrbandcs macht inner dem
klatschenden Beifall derer, die ihn bezahlen, den früheren
Unterslaatssekretär Rottcnburg lächerlich. Vor demselben
Forum erscheint Woedtkc, nm Geld zu betteln. Sind das
Zustände? Jeder Funke von Solidaritätsgefühl fehlt hier.
(Zuruf: Anstandsgefühl.) Auch Wangenhcim beschwerte
sich vorgestern, daß auch andere als Junker Hintertreppen
zu den höchstcn Stellen finden, das ging auf die He>ch-
sinanz. Auch die deutsche Arbeiterschaft empfindet schon
lange, daß sie fortdauernd das Opfer derartiger falscher
Informationen ist. Ein solcher Vorgang war in Deutsch-
land bisher unerhört. Deshalb fragen wir den Reichs-
kanzler, was er über Neichsbcamte denkt, die solches ver-
schulden. Fort mit einem solchen System, hinaus mit den
Personen, die derartiges gcthan. (Lebhafter Beifall bei
den Sozialdemokraten.)
Der Reichskanzler beantwortet die Interpellation.
Die gemäßigte Begründung seitens des Vorredners steht

in einem markanten Gegensatz zu der Art, wie der Vor-
fall in der sozialischen Presse ausgeschlachtct wurde. So
etwas von Uebertreibung sei dem Redner noch nicht vor-
gekommen. Panama sei wirklich anders gewesen. (Hei-
tcrkcit.; Auch die Mafiosen gehen anders aus, als wirkliche
Geheimräte. (Heiterkeit.) Es sollte auch der Glauben
erweckt werden, als ob wir in einem Lande lebten, dessen
Regierung abhängig wär von bestimmten Gruppen; mit
einem Wort, mit einem Klassenstaate, Redner sei der
Ansicht, daß die Regierung dem Geimeinwohl besser diene;
je mehr sic sich über die Partei, Jnkcrcsscngruvpcn und
wirtschaftlichen Gegensätze stellt. (Lebhafter Beifall.) Redner
sei davon durchdrungen, daß cs die erste Aufgabe der Re-
gierung sei, das Wohl der Gesamtheit im Auge zu haben.
Redner sei aber auch davon überzeugt, daß die Regierung
der Anschein der Abhängigkeit von besonderen
Gruppen vermeiden müsse; darum stehe er auch nicht
an, trotz des guten Glaubens, worin die beteiligten
Beamten gehandelt hätten, den cingeschlagcncn Weg als
einen Mißgriff zu bezeichnen. iBravo.) Wäre ich
damals um meine Meinung befragt worden, so würde ich
diese Mittel abgerathcn haben. Heute, wo ich verantwort-
licher Reichskanzler bin, würde ich eine solche Maßregel inhi-
biren mit dem vollen Einverständnisse des Staatssekretärs
des Innern, dessen eminente Thmkraft, feste Führung,
Thätigkeit und Charakter ich trotz allen gegen ihn gcrich- i
tctcZAngriffc Hochschätze. -Lebhafter Beifall.- Ich bin
der Ansicht, daß derartige Wege in Zukunft nicht
wieder eingesch lagen werden. lieber diese meine
Auffassung ist das beteiligte Ressort nicht im
Zweifel gelassen worden. Zu weiteren Maßnahmen
sehe ich mich nicht veranlaßt. «Hört, hört.» Persönliche
Folgen denke ich der Angelegenheit nicht zu geben. Die
Art und Weise, wie diese Vorgänge in die Oeffcntlichkcit
gebracht wurden, hat bei mir den Eindruck gemacht, daß
sie weniger iuipirirt war von löblichem Eifer für das
öffentliche Wohl, als daß sie gegen gewisse Persönlichkeiten
geschmiedet war. (Große Unruhe, lebhafter Beifall.) oder
gegen deren wirtschaftliche Richtung. Vor unlauteren
Machenschaften weiche ich nicht zurück, ich lasse solchen
keinen Einfluß auf meine amtlichen Handlungen und Ent-
schließungen. (Beifall.) Ich werde mich hüten den
Herren von der Sozialdemokratie wieder ähn-
lich e n A g i t a t i o n s st o f f liefern zu lassen. (Bei-
fall.) Auf Antrag Singer findet eine Dcbatttc statt.
Munkcl (frcis. Volksp. > führt aus, weniger konnte
vom Reichskanzler nicht erwartet werden. Redner fordert
den Reichskanzler auf, anzugcben, durch welche Anordnungen
in den Institutionen nicht bei den Personen — er die
Wiederholung vermeiden wolle und fragt, was mit der

Summe, deren Berührung den Finger der Regierung bc
schmutzte geschehen solle.
An der weiteren Debatte beteiligten sich Lieber, Kar
dorsf, Pachnickc nnd Schönlank. Der Präsident erklärt
die Besprechung für geschlossen. Singer ruft: Wo bleibt
Graf Posadowsky? (Heiterkeit.) Das Hans vertagt sich
auf Montag: Interpellation Oriola und Scemannsord-
nung. Schluß gegen 5) Uhr.
Deutsches Reich.
Kiel, 24. Nov. Der Kaiser besichtigte heute den
auf der Reede liegenden, durch llmbau verlängerten Küsten-
panzer „Hagen" nnd nahm alle Neueinrichtungen des
Schiffes in Augenschein. Später folgte der Kaiser einer
Einladung des Prinzen Heinrich zum Diner an
Bord des Panzerschiffes „Kaiser Friedrich HI."
Ruhlan d.
Livlldia, 24. Nov. Der Kaiser verbrachte den
gestrigen Tag gut und schlief am Tage 2 mal. Das Be-
finden war gut. 9 Uhr abends war die Temperatur 68,8
Puls 72. In der Nacht zu heute schlief der Kaiser gut.
Am Morgen war das 'Befinden vollkommen befriedigend,
um 9 Uhr Temperatur 381, Puls 75.
Die Wirren in China.
Shanghai, 24. Nov. Der „Standart" meldet
vom 22. d. M.: Ein Privatbricf eines chinesischen Be-
amten aus Singanfu ist hier cingegangcn. in dem es
heißt, die Gesundheit der Kaiserin-Witwe sei schwach.
Offenbar habe sie cin inneres Leiden. In Schensi
herrsche eine schreckliche Hungersnot. Es stelle sich
heraus, daß die von der Regierung unterhaltenen Spc i ch er
nahezu leer seien. In der Präfektur von Singanfu nähre
sich die Bevölkerung von Gras, Blättern nnd Wurzeln.
„Daily News" schreibt vom 22. d. M: Ein heute ein-
getroffenes Edikt vom 10. d. M. bestimmt Tschengjilu für
den Posten eines Taotai der Salzstcuer von Kiangsu.
Tschengsiln war ursprünglich zum Taotai von Shanghai
bestimmt, von den Consuln der Mächte aber als ungeeignet
bezeichnet worden. An seiner Stelle ist Nuanichm'nn zum
Taotai von Shanghai ernannt worden.
Shanghai, 24. Nov. Die „Morning Post" meldet
von hier: Die Lage in Singanfu ist nach Schilderungen
eines- Privatbricfes folgende: Der Kaiser und die
Kaiserin befinden sich in (flamen des Gouverneurs
umgeben von 250 Mann, die die persönliche Wache
bilden. Rings herum ist jedoch eine Reihe von Truppen
Tungfuhsiangs ausgestellt die die ganze Sradt besetzt halten.

Der Hochzeitstag.
Roman von H. Palms-Paysen.
2) (Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Bogislaw v. Bclendorf ermaß in seinem Egoismus
gar nicht die Tragweite dieser Worte und nichts lag der
selbstlosen Frau ferner, als ihn darauf hinzuweiscn, welch
himmlische Geduld sic noch heute mit dem herrischen, leicht
erregten Manne zu üben halte. Es genügte ihr, daß er
kein Glück in ihr und daß sie es in ihren Kindern, die
sie über alles liebte, gefunden.
„Gewiß, mein lieber Bogislaw", stimmte sie in ihrer
ruhigen Weise zu. Er hatte sich hinter ihren Stuhl ge-
stellt, sanft die Hand auf ihren kleinen, glatt gescheitelten
Kopf gelegt und blickte von dort her auf ihr Spiegelbild,
Man sah es seiner Miene an, er liebte sie heiß, vielleicht
setzt noch mehr als zur Jugendzeit, diese alternde Frau.
„Gerda ist die einzige, die Dir ein bischen, aber nur
cin bischen ähnlich sicht, Ernestine", bemerkte er.
„Liebster, diese Aeußcrlichkeitcn, sie sind so nebensäch-
lich. Gerda hat cin goldenes Herz, darüber freue Dich."
„Ich hätte mich besser konservieren können, mein langes,
jeglicher Fülle entbehrendes Knochengerüst ist nicht mehr
schön"-,, meinte er, trotz dieser mißfälligen Bemerkung mit
befriedigter Miene sich ganz in die Betrachtung seiner
Person versenkend. Ein rötlich-blonder, hagerer Herr sah
ihm aus dem Spiegel entgegen, dessen vornehm getragene
Gestalt einen hartschaligen Kopf trug von fahler Gesichts-

farbe und unruhigen Zügen. Ucber die schmalen, beweg-
lichen Lippen zog sich ein etwas fuchsiger Schnurrbart
hin. Die Seite des Gesichts bedeckte cin ziemlich üppiger
Backenbart, der das ausrasierte kräftige Kinn frei ließ
und sich am Hals herunter in langen Enden zuspitztc.
„Die verdammten Nerven", schalt er, „die haben es
mir angethan, und all der Aerger, den eine große Familie,
wie die unserige, im Lame der Zeit so mit sich bringt.
Sonst sähe ich jünger und viel besser, viel besser aus, was,
Ernestine?"
„Das glaube ich auch, ja", bestätigte seine Gattin.
Es wurden noch verschiedene wirtschaftliche Angelegen-
heiten und einige auf das Fest bezügliche Einrichtungen
besprochen, dann erst überließen sich beide dem Schlafe,
nicht ahnend, welch ein schwerer, ereignisreicher Tag dem
heutigen folgen würde.
*
Das stattliche Herrenhaus des Rittergutes Fürstenrode,
über dem eben jetzt der Mond in vollem Glanze stand,
lag inmitten eines herrlichen Parkes von uralten Bäumen.
Es war ein uralter Herrensitz, cin mittelalterlicher
Bau, dessen winkelige Fronten mit den vielen Erkern,
Türmchen und Balkons ein malerisches Aussehen gehabt
hätte, wenn sich im Laufe der Zeit nicht die jeweiligen
Besitzer durch geschmacklose Neuerungen und moderne Ab-
änderungen daran versündigt Hütten. Die Turme hatten
nordische Kappen mit Wetterfahnen neuester Konstruktion
erhalten, Thür und Thor, alles war modernisiert worden.
Von einem Baustil konnte nicht mehr die Rede sein, Eine

breite, mit Oleander und Lorbeerbäumen geschmückte
Terrasse von der Front führte in die sich davor aus-
breitenden gärtnerischen Anlagen. Auf der Rückseite des
Herrenhauses traten die Bäume vor einem sehr großen,
mit breitem Fahrweg umzogenen Rasen zurück. Auf diesen
sich weit ausdehnenden Platz führte von der zurückliegen-
den Landstraße her eine vornehme, schattige Kastanicnallec.
Abseits, durch Busch und Baum versteckt, befanden sich
sämtliche Wirtschaftsgebäude des Gutes. Die ausgedehn-
ten Liegenschaften verloren sich ringsum in weiter Ferne.
Es war cin schönes, reiches Besitztum.
Durch cin hohes Portal gelangte man ins Herren-
haus, in eine weite, mit Jagdemblcmcn ausgeschmückte
Halle, deren schönster Prunk eine breite, marmorne Doppel-
treppe war, die in das erste Stockwerk führte, in kleine
und große saalaitigc Gemächer. Uebcrall herrschte der
gleiche moderne Luxus. Deckenhohe Spiegel, schwere Stoff-
vorhänge, kostbare Polstermöbcl, an den Wänden nachgc-
dunkelte Ahnenbildcr, Stillleben, Jagdstücke, je nach dem
Charaker des betreffenden Zimmers. Die einst laugen,
düsteren Gänge waren durch neu in. die massiven Mauern
eingefügte Fenster oder durch Oberlicht hell gemacht. Hier
und da überraschte noch der Anblick einer m die Türme
führenden Wendeltreppe- -
Die Schlafzimmer der Töchter befanden sich am Ende
eines breiten Ganges, und zwar je zwei und zwei gegen-
über. Gisela und Gerda, die sich besonders innig zuge-
than waren, teilten das ihrige zusammen. Es war cin
großer luftiger Raum mit Ausblick aus den Park. Gisela
 
Annotationen