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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 251 - Nr. 260 (27. Oktober - 7. November)
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hr. 256

27. Jahrgang

Neues

Freitag, 2. November 1900

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aus
von
und

Der südafrikanische Krieg.
London, 1. Nov. Lord Roberts telegraphiert
Johannesburg vom 31. Oktober: Nach der Besetzung
Bethlehem durch die Engländer am 21. Oktober
der Niederlage der Buren, drei Meilen von Bethlehem,
wo die Buren aus einer starken Stellung geworfen wurden,
wurde eine zweite starke Stellung der Buren von einem
halben Bataillon Grenadiere unter dem Schutze von Ar-
tillerie angegriffen. Der Feind hielt sich gut, wurde aber
da er keine Artillerie hatte, in kurzer Zeit zurückgeworfen.
Die Engländer vcrloreu 3 Tote und 17 Verwundete.

den sie liebt. Aber Du liebst mich nicht! Ich bin längst
zur Erkenntnis dieser Thatsache gekommen, und von dem
Moment an, als mir dieses Bewußtsein aufging, stand es
in mir fest, das Band zu lösen, das Dich an mich knüpft.
Wohl hoffte ich, in der Ueberzeugung, daß Du nur aus
Liebe die Meine geworden wärest, Dein Herz wieder zu
gewinnen, ich meinte, der Tag müßte kommen, an dem
Du freiwillig mir die Hand reichen und Frieden machen
würdest. Umsonst! Und mit tiefem Schmerze nahm ich
au Dir eine Herzcnshärte, eine Unversöhnlichkeit wahr, die
ich bei einer Frau für unmöglich gehalten habe. Ich
hätte erzwingen können, was Du mir versagtest; doch der
bloße Gedanke erfüllte mich mit Widerwillen. Nur die
freie Gabe Deiner Liebe kann mich beglücken. Da Du
mir diese nicht bieten kannst, gebe ich Dich frei."
Unverwandt ruhten Gertruds Augen auf dem Antlitz
ihres Mannes. Glühende Röte bedeckte seine Stirn, die
Augen flammten. Niemals noch hatte sie ihn so gesehen,
die Verkörperung edelster Mannesschönheit und leidenschaft-
licher Kraft, niemals hatte sie ihn sprechen gehört wie
heute; wie ein glühender Strom schlug seine Rede brau-
send an ihr Ohr. Sie fragte leise: „Weshalb hast Du
bis heute gewartet, um mir dies alles zu sagen?"
Wie schön sie war! Herbert blickte starr durchs Fen-
ster, um nur das blasse, schöne Gesicht seines Weibes,
umrahmt von dem dunklen Gold des Haares, nicht mehr
zu sehen.
„Nach den Begriffen meiner Standesgcnosscn hatte
ich eine Mißheirat geschlossen, und — verzeihe — Du

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Ein interessanter Betrugsfall,
der aber dem Gericht eine tüchtige Arbeitslast cintrug,
kam, lt. „N. B- Landesztg." vorgestern vor der Straf-
kammer II des hiesigen Landgerichts in der Anklage gegen
den am 22. Juli 1864 in Mannheim geborenen Kaufmann
Julius Ahorn zur Verhandlung. Der Angeklagte hat
früher in Heidelberg ein Tapetengeschäft betrieben, ist
aber in Konkurs geraten. Darauf wandte er sich der
Stickereibrauche zu und seit 1898 war er als Vertreter

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in dem lähmenden Entsetzen wollte kein anderes Wort über
ihre Lippen, als ein armseliges, kaltes „Warum?"
„Warum?" wiederholte denn auch der Graf in schmerz-
lichem Zorn. „Das fragst Du? Dein Gedächtnis muß
Dich besonders stark im Stich gelassen haben. Bereits in
Taormina hast Du verlangt, ich solle Dich freigebcn, und
vor ganz kurzer Zeit bist Du sogar ohne meine Einwil-
ligung dabei gewesen, Dir selbst die Freiheit wieder zu
verschaffen, wenn ich nicht ganz unbewußt Dich davon
zurückgehaltcn hätte. Wäre mir aber der Inhalt des
Briefes bekannt gewesen", und dabei reichte er ihr den
Brief hin, den sie am Tage der Ankunft der Großmutter
an ihn geschrieben hatte, „so hätte ich das sicher nicht
gcthan."
Gertrud war noch Kläffer geworden, ihre Hände zuck-
ten; doch sic griff nicht nach dem Blatt Papier, das
Herbert ihr hinreichtc.
„Wenn meine Mutter gethan hat, was auf dem Pa-
pier dort geschrieben steht, so hätte Dein erster Gang zu
mir sein, Du hättest mir Gelegenheit geben müssen, mich
verteidigen zu können; anstatt dessen willst Du sie mir
nehmen und willst den Fleck auf mir sitzen lassen, Du,
die Du mich kennen müßtest wie Dich selbst. Seit Wochen
und Monaten legst Du cs systematisch darauf an, daß ich
unser Auseinandergehen als die einzig mögliche Lösung
alles dessen betrachte, was zwischen uns beiden liegt.
Warum?! — Du hättest Dich nicht anders verhalten
können, wenn ich ein schimpfliches Verbrechen begangen
hätte; aber selbst ein solches verzeiht das Weib dem Manne,

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E. Geismdö^
>erg.

Allerseelen.
Es ist ein stiller Tag im Jahre,
Wo alles laute Leben schweigt,
Wo eine sanfte, wunderbare
Wehmut vom Himmel niederstcigt.
Und was du Theures auch verloren,
Was du beweinst im Herzeleid:
Heul' wieder tritt er aus den Thoren
Der dunkelnden Vergangenheit.
Du fühlst die Schatten dich umschweben,
Zwiesprach mit ihnen hält dein Herz;
Dir ist als athmeten sie Leben,
Und leise lindert sich Dein Schmerz.
Herbst ist es — doch es blüht in roten
Und weißen Kränzen Grab und Gruft;
Heut' ist der Feiertag der Toten,
Sic grüßen Dich in Blumenduft.
Dann lenkst Du, süßen Trost im Innern,
In Träumen heimwärts Deinen Schritt:
Die Toten leben im Erinnern
Und gehen Dir zur Seite mit.
Das ist der stille Tag im Jahre,
Wo das Begrab'ne aufersteht,
Wo eine sanfte, wunderbare
Wehmut des Menschen Herz durchwebt.
U.

Vermischte Nachrichten.
U.X. Mannheim, 1. Nov. sEinc schwere Aus-
schreitun gs ließ sich der Schiffer Otto Decker aus
Sicgclbnch zu Schulden kommen. Er suchte einen Ge-
fangenen zu befreien und griff dabei einen Schutzmann
mit dein Messer an. Derselbe überwältigte den Angreifer,
der blind auf ihn einstach, durch mehrere Säbelhiebe und
brachte ihn zur Wache.
Pforzheim, 1. Nov. sDic turnerischen Kreises
wird cs interessieren, daß auf dem Krcisturntag des 10.
Turnkreiscs, der letzten Sonntag in Hagenau stattfand, der
j ganze Krcisturnrat mit Ausnahme des stellvertretenden
Kreisvertreters infolge der gegen ihn erhobenen Angriffe
sein Amt niedcrgclcgt hat. In fünf Wochen soll ein
neuer Kreistag in Karlsruhe stattfindcn, um die abge-
brochenen Beratungen fortzusctzcn und die Neuwahlen vor-
zunchmen. Die ausgetretenen vier Gaue werden Wohl jetzt
wieder zu ihren Genossen und damit zur deutschen Tur-
ncrschaft zurückkchrcn.
Lid!. Gernsbach, 1. Nov. sScl b stmo rd.s Der
vcrh. Zuckerbäcker Emil Kugel vom nahen Staufenberg
hat sich gestern mit einem Rasiermesser die Kehle durch-
geschnitten. Kugel vollbrachte die That im Anfalle von
Verfolgungswahnsinn, der wohl bei ihm erblich ist, da
Kugels Vater in der Irrenanstalt zu Pforzheim unterge-
bracht und daselbst gestorben ist.

Anzeigen: die t-spaltige Petitzeilc oder deren Raum^
IS Pks- Lokale Geschäfts- und Pripat-Anzeigen be- ß
deutend ermäßigt. Reklamen 3« Pfg. Mr Ans-t
nähme von Anzeigen an bestimmten wird nichtH
garantiert. GratisverbreiMng durch SaNenanschkag.^

Die Wirre« in China.
Peking, 31. Okt. Nachdem die auf Paotingfu vor-
schirren Kolonnen ocn mnckmarscy auf Penng uns
nach der Einnahme von Paotingfu angctretcn haben
in Paotingfu die deutsche zweite Brigade, eine Eskadron
» " ' " - - i ver-
ji/'Unclt. Jungpingfu, ca. 30 Km. westlich vonShan-
am Tsinlungha wurde durch Engländer und zwei
i^gnien des deutschen Infanterie-Regiments Nr. 2
Washington, 1. Nov. Reuter meldet vom 31tcn
^°cr: Heute wurde hier die Antwort der Ver-
isten Staaten ans die Note veröffentlicht, in der
/llung von dem deutsch-englischen Chinaab-
E^en gemacht worden war. Die Veröffentlichung bc-
l. daß Staatssekretär Hay am 29. Oktober an den
Botschafter und den deutschen Geschäftsträger


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1 Mk., ebr-N
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eine Note gerichtet habe. Darin bestätigt der Staats-
sekretär zunächst den Empfang der Note, führt die beiden
ersten Artikel des Abkommens an und betont, die Ver-
einigten Staaten hätten bereits zu erkennen gegeben, daß
sie die in diesen Artikeln niedcrgclegtcn Grundsätze ange-
nommen haben. Im vorigen Jahre habe die Regierung
der Vereinigten Staaten die in China beteiligten Mächte
cingcladen, sich einer Aussprache ihrer Ansichten und Ziele
in der Hinsicht auf gleichberechtigten Handel in China an-
zuschlicßcn und sic habe von allen Mächten dahinlautendc
befriedigende Versicherungen erhalten. Am 3. Juli habe
die Regierung der Vereinigten Staaten nochmals ihre
Politik betr. den gleichberechtigten Handel mit China und
den unversehrten Bestand Chinas bekannt gegeben und
habe die Gcnugthuung gehabt, zu erfahren, daß alle Mächte
ähnliche Anschauungen hegten. Seither habe bezüglich der
zu verfolgenden Ziele zwischen allen beteiligten Nationen
die erfreulichste Harmonie gewaltet und nur wenig Mei-
nungsverschiedenheiten über Einzelheiten des cinzuschlagcu-
dcn Weges geherrscht. Sodann fährt Hay fort: Mit
großer Gcnugthuung wies mich daher der Präsident an,
Sie von der vollen Ucbcrcinstimmung der amerikanischen
Regierung mit der englischen und deutschen Regierung mit
den in jenen Artikeln niedcrgclegtcn Grundsätzen in Kenntnis
! zu setzen. Bezüglich des 3. Artikels setzt Hay sodann !
hinzu, da dieser ein wechselseitiges Abkommen zwischen den
beiden hohen vertragsschließenden Mächten betreffe, so halte
sich die Regierung der Vereinigten Staaten nicht für be-
rufen, ihre Meinung über denselben auszusprcchcn.
Der Korrespondent der „Daily Mail" in Tientsin
teilt mit, daß Graf Waldcrsec, der jetzt wicdcrhcrgcstellt
sei, mit Sir Claude Macdonald, ehe dieser Peking
verließ, eine zweistündige Unterredung gehabt habe. Es
habe sich dabei hauptsächlich um die Eisenbahnfrage gehandelt.
In der Angclegcnyeit sei nichts geändert. Graf Waldcrscc
finde cs schwer, seine Autorität gclreud zu machen. Die
Russen hätten sich z. B. trotz ausdrücklicher Befehle ge-
weigert, den Briten das Hissen ihrer Flagge in Schan-
hai-kwan zu gestatten.
Tschifu, 31. Okt. Den Mandarinen von Shang-
hai ist seitens des Vieekönigs Liukunyi mitgctcilt worden,
daß eine Expcditon der V erbünd e tcn, welche den großen
Kanal heruntcrkommt, auf dem Wege nach Wutschang-
H anka u Nanking berühren werde. — Es wird gemeldet,
daß der Gencralgouverncur von Wutschang, Tschang-
tschitung, die Siegel des Gouverneurs von Hupe bei
der Abreise des Gouverneurs lljuyinlin auf seinen neuen
Posten in der Provinz Honan übernommen habe.

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l. Lanästr. 58.
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Erscheint kaglntz mikÄusnahme der Sonn- u. Griertage.
WZ Beilaaen das „Heidelberger Bolksblatt" mck das
8stittge „Illustrierte Sonntagsölstt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Pst», monatlich. Durch die
Post visrleMbrkich NS WHg. stmc B «stell« old.

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iA^ten Kolonnen den Rückmarsch auf Peking und
l. Pfl?. .. 'n Paotingfu die deutsche zweite Brigade, eine Eskai
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verkauft tz^ünmerte Gertrud vor den Augen, ein tätliches
hatte wie ein Blitzstrahl ihren Körper gelähmt,
lle nicht die Hand zu heben vermocht hätte. Und

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
^af Herbert Landskron fuhr fort: „Der Juwelier, bei
'c Kassette in Verwahrung gewesen, löst sein Geschäft
ich konnte sie ohne Deine Zustimmung niemand

!h "Sen haben, auch diesen Teil Deiner Erbschaft zu
>!,' „ Ich habe mich in dieser Annahme geirrt, wie leider
' Ellers in der Beurteilung Deines Charakters."
hob lebhaft den Kopf. „Selbst wenn dies der
!h,Ürc, würdest Du den Schmuck in Wien haben
hallen, und da Du mich abholst, hätten wir auf
Rückreise gemeinschaftlich über einen neuen Ver-
s t ^sort bestimmen, oder, weil dies ja eigentlich nicht
Kassette mit uns nehmen können."
^ji Deiner Schlußfolgerung wäre nichts auszusetzen",
h "e Landskron, „wenn die Prämissen richtig
Ich kam nicht, um Dich abzuholen."
^'chl? —«
) Ich kam, um Dir Deine Freiheit zurückzu-
 
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