2V. Jahrgang
»WWIt: Iiim Mrpch I?.
att Btt. 6)
I'.'
eevll!
DU
sendörfcr
gen, Küche
bcr
Puttler.
taten,
celgnctrr
'frei!
tm. Was sagt denn Deine Abscheu gegen die „Vorneh-
men" dazu?"
Das klang sehr scherzhaft; doch lag etwas wie fra-
gende Sorge in der Stimme.
„Dieser mein von Dir sogenannter Abscheu ist immer
uoch derselbe geblieben, Herbert", antwortete Gertrud ernst-
haft. „Ich finde, daß unsere Reise mit ihrer Menge
neuer fremder Eindrücke mir viel von meiner Willenskraft
genommen hat. In Böckstein hätte ich gewiß nicht mit
einem Aristokraten getanzt. Hier sage ich mir schon, daß
mich ein Tanz zu nichts verpflichtet, und daß ich ja höchst
wahrscheinlich nie wieder mit diesen Herren vom Adel Zu-
sammentreffen werde. In Böckstein hätte ich mich unter
diesen vornehmen Menschen durchaus nicht wohl gefühlt,
die alle wahrscheinlich so ganz andere Lebcnsanschauungen
haben als ich, und die uns in ihrem Hochmut und Dünkel
gewiß nicht bei sich zu Hause in ihren Salons empfangen
würden."
„Aber Kind, gerade die vornehmsten der Gäste find
von ausgesuchter Liebenswürdigkeit gegen dich ..."
„Wahrscheinlich aus demselben Grunde, aus dem ich
mit ihnen tanze. Der Verkehr in einem Kurorte legt
einem keine besonderen Verpflichtungen auf. Später kennt
man sich nicht mehr und geht aneinander vorüber. Ich
fürchte nur, daß uns diese Leute alle auch für etwas an-
deres halten werden, als wir find."
„Wie meinst Du das?" fragte er hastig.
„Wegen meines Anzuges, der sehr kostbar ist, wie
mir Frau Cosway gesagt hat. Ich selbst kann ja der-
durch eine der fleißigsten, fähigsten und bewährtesten Kräfte
des Ministeriums des Innern und in seiner Eigenschaft
als Direktor in diesem Ministerium der dem Minister
nächststchende Mitarbcitcs. Seine Verdienste nm den
Staat hat sein gnädiger Fürst wiederholt durch hohe Aus-
zeichnungen anerkannt und ihm noch ans dem letzten Land-
tage einen Vertrauensbeweis durch Berufung in die erste
Kammer der Landstände gegeben. Indem Seine Königliche
Hoheit der Großhcrzog Herrn Dr. Schenkel jetzt das
verantwortliche Amt seines ehemaligen Chefs überträgt,
kommt in dieser Berufung der maßgebende Wille zum Aus-
druck, allen Versuchen, den notwendig gewordenen Personen-
wechsel als eine Acnderung des Systems darzustellen, von
vornherein und unzweifelhaft jeden Anschein von Berech-
tigung zu entziehen.
Berlin nichts bekannt, doch traf aus Kamerun kürzlich die
telegraphische Meldung ein, daß der stellvertretende Gou-
verneur vou Kamptz den Hauptmanu v. Besser aus seiner
Stellung abberufen habe. Die hiernach eröffnete Unter-
suchung wird sich auf das gesamte Verhalten v. Bessers
während der noch nicht abgeschlossenen Expedition zu er-
strecken haben und daher über die Behauptung von Aus-
schreitungen die nötige Klarheit verschaffen.
Italien.
Neapel, 19. Sept. König Viktor Emanuel ist
heute früh mit dem Grafen von Turin, begleitet von einer
Kürassierabteilung, von Schloß Capo die Monte aus den
Staffcttcnrcitcrn der Ulancnregimcnts Novara cntgcgengc-
rittcn. In der Nähe von Marano traf er mit den
Staffettcnreitcrn zusammen, deren Führer Bosclli ihm ein
Handschreiben des Kaisers Wilhelm in silbernem Etui
überbrachte. Der König beglückwünschte Boselli zu seiner
Reise und kehrte dann mit dem Grafen von Turin und
den Reitern nach Capodi Monte zurück.
gleichen noch nicht beurteilen, ich habe nur gefunden, daß
die Toilette sehr hübsch ist und habe mich sehr darüber
gefreut. Wer weiß, ob ich nicht ein Unrecht damit be-
gehe, wenn das, was Du mir giebst, Kleider sind, wie
nur vornehme Leute sic tragen."
„Nein, Kind, Deine Toilette kostet nicht um einen
Pfennig mehr, als ich ausgcbcn kann. Quäle Dich doch
nicht mit solchen Sorgen!"
Sie seufzte leicht auf. „Nun, das beste ist jedenfalls,
daß wir nicht zu den „Vornehmen" gehören und nach
dem Reisetraum hoffentlich uns in unserem bescheidenen
Kreise sehr wohl fühlen werden. - Komm, der Walzer
ist zu Ende, wir haben geplaudert anstatt zu tanzen!"
Herbert führte seine Frau zu ihrem Platze zurück und
bemerkte mit großem Unbehagen, daß Mr. Cosway sich
wieder neben seiner Mutter Ungesunden hatte und mit
einer Art von boshafter Neugierde dem jungen Paare
entgcgcnsah.
Eifrig wandte sich Frau Cosway mit einer ganzen
Reihe von Fragen, wie cs ihr gefiele, wie sic sich unter-
halte, der jungen Frau zu; ehe aber Gertrud eine einzige
derselben beantworten konnte, sagte Mr. William Cosway
laut: „Aber Mama, belästige doch die Frau Gräfin nicht."
Wie von einem Schlage getroffen, wandte sich Herbert
um und starrte den Sprecher an, der höhnisch fortfuhr:
„Ich habe noch sehr um Entschuldigung zu bitten, daß
ich vorhin wagte, die Frau Gräfin um einen Tanz zu
ersuchen. Hätte ich nur die leiseste Ahnung von dem In-
kognito gehabt, so wäre ich selbstverständlich nicht so kühn
Jirferateirblatt
für Keiöewerg und Wmgegenö
perPsund.
Ranges!
t, Weich-
n Sorten
Zarbc den
cu! Beste
LLW
tttwilligst
nnren.
Deutsches Reich.
Dresden, 19. Sept. Erzherzog Otto ist als Ver-
treter des Kaisers von Oesterreich zur Beisetzung des
Prinzen Albert hier eingetroffcn.
Dresden, 19. Sept. In Vertretung des Kaisers bei
den Beisetzungsfeicrlichkeiten traf Prinz Fricdrich Hein-
rich vou Preußen heute Nachmittag hier ein. Mit
demselben Zuge kam Herzog Adolf Friedrich von Mecklen-
burg als Vertreter des Herzog-Regenten. Am Vormittag
waren schon eingetroffcn Prinz Karl Anton von Hohcn-
zoltcrn und Herzog Heinrich von Mecklenburg.
München, 19. Sept. Heute Vormittag fand die
kirchliche Einsegnung der Leiche des Prinzen Hein-
rich von Hessen statt. Der Feierlichkeit wohnte als
Vertreter des Prinzrcgcntcu Prinz Ruprecht bei, ferner
sämtliche in München anwesenden Prinzen. Von vielen
Seiten waren Kranzspenden eingetroffcn. Die Leiche wird
heute Abend nach Darmstadt übergeführt.
Berlin, 19. Sept. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." er-
fährt, daß auf Grund der Zeitungsnachricht, wonach
zwischen dem Oberrichtcr v. Eber stein und dem Apo-
theker Wilms in Dar-es-Salaam ein Zweikampf
staltgesunden habe, von der zuständigen amtlichen Stelle
sofort das Erforderliche angcorduct worden sei, um die
Beteiligten zur Verantwortung zu ziehen. Die „Berl.
N. Nachr." melden, nach Mitteilungen von beteiligter Seite
sei der Oberlichter Ebcrmaier, nicht der Frhr. v. Eber-
stein der eine Beteiligte gewesen. D. Rcd.j Die „Nordd.
Allg. Ztg." schreibt weiter: Die in Stuttgart erscheinende
„Deutsche Reichspost" berichtete über grobe Ausschreitungen,
die die Strafexpedition des Hauptmanns v. Besser in
Kamerun angeblich sich zuschulden kommen ließ. Aus den
amtlichen Berichten ist über die betreffenden Vorgänge in
Zum Rücktritt des Ministers Eisenlohr.
Die offiziöse „Tüdd. Rcichskorrcspondcnz" begleitet den
Rücktritt Dr. Eisenlvhrs u. a. mit folgenden Auslassungen:
Es fällt nicht schwer, eine Charakteristik des scheidenden
Ministers zu geben. Herr Dr. Eisenlohr war kein
freund waghalsiger politischer Experimente; die Fortdauer
k-ner Politik aufrecht zu erhalten, die Baden zum freiheit-
lichen Musterstaat cmporgehobcn hatte, war sein Streben
Und diesem Streben ist der Erfolg zur Seite gegangen.
ist daher zu verstehn, wenn die extremen Parteien
E-nr nicht besonders günstig gesinnt waren. Herr Eisenlohr
link eben niemals die Uebcrzcugung verleugnet, daß extreme
politische Anschauungen nicht als gedeihliche Grundlage
tätlichen Lebens gelten tonnen und er hat danach ge-
handelt. Seine Arbeitskraft, seine Fähigkeiten haben auch
lne Gegner rückhaltlos anerkennen müssen und wenn Herr
Ar. Eiscnlohr nach jahrzehntelanger Aufbrauchnng dieser
Arbeitskraft am Abend des Lebens das Bedürfnis nach
Auhc fühlt, so ist Las ein natürliches Gebot, dessen Er-
füllung er sich nicht entziehen durfte. Obgleich Herr Eiscn-
lahr auch auf dem letzten Landtage zu alten Erfolgen neue
kniete, mußte diese Rücksichtnahme auf seine Gesundheit
fhn m seinem Entschluß um so mehr bestärken, als er sich
per Uebcrzcugung nicht verschließen konnte, daß er auf
Pein nächsten Landtage einer geschlossenen oppositionellen
Mehrheit gegcnübcrstehen würde, ohne einer zielbewußt
^verlässigen Unterstützung durch die liberale Minderheit
Hehcr zu sein.
Ein makelloser Charakter, ein glühender Patriot, ein
steuer Diener seines Herrn, wie er selbstloser nicht ge-
pocht werden kann, so scheidet Herr Eiscnlohr aus dem
.^rntc und der Dank aller aufrichtigen Vatcrlandsfrcundc
I^lgt ihm nach. Als Träger altliberalcr Ucbcrliefcrungcn
lland er Jahrzehnte auf der Wacht gegen rückschrittliche
pvd radikale Bestrebungen, und auch in dieser Beziehung
Pol er sich durch eine stattliche Reihe von wahrhaft frci-
hsülichcm Geiste erfüllter gesetzgeberischer Thatcn bleibende
. tr-ilmste erworben. Was der scheidende Minister
insbesondere auf wirtschaftlichem Gebiet geleistet, wie er,
hvrkräftig bis auf die kleinsten Einzelheiten eingehend die
^wirtschaftlichen Interessen gefördert hat, ist so bekannt,
ppd gegen alle Anfechtungen gesichert, daß selbst seine ent-
.chicdcnstcn politischen Gegner ihm hicfür die uneinge-
sAränkte Anerkennung nie versagten. Daß diese das össent-
'sche Wohl fördernde Wirksamkeit auch fernerhin vom Mi-
r'llcrium des Innern geübt wird, dafür bürgt die Pcr-
ovlichfeit seines durch das Vertrauen des Landeshcrrn
^ubcrufcncn Leiters. Herr Dr. Schenkel, der dem schn-
öden Minister innig befreundet ist, war viele Jahre hin-
idclbttS
csucht.
md Schuh
crci erlernen
eschäftigung-
ik
Nnnnhcinu,
ivcrdicnst
stand. Aust'-
ostbach in
km. beifiigI
'sie»
rsegerr
Preist, grot^
arte f. Pork§-
Magdeburg'
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8seitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
VnN m^tetiährsich NO Pkg. obne Reftellaeld.
Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Ich habe so Angst", flüsterte während des Ta«zcs
Ortrud ihrem Manne zu.
„Wovor?"
„Bor Mr. Cosway. Er sprach so drohend und sah
böse aus."
„Kleine Thörin, ich will nicht sagen, daß Cosway
Zfhl die Lust hätte, uns zu schaden, aber glücklicherweise
ihm die Macht dazu. Doch wirst Du nun wohl
chchen, daß ich recht hatte, den Verkehr mit diesen Lcu-
" nicht zu wünschen."
„Ja. — Laß uns ausruhcn, Herbert."
r. ^eise atmend blieb die junge Frau einige Augenblicke
einem der blumcnumkränztcn Pfeiler stehen, sich mit
Fächer Kühlung zuwchcnd.
w „Wem hast Du den nächsten Tanz zugcsagt, Herz?"
d 8^ Herbert, um den sinnenden und sorgenvollen Alls-
op aus Gertruds Augen zu bannen.
ime blickte auf ihre Karte und reichte sic dann ihrem
diu!?"' „Sich selbst, ich kann diese krausen Schriftzüge
entziffern."
H „Das heißt Marchese del Monti, und der nächste
ha»: Üt Fürst Bogdanow. Schau, meine kleine Dcmo-
'U tanzt auf ihrem ersten Balle mit lauter Aristokra-
Um
sic Nr. 2.
ngasse Ich
DI».
tizcr, hell-
Bclohnung-
rkyotcl.
»8t
mein Obst
Nr. 18.^
attatze
'fmgassc 2.
SI1
r d. I. die
rem Haust
Zimmern,
;cnuß
idelberg.
Die Wirren in China.
London, 19. Sept. Die Morgcnblättcr führen bei
der Besprechung des Rundtclegramms des Grafen B ü l o w
aus: Die Stellung Deutschlands sei vom logischen
Standpunkt aus unangreifbar. Wahrscheinlich dürfte
Deutschlands Haltung die Billigung des englischen Volkes
haben. Man dürfe die Besatzung nicht von China weg-
nehmen, bevor die Strafe vollzogen sei.
Hongkong, 19. Sept. Das Rcutcrsche Bureau
meldet: Der deutsche Konsul äußerte, Feldmarschäll Graf
Waldcrsce habe sich, bevor er Hongkong verließ, dahin,
ausgesprochen, daß er von dem herzlichen Empfange, den
ihm sowohl die Kolonialregicrung wie die Bevölkerung von
Hongkong bereitete, sehr gerührt sei.
Washington, 19. Sept. Es wird gemeldet, daß
jetzt in Berlin über einen angeblichen amerikanischen Vor-
schlag beraten werde, nämlich die Bcsatzungstruppcn
in China auf 1000 Mann in Peking, 2000 Mann
außerhalb der Mauern der Stadt und 20000 Mann an
anderen Orten zu beschränken. Diesem augeblichen Vor-
schläge liegt kein vom Staatsdepartement angeregter Plan
zu Grunde. Es kann — meldet das Rcutcrsche Bureau
— auf das bestimmteste erklärt werden, daß über einen
derartigen Plan keine diplomatischen Verhandlungen statt-
finden.
Der südafrikanische Krieg.
Haag, 19. Sept. Eine Depesche aus Lourenzo-
Marquez von dem niederländischen Konsul besagt, daß
Donnerstag, 20. September 1900.
SlsMstkllt: llitktt Wglßrch 17.
!Wll-
Sept., abcus"
- Zufam'N^
immer
kN des Hffi,
-trayburg
SüddcuM
>ini. Ilm M
Vorstoß
chtl,
Ml-Ml
IO an.
c-KDr
an.
kN'-EI'
AI.
traße
> - - —. . . > - «
Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säuleuanschlag.
>.—... ... . S