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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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Montag. 13. August 1900

SWstWe: Hilm üiiiuftch I?.

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Rcgimculs imi sich und hielt eine kurze Ansprache, in

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Freunde noch weitere vertrauliche Mitteilungen zu machen
haben, so warten Sic, bitte, bis ich fort bin; denn ich
erlaube mir. Französisch zu verstehen. Kenntnisse zu be-
sitzen ist ja Gottlob nicht das ausschließliche Borrecht der
Vornehmen."
Befremdet trat Herbert Landskron einen Schritt zurück.
Was war das für ein merkwürdiges Geschöpf, das der
gewähltesten Ausdrucksweisc sich bediente und dabei wie
eine Magd gekleidet war?
„Woher wissen Sic, daß wir „vornehm" sind?" fragte
indes Rhoden lächelnd, obgleich nicht minder erstaunt wie
sein Freund.
„Sie sind cs ganz bestimmt", erwiderte das Mädchen
mit geringschätziger Gelassenheit sich direkt au Rhoden
wendend; „Ihren Händen sicht man au, daß sic nicht ge-
arbeitet haben. Ihre Kleidung ist nur scheinbar eine ein-
fache, und auf Ihrer Brieftasche bemerkte ich ein Wappen,
eine Rose mit Stacheln und die Aufschrift: „Ich wehre
mich." Nur der Adel hatte die Kühnheit, solche Devisen
zu wählen. — Den Dienst endlich, den ich nach Ihrer
Meinung Ihnen erwiesen habe, waren Sic, ganz nach
Art der Vornehmen, gleich bereit zu bezahlen, um einer
Verpflichtung gegen eine Person ledig zu sein, die einer
untergeordneten Gesellschaftsklasse augchört."
„Fräulein Mchncrt, Sie sind das scharfsinnigste Mäd-
chen, das mir jemals vorgckommen ist. Ihre Schlüffe
würden einem Kriminalisten von Fach Ehre machen", ent-
gegnete Rhoden halb scherzend. „Sagen Sie uns aber

„Nicht getäuscht, mein Fräulein," unterbrach Graf
Landskron rasch und mit einem ernsten Blick seinen Freund,
der gerade im Begriff gewesen war, das Gegenteil zu sagen.
„Ich kann, nein, ich muß arbeiten und kenne den Wert
des Geldes sehr wohl. Sic lieben die vornehmen Leute
nicht, Franken Mcpncrt?"
„Nein," bestätigte diese so ruhig, als wäre das ganz
selbstverständlich.
„Ihr Ton jetzt und vorhin verrät eine sehr ernste Ab-
neigung. Ich kann nicht erwarten, daß Sic uns, den
Fremden, den Grund derselben mitteilcu. Doch gestatten
Sie wohl Frage, ob Sie selbst durch traurige Erfahrungen
zu dieser Abneigung veranlaßt worden, oder ob man Ihnen

Königinnen den Saal betraten, erhoben sich die Ver-
sammelten und brachten ihnen eine Huldigung dar; einige
Minuten später kam der König Viktor Emanuel unter jden
begeisterten Zurufen der Versammelten. Alle Senatoren
und Dcputirtcu erhoben sich und empfinge, ihn mit dem
Ruf: „Es lebe der König!" Der Ministerpräsident mache
darauf Mitteilung, der König habe Senat und Kammer
versammelt, um den Vcrfassungscid zu leisten. König
Viktor Emanuel erhob sich, ebenso alle Anwesenden. Der
König verlas die Eidesformel. Alle Anwesenden klatschten
Beifall und riefen: „Es lebe der König!" Sodann unter-
zeichnete der König den Eidcsakt, worauf der Siegelbe-
wahrer und die Senatoren die Eidesformel verlasen. Die
Senatoren riefen zusammen: „Ich schwöre". Der gleiche
Vorgang wiederholte sich bei den Deputierten. Nach dieser
Zeremonie verlas der König die Thronrede. Dieselbe war
mehr als ein Erfolg, eine Eroberung. Die Rede war
mehrfach von Applaus unterbrochen. Solch eine
Energie hatten dfc Italiener vom jungen König nicht er-
wartet. Bedeutender als die gesprochenen Worte sind die
zwischen den Zeilen liegenden. Der König zeigt als Mann,
der, wie er selbst sagt, furchtlos und sicher den Thron be-
steigt, bei aller Achtung vor der Konstitution
doch eine energische Initiative. Besonders glücklich ist
seine Aufforderung, die Gesetze kraftvoll durchzu-
führen und das Volk nach dem Ehrgefühl zu er-
erziehcn, von dem Heer und Flotte besccelt sind. Nach der Thron-
rede verließen dicKöuiginncn den Saal, sodann dcrKönig und
die Prinzen. In der königlichen Loge wohnte der Feier
bei der Erzherzog Rainer von Oesterreich, Großfürst
Peter von Rußland, Herzog von Oporto, der Fürst von
Montenegro und der Prinz Viktor Napoleon.
Madrid, 1l. Ang. In Linea bei Gibraltar kam cs
zu Unruhen bei der Verhaftung von Tabakschmugglern.
Ein Schmuggler und ein Karabiner wurden getötet;
die Gendarmerie stellte die Ordnung wieder her.

auch noch, weshalb Sic nur mich und nicht auch meinen
Freund hier zu den Vornehmen zählen."
Zögernd blickte das junge Mädchen in die offenen
Züge des Grafen Landskron, dessen klare Augen mit einem
so rätselhaften Ausdruck an ihr hingen. „Ich weiß cs
nicht recht", sagte .sie langsam. „Ihr Freund ist wohl
ebenso gekleidet wie Sie und trägt das Haupt vielleicht
noch stolzer als Sic; aber er scheint doch gütiger und
einfacher zu sein. Er machte mich auch auf die Größe
der Summe aufmerksam, welche ich ausschlug; er kennt
daher den Wert des Geldes und wird also wohl
selber verdienen müssen. Auch zeichnete er, als ich den
Berg herunter kam, während Sic im Moose lagen und
nichts thatcn."
Der junge Mann lachte laut auf. „Ihr Scharfsinn

InsevtrteirL»l«rtt
Par «Seiöewerg und Mngegenö

Die Wirren in China.
Berlin, 1l. Aug. Die Gesandten in Peking
haben bei ihren Regierungen telegraphisch angefragc, ob sie
sich gegenüber dem chinesischen Vorschlag, Peking unter
chinesischer Eseorte zu verlassen, verhalten sollen. Sic
fügen hinzu, daß sie weder in die chinesische Eseorte noch
in die chinesischen Versprechungen Vertrauen haben. (Der
Zar hat inzwischen dem russischen Gesandten v. Giers
mitgetcilt, daß er sich Nach Tientsin begeben möge, falls
das für ihn und seine Begleiter gefahrlos geschehen könne.)
Berlin, 1l. Aug. Nunmehr sind auch die Zu-
stimmungscrklärungcn zur Ernennung des

Mainz, 1l. Aug. Bei der Frühstückstafcl saß rechts
vom Kaiser der Großhcrzog, links Prinz Heinrich. Tafel-
musik fand nicht statt. Um 3 Uhr fuhren die Herrschaften
im offenen Zweispänner zum Bahnhof. Nachdem sich der
Kaiser aufs herzlichste verabschiedet hatte, fuhr der kaiser-
liche Sonderzug um 3'§ Uhr nach Homburg ab. Um
3-° Uhr fuhr der Großhcrzog nach Schloß Wolfsgarten,
Prinz Heinrich begab sich um 3" Uhr über Frankfurt
nach Cronbcrg.
Homburg v. d. H., 14. Aug. Der Kaiser traf um
4 Uhr 30 Minuten hier ein und erwartete auf dem Bahn-
hof die Ankunft der Kaiserin, die zehn Minuten später
hier ankam. Das Kaiserpaar fuhr im offenen Wagen
unter dem Jubel der Menge durch die Straßen der Stadt
Homburg nach dem Schlosse.
Berlin, 1 l. Ang. Graf Waldcrscc reiste heute
Vormittag nach Hannover zurück.
Berlin, 11. Aug. Wie das Wolff'schc Telegraphen
burcau aus zumrlässiger Ouellc erfährt, wird dem Stabe
des Grafen Waldcrscc auch ein Seeoffizier bcigcgcben
werden.
Helgoland, 1l. Aug. Die vor zehn Jahren erfolgte
Einverleibung Helgolands wurde gestern durch
Fackclzug, Feuerwerk, Bankett und Festmahl gefeiert. Auf
die Telegramme der Festteiluchmer trafen Dauktclegrammc
des Kaisers ein.

iciin.
i vermieten g.
cnftraßc

Paris, 11. Aug. Dem „Petit Paristcu" wird aus
Nizza gemeldet, daß m c h Ze r c gc» ährli ch e Aua r-
chistcn, unter ihnen Paggioli und Bcllcrini und eine
Frau, gestern verhaftet worden feien.
Paris, 11. Aug. Der Schah von Persien
ist nach Brüssel abgcrcist.
Italien.
Rom, lO.Aug. Die fremden Missionen, welche
zur Leichenfeier für König Humbert hier cingctroffcu
sind, begaben sich heute nach dem Pantheon, um zum
letzten Rial die Grabstätte Humberts zu besuchen. Nach
wie vor treffen kostbare Kränze in großer Zahl ein. Mili-
tär hält die Ordnung am Eingänge des Pantheons auf-
recht. Der Untcrrichtsministcr übersandte dem Abgeord-
neten Architekten Sacconi ein Telegramm, worin er ihn
zu der glänzenden Ausschmückung des Pantheons, die von
ihm entworfen und geleitet ist, beglückwünscht.
Rom, 11. Aug. KönigViktor Emanuel III.
:hat heute vor dem Parlamente den Eid auf die
Verfassung geleistet. Der Sitzungssaal im Senats-
gebäude war reich mit Trauerschmuck versehen, der Saal
mar von Senatoren und Dcputirtcn besetzt. Ms die

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Der Porst »ffsst

27. Jahrgang. .
SkslWWe: llsterr Nnkarstraße 1?.

crcitcl zu
Prüfungen vor,
gebliebene Msissi
Realschule,
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disciplinen. .44
an die ErpediWjl
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Deutsches Reich.
^illinz, 12. Aug. Der Großhcrzog ist mittels
h^ttzugcs heute Abend nach 8 Uhr hier cingctroffcu
° ichk sich in bas großhcrzoglichc Palais begeben
,, -staffel, 10. Aug. Der Kaiser ist gegeu Mittcr-
von Wilhclmshöhe nach Mainz «bgereist.
tz ^kainz, 11. Aug, Um 8^o Uhr traf her kaiserliche
^sidcrzugau dem Bahuwärtcrhausc 3l> der Bahnstrecke
> ^dz-Alzcp ein. Hier war ein künstlerisch geschmücktes
Mischtet, in dem der Großhcrzog von Hessen
K- ^almajor v. Zastrow und Proviuzialdircktor v. Gagcrn
, Kaiser erwartetem Der Kaiser, der kleine Gcucrals-
i fivrni trug, begrüßte nach dem Ausstcigcn den Groß
jIsvg aufs herzlichste und unterhielt sich einige Zeit mit
Empfang erschienenen Herren. Er stieg daun
^.^strdc und ritt im gestrecktem Galopp nach dem Pa-
. Matze. Dort halte eine combinicrtc Brigade, bestehend
dem 88. und 117. Regiment, Aufstellung genommen.
Kaiser ließ die Brigade vorerst exercicrcn und einige
Znchtsübungcn vornehmen, hieran schloß sich eine Hebung
z. 13- HusarcnrcgimeNts. Nach dem Exercicrcn
tz. 13. Hufarcnregiments, das mit einer glänzenden
schloß, versammelt der Kaiser das Ofsiciercorps
""i den Tod des Königs Humbert hinwics
hcrvorhob, mit welch großer Liebe dieser an dem Rc-
gehangen habe fdcffcn Chef er bekanntlich gewesen
T Die Rcd.j Gleichzeitig keilte der Kaiser mit, daß
heute ab König Viktor Emanuel Chef des
^hfincuts sei. Daun folgte eine Gefechtsübung an
sich die Regimenter 87, 88 und 147 mit der erforder-
ten Artillerie und Kavallerie beteiligten. Um 1(G' Uhr
dst Gefechtsübung beendet. Die nunmehr vorgesehene
^hdcaiissiclluug war abgesagt worden, und während der
die Offiziere zur Kritik um sich versammelte, ior
sich bic Regimenter zum Parademarsch. Der
Mllr führte dem Großherzog bei dem zweimaligen Vor-
^Mursch srin Regiment vor. Um halb l2 Uhr war die
^wadr beendigt, und der Kaiser setzte sich nunmehr au
Spitze der Fahucneompagnic, um feinen Einzug in
tz, irtüdt zu halten. Der Kaiser ritt an der Seite des
h °Kherzogs: ein offizieller Empfang fand nicht statt,
dp? halb 2 Uhr traf der Kaiser, vom Zuruf der jubeln-
^nge begrüßt, beim großhcrzoglichcn Schlosse ein
Hütt im Vorhof desselben bis nach dem Einbringen
^. Mahnen und Standarten. Im Vestibül des Schlosses
ht eine herzliche Begrüßung mit dem Prinzen Heinrich
fy der um 11 Uhr hier cingctroffcn war. Nachher
im großhcrzoglichcn Schlosse eine Frühstückstafcl statt.

-- «
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
dscitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Psg.,
Mit den Beiblättern 36 Psg. monatlich. Durch die
"-e-nettäbrlich Ott Pia. ob"«-

erreichen».
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ilbcrg.

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia Matz.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
»Ich habe keine Eltern mehr!"
»D, so jung schon eine Waise?"
r, »Aber den Verwandten oder dem Vormund, bei dem
sj/ stbcn, sind Sic doch Rechenschaft schuldig", lenkte
_u ab, der bemerkt hatte, wie bei dem im Tone
^Mster Teilnahme ausgesprochenen Bedauern seines Frcun-
rig junge Mädchen zusammcngczuckt war, und daß
nuchtcr Schimmer in ihre Augcu trat.
sg. "Ich bin niemand eine solche Rechenschaft schuldig",
fic kurz, sichtlich bestrebt, das Gespräch zu beenden.
z^.Ihodcn fühlte sich ebenso wie Landskron von dem Un-
-,,,?°illllichcu in der Erscheinung der Unbekannten so stark
dgs^ssicrt, daß beide den lebhaften Wunsch empfanden,
in Rüge Mädchen zurückzuhaltcn und von ihr Auskunft
r ihre Herkunft und ihren Namen zu erhalten.
Hit Ehrend sich also die Fremde bückte, um ein Körbchen
^'dbccrcn, das sic bei ihrem Kommen auf den Boden
sj,-s-i hatte, wieder aufzunchmcn, rief Rhoden in franzö-
0^'^ Sprache seinem Freunde zu: „Sic ist ein seltsames,
st^c^ocndes Geschöpf! Ich werde sic nach ihrem Namen
stzii^ic Unbekannte richtete sich schnell auf und rief in
Iw Tone: „Die Mühe will ich Ihnen ersparen,
heiße Gertrud Mchncrt. Wenn Sic aber Ihrem

sciitmchl.
ofshcim.
tags srtzih,
mittags abeE
tinlitlichjmt'
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: Höst, einladet -

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