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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 261 - Nr. 270 (8. November - 19. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0479

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Rr. 267.

27. Jahrgang.

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Donnerstag. 15. Uovemder 1900.
LksWSßrSt: llilklk RtOrßrch v.

UMeltierger An;eiger.

Erscheint tägbich am Ausna hme der Sonn- u. tzerertqze
AIS Beilagen das „Heidelberger BslkM«tr" und das
«fertige „Fllustrierte SonnkagMart". Meis Ä7> P?«.,
mit den Beiblättern AK Pfg. monakLch. Durch die
Post vik*MWrlich ittd Psy. oboc dlefkoSMÄ,

Attsev«rteni»t<rtt
für KeiöslDerg unö Wrngegerrö.

Anzeigen: die l-fp«Mge Petitzeiie oder dxren Raum
t > Pfg. Lokale GrMkists und Privat-Änrergen be-
deutend ermWgt. Mttamen 30 Pfg. Mr Auf-
nahme von AnWgen «n bestimmten Tggen wird mW
oarsutchrt. ElvaÄsmrb«itnng durch SäulenaufElaA

Eröffnung des Reichstages.
Berlin. 14. November.
Der Reichstag ist henke vom Kaiser mit folgender
Thronrede eröffnet worden:
Geehrte Herren! Nachdem Ich Sic zu erneutem
Wirken im Dienste des Gemeinwohls berufen habe, ent-
biete ich Jkmeu namens der verbündeten Regierungen
Gruß und Willkommen. Die Ereignisse im fernen Qstcn
haben unter allen gesitteten Böllern der Erde tiefe Er
tegung. hcrvorgcrufcn. Fanatischer Haß und finsterer
Aberglaube, augcstachelt von gewissenlosen Ratgebern des
Pekinger HofcS, hatten mißleitete Massen des chinesischen
Volkes zu Grenclthatcn getrieben' gegen die friedlich unter
ihnen weilenden Borpoftcn abendländischer Civilisation und
christlicher Kultur. Bei dem mutig unternommenen Ver-
lnche, die aufziehcnde Gefahr zu beschwören, starb mein
Gesandter von meuchlerischer Hand. Die Fremden in
der Hauptstadt iahen sich an Leib und Leben bedroht,
aber die Schreckensbotschaft einte, was wüst getrennt.
Alle Nationen, gegen die sich der unerhörte Angriff richtete,
schlossen sich eng zusammen, und einmütig kämpften Schul-
ler an Schulter ihre Söhne und wie die Feldzeichen draußen
gemeinsam wehen, so zeigen sich die Regierungen in ihren
Beratungen von dem einstimmigen Wunsche beseelt, mög-
lichst bald wieder geordnete Zustände hcrbeizuführeu und
ttach Bestrafung der Hauptschuldigen der Wiederkehr sol-
cher Störung des Weltfriedens für die Zukunft vorzu-
beugen. Gern hätte Ich auf die Knude von dem Ausbruche
der Wirren in China alsbald die Volksvertretung um
Wich versammelt, wie das deutsche Volk mit seinen Für-
sten die Ausfahrt der freiwillig zu den Fahnen geeilten
!vehrhaitcn Jungen und ihrer Führer mit Kundgebungen,
irendigen Stolzes und mutiger Zuversicht begleitete, einer
Zuversicht, die seither durch das Verhalten unserer Krieger
bor dem Vatcrlandc, wie vor dein Auslände voll gerecht-
fertigt ist, so würde gewiß auch die Volksvertretung mit
patriotischer Entschlossenheit für die zu ergreifenden Maß-
tcgcln ciugctrctcn sein und hierdurch deren Wucht gesteigert
haben. Aber während nur das eine sicher war, daß ohne
Zögern gehandelt werden mußte, war die Grundlage für
Wc zu fassenden Beschlüsse, zumal bei der Unsicherheit des
Nachrichtendienstes schwankend, standen demgemäß die uns
^wachsenden Ausgaben, noch keineswegs fest und entzog
sich damit das Maaß der notwendigen Aufwendungen
fincr finanziellen Schätzung. Wenn hiernach davon abgesehen
worden ist, den Reichstag zu einer außerordentlichen Sitzung
behufs verfassungsmäßigen Beschlusses über den Kosten-
aufwand zu berufen, so hegen doch die verbündeten Rc-
kicrungcn das Vertrauen, daß die Volksvertretung

den unvermeidlich gewordenen Ausgaben ihre nach-
trägliche Zustimmung nicht versagen werde, galt doch,
nicht nur schwer bedrohte deutsche Interessen zu schützen,
sondern auch die Ehre des deutschen Namens ohne Verzug
zu wahren. Gegenwärtig läßt sich der durch das ost-
asintifchc Unternehmen verursachte Aufwand für das lau-
fende Rechnungsjahr übersehen, er bildet den Gegenstand
einer besonderen Krcditvvrtagc, die Ihnen sofort zugcheu
wird. Zn dem Entwürfe zum Reichshanshalrs-Etat haben,
Dank dem natürlichen Steigen der Einnahmen und den
vom Reichstag in der vorigen Tagung beschlossenen Steuer-
erhöhungen für fast alle Zweige der Rcichsthätigkeit reichere
Mittel angcscpt werden können, insbesondere zu Zwecken
der Fürsorge für die Arbeiter und der Landesverteidigung.
Ein Zolltarifgesctz ist soweit vorbereitet, daß die Vorlage
des Entwurfs an den Bundesrat im Laufe des Winkers
zu erwarten ist. Nächst den in der vorigen Tagung nicht
verabschiedeten Entwürfen einer Sccmnunsordnuug und
der damit in Zusammenhang stehenden Gesetze, werden
neue Vorlagen Sie beschäftigen, durch welche einerseits
eine einheitliche Gestaltung der öffentlich-rechtlichen Seile
des Prwatvcrsichcrungswcscns hcrbcigcführt, andererseits
die Rcichsgesctzgebung über das Urheberrecht mit d.r fort-
geschrittenen Rechtscn!Wickelung in Einklang gebracht werden
sott. Vorbereitet wird eine durch die Neugestaltung der!
Unfallvcrsicheruugsgcsetze bedingte Abänderung der Vor- I
schriftcu über die Unfattfürwrgc für Beamte und Personen
des SoldateustandcS, sowie eine Vorlage, welche die Vor-
schriften über den Verkehr mit Wein zu verbessern bezweckt.
Tic Beziehungen des Reiches zu allen auswärtigen Mächten
sind fortdauernd gut und freundlich. Mit Wehmut gedenke
ich Meines Verbündeten und teuren Freundes, des Königs
Humbert, welcher in seinem königlichen Beruf als Opfer
eines fluchwürdigen Anschlags siel Auf der Weltausstellung
zu Paris, wo das Nachbarland dem friedlichen Wettstreite
der Völker eine gastliche Stätte bereitet hatte, ist deutschem
Flcißc und deutscher Kunstfertigkeit reiche Anerkennung
zu Teil geworden. Dieser Erfolg, den Sie gewiß mit
mir freudig begrüßen, wird den nationalen Arbeit auf allen
Gebieten ein Sporn zu neuen Anstrengungen und immer
größeren Leistungen sein. Möchten die Beratungen, denen
Sic sich, geehrte Herren, im Einvernehmen mit den ver-
bündeten Regierungen widmen wollen, unter dem Beistände
der.göttlichen Gnade dem teuren Vaterlande zum Segen
gereichen!
Berlin, 14. Nov. Henle Mittag 12 Nhr fand im
Rittcrsaale die feierliche Eröffnung dcS Reichstages
durch den Kaiser statt. Der Thron war von den Pagen
stankirt. Die Througardc unter Obcrftleuiunnt v. Berg

hatte an den drei übrigen Wänden Aufstellung genommen,
die Fuhne gegenüber dem Thron. Zahlreiche Mitglieder
des Reichstages waren anwesend. Der Kaiser betrat in
der Uniform der Gardes du Corps, mir dem Bande des
Schwarzen Adlerordens geschmückt, den Saal, während die
Schlvßgardc präsentinc und Graf Ballestrem ein Hoch auf
den Kaiser ausbrachte. Der Kaiser verlas die ihm vom
Kanzler gereichte Thronrede, worauf GrafBülow den Reichs-
tag für eröffnet erklärte.
Deutscher Reichstag.
Berlin, 14. Nov.
Graf Bal lest rem eröffnet ordnungsgemäß um 2
Uhr 20 Minuten die Sitzung und beruft die Abgeordneten
Braun, Page, v. Normann und Dr. Hermes zu provi-
sorischen Schriftführern. Er bringt sodann ein Schreiben
des Reichskanzlers zur Kenntnis, in dem dieser seine
Eucnnuug zum Reichskanzler mittcilt, und verteilt
das Verzeichnis der ncugewählten Abgeordneten. Eingc-
gangcn sind der Entwurf betreffend die Festsetzung eines
dritten Nachrragsckat, die Chiuavorlage und andere
Vorlagen.
Hierauf wird durch Namensaufruf die Beschlußfähig-
keit des Hauses fcstgestcllt.
Auwcstnd sind 240 Abgeordnete.
Erste Sitzung morgen 2 Uhr: Wahl dcS Präsidiums
und der Schriftführer.
Schluß 2 Uhr 00 Minuten.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 1.4. Nov. Zum Vollzug des Ge-
setzes .betr. Veranlagung zu den direkten Steuern
bestimmt das „Verordnungsblatt" u. A. folgendes: Die
'Stcuerdircktion bestimmt, welchem Schotznngsrat jede ab-
gesonderte Gemarkung zngeteilt wird und wo ausnahms-
weise für eine abgesonderte Gemarkung ein besonderer
Schatzungsrat gebildet werden soll. Die Anzahl der Mit-
glieder des Schatzungsratcs . wird von dem zuständigen
Bezirksamt auf Grund der letzten Volkszählung bestimmt.
Hält der Gemciudcrat einer Gemeinde eine Vermehrung
der Zahl der SchatzuugSratsmitgliedcr für angemessen, so
hat er einen dahingehenden Antrag mit Begründung dein
Stcuerkommissar mitzutcileu. Dieser legt ihn dem Be-
zirksrat vor oder giebt ihn dem Gcmeinderat zurück. Hat
der Bczirksrnt die Vermehrung der Zahl der Schatzungs-
raksmrtgliedcr beschlossen, so veranlaßt das Bezirksamt die
Ernennung der weiteren SchatzuugSratsmitgliedcr, indem
es den Gcmeinderat auffordert, thm geeignet erscheinende
Persönlichkeiten vorzuschlagcn und den Vorschlag dem

Der Herensterrr.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
N fNachdruck verboten^
> Fortsetzung.)
„Und ich?" rief, wütend um sich blickend, Walker,
»ich kann mein Bündel schnüren und so arm abzichcn
Ns eine Kirchenmaus. Tas Testament wird vernichtet
Und die andern Verwandten erhalten alles. Aber nein!
nein! und nochmals nein! Das soll nicht geschehen,
kttd wenn ich ... ."
„Um Gottes willen", unterbrachen ihn erschrocken die
Ärädchen, „was wollt Ihr thun? Ihr werdet doch nichts
Tcgen unsere Mutter im Schilde führen?"
„Dumme Frauenzimmer!" rief er verächtlich. „Was
Nürdc mir das helfen? Nichts! Aber ich muß verhindern,
baß . . . ."
Draußen auf dem Hofe entstand jetzt Lärm. Die
Naunc Liese, eine stattliche Milchkuh, hatte sich losgc-
lissen und stürmte über den Gutshof. Das Tier ließ sich
Nir von der Kathrin bändigen, und als diese jetzt durchs
Fenster sah, was da vorging, wartete sie den Schluß der
Ncde Walters nicht ab und stürmte hinaus.
Unterdessen flüsterte der junge Herr mit Anna: „Ich
Nuß verhüten", sagte er, „daß der Alte keinen Verdacht
'chöpft. Schon lange ging cs mir durch den Kopf, ob
Ncht eine Nachbarin oder sonst ein Zwischenträger dem
^hm etwas von unserem Handel zuflüstcrn würde; jeden
Tag stand ich mit Zittern und Beben auf, und jeden

! Abend legte ich mich mit Herzklopfen nieder. So habe
! ich ganze Nächte durchwacht und nachgesouncn. Aber bis
jetzt konnte ich nichts machen, cs war ja noch kein Testa-
ment da. Aber jetzt ist's vorhanden!"
Heiser lachte er auf. „Ja, jetzt ist's gemacht: jetzt
ist mir das Erbteil sicher! Und jetzt will ich Ruhe haben;
ich muß Ruhe haben. Ter alte Herr soll nicht mehr
dazu kommen, das Testament zu ändern —"
Das zitternde Mädchen blickte mit bleichem Gesicht zu
ihm auf. „Wie schrecklich Ihr redet, Herr Walter!" sagte
sic ängstlich. „Wer das hörte, könnte meinen, Ihr ginget
auf.Mord und Totschlag aus."
Wahrend daS Mädchen das sagte, ging plötzlich eine
Acndcrung mit ihm vor: er fuhr einige Male mit der
Hand über das Gesicht, und wie durch einen Zauberfchlng
kehrte das frühere sanfte, fromme Lächeln wieder, welches
ihn bei jedermann so beliebt gemacht hatte.
„Geh", sagte er zu dem Mädchen, „Du bist eine
Närrin!" Seine Stimme war so sanft und zutraulich,
wie nie zuvor. „Aber fast hatte ich das wichtigste ver-
gessen", fuhr er fort. „Nimm dieses Schriftstück und geh'
damit auf die Amtsstube des Bürgermeisters, wo Tu eS
mit einer Empfehlung des Herrn Gugclmcycr ablicferst.
Das übrige wissen die gestrengen Herrn vom Amte schon,
den mein Onkel hat bereits mit ihnen über diese Sache
gesprochen."
Tas Dtädchcn wollte anfänglich nicht und weinte still
weiter; endlich aber beruhigte sie sich und ging, den Auf-
trag zu erfüllen.

Bald darauf setzte auch Herr Walker sein Sammr-
mützchen auf, schnallte seinen Degen nm denn zu jener
Zeit trugen die Junker noch Degen, und die Sammte
mützc, Barett genannt, war auch ihre besondere Tracht —,
also er bekleidete sich mit den genannten Gegenständen und
verließ das Haus, der alten Kathrin sagend, er habe einen
Besuch zu machen.
Wer ihn so sah und hörte, mit seiner frohen Miene,
mir feiner sanften Stimme, der pries ihn glücklich und
segnete seine Freundlichkeit und sein liebenswürdiges Wesen.
So grüßte er auf der Straße bald hier, bald dort hin,
trat -hier in ein Haus und plauderte, oder sprach zu Be-
kannten zu kurzem Besuche vor.
Endlich betrat er das letzte Haus in der Straße; bei
diesen Leuten, die hier ihren Wohnsitz hatten, wurde es
dem jungen Pfanne plötzlich unwohl. Er klagte über
heftige Schmerzen im Unterlcibe und Ucbclkeit. Man
wollte ihm beruhigenden Thec bereiten, er lehnte aber ab
und begab sich nach Haust. Hier legte er sich zu Bette
und schickte die Kathrin zum Stadtmedikus, dem Arzt und
Freund des Hauses. Dieser fand sich sofort ein, denn
wenn mau als reicher Mann zu einem Arzt schickt, ist er
gleich zur Stelle,
Der Doktor Gcwelkorn untersuchte den Patienten und
fand seinen Zustand ziemlich bedenklich, verordnete eine
Mixtur und empfahl besonders Ruhe nnd gleichmäßige
Wärme im Bette. Walter befolgte die ärztlichen Rat-
schläge sofort, und da der Arzt nun alles nach seinem
Willen geordnet fand, empfahl er sich mit dem Versprechen,
 
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