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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
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fohlen wird, sofort nach Norden abzureiscn. Die Schwierig-schützen für das ostasiatischc Expeditionskorps jederzeit

) Fronveste, Gefängnis.

und hab' sie g'schwind bauen lassen, meine Schmieden! —
Adjcs, Schwiegervater! Gute Besserung!"
Das Erscheinen des Pfarrers, der im schwarzen Talar
den Platz vor der Kirche betrat, verhinderte jeden weiteren
Zorncsausbruch des Vorstehers.

Daß ganz Pirk diesen und die folgenden Tage vor
lauter Verwunderung und Wundern nicht auf dem Kopfe
hcrumging, war selber ein kleines Wunder zu nennen. In
allen Bauernhöfen wurde der unerhörte Vorgang besprochen,
der sich am Sonntag in der Kirche ereignet hatte; alle
Zungen beschäftigten sich mit dem Pinkus und der Rosl;
in jede Unterhaltung hinein schlich sich ein Wort des Be-
dauerns, viel öfter aber noch der Schadenfreude, des
Hohns und Spotts gegen den reichen Vorsteher, welcher
der Schwiegervater des Pinkus von Pirk geworden sein
sollte. Nur darüber war das ganze Dorf einig, daß der
jetzige Binggcs ein ganz anderer war, als alle seine Vor-
gänger. Mit dem war nicht gut Kirschen zu essen. Der
hat eine Goschen!*) Der konnte ja plappern wie zehn-
mal ein Advokat! Vor einem solchen Binggcs muß man
sich schier fürchten, wenn er nicht einmal Respekt hat vor
dem reichsten Bauer in der Gemeinde. Herrgott vonSeu-
gast! Wie hat der dem Vorsteher den Daumen auf's Äug'
g'setzt — er hat ihn wahrhaftig gebodigt.
So weit war es nun gerade nicht. Hatte das uner-
schrockene Auftreten Fcderspicls dem Vorsteher auch ciniger-

*) Ein Mundwerk.

London, 3. Aug. Dem „Expreß" wird aus Tschifu
gemeldet: Die chinesischen Truppen, welche von Peking
aus den Verbündeten cntgcgcnrücken, haben eine christ-
liche Stadt nahe bei Peking ganz vernichtet. Fünf aus-
ländische Priester und 10,000 Christen wurden niedergemetzelt.
Dem „Expreß" wird aus Shanghai berichtet, cs
sei offiziell bestätigt worden, daß 50 europäische Missionare
in der Provinz Schnnsi getötet und daß alle chinesischen
Christen nicdcrgcmctzclt worden sind. Acht englische
Damen wurden aus den Missionsgcbäuden von Chuchow
hcrausgcschlcppt und auf den Straßen enthauptet.

Der südafrikanische Krieg.
Kapstadt, 2. Aug. Bei Potschcfstrom hat das Licbcn-
bcrgkommando die Engländer unter Smith Dorrien an-
gegriffen, wurde aber ohne Schwierigkeiten zurückgeschlagen.
Dem General Hunter haben sich wieder 700 Buren
ergeben.

keinen grundlosen Befürchtungen hingcbcn. Sowohl der
Vicekönig Li wie auch der Eiscnbahndircktor haben erklärt,
die Gesandten würden als Geiseln behalten und würden,
im Falle, daß die fremden Streitkräfte auf Peking mar-
schirtcn getötet werden. Hier verlautet nur, die Russen
und Japaner in Stärke von 23 000 Mann würden jetzt
nach Peking abmarschircn.
Tschifu, 2. Aug. Der Gouverneur von Sch a n-
tu ng telegraphirtc an die hiesigen Konsuln: Ein soeben
cingegangencs Schreiben des Tsung-li-Aamen vorn 30. Juli
besagt, die Gesandten und der deutsche Geschäftsträger in
Peking mit ihrem Stabe seien wohlbehalten und mit Le-
bensmittel versehen. Es bestehe gegenwärtig ein freundlicher
Verkehr. Verhandlungen wegen Abzugs der Gesandten
nach Tientfist unter dein Schutze der Regierung zum zeit-
weiligen Aufenthalt daselbst seien dem Abschlüsse nahe.
Die Rcgicrungseouricre legten die 150 Kilometer bis
Tschinungfu in zwei Tagen zurück.
London, 3. Aug. Die „Tiincs" meldet ans Shanghai
vom 1. Aug.: In chinesischen Kreisen verlautet, Liping-
hcng sei in Peking eingctroffcn und zum 2. Befehlshaber
der Truppen Aunglus ernannt. Er nehme eine ausgesprochene
fremdcnfeindliche Haltung an. Li-Hung-Tschang erhielt am
31. Juli ein kaiserliches Dekret, worin ihm abermals be-

will ich auch gegen Dich barmherzig sein. Denk' mir
halt, wenn der vornehme Vorsteher von Pirk nebendraus
ist, muß sein Schwiegersohn, der Pinkus, desto g'scheiter
sein. Aber eins sag ich Dir", setzte er mit erhobener
Stimme hinzu, „sobald Dein Lüstl an mein' Weib, der
Rost, kühlen möchtest, sobald dcrselbigen nur ein Haar
krümmst, alsdann kenn' ich keine Gnad' und Pardon mehr.
Denk dran, daß ich vor Gottes Altar g'schworcn hab, die
Rosl auch zu schützen, und ich schütz' sic gegen ihren leib-
eigenen Vater, — ich laß ihn dann, damit er doch wie-
der zu Sinnen kommt, eine Zeit lang im Schatten nach-
denken, — drin in der Stadt — in demselben Haus mit
vergitterten Fensterln; Hinterm Landgericht stehts. Und
weil nur uns grab' so gemütlich auscinandcrsctzcn, cs geht
ja nichts über die Gemütlichkeit, drum sag' ich Dir noch
Eins, Schwiegervater: Brauchst keine Sorg' zu haben um
Dein Geld und Gut. Ich und meine Frau verlangen
nichts davon. Friß cs, oder schmeiß es ins Wasser; was
liegt uns daran? Wenn der Rosl nicht freiwillig ein Hei-
ratsgut mitgicbst, soll der Kreuzer verflucht sein, oder der
Pfennig, den ich Dir durch einen Prozeß abzwicken thät'.
— So, und jetzt Adjes für eine kurze Weil', liebs Fraucrl",
sagte er, indem er Rosl vor allen Anwesenden einen herz-
haften Kuß auf den Mund drückte, „gehst halt in Gottes
Namen noch einmal z'ruck in Dein elterliches Haus, wie
's der Herr Pfarrer g'wünscht hat. Sollt' man Dir's
dort zu schlecht machen, alsdann warten wir nicht bis
morgen acht Tag' — alsdann kommst einfach sofort in
mein Häusl. Wie bin ich froh, daß ich Dir g'folgt hab'

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 2. Aug. Dem Vernehmen nach werden
seitens der Militärbehörden die erforderlichen Vorbereitungen
getroffen, nm etwa hcrantrctcndcr Anforderungen an Nach-

teilen seiner Lage nähmen täglich zu. Dem „Expreß"
wird aus Shanghai berichtet, französische Truppen besetzten
Mongtsc-chucnnan.
London, 3. Aug. Der „Standard" meldet aus
Tientsin vom 26. Juli: Die Verbündeten sind gezwungen
auf das englische Contingent zu warten. Die
militärischen Vorbereitungen gehen bei den britischen Truppen
in beklagenswerter Weise langsam vor sich. Die britischen
Truppen können nicht die kleinste Strecke weiter vorrückcn,
während die Contingcntc der übrigen Mächte seit einer
Woche zum Vormasch bereit sind. Gegenwärtig stehen
über 20000 Mann unthätig in Tientsin: Russen und
Japaner sind ungeduldig und wollen nach Norden vor-
rücken, obgleich sie Befehl erhalten haben, mit dem eng-
lichcn Contingent zusammen vorzugchcn, welches völlig un-
beweglich zu sein scheint, Die Blätter veröffentlichen ein
Telegramm aus Hongkong vom 1. d. M., wonach sich die
Unruhen im Norden von Schantung ausbrcitcn.
Die Berliner Mission in Namon wurde von Pöbelhaufen
zerstört. „Daily News" meldet unterm 27. Juli, General
Gaselcc habe Befehl gegeben, daß der Vormarsch am nächsten
Montag beginne. Mach einer Meldung des „Daily Tclc-
praph" rücken chinesische Truppen beständig nördlich
im Aangtsethale vor und dürsten die Flanke der verkündeten
Truppen angrcifcn.

Attentat gegen den Schah von Perüen in Paris.
Paris, 3. Aug. Untersuchungsrichter Ballet verhörte
Sachen des Mordanfalles auf den Schah von
Persien gestern Abend mehrere Zeugen, darunter besonders
den Inspektor des Sicherheitsdienstes, Vallermc, und einen
Maler Massi. Letzterer hat den Verbrecher vor dem Palast
der Souveräne gesehen, wie er mit dem Fuße aufstampftc
und sagte: Es dauert lange. Ein Begleiter, der bei ihm
war, sah nach der Uhr und sagte: Es ist 9 Uhr; der
"chah muß bald kommen. Der Verbrecher weigerte sich,
eilten Verteidiger anzunchmcn, und weist jede Nahrung
Zurück. „Petit Parisicn" meldet, daß der Brief, worin
. dem Schah mitgctcilt wird, daß ein Attentat auf ihn be-
absichtigt sei, mit Angelo Bartolotti unterzeichnet war und
die Nachricht enthielt, daß Anarchisten, welche sich im
Hause Piazza Medina 5 in Neapel versammelt Hütten,
Oncn FrcundBresciszurErmordungdesSchahs
de stimmt hätten. Bisher ist cs noch nicht gelungen,
die Persönlichkeit des Mannes fcstzustcllcn, welcher den
Mordanschlag verübte. Nach den Zeugenaussagen glaubt
wan annchmcn zu dürfen, daß derselbe Mitschuldige hatte,
welche bei der That zugegen waren. Auch soll man ver-
weht haben, ihn nach der Verhaftung zu befreien. Der
Pcrtrctcr des Staatsanwaltes soll einem Journalisten
gegenüber die Ucberzcugung ausgcdrückt haben, daß man
enter Verschwörung gegen die Souveräne gegen-
ubcrstchc. Der Mordanschlag auf den Schah stehe mit
dem Verbrechen in Monza im Zusammenhänge. In der
Olilgcbung des Schahs glaubt man, der Attentäter sei ein
Irrsinniger. Ter Rciseplan des Schahs erleidet keine
Ocndcrung. Der Schah telegraphierte die Nachricht von
wrii Anschlag selbst nach Teheran.
Paris, 3. Aug. Der Urheber des Attcntatcs auf
''w Schah von Persien heißt Frantzois Salso. Er
'll im Departement Avcyron geboren und wurde 1894
^rgcn anarchistischer Umtriebe zu drei Monaten Gefängnis,
'w Jahr 1899 wegen Totschlagvcrsuchs zu acht Monaten
Gefängnis verurteilt.

und ohne Zcitvcrtrieb entsprechen zu können. Es soll dabei
auch eine etwaige Verwendung von Unteroffizieren nnd
Mannschaften des Bcurlaubtcnstandcs in's Auge gefaßt
werden, falls solche sich freiwillig melden und tropendienst-
fähig befunden werden. Darauf bezügliche Bekanntmachungen
der Bczirkskommandos dürften in nächster Zeit zu er-
warten sein.
München, 3. Aug. Heute früh 2'^ Uhr erfolgte vom
Rangicrbahnhof Laim die Abfahrt des 2. bayerischen
Bataillons des 4. Ostasiatischcn Infanterieregiments.
Zur Verabschiedung waren Prinz Alfons, Herzog Christian,
der Kricgsministcr Frhr. v. Asch sowie andere hervorragende
Persönlichkeiten erschienen. Die Abfahrt des Bataillons
gestaltete sich zu einer begeisterten Kundgebung des
Patriotismus seitens der Menge, die sich trotz der frühen
Morgenstunde auf dem entfernt gelegenen Bahnhöfe ein-
gefunden hatte.
Berlin, 3. Aug. Bei den Lcichcnf cicrlichkciten
in Rom wird die Kaiser durch den Prinzen Heinrich,
seinen Bruder, vertreten sein.
Berlin, 3. Aug. Um die Zahl der etwa zur Ver-
fügung stehenden weiteren Ersatzmannschaften für
China festzustellcn, hat der Kaiser jetzt angcordnct, daß
die Unteroffiziere und Soldaten des Beurlaubtenstandcs
aller Waffen (Jahresklassen 1893 bis 1898) sowie der

Die Wirren in China.
Shanghai, 2. Aug. Eine Bekanntmachung der chi-
wsischcn Behörde besagt: Infolge der Unruhen im Norden
wkrdcn noch mehr Soldaten eingestellt, um das 3 Meilen
östlich der Frcmdcnnicdcrlassung gelegene Arsenals gegen
"w Ruhestörer zu schützen. Da die fremden Kaufleute
wch die Schießübungen beunruhigt wurden, habe dcr Di-
-ektor des Arsenals die Anweisung erhalten, das Schießen
wrzustcllen. Die Behörde hoffe, daß sich die Ausländer

Der Schmied von Pirk.
... Erzählung aus der Sbcrpfalz von Jos. Baicrlein.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
. „Hund! Niederträchtiger, verlogener Hund!" schrie
o Vorsteher wütend.
„Mich darfst schimpfen, so viel Du willst. Mein
>-chwicgcrvatcr braucht niemals keine Angst vor mir zu
so lang er nur mich allein beleidigt. Denn schau,
sch"" rachsüchtig wär' oder boshaft, alsdann fitzest
pon hinter Schloß und Riegel von wegen Deincin vor-
tz dummen Streich. Alsdann wär's aber auch
T bei mir Deinem Großthun und Deiner Vorstehern.
Spaten Dir, wenn d'raus kämst aus dem Kumpes,*)
Mucker Burschen ctwan auch Spottlicdln singen,
eH sic s mir g'fnngcn haben, der ich doch ein ehrlicher
bin, und dem Kalmünzcr, den gern zum Tochter-
ist "x Esnumcn hätt'st, wenn er auch der schuftigste Hudcl
wcj- " dw Welt tragt. Also, Schwiegervater, damit Du
Wim,' ww wir stehen: Schimpf' über mich, so viel Du
an . —' Mr thut's nicht weh. Solang Deinen Zorn
iveo""r EO" auslasscst, zeig' ich Dich auch nicht an,
der/" ^in Schuß, den auf mich abg'fcuert hast, und an-
geht die ganze G'schicht nichts an, weil nic-
.sii ll'schädigt worden. Weil also der Herrgott Barm-
<)igkcit hat walten lassen und ein Unglück verhütet hat.

Samstag, 4. August 1900.
HesGslWk: lllltm Marstratzt 17.


Nr. 17S.
8kMMk: Iilne Mußrch 17.

NelökUlergkr ÄMtr.

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