Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI Heft:
Nr. 161 - Nr. 170 (14. Juli - 25. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0081

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext



Nr 189

MWßkk: lletktt ZiMArch 1?.

eiöM'l'A'r Anlnger



Tic Wirren in China

achzicgcl
:n Nr. 54.

er zu ver-
-straße 2»..

arari

m.
.Stachcl-
iür Wein
Nr. 104.

SAchcuit täglich mil Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Ach Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
^seitme „Illustrierte SonntagSblatt". Preis 25 Psg,
wer den Beiblättern k<> Pfg. monatlich. Durch die
„ Dost vicrteljäbrlick 9<» Pfg. ebne Bestellgeld.

vornehmlich den Störer seiner eigenen Pläne und einen
niederträchtigen Spekulanten auf Rosl's Geld erblickte.
Daß der Schmied die Hand Rosl's im Ernst begehren
könnte, erschien dem hochmütigen Bauern so ungereimt, daß
cs ihm nicht einmal in den Sinn kam.
Es hätte daher der hetzenden Worte des Schmusers
gar nicht bedurft, um den Zorn des Vorstehers gegen
Gottfried Fcdcrspicl noch mehr zu entfachen. Die Eröff-
nung, daß der Binggcs cs gewagt habe, die Augen zu
seiner Tochter zu erheben, und die Gewißheit, daß wenigstens
der Schmuser diesen Umstand kannte, welchen der Bauer
als eine ihm und seiner ganzen Familie zugcfügtc Schmach
empfand, hatte allein hingercicht, seine Erbitterung gegen
den verhaßten Schmied auf's äußerste zu steigern.
Als er daher, dem Wink des Unterhändlers folgend,
durchs Fenster schaute und Fedcrspiel in der That auf seinen
Hof zukommcn sah, stieß er einen entsetzlichen Fluch aus
und zischte zwischen den Zähnen hervor: „Wenn der Lump,
der miscrablige, wirklich die Keckheit hat und sein' Fuß
über die Schwellen von meinem Haus setzt, alsdann giebt's
ein Unglück! Ich zeichne den Kerl, daß er sein Lebtag
an mich denken soll."
„Ich kann Ihnen nur Recht geben, Herr Vorsteher,"
stimmte der Kommisfari bei, „wenn Sie dem verdächtigen
Menschen den Eintritt verwehren. Sie sehen, daß er
nicht allein ist, sondern, daß ein ganzes Rudel Kinder,
Burschen und Dirnen hinter ihm dreinkommt. Die Leute
sind neugierig, hier wie überall, und möchten gern wissen,
was vorgcht. Wenn es aber offenkundig werden thätc.

Komi«
idelberg-
c sich, bei
>. ds. MtS
este in Mailly
bis Mittw.^
SchriftfühR
! eichenden. ,
icrmäßiguvg
r Vorstand

Konsularkorps fern blieb, munter und guter Dinge und
anscheinend in bester Gesundheit. Der Dampfer „Anping"
mußte dcu Hafcu räumen, weil er Munitionsvorrälc an
Bord hatte und seine Leibgarde durfte nicht landen. Der
Berichterstatter der „Times" verzeichnet außerdem, Li's
Umgebung habe es abgelchnt, ihn nach Peking zu begleiten,
bis die Beruhigung des Landes ciugctrcten sei. Nach einem
Telegramm des „Daily Expreß" aus Kobe vom 21. ds.
AN. würden durch die gegenwärtig sich einschiffcndcn Truppen
die japanischen Streitkräfte in China auf 40 000 Mann
gebracht. Nach einer Meldung der „Daily Mait" aus
Kobe wären die Boxer in Korea ei »gebrochen. Die
Regierung habe die Bereinigten Staaten von Amerika um
Landung von Truppen ersuchen wollen, sei aber von den
fremden Gesandten mit Ausnahme des russischen beraten
worden, man solle sich an Japan wenden. Eine Meldung
des Bureaus Laffan vom 15 aus Tientsin bringt die Be-
schreibung von einer angeblich großcn PIündcrung der
CHines cnstadt, woran Chinesen, Soldaten aller Natio-
nalitäten und Civilistcu tcilgcnounncn hätten, zum Teil
sei die Beute von den Militärbehörden beschlagnahmt worden.
Berlin, 20. Juli. Der jetzt im Wortlaut veröffent-
lichte Briefwechsel zwischen den Kaisern von China
und von Japan zeigt den Ernst und die Loyalität der
japanischen Regierung in einem durchaus erfreulichen Licht.
An dieser Stelle ist cs offenbar nicht gelungen, einen
Keil in das Einvernehmen der Mächte zu treiben,
ebensowenig wie in Frankreich, wo die chincssischcn Ver-
suche eine ebenso klare wie würdige Zurückweisung erfahren
haben. So wie die Dinge heute stehen, ist es ja auch
jeder civilisicrtcn Macht ganz und gar unmöglich gemacht,
mit China zu paktieren, und das um so mehr, als cs
seinen unerhörten Bruch des Völkerrechts dadurch nur
fortsctzt, daß es die Gesandten, die nach chinesischer Dar-
stellung ja noch leben sollen, widerrechtlich in Peking zu-
rückhält und an dein Verkehr mit ihren Ländern hindert.
Demgegenüber ist cs nur erklärlich, daß die Konsuln in
Shanghai dem Vicckönig Li-Hung-Tschang gegenüber eine
außerordentlich kühle Haltung eingenommen haben. Ein
Staat, der sich außerhalb der Zivisilation gesetzt hat, kann
in der That nicht verlangen, daß man ihm oder einem
seiner Beamten noch besondere internationale Höflichkeiten
beweise. Sollte sich nun gar die wiederholt von mehreren
Stellen verbreitete Nachricht bestätigen, daß die Chinesen
die Absicht hätten, die Gesandten als Geiseln zu be-
handeln und ihr Leben zu bedrohen, falls die Mächte den
Vormarsch gegen Peking anordncn, so würde damit der
letzte Akt der Barbarei begangen sein.
Petersburg, 20. Juli. Laut hier cingctroffenen
Privatnachrichtcn hätte der chinesische Gesandte in London

t wird bei
rort ersten
Offerten
abzugeben.

InfevntenSIntt
für KeiöeLLerg und Wmgegenö

r, Küche,
Speicher
l erfragen
Nr. 4.

Kaisers Franz Joseph leerte. Nach cinstündigcm Aufcnt
halt fuhr das Kommando weiter.
Genua, 20. Juli. Das Vorbereitungs-Kom-
mando der dcutsch-ostasiatischen Expedition
ist heute 5 Uhr 40 hier cingctroffcn und bei seiner An-
kunft von der Generalität, vielen Offizieren der Garnison
und Vertretern der Stadtverwaltung aufs herzlichste
empfangen worden. Die Truppen werden an Bord des
Dampfers „Preußen" eingefchisit. Heute Abend folgen
die Offiziere einer Einladung der deutschen Kolonie zu
einem Ehrcntrunk.
Nach den neuesten Berichten hat sich herausgcstellt, daß
der Sieg der Vereinigten bei Tientsin vom 10.
bis 10. Juli vollständig gewesen ist, denn die Chinesen
haben sich bis auf geringe versprengte Trupps von Tientsin
zurückgezogen, sodaß die Vortruppcn der Vereinigten
sogar die Fühlung mit ihnen verloren zu haben scheinen.
Zur Stunde läßt sich freilich noch nicht entscheiden, ob
hinter diesem Abzüge wichtigere Vorgänge in Peking zu
suchen sind. Die äußerst verdächtige Masscntclegraphiercrei
der jüngst vergangenen Tage könnte fast darauf schließen
lassen, daß sich in Peking die Lage geändert hat, und daß
Prinz Tuan, der sich -angeblich am 20. Juni zum
Kaiser aufgrrufen hatte, eigentlich doch nur eine Art Teil-
kaiser gewesen sei und die L.agc nicht vollständig beherrscht
habe. Vielleicht hat er nur die Vorstöße nach dem russi-
schen Norden und gegen Tientsin geleitet, während „Kaiser
und Hof" sich noch in ihren Schloßburgen haben halten
können. Das ist indessen -alles so ungewiß, daß man sich
dabei nicht aufhalten !ann. Trotz aller Ableugnungen,
Telegramme und Pekinger Erlasse giebt cs jetzt nur ein
Ziel für die vereinigten Mächte, und das heißt Peking.
Dort ist der Herd der Verschwörung, Verwirrung und
Frcmdcuverfolgung, mrd dort müssen die Vereinigten Klarheit
schaffen; wird dann der Mittelpunkt der chinesischen Er-
hebungen anderswohin verlegt, so wird man nut der Fort-
setzung des Krieges zu rechnen haben, und Japan sowohl
wie Rußland lyrben vollkommen Recht, wenn sic auf schnelle
Vermehrung ihrer Streitkräfte bedacht sind.
London, 20. Nach Meldung des „Daily Expreß"
aus Shanghai von gestern erblickt man in den dortigen
Konsularkrciscn in den neuesten chinesischen Vorspie-
gelungen nur den Ausfluß des Bestrebens, Zeit zu ge-
winnen, um den sofortigen Vormarsch auf Peking aufzu-
halten und dem Hof zu ermöglichen, sich nach Singan in
der Provinz Scheust zu retten. Li-Hung-Tschang erklärte
gestern nach derselben Quelle, er wisse nicht, wer dcu Er-
laß unterzeichnet lyrbe, der ihn nach Peking berief und
zum Gouverneur Tschilis erwärmte. Li-Hung-Tschang Ivar
bei seiner Ankunft trotz des -kalten Empfangs, dem das

und verdächtig machen, sonst, wenn die Heirat zu Stünde
kommt, fällt seine eigene Spekulation ins Wasser. Viel-
leicht macht er ihnen auch den Vorschlag, ihm seine An-
sprüche an die Rosl abzukarffen. Er kann ja doch nur
im Sinne haben, ein paar tausend Gulden zu ergattern;
denn daß der Binggcs von Pirk der Mann wird vom
Vorsteher Hierlingcr seiner Tochter, ist für Zeit und
Ewigkeit unmöglich. Nicht wahr, Herr Hierlingcr?"
Der Schmuser hatte feine Worte so schlau gewählt,
daß ihr Erfolg bei dem heißblütigen, jähzornigen Bauer
außer Zweifel stand. Alle in dessen Brust schlummernden
Leidenschaften wurden aufs äußerste erregt; der Dünkel
auf seine bäuerliche Bcamtung, der Stolz auf sein Geld
und Gut, die Liebe, welche er — freilich auf seine eigene
Art und Weise — der einzigen Tochter cntgcgenbrachtc,
alles in ihm entpörte sich gegen die Vorstellung, sich Rosl
in näherer Beziehung zum geringsten und mißachtestcu Ein-
wohner von Pirk, zum allgemein gemiedenen Binggcs zu
denken. Und doch gewann dieser betrübende Gedanke desto
mehr an Wahrscheinlichkeit, je mehr der Bauer in Berech-
nung zog, wie das Mädchen beim Mittagessen für den
Schmied eingetreten war, uud wie sie später offen bekannt
hatte, daß ihr Herz nicht mehr frei sei. Zu allen diesen
Erwägungen gesellte sich die Angst, die Heirat mit dem
reichen Dorngicbel, die er vom einseitigen Geldstandpunktc
aus als das größte Glück seiner Tochter betrachtete, könnte
zurückgehcn, und sein persönlicher Groll gegen Fedcrspiel,
in dem er jetzt nicht mehr einzig uud allein den mutmaß-
lichen künftigen Schädiger der ganzen Gemeinde, sondern

(Fortsetzung.)
so wäre!" meinte

icrwchl.
Ulst findet de-
Wehrtag
im statt.
Essen und
'tens 23. Iulk
macht werdcv'

chlvtint
traße 100.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen t" Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbrcitnng durch Säulenanschlag.

itärtrom
23. 2. St.
nngcn
le, ruhige
mieten
traße 8' R

_27 Jahrgang. .
WistWn 1,1m Michch N. »T

Tcntfches Reich.
22. Juki. Das heule auSgcgcbcuc Gesetz-
bau- ^rordnungsblatt veröffentlicht das Gesetz wegen Er-
Nebenbahn von Neckarbischofsheim nach
balws. n - ic Bahn soll von der jetzigen Eifcnbnhn-
-Md c Neckarbischofsheim, Unter- und Obcrgimpcrn
Und w^dbach nach Hüffenhardt geführt werden. Bau
-c-'uF"Eb Eiahn kann einem Unternehmer oder Un-
^O'cllschaft überlassen werden. Die Bahn soü
seit ^'^nrig gebaut werden. Für den Bau der Bahn
ivcrdr"' ^E"^'bcirrag von 20 000 Mk. per st-m gewahrt
Hbla," Wirksamkeit des Gesetzes erlischt mit dem
vom s- Jahres 1905, wenn bis dahin die Bahn
'"chr hcrgcstcllt ist.
den j^^kmshaveil, Kuli. Der Kaiser ernannte
, S ^"Mandanten des Kreuzers „Hertha", Kapitän z.
!st^O""dvm zum Flügcladju-tauten, und gab ihm
Freude darüber Ausdruck, daß er gesund wieder an
Mrückgckehrt sei.

tzrr Schmied von Pirk,
ökh.ung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlcin.
jNachdruck verboten.)

Küchcu-i
Besen,
krochen,
ttnadcn, 4
anchbaren
4

Dienstag, 24. Juli 1900.
MW.

Muffend w -wäre!" meinte der Schmuser, indem
stschr-, . Augen verdrehte; aber er habe es aus des
llncycV. hinein Mund, uud wenn sein Klient, der Herr
gar »i trotz seines großen Reichtums so ganz
kveu, "tArtcilslos wäre, könnte er wohl Anstand
' Pirl^ Eios'l ihre erste Liebe an den Binggcs
jDer m Morsen habe.
icr. "twycher stieß einen Schrei aus wie ciu wildes
HärE ^nc Lug, eine schändliche Lug," rief er, mit
lchtby^, ? .öOttkulircud, als wolle er sich auf einen
'r stürzen: „das Wort nehmcn's zurück,
ck!" " lljari, auf der Stell nehmen Sic dasselbe
i wicht, alles täuscht," gab der Schmuser
i Fechte,.^t't und deutete dabei mit der Hand nach
r die -O dort der Schmied Fcdcrspicl gcrad'
> h?wuf und gcht ihrem Hause zu. Der
i cr bvc-g -Esten um ihre Tochter anhaltcn. Hihihi!"
chah'Z „nicht ich geh mit Lug und Trug um.
PK' sj gciiiciut mit Ihnen und ihrer Rosl. Aber
schiel Erdacht, daß jetzt der Binggcs, der Herr
i Hcr wgcn, Ihnen schändliche Lügen auf-
t'n Dorngicbel. Er muß ihn ja anschwärzen

svar, so bedeuten diese weiteren Mobilmachungen
«lirj^sO^ürbczirkc Sibirien und Turkestan mit dem Sc-
kbutit^^^^^ebict, das nunmehr die gesamte russische
^Nrsj>E"chl. entlang der tlOOO Kilometer langen russisch-
ist Grenze in Kriegs,nistend versetzt worden. Das
Mlbc .st.Ht'cis, als wie dringlich mau -in Petersburg die
N Htfahr" erkannt hat. D. Red. >
20. Juli. Der deutsche Gcschwadcrchcf mc!
st b eutschc Besatzung iu Ticutsiu
färsi O Maun unter Kapitaulcmnnnt Weniger ver-
ölen ^bcn. Kapitän z. S. v. Usedom, dessen Vcr-
'Ovbr üOchnrüßig van Engländern, Franzosen und Russen
bieder, E' kehrte mit den übrigen Leuten vollständig
' ^rgcsteltt au Bord zurück.
Juli. Gestern berührte das Vor-
^risdrim der dcmfch-ostasiatischcn Expedition
i^sicre- I ^Herzog Eugen lMc mit den dienstfreien
'ästzr der Garnison sich cingefunden und bewirtete die
ff Verlaufe des Frühstücks brachte cr ein Hoch
ktimöklk Wilhelm aus, worauf der Transportführcr
*""" J8-alleuhayn sein Glas auf das Wohl des

Nr. 137.
iscudörkr

Ho Tie Wirren in China.
u. Müve. k^eu d^krsburg, 22. Juli. Ein kaiserlicher Ukas au
iqfnkirvc. kür di^m>chüustcr vom 2l. Juli ordnet den Kriegszustand
...-HirstO, ^"Utärbezirke von Sibirien, Turkestan und Sc-
LlÜn Ecu-k-Gcbict an. Ein zweiter- au den dirigierenden
Otflu, ^nchtctcr Ukus vom 21. Juli befiehlt die Einbc-
- , , kDa d Reservisten der gesamten Militärbezirke,
divx», o Amur-Militärbezirk schon neulich mobil gemacht
ckenstraßc 4. der '
v^'kttärll
ung
scnsabrik
straße.
>k nnd
chen
für sofort
leben unter
edition des
 
Annotationen