Ferner sind noch drei russische Transportschiffe cingctrosfcn
Die Ausländer wünschen, daß eine Truppcnadtcilung nach
Taotingfu gesandt werde, um znx Vergeltung für die dort
verübten Mordthaten die Stadt zu zerstören.
London, 25. Aug. Die „Times" meldet aus Peking
vom 18.: Hier wird geplündert. Die französische
und russische Fahne wehen auf dem Teile des Palastes,
in welchem, wie man glaubt, der kaiserliche Schatz
vergraben ist. Die verbotene Stadt wird infolge Ucber-
cinkommens der Mächte geschont; doch kann von einer wirk-
samen Bestrafung der Chinesen nicht die Rede sein, wenn
diese Stadt nicht besetzt ist. — Die Japaner bemäch-
tigten sich des Schatzes, der, wie gerüchtweise ver-
lautet, '/s Million Tacls in Silber betragen soll. Die
Kaiserin-Witwe, der Kaiser, Prinz Tuan, und alle höheren
Offiziere sind entflohen- — Weiter meldet die „Times"
aus Shanghai vom 23.: Der britische Konsul in Hankau
telegraphierte, daß eine Verschwörung hiesiger Chinesin
entdeckt wurde, welche bezweckte, die britische Niederlassung
in Brand zu stecken. Auf Befehl des Vicekönigs wurden
mehrere Verhaftungen vorgenommcn. - Der Ingenieur
Kinder ist der Ansicht, daß 70,000 Pfund Sterling er-
forderlich seien, um die Eisenbahn von Peking nach Tientsin
wieder herzustcllcn.
Pcking, 25. Aug. Der Korrespondent des Rcuterschen
Bureaus meldet vom 14. d. M. über die Lage der
Gesandten: Die Entsatzcolonnc traf zur rechten Zeit
ein, denn wir waren fast erschöpft, nachdem wir in der
Nacht auf gestern das heftigste Feuer während der ganzen
Belagerung durchgcmacht hatten. Wiederholt machte das
Tsung-Aamen den verräterischen Versuch, unsere Wachsam-
keit einzuschläfcru, indem es uns mitteilte, cs habe die chi-
nesischen Truppen angewiesen, ihr Feuer cinzustcllen. Gleich-
wohl griffen aber die Chinesen hinterlistiger Weise die Ge-
sandtschaften gleichzeitig von allen Seiten au. Der Lärnr
war betäubend und dauerte die ganze Nacht. Gegen
Morgen gab uns ein aus weiter Ferne hörbares Geschütz-
feuer neuen Mut, deu Widerstand fortzusetzcn. Das
Feuer der Chinesen auf die Gesandt-
schaften dauerte bis zu dem Augenblicke,
wo die Entsatzcolonnc die Stadt betrat.
Die Chinesen geben zu, während der Belagerung 3000
Mann verloren zu haben. Wir hielten die Gesandtschaft
zwei Monate lang unter beständigem Feuer und lebten
nur von Reis und einem Pfund Pferdefleisch täglich. Als
die Verbündeten einrückten, griffen die Amerikaner ein
Stadtthor an und lenkten dort alle chinesischen Truppen
hin. So blieb das Schahothor unverteidigt und die Eng-
länder konnten ohne Widerstand zu finden in die Stadt
einrückcn.
„Ja, auch mir geht es so."
,silnd was waren Ihre Gedanken? Womit beschäftig-
ten Sic sich?"
„Von meinen Zukunftspläncn, meinen Hoffnungen,
von dem Höchsten, was es auf Erden gicbt: von der
Lielx:."
„Von der Liebe", wiederholte sic sinnend. „Die gilt
Ihnen als das Höchste auf Erden?"
„Nun gewiß! Und Ihnen nicht?" fragte er erstaunt,
glaubend, er habe sic nicht verstanden.
„Ich muß gestehen, daß ich über diesen Punkt noch
nicht nachgcdacht habe", antwortete sie, indem sic ihm da-
bei ruhig in die Augen sah.
Auf diese Worte fand Herbert in seiner jetzigen Stim-
mung keine Entgegnung mehr, und wieder saßen sic eine
Weile schweigend da.
Die Sonne hatte mit einem letzten Aufleuchten ihrer
Strahlcnbündel Abschied genommen, nur hoch oben am
Firmament die Wölkchen, die dort im Aethcr schwammen,
wurden noch von ihrer Glut getroffen, den Widerschein
zurückwerfend. Herberts Künstlcrauge sah die Pracht, die
das Scheiden des Tages und das Kommen der Nacht
brachte, schärfer als Gertrud, und die Stimmung, die um
sic ausgebrcitct lag, teilte sich seinem dafür stark empfäng-
lichen Gemüt mit.
„Ich werde diesen Abend nie vergessen, ich werde das
unvergeßliche Bild immer im Gedächtnis behalten", unter-
brach er die Stille.
rilickr.
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kanntlich schon einmal unseren Kaiser durch ihre Ausstellung
gehen lassen. Weshalb soll sie ihn also nicht ein zweites
Mal erwarten? Vorläufig hat die Weltausstellung übrigens
schon russischen Besuch; Finanzminister Witte ist gestern
angenommen und wird etwa eine Woche in Paris verweilen.
Paris, 25. Aug. Der „Figaro" veröffentlicht einen
Brief des Admirals Seymour, den dieser an Admiral
Lourrcjolles nach Beendigung der Operationen des Scy-
Mvurschen Entsatzkvrps richtete. Er spricht darin seine hohe
Anerkennung übev die Leistungen des französischen Landungs-
corps aus, das sich die schwierigsten und gefährlichsten
Aufgaben, nämlich die Besetzung des Arsenals, auf das
sich das chinesische Feuer concentriertc, ausgesucht und eine
Recognoscierung der Eisenbahnlinie vorgenommcn hatte.
Zum Schluß heißt cs, diese Mitwirkung des französischen
Corps erinnere ihn an die englisch-französische Allianz im
Krim-Kriege, eine Allianz, die er glücklich sei, wiederzu-
finden und die, nüc er hofft, dazu beitragen werde, die
Bande der Freundschaft zwischen Frankreich und England
zu verstärken.
Paris, 25. Aug. Der Attentäter Saison hält
seinem Verteidiger gegenüber seine ersten Erklärungen auf-
recht und besteht darauf, mit Vorbedacht gehandelt zu
haben. Er ersucht nicht um mildernde Umstände und
will als allein verantwortlich gelten. Pricsterbesuch nimmt
er nicht an. Als man ihn darauf aufmerksam machte,
daß er doch in seinem Brief an seine Mutter religiöse
Anwandlungen zeigte und von Gott sprach, antwortete er,
er habe das gcthan, um seiner Mutter Freude zu machen.
Er selbst glaube davon kein Wort.
Die Wirren in China.
Berlin, 25. Aug. Der zweite Chef des Kreuzer-
geschwaders meldet aus Taku vom 23. August: Kapitän
z. S. Pohl ist laut Privatuachricht feit mehreren
Tagen in Peking. Der Nachzug von Verpflegungen
auf dem Peiho ist geregelt. Kapitän Z. See v. H-echt
ist am 20. August früh wohlbehalten in Tusgchou ein-
getroffen und nach der Mittagspause nach Peking weiter-
gegangen. Das erste Sccbataillon ist am 21. August in
Matou cingetroffen. Die Fertigstellung der Transport-
dampfer für das Detachement hatte zu leiden unter schlechtem
Wetter auf der Mhcde und dem Mangel an Zugtieren.
Shanghai,, 25. Aug. Wie das Bureau Reuter
meldet, treffen Transportschiffe mit Truppen der
einzelnen Mächte -an Bord allmählich in Taku cm. Drei
große deutsche Transportschiffe sind bereits angckommen
und haben Truppen gelandet; ein Regiment ist schon auf
dem Wege nach Peking, ein anderes nach Tientsin.
Eine Weile hatten sie stumm nebeneinander gesessen,
bis Gertrud ihren Gedanken Ausdruck gab und sagte: „Wie
froh bin ich, daß ich mich entschloß, herzukommeu; ich
würde viel entbehrt haben."
„Und ich habe noch nie einen so zauberischen Genuß
gehabt", bemerkte Herbert, „so weit ich auch schon die
Welt durchreist habe."
„Obgleich wir uns wohl nie im Leben wieder begeg-
nen werden", meinte Gertrud, unbefangen zu ihn: auf-
sehend, „werden wir uns doch immer dieser Stunde er-
innern."
„Wcun ich fürchten müßte. Sic nie wieder zu sehen,
läge mir überhaupt nichts mehr am Leben", rief er
schnell aus.
Gertrud sah ihn prüfend an; cs schien, als ob seinen
Worten nicht der Ernst inne wohne, den sie bisher darin
gefunden hatte; doch keine Bewegung in seinem Gesicht
deutete darauf hin, daß dies nicht der Fall sein könnte.
Sie erwiderte nichts auf seinen Ausruf und blickte ge-
dankenvoll vor sich hin, den Wellen des Baches nach, wäh-
rend ihre Rechte ab und zu kleine Steinchen hineinwarf,
das Spiel des Wassers auf einige Minuten unterbrechend.
„Wie das Murmeln des Baches, das monotone Plät-
schern der Wellen mich träumerisch stimmt", sagte sic
endlich.
„Und wovon träumen Sie?"
„O, von nichts besonderem, meine Gedanken wandern
eigentlich von einem zum andern. Träumen Sie auch?
Werden auch Sic zum Nachdenken angeregt?"
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Deutsches Reich.
, Erfurt, 25. Aug. Das Kaiser paar traf um 9^ Uhr
ein. Der Kaiser begab sich zu Pferde, die Kaiserin
Wagen nach dem Dcnkmalsplatzc. Den Zug eröffnete
Zf Abteilung Dragoner; cs folgte die Kaiserin mit ihrem
Zsilgc, sodann der Kaiser mit Gefolge. Den Schluß
Acte eine Abteilung Dragoner. Brausende Hochrufe bc-
^itetcn das Kaiserpaar auf dem ganzen Wege.
Erfurt, 25. Aug. Um 10 Uhr erschien der Fcstzug
Zer Glockcngcläutc auf dem Dcnkmalsplatz. Der Kaiser
Zg Gcncralsuniform und das Band des Schwarzen
Zerordens; auch die Kaiserin hatte das Band dieses
Zdens angelegt. Auf dem Dcnkmalsplatz schritt der
msier die Front der Ehrcnkomyagnic ab; nach dem Bor-
^8-eines Fcstgcsangcs begrüßte Oberbürgermeister Schmidt
Kaiscrpaar in längerer Ansprache. Auf Befehl des
-sstsc rs fiel sodann die Hülle des Denkmals; der Kaiser
^ligtc dasselbe in Begleitung des Schöpfers des Dcnk-
Zs, Professors Brunow-Berlin und des ObcrbLrgcr-
^stcrs. Nachdem die Ehrrrckompagnic am Kaiser vor-
j^arschirt, unternahm das Kaiserpaar eine Besichtigung
Z Stadt und begab sich .zunächst nach dem Friedrich-
>Zhclmsplatz, wo die Kricgcrvcrciuc ausgestellt waren
die Mädchenschulen auf dem breiten Stufen des Dams so
Mpirt waren, daß die Kinder in farbigen Kleidern ein
,fuff weißem Grund bildeten. Hierauf begab sich das
Zderpaar nach dem Akathausi, wo der Kaiserin ein schöner
Zauß überreicht und dem Kaiser ein Ehrcntruuk geboten
Zde, den er auf das Wohl der Stadt trank. Kurz
11 Uhr erfolgte die Wfahrt des Kaiscrpaarcs.
h Wildparkstation, 25. Aug. Der Kaiser und die
Ziserin trafen mittels Sondrrzugs 4-'^ Uhr hier ein
Z wurden am Bahnhof van den Prinzen August und
Zka r empfangen. Kurz nach 5 Uhr lrafcn auch Prinz
Zchim und Prinzessin Viktoria Louise ein.
!, Weimar, 25. Aug. Der Philosoph Nietzsche ist
Zk Vormittag 11^ Uhr infolge eines Schlaganfalls
"vr bcn.
Frankrseirh.
- drrr.is, 25. Aug. Die Pariser wollen durchaus ihren
c n haben. Die neueste Form, in der sic ihn nun-
erwarten, ist folgende: Man sagt uns, schreibt der
^»blois," daß der Besuch des Zaren, der bereits mchr-
E gemeldet, aber auch stets in Abrede gestellt wurde,
September staltfindcn wird. Unser Verbündeter
iZ von Kaiser Wilhelm Ll. begleitet sein, der hier
s Volkstümlichkeit teilen wird, deren sich Kaiser Nikolaus
Frankreich erfreuen wird. Die Pariser Presse hat bc-
Montag, 27. August 1900.
SWfWllk: Wen Marßrch 1?.
Par Keiöewerg rrnö Hlmgegenö
»
Wie es endete.
hj Roman von Maria Therefi-a May.
sNvchdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Gertrud hielt Wort. Sic empfand cs als ein Bc
das tägliche Einerlei auf kurze Zeit von sich zu
^Zlii. Die Zeit, in welcher nichts den gleichmäßigen
j,Z-f der Tage unterbrach, würde bald genug wieder
Z-chr geltend mache».
Herbert hatte die festgesetzte Stunde nicht erwarten
und war bereits viel früher dort. Als er endlich
i Zsiid Gertruds durch die Bäume schimmern sah, ging
jzZ mit ausgestrecktcn Händen entgegen und sagte:
V gut, daß Sic kommen, ich fürchtete schon Sie nicht
Zusehen, und doch sehnte ich mich sehr danach."
"Wirklich?" fragte sic, „wie sonderbar!"
^O^arnicht sonderbar", rief er ungeduldig aus. „Ich
dck daß irgend etwas Sic abhaltcn könnte, zu kommen,
dauerte sehr, wieder gehen zu müssen, ohne Sic ge-
haben."
Ortrud sah ihn groß an; ihr war dies unverständlich.
§ i Z't leichten Schritten gingen sie dem Anlaufbache zu,
!, !j^ siseri Rande die Thautropfcn im Grase funkelten,
'prägen Strahlen der sich neigenden Abendsonne
? d in den Wipfeln der Bäume; ein tiefer Frieden
"-'gebreitet um sic. Der Bach murmelte sein ewiges
Ma! Füßen, und der leise Gesang der Vögel
Wwirrte die Luft.