Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI Heft:
Nr. 221 - Nr. 230 (22. September - 3. Oktober)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0315

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mrz.
hr im Lokal-

«rstand.

inc.
mH 7 Uhr


tptmantt^
nterr
sucht für ihre
ährigcn Ber-
ing. Offert-
sols Moffc,
eiter
uffragcn
»höhe
Nüßig.
«MMB

te Sicherheit.
im Anzeiger.


ncht
5 imon,
str. 108.
iiffcr
-oft
'sni IL.
crestraßc 13,-
immer
Zu erfragen
karstraße 17.
immer
inzel. Herren
tvl»
gaffe Nr. 7,-
-r.
a ß e.
—3 Zimmer,
e u. Garten-
insverwalter
d Würths

tclg.17,2Tr-
-neinde-
te.
Ptcniber
Herr Stadt-
ff. Schwarz.
Uhr: Herr
nner.
Pf. Schmilt-
b 10 Uhr-
mst.
Herr Stadt-
!Nst.
Stadtvikar
cim.
niber,
Herr Kand.
Versorgung
lnde._
meinde-
t.
ptember,
mit Kinder-
rche.
Stubenvoll-
konissen-
-ck 47.
embcr, :
Predigt von .
-schule,
lstunde von
Oktober,
elstunde von s ,
im neue»
Sonntags- - -
elstunde von
Ruprecht.
Geisendörfer .

Montag, 1. Oktover 1900

StsWWe: L,ttN RkSnstkßßt v. - d,


die Ergebnisse

»Äestellt waren. Unter den Wicbcrgcwählten befindet
außer Chcunberlain auch Ler lUmterstaatssekretLr des
>cgcs Wyndham.


Cha-M-berlain
Es war lein Gc-

Handlungcn und so geistvoll dabei, und ich bin das alles
gar nicht", .erklärte sie mit rührender Offenheit, über die
Gertrud zu anderer Zeit wohl hätte lächeln müssen.
Nichtsdestoweniger fühlte sie sich merkwürdigerweise
durch dieses blaffe zarte Mädchen zum Mitleid bewegt,
da sic ihr, der Fremden, mit so liebevollem Vertrauen cnt-
gegcnkam. Es war ihr, als spräche ganz leise etwas in
der Stimme und in den Augen des jungen Mädchens
mit, das von ihr Schutz und Beistand heischte. Gertrud
beugte sich mit feuchten Augen vor und küßte die Stirn
ihrer jungen Schwägerin. Es fiel ihr dabei gar nicht
ein, daß Klementine von Landskron auch eine Aristo-
kratin sei.
Da schlug eine Uhr, „Mein Himmel, schon vier Uhr",
rief Klementine sich erhebend; ein glückliches Lächeln hatte
bei dem Kusse Gertruds ihr Antlitz erhellt. „Wir müssen
uns beeilen, liebe Schwägerin, nm fünf wird der Thec
serviert, und Sie müssen sich noch umkleiden."
„Umkleiden? Ist das notwendig, Klementine?" fragte
die junge Frau mit einem müden Blick auf ihr hübsches
graues Reisekleid.
„O ja, natürlich", gab die Komtesse etwas verwun-
dert zurück, und da ihr cinfiel, daß Gertrud die Gewohn-
heiten vornehmer Häuser wohl nicht kenne, letzte sie hinzu:
„Mama liebt es nicht, wenn man im Haus- oder Reise-
kleid bei Tisch erscheint. Ich ziehe mich stets zum Mit-
tagessen an und zum Abend nochmals. Heute habe ich
das schon vorher besorgt, weil ich mich darauf freute, mit
Ihnen zusammen zu sein. Machen Sie sich nur recht

worden, und cs wurde besonders auf den Widerspruch hin-
grwicscn zwischen diesen Bekanntmachungen und den jede
Absicht auf Gebictserwerb in Abrede stellenden amtlichen
Erklärungen der russischen Regierung. Es mußte von
vornherein auffsllen, daß Rußland in der Besitzergreifung
der an seinen Grenzen gelegenen Gebietsteile solche Eile
bewiesen haben sollte, zumal die russische Politik China
gegenüber immer sehr ruhig und abwartend gewesen ist
und niemals auf sich überstürzende Erwerbungen hinaus-
ging. Es scheint nun auch, daß die russische Diplomatie
eine Erwerbung mandschurischer Grenzbezirke in Abrede
stellt und deren Besetzung wie die Uebernahme der Ver-
waltung als eine nur Zeitweise in den kriegerischen Vor-
gängen begründete Maßregel betrachtet. Sehr bezeichnend
ist es in -dieser Beziehung, daß der amtliche „Regierungs-
bote" von den Einserleibungsver'kündigungcn. keine Notiz
genommen hat, daß also eine amtliche Billigung seitens
der allein maßgchoüden Ccntvalbehörde nicht erfolgt ist.
Es stimmt das durchaus mit dem überein, was man auch
sonst wsn den Absichten der russischen Regierung weiß.
L-en d on, 29. Sept. In chinesischen Nachrichten herrscht
heute Stille. Nack; einer Meldung der „Morning Post"
aus Shanghai von vorgestern wäre die Ticntsiner
Bahn noch in russischem Betrieb, sei aber, wahrscheinlich
mit Zustimmung der englischen Bcfehlslpber, thatsächlich
den Deutschen überlassen worden. Verhandlungen
seien in der Schwebe, daher scheine gegenüber den Mel-
dung« über diesen Gegenstand Vorsicht geboten. Unmittel-
bar darauf teilt -die „Morning Posi" eine Pariser Depesche
mit, wonach eine Verständigung über ein Programm
für die chinesischen Angelegenheiten zwischen Frankr c ich,
Deutschland und Rußland nahezu abgeschlossen
sei und ffn einigen Tagen den übrigen Mächten unterbreitet
werde. Vorläufig könne nur gesagt werden, daß eine all-
seitige sofortige Annahme erwartet werde. Das Vorgehen
werde Wicht ganz so scharf sein, wie ursprünglich von
deutscher Seite -vorgeschlagen wurde. Die Gerechtigkeit
werde -infolge :dos russischen Einflusses durch Milde ge-
mäßigt-werden. Prinz Tua ns Beförderung werde
der Eröffnung der Verhandlungen nicht im Wege stehen.
T sch img und L i --Hung - Ts chang seien von den Mächten
als Bevollmächtigte anerkannt; mit ihnen habe man zu
unterhandeln. Die Bestrafung der Schuldigen werde eine
langwierige und schwierige Angelegenheit sein. Diese Mit-
teilung ist wie andere einer russisch-französischen Quelle
entstammende Angaben über die deutsche Politik mit Vor-
sicht aufzunehmen.
Shanghai,-28. Sept. -Nach einem Telegramm des
„New-Mrk Hrrald" verlautet aus zuverlässiger chinesischer
Quelle daß die den Ausländern freundlich gesinnten Vice-

hübsch; Sic sind so schön, daß Sie eigentlich gar nicht
durch irgend einen Anzug gewinnen oder verlieren können."
Gertrud lächelte. „Wie liebenswürdig Sie sind; ich
fühle, wie Sie sich bemühen, mich aufzuheitcru und bin
Ihnen dankbar dafür. Wollen Sie hier im Boudoir auf
mich warten, bis ich mit dem Umkleiden fertig bin?"
„Ich habe noch kein Mädchen für Sic speziell be-
sorgt, weil ich mich nicht getraute, für Sic zu wühlen.
Soll ich Ihnen meine Kammerjungfer schicken?"
„Nein, ich danke, liebe Klementine, ich bedarf über-
haupt keiner Hilfe."
Komtesse Klementine mußte an einige ihrer Bekannten
in der Hauptstadt denken, welche bchanptcten, nervös zu
werden, wenn sic sich die Schuhe allein an- oder aus-
ziehen müßten; aber sic erwiderte nichts.
Während Gertrud sich umkleidete, nahm Komtesse Kle-
mentine ein Buch, aber zu lesen vermochte sie nicht. Je-
des leise Geräusch, das aus dem Ankleidezimmer zu ihr
drang, beschäftigte sie. So sicher sie sich einerseits in
Gertruds Nähe fühlte, so ängstlich war ihr anderseits zu
Mute, da sie besorgt war, daß ihre Schwägerin durch
eine unpassende Wahl in der Kleidung, oder durch irgend-
eine Ungehörigkeit im Benehmen den spöttischen Unwillen
der Gräfin-Mutter erregen könne.
Da trat Gertrud wieder ein. Ein Kleid von zarter
Flicderfarbe umschloß die schlanke Gestalt, eine Nüance,
welche zu dem feinen rosigen Teint, zu den schönen, licht-
braunen Haaren der jungen Frau ungemein gut paßte.
„Sie Glückliche, Sic können Lila tragen!" rief die

Vermischte Nachrichten.
L.^. Eberbach, 30. Septbr. sJ n der Baugrube
des Strompfcilcrsj der hiesigen Brücke wurde heute
der Fclsgrund erreicht und cs bestätigt sich anscheinend
die durch die früheren Bohrungen ermittelte, aber vielfach
angczwcifelte Thatsache, daß hier nicht Findlinge von
Kalk, sondern eine geschlossene Lage dieser Gesteinart auf-
liegt. Eine nähere Untersuchung seitens der geologischen
Landesanstalt soll in nächster Woche beabsichtigt sein. Im
klebrigen ist zn berichten, daß beide Widerlager der Brücke
fertig sind, der rechte Landpfeiler seiner Vollendung ent-
gegcngeht und mit dem linken begonnen worden ist. Die
ursprüngliche Absicht, noch einen Teil der Eisenkonstruk-
tion vor Winter zu montieren, soll aufgegcben sein, da
der Termin für die Fertigstellung der ganzen Brücke
ebensowohl eingehalten werden kann, wenn man mit dem
Montieren erst im Frühjahr beginnt. Die wegen des
niedrigen Wasserstandes eingestellte Schiffahrt auf dem
Neckar wurde wieder ausgenommen und es sind gestern
Abend wieder die ersten Schlepper zu Thal gegangen.
Karlsruhe, 28. Sept. sJn Sachen des verun-
glückten Kammersängers Fritz Planks geht der
„Bad. Presse" Folgendes zu: Vor Kurzem gingen durch
verschiedene Zeitungen Notizen, daß die Plank'schen Kinder
trotz der ihnen gemachten „namhaften" Zuwendungen und
Zusagen den Rechtsweg beschritten hätten. Da nun dem
Vormund und den Kindern sehr viel daran liegt, nicht in
den Augen ihrer Freunde und des Publikums als leicht-

I«sev«rtenbl<rtt
für Keiöewerg rrnö Umgegend

- -.»
könige der südlichen Provinzen, Liu-Kunyi, Tschang-Tschi-
Tung und Uuan-Schi-Kai, in einer an den Thron ge-
richteten Denkschrift gegen den Prinzen Tuan und die
Generäle Kangyi und Tung-Fuh-Siang schwere Anklagen
erhoben. Tung-Fuh-Siang habe noch immer den Ober-
befehl über die chinesischen Truppen.
Taku, 29. Sept. Ein französisches, von Peking auf-
gebrochenes Bataillon besetzte nach der Agentur Havas am
22. d. M. Lekukio und Tscho ngsintian auf der
Linie nach Paotingfu.
Aokohama, 29. Sept. Das Kabinct Aamagata ist
am 27. um seine Entlassung cingekommcn. Das neue
Kabinet wird wahrscheinlich von Marquis Ito gebildet
werden.
Nagasaki, 29. Sept. Lloyds Agentur meldet: der
norwegische Dampfer „Calanda" und der japanische
Dampfer „Jsemaru" stießen bei Jwosima zusammen.
Ersterer sank! letzterer hat Nagasaki angelaufcn. Der
Kapitän der „Calanda" ist gerettet: 4ö Insassen, Mann-
schaft und Fahrgäste, sind ertrunken.

8._27. Jahrgang.
»-WM,: lila, N.

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia M ay.
WachdrLck verbotcn.j
(Fortsetzung.)
h. Während Klementine voll HerzcnSteilnahmc sprach,
sie Gertruds hcrabhöngcnde linke Hand erfaßt und
schelte sie und drückte sic kosend an Wangen und Lip-
j?- Und sonderbar, die sanfte Stimme des schüchternen
,^8en Mädchens, die leise liebkosende Berührung ihrer
si^de und ihres Antlitzes übten einen wohlthucndcn be-
.iJZenden Einfluß auf die aufgeregte Stimmung Ortruds
und langsam versiegten ihre Thräncn.
„Es sind teure Gräber, welche das Bild darstM?"
V^te Klementine. Gertrud stützte die Stirn in die Hand,
-.s' ein zitternder Seufzer glitt über ihre Lippen, wah-
k ihr Kopf zustimmend nickte.
»Ihrer Eltern?"
»Ja."
-sv „Arme Gertrud, so jung und keinen Vater und keine
üj'^ter mehr! Ach, mein Vater ist auch früh gestorben,
n zu früh für mich. Er war so gut, so herzensgut;
ij^ert gleicht ihm durchaus." Und sich besinnend, daß
H iuit dem ausschließlichen Lobe des Vaters vielleicht der
^ffer ein Unrecht thue, fügte die Komtesse schnell hinzu:
fr e Mama liebt uns auch sehr, obgleich sie etwas
tz^ger und nicht so zugänglich ist, wie Papa es war.
j^. hat freilich viel Grund, mit mir unzufrieden zu sein;
'st so schnell und fest in allen ihren Entschlüssen und

MlöeUmgkr Nnlngrr.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
Sseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis SS Pfg.,
mit den Beiblättern A6 Pfg. monatlich. Durch die

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
IS Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be- j
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf- i
nähme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.!

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 29. Sept. Minister Eisenlvhr ist heute
^vstttag aus Baden hier cingctroffcn und hat die Leitung
? Ministeriums des Innern seinem Nachfolger Gcheim-
Tchcnkcl übergeben.
^arksrlM, 29. Sept. Minister Eisenlohr verab-
^l-eic sich heule mit einer Dankrcdc von den Räten und
z^hten dos Ministeriums des Innern. Nachdem MiuiftcriLl-
^>or Heil in selpr herzlichen Worten des scheidenden
Esters gedacht, feierte der neue Minister Dr. Schenkel
Ntohen Verdienste Eiscnlohrs. — Minister Dr. Schenkel
lär Montag zur ersten Vortragserstattung beim -Groß-
-nach der Mainau befohlen.
i, Berlin, 29. Sept. Die Eü-Lcrufung des Kolonial-
ist ist noch nicht in Sicht; die Etatsberatungen mit dem
^chsichatzaml haben noch nicht begonnen; vor November
j er daher nicht zusanimcntrctLN. Auch die Ernlnrufung
^Reichstages wird sich noch verzögern.
Paderborn, 29. Sept. Der Rcichstagssbgcordnctc
ff.^Ner Hemrick; Hesse (Ccrrtrnm) Hal wegen Kränklich-
sein Mandat nicdcrgclcgt.
ff München, 29. Sept. T-ss neue bayerische Na-
fffn a l in ui cum in der Prinzregcntcnstraßc wurde heute
sRllag durch den Prinzrcgeimn feierlich eröffnet. Zu
.^Festakte m der großen Eingangshalle des neuen Prachl-
^Mdcs fanden sich sämtliche in München weilenden
und Prinzessinnen, die Hof- und StLLtswürden-
d^cr, das diplomatische Korps, die Minister und Ver-
ist aller Behörden ein. Der Kultusminister betonte in
Ansprache, das Museum -sei ein Vorbild für weite
^"gewerbliche Kreise und zugleich ein Ehrcndmkmal für
sichern und das Haus Wittäsbach. Er schloß .mit einem
Astert aufgcnommcnen Hoch auf den Prinzrcgcntcn,
^cher sodann das Nationalmuseum für eröffnet erklärte.
C n gl«M d.
London, 29. Sept. Staatssekretär
.^rdc in Birmingham wicdergewähtt.
Kandidat aufgestellt.
. London, 29. Sept. Bisher fliegen v,r , r
, ? 04 Wahlbezirken vor, in denen keine Gegenkandidaten

Die Wirre« irr China.
t...,B.e r! i n, 29. Sept. Durch -die Bekanntmachung der
Mschen -Generäle in der Mandschurei -sind in -einem Teil
I ausländischen Presse Beunruhigungen hervorgerufen
 
Annotationen