Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI issue:
Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0533

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

eschen

Ich dachte, die hättest Du längst gc-

Augcn. Sie konnte seinen durchdrim

lüfte
(beschenk

das Stiitk
Pctrolenu!

d mit einem Fw
bzugebeu .

len Maria und deren Tod, und von Asta v. Heldhausen.
Was sic, Gisela, davon wußte, halte sie mühsam erhorchen
und ihm heraussragcn müssen. Aber dessen war sic inne
geworden: Ulrich's Persönlichkeit, sein feines, distinguiertes,
zartes Benehmen, seine Sprache, seine Stimme übte einen
großen, sic sagte sich zu zauberischen, wenn nicht unheim-
lichen Einfluß auf sie aus. Ihre schwer lenksame, oppo-
sitionelle Natur vermochte sich ihm gegenüber leicht zu
unterwerfen.
Auch in diesem Augenblick war sie sehr geneigt die Er-
mahnungen der Eltern zu bethätigcn und allmählich so
wie jene über die Verleumdungen zu denken. Aber diese
Anwandlungen, olle weichen hingcbendcn Gefühle verflogen
immer wieder schnell. Sie traute sich selbst nicht mehr,
sie fühlte ihr Herz hin und her gerissen. Wahrlich, nicht
ohne Grund, hatte sic sie sich vor diesem und dem kom-
menden Tag gefürchtet und der ganze Widerstreit dieser
Empfindungen kam nun in ihrem erregten Antlitz zum
Ausdruck.
Das konnte ihm, dem aufmerksamen Beobachter und
Menschenkenner nicht entgehen. Daher, als sie das Haus
betraten, die Doppcltreppe erstiegen und Gisela dem großen
Saale, in welchem es noch lebhaft zuging, znstrebte, zog
er sie sanft daran vorbei und sagte: „Mit diesem Mißton
in der -Seele wollen wir uns doch nicht trennen diesen
Abend. Ich sehne mich nach einem lieben Blick von Dir,
nach einem Kuß. Im Balkonzimmer sind wir allein und
da wirst Du mir auch sagen, nicht wahr, Geliebte, was
Dich quält!"

fragte er liebevoll.
einen Augenblick, dann sagte sie leise:

Rußland.
Nov. Der Kaiser verbrachte den
und schlief wührcud des Tages eine
9 Uhr war die Körperwärme 36,4:

„Jetzt erfl?
fnndcn."
Sic senkte die
gcndcn, festen Blick nicht ertragen und dabei dachte sie:
Kann ein schuldiger Mensch so gerade, jo sicher aus den
Augen blicken ?
Nicht er, sie mußte ja die Augen senken in dem Ge-
fühl tiefster Scham, ihm etwas Fürchterliches zugctraut zu
haben, Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und als er
von neuem fragte: „Sage mir, was Dich quält — und
warum Du Furcht vor mir hast - Du — Du, meine
Bivacitas!" Da kam cs wie ein Schrei über ihre Lip-
pen: „Ulrich, faß mich nie wieder so an — so unver-
mutet, mit solchem Griff und mit solchem Blick in dm
Augen! Du sahst aus, wie — o Gott — wie — wie —"

llcu Größcü
:ts am z>agcr.
gratis. '
Juwelier,
ft- KH-j
tenaasse.

sich munterer. Die Kräfte nahmen zu. Heute Morgen
9 Uhr Körperwärme 36,2, Puls 69.

Der Entwurf wird au eine Kommission von 21 Mit-
gliedern verwiesen.
Morgen l Uhr: Anlcihcgcsctz. Antrag Riutclcn
über Aeuderung des Gerichtsvcrfassnngsgesctzcs. — Schluß
3 Uhr.

r Dung
HandschuhsbeiF

Livadia, 29.
gestrigen Tag gut
Stunde. Abends
der Puls 68. Nachts schief der Kaiser lehr gut und fühlte

en bei
Haiiptstr.174

Der Hochzeitstag.
Roman von H. P a l m 6 - P a y s e n.
fNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Jene aufgeregte, unvergeßliche Stunde, in welcher dies
^lles besprochen und in der erwogen wurde, ob man Ul-
stch den Brief zeigen solle, was sie erstrebt und die Eltern
verwarfen — stand in ihrer ganzen Schrecknis wiederum
Gütlich in ihrer Seele auf. Warum, hatte sie sich hun-
^itmal gefragt, konnte nicht alles doch auf Wahrheit be-
ruhen ? Kannten die Eltern ihn denn so gut, um ihn einer
Ehrlosen, oder verbrecherischen That für gänzlich unfähig
äu halten und die Anschuldigungen sämtlich für eine Un-
möglichkeit anzusehen?! O, nein. Sie kannten ihn nicht
^Ngcr, als sie selbst, kaum ein Vierteljahr. Und sie wuß-
stn auch, daß Ulrichs Bruder eine ehrlose That begangen,
'bi Duell den Kameraden erschossen und mit dessen Frau
Müchtet und im Auslände verschollen sei. Der sollte auch
'vlch ein schöner, männlicher Kavalier gewesen sein wie
Ulrich. Jenem konnte man heutigen Tags vielleicht auch
bicht die Unthnt vom Antlitz ablescn. Hatte doch Ulrich
bin dieses Schandfleckes auf seinen Namen seinerzeit das
Saterland verlassen und war deshalb zur Schutztruppc
Übrrgcgangm. Darüber waren fast sechs Jahre vergan-
gen. Wer konnte wissen, wie ihm das Schicksal drüben
bfltgespielt, was alles er dort erlebt. Denn wie ungern
bnd selten sprach er von seiner Vergangenheit, von seiner
Krankheit und seinem Aufenthalt in Italien, von der saus-

Der südafrikanische Krieg.
London, 29. Nov. Von Lord Roberts ging die
Meldung ein, Oberst Barker fand auf dem Marsche nach
Dcwctsdorv die Buren in starker Stellung. Er griff
sie nicht nachdrücklich an und verlor 3 Mann. Oberst
Plumer griff k-00 Buren nordöstlich von Dcwagcntrift an
und umging ihre rechte Flanke. Die Buren zogen sich
zurück und ließen 3 Tote auf dem Platze. Eine andere
englische Abteilung marschierte am 23. auf Bethlehem und
fand die Buren in stärkerer Stellung am Tigersklovf.
Nach, scharfem Gefecht wurde die feindlicheHauptstcllung

en.
kaufen
und Wiese,itz^
Haus Nr. 8SK

Deutscher Reichstag.
Berlin, 29. Nov.
I Auf der Tagesordnung steht der Geseeentwurf über die
k>v atver si chc rungsansta lten.
I Abg. Opfer gelt (Ccntr., schwer verständlich) hält,
der anerkannten Solidität des deutschen Privatvcr-
Wrruugwcsens, mit Rücksicht auf die verschiedene Gcsctz-
Wbng der Einzelstaaten, eine einheitliche Regelung für
Rügend notwendig. Redner beantragt die Ucberwcisnng
W eine 2lglicdrigc Kommission.
M Abg. Dr. Lehr (natl.j steht der Vorlage ebenfalls
mündlich gegenüber, Hal aber gegen einzelne Bestimmungen
Mverc Bedenken, deren Beseitigung er in der Kommission
Mfft. Redner erkennt namentlich an, daß die Aufsicht
das Versicherungswesen einer einzigen Rcichsbchördc
'Ertragen werden soll, und empfiehlt Vorsicht bei der
qbswahl der Stcllcnbesctznng.
i Abg. Rettich (eons.) betont,, so berechtigt die For-
mung nach einem solchen Gesetze über die Privatunter-
r'hmungen sei, so unberechtigt fei die Forderung, auch
öffentlichen Versicherungsanstalten in das Gesetz eiu-
'Mezichen. Jedenfalls sei zu prüfen, ob cs angczeigt fei,
sjEb Anstalten zuzugestchen, daß sie einen Teil ihrer Rescrvc-
"bds in Hypotheken^ Pfandbriefen anlcgcn.
I Abg. Müller (freis. Volksp.) bespricht die Mündel des
i, der uns nur 1 Schritt weitcrführc auf den
.feg der Verstaatlichung und Uniformirung. Hierbei
ürse man die Regierung nicht unterstützen.
Abg. Brömcl bedauert ebenfalls, daß das Gesetz nicht
Jf die öffentlich rechtlichen Anstalten ausgedehnt werde.
. Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Vor
Vorlage des Gesetzentwurfs müßten die Handelsrecht-
en Verhältnisse geregelt und das bürgerliche Gesetzbuch
.^abschicdct werden. Die Regelung der Lffcntlich-rechk-
Aen Verhältnisse des Versicherungsvertrages und die
Besteuerung der Bersichcrungsgenvssenschaften sowie die
kwrmativrcgclung der Stellung der öffentlichen Vcr-
Üchrrungsgescllschaftcn sind die einzelnen Teile des Ver-
^cherungsrechtes. Wenn daher eine gewisse Rechtseinhcit
!^it dem PrivatversicherungStvesen geschaffen werden solle,
müßten auch diese Etappen innegchalten werden.
Abg. Cal wer (Toz.): Ein einheitliches Vcrsiche-
!'chgsrccht sei notwendig. Man scheine durch die Ve-
rminungen über die Gewerkschaften die Arbeiter auf Um-
ar wollen.

Die Wirren in China«
Pc k ing, 29. Nov. Dem Vernehmen Londoner Blätter
nach zog der russische Gesandte seine Zustim-
mung zu demEntwurf de r v o n China zustellen-
dcn Forderungen zurück und weigerte sich, die Prä-
liminarien zu unterzeichnen, wenn die Bestimmungen über
die Bestrafung der Schuldigen nicht abgcändert würden.
Die Verzögerung übt auf China eine schlechte
Wirkung aus.
London, 29. Nov. Nach einem Telegramm der
„Moruing „Post" ans Peking vom 27. November meldet
ein auS Paokingsu zurückgekchrtcr amerikanischer Korrespon-
dent, daß dort über 3000 Deutsche unter General
Kctteler und beinahe 2000 Franzosen unter General
Baillond für den Winter konzentriert seien. Die Chinesen
hätten die Hinrich tung von drei Mand arin en an-
gesehen, es heißt aber, daß dies nur wenig Eindruck auf
sic gemacht habe. Die Entschädigung von 100,000 Taels
sei noch nicht cingezogcn, aber der Witwcnfonds sei mit
Beschlag belegt worden, viele Plünderungen würden
gemeldet. Häufige Expeditionen würden von Paotingfu
aus unternommen; die Deutschen marschieren nordwärts,
die Franzosen operieren im Süden, um angebliche Boxer-
dörfer zu bestrafen. Die Deutschen bewachen den westlichen
nach Schansi führenden Paß, um den kaiserlichen Truppen
zu begegnen, welche von dort kommen sollen.
Petersburg, 29. Nov. Nach einem Telegramm
des Generals Zcrpitzki vom 17. ds. hat das Schantäik-
waner Detachement den von 10000 Boxern, Tun-
gcsen und chinesischen Soldaten belagerten Bischof der
Ostmongolei nebst 20 M issionarcn und 3000 christlichen
Familien befreit.

Somit öffnete er eine der großen Gangthüren, die in
ein von einer Ampel sanft erleuchtetes, trauliches Frauen
gemach führte. Weit offen standen die Balkonthüren, der
süßliche Duft üppig rankender Glycinicn strömte mit der
weichen Nachtluft herein. Ulrich blieb in dem Hellen Licht
kreis der Lampe stehen und hob Gisela's Antlitz zu sich
empor: „Wo ist sie geblieben, meine Bivacitas?" fragte
er und streifte mit leisem Kuß Gisela's Stirn und sah
ihr dann in die Augen. Wieder dieser suchende, fremde
Blick!
„Du sichst mich so sonderbar, so fremd an. Was
suchst Du in meinem Gesicht?
Sic schwieg

Deutsches Reich.
Berlin, 29. Nov. Zum Nachfolger des Fürsten
Münster in Paris ist, wie die „Nordd. Allgcm. Ztg."
hört, der deutsche Botschafter in Petersburg, Fürst Ra-
do lin, ernannt worden.
Berlin, 29. Nov. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." gibt
bekannt: Bei den commissarischcn Beratungen, die, wie
gemeldet wird, auf Veranlassung des Reichskanzlers dem-
nächst im R ei chsciscn ba hna m le slattfinden werden,
wird cs sich hauptsächlich um Einrichtungen zur Sicherung
der Züge auf Strecken mit starkem Verkehr
und um die Bauart der Durchgangswagcn, sowie
um die Wagend cleuchtung handeln. Zu diesem
Punkte sind die bethciligtcn Regierungen ersucht worden,
sich noch vor den Konferenzen zunächst über eine Reihe
technischer Vorfragen zu äußern. Außerdem soll die schon
früvcr angeregte Frage, nämlich Verringerung der Ge-
fahren, die dem Fahrpersonal durch Anstößen au feste,
neben den Geleisen stehende Gegenstände drohen, und die
Einführung einer selbstchätigcn Wagenkoppelung beraten
werden.
Wildparkstatio», 29. Nov. Der Kaiser und der
Kronprinz sind heute Morgen 10 Uhr 7>5> Minuten
mittels Sondcrzuges nachHoemertcn abgcrcist, von wo
sie mit dem Elbdampser „Freia" nach Tangermünde
weiterfahren werden, wo heule die Enthüllung eines Denk-
mals Kaiser Karls IV. statlfindct.
Tangermünde, 29, Nov. Der Kaiser traf um
halb 2 Uhr zur Enthüllung des von ihm der Stadt
Tangermünde geschenkten Standbildes KaiserKarls l V.,
welches sich auf dem inneren Burghof zwischen den Resten
dcr hoch ani Elbufcr gelegenen Burg mit der Front nach
der Burg erhebt, hier ein. In Hacmertenhain halte sich
dcr Oberpräsibenl v. Bötticher cingcfundcn. Von dort
fuhr dcr Kaiser mit dem Kronprinzen und großem Gefolge
auf dem Dampfer „Freia" nach Tangermünde, wo er
2,20 Uhr eintraf.

zu vermieten
C-4, 2 Tr. reib '
fSZjlNIUtt
cz. zu vermiet^
or llatere Ncck^'

Himnrcr
- I Tr., Vord^
mankelg. 17,2
Krahnengafse^
i E. Gciseudö^
(berg.

erkaufen
Pha, neu herss '
sd. Komo-c
t, Kelkengaftc s)

kls-ssiittnel
meine
g-Birrrcir
owic schöne
Solidär-
onftigc Ziel
aller Art
ung "Innungen über die Gewerkschaften die Arbeiter
t, (Härtucn' ^egen um ihre bisherigen Erfolgc bringen zi
ttihsheim. ^<ls sei eine Politik dcr Willkür.
Geh.-Rat Gruner: Die letztere Auffassung des
Vorredners sei falsch. Die Gewerkschaften fielen nur
^veil unter das Gesetz, als sic Vcrsichcrungsgcschäfte be-
lieben.

chrrrLrack
Hcumarkt 2.
Ucbcrzichcu Ktz.
Auswahl in sJflvurss
hirrrrerr °
»NN
zassc i'
niusia'dter Hob

27. Jahrgang.

Neuer

»Wstiftli: Uli» ».

I * »»»»»» ----- —
MtlökUlergkr Anmger

Freitag, 30. November 1900
GkMrßrle: Vilm rMßrch L

uittpf. Seil'
hmc icb als v'
ttttidt, Ehest''
tt.

! Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertag,
I Als Beilagen daS „Heidelberger Volksblatt" und das
z «fettige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis TS Mg-,
i mit den Beiblättern -kft Big. monatlich. Durch die
Post vicrteliäbrkich i»O Pifg. obne Bestellgeld.

Anzeigen: die r-spattige Petitzcile oder deren Raum
tS Pfg. Lokale Geschäfts- und Prwat-Anzeigen be-
-L- r c „ deutend ermäßigt. Reklamen 3" Pfg. Für Auf-
UNO Ä«,)NK§(^LNV. nähme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
o ra» o c, garantier^ Gratlsverbwitung durch Säulenanschlag.
 
Annotationen