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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 261 - Nr. 270 (8. November - 19. November)
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27. Jahrgang

r. 269

Samstag, 17. November 1900

Neuer

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Pforzheim, 15. Nov. fE i n schlechtes Geschäft
machte ein hiesiger Ladenbesitzer, bei dem in der Dämmerung
eine Frau für mehrere Mark Waren cinkauftc und einen
Hundertmarkschein in Zahlung gab. Erst später, als der
Kaufmann den Schein nochmals in die Hand nahm, be-.
merkte er nach den, „Bcob." zn seinem Schrecken, daß der-
selbe ein Reklameschein einer Zigarrcnfabrik war.
Offenburg, 16. Nov. fEin äußerst frecher
R aubanfallj wurde Dienstag Nachmittag auf dem Wege
von hier nach Hofweier an dem Zicgclcibesitzer Peter Bayer
verübt und zwar dem „Ort. B." zufolge von einem Sol-
daten des hiesigen Regiments Namens Wilhelm Vogt von
Daxlanden. Vogt sollte auf Arbeit, ging aber nicht, trieb
sich statt dessen bei Hofweier umher, wo er mit Bayer,
der Geld einkassicrt hatte, znsammcntraf. Bayer zahlte
dem Soldaten in Hofweier drei Glas Bier, dann gingen
Beide gegen Offenburg. Nicht mehr weit von der Woh-
nung des Bayer entfernt zog der Soldat vlötzlich das
Faschincnmesscr und schlug damit auf Bayer ein und brachte
demselben am Kopf so schwere Wunden bei, daß Bayer
bewußtlos znsammcnbrach. Der Soldat, der offenbar
glaubte, daß Bayer tot ist, raubte dem Bayer das Geld.
293 Mt. und machte sich auf und davon. Als Bayer
wieder zum Bewußtseine kam, konnte er sich noch mühsam,
nach Hause schleppen,'wo er jetzt schwer vcrlcyt darnieder
liegt. Es wird befürchtet, daß der Schädel zertrümmert
ist. Der Soldat kaufte sich alsbald hier einen Civilanzug
und machte sich aus dem Staub. Seine Milirärkleidcr
wurdet! in der Nähe des hiesigen Bahnhofes aufgcfunden.
Nach einer neueren Meldung ist Bayer heute gestorben.
Der Attentäter wurde in Konstanz verhaftet.
14 X. Pforzheim, 16. Nov. fAus der Haft ent-
lassens Wie wir seiner Zeit meldeten wurde im
nahen Iptingen der dortige Mühlcnbcsitzer Karl Aeckerle,
Vater von 4 Kindern, wegen Verdacht des Mordes an
der 40jährigen Marie Bubser, verhaftet. Vorgestern
wurde derselbe nun, nach 6 wöchentlicher Haft, wieder
aus der Haft entlassen.
Freiburg, 14. Okt. fEin c rschüttcrnder Unglücks-
falls ereignete sich dieser Tage im benachbarten St. Peter, '
das im vorigen Jahr zu einer traurigen Berühmtheit ge-
kommen ist durch den Brand. Ein erst drei Wochen ver-
heirateter junger Mann besuchte abends noch eine Wirt-
schaft. Auf dem Heimweg entriß ihm der heftig wehende
Wind den Hut und wehte ihn in eine nicht mehr ge-
brauchte, neben der Straße gelegene Kalkgrube, die von
den umliegenden Bewohnern als Ablagcrungsplatz von zer-
brochenem Geschirr, Glas :c. benutzt wurde. Beim Sprung
in die Grube verletzte sich nun der Mann derart, daß ihm
ein Glasscherben die Pulsader der rechten Hand durch-

Natürlich folgte ihm eine große Menschenmenge nach
dem Schauplätze des Verbrechens.
4.
Es verhielt sich nämlich so, wie der Stadlborc ausgc-
sagr hatte. Der Gugelmeycr war ermordet worden. Einige
Landlcutc hatten ihn, als sic aufs Feld gingen, im Holze
gefunden und alsbald die Anzeige gemacht. Natürlich be-
gab sich der Bürgermeister mit anderen Ratsherrn sogleich
an Ort und Stelle, um den Thatbestand aufzunehmen und
zu erforschen, ob sich keine Spur des Thäters finden ließe.
Nur der Stadtmcdikus fehlte noch, aber man hatte nach
ihm gesandt und .... siche, da kam er ja mit schnellen
Schritten.
Ihm voraus jedoch, alle anderen überflügelnd, stürzte
Walter, der Neffe des Erschlagenen, und sein Wehegeschrei
war herzzerreißend. Am Thatortc angelangt, sank er er-
mattet nieder.
Es war geradezu unbegreiflich, wie sich eine ruchlose
Hand finden konnte, diesen Mann, der keinem Hunde
etwas zu Leide that, zu verletzen.
Jetzt war aber auch der Stadtmedikus herangekommcn,
und sein erster Befehl lautete, den jungen Mann vom
Thatortc zu entfernen. „Fort mit ihm", rief er, „der
junge Herr hat seit gestern das Fieber und wenn eine
Nervenerschütterung dazu kommt, stehe ich für nichts!"
Dem Befehle des Arztes wurde Folge geleistet, und
der Neffe, so sehr er sich auch sträubte, wurde zur Seite
geführt, um gleich darauf von einigen Männern in die
Stadt gebracht zu werden.

t Professor H
ätslaboratori^
Vorstands

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Offiziere.
Dezember d. 4'

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S Kommauw!

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Mr KeiöelDerg unö HLrngegen-

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—8 Uhr
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Hause,
tglirdcr! ,
hrcndc Nichts,
lande oder dA
zungsausschuib"
gSauSschrfA

Vermischte Nachrichten«
Roscllbcrg (A. Adelsheim >, 15. Nov. fGroßfcners
im Bronnackcrhof ausgcbrochcn. Alle Gebäulichkeiten
des Löwcnstcin'schcn Hofgutes stehen der „Werth. Ztg."
zufolge in Flammen mit Ausnahme des Wohnhauses. Die
Entstchungsursachc ist Oehmdcntzündung. Das Vieh ist
gerettet.

So konnte denn nun vonseiten des Arztes die Schau
vorgcnommen werden.
Es zeigte sich sehr bald, daß der Tod durch einige
wuchtige Schläge auf den Hinlerkopf hcrbcigeführt worden
war. Es schien aber, als sei der Angcfallene nicht vom
ersten Streiche tätlich getroffen oder kampfunfähig gewor-
den, denn der Boden war ringsum aufgewühlt und wie-
der fcstgestampft worden. Daraus war zn entnehmen, daß
ein harter Kampf stattgcfunden hatte, ehe der letzte Streich
den armen alten Mann fällte.
Spuren des etwaigen Thäters fanden sich nicht vor;
übrigens konnte auch bei dieser That nicht aus Haß oder
Rache gehandelt sein, denn der alte Gugelmaycr hatte mit
jedem in Eintracht und Frieden gelebt. Es war also nur
anznnehmcn, daß es sich uni einen Mord Zwecks Berau-
bung handelte, obgleich hiergegen der Umstand sprach, daß
der Erschlagene seiner Wertsachen nicht beraubt war.
Vielleicht aber hatte der Thätcr bei dem alten Herrn
eine größere Summe Geldes vermutet, weil bekannt war,
daß der reiche Gugelmeycr selten auszugchcn pflegte, ohne
etwas an Gold oder Silber bei sich zu tragen. Dies-
mal hatte er jedoch seine Börse zn Hause gelassen, da er
zu einem Festmahle in das Haus eines Freundes ging,
somit keines Geldes bedürftig war. Der Thäter hatte
anscheinend alles unberührt gelassen, bis aus ein goldenes
Medaillon, welches der alte Herr an dem Uhrgchänge zu
tragen pflegte und das allein vermißt wurde.
Man sandte nun in aller Eile zu jenem Freunde, bei
dem der Getötete den Abend verbracht hatte, und hier

« nSeml litMch mU Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Äks Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
8feitloe „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis SZ Pfg,,
mit den Beiblättern AK Mit- monatlich. Durch die
Post v ierteüöbrs'ch Pikt- -1'"-

heim.
Mchinc,
t ru verkarst^

Deutsches Reich.
6.x. Karlsrnhc, 16. Nov. Bezüglich der Reor-
gani s a t i on der Ma i u-Ncckarbahn erfährt die „Worms.
Ztg." von unterrichteter Seite, daß die Verhandlungen ab-
geschlossen sind und die Verträge demnächst den beteiligten
Landtagen zugchcn werden. Während der preußische und
hessische Anteil vollständig in die Eiscnbahngcmeinschaft
ausgehcn sollen, werde der badische Anteil von der preußisch-
hessischen Eisenbahngemeinschast gepachtet werden, da nach
der Stimmung in Baden der badische Landtag jedenfalls
nicht auf einen Verkauf eingchcn werde und ein Anschluß
an die Gemeinschaftsvcrwaltung vollständig ausgeschlossen
sei. Die Reorganisation soll am I.Mai 1901 in Kraft
treten.
Berlin, 16. Nov. Nach dem neuen Postctat werden
2342 Stellen für Beaune und 3521 Stellen für Ilnrer-
bcamtc geschaffen, allein 2100 neue ctatSmäßigc Assistenten-
stellen sollen geschaffen werden.
Rntzlan d.
Petersburg, 16. Nov. Das heute Vormittag 10 Uhr
ausgegcbcnc Bulletin lautet: Der Kaiser brachte gestern
den ganzen Tag befriedigend zu. Abends war die Tcm-
, paratur 39,1, der Puls 72, Nachts schlief der Kaiser
j hinlänglich gut. Am Morgen war die Temparatur 38,1,
Puls 68. Allgemeinbefinden sehr gut.

Der Heren stein.
h Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
sNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Die Wirkung dieser Worte war eine fürchterliche. Das
lachen entsetzte sich so sehr, daß es sich am Tische hal-
'büßte, um nicht umzusinken; dabei warf es dem jun-
Herrn einen furchtbaren Blick zu, verhüllte dann ihr
Gesicht und weinte bitterlich.
^och schlimmer wirkte die Nachricht auf den Patienten.
!j« »Mein Onkel, mein lieber Onkel", schrie Walter ängst-
ig auf und sprang mit beiden Füßen aus dem Bett, um
Ut seine Kleider zu werfen. Noch ärger stellte sich
Dokter an.
iy. »Du nichtswürdiger Schlingel", brüllte er den Stadt-
X?h an, „willst Du diesen auch noch zur Leiche machen!"
mies er auf Walter. Der Stadlbotc fand cs für
T'T, so schnell als möglich zu verschwinden. „Sieht der
denn nicht, daß eine solche Nachricht auf einen Kran-
rötliche Wirkung haben kann! Warte, ich will
helfen!"
sich 4ast diesen Worten rannte er dem Boten nach, ohne
Walter weiter zu kümmern. Dieser war mit dem
d^stiden notdürftig fertig geworden und eilte ohne Kops-
r g auf die Straße. „„Mein Onkel, mein lieber
schrie er und rannte dem Thore zu, welches zum
öc führte.

^lttentatsversrrch beim Kaiferbefuch
in Breslau.
Breslau, IV. Nov. Als der Kaiser sich
^ntc Mittag mit dem Erbprinzen von Mei-
' 'Ngcn im offenen Wagen vom Bahnhof nach
Dk Kürassier-Kaserne begab, warf eine an-
Heinend geistesgestörte Fran aus dem Publi-
ZNr ein kurzes Handbeil in der Richtung ans
Jv kaiserlichen Wagen. Das Beil fiel hinter
Wagen auf die Erde. Niemand wurde
^rlcut. Die Frau wurde sofort verhaftet.
Weitere Meldungen besagen:
y. Breslau, 16. Nov. Der „Bresl. Gcn.-Anz." meldet:
Zstch bei der Ankunft des Kaisers heute Mittag, als
(st Wagen in die Gartenstraße ciubog, stürzte eine besser
Weidete Frauensperson dem Wagen entgegen und
M'f emc Axt nach dem Kaiser. Das Beil traf das
Mtcrrad des Wagens und prallte an demselben ab. So-
stürzten sich die umstehenden Schutzleute und das
Publikum auf die Frau, welche verhaftet wurde. Das
?stl befindet sich im Besitze der Polizei. Der Kaiser
^)r tiefernst weiter nach der Kürassier-Kaserne, um dort
Frühstück einzunehmen. Es herrscht eine große Auf
^Sung in der Stadt.
^ Breslau, 16. Nov. Das Polizeipräsidium teilt mit,
vk die Person, die den Anschlag auf den Kaiser ausgc-
In hat, Selma Sckinapka heißt. Sie ist eine 40-
,»kigc unverehelichte Händlerin, die aus ihrer Wohnung
D^ittirt worden war. Es schwebt gegen sic ein Ver-
ben wegen Bcamtcnbelcidigung und Widerstand
,-^eu die Staatsgewalt. Bei ihrer Vernehmung äußerte
daß cs alle Welt auf ihr Leben abgesehen habe.
Bei der Rückfahrt des Kaisers um 3 Uhr bildete
gesamte Garnison, die inzwischen alarmiert wor
war, und die Schutz Mannschaft auf dem Wege,
der Kaiser fuhr, Spalier. Der Kaiser war sehr
^8- Als er erfuhr, daß es sich wirklich um ein Attentat
Adelte, sprach er einige Worte darüber mit seinem Bc-
ststr, dem Erbprinzen von Meiningen.
X Breslau, 16. Nov. Die inzwischen verhaftete Frau
,,^>llapke hatte in der vordersten Reihe des Publikums
Z der Seite des Wagens Aufstellung genommen, wo
D Erbprinz saß. Als der Wagen vorübcrfuhr, schleu-
sst sie das kurze Beil nach ihm. Das Beil prallte am
^8en ab und siel unmittelbar hinter ihm nieder.

heim,
omnietcll
halstraße

Die Wirren in China.
Paris, 16. Nov. Die Agentur Havas meldet aus
Peking unter dem 13. d. M.: Die Russen gaben die
Ucberwachung der Bahnlinie Taku-T a ngschan
auf. Graf Walders ec richtete hierauf direkt nach
Petersburg an den russischen Kricgsminister ein Telegramm,
worin er sich in nachdrücklicher Weise über diese Maßregel
beklagte, von der er nicht in Kenntnis gesetzt worden sei.
London, 16. Nov. Nach Meldungen der Morgen-
blätter aus Shanghai besagt ein Gerücht aus zuverlässiger
chinesischer Quelle, daß Prinz Tuan und General Tung-
fuhsiang in Kansu die Fahne des Aufstandes erhoben
haben.

erg.
abends '4'4 H"'
ammiung
Mokren), nu'1
Zeit Lpä^f

Arteigen: dre l-sp«Mge Petüzelle oder deren Raum
>5 Psg. Lokale ÄeptzLfts- und Privat-Anzeigen be-1
deutend ermäßige. Rimaiuen AO Psg. Für Auff i
nähme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht I
aaramrert. ^KraNKverbnitun, durch SLÄenanschlag. i

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stehend ans
er» an orderst
r bei
c^chulstraK
Zimmer
Tr., VordeK
r. Geisendörk^
rg.

MliW
' lHinterbaU-'
n Tirol.
indcr SO PsA
Kirnest
mpfiehlk
ThaildliM

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Psd. 48
ns Wtrv'
c Nr. 3.
hränke, Na^s
, Tellergestcu"
sei,
igasse Nr. 8^
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FischmarktZ-'
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