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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 261 - Nr. 270 (8. November - 19. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0459

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^r. 262._27. Jahrgang. E Freitag, 8. Uovrmbrr 1800.
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NklöMerger Ameiger.

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für Keiöewerg und Wmgegenö

lagen das „Heidelberger Vvlksblatt" und das
Illustrierte Sonntagsblatt". Preis LZ Pfg.,
Beiblättern L6 Pfg. monattich. Durch die

Anzeigen: die k-spaNae P«titzeite oder deren Raum
IS Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
dentend ermäßigt. Reklamen SO Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Grattsverbreitmig durch Smltuianschlag.

Erscheint täglich mit Ausnahme üer-Sonn- u. Feiertage.
Als Belagen das "
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Post vierteljährlich 80 Pfg- ohne Bestellgeld.

Deutsches Nerch.
, Berlin, 8. Nov. Bei der Vereidigung der Re
füllen hielt der Kaiser gestern eine nachstehende An-
cache:
„Ihr habt Eurem Könige und obersten Kriegsherrn
heiligen Eid geschworen und seit nun des Königs Sol-
len geworden. Der Militärstand ist ein besonderer
Mnd und stellt besondere Auforderungen an den Körper
M den Geist. Ihr müßt Euch besonders gewöhnen, Euch
Mwrdnen Euch einzufügen in ein Ganzes. Ohne die Untcr-
MUung kann kein Gebäude bestehen Ihr habt den Eid der
Mue geschworen Eurem Kriegsherrn. Eure Brüder jcn-
des Ozeans haben bereits Gelegenheit gehabt, Proben
N'er Treue abzulegen. Ihr habt den Feind nieder-
dampfen; Ihr habt auch im Innern die Ordnung auf-
Mtzuerhalten. Die Fahnen werden Euch unbefleckt über-
^n, Ihr habt dafür zu sorgen, daß sie in Zukunft un-
^Neckt bleiben. Ich habe Euch ein schönes Kleid geschenkt,
^cht Euch dessen würdig!

rührung gekommenen Personen berechtigen zu der Hoff-
nung, daß der Fäll vereinzelt bleibe. Mit der Möglich-
keit, daß derartige Einzelfälle eingeschleppt werden können,
muß auch bei der heutigen Verkehrsentwicklung gerechnet
werden, und es ist Pflicht, derartige Fälle rechtzeitig zu
entdecken, und bei Verdacht sofort Vorkchrungsmaßrcgeln
zu trcffeu.
Berlin, 8. Nov. Der „Lokalunzcigcr" meldet: Auf
Grund der Ergebnisse der Konferenz, welche im Reichs-
schatzamte mit den Vertretern verschiedener Schaumwein-
firmen abgehalten wurde, wird nunmehr im Reichsschatzamtc
ein Schaumweinstencrcntwurf ausgcarbcitct. Wie
verlautet, ist eine Banderolesteucr in Aussicht genommen
in Höhe von 40 Pfg. für jede Flasche deutschen Schaum
wein. Daneben wird dem Reichstage noch eine Novelle
zum Wcingesetz zugchen, wodurch das Verbot der Kunst-
wcinfabrikation ausgesprochen werden sott.
Die Wirren in China.

Tientsin, 8. Nov. General Campbell, der von
Paoringfu hierher zurückgckehrt ist, hat auf dem Wege
keinen erneuten Widerstand gefunden. Er hat 26 Boxer-
dörfer durchzogen, diese in Brand gesteckt und die Be-
festigungen bei Mcnantsien zerstört. Er zwang den richter-
lichen Beamten Jcnchin, die Boxer seines Distrikts zu er-
greifen und hiurichten zu lassen, sowie den Christen eine
Entschädigung zu gewähren. Die Russen sandten am
Sonntag zwei Colonncn von Lntni nach Mugtsuu ab.
Shanghai, 8. Nov. Der „ Standard" meldet: Das
hier cingetroffenc Transportschiff „Hinüber" überbringt über
die Beschimpfung der englischen Flagge durch
die Russen folgende Meldung aus Hingwantschao, wo
außer einem russischen Ofiizicr mit 60 Manu ein britischer
Offizier mit wenigen Sikhs stationiert war: Der russische
Offizier ließ die englische Flagge heruntcrholen, rollte sie
zusammen und trat mit den Füßen darauf. Der englische
Offizier suchte sic wieder hvchzuzichcn, wobei er von dem
russischen Offizier mit Erschießen bedroht wurde. Der
Engländer gab nach, weil er sich der Uebcrmachl gegenüber
befand. Später entschuldigten sich die Russen.
Man meint, der Zwischenfall sei erledigt.
Shanghai, 8. Nov. Wie die „Times" ,von hier
meldet, ist der stellvertretende Vizckönig der Provinz Tschili,
Tingyung, der Tatarcngcncral Kn ei Heng und der
Oberst Wangtschaumi auf Befehl des Kriegsgerichtes
inPnotingfu nunmehr erschossen worden. Der Prä-
sident des Handclsamtes Tschangli ist von den Franzosen
in der Nähe von Peking verhaftet worden. Nach wei-
teren Meldungen der Londoner Blätter geht hier das Ge-

Berlin, 8. Novbr. Zur Präsidentenwahl in
^Nerika hebt die „Nordd. Allgcm. Ztg." hervor, daß
Z, Wiederwahl Mac Kinleys in der deutschen Presse von
füttern aller Parteirichtungen freundlich ausgenommen
^rden sei. Das Blatt sagt dann: „Auch wir schließen
gern der Zuversicht an, daß Mac Kinley auch wäh-
^id der neuen Administration, zu deren Antritt wir ihn
^richtig beglückwünschen, ein gutes und freundschaftliches
Mhältnis zwischen dem deutschen Reiche und dem großen
. ^atlantischen Frcistaate, schon wegen der vielverfloch-
"oi Beziehungen beider Länder, zu wahren bereit sein wird."
k Berlin, 8. Nov. Die Abendblätter geben die Mel-
Mg der „Rhcin.-Westf. Ztg." wieder, wonach in den
Tagen ein Beamter des Auswärtig en Amtes,
eine für Kolonialfragcn entscheidende Stellung habe,
bereits im vorigen Jahre gemachte Acußcrung, daß
deutschen Kolonien in Südwcstafrika und in Ostafrika
Zr Noch Tauschobjekte seien, bezüglich Südw cstafrikas
^derholt hake, und bemerken dazu, daß im Auswärtigen
. nichts von einer solchen Aeußcrung bekannt sei. Das
^»nle Blatt werde nicht umhin können, mit näheren
Mtcilnngcn hcrvorzutrcten, wenn es sich nicht dem Ver-
d/hr aussctzcn wolle, daß es erfundene Behauptungen weiter
Brette.
Berlin, 8. Nov. Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt:
aus Anlaß eines anscheinend aus Argentinien
^.geschleppten Pestfalles vom kaiserlichen Gesund-
^sann nach Bremen entsandte Rcgicrungsrat Kessel ist
tz^hcr zurückgekehrt. Die aufs sorgfälttigste angcstcllten
^ittluugeu hinsichtlich der mit dem Kranken in Ve-

racht, die Kai serin-Wittwe sei gestorben. In Folge
dessen herrsche große Aufregung. Die chinesischen Beamten
hätten knuc Kenntnis von ihrem Tod.
Shanghai, 8. Nov. Die Agentur Havas meldet
uuterm 6. November ans Peking: Zwei Bataillone Ma-
rineinfanterie und Zuavcn, zwei Batterien und eine Schwa-
dron Kavallerie sind nach Couning abgegangen um das kai-
serliche Grab zu besetze».
Hongkong, 8. Nov. Im Zusammenhang mit der
Schlagcntzündung im Minen von Canton ist der Reformer
Szkinu zum Tode verurteilt worden. Ein anderer
Reformer wurde heute verhaftet. Weitere Verhaftungen
stehen in Aussicht. Ein amerikanischer Monitor ist nach
Canton nbgegangeu.
Der südafrikanische Krieg.
Haag, 8. Nov. Gutem Vernehmen nach bringt der
Burenpräsident Krüger den Winter nicht in Holland zu,
sondern wird ein milderes Klima aufsucheu, wo er in der
gewohnten Luft leben kann.
London, 8. Nov. Nach einer Meldung des
„Standard" aus Kapstadt fordern die Blätter des
Afrikander Bonds die Frauen Südafrikas auf, am Sams-
tag zu einem Kongreß nach Paart zu kommen, um dort
vor dem englischen Volk und der übrigen Welt gegen die
Behandlung von Frauen der Buren durch die eng-
lischen Soldaten zu protestieren.
London, 8. Nov. Der Dampfer, mit welchem
General Buller nach England zurückkehrt, wird am
Freitag in Southhampton erwartet.
London, 7. Nov. Im „Morning Leader" finden
wir folgende Ausführungen: Kitchener ist also für den
Oberbefehl iin Transvaal ausgewählt worden, und das Aus-
wärtige Amt, oder vielmehr Lord Salisbury, hat eine
Maßregel durchgesetzt, welche höchst wahrscheinlich geradezu
fürchterliche Folgen in gewisser Hinsicht haben wird. Wir
dürfen uns nämlich nicht darüber im Unklaren sein, daß
Kitchencr unbeugsam ist und keine Schonung kennt. Wenn
cs wirklich die Absicht unserer Regierung ist, die beiden
Republiken in Grund und Bo den zu ruinieren,
und dies dann „den Frieden" zu nennen, so haben sic
den richtigen Mann gewählt, um die beiden neuen
„Colonien" zu einer Hölle auf Erden zu gestalten, denn
Kitchcner ist ein Soldat, dessen Gesicht seinen Charakter
wiederspicgclt, und dem die Bocrcn ganz instinktmäßig
mißtrauen. Anderseits ist er bekanntlich der bestgehaßte
Mann der britischen Armee, der seine eigenen Truppen
einem fortwährenden Fegefeuer unterwerfen und sie dadurch
vielleicht zur Verzweiflung treiben wird. Er kennt für
seine Befehle keinen anderen Grund, als seinen eigenen

mit Rost,
erballen,
erhaltene
ebMparttH
E- Geisers
iberg.

Die Erklärung des Fakir.
y-.^ic Versuche der Aissauas, die das Interesse der Spi-
auf ihrem internationalen Kongreß zu Paris zu
M erregten, beleuchtet ein gewisser Soliman Carrus jetzt
> M„Pariser „Matin". Er erklärt, daß alles, was die
s>Muas machen, Schwindel sei, und er hat seine Be-
M?tung in einer Sitzung vor Pariser Journalisten bc-
Ns- Man schreibt darüber:
M^oliman breitete auf einem Tisch einen großen Säbel,
MXadcln, Dolche, große und starke Nadeln, eine kleine
und eine Schachtel Streichhölzer aus, zog den Rock
dtz; Und streifte die Acrmel seines Hemdes auf. Nach
Vorbereitungen hielt er folgende Ansprache:
M"Ech habe unter den Stämmen der Aissauas gelebt
tzjö Kar während der Ausstellung des Jahres 1889 Re-
svg r^der Aissauatruppe, die alles nach dem Marsfeld
'M- Ich kenne also ihre Tricks, und Sie werden sic
kM'ds Minuten auch kennen. Die Aissauas sind nur
Nrt Jongleure. Was man von religiöser Sekte,
lldiaem Ritus. Besöbwörunaen. Anrufungen, ent-
Sprechgesängen sagt, ist vollständig unnütz und
ii^ Munden, um solche Leichtgläubigen wie — Sic cs
SM sU täuschen. Aber die schönsten Worte sind nichts
u Praktische Versuche. Ich beginne also. ..."
öjsMUt diesen Worten nimmt Soliman eine Hutnadel,
t den Mund und durchsticht jetzt — mit lächelndem

BcndcMx
bnk nach ZA.
oder 15.
MM
nrrkharv
mstraße 8.
sofort zur Ä^
Mraße
«I««,
mit Inhalt.
ckungsaebiihc
amen Nr. M
Zcißriidc;
ahshcim,
saune
en 6, Wendigem Ritus, Beschwörungen, Anrufungen, ent-
nmelsgaye^ M^den Tänzen, berauschenden Wohlgcrüchen und bcgei-

Gesicht — die Backe; dasselbe macht er mit einerzweiten
und dritten und zwar so, daß er die Köpfe im Mund
behält und dir Spitzen herausschen er lächelt noch
immer. Nachdem er die Nadeln ebenso leicht herausge-
zogen hat, sticht er eine vierte in den Arm, nicht etwa
in die Haut, sondern tief in das Muskelgewebe, und die
Nadel kommt unter dem Arm wieder zum Vorschein. Da-
bei erklärt er ruhig, daß diese Operation keinen Schmerz
verursache, wenn man die richtige Stelle finden könne,
und daß die Wunde nicht blute, weil die Nadel rund ist.
Sie hätte geblutet, wenn die Nadel viereckig oder drei-
eckig wie ein Dolch gewesen wäre.
„Wenn Sie mir eine Backe leihen wollen, meine
Herren", sagte Soliman darauf, „so werde ich eine Nadel
hineinstechen. Sie werden sehen, wie einfach das ist."
Aber keiner aus der Versammlung verspürt Lust, seine
Backe zu „leihen"; man borgt wohl im Notfall einem
Taschenspieler seine Uhr, aber einem Aisfaua die Backe,—
das überlegt sich jeder doch. Da keine Backe kam, fährt
Soliman fort: „Meine Herren, ich werde mir die Zunge
durchstechen!" Erneuter Schrecken, alles weicht zurück!
Aber Soliman steckt schon die Zunge heraus, sticht einen
großen spitzen Stift mitten hinein und dreht ihn herum.
Nachdem er die Spitze wieder herausgczogen hat, erklärt
er das Geheimnis: alle Aissauas haben Löcher in den
Backen und in der Zunge, wie die Frauen in den Ohren.
Sie stecken die Nadeln immer in dieselben Löcher.
„Uebrigcns", fügt er hinzu, „kann man auch andere
machen, man fühlt es gar nicht, und wenn mir jemand

seine Zunge leihen will? . . ." Soliman sticht sich dann
eine Nadel vier Centimcter weit schräg in den Leib, es
fließt kein Blut. Er schneidet sich den Daumen, der
reichlich zu bluten anfängt, aber das ist wieder ein Trick;
er hatte sich vorher zwei Stecknadclstiche beigebracht. Er
stützt sein Messer auf den Daumen, so daß er die beiden
Stiche vereinigt und die beiden Blutstropfen eine einzige
Linie bilden; er drückt den Daumen an der Basis, das
Blut scheint reichlich herauszuspritzcn; aber ein Hauchen
über die Wunde und es bleibt nichts, man bemerkt nicht
einmal die beiden Stiche Geheimnis und Taschen-
spiclerkunststück! . . . Ein Journalist läßt sich jetzt nicht
länger halten, stürzt auf Soliman zu, hält ihm die Backe
hin und ruft: „Durchstechen Sie sie mir!"
„Bravo!" ruft ein anderer, „man muß diesen Aissauas
zeigen, daß man sich nicht nur in Marrokko die Backe durch-
stechen lassen kann." Darauf durchsticht Soliman dem
Journalisten die Backe und alle drängen sich um ihn,
ziehen an der Nadel, der Patient sagt nichts! Jetzt treibt
sich der ganz enthusiasmierte Soliman mit kräftigen Ham-
merfchlägen einen sehr scharfen Säbel in den Bauch. Es
war schrecklich! Als er aber den Säbel zurückzieht, ist der
Bauch nicht zerschnitten. „Ich tonnte das auch mit einem
Rasiermesser machen," sagt er. „Man braucht es nur
ganz flach zu legen. Die Barbiere kennen diese Besonder-
heit auch sehr gut."
Zum Schluß kam das Feuer au die Reihe. Soliman
ging mit der kleinen angezündeten Fackel unter dem Arm
umher, der ganz geschwärzt wurde, aber nicht verbrannte.
 
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