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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0581

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-

Ko Kal-Anzeiger

Neuer Heidelberger Anzeiger

Zaren

- HU vermiß
: untere

Die Wirren in China.
Shanghai, 11. Dez. Der Vicckönig Tschangtschi-
tung teilte nach der „Daily News" dem britischen General-
konsul mit, daß er aus Nordchina ein Telegramm erhalten
habe, laut dessen die Verbündeten sieben Distrikte der
Provinz Tschili südlich von Tientsin bis an die Grenze
von Schantung besetzt hätten.
Peking, 11. Dez. Der erste durchgehende Zug
aus Tientsin seit Ausbruch des Boxeraufstandes ist
am 1g- d. M. hier eingetrosfen.

aunqen »'

alle Ovationen für ihn zwecklos ausgepfufftes Feuerwerk,
oder es wären dadurch die internationalen Beziehungen
verschoben worden zum Unglück des Landes. Diese aber
zu schützen, ist Pflicht der Regierung. Wir stehen Eng-
land gegenüber vollständig unabhängig da. Wir sind
nicht um Haaresbreite auf England mehr angewiesen,
als England auf uns, aber wir sind bereit auf der
Basis der gegenseitigen Rücksichtsnahme mit England in
Frieden und Freundschaft zu leben. England gegenüber
den Don Quichote zu spielen, dafür find wir nicht da.
Das wäre eine Dummheit, für die ich die Verant-
wortung nicht übernehme. Wir rechnen bestimmt darauf^
daß der Ausgang des südafrikanischen Krieges unsere
dortigen Interessen nicht dauernd beeinträchtigen
wird. Ich weiß die Empfindungen der Volksseele wohl
zu würdigen, aber das politische Augenmaß darf ich
mir dadurch nicht verrücken lassen, ich muß mich leiten
lassen von den Interessen Deutschlands, diese ver-
pflichten uns zu der selbständigen, ruhigen, unabhängigen,
neutralen Haltung, die wir cinnehmcn. (Starker Beifall.)

Anreige«:
die 1-spaltige Petitzeile oder
deren Raum SO pfg. Lokale
Geschäfts»- u«d Privat-An-
zeigen bedeutend ermäßigt.
Reklamen 35 pfg. Für
Ausnahme von Adrigen an
bestimmten TgKn wird nicht
garantiert.

Der südafrikanische Krieg.
London, 11. Dez. Der „Evcning Standard" meldet:
Nach den neuesten Berichten befinden sich die Truppen
des Generals Knox und De Wets noch immer im
Kampfe. Das verzögerte Eintreffen von Nachrichten

deshalb, weil es ihm an Langmut und Sanftmut gefehlt,
verdammen?
Sehr begreiflich, daß er sich scheut, an die Vergangen-
heit zu rühren und Dir gegenüber mit seinem Vertrauen
kargt, wenn er etwas zu bereuen hat. Glaube mir, die
Stunde kommt, in der er sich Dir vertraut und dann
wirst Du sehen, daß alle Deine Befürchtungen grundlos,
nichtig, ja verdammenswert sind. Harre der Stunde.
Verscheuche Deinen Zweifel, wie ich es thue, sei wieder
frohen Mutes!
Ich sehe es als selbstverständlich an, geliebtes Herz,
daß gleichviel, welcher Art Du Gebrauch von meinen Er-
hebungen machst, Frau v. Heldhauscn's Name ungenannt
bleibt. Ich habe ihr das Versprechen gegeben. Sie darf
nicht durch meine Schuld ins Gerede kommen, vielleicht
gar mit dem ihr einst befreundeten Herrn v. d. Lüde in
Feindschaft geraten. Indiskret, undankbar wäre cs, ein
schlechter Gegendienst. Nun laß Dich umarmen, küssen,
Hcrzensfreundin, von Deiner Dir in unwandelbarer Liebe
und Treue ergebenen Irma."
Gisela legte das bis zum letzten Worte mit den Augen
durchjagte Schreiben nicht sogleich zur Seite. — Es zit-
tert in ihrer kalten Hand. Ihre Augen bleiben noch mit
starrem, abwesendem Blick darauf haften. Fest zusammen-
gepreßt, als sollten sie einen Schmerz verbeißen, der sich
stöhnend darüber wegringen wollte, liegen die erblaßten
Lippen auf einander. — Das, was die Schreiberin des
Briefes bezweckt, ist nicht — erreicht worden. Neues

rien
Mädchell
pfiehlt
, Sattler,

Gebote stehende Chloroform ergriffen, zu viel eingeatmet
und so den Tod gefunden haben."
„Also das ist es gewesen, Gisela. Sie hat ersichtlich
selbst ihren Tod verschuldet. Ich glaube daran und auch
Du mußt es thun. Frau v. Hcldhausen sprach sich sehr
verächtlich über den Brief aus und will sich bemühen,
dem versteckten Feind auf die Spur zu kommen.
Ist das nicht menschenfreundlich?
Sie war der Meinung gewesen, man hätte deshalb
die Hochzeit verschieben müssen, damit das junge Braut-
paar sich erst besser kenne und aneinander gewöhne! Das
hat die Liebe doch nicht nötig, Gisela!
Andererseits lobte sie es, daß Ihr vernünftigerweise
keinen Wert auf die anonymen Verdächtigungen gelegt
habt. Ich orientierte sie über Deinen benunruhigten Ge-
mütszustand. Sie nahm großen Anteil daran und großes
Interesse an Deiner Person. Ich mußte ihr viel von
Dir erzählen: Sie meinte: eine junge, schöne und gesunde
Frau wie Du dürfte wohl besserer Behandlung gewärtig
sein, als die arme, kränkelnde Komtesse, die nicht imstande
gewesen sei, den bedeutenden und thatkräftigen Mann zu
fesseln. Das leuchtete auch mir ein nud ich denke jetzt,
nach diesen Auslassungen, ruhiger über Deine Zukunft.
Besitzen wir doch nun ein ganz objektives, kompetentes
Urteil über Deinen Bräutigam, und zwar von einer Per-
sönlichkeit, die ihn genau kennt. Was wollen wir mehr?
— Eins läßt sich ja nicht leugnen: Sein Charakter zeigt
Widersprüche. Aber in jeder Menschennatur, in uns allen,
schlummert neben dem Guten das Böse. Dars man ihn

tcnden Parteien acceptirt wurde, sonst würde es sich um
eine Intervention mit ev. Zwange gehandelt haben. Eine
solche Intervention war für uns durch die geregelten Welt-
verhältnisse wie durch unsere speziell deutschen Interessen
ausgeschlossen. Auch diejenigen Mächte, welche eine
freundliche Mediation akademisch ventilirtcn, betonten, daß
ihnen jeder G ed ank e fernliege, Engl and gcgenseinen
Willen zum Frieden nötigen zu wollen. (Hört, Hört.)
Als der Gedanke einer Mediati on von Amerika
in ganz leiser Anfrage nach England kam, wurde er
von der englischen Regierung amtlich und kategorisch
abgelchnt. Eine Intervention Pflegt, wenn sie nicht
zu einer diplomatischen Niederlage führt, die Einleitung
zu einem bewaffneten Konflikt zu werden. Wenn wir
in einem solchen Conflikt hineingcglitten wären, hätte es
uns so gehen können, wie dein Jüngling in dem schönen
Schiller'schen Gedichte:
„Doch ach, schon auf des Weges Mitte
Verließen die Begleiter mich,
Sie wandeln seitwärts ihre Schritte,
Und einer nach dem andern wich.
In eine solche Situation dürfen wir das deutsche
Volk nicht bringen. Was den Nichtempfang des Präsi-
denten Krüger durch den Kaiser angeht, so kommt es
nicht auf das Beiwerk, auf nebensächliche Begleiterscheinungen
an, auch nicht auf bedauerliche polizeiliche Ungeschicklich-
keiten, sondern auf die Frage: Würde die Reise des
Präsidenten und ein Empfang durch den Kaiser
ihm oder uns irgendwie genutzt haben? Diese Frage
beantworte ich mit einem entschiedenen Nein.
Was hat Krüger die Pariser Ovation genützt?
Was sein Empfang im Elysee? In seiner Unterredung
mit dem französischen Minister des Auswärtigen Delcassä,
beschränkte sich Krüger darauf, zu fragen, wie die
französische Regierung sich gegenüber gewissen Eventuali-
täten verhalte, die sich aus den Schritten ergäben, die
in Europa gethan werden sollten. Darauf wurde ihm
geantwortet, daß Frankreich keinerlei Initiative
ergreifen würde, daß Frankreich ihr aber näher treten
wolle, wenn dieselbe zu Tage trete und Frankreich zu
dienen geeignet sei. (Lebhafte Heiterkeit.) Ich frage
Sie, ob Krüger nicht ebenso klug war wie vor-
her. Delcasse äußerte sich so verständig wie nur möglich,
wie dies auch von einem so einsichtsvollen, ausgezeichneten
Staatsmann zu erwarten ist. Ich würde eintretenden
Falls in Berlin dies keineswegs schöner haben machen
können. Die Reise Krügers nachBerlin hätteunserer
Stellung in der Welt nicht genützt. Entweder es wären

MM
(Hintcrbau).
»eiz.
erSeere.)
der SO Pfg-

Deutsches Reich.
Wilhelmshafen, 11. Dez. Der Lloyddampfcr „Köln"
mit etwa 1OOO Mann, die an dem Kampfe in China
teilgenommen haben, ist heute Nacht hier eingetroffen und
nach 3 Uhr früh in den neuen Hafen eingelaufcn.
Wilhelmshafen, 11. Dez. Die mit dem Dampfen
„Köln" hcimgcbrachtcn Chinakämpfer wurden heute
Vormittag 10 Uhr auf dem Torpedo-Exerzierplatz von
Admiral Thomsen herzlich willkommen geheißen. Die
Ansprache schloß mit einem Hoch auf den Kaiser.

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^r durften wir zwischen Thür und Angel nicht klemmen,
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1SVV. Mittwoch, IS. Dezember

(27. Jahrgang.)
Druck und-Berlag von G. Geilendörfer. Verantwortlich: Hch. Geifendiirfer.
Geschäftsstelle: Untere Ueckaestentze Uv. 17

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Der Hochzeitstag.
Roman von H. Palms-Pahsen.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
,^v — cs entstand also Argwohn, ein Gerede und
>?sh? Woran starb die arme Frau? An Gift? Wie
sich der Arzt? Griff das Gericht nicht ein? Diese
stürzten mir nur so über die Lippen. Ich verlor
Erregung alle Besonnenheit. Das war dumm,
schüchterte sie ein.
V'^Eine liebe, verehrte Frau Oberförster", sagte sie,
AWiM» Widerstrebt mir, auf dieses heikle Thema näher einzu-
... .—«ne guter Name ist schnell zerstört und ich würde
> !?>g Vorwürfe machen, wenn meine harmlosen, durch
^tausgcforderlcn Aeußcrungcn die Veranlassung zu
' - welcher Verdächtigung gäben. Darum wiederhole
I^er Baron ist nach dieser Richtung hin, meiner An-
^ch, über jeglichen Verdacht erhaben. Ich schätze
?fehre ihn hoch. Hart sind die Männer leicht und
^>ß, wie sehr seine Geduld von der ewig kränkeln-
'flwi in Anspruch genommen ist."
! aber können Sie mir doch sagen, verehrte gnä-
^au", flehte ich, „woran eigentlich die arme, junge
Lestorben ist."
A zu tiefem Schlaf", lautete die mystische Antwort.
Ae ist das zu verstehen", drängte ich.
mag im Zustand großer Schmerzen das ihr zu

°ichskanzler Bülow über die Stellung
Deutschlands zum Burenkrieg.
In der gestrigen Rcichstagssitzung hat der
Manzler, wie bereits in voriger Nummer kurz er-
^t, über die Stellung Deutschlands zum Burenkriege
M,r Folgendes ausgeführt:
Twß cs zwischen den südafrikanischen Republiken und
f»nd zum K r i e g e gekommen ist, haben wir aufrichtig
g t. Es war für uns eine Mahnung, die Augen
h zu halten und daß in der eigenen Kraft die einzige
Bürgschaft für den Frieden und die Behauptung
Hechts ist. Durch den Krieg- waren wichtige dcut-
ZNteressen in Mitleidenschaft gezogen. Unser in Süd-
investiertes Kapital beziffert sich auf Hunderte von
^vncn. Wir hatten auch die Pflicht dafür zu sorgen,
,l>cr Krieg keinen Nachteil für unseren südafrika-
-w Besitzstand brachte. Wir haben vorher gethan,
Uns möglich war, um den Ausbruch des Krieges zu
hüten und den beiden Re p ubliken keinen Zweifel
-^U, hinsichtlich unserer Neutralität. Ich beziehe mich
. das niederländische Gelbbuch. Als im Jahre
die Frage des Schiedsgerichts nicht ganz aussichtlos
^n, haben wir dem Präsidenten Krüger ein solches
suhlen. Krüger hielt aber den Zeitpunkt dafür damals
nicht gekommen. Als nach einiger Zeit Krüger ver-
eine Vermittelung herbeizuführen, waren die Ge-
dafür schon zu sehr erhitzt. Daraufhin erteilten wir
^als — die deutsche und niederländische Regierung,
Üir die deutsche Regierung wars das letzte Mal —
flat: die deutsche Regierung sei überzeugt, daß jeder
fllt bei einer Großmacht in diesem Augenblick sehr
flsch, ohne Ergebnis und sehr gefährlich für
flpublik wäre. Hieraus geht hervor, daß uns an dem
mhsheim. ..Bruche des Krieges sowie an dem Schicksal der
-——titanischen Republiken kein Vorwurf trifft. Die
hätte den Buren nichts genützt und uns geschadet.
- richtig.) Im Hinblick auf die gesamte Weltlage,
b°n dem Standpunkte der deutschen Interessen konnten
fline andere Haltung einnehmcn, als eine solche strikter
flralität. Daran können auch die Sympathien
y ändern, die in Deutschland gehegt werden für die
>7 der Buren und ihre Freiheit. Unsere Politik darf
krt unt^ Mischer Stunde nicht von den Eingebungen des Ge-
geherrscht werden, sondern nur durch die nüchtern er-
^sn Interessen unseres Landes.
flas die Möglichkeit einer Friedens Vermittlung
so war es Voraussetzung, daß sie von beiden strei-

^rfchoint täglich
Ausnahme der Sonn- und
^tage. Als Beilagen das
Kelberger Bolksblatk" und
Eilige „JllustrierteSann-
Preis 30 pfg.,
kw Beiblättern 40 pfg.
^lljch. Durch die Post vier-
Klich 1 Wir. ohne Be-
stellgeld.
 
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