„Nun, hin- und hcrgcschriebcn haben wir ja schon
lange. Der Baler von der Braut ist gar ein witziger, und
erst als er schwarz auf weiß gelesen hat, daß der Herr
Dorngiebcl wirklich ein Eltcrngut von zwanzigtauscnd
Gulden besitzt, und nachdem wir den gerichtlichen Hypo-
thekenbrief darüber vorgclcgt haben, hat er in die Haus-
schan cingewilligt."
„Und wie ist die ansg'sallcn?"
„Gut, gut. — Das Anwesen gefällt dem Herrn Dorn-
giebcl, und er ist fest entschlossen, in dasselbe einzuhei-
ratcn. Auch der Bauer ist damit einverstanden und die
Bäuerin hat nicht viel dareinzurdcn; — das haben wir
schon bemerkt. Insoweit steht also die Angelegenheit ganz
nach Wunsch. Nur — —"
„Hat sie alsdann doch noch einen Haken'?" forschte
der Schmied, da der schwarzgekleidete Herr fortzufahrcn
zögerte.
„Ach, nur eine Kleinigkeit, die gernicht ins Gewicht
fällt. Die Braut, des Bauern Tochter nämlich, will vom
Herrn Dorngiebel nichts wissen. Sic hat ihrem Baker ins
Gesicht hinein gesagt, daß sie schon einen anderen Schatz
habe und lieber ins Wasser ginge, als daß sic von dein
lasse. Aber, fügte er geringschätzig hinzu, „man weiß ja,
was man von derartigem Fisimatenten und Spcrgamcntcn
zu halten hat. Alle Mädchen zieren sich so in der ersten
Stunde, später werden sie dafür die zärtlichsten Bräute
und die besten Weiber. Der Brautvater giebt auch nichts
auf die Weigerung seiner Tochter; er hat den Versprach
auf heute Abend festgesetzt und scheint mir ganz der Mann,
der Rosl bis dahin die dummen Mucken aus dem Kopf
zn treiben."
„Rosl? Der Rosl?" rief der Schmied überlaut, daß
cs klang wie ein von innerem Schmerz erpreßter Schrei.
„Wer ist denn alsdann dassclbigc Madel?"
„Hab' ich Ihnen das zu sagen vergessen?" antwortete
der verwunderte Unterhändler. Erzähle ich Ihnen doch
schon während der ganzen Zeit vom Vorsteher Hierlingcr
und seiner Tochter. Aber wie ist mir denn?" fuhr er fort,
indem er bestürzt auf den Meister blickte, der die Hände
vor das Gesicht geschlagen hatte und dessen Brust sich
stürmisch hob und senkte. „Sollten etwa gar Sie selber der
andere sein, von dem die Rosl mit ihrem Vater redete
und wodurch sic ihn bös in Harnisch brachte.
Einen Augenblick schien Gottfried den aus ihn ein-
dringenden Empfindungen zu erliegen; die Gewißheit, daß
die unklare Ahnung, die vorhin in ihm ausgcsticgcn war,
auf Wahrheit beruhte, und daß über seiner Liebe eine un-
glückdrohcnde Wolke hing, wirkte beinahe lähmend auf ihn
ein. War es denn möglich, das schöne, unschuldige Wesen,
das er mit reiner heiliger Liebe umfing, die duftende
Blume, die er in der Waldeinsamkeit gesunden und an
seinem Herzen nach Hause getragen, sollte den Armen eines
so verächtlichen Mannes überliefert werden, wie dieser
schimpflich aus dein Heere fortgcwiescne Dorngiebel war?
Der Mensch, der ihm schon einmal sein Geld gestohlen,
schickte sich jetzt an, ihm auch sein Liebstes auf Erden, fein
Glück zu rauben? Und der Vater Rosl's stimmte dem zu,
weil der freindc Freier Geld besaß! Freilich wußte er
Ns nger.
mehr.e. lftr-,
st findet dc^
wftrlag
n statt.
Essen mi
ns 23. Iu
acht werde:
mchr.
Nts., akendi
ng
i „Pfälzer
Samstag, 21. Juli 1900.
GWftWk: llntm RMßrsßk 1?.
S7. Jahrgang.
WWW«: 1,1m XMßntzl N. , -4» 8- AUl»
lptmani«'
28)
" O, 9 Beiblättern 3V Pfg. monatlich. Durch die
- vierteljährlich VO Pfg. ohne Bestellgeld.
chen rrrt'
Wdcheri
sfrau für ch
abzugcben
Expedition'
r
versteht wird
Luftkurort 0
(iffx Millich mir Ausnahme der Sonn- n. Feiertage.
' Has „Heidelberger Bolksblatt" und das
"ällMviertc Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
Der Schmied van Piek.
Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlcin.
fNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
nicht zu Ihrem Schaden ansschlagcn, sprach
. Unterhändler. Herr Dorngiebcl ist daun der aller-
er, Mauu im Dors und kann dann auch Ihnen,"
riw "r Mensch noch leiser und mit vertraulichen Augcn-
bol- rn hinzu, „helfend unter die Arme greifen. Wir
la bereits gehört, daß Sie auch nicht im besten
' noninie stehen hier in Pirk."
im. E Ihr das schon g'hört?" dachte der Schmied,
^e Zähne zusammenbiß. Er ließ jedoch die
de- n "'chl laut werden, reagierte auch nicht auf die in
^len Acnßcrung des Schmusers enthaltene Beleidigung,
der Behauptung desselben; Xaver Dorngiebcl
sem nach seiner Hochzeit der allerrcichste Mann in Pirk
die "u M Gottfrieds Geist eine Vorstellung anfgeblitzt,
Nit beängstigender Gewalt aller seiner Seclcnkrästc
i ''/chttgtc; er fühlte, wie sein Herzschlag stockte. Doch
sollte und mußte er klar sehen, darum bezwang er
ico, übermenschlicher Willensstärke seine Erregung und
.'Ndstüchst unbefangen: „Alsdann scheint ja dicselbigc
schicht' schon im besten Gang zu sein."
fick ", cnüß, gewiß," entgegnete der andere, während er
in die Brust warf, „ein Geschäft, das ich
Hand nehme, glückt immer."
"4l.tr ist denn die Sach' so g'schwind 'kommen?"
ringe meines
igcs Lager "
nd sämtliche!?
srbwarl
nung.
sie ich
cnwarci
itlkiN
t», 4
agcn-t«efcl^
au er
er Vicekvnig von Nanking erließ ähnliche Befehle
London, 20. Juni. Die allgemeine Auffassung der
. . ... .... . Der
d-urer " „Dailh Telegraph" in Petersburg will aus
st: zuverlässiger Duelle wissen, der Gcsaudtcnmord
^aii^ 0; >>"li erfolgt. Die russische Regierung und der
ball" am selben Tage noch Nachricht davon cr-
Aer'M -Nebenher laufen hier noch zahlreiche beunruhigende
- Aus Shanghai (wo im Gegensatz zu Ticn-
-00 000 Chinesen die ausländische Niederlassung
bc-- dringt der Wiederholt der dortigen Panik hicr-
H» betrachtet in Shanghai den Vicckönig Li
s ''9--i. schang als den eigentlichen Anstifter der
P^?^9cn ^Wirren und will wissen, er sei mit dem
^'Uzcn Tuan verbündet. Nach einer Meldung des
^vlcgraph" aus E an ton wurde dort von der
- o.ceung eine große Kundgebung gemacht, um Li-Hung-
zurückzuhallcn. Er mußte sich seinen Weg durch
,nge bahnen. Der Berichterstatter keilt auch den
^_Z"ant der Dcnlschrift mit, die von den Bieckönigcu
Cxpcd. abzngf
Schrödcrstra^
SohnnnU
. an stille,
er zu vermiet'
ZricdrichftraIs
heim,
ermicten
uprsttaße
on E. Geisel
ielberg.
stuli, abends
>es „Kaisct
Botträch^ deutsches Reich,
e Vorstarrk Hst,
Wittcrung^tc Gegenwart der Kaiserin fand
»Haltung ^onmiiag die Enthüllung des Denkmals des Her-
'.'s.-cdrich von Schleswig-Holstein, des Vaters
»WM 2°-'^."' Nmr.
Tachicu, 20. Juli. Auf dem hiesigen
^Übungsplatz fand heute Vormittag die Vcrabschic-
-., abends "ach China gehenden sächsischen Truppen start,
ui Brettel tuen, dritten und vierten Kompagnie des zweiten
NMtUttAh- l llchcn Infanterieregiments. In Vertretung des
!,Besprechw'l.9L harten sich Prinz Georg und Friedrich Au-
id Ansnahr!^ " 'vn L rcSdcn hierher begeben. Außerdem waren an-
r'Porftait^erLlp Kriegsininistcr und die kommandierenden Gc-
-hiel- dcidcn sächsischen Armeekorps. Prinz Georg
»sllllll. Ansprache, die in einem Hoch aus den obersten
.-«Mast _
cuDamc-l Die Wirren in China.
'''' ^0- Juli. Die „Agcnzia Ltefani" meldet aus
mitzumackcjersuch^^, hiesige italienische Konsul
um siM ''Mn P, -l -vung ^ichaug, au den ualuunchen Gesandten
^tien Brief von ihin zu befördern, worauf Li-
' im akt^ stbp - erklärte, daß ihm dazu Mittel und Wege
Man ist nach wie vor im Zweifel über das
-—-—on " Gesandte n. Li-Hung-Tschang ordnete
bie Zolldircktorcn seiner Provinzen in Zukunft
' sr»,^ "'0)r von Peking, sondern von Canton abhüngcn
iki, Ms. st s'".^ H er Vicekönig von Nanking c '
nd. 40 Pfg.' für b„ Zollverwaltung in Shanghai.
smuptstr. 2^s -0. TI Aussussu
Bcrrrc/">vird fast stündlich düsterer.
,'tr. Mk. t3T
ns Wtl»'
AnfevnteirSlntt
für KeiöelVerg unö Himgegenö.
unterzeichnet werden. Sic ersucht die Tartarengcncrälc,
trotz der fortschreitenden Feindseligkeiten den ausländischen
Kaufleuten und Missionen Schutz zn gewähren, und be-
tont die Wichtigkeit und Sicherheit der Gesandten, unter
dem Hinweis, daß falls sic gerettet würden, alles noch
geordnet werden könnte. Das Schreiben empfiehlt dann
die Ausgabe eines Erlasses, in welchem das tiefste Be-
dauern über die Ermordung des deutschen Gesandten aus-
sprochcn wird, Frankreich und Amerika gebeten werden,
für China bei Deutschland zu vermitteln; außerdem soll
man den Umfang des bisherigen Schadens an auslän-
dischem Gut und Leben infolge des Ausbruchs des Auf-
standes fcststcllcn und durch einen Erlaß Entschädigung
gewähren. Schließlich solle durch einen weiteren Erlaß
den Vicekönigen und Gouverneuren die Erlaubnis erteilt
werden, mcutcrnc Soldaten, Verbrecher und Gesindel,
welches Raub, Braud und Mordthaten verübt, wo sich
Gelegenheit dazu bietet, zu unterdrücken.
London, 20. Juli. Die „Times" meldet aus Shang-
hai vom 17. d. M.: Falls das Eintreffen von Ver-
stärkungen die Führer der Vereinigten nicht in den Stand
setzt, in wirksamer Weise zum Angriff übcrzugchcn, so ist
es zweifelhaft, ob die Vizckönige im Süden angesichts des
wachsenden Widerstandes der Provinzbcamten die Politik
weiter zu verfolgen vermögen, an die sie sich jetzt halten.
i Heute trafen beim britischen Konsulate Meldungen von
einem Aufstande in der Provinz Kiangoi ein. Mau glaubt
annchmen zu dürfen, daß sich diese Unruhen über ein
großes Gebiet ausbrcitcu werden.
London, 20. Juli. Reuters Bureau meldet aus
Washington: Der hiesige chinesische Gesandte erhielt heute
eine chisfrirtc Depesche von dem amerikanischen Ge-
sandten in Peking. (?)
London, 20. Juli. Die „Times" me'dct aus Shanghai
vom 18.: Abgesehen von der Lage in Peking und der
Haltung Li-Hung-Tschangs ist die Aufmerksamkeit auf
den Gouverneur von Schantung gerichtet, von dessen
Stellungnahme die Weiterentwicklung der Dinge abhängt.
Einer von Eingeborenen stammenden unbestätigten Nachricht
zufolge sollen dessen Truppen die Streitmacht des Prinzen
Tuan in der Nähe der Grenze der Provinz Schantung
geschlagen haben. Der Vicckönig von Nanking, Li-Hu,
erneuerte in Erfüllung des Wunsches der Konsuln heute
seine Befehle, durch welche die weitere militärische Thätig-
kcit in den Forts von Wusung untersagt wird. In Nan-
king gibt man zu, daß Li-Hus Ansehen nicht mehr als
genügend für die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung
im Norden des Flusses angesehen werden könne. Die
Konsuln haben deshalb ungeordnet, daß Vorbereitungen
für die Abreise der Frauen und Kinder zu treffen sind.
Anzeigen: die 1-spaltigc Pctitzeilc oder deren Raum !
l5 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen Pfg. Kür Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten TLgen wird nicht
garantiert. Gratisvcrbrcitung durch'Säulcuanschlag.
o-----s
Paris, 20. Juli. Der hiesige chinesische Gesandte
ließ dem Minister des Acußcrn Dclcasfc ein Telegramm
des Kaisers von China zugchcn, mit dem Ersuchen, das-
selbe dein Präsidenten mitzuteilen. In dem Telegramm,
welches am 10. Juli von dem Gouverneur von Schantung
befördert wurde, werden die fremden Gesandten nicht er-
wähnt. Der Kaiser ersucht tun Vermittlung. Deleasse
ließ den chinesischen Gesandten wissen, daß die Antwort
Lonbcts an die französische Gesandtschaft in Peking ge-
sandt würde, dort tonne die kaiserliche Regierung sic in
Empfang nehmen. Die Regierung der Republik erwarte
jedoch vorher Sicherheit darüber ob der Gesandte Pichon
wohlbehalten sei. .
New-Aork, 20. Juli. Einer Meldung des „New-
Port Hcrald" zufolge, verlautet in Tschifu, die Chinesen
hätten vor der Flucht ans der Chincscustadt von Tient-
sin ihre Frauen getötet, damit sic nicht in die Hände der
Fremden fielen.
Yokohama, 20. Juli. Obwohl die führenden
Blätter noch immer darauf dringen, daß Japan sende,
nimmt die Abneigung dagegen, daß sich Japan in ausge-
dehnte Operationen einlasse, zu. Die Entscheidung der
Regierung ist recht bekannt. Es ist eine weitere Division
von Lcudai auf dem Marsche, um sich nach China cin-
schiffen. Große Massen von Flüchtlingen treffen ständig
aus China in Japan ein.
Toikio, 20. Juli. Nach dem japanische» Bericht
begann der allgemeine Angriff auf die Wälle von Tientsin
am i:>., früh 4 Uhr. Am 14. d. früh i» Uhr sprengten
die Japaner die Stadtthore und pflanzten das „Banner
der ausgehenden Sonne" auf dein Ceutralturm der Stadt
auf. Die Verluste betrugen 9 Offiziere tot, 300 Mann
tot oder verwundet. Eine später cingegangcncr japa-
nischer Bericht besagt: Nachdem die Stadt am 14. früh
genommen war, beschossen japanische Geschütze die Marine-
kaserne, worauf die Russen einen Angriff machten. In-
zwischen hielten zwei japanische Abteilungen die Eisenbahn-
station und schlugen die chinesischen Angriffe zurück. Da-
rauf ergriffen sic Besitz von der Marinekascrnc und ihre
Umgebung und erbeuteten 48 Kanonen. Die Verluste be-
tragen 60 Tote und 270 Verwundete. Ein später ein-
gegangener Bericht besagt weiter, daß in der Marineka-
scrnc 80 Geschütze erobert wurden, von denen 16 ganz
ircucr Konstruktion sind. Die umwallte Stadt Tientsin
hat jetzt eine Besatzung von Japaner, Engländer Ameri-
kaner und Franzosen. Die Gesamtvcrlustc der Verbün-
deten am 13. und 14. Juli betrugen 500 Mann darunter
über 800 Japaner.
London, 20. Juli. Nach einem Telegramm des
„Expreß" aus Shanghai teilte ein angesehener chinesischer
lange. Der Baler von der Braut ist gar ein witziger, und
erst als er schwarz auf weiß gelesen hat, daß der Herr
Dorngiebcl wirklich ein Eltcrngut von zwanzigtauscnd
Gulden besitzt, und nachdem wir den gerichtlichen Hypo-
thekenbrief darüber vorgclcgt haben, hat er in die Haus-
schan cingewilligt."
„Und wie ist die ansg'sallcn?"
„Gut, gut. — Das Anwesen gefällt dem Herrn Dorn-
giebcl, und er ist fest entschlossen, in dasselbe einzuhei-
ratcn. Auch der Bauer ist damit einverstanden und die
Bäuerin hat nicht viel dareinzurdcn; — das haben wir
schon bemerkt. Insoweit steht also die Angelegenheit ganz
nach Wunsch. Nur — —"
„Hat sie alsdann doch noch einen Haken'?" forschte
der Schmied, da der schwarzgekleidete Herr fortzufahrcn
zögerte.
„Ach, nur eine Kleinigkeit, die gernicht ins Gewicht
fällt. Die Braut, des Bauern Tochter nämlich, will vom
Herrn Dorngiebel nichts wissen. Sic hat ihrem Baker ins
Gesicht hinein gesagt, daß sie schon einen anderen Schatz
habe und lieber ins Wasser ginge, als daß sic von dein
lasse. Aber, fügte er geringschätzig hinzu, „man weiß ja,
was man von derartigem Fisimatenten und Spcrgamcntcn
zu halten hat. Alle Mädchen zieren sich so in der ersten
Stunde, später werden sie dafür die zärtlichsten Bräute
und die besten Weiber. Der Brautvater giebt auch nichts
auf die Weigerung seiner Tochter; er hat den Versprach
auf heute Abend festgesetzt und scheint mir ganz der Mann,
der Rosl bis dahin die dummen Mucken aus dem Kopf
zn treiben."
„Rosl? Der Rosl?" rief der Schmied überlaut, daß
cs klang wie ein von innerem Schmerz erpreßter Schrei.
„Wer ist denn alsdann dassclbigc Madel?"
„Hab' ich Ihnen das zu sagen vergessen?" antwortete
der verwunderte Unterhändler. Erzähle ich Ihnen doch
schon während der ganzen Zeit vom Vorsteher Hierlingcr
und seiner Tochter. Aber wie ist mir denn?" fuhr er fort,
indem er bestürzt auf den Meister blickte, der die Hände
vor das Gesicht geschlagen hatte und dessen Brust sich
stürmisch hob und senkte. „Sollten etwa gar Sie selber der
andere sein, von dem die Rosl mit ihrem Vater redete
und wodurch sic ihn bös in Harnisch brachte.
Einen Augenblick schien Gottfried den aus ihn ein-
dringenden Empfindungen zu erliegen; die Gewißheit, daß
die unklare Ahnung, die vorhin in ihm ausgcsticgcn war,
auf Wahrheit beruhte, und daß über seiner Liebe eine un-
glückdrohcnde Wolke hing, wirkte beinahe lähmend auf ihn
ein. War es denn möglich, das schöne, unschuldige Wesen,
das er mit reiner heiliger Liebe umfing, die duftende
Blume, die er in der Waldeinsamkeit gesunden und an
seinem Herzen nach Hause getragen, sollte den Armen eines
so verächtlichen Mannes überliefert werden, wie dieser
schimpflich aus dein Heere fortgcwiescne Dorngiebel war?
Der Mensch, der ihm schon einmal sein Geld gestohlen,
schickte sich jetzt an, ihm auch sein Liebstes auf Erden, fein
Glück zu rauben? Und der Vater Rosl's stimmte dem zu,
weil der freindc Freier Geld besaß! Freilich wußte er
Ns nger.
mehr.e. lftr-,
st findet dc^
wftrlag
n statt.
Essen mi
ns 23. Iu
acht werde:
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i „Pfälzer
Samstag, 21. Juli 1900.
GWftWk: llntm RMßrsßk 1?.
S7. Jahrgang.
WWW«: 1,1m XMßntzl N. , -4» 8- AUl»
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28)
" O, 9 Beiblättern 3V Pfg. monatlich. Durch die
- vierteljährlich VO Pfg. ohne Bestellgeld.
chen rrrt'
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sfrau für ch
abzugcben
Expedition'
r
versteht wird
Luftkurort 0
(iffx Millich mir Ausnahme der Sonn- n. Feiertage.
' Has „Heidelberger Bolksblatt" und das
"ällMviertc Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
Der Schmied van Piek.
Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlcin.
fNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
nicht zu Ihrem Schaden ansschlagcn, sprach
. Unterhändler. Herr Dorngiebcl ist daun der aller-
er, Mauu im Dors und kann dann auch Ihnen,"
riw "r Mensch noch leiser und mit vertraulichen Augcn-
bol- rn hinzu, „helfend unter die Arme greifen. Wir
la bereits gehört, daß Sie auch nicht im besten
' noninie stehen hier in Pirk."
im. E Ihr das schon g'hört?" dachte der Schmied,
^e Zähne zusammenbiß. Er ließ jedoch die
de- n "'chl laut werden, reagierte auch nicht auf die in
^len Acnßcrung des Schmusers enthaltene Beleidigung,
der Behauptung desselben; Xaver Dorngiebcl
sem nach seiner Hochzeit der allerrcichste Mann in Pirk
die "u M Gottfrieds Geist eine Vorstellung anfgeblitzt,
Nit beängstigender Gewalt aller seiner Seclcnkrästc
i ''/chttgtc; er fühlte, wie sein Herzschlag stockte. Doch
sollte und mußte er klar sehen, darum bezwang er
ico, übermenschlicher Willensstärke seine Erregung und
.'Ndstüchst unbefangen: „Alsdann scheint ja dicselbigc
schicht' schon im besten Gang zu sein."
fick ", cnüß, gewiß," entgegnete der andere, während er
in die Brust warf, „ein Geschäft, das ich
Hand nehme, glückt immer."
"4l.tr ist denn die Sach' so g'schwind 'kommen?"
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London, 20. Juni. Die allgemeine Auffassung der
. . ... .... . Der
d-urer " „Dailh Telegraph" in Petersburg will aus
st: zuverlässiger Duelle wissen, der Gcsaudtcnmord
^aii^ 0; >>"li erfolgt. Die russische Regierung und der
ball" am selben Tage noch Nachricht davon cr-
Aer'M -Nebenher laufen hier noch zahlreiche beunruhigende
- Aus Shanghai (wo im Gegensatz zu Ticn-
-00 000 Chinesen die ausländische Niederlassung
bc-- dringt der Wiederholt der dortigen Panik hicr-
H» betrachtet in Shanghai den Vicckönig Li
s ''9--i. schang als den eigentlichen Anstifter der
P^?^9cn ^Wirren und will wissen, er sei mit dem
^'Uzcn Tuan verbündet. Nach einer Meldung des
^vlcgraph" aus E an ton wurde dort von der
- o.ceung eine große Kundgebung gemacht, um Li-Hung-
zurückzuhallcn. Er mußte sich seinen Weg durch
,nge bahnen. Der Berichterstatter keilt auch den
^_Z"ant der Dcnlschrift mit, die von den Bieckönigcu
Cxpcd. abzngf
Schrödcrstra^
SohnnnU
. an stille,
er zu vermiet'
ZricdrichftraIs
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ermicten
uprsttaße
on E. Geisel
ielberg.
stuli, abends
>es „Kaisct
Botträch^ deutsches Reich,
e Vorstarrk Hst,
Wittcrung^tc Gegenwart der Kaiserin fand
»Haltung ^onmiiag die Enthüllung des Denkmals des Her-
'.'s.-cdrich von Schleswig-Holstein, des Vaters
»WM 2°-'^."' Nmr.
Tachicu, 20. Juli. Auf dem hiesigen
^Übungsplatz fand heute Vormittag die Vcrabschic-
-., abends "ach China gehenden sächsischen Truppen start,
ui Brettel tuen, dritten und vierten Kompagnie des zweiten
NMtUttAh- l llchcn Infanterieregiments. In Vertretung des
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id Ansnahr!^ " 'vn L rcSdcn hierher begeben. Außerdem waren an-
r'Porftait^erLlp Kriegsininistcr und die kommandierenden Gc-
-hiel- dcidcn sächsischen Armeekorps. Prinz Georg
»sllllll. Ansprache, die in einem Hoch aus den obersten
.-«Mast _
cuDamc-l Die Wirren in China.
'''' ^0- Juli. Die „Agcnzia Ltefani" meldet aus
mitzumackcjersuch^^, hiesige italienische Konsul
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^tien Brief von ihin zu befördern, worauf Li-
' im akt^ stbp - erklärte, daß ihm dazu Mittel und Wege
Man ist nach wie vor im Zweifel über das
-—-—on " Gesandte n. Li-Hung-Tschang ordnete
bie Zolldircktorcn seiner Provinzen in Zukunft
' sr»,^ "'0)r von Peking, sondern von Canton abhüngcn
iki, Ms. st s'".^ H er Vicekönig von Nanking c '
nd. 40 Pfg.' für b„ Zollverwaltung in Shanghai.
smuptstr. 2^s -0. TI Aussussu
Bcrrrc/">vird fast stündlich düsterer.
,'tr. Mk. t3T
ns Wtl»'
AnfevnteirSlntt
für KeiöelVerg unö Himgegenö.
unterzeichnet werden. Sic ersucht die Tartarengcncrälc,
trotz der fortschreitenden Feindseligkeiten den ausländischen
Kaufleuten und Missionen Schutz zn gewähren, und be-
tont die Wichtigkeit und Sicherheit der Gesandten, unter
dem Hinweis, daß falls sic gerettet würden, alles noch
geordnet werden könnte. Das Schreiben empfiehlt dann
die Ausgabe eines Erlasses, in welchem das tiefste Be-
dauern über die Ermordung des deutschen Gesandten aus-
sprochcn wird, Frankreich und Amerika gebeten werden,
für China bei Deutschland zu vermitteln; außerdem soll
man den Umfang des bisherigen Schadens an auslän-
dischem Gut und Leben infolge des Ausbruchs des Auf-
standes fcststcllcn und durch einen Erlaß Entschädigung
gewähren. Schließlich solle durch einen weiteren Erlaß
den Vicekönigen und Gouverneuren die Erlaubnis erteilt
werden, mcutcrnc Soldaten, Verbrecher und Gesindel,
welches Raub, Braud und Mordthaten verübt, wo sich
Gelegenheit dazu bietet, zu unterdrücken.
London, 20. Juli. Die „Times" meldet aus Shang-
hai vom 17. d. M.: Falls das Eintreffen von Ver-
stärkungen die Führer der Vereinigten nicht in den Stand
setzt, in wirksamer Weise zum Angriff übcrzugchcn, so ist
es zweifelhaft, ob die Vizckönige im Süden angesichts des
wachsenden Widerstandes der Provinzbcamten die Politik
weiter zu verfolgen vermögen, an die sie sich jetzt halten.
i Heute trafen beim britischen Konsulate Meldungen von
einem Aufstande in der Provinz Kiangoi ein. Mau glaubt
annchmen zu dürfen, daß sich diese Unruhen über ein
großes Gebiet ausbrcitcu werden.
London, 20. Juli. Reuters Bureau meldet aus
Washington: Der hiesige chinesische Gesandte erhielt heute
eine chisfrirtc Depesche von dem amerikanischen Ge-
sandten in Peking. (?)
London, 20. Juli. Die „Times" me'dct aus Shanghai
vom 18.: Abgesehen von der Lage in Peking und der
Haltung Li-Hung-Tschangs ist die Aufmerksamkeit auf
den Gouverneur von Schantung gerichtet, von dessen
Stellungnahme die Weiterentwicklung der Dinge abhängt.
Einer von Eingeborenen stammenden unbestätigten Nachricht
zufolge sollen dessen Truppen die Streitmacht des Prinzen
Tuan in der Nähe der Grenze der Provinz Schantung
geschlagen haben. Der Vicckönig von Nanking, Li-Hu,
erneuerte in Erfüllung des Wunsches der Konsuln heute
seine Befehle, durch welche die weitere militärische Thätig-
kcit in den Forts von Wusung untersagt wird. In Nan-
king gibt man zu, daß Li-Hus Ansehen nicht mehr als
genügend für die Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung
im Norden des Flusses angesehen werden könne. Die
Konsuln haben deshalb ungeordnet, daß Vorbereitungen
für die Abreise der Frauen und Kinder zu treffen sind.
Anzeigen: die 1-spaltigc Pctitzeilc oder deren Raum !
l5 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen Pfg. Kür Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten TLgen wird nicht
garantiert. Gratisvcrbrcitung durch'Säulcuanschlag.
o-----s
Paris, 20. Juli. Der hiesige chinesische Gesandte
ließ dem Minister des Acußcrn Dclcasfc ein Telegramm
des Kaisers von China zugchcn, mit dem Ersuchen, das-
selbe dein Präsidenten mitzuteilen. In dem Telegramm,
welches am 10. Juli von dem Gouverneur von Schantung
befördert wurde, werden die fremden Gesandten nicht er-
wähnt. Der Kaiser ersucht tun Vermittlung. Deleasse
ließ den chinesischen Gesandten wissen, daß die Antwort
Lonbcts an die französische Gesandtschaft in Peking ge-
sandt würde, dort tonne die kaiserliche Regierung sic in
Empfang nehmen. Die Regierung der Republik erwarte
jedoch vorher Sicherheit darüber ob der Gesandte Pichon
wohlbehalten sei. .
New-Aork, 20. Juli. Einer Meldung des „New-
Port Hcrald" zufolge, verlautet in Tschifu, die Chinesen
hätten vor der Flucht ans der Chincscustadt von Tient-
sin ihre Frauen getötet, damit sic nicht in die Hände der
Fremden fielen.
Yokohama, 20. Juli. Obwohl die führenden
Blätter noch immer darauf dringen, daß Japan sende,
nimmt die Abneigung dagegen, daß sich Japan in ausge-
dehnte Operationen einlasse, zu. Die Entscheidung der
Regierung ist recht bekannt. Es ist eine weitere Division
von Lcudai auf dem Marsche, um sich nach China cin-
schiffen. Große Massen von Flüchtlingen treffen ständig
aus China in Japan ein.
Toikio, 20. Juli. Nach dem japanische» Bericht
begann der allgemeine Angriff auf die Wälle von Tientsin
am i:>., früh 4 Uhr. Am 14. d. früh i» Uhr sprengten
die Japaner die Stadtthore und pflanzten das „Banner
der ausgehenden Sonne" auf dein Ceutralturm der Stadt
auf. Die Verluste betrugen 9 Offiziere tot, 300 Mann
tot oder verwundet. Eine später cingegangcncr japa-
nischer Bericht besagt: Nachdem die Stadt am 14. früh
genommen war, beschossen japanische Geschütze die Marine-
kaserne, worauf die Russen einen Angriff machten. In-
zwischen hielten zwei japanische Abteilungen die Eisenbahn-
station und schlugen die chinesischen Angriffe zurück. Da-
rauf ergriffen sic Besitz von der Marinekascrnc und ihre
Umgebung und erbeuteten 48 Kanonen. Die Verluste be-
tragen 60 Tote und 270 Verwundete. Ein später ein-
gegangener Bericht besagt weiter, daß in der Marineka-
scrnc 80 Geschütze erobert wurden, von denen 16 ganz
ircucr Konstruktion sind. Die umwallte Stadt Tientsin
hat jetzt eine Besatzung von Japaner, Engländer Ameri-
kaner und Franzosen. Die Gesamtvcrlustc der Verbün-
deten am 13. und 14. Juli betrugen 500 Mann darunter
über 800 Japaner.
London, 20. Juli. Nach einem Telegramm des
„Expreß" aus Shanghai teilte ein angesehener chinesischer