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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 201 - Nr. 210 (30. August - 10. September)
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Konstantinopel, 7. Scpt. In Haifa (Syrien) griffen
wegen eines von den dortigen Deutschen rechtlich in
Besitz genommenen Terrains mehr als achtzig gricschisch-
unierte Syrier die türkischen Wachen an. Die Letzteren
mußten sich zurückziehcn. Die Angreifer wurden später
von den herbeigceilten Deutschen vertrieben, wobei es auf
beiden Seiten mehrere Schwcrverwundete gab. In Folge
der unverzüglich erfolgten Vorstellungen des Botschafters
Marschall befahl der Sultan die Einleitung einer
strengen Untersuchung. Zwanzig Syrier sind verhaftet
und die dortigen Wachen durch eine Abteilung Soldaten
verstärkt worden.

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ie Nr. 77.

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verkaufen
!e Nr. 84.

straße 4.

wird. Das wird auch zum Besten Stettins, der Provinz
Pommern und des ganzen Vaterlandes dienen. Das
walte Gott! Sodann begab sich das Kaiscrpaar nach dem
Schloß, wo nm 11'/z Uhr Frühstückstafel stattfand.

aus
u kaufen gc"
Sangabe an

tief verbeugte, so daß man meinen konnte, er hatte beab-
sichtigt, der alten Gräfin mit seiner letzte Bemerkung etwas
Angenehmes zu sagen.
Unwillig warf diese den Kopf zurück. „Ich muß
sehr bitten, solche unpassende Vergleiche zu unterlassen.
Vorläufig gibt es für mich nur eine einzige Gräfin Lands-
kron, und das bin ich. — Ich werde sofort die nötigen
Erkundigungen einzichen und werde nicht rasten, bis diese
Verbindung wieder gelöst ist. Die Ehe des Majorats-
herrn Grafen Landskron mit einem solchen Geschöpf kann
nicht rechtsgültig sein."
„Verzeihung, Frau Gräfin entgegnete Rhoden sehr
entschieden, „wenn ich Sie bitte, von der Frau ihres
Sohnes, einer Dame, die ich hochschätzc, in meiner Ge-
genwart in anderen Ausdrücken zu sprechen; es ist dies
Ihrer selbst nicht würdig. Was aber die Gültigkeit der
Ehe anbelangt, so versichere ich Sie, daß jede gesetzliche
Formalität genau erfüllt worden ist. Ich versichere Sie
ebenso, Frau Gräfin, daß die Gemahlin Herberts so schön
anmutig und reichen Geistes ist, daß sie der Stolz Ihres
Hauses werden wird."
„Ich bitte, Baron Rhoden, Sie geraten in eine ganz
überflüssige Begeisterung," unterbrach ihn die Gräfin iro-
nisch. „Wahrscheinlich ist also mein Sohn, wie ich dies
gleich geahnt habe, das Opfer einer schönen Kokette ge-
worden, die auch Ihnen den Kopf verdreht hat, weil sie
im Notfälle auch mit einem Baron Rhoden fürlicb ge-
nommen hätte, wenn ihre Versuche, Gräfin Landkron zu
werden, mißlungen wären."

Zum 9. September.
Vom Bodensee bis zum Main rüstet sich das badische
Volk zur würdigen und freudigen Feier des Geburtstags
seines erlauchten Landesfürsten, des Großherzogs
Friedrich. In Treue und Liebe werden ihm an diesem
Tage die innigsten Herzenswünsche cntgegcngcbracht werden
Und beim Klange der Festtagsglockcn werden heiße Gebete
S»m Himmel cmporstcigcn und den Segen des Allmäch-
tigen auf unser erhabenes und geliebtes Fürstenhaus herab-
siehen, an dessen Geschicken in frohen und trüben Tagen
llder Badenser innigsten Anteil nimmt. Möge Gottes
Gnade dem ehrwürdigen Fürsten die Kraft verleihen, noch
tauge in väterlicher Fürsorge das Scepter zu führen und
uüt treuem Auge über das Wohl seiner Untcrthanen zu
Zachen. ,
Aber nicht allein in den badischen Gauen wird man
den Geburtstag des Großhcrzogs Friedrich festlich begehen,
das ganze deutsche Volk wird morgen des treuesten deut-
schen Fürsten, des weisen Beraters unseres Kaisers in
Verehrung gedenken. Mögen ihm noch viele glückliche
^ahrc erfolgreicher Wirksamkeit beschecrt sein. Zum Segen
unserer engeren Heimat und zum Wohl unseres gesamten
deutschen Vaterlandes!

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ße 7, I.

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Geisendörser

Rhoden sah die Gräfin beinahe mitleidig an. „Sie
wollen mich beleidigen, Frau Gräfin, aber da ich Ihre
Erregung begreife, beachte ich diesen Ausfall nicht. Gern
gestehe ich Ihnen zu, daß wenn mein Herz nicht längst
gefesselt wäre," ein schneller Blick streifte Jngeborg, die
mit erregter Aufmerksamkeit zugehörte, „ich wohl versucht
haben würde, die Hand Gertrud Meynerts zu gewinnen,
nur hätte sie den Baron Rhoden genau so abschlägig be-
schieden, wie den Grafen Landskron."
„Was' heißt das?" fuhr die Gräfin auf, und alle
übrigen sahen verwundert den Sprecher an.
„Das heißt, daß die Frau Ihres Sohnes wahrschein-
lich noch heute nicht weiß, daß sic durch ihre Verheiratung
eine Gräfin geworden ist."
„Was ist das für ein Märchen?" fragte die Schloß-
herrin.
„Kein Märchen, Fran Gräfin," und Rhoden erzählte
der erstaunt Zuhörendcn von dem Adelshasse Gertruds,
von ihrer sonderbaren Erziehung, von Fräulein Friederike
Meynert, welche sich überhaupt gegen die Verheiratung
ihrer Nichte gesträubt hatte und von der Sorge Herberts,
seine Braut nicht erfahren zu lassen, wessen Standes er
sei, damit sie nicht in letzter Stunde „nein" sage,
und von seinem Glücke, das er in dem Bewußtsein fand,
ausschließlich und allein um seiner selbst willen gewählt
zu werden.
Und weiter erzählte Rhoden, auf welche Weise es
gelungen sei, die Täuschung Gertruds hcrbeizuführen, und

dem Auslaufen der „Crefeld", „Roland", „Valdivia"
persönlich beiwohnen zu können, sage ich allen Offizieren,
Beamten und Mannschaften, die heute den heimatlichen
Boden verlassen, meine herzlichsten Abschiedsgrüße. Möge
die wehrhafte Besatzung der drei Schiffe, welche sicherlich
jederzeit von dem begeisterten Wunsch ihres obersten Kriegs-
herrn erfüllt ist, der deutschen Armee und dein Vaterlande
Ehre zu machen, über die Meere dahinfahrcn und in
allen Gefahren von Gott beschützt werden. Lebt wohl,
Kameraden. Wilhelm!" Generalmajor v. Trotha fügte
hinzu, er habe dem Kaiser für seine allcrgnädigsten Worte
seinen untcrthänigstcn Dank ansgcdrückt. Er schloß mit
einem dreifachen Hurrah auf den Kaiser. Nachdem
sich die Truppen an Bord begeben hatten, setzten sich die
Schiffe nachmittags halb 1 Uhr unter dem Hochrufen der
zahlreiche Menge in Bewegung.
Stettin, 7. Scpt. Bei der Ankunft des Kaiser-
paares fand auf dem Bahnhof großer militärischer Em-
pfang statt. Die Ehrenwache stellte das Grcnadicrrcgimcnt
König Friedrich I., dessen direkte Vorgesetzte mit Ein-
schluß des Kommandeurs, des Chefs des Gcneralstabs der
Armee Graf v. Schliessen, des Königsministcrs und andere
zugegen waren. Ferner waren unter den Anwesenden
Prinz Max von Baden, sowie die Spitzen der Provinzial-
I behörden. Der Kaiser begrüßte die Herren und schritt die
Front der Ehrenkompagnie ab. Darauf fand der Vor-
beimarsch statt. Sodann fuhr das Kaiserpaar unter dem
Jubel der Bevölkerung nud unter Glockengeläut«: nach dem
Schloß. Vor dem Rathause hielt der Oberbürgermeister
Haken eine Begrüßungsansprache an den Kaiser, in der
er auch derer gedachte, die hinaus sind zur Sühnung des
Frevels an deutschem Gut und Blut. Auf die An-
sprache erwiderte der Kaiser etwa folgendes: „Mein
lieber Herr Oberbürgermeister! Ich danke Ihnen in
meinem und der Kaiserin Namen herzlichst für die freund-
liche Begrüßung und den Empfang, den ich immer hier
gefunden habe. Es ist nicht das erste Mal, daß wir
Stettin besuchen, und bei jeder Wiederkehr hat meine
Freude über den herzlichen Empfang sich gesteigert, weiß
ich doch, daß Stettin die Wege, die ich wandle als richtig
erkannt hat. Sie haben, mein lieber Herr Oberbürger-
meister, unserer Brüder gedacht, die für unser Interesse
nach dem fernen Osten gegangen. Ich habe die feste
Uebcrzcugung, daß cs ihnen dort gelingen wird, feste und
geordnete Verhältnisse zu schaffen, unter denen der deutsche
Kaufmann, der drüben lebt und wirkt, ein- für allemalc
vor Unbill gewahrt bleibt und ohne Störung und Gefahr
Handel treiben kann. Ich habe gar keine Besorgnis für
die Zukunft. Ich bin überzeugt, daß nicin Plan gelingen

Mie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Ist sie wirklich sehr schön?" fragte Graf Körting
spannt.
„Sehr schön," gab Rhoden zur Antwort, und zwar
?'it so besonderem Nachdruck in der Stimme und mit
besprechendem Blick, daß der Graf daraus entnahm,
Je junge Frau seines Neffen müsse eine ganz ungcwöhn-
'chc Erscheinung sein.
„Ist sic gut?" fragte leise Komtesse Klementine, die
jetzt noch nicht gewagt hatte, ein Wort zu sprechen.
„Ja," antwortete Rhoden voll Uebcrzcugung.
„Ist sic sanft und lenksam, hat sie ein liebevolles Ge-
biiit?" forschte nun auch Jngeborg voll Interesse.
, Da zögerte Rhoden mit der Antwort, entgegnete aber
''ach kurzer Pause:
, „Sanft und lenksam ist mir die junge Gräfin Lands-
bau nicht erschienen; ich halte sie im Gegenteil für cner-
^.ch, charakterfest und stolz. Wenn sic Vorurteile hätte,
^yrde sie dieselben wahrscheinlich genau so starr fcsthalten,
Ick Frau Gräfin Karola Landskron dies bei ihren vor-
Uaßten Meinungen thut. Ueberhaupt erscheint mir die
(Aarakteranlagc der jungen Gräfin von großer Achnlich-
mit derjenigen ihrer Frau Schwiegermutter."
. „Um so schlimmer," murmelte der ehemalige Ritt-
' Achter zwischen den Zähnen, indes sich Baron Rhoden

Deutsches Reich.
Berlin, 7. Scpt. Die „Nordd. Mg- Ztg." meldet:
Der Kaiser hat den ersten Lcgalionssckretär der Gcsaudt-
ichaft in Peking, v. Below, zum Lcgationsrat befördert.
Die Beförderung wurde Herrn v. Below und seinem Vater
^legraphisch durch den Staatssekretär v. Bülow mitgetcilt.
Der Reichskanzler gedenkt am 7. d. M. inBerlin
a'mzutrcffcn. — Der „Reichsanzcigcr" meldet: In der
Estrigen Sitzung des StaatSministcriums wurde beschlossen,
'u Anbetracht der Schwierigkeit bei der Kohlenversorgung
'Ue Zufuhr ausländischer Kohlen dadurch zu erleichtern,
daß der Rohstosftarif für die Zeit des Weiterbestandes
^r derzeitigen Verhältnisse, mindestens aber für zwei Jahre
allgemein durchgeführt wird.
Bremerhaven, 7. Sept. Die heute auf den Dampfern
Krefeld", „Roland", „Valdivia" nach Ostasicn abgehende
(llkannsch a ften versammelten sich gegen 11 Uhr auf
°«n Quai vor der Lloydhalle. Generalmajor v. Trotha
^rlas das Abschicdstelegramm des Kaisers: „Da es
meinem lebhaften Bedauern mir nicht vergönnt ist,

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Die Wirren in China.
Washington. 7. Scpt. Von Jackson, dem ameri-
kanischen Geschäftsträger in Berlin traf eine Mitteilung
ein, welche die Haltung Deutschlands bezüglich des
russischen Vorschlags klar auseinandersetzt; diese be-
sagt, daß Deutschland alle Reibungen zwischen den Mächtcu
zu vermeiden wünsche, daß cs aber der Ansicht sei, die
gegenwärtigen Verhältnisse in China seien derart, daß sie
die Beibehaltung der deutschen Streitmacht
dort notwendig machen. Die Mitteilung der An-
schauung Deutschlands sei in der Form erfolgt, daß sie
als bindend und dahingehend aufgefaßt werden kann, daß
Deutschlands Absicht die sei, seine Truppen nicht zurück-
zuzichcn. Es ist Grund zur Annahme vorhanden, daß
Deutschlands Antwort in den anderen europäischen Haupt-
städten sympathischen Beifall findet.
Colombo, 7. Sept. Graf Walderscc ist heute früh
hier eingetrosfen und verweilte mehrere Stunden am Land,
worauf der Dampfer „Sachsen" seine Reise fortsetzte.
Oran, 7. Scpt. Das 4. Bataillon des 2. Zuavcn-
rcgiments in der Stärke von 20 Offizieren und 1000
Soldaten ist gestern an Bord des „Peiho" nach Taku ab-
gereist.
Aokohama, 7. Sept. Das hiesige Auswärtige Amt
erhielt folgende Depesche aus Schansi vom 4.: Große
Abteilungen Schwarzflaggen unter dem Befehl des Generals
Liu ziehen nordwärts durch die Provinzen Human und
Hupe. _
Der südafrikanische Krieg.
Durban, 7. Scpt. Der „Standard" meldet: Gestern

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Ur. 209._27. Jahrgang. , Samstag, 8. September 1900.
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