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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 261 - Nr. 270 (8. November - 19. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0483

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Nr. 27. Jahrgang.
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Freitag, 16. Uovember 1V00.
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tiökllitlgtr Knrkigrr

Erschein! täglich um Ausnahme der Sonn- u. Fe,erläge
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deutend ermäßigt. Reklamen 3" Psg. Für Auf-
nahme von Anzeigen «n bestimmten Tagen wird nicht
oaranttert. t^ratlsverbrritung durch Säulcnmfichlag.
» '« ' . 1

Deutscher Reichstag.
Berlin, 15. Nov.
Eiugcgangen ist eine Interpellation der sozialdemokra-
fischcn Partei betreffend die 12 000 Mk. Angelegenheit.
Auf Verlesung der Tagesordnung erfolgte die Wahl
des Präsidiums und der Schriftführer.
Es fand Zcttclwahl unter Namensaufruf statt. Für
den Präsidenten waren 294 Stimmen abgegeben, darunter
26 weiße. Die giltigcn 268 Stimmen entfielen auf den
bisherigen Präsidenten Graf Balle st rem. (Bravo.
Gras Ballestrcm erklärt, er nehme die Wahl an und nimmt
sodann den Präsidcutcnplatz ein.
Bei der Wahl des ersten Picepräsidcntcn werden 290
Stimmen abgegeben, davon 90 weiße. Auf Dr. v. Frcge
eoui. entfielen 190 Stimmen, 10 sind zersplittert, v. Frcge
Nimmt die Wahl dankend au.
Zur Wahl des zweiten Viccpräsidcntcn werden 393
Stimmen abgegeben, davon 3 ungültig und 4 weiße. Bon
den giltigcn 286 Stimmen entfielen auf Büsing ,natl.)
!81, auf Schmidt « Elberfeld) 55, auf Singer 00 Stimmen.
Bünng nimmt die Wahl dankend an.
Betreffs der Wahl der Schriftführer schlägt der
Präsident vor, das Ergebnis in der nächsten Sitzung zu
verkünden, und ernennt zu Quästoren die Abgeordneten
Rink eien Ccutr. und Münch-Ferber -ml.)
Tas Hans ehrt sodann das Andenken der seit der
letzten Sitzung verstorbenen Mitglieder durch Erheben von
den Sitzen. Präsident Graf Ballestrcm verkündet, er
werde dem Kaiser von der Bildung des Bureaus'Mit-
teilung machen.
Hierauf wird ein Antrag Aichbichlcr betreffs Ein-
stellung des Strafverfahrens gegen des Abg. Dr. Heim
Ecmr. angenommen.
Nächste Sitzung Montag nachmittag 2 Uhr.

Deutsches Reich.
Berlin, 14. Nov. Der Reichsctat für 1901 balancirt
in Einnahmen und Ausgaben mit 2,240,947,301 M Da-
von sind dauernde Ausgaben 1,912,608,694 M ; die An-
leihe beträgt 97,286,384 M. Schatzanwcisungen können
vis zum Betrage von 175,000,000 M. augegeben werden.
Rußland.
Petersburg, 15. Nov. Der über den Gcsuudhcits-
-ustand des Kaisers heute Vormittag ausgcgcbenc
Bericht lautet; Der Kaiser brachte der ganzen gestrigen
Tag gut zu. Abends 7 Nhr Tcmparalur 38,2, Puls 76,
abends 10 Uhr Tcmparalur 38,8, Puls 68. Nachts
schlief der Kaiser gut, morgens Tcmparatur 38,2, Puls

72. Das Allgemeinbefinden ist gut, der Kopf schmerzt
nicht und ist vollkommen klar.

Die Wirren in China.
Bcrl in, 15. Nov. In einem Thechausc Hatzen zwei
Soldaten der in Shanghai befindlichen deutschen Trupvcn
Streit mit dem Wirt und wurden verhaftet. Auf der
Polizeiwache kam es zu Thätlichkeiten. Der Polizei
Wachtmeister schoß einen Soldaten durch die
Schuller, auch der zweite deutsche Soldat soll schwer
verlest worden sein. Die Veranlassung zu dein ganzen
Vorfall wurde anscheinend durch die deutscheu Soldaten
gegeben, jedoch hat die Polizei ihre Befugnisse überschrit-
ten. Die englischen Behörden zeigen bei Erledigung der
Angelegenheit das größte Entgegenkommen. Der Poli-
zei w a chtm c i sie r ist vom Dienste suspendiert
und wird nicht wieder angcstcllt. Das englische Gericht,
das die Anklage erhebt, hat 2000 Dollars Kaution ver-
langt, bis fcstftcht, daß die Soldaten außer Lebensgefahr
sind. Letztere ist nach Erklärung des Arztes zur Zeit bei
keinem der beiden Verwundeten vorhanden.
Paris, 1.5. Nov. Der chinesische Gesandte
in Paris ifiukeng hat einen Redakteur des „Matin"
über manche interessante Frage unterhalten. Er soll sich I
sehr pessimistisch ausgesprochen haben. Es komme nicht,
darauf an, die Bedingungen fcstzustellcu, man müsse auch
wissen, wem man sie auferlcge. Die fremden Bevoll-
mächtigten wüßten aber nicht, wem sie diese Bedingungen
auferlcgcn sollten, denn cs stände ihnen keine verantwort-
liche Macht gegenüber. Sie haben Li-Hung-Tschang und
dessen Kollegen vor sich; es sei dies nur ein diplomatischer
Schein, eine bloße Parade, nm Europa zu unter-
halten. Die chinesischen Bevollmächtigten vermögen nichts
angesichts der bcängstig ende n klugewiß heit, in der
sic sich befinden. Sie vermögen nur das eine: Zu
lügen, um Zeil zu gewinnen, um ihren Kopf zu retten,
wenn cS noch geht. Sind sie widerspenstig, so setzen sic
sich den VcrgeltungSmaßregeln der Mächte aus, unter-
werfen sie sich, so sind sie ihres Schicksals bei der Kai-
serin sicher, vorausgesetzt, daß letztere nur einen Schimmer
von Macht besitzt. Gesetzt, daß sie als Ende ihrer Aus-
flüchte sich entschließen, einen Vertrag zu unterzeichnen,
so wäre das eine bloße Förmlichkeit, aber keine
Lösung. Ein Teil der Bedingungen wird niemals durch-
geführt werden, weil sie khatsächlich unausführbar sind.
Man schafft die Boxer nicht durch Erlasse ab, ebensowenig
wie man der Anarchie in Frankreich durch Maueranschlägc
ciu Ende setzt. Es scivergcblich, dieEmfuhr von Waffen und
Kriegsmaterial in ein Land von 45-0 Mill. Einwohnern zu

untersagen. China wird euere Ingenieure statt euere Er-
zeugnisse kaufen und wird selbst unfertigen, was man ihm
nicht mehr verkaufen kann. Was die schuldigen P rinz en
betrifft, so wird mau sie niemals hinrichten, es sei denn,
durch Depeschen, so wie man bereits mehrere von ihnen
auf diese Weise verbannt bar und Selbstmord har verüben
lassen. Deese Prinzen befinden sich vortrefflich, sie haben
nicht nur ihr Leben, sondern auch ihren Einfluß bcibchaltcn,
aber selbst wenn dem anders wäre und wenn eine Ab-
machung zustande käme, so wäre cs immer mit der Absicht,
sich ihr sobald als möglich zu entziehen. Die Abmachung
wäre nur eine amtliche Lüge. Es wäre kein Friede,
sondern nur ein Waffenstillstand von einigen
Monaten oder Jahren, je nach der Stärke der Truppen,
die ihr für die Erhaltung des Friedens in China lassen
wollt. Der Gesandte ist vollständig überzeugt» daß man
den Kaiser möglichst bald der Macht der Kaiserin entziehen
solle, denn von dem Tag an, wo der Kaiser wieder frei
und rechtsfähig ist, könnte Europa an ihm einen schätzbaren
Mithelfer finden. Die Auslassungen des Gesandten zeiget»,
mit welchen Schwierigkeiten die verbündeten Mächte vielleicht
zu kämpfen haben werden. Als einziges Mittel, dieser
Schwierigkeiten Herr zu werden, bleibt nächst der Einigkeit
der Mächte eine kluge Rücksichtnahme auf die Eigenheiten
der Chinesen, die nicht mit dem Maßstab Europas gemessen
werden dürfen._
Der südafrikanische Krieg.
London, 14. Nov. Aus Durban wird brieflich
gemeldet: „Am 10. Oktober brachten die Buren durch
Aufreißcn der Schienen einen gemischten Eisenbahnzug,
der englische Regicrungsgelder im Baarbctragc von
15-0,000 Lfirl. gleich 3 Millionen Mark) von Dur-
ban bringen sollte, zum Stehen und entführten in aller
Muße den schönen Betrag in hartem Golde, ohne den.
wenigen Passagieren und englischen Soldaten ein Haar
zu krümmen. Auf Befehl des Hauptquartiers in Pretoria
durste bis jetzt kein Wort über diesen Vorsall und über
diesen schweren pekuniären Verlust telegraphiert werden oder
in den hiesigen Blättern erscheinen."
London, 15. Nov. Das Reutcrsche Bureau meldet
aus Stcnderton vom 14. Nov.: General Boyes ist
mir einem Convoi aus Ladysmith hier cingctroffen. Der
Convoi wurde auf dem ganzen Wege von den Buren be-
lästigt. Der Verlust betrug 3 Tote und 7 Verwundete.
Gestern wurden 65- Frauen und Kinder von hier nach
Natal gesandt. Die Kolonne des Obersten Bcwicke-Copley,
welche südlich vom Vaal operiert, sandte 5- Burcnfamilien,
3000 Stück Rinder, Schafe, 350 Stück Pferde und 5
Wagenladungen -Nahrungsmittel hierher.

Der Herenstein.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
8) sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Aber wie kleidete er sich an? Er nahm kein Gewand,
öas er sonst beim Ausgchen zu tragen pflegte, sondern er
hüllte sich in einen alten Hausanzug und hing einen alten
'chmutzigen Mantel verkehrt um; auch zog er eine große
Kappe über den Kopf, die fast sein ganzes Gesicht ver-
hüllte. Nun durchwühlte er einen alten Kasten mit allerlei
Handwerkszeug. Da — fand er ein kleines Brecheisen,
Kelches man zum Oeffncn großer Fässer und Kisten be-
nutzte; das steckte er sorgfältig unter den Mantel und
ichlüpfkc durch eine Ncbenthür in ein anderes Zimmer,
n°n welchem aus er in den Hausgaug gelangen konnte,
^uf Strümpfen war er die Treppe hinabgeschlichen und
Kst am Hinterpförtchen hatte er seine Schuhe ungezogen.
Alles war still draußen, als er das Haus umschlich,
Nur aus dem Zimmer, welches er eben verlassen hatte,
Züchtete der Lichtschein. Und in allen übrigen Häusern
kannte kein Licht mehr. Es war wohl schon spät.
Auf den Straßen war zu damaliger Zeit die Beleuch-
tung eine recht spärliche; Walter hatte also nicht zu be-
fürchten, daß er gesehen würde.
So verlor sich der junge Mann im Schatten der
Pchchr in einem Nebengäßchen, welches zu einer durch-
brochenen Stelle der Stadtmauer führte, von welcher man

leicht ins Freie gelangen konnte, ohne das Stadtchor pas-
sieren zu müssen.
Länger als eine Stunde war er nicht abwesend, da
kehrte er auf demselben Wege wieder zurück, den er vor
her gemacht hatte. Als er über die schmale Brücke des
Flusses schritt, da — da warf er einen eisernen Gegen
stand in die Flut .... das Brecheisen. Vorsichtig
zwängte er sich wieder durch den Spalt der schadhaften
Stadtmauer und gelangte nach wenigen Minuten an die
Hinterlhür. Hier zog er wieder seine Fußbekleidung aus
und schlich ungchört die Treppe hinauf. Bald lag er wie-
der in seinem Bett, ohne daß eine Menschenscelc seine Ab-
wesenheit bemerkt oder seinen mitternächtlichen Gang durch
die Stadt gesehen hätte.
Als am Morgen in aller Frühe Kathrin kam, um
nach ihm zu sehen, lag er schlummernd in seinem Bette.
Sein Aussehen war wenig verändert, nur merkwürdig
blaß sah er aus und dicke Schweißtropfen standen auf
seiner Stirn. Aber das fiel doch bei einem Kranken
nicht aus!
Allerdings er klagte über größere Schmerzen im
Leibe und daß er unruhig geschlafen hatte. Kurze Zeit
darauf kam der Arzt und schüttelte bedenklich den Kopf,
denn der Puls des Kranken ging sehr erregt und es war
eine Steigerung bis zur Fieberhitze zu erwarten.
Der Arzt verordnete eine andere Mixtur und eine
Salbe zum Einrciben. Während nun vom Doktor das

Rezept geschrieben wurde, entstaub unten auf der Straße
ein großes Schreien und Lärmen. Das war zu so früher
Stunde auffallend, aber die Bewohner des Gugelhofcs
achteten nicht darauf. Als sich aber das Rufen und
Schreien mit jeder Minute vermehrte und näher und
näher kam, horchte der Dokter auf.
Man konnte anfänglich keinen einzelnen Ton, noch
weniger ein einzelnes Wort unterscheiden. Endlich, als
aber der Tumult immer mehr anwuchs, vernahm man
mehrfach deutlich den Ruf:
„Der Gugelmeycr!" - -
Alles weitere wurde vom Getöse verschlungen.
„Herr Doktor!" rief jetzt der Kranke plötzlich auf,
„hören Sic, — man ruft den Namen meines Onkels?
Was soll das bedeuten ? Rufen Sie mir doch gefälligst
die Magd."
Als Kathrin kam, frug er sie nach dem Herrn; die
Magd konnte keine Auskunft über ihn geben.
„Ist er denn nicht nach Hause gekommen?"
„Ich weiß nicht!" lautete die Antwort der plötzlich
ganz blaß werdenden Person; eine gräßliche Ahnung stieg
in ihr auf. „Der Herr ist ja - "
„Wo ist Deine Schwester?" herrschte Walter die treue
Dienerin jetzt an.
„Meine Schwester? Was hat die damit zu thun?
Die wird ebenso wenig wissen, was . . . ."
„Rede nicht! Ich will wissen, wo mein Oheim . .!"
„Der Herr pflegte doch sonst immer erst, wenn er zu
einer Schmauserei geladen war, nach Mitternacht heimzu-
 
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