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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 7. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0447

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wickelt hatte. Er kannte und schätzte den jungen Mann
als ehrenhaften Charakter und hatte gegen eine Verbin-
dung seiner Schwester mit diesem um so weniger einzu-
wenden, als er voraussah, daß seine Schwester sich nur
in einfacheren, bescheideneren Verhältnissen wirklich glücklich
fühlen würde.
Nun wäre seine Einwilligung für Klementine aller-
dings genügend gewesen, da er ja das Haupt der Familie
war. Indessen zögerte er, ohne Not die Mutter zu über-
gehen und zu verletzen: die schüchterne Klementine vor-
allem hatte die Befürchtung, daß eine heftige Auseinander-
setzung einen Bruch herbciführen würde, der imstande ge-
wesen wäre, sie für immer der Mutter zu entfremden.
So hofften denn die Geschwister auf Gertruds Ver-
mittelung.
Aber alle Vorstellungen der Schwiegertochter waren
bis jetzt vergebens gewesen; die Gräfin war nicht einmal
in Zorn geraten, als ihr Gertrud zuerst von Klemen-
tincns Neigung erzählte, von welcher die Mutter übrigens
schon wußte, sondern sie hatte nur mit aller Entschieden-
heit erklärt, von der Sache nichts weiter hören zu wollen;
Gertrud möge sich keine Mühe geben, sic umzustimmen.
Aber Gertrud drang immer wieder mit lebhafter war-
mer Bitte auf die Gräfin-Mutter ein, mit überzeugenden
Vorstellungen; zuweilen kam es auch zu einem erregten
Meinungsaustausch, den aber die junge Gräfin stets takt-
voll abzubrechen wußte, wenn er sich gefährlich zuzuspitzcn
drohte. Als Jngeborg wieder auf Schloß Landskron an-

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großes Unrecht an euch gethan; an Herbert, daß ich ihn
bei Dir verleumdete, an Dir, daß ich einen häßlichen
Verdacht gegen ihn in Dir erweckte: ich . . ."
Weiter kam sic nicht, Gertrud hatte sich an ihre Brust
geworfen und ihren Mund ' mit Küssen verschlossen, indem
sie zwischendurch rief: „Mama, liebe Mama!"
Die Umstehenden hatten nicht gehört, was die alte
Gräfin zu ihrer Schwiegertochter gesagt hatte, nur Her-
bert mochte sich denken, was Gertrud veranlassen konnte,
ihre Liebkosungen in so stürmischer Weise zum Ausdruck
zu bringen; er beschloß, die Sache seiner Mutter gegen-
über nicht mehr zu erwähnen und darüber zu schweigen,
wenn sie nicht selbst darauf zurückkam.
Nun war cs, als wehe ein anderer Geist durch alle
Räume. Wo man sonst von der düsteren Herbheit und
Strenge gleichsam angefröstelt war, fühlte man nun einen
Hauch der Freude und des Friedens im ganzen Schlosse.
Merkwürdig war cs auch, wie gut Gertrud und ihre
Schwiegermutter sich jetzt verstanden, und wie Gertrud
den ungewöhnlichen Geist und die hohe Begabung der
alten Dame schätzen lernte.
Nur eine schwere Aufgabe hatte die junge Frau noch
zu lösen: sie mußte versuchen, die Gräfin einer Verbin-
dung Klementinens mit Otto Marveldt geneigt zu machen.
Ihrem Mann hatte Gertrud schon in Gastein von den
Wünschen seiner Schwester erzählt. Herbert, der ja mit
Otto Marveldt zusammen erzogen war, schien über diese
Mitteilung nicht besonders überrascht; er sand es wohl
ganz begreiflich, daß sich die Jugendfreundfchast so ent-

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Wir es endete.
Roman von Maria Theresia May.
^Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
.Als das junge Paar zum zweiten Mal den Einzug
Landskron hielt, stand die Gräfin-Mutter auf dem
j^wn und winkte ein Willkommen hinunter. Graf Kör-
voll der frohesten Ahnungen, denn Herbert kehrte ja
^'seiner Frau zurück, eilte zum Wagen, um seiner
,^c beim Ausstcigcn zu helfen : aber Herben kam ihm
„Meine Gertrud hebe ich aus dem Wagen", sagte
^deutsam.
" "Das ist nur in der Ordnung, mein Junge", ent-
Mte Graf Körting freudestrahlend; „aber wie ich Deine
8 kenne, wird sie den allen Onkel doch nicht ignorieren."
"Gewiß nicht, Onkclchcn!" Und Gertrud bot ihm frei-
es die rosigen Lippen, und dann kam Klementine mit
Äscher Umarmung.
Gräfin-Mutter zeigte nur wenig Mehr von ihrer
steifen Würde, und im Stillen fragte sich Ger-
h . verwundert, ob die Frau, die sic heute so herzlich
k'hre Brust schloß, dieselbe sei, die an jenem Apriltage
Unumwunden ihre Abneigung erklärt hatte. Freilich,
sic war heute eine andere. Sic hatte töchterlich die
^ dcr stolzen Frau geküßt.
^ic alte Gräfin schob nie etwas auf; was sic thun
that sic gleich. Sic nahm daher Gertruds beide
zog sie an sich und sagte zu ihr: „Ich habe ein

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§chulstraße.
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und wird um Aufklärung nachsuchcn. Ein Politiker wie
der Premierminister sollte sich indeß keiner Täuschung dar-
über hingcben, daß seine Hoffnungen auf eine Erwerbung
von Deusch-Südwcstafrika vergeblich sind. Ebenso wenig
rechtfertigt sich die hohe Meinung, welche man in England
von dem Wert der Walsifchbai als Kompcnsationsbai für
Deutschland besitzt. Seit Ausbau des Hafens von Swa-
kopmund ist die benachbarte englische Walfisch bai für
uns völlig wertlos.

durchaus ausreichend für die Wahrung der Interessen der
Angestellten erkannt ist, null man diese auch für Bäckereien
und Konditoreien an die Stelle der Maximalarbeitszeit
setzen.

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Pesicrkrairkung.
Bremen, 5. Nov. Das Medicinalamt macht bekannt:
Beim Seemann Kunze, der am 27. Oktober mit dem
Dampfer „Marienburg" hier angckommcn, ist P c st er-
krank» ng bakteriologisch fe stgcst ellt. Alle Vorsichts-
maßregeln sind getroffen.
Bremen, 5. Nov. Der pesterkrankte Seemann
Kunze wurde gestern in die Isolierbaracke der Kranken-
anstalt gebracht. Alle Vorsichtsmaßregeln sind getroffen,
um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Die
mit dem Kranken in Berührung gelangten Personen sind
unter Beobachtung gestellt.
Bremen, st. Nov. Der Dampfer „Marienburg" mir
dem der an der Pest erkranke Seemann hierher eingetroffen
war, kam aus Rosario.
Bremen, st. Nov. Bößmanns Bureau meldet: Der
an der Pest erkrankte Seemann Kunze ist heute
Vormittag gestorben. Alle unter Beobachtung gestellten
Personen sind bis jetzt gesund.
Frankreich.
Lyon, 5. Nov. Gestern Nachmittag stieg ein an-
scheinend geistesgestörter Mann aus die Stufen des
Denkmals Carnots und hielt eine Ansprache an die Menge,
dann zog er ein Rassiermesscr aus der Tasche und durch-
schnitt sich die Kehl e. Die Verwundung des Mannes,
eines 42jährigcn Friseurs, ist tätlich.
Lyon, 5. Nov. Die Stadt ist festlich illuminiert.
Eine ungeheure Menschenmenge durchwogte die Straßen.
Don der Arbeitsbörse aus durchzog ein Trupp die Straßen
mit dem Rufe: „Es lebe die soziale Republik!" Die
Polizei zerstreute die Teilnehmer, ohne daß cs zu einem
Zwischenfall gekommen wäre. Nach 6 Uhr begab sich der
Präsident Loubet nach dem Stadthause zu der Teil-
nahme an dem von der Stadtverwaltung gegebenen Fest-
essen, wobei die üblichen Reden gehalten wurden.
England.
London, 5. Nov. Das Bureau Reuter meldet: Nach
Berichten aus Canton sollen die Aufständischen der
Gebiete ani Ostflusse flußaufwärts gezogen sein. Zwischen
Paklo und Huitschou fahren wieder Passagierdampfer.
Der Aufstand geht wahrscheinlich langsam zu Ende. Die
Reformer geben zu, daß die Erhebung verfrüht war, und
daß ihre Waffen unzureichend feien.

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Dienstag. 6. Uovember 1900.

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Deutsches Reich.
Heidelberg, -l. Nov.
Die Main-Neckar-Bahn
soll, wie ein Berliner Offiziosus versichert, keineswegs cin-
verlcibt werden. In Wirklichkeit handle es sich nur um
eine Reform der Verwaltung. Zur Begründung wird hin-
zugcfügt: „Die Main-Neckarbahn besitzt zur Zeit einen
vielköpfigen sehr umfangreichen Berwaltnngsnpparat, welcher
mit der Länge ihrer Linien und dem Umfang ihres Ver-
kehrs durchaus nicht im richtigen Verhältnis steht. Denn
die Schicnenstrnnge dieses Verkchrsunternehmers haben im
ganzen nur die Länge von etwa lOO Km. mithin nur
einen Umfang, wie ihn in Preußen eine einzige Betriebs-
inspektion zu haben pflegt. Der über das wirkliche Be-
dürfnis hinausgehende Umfang des Verwaltungsapparatcs
> hat naturgemäß eine unnötige Vermehrung zur Folge, und
der Reinertrag der Main-Neckarbahn ist demzufolge bisher
niedriger gewesen, als er bei sachgemäßer Organisation
des Vcrwaltungsapparats hätte sein können. Ein zweck-
mäßige Vereinfachung dieses Apparats liegt daher im ge-
meinsamen Interesse aller der an der Main-Neckarbahn
beteiligten Staaten, und die süddeutschen Mitbesitzer haben
daran das völlig gleiche Interesse wie Preußen." — Das
klingt ja alles recht harmlos. Ob cs aber auch die ganze
Wahrheit ist'?
H *
Zur Bäckerei-Verordnung
hört man, der preußische Handclsminister habe einen Ent-
wurf zu einer Backstubenverordnung aufstcllcn und diesen
zunächst zur gutachtlichen Aeußeruug den Interessenten-
kreisen unterbreiten lassen. Danach beabsichtigt also Preußen
dem Beispiele, welches andere Bundesstaaten ihm auf dem
Gebiete gegeben haben, zu folgen. Weiter wird mitgetcilt,
daß auch die zuständige Reichsbehördc gegenwärtig mit
einer Abänderung einer vom Bundesräte erlassene Bäckerei-
und Konditoreiverordnung beschäftigt ist. Diese bezieht
sich aber lediglich auf die Bcschästigungsdauer der Ange-
stellten in Bäckereien und Konditoreien nnd setzt die Ma-
ximalarbcitszeit fest. Nachdem für verschiedene andere
Gewcrbszwcigc die Einrichtung der Minimalruhezeit als

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Ttti! Rhodes als Vormund des deutschen
Reiches!
- Unter dieser temperamentvollen Neberschrift, schreiben
„Münchener Neuesten Nachr.":
. Die verhängnisvolle Maßregel, Cecil Rhodes und die
"v ihm geleiteten Minen - Gesellschaften festen Fuß in
^erer Kolonie Deutsch-Südwestafrika (Damaraland) fasten
lassen, zeitigt schon jetzt ihre bitteren Früchte. Jene
flfiimisten unter unseren Kolonialpolitikern, welche die
Zssondrarufe erhoben: die englischen Gesellschaften
s^den unsere deutschen Kolonien erst wirtschaftlich
dann politisch an sich zu reißen suchen, sehen ihre
sZgeu Ahnungen beinahe erfüllt, wenn sich die Meldung
einer unverschämten Anmaßung Cecil Rhodes bestätigt.
Zs Reuter-Bureau berichtet nämlich aus Pretoria: Cecil
Udes und seine Mjnengcscllschaften würden sich als
mvnäre der deutschen Südwestafrika-Bcsitzungen energisch
^geu di c N icderlassu ng v on B urcn in Deutsch-
amaraland sträuben!
d Also wären wir schon glücklich so weit, daß Herr
Zvdes, der moralische und intellektuelle Urheber des un-
echtesten aller Kriege, der Vernichter des Burenvolkes,
^srcr Kvlonialvcrwaltung und unserer Reichsrcgierung
Zsl seiner Minenakticn Gesetze vorschrcibcn will, ob flüch-
dem Hcnkersbeil entronnene Burenfamilicn sich in
putsch-Südwestafrika niedcrlasscn dürfen oder nicht! Ab-
wien von der Frage, ob eine Niederlassung von Buren
Dcutsch-Südwcstafrika die Entwicklung unserer Kolonie
Mutend fördern würde — die Ansichten darüber sind
geteilt —, steht keinem Ausländer, am wenigsten
/Un Cecil Rhodes, das Recht zu, übcr die Zulassung
8 Buren in Deutich-Damaraland zu entscheiden! Solche
Satzung wird — das setzen wir zuversichtlich voraus
s seitens der deutschen Rcichsregicrung die gebührende
^ückweisung begegnen. Immerhin ist cs gut, daß Cecil
Mes in seinem Haß gegen die Buren sich verleiten
schon heute die Maske zu lüften und die politischen
sic offenbarte, welche seine Minenakticn - Gesellschaft in
putsch - Südwestafrika -verfolgt. Deutschland ist durch
'cfl Rhodes selbst gewarnt!
Eine andere hübsche Nachricht kommt dazu aus Kap-
Der Premierminister der Kaprcgierung soll auf
Z' Antrag des Kapparlamcntsmitglicdes Dr. Hofmann,
(Ausgaben für die Walfisch bai zu streichen, ge-
hortet haben: Das dürfte keinesfalls geschehen, denn
Hinterland der Walfischb ai (Dcutsch-Südwestafrika)
wieder erworben werden. — Vorläufig hält
?! in Berlin diese angebliche Aeußeruug des Premier-
Z'stcrs für eine mißverstandene Auffassung seiner Worte
 
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