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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0511

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berg.

Nr. 27!) 27. Jahrgang. Samstag. 24. November 1900.
— GksNstSßtikiNktt N »rslhistSßck: ÜMe «tltußrch L
HMMerger Kn^lger.


ZM" l. Watt.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 23. Nov.
Fortsetzung der Beratung der Clstnavorlage.
Abg. Dr. Hasse (natl.): Allerdings bestehe ein
Unterschied zwischen Ausgaben, die gegen das Votum des
Reichstages gemacht seien, und solchen, bei denen sein
Botum nicht eingehakt wurde. Demnach müsse der Reichs-
lag hier auf Indemnität bestehen, die ihm auch zugcsagt
lvordcn sei. Erfreulich sei, daß der "Reichskanzler nur
deutsche Politik treiben wolle, und daß der Reichstag mehr
Und mehr Interesse an auswärtiger Politik genommen
äabe. Schutz der Deutschen im Auslande sei auch ein
Teil der Wcltpolitik, man vermisse ihn aber bei den AuS-
gewicscnen in Transvaal.
Staatssekretär Frhr. v. Richthofcn: Er glaube sagen
,lli können, daß das deutsche Reich und seine Konsuln in
Bachen der aus Transvaal Ausg cw iesenen ihre
Pflicht erfüllt hätten trat- aller schwierigen Verhältnisse.
Abg. Bebet (Soe.): Die gestrigen Ausführungen des
Grafen Lcrchcnfeld waren lediglich eine Rechtfertigung des
BcrfaffungSbrnches der notarisch vorlicge und mit Nichten
«us der Welt geschafft werden könne. Bedauerlich sei,
daß die Hunncnbricfe vom Kricgsministcr nicht beanstandet
worden seien. Auch die Staatsanwälte hätten nicht einge-
ürifscn, trotzdem die schlimmsten Beleidigungen gegen die
deutsche Armee darin ausgesprochen seien. Was in den
Briefen stehe, sei leider wahr. Der Kriegsminister sagte,
Wan könne den Kaiser nicht verantwortlich machen für diese
Thokcn. Ich frage: Ist vom Oberkommando den Sol-
daten der Befehl gegeben worden: „Pardon wird nicht
gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!"
Dus wollen wir wissen. (Großer Lärm.) Ich er-
höre, daß wenn der Kricgsministcr mir nicht klipp und
klar antwortet, ich den Schluß ziehe, daß ein solcher Be-
fehl gegeben wurde. Ohne einen solchen Befehl wären
wlche Thaken unmöglich. Der Reichskanzler wolle die
Verantwortung für die Reden des Kaisers übernehmen
Und sage, der Kaiser habe in Bremerhaven als Soldat, nicht
uls Diplomat gcsprochcn. Der Kaiser spricht nie als Sol-
dat und nie als Diplomat er spricht als Kaiser. Er
ist eine viel zu selbstbewußte Persönlichkeit, als daß er
«uch nur einen Augenblick an das Volk treten will, wie
Ws Kaiser. Bei seiner Rede am 27. Juli wußte der
Kaiser, daß die Gesandten mit Ausnahme Kcttelcrs so gut
wie gerettet waren. Der Kaiser ist ein ganzer Mann
das sage ick, der ich nicht kaiserlich bin -, er will als ein
^stuizes angesehen werden. Die deutsche Kultur in die

Welt zu tragen, ist eine schöne, große Aufgabe. Aber cs
kommt auf die Art an, wie man zu den fremden Völkern
kommt. Der Reichskanzler, auf die Unterstützung des
Centrums angewiesen, wird stets die Mission schützen.
Reichskanzler Graf v. Bülow: Die Behauptung
Bebels, daß unsere Politik gegenüber China unfreundlich,
hart und grausam gewesen sei, welcher Vorwurf ihn per-
sönlich, als früheren Staatssekretär, treffe, sei ganz grund-
los. Er berufe sich auf einen Brief des hiesigen chinesischen
Gesandten, der als geborener Chinese (stürmische Heiterkeit)
sicherlich compctcnter sei, als ein freiwilliger Chinese.
Von den Kaiscrrcdcn habe er am Dienstag nur gcsprochcn
von denen in Bremerhaven und in Wilhelmshaven. Er
crinncrc sich bestimmt, daß am Tage der Wilhelmshavener
Rede alle überzeugt waren, die Europäer in Peking seien
bis aus den letzten Mann niedergemacht worden. In
London sei sogar ein Trauergvttcsdienst für die Unglück-
lichen abgchaltcn worden. Die Rede in Wilhelmshaven
sei gehalten worden, unmittelbar nachdem die Nachricht
von der Ermordung Kcttelcrs eingctroffcn war. Er (Redner)
würde cs nicht verstehen, wenn die Nachricht von einer
so schweren That dem deutschen Kaiser nicht das Blut
rascher durch die Adern getrieben hätte. (Bravo.)
Er- müsse seinem tiefen Bedauern Ausdruck geben über
die Art, wie der Abg. Bebcl von unteren Soldaten und
unserer Armee gesprochen habe. Noch sei kein Fall er-
wiesen worden, wo ein deutscher Soldat sich unwürdig
gemacht hätte des RufcS der deutschen Armee und des
deutschen Volkes. Sollte ein Fall bewiesen werden, so
würde die strengste Ahndung erfolgen. Aus Einzclsällcn
dürften nicht allgemeine Schlüsse gezogen werden.
Kricgsministcr v. Goßlcr: Er sei cs gewohnt,
Anklagen, gegen wen sic auch gerichtet sein mögen, auf-
znklärcn. Der von Bebel überreichte Brief aus der
„Fränk. Tagespost" sei jedenfalls eine Mache. Der Kaiser
spräche nicht nur als Kaiser, sondern zum Heere auch als
Kriegsherr. Nur darin sei Redner mit Bebcl einig, daß
der Kaiser ein ganzer Mann sei.
Abg. Bebcl (Soz.) verwahrt sich gegenüber dein
Reichskanzler und dem Kricgsminister dagegen, daß er
den Wunsch habe, die deutsche Armee gegenüber dem Aus-
lände und China herabznsetzen. Der Kriegsminister habe
auf seine Frage nach dem Befehl „Pardon wird nicht
gegeben" nicht geantwortet. Er ziehe daraus seine
Folgerungen.
Die Vorlage wird der Budgetlommission überwiesen.
Nächste Sitzung morgen l Uhr. Tagesordnung:
12000-Mark-Affaire. Schluß gegen 5 Uhr.

Der Hochzeitstag.
Roman von H. Palm6-Papsen.
0 (Nachdruck verboten.)
Motto.
Triebst du auch die Natur mit
dcr Heugabel aus, sie würde
dennoch immer zurückkehren.
Horaz.
„Gott sei Dank, so weit find wir endlich! Ich habe
f'-Nc große Angst vor diesem Tage gehabt, sonst ein Fren-
°tti!ag für Eltern und Brautleute. Und glaube cs mir,
Äaube es mir, Ernestine, nicht ohne Grund."
Herr v. Bclendorf hielt in seinem erregten Gange inne
^Nd blieb vor seiner Gattin, die vor einem Toilettentische
'^r noch reiches, nur wenig ergrautes Haar löste, stehen.
»Hast Du Gisela's Gesicht gesehen, als dcr Standcs-
^aintc ihr die Feder zur Unterschrift reichte und mit
^lchcm Blick sie zu Ulrich hinanfsah, grade so, äh, äh",
Msleltc er, „als wollte sic sagen: ich thuc es — ich thuc
weil ich nicht anders kann."
„Im Grunde ist das ja auch der Fall", antwortete
.,se sanfte Stimme dcr Gattin, eine schlanke, trotz der
Rlifzjg Lebensjahre noch schöne Fran, „ich mache mir viel
^nstc, sorgenvolle Gedanken darüber. Du hast sie stark
'keinflnßt."
„Selbstverständlich, selbstverständlich" (Herr v. Belen-
R'rf pflegte in seiner schnellen Sprechweise zur Bckräfti-
8ung dessen, was er sagte, derartige Wiederholungen zu
Rachen), „hätte ich es nicht gethan, wäre sie nicht die

fünfte unserer Töchter, die zur alten Jungfer hcranreiftc.
Gott bewahre andere Väter vor solch einer Töchtcrschar,
und alle häßlich, alle häßlich und so — na, sagen wir:
so langweilig, bis auf die eine, die den Teufel im
Leibc hat."
„Bogislaw, versündige Dich nicht gegen den Himmel."
„Ach was, versündigen! cs ist so — cs ist die Wahr
Heck. Kannst Du das bestreiten?"
Die Eheleute befanden sich in ihrem Schlafzimmer,
um sich zur Ruhe zu begeben. Ein unruhiger Tag war
dahin — ein noch bewegterer und feierlicherer sollte folgen.
Morgen sollte die Trauung der jüngsten Tochter Pes
Rittergutsbesitzers Bogislaw v. Belendorf stattfindcn, mit
darauf folgendem glänzendem Festmahl. Das große Herren-
haus steckte voll Gäste, von nahcwohnendcn und auch wcit-
hergcrcistcn Verwandten. Selbst das Erdgeschoß, das im
täglichen Leben nur für die Wirtschaft und die Diener-
schaft benutzt wurde, war zur Bergung dcr Hochzeitsgästc
in verschiedenen Räumen herrschaftlich hergcrichtet worden,
„Ja, ich bestreite das, das eine wie das andere", ant-
wortete Fran v. Bclendorf mit ruhiger Bestimmtheit.
„Na, doch nicht die Häßlichkeit der Mädchen?"
„Neber alles geht mir dcr seelische Ausdruck eines Ge-
sichtes und bei einer jeden unserer Töchter, bei allen fin-
dest Du den einen und den andern lieben, menschlich fes-
selnden Zug. Darüber vergißt sich das, was etwa un-
regelmäßig oder gar unschön ist."
„Und grobknochig und rothaarig", schaltete er ärger-

Deutsches Ateich.
ili.idl. Karlsruhe, 22. Nov. Die Verordnung über
die Umschreibungsgebührcn bei Führung dcr Grund- und
Pfandbüchcr ist nunmehr veröffentlicht: Die Gemeinden
mit Ausnahme derjenigen, in denen die Führung der
Grund- und Pfandbücher nach dem Gesetze vom 28. Juni
l874 geregelt ist, erhalten aus der Staatskasse vollen Er-
satz dcr Beträge, welche sic für die vor Inkrafttreten des
rcichsgcsetzlichen Grundbnchrcchtcs erfolgende Herstellung
der Grundbuchhcfte den Ratschrcibcrn bezahlen, insoweit
als hierbei die nachstehend bestimmten Sätze nicht über-
schritten werden. Für die Umschreibung des Inhalts dcr
bisherigen Grund- und Pfandbüchcr, Hauptbücher und
Gcneralregister in die Grundbuchhcfte erhält dcr Ratschreiber
von jedem Grundstück 20 Pfennig und von jeder Last
20 Pfennig. Durch diese Gebühren werden auch alle mit
dcr Unischreibung verbundenen Ncbcnvcrrichtungcn, wie
insbesondere die Einschreibung in das Hilfshcft, die etwa
erfolgende Fertigung einer zu den Grundakten zu neh-
menden Abschrift aus dein Lagcrbuch, die Fertigung der
Einträge in die Eigentümer- und Gläubigerlistc und Hefte
fertigungsnachweisuug und die Durchgehung der Hefte mit
dcni Notar, entgolten. Eine Last kommt in einem und
demselben Heft für die Gcbührcnbercchnung nur einmal
in Betracht, auch wenn sic auf einer Mehrzahl von Grund-
stücken ruht. Diese Gebühren erhält dcr Ratschreiber auch
für die Herstellung des HilfshcftS sammt der Dvppelschrift
desselben, welche behufs Bereinigung dcr Buchfükirung über
die in besondere Grundbücher einzutragendcn Grundstücke
erfolgt. Für die auf. Grund der Dvppelschrift erfolgende
Einschreibung in das Grnndbnchhcft wird die halbe Gebühr
bezahlt. Wenn ein Anhörungs-Verfahren stattfindet, erhält
dcr Ratschreibcr soviel mal lO Pfg., als Beteiligte zur
Prüfung des Heftes aufgefordert werden. Wenn in der
vom Notar bestimmten Tagfahrt Beteiligte erscheinen, und
unter Mitwirkung des Ratschrcibcrs mit ihnen verhandelt
wird, erhöht sich die Gebühr des Ratschrcibcrs nm 10 Pfg.
von jedem dieser Beteiligten. Dcr Mindcstbctrag der dem
Ratschreibcr Ankommenden Gebühr ist l Mk. von einer
fertig gestellten und gecignctcnfalls dem Anhörungsvcrfahrcn
unterzogenen Hefte. Von diesen Gebühren kommen die-
jenigen Beträge in Abzug, welche für Einschreibungen in
die Grundbuchhcftc nach M 148 n. 149 dcr Verordnung
vom 4. Mai 1900 von den Beteiligten zu erheben sind.
Der Gcmcindcrat übergibt die Gebührenliste dem Notariat,
welches sic dem Justizministerium vorlcgt. Diese Vor-
schriften finden auch Anwendung auf die vor Verkündung
dieser Verordnung erfolgten Einschreibungen.
Kiel, 23. Nov. Heute Vormittag fand vor dem Kaiser
lich ein. „Verdammt dcr Ahn, der uns die fuchsigen
Haare und die Habichtsnase in die Familie gebracht hat."
„Und dann — ein weniger derber und, verzeih, Bogis-
law — weniger ungerechter Beobachter als Du, würde
bei unfern Töchtern das mehr oder minder hcrvortretende
ernste, ruhige uud bescheidene Wesen, als „langweilig"
sicherlich nicht bezeichnen, ohne Gisela zu nahe treten zu
wollen, sic wäre mir lieber, sympathischer, wenn ihr etwas
von dem stillen, we blichen Wallen ihrer Schwestern eigen
wäre. An ihr findest Du wiederum die sprühende Leb-
haftigkeit."
„Keineswegs — aber den Trotz, den Eigenwillen, die
Unlcnksamkcit — das Sclbstbcwußtscin und — und —"
„Du bist ein sehr anspruchsvoller Baler."
„Und Du, teure Ernestine, eine sehr eitle Mutter."
„Etwas Liebenswertes muß Gisela doch wohl an sich
haben, sonst hätte ein Mann wie Ulrich v. der Lüde sie
sich nicht zur Braut erkoren."
„Ein hübsches Gesicht hat schon manchem Mann den
Kopf verdreht."
„Das wäre sehr, sehr traurig, wenn er sie nur des-
halb lieb gewonnen hätte."
Jia meinetwegen, meinetwegen denn auch das Sprüh-
tcufelchen in ihr, das ihm noch genug zu schaffen machen
wird. Ich habe Ulrich's Geduld und Güte, besonders
seine Ruhe Gisela gegenüber bewundert, denn von Natur
ist er heftig."
Frau v. Bclendorf seufzte. „Ein jüngerer, nicht ganz
so in sich fertiger Mann, wie Ulrich es ist, würde viel-
 
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