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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 231 - Nr. 240 (4. Oktober - 15. Oktober)
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Ur. 231._27. Jahrgang.
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Neuer

Donnerstag. 4. Oktober 1900.
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Nklöklimsn' Anjeigrr.


brauchtest Du nicht anzunehmeit. Ich muß stets den
Grund und Boden kennen, auf dem ich mich bewege."
Gertrud sah lächelnd auf, voll Verständnis für die
verblümte Rede.
„Warum lachen Sie? fragte die Gräfin-Mutter.
„Weil ich Ihre Anspielung gut verstehe", antwortete
Gertrud, „Sie luden niemand ein, weil Sie nicht wußten,
ob Sie mich präsentieren könnten/'
Es waren das genau die Gedanken der Gräfin Lands-
kron in Worten auSgcdrückt, die sic gehegt, bevor sic Ger-
trud gesehen hatte. Wenn sie auch jetzt aus anderen
Gründen Einladungen nicht ergehen ließ, so fühlte sie sich
doch verletzt durch die rücksichtslose Offenheit, mit der
Gertrud immer die Schläge parierte, die gegen sie geführt
wurden. Herbert wußte nicht, sollte er den Muth seiner
Frau bewundern oder ihre Aeußerung bedauern; er Zog
cs in diesem Augenblicke vor, das Feuer nicht zu schüren;
denn daß er dies auf jeden Fall thun würde, gleichviel,
auf welche Seite er sich stellte, war für ihn klar. Seine
Mutter fühlte, daß sic ein Stück Boden verlieren würde,
wenn sie auf die Bemerkung Gertruds nichts erwiderte,
und sagte deshalb kühl und ohne die Erregung zu zeigen,
die in ihr gährte: „Sie haben mich ganz richtig ver-
standen; ich hielt es allerdings für besser, vorläufig noch
keine Einladungen ergehen zu lassen. Der Meinung bin
ich auch heute noch//
Graf Körting, dem die Schlagfertigkeit Gertruds im-
mer noch von neuem imponierte, und der Herbert ansah,
wie schwer es ihm war, weder zugunsten seiner Frau noch

wng: i Diplomatie, und habe das Verdienst, die Forderungen der
Diese Antwort bewegt sich vollständig in den Bahnen, I abendländischen Civilisation und Gcnugthuungen, die ihr

die auch in den vorhergehenden Kundgebungen des deut-
schen Reiches befolgt worden sind. Sic ist von größter
Entschiedenheit in der Frage der Sühne, maßvoll aber in
der geforderten Ausdehnung der Strafe. Es lag auf der
Hand,.daß das vom Kaiser von China ausgesprochene
Bedauern in Verbindung mit ccremonicllcr Ehrung der
Opfer niemals als ein Acquivalcnt für die Schandthaten
betrachtet werden konnte, die in China begangen worden
find. Die kaiserliche Depesche weist zutreffend darauf hin,
daß nur durch eine wirkliche und ausreichende Sühne die
Wiederkehr solcher Ereignisse unmöglich gemacht und den
Ausländern Sicherheit der Person, der Habe und des
Glaubens gewährleistet werden könne. Wenn wir sagten,
daß die Depesche des Kaisers sich auch durch Maßhaltcn
auszeichne, so tritt dies in erster Linie dadurch hervor,
daß der Kaiser von vornherein darauf verzichtet, den
Kaiser von China für das Geschehene verantwortlich zu machen,
sondern daß er ganz im Sinuc der Bülowschcn Note sich an
die Ratgeber hält, die die Verbrechen herbcigcführt haben.
Mit der kaiserlichen Depesche ist den Chinesen, soweit das
bei ihnen überhaupt möglich ist, jede Ausflucht genommen
worden, und sie werden nun Farbe bekennen müssen, ob
es ihnen ernst ist mit ihren Erklärungen der Neue und
ihrer Bereitwilligkeit, Sühne zu gewähren, oder ob wir

Der südafrikanische Krieg.
Prätaria, 3. Okt. Lord Roberts meldet, ein
Zug von 22 Wagen, der unter Begleitung von 60 Mann
Kavallerie nach Vryhcid ging, wurde am 1. Oktober von
140 Buren bei de Jagers Drift angegriffen. Zwölf
Mann entkamen. Natalfrciwillige sind abgcgangen,
um in Erfahrung zu bringen, was aus den übrigen ge-
worden ist. In der Nacht zum 2. Oktober brachten die
Buren einen Eisenbahnzug bei Panstrtion znm Entgleisen.
Im Zuge befanden sich 3 Kompagnien der Coldstream-
Garde und andere Truppen. Fünf Mann sind tot, ein
Offizier und 13 Mann verwundet.
Durban, 3. Okt. Nach dem „Standard" telegra-
phierte General Dartwcll vorgestern an den Gouverneur
von Natal: Ein von Freiwilligen geführter Wagcnzug
wurde am 1. d. M. sechs Meilen östlich von Jagersdrift
von den Buren genommen. Ein Offizier und ein Mann
sind verwundet, zwei Farbige gefallen und mehrere Be-
gleitmannschaften gefangen.
Lourenzo-Marquez, 3. Okt. „Daily Telegraph"
meldet: Die Niederländische Bahn von Komatipoort führt
jetzt die Bezeichnung Rcichsmilitärbahn.

geschuldet werden, klar auszudrücken. Kaiser Wilhelm
bringe in seinen impulsiven Kundgebungen manchmal Gutes
an den Tag: er habe in dieser seiner Antwort das schwie-
rige Werk der Kanzleien vereinfacht und dem chinesischen
Kaiser gegenüber eine Sprache geführt, wie sie geführt
werden müsse. Sic werde sicherlich einen günstigen Ein-
fluß auf die zukünftige Haltung der Mächte haben. Man
müsse dem deutschen Kaiser Dank wissen dafür, daß er in
dem Angenblick, wo die europäische Diplomatie in Ostasicn
eine klägliche Figur machte, ihr Ansehen hebe und zugleich
einen Teil ihrer Aufgabe löse.
Loudon, 3. Okt. „Daily Chronielc" schreibt: Was
immer der deutsche Kaiser sein oder nicht sein mag, er ist
jedenfalls der Mann, der den Mut seiucr Ueberzeugung
besitzt, uud aus diesem Grund allein schon dcrdient er die
Achtung auch derjenigen, die nicht immer mit ihm einig
sind. Die ganze westliche Welt solle mit seinen neuesten Worten
übcrcinstimmcn. Das Blut unserer Stammesgcuosscn ist
vergossen worden und schreit zum Himmel; vielleicht nicht
nach Rache, aber um die Sicherheit, daß Achnliches nicht
wieder vorkomme.
Tientsin, 3. Okt. Der „Standard" meldet von
hier untcrm 29. September: Die öffentliche Meinung
billigt entschieden die Haltung Deutschlands in Bezug
! wcgung in China.

zu gewinnen; in stolzem Trotz verschloß sic sich gegen
jede Billigkeit, und ihr schönes Auge, das so mild und
froh erstrahlen konnte, blickte fast hart, so bald sic ihrer
Schwiegermutter gegenüber stand. Dabei gab das Haus-
regiment häufig Ursache zu allerlei Differenzen, so daß
die Gegensätze zwischen der alten Gräfin und ihrer
Schwiegertochter schroff zu Tage traten. Gertrud hätte
so gern von den Rechten der Schloßhcrrin Besitz ergriffen;
aber alle Versuche, die Zügel in die Hand zu bekommen,
scheiterten an dem festen Willen der alten Gräfin, die
nicht auch da noch verlieren wollte. Das Schloßpersonal,
zu sehr gewohnt, den Befehlen der Mutter Herberts in
allen Angelegenheiten des Gesamthaushaltcs unbedingt zn
folgen, kam den Befehlen Gertruds nicht oder doch nur
mit Widerstreben nach. Namentlich that sich die alte
Kammerfrau der Gräfin-Mutter darin besonders hervor.
Eines Morgens, als sie beim Frühstück saßen, be-
merkte Herbert, während er mit Behagen seinen Kaffee
trank: „Es freut mich, Mutter, daß Du bisher noch keine
Gäste eingeladen hast! ich fürchtete mich schon, wir würden
öfter größere Gesellschaften haben."
Herbert hatte mit dieser Bemerkung einem Gefühl der
Befriedigung darüber Ausdruck gegeben, daß sie allein und
unbeobachtet waren, und Gertrud, ohne daß mißgünstige
Augen sie verfolgten, sich in die Stellung hincinfinden
sollte, die sie jetzt begleitete, obgleich er doch eigentlich
wissen mußte, wie schnell sich Gertrud in die Situation
finden würde.
Seine Mutter verstand ihn auch und sagte; „Das

Die Wirren in China.
Berlin, 2. Okt. Die submarine Kabclvcr-
bindung Tschifu mit Tsingtau ist im Be-
iried, somit ist das deutschc Schutzgebiet Kiau-
ischan dem intcrnationalcu Kabclnctz ange-
gliedcrt. Die Engländer legen ein besonderes Kabel
von Peking nnch Tientsin. Das 2. ostasiatischc Jnfan-
icric-Rcgimcnt tritt den Vormarsch von Tientsin west-
wärts an.
Peking, 3. Okt. Tas Reutcrschc Bureau meldet
denn 26.: Generalmajor Höpfncr ging gestern mit
2000 Maun und einer Fcldbattcric nach dem nördlichen
Teile des kaiserlichen Jagdparkcs zu einer Strafnnter-
Uehmung ab. Tags zuvor war dort eine Streifwache
Angegriffen worden. Die Deutschen setzten mehrere Dörfer
W Brand, in denen Waffen gefunden wurden, und rückten
l'is Nanhungman vor. Die Boxer, welche man außerhalb
^r Stadt anlraf, wurden nach kurzem Kampfe zersprengt.
Die feindlichen Truppen waren teils niit Gewehren, teils
Wit Spießen und Schwertern bewaffnet. Einige chinesische
Soldaten, die sich bis auf 20 Schritt den Deutschen
Näherten, wurden niedcrgcmacht; vier Deutsche wurden
verwundet.
Berlin, 3. Okt. Eine in Berlin cingcgangcne aml-
fichc Meldung aus Peking vom 23. September berichtet
Nbcr das vorläufige Ergebnis der wegen der Ermordung
N- Kettclcrs augcstcllt en Uutersu chnug. Nachdem
chinesische Nntcrofficicr, der den tödlichen Schuß auf
N- Kcttclcr abgegeben hatte, bei dem Versuche, die Uhrdes
Ermordeten zu verkaufen, erkannt und von japanischen
Soldaten festgcnommcn worden war, wurde er auf An-
ll'og der deutschen Vertretung unseren Truppen ausge-
Pfcrt. Am 2l. September fand seine letzte Vernehmung
ltwt. Darin sagte der Verhaftete aus, am 19. Juni
^wchnnttags hätten er und seine Leute von einem Prinzen
fw Befehl erhalten: „Schießt die Fremden nieder,
/wn euch welche zu Gesicht kommen." Der Mörder be-
reitet, das der Befehl lautete, auf einen Gesandten,
Ar. im besonderen auf den deutschen Gesandten zn
Hießen. Ebenso will der Mörder nicht angcbcn können
Hw . welchem Prinzen der Befehl auf die Fremden zu
'Hießen, erteilt worden sei.
H«nr Depescheuwcchscl zwischen dem deutschen
Kaiser und Kuangsü.
, Zu dem Antwort-Telegramm Kaiser Wil-
rsms an den Ehincscnkaiscr Kuangsü bemerkt die „Köln.
'Kitung:

cs abermals nur mit einer jener verlogenen Spicgelfcch- ! auf die Bestrafung der Urheber der fremdcnfciudlicheu Bc-
tercien zu thun haben, in denen die Chinesen Meister sind.
Als eine weitere Folge der kaiserlichen Depesche betrachten
wir cs auch, daß nunmehr auch für alle anderen Mächte
vollste Klarheit geschaffen werden wird über die Absichten,
die China wirklich beseelen. Nicht nur enge deutsche In-
teressen vertritt somit der Kaiser, sondern die Interessen
aller civilisicrtcn Nationen, die durch die chinesischen Grcucl-
thaten verletzt worden sind. Der Telegraph hat in diesem
Augenblicke die Depesche allen Erdteilen übermittelt. Wir
können uns nicht denken, daß im Auslände die kaiserlichen
Darlegungen anders als mit Zustimmung ausgenommen
werden können.
Wien, 3. Okt. Die Blätter besprechen den Depeschen-
wechsel zwischen dem Kaiser von China und dem deutschen
Kaiser und meinen, die Antwort des deutschen Kaisers
laute entschieden und nachdrücklich und berechtige zu der
Hoffnung, daß sich die Mächte wieder mehr und mehr
zusammcuschließcn. Die Antwort enhalte keine Forderung
der sich die anderen Mächte, China einbegriffen, nicht an-
schließen könnten.
Paris, 3. Okt. Der „Gaulois" bemerkte zn der
Antwort des deutschen Kaisers auf den Brief des Kaisers
von China, sie sei unstreitig der Beweis einer geschickten

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
1l.
a. Die Tage kamen und gingen. Voller Frühling breitete
j H über das Land, süßer, keuscher Frühling mit seinen
^llten Farben und seinem duftig kühlen Hauch, der die
beruhigt und das Herz entzückt, ohne cs aufzuregcn.
Für Gertrud hatte der Frühling keinen Frieden gc-
H?chk- Trr fast tägliche Kampf, den sie mit der Gräfin-
b?tttcr auszukämpfcn hatte, machte sic immer nnversöhn-
sAr auch ihrem Manne gegenüber. Teilnahmslos ging
'Hbcn ihm dahin, und ihre Kühle verletzte und erkältete
h<b so der Ausdruck seines Gesichts auch täg-
i>ka -^."slcr wurde, und ein leiser Zug von Trauer um
seingcschnittcnen Mund verriet denen, die ihn kannten
d . liebten, daß er litt. Die alte Gräfin hatte anfangs
r^"cht, ihrem Sohne das Geständnis zu entlocken, daß
sh Atäuscht sei; da aber Herbert jedes derartige Eingc-
sA°nis mit ernster Entschiedenheit zurückwies, verschärfte
s? °ie Gereiztheit der Gräfin Mutter gegen Gertrud be-
Sic beschuldigte sie nicht nur bei sich, sondern
tzzU Familienmitgliedern gegenüber, Herberts offenen
i^Akter umgewandelt, sein Vertrauen zur Mutter cr-
^ive haben. Gertrud that ihrerseits nicht den
'len Schritt, die Zuneigung der Mutter ihres Mannes
 
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