Montag, 24. Septemder 1900
VeidellmM' AMttm
ja doch
Abkunft
vollkom-
Da der
E. Geiscndör^
berg.
sammlung beseelen wie auf die Ziele, die ihr vorschwcben.
Die Bürgermeister geben uns hiermit die Versicherung,
daß sic Mitwirken wollen an dem Fricdenswerk, daß vor-
übergehende Streitigkeiten in den Hintergrund treten, daß
alle guten Bürger sich einigen zur Verfolgung eines drei-
fachen Zieles: der Eintracht, der sozialen Gerechtigkeit
und der Ehre des französischen Namens. Uebrigens ist
keine Besorgnis nötig, die Republik siegt für immer. Wir
rechnen allerdings mit der Möglichkeit gewisser Staats-
einrichtungen, vorausgesetzt, daß diese sich friedlich und
gesetzlich vollziehen. Aber die Grundsätze der Republik sind
unbesieglich. Sie sind der Ruhm und die Ehre Frankreichs.
Unsere Pflicht ist es, diese Grundsätze zu verwirklichen.
Wir setzen dafür unsere Kraft ein. Wenn Sie in Ihren
Gemeinden cinkehren, verkünden Sie dort, daß Sie be-
geistert der Revolution treu bleiben. Und unsere Vater-
landsliebe ist ebenso groß wie die Anhänglichkeit an die
Republik. Wir wollen ein freies, starkes, ruhmreiches
Frankreich, geeint im Innern unter der Herrschaft von
Gesetz und Recht, nach außen geachtet wegen seiner Be-
gabung der Macht seiner Waffen und aufrichtigen Frie-
densliebe.
irgend thunlich, eine Vorstellung des gräflichen Paares
bei der Großfürstin bewerkstelligen, es geschehe ihm, dem
Marchese, ein Gefallen damit, hatte der Fürst angenom-
men, auch die junge Gräfin, die ihn wie alle Welt durch
ihre außerordentliche Schönheit bezauberte, hätte den Mar-
chese, nachdem sie ihr Inkognito aufgegeben, zu dieser In-
tervention veranlaßt. So hielt er jetzt im stillen die schöne
junge Frau für sehr launenhaft oder für sehr hochmütig
und fühlte sich peinlich berührt, wenn er daran dachte,
der Großfürstin sagen zu sollen, daß Graf und Gräfin
Landskron auf die Vorstellung verzichteten.
Doch Herbert hatte sich bereits erhoben und knöpfte
seinen Handschuh zu. „Wir sind Ihnen zu großem Dank
verpflichtet, mein Fürst", sagte er verbindlich, „und meine
Frau wird sich freuen, eine ihrer schönsten Rciscerinnc-
rungen Ihnen zu verdanken, nicht wahr, Gertrud?"
Was war das? — Die heiße flehende Zärtlichkeit des
Auges, das seit der Enthüllung des Engländers fast un-
ausgesetzt und vergebens das ihre, Vergebung heischend,
gesucht hatte, war verschwunden. Befehlender Ernst, ja
Strenge leuchtete in dem dunklen Auge Herberts auf, und
so groß war die Macht dieses Blickes, daß er Gertrud
zwang, ihren Gatten anzusehcn. Wie verwandelt er einen
Augenblick lang war, die weiche Güte des schönen Ant-
litzes schien wie weggeblasen, und schärfer prägten sich alle
Linien in strenger Entschlossenheit aus.
Gertrud erhob sich. Mit einem leisen: „Ich bitte",
nahm sie ihren Fächer aus den Händen des Marchese,
legte ihren Arm in den des Fürsten und schritt, von ihm
lenhcim.
September,
gs
sert.
Der südafrikanische Krieg.
Kapstadt, 22. Sept. Lord Methucn traf am 19.
nordwestlich vom Hartoflusse auf einen Wagenzug der
Buren und schlug den Feind in die Flucht. Er eroberte
die bei Colcnso verlorenen 15-Pfündcr wieder. Dann
wurden noch 26 Wagen, 8000 Stück Rindvieh und 4000
Schafe, viele Gewehre und Munition erbeutet.
London, 22. Sept. „Daily Telegraph" meldet aus
Lourcncw-Marqucz vom 20. d. M.: Die Komatipoort-
brücke ist zerstört. Der Verkehr ist unterbrochen. Der
britische Konsul soll Vorbereitungen getroffen haben, um
die Brücke wiederherstellen zu lassen und den Verkehr aus
der niederländischen Eisenbahn zu eröffnen.
Die Wirren in China.
Shanghai, 22. Sept. Bei herrlichem Wetter hielt
Graf Walders ec über die hier versammelten Truppen
der Verbündeten eine Parade ab. Die bengalischen Lanzen-
reiter stellten für den Feldmarschall und sein Gefolge die
Pferde und eskortierten ihn. Die Truppen marschierten
nachher in folgender Reihenfolge vorbei: Deutsche, Fran-
zosen, und das aus Engländern, Franzosen, Amerikanern,
Japanern und Deutschen zusammengesetzte Freiwilligenkorps,
hierauf die bengalischen Lanzenrciter und die indischen
Truppen. Im ganzen waren 5000 Mann an der Parade
beteiligt.
Peking, 22. Sept. Wie von hier gemeldet wird,
sind die britischen Streitkräfte so vermindert, daß für die
Strafcxpcdition, die die Boxcrscharcn aus der Umgegend
vertreiben sollte, nur 400 Mann Infanterie und 50 Mann
Kavallerie verfügbar waren. Die Expedition ist daher
verschoben worden. Die jetzt bekannt gewordenen Einzel-
heiten über die Niedermetzelung englischer, amerikanischer,
und französischer Missionare mit Frauen und Kindern in
der ganzen Provinz Schensie rufen überall Schrecken her-
vor. Die ganze Missionsarbeit in dem Gebiet von Peking
bis znm Gelben Fluß ist vernichtet.
Shanghai, 22. Sept. Die „Times" meldet: Wegen
der Vermehrung der Boxer und der Thatsache, daß in
den letzten Tagen christliche Familien in der Nähe
für Keiöewerg und Mrngegenö
Gräfin Landskron kennen zu lernen, und mir wird der
Vorzug zu teil, Sie vorstellen zu dürfen."
Der Fürst schaute Gertrud erwartungsvoll an; seiner
Meinung nach mußte Sie doch Ihrem Entzücken in irgend
einer Weise Ausdruck geben; ästcr die Tochter des Arztes
Meynert schien durchaus nicht besonders beglückt zu sein
von der Aussicht, der Großfürstin vorgestcllt zu werden.
„Gertrud Meynert oder die simple Frau Kronau hätte
sich die Frau Großfürstin sicher nicht vorstellen lassen",
dachte sie mit unsäglicher Bitterkeit. „Was für ein Ver-
dienst liegt denn in dem Titel Gräfin!"
„Ihre Durchlaucht ist sehr gütig", entgegnete sie je-
doch dem Fürsten, und nur Herbert hörte den leisen Sar-
kasmus in ihrer Stimme; „aber ich werde auf die hohe
Ehre verzichten müssen, da wir eben im Begriff waren,
den Ball zu verlassen."
„Frau Gräfin, nein", rief der Marchese fast entsetzt,
„Sic dürfen noch nicht fort", und der Fürst Bogdanow
sah ganz fassungslos die schöne Frau an, welche sich nicht
sofort in freudiger und ehrerbietiger Hast beeilte, dem
Wunsch Ihrer Durchlaucht Folge zu leisten. Seiner
Meinung nach gab es außer lebensgefährlicher Krankheit
oder Tod keinen Grund, der ein normales Menschenkind
hätte abhalten können, solch einem Wunsch, der
Befehl war, nachzukommen.
Er wußte nicht, daß Gertrud bürgerlicher
war; denn ihre Haltung und Erscheinung paßte
men in die allererlescnsten aristokratischen Zirkel.
Marcheft dem Fürsten zugeflüstert hatte, er möge, wenn
von Peking ermordet worden sind, ist der allgemeine
Befehl ausgcgcben worden, daß die Fouragccxpcditionen
ohne Begleitung von Schutztruppen verboten sind.
Shanghai, 21. Sept. Li-Hung-Tschang war,
nach dem „Standard", eifrig damit beschäftigt, 8000
Mann von den Ausländern gedrillte und gut bewaffnete
Veteranen auszuhcben. Dieselben lagerten in Aangtschu
und marschierten unter Tschankaoyung, der zur Zeit der
Besetzung von Kiautschou dort befehligte, nach Tientsin.
Taku, 22. Sept. Das Reutersche Bureau meldet:
Eine Streitmacht von 400 Russen, 6000 Deutschen und
1000 Franzosen sowie das österreichische Seesoldatendeta-
chcment begann am 20. den Angriff auf die Peit-
sangsforts bei Tagesanbruch. Die Forts erwiderten
das Feuer lebhaft. Die Beschießung wurde bis Mittag
fortgesetzt, aber schon nach 10 Uhr vormittags hatte das
Feuer aufgchört. Die Kommandeure der Verbündeten
sandten um Mittag Mannschaften aus, um den Grund
des Schweigens der Forts festzustcllcn. Man
fand die Fort verlassen. Nur vier tote Chinesen
wurden aufgefunden; mehr als 3000 Chinesen,
die in den Forts gelegen hatten, waren entkommen. Das
russische Artilleriefeucr war sehr wirksam gewesen. Die
Forts sind stark beschädigt. Die Engländer und Italiener
hatten den Kampfplatz nicht rechtzeitig erreicht. Auf dem
ganzen Wege von Tientsin nach Taku bewegen sich Mas-
sen von Vcrstärkungsmannschaftcn, die nach den Peitsang-
forts marschieren sollen. Die Verbündeten hatten 3 Tote
und 50 Verwundete infolge einer Minenexplosion.
Tientsin, 22. Sept. Die Peitsang-Forts wurden
am 20. genommen. Die Verluste der Verbündeten werden
auf 120 Mann geschätzt, darunter sieben Deutsche. Die
Chinesen entflohen auf Booten.
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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
hseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
Post vierteljährlich 90 Pfg.„ohne BksMaeld.
Deutsches Reich.
Karlsruhe, 22. Sept. Der Karlsruher Stadtrat be-
Aoß die Entsendung einer Abordnung an Minister
, Wcnlohr, welche die dankbare Anerkennung seiner Thätig-
im Interesse Karlsruhes darbringen soll.
g Berlin, 22. Sept. Der Kaiser verlieh dem Obcr-
?"nam im 3. Secbataillon, Grafen v. Soden, weg«!
»?bvrragcnd tapferer Verteidigung der Gcsandschaften in
-Rng dm Orden „xour I« inorikö", den Mann-
esten das Militärchrcnzcichen 1. Klasse, dem Eroberer
Fahne das Mililärvcrdicnstkrcuz. Der Ches des
^uzcrgcschwlldcrs ist hiervon telegraphisch in KenNtnis
^tzt, um die Auszeichnungen werter zu verbreiten.
. Tilsit, 22. Sept. Bei Entgegennahme des Ehrentrunkes
dem Rathausc erwiderte der Kaiser auf die Ansprache
ersten Bürgermeisters: „Ich trinke diesen Pokal auf
Wohl der Stadt und ihrer Bürgerschaft. Ich trinke
-s" dankend zunächst als Landesherr und König, dankend
treuen und herzlichen Empfang der Stadt Tilsit,
trinke ihn zum anderen Wal als Urenkel der hohen
Herrn Standbild Sie heute enthüllten sein Dcnk-
s^.der Königin Luise, geschaffen vom Berliner Bildhauer
^vfcssor Gustav Ebcrleinj dankend dafür, daß sie das
. "denken der schwer geprüften, nie verzagenden Königin
E !v schöner Weise in dieser Stadt haben fortlcben lassen,
trinke ihn zum Dritten als Enkel. Denn der heutige
O? wäre einer gewesen, der recht von Herzen den Wünschen
»ZM hochseligen Herrn Großvaters entsprochen hätte.
„t°Pn der Stadt Tilsit und unserem Land stets Frauen
Kinder entstehen, die eine unverminderte und mic ver-
wende Zuversicht auf Gott und seine Hilfe bei unserer
, Iteration, bei ihren Männern und Söhnen fortleben
ijstcn bjg in die entferntesten Zeiten! Das ist mein Wunsch
r die Stadt Tilsit, diese Provinz und unser Land!"
g (klsiing, 22. Sept. Der Kaiser ist heute früh halb
Uhr mittels Sondcrzugs nach Braunsberg abgercist,
wo seine Weiterreise nach Tilsit erfolgen wird. Die
^iscrin wohnte heute Vormittag der feierlichen Ein-
E'hung des Diakonisscnhauscs in Lenzen bei.
Frankreich.
d Paris, 22. Sept. Auf dem heutigen Festmahl
Bürgermeister hielt Präsident Loubct Line
in der er zunächst die Herren willkommen hieß.
»K dann fort: Die heutige Versammlung ist weder
W Partcisache, noch als Vereinigung zum Zweck eines
Wöpses auszufasscn. Es ist eine nationale Versammlung
h Anbetracht der Zahl sowie der Eigenschaft der Tcil-
^uer sowohl im Hinblick aus die Gefühle, die die Ber-
ufen.
1. Januar
Steinbachcrtb^
Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
^Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
h: "Was sollen wir denn aber allen Ihren Tanzgläu-
sagen, Frau Gräfin, die hier in Ihrem allerliebsten
^?"ldbuch verzeichnet stehen. Er deutete auf die Tanz-
ü, "uug. „Einige Entschuldigungen hat Ihr Herr Ge-
A ohnedies schon anstelle» müssen, so an den Fürsten
Tdanow, der sich noch selbst überzeugen wird, ob nicht
Landskron den Grund zu diesen Entschuldigungen
" erfunden hat."
vw jungen Frau schwebte ein böses Wort auf der
„Graf Landskron ist allerdings stark im Erfinden",
dog e sic sagen; doch wieder traf sie der warme, licbe-
kz. Blick ihres Mannes, und sie schwieg; sie vermochte
riecht, vor dem Fremden ungroßmütig zu sein. Da
st^^st sich auch wirklich Fürst Bogdanow, eine schöne,
Männergestalt, bei welcher der stark ausgebildete
hche Typus nur den Eindruck von Kraft erhöhte.
H "Frau Gräfin, ich komme, um feurige Kohlen auf Ihr
ö" sammeln", sagte er mit jener einschmeichelnden
sej^nswürdigkcit, die den feingcbildctcn-Slawen eigen zu
K^"stcgt. „Sie haben mich um.eine große Freude gc-
phv ' d" mir einen Tanz versagten, und ich bringe
8bü^ dafür cim Botschaft, die Ihnen sicher viel Ver-
bereiten wird: Ihre Durchlaucht, die Großfürstin
hurina Paulowna wünscht den Grafen und die Frau
Mwkhl-
mpagnic.
t. früh 7 llhr
" L
atz.
Kommando^
Jimm^
IN einzel. Herr^
itkkvi»
teingasse