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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 12. Dezember)
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ich cinschlngcN

Heldhausen führt einen Prozeß, Onkel — oder Hot sie
etwas verschuldet?"
Der Rat blickte aus und drohte Gisela mit dem Fin-
ger. „Amtsgeheimnis, meine La, man merkt, Dn bist
Leim Juristerllvchtcr, sonst würdest Du nicht fragen."
„Anteressiert Dich denn diese Dame so sehr?" fragte
Ulrich W einem Ton, den Gisela an ihm nicht gewohnt
war. Er klang ironisch.
„Alles, was mit Deiner Person zusammenhängt, in-
teressiert mich", antwortete Gisela sehr schnell und ihr
Auge blitzte ihn kampfbereit an. „Du kennst die Danic,
folglich hat sie Jnkresse für mich. Wäre cs ein Mann,
so blieb eö dasselbe, bemerke ich, um nicht wieder in den
Verdacht zu geraten —" ihre Stimme nahm nun auch
einen spöttische» Ausdmck an — „aus Eifersucht gefragt
zu haben."
Der Baron nahm diesen Hinweis schweigend entgegen.
Er wünschte augenscheinlich das Gespräch zu beendigen.
Herr nnd Frau v. Beleudorf achteten desselben nicht,
aber der Rat dachte bei sich, mit einem Augenblitz beide
scharf überfliegend: „Das giebt keine friedliche Ehe. Das
Kind ist ja streitsüchtig geworden nnd der Neffe sieht
nicht danach aus, sich unter den Pantoffel zu schmiegen."
Inzwischen war cs ringsum durch die aus dem Parke
und dem Garten zurück kehrenden Herren und Damen leb-
haft geworden.
Die Dienerschaft rüstete zum zweiten Frühstück.
Ein kleines, rotblondes Persönchen, flink und freund
sich im Mesen, trat an Gisela heran, die Schwester Olga,

die liberale Partei abgesprungrn. Als letzter Weg bleibt,
daß man der 2. Kammer einen Zusatz von Männern
gibt, die nicht im leidenschaftlichen Kampf als Vertreter
der zufälligen Partcimeinung der großen Masse gewählt
Pnd, sondern aus den Wahlen besonderer Jnteresscnkreisc;
Kommunalvekwaltung re. dem uneingeschränkten direkten
Wahlrecht wird die Regierung nie zustimmen. Aber auch
die Regierung weiß, daß man sich auf einer Mittelinie
einigen kann und wenn Dies nicht auf dem nächsten Land-
tage geschieht, so hoffe sch, cs wird doch einmal geschehen!

chrank Fabt^

er- zu vermiA
or Untere Röst,

Beschränkung der Wahlfähigkorc. Die Regierung sei H dlerchstages beriet Chi na Vorlage weiter. Bei Titel
btrest, bas direkte Wahlrecht einziMhrm, aber rmr untertz „Penffonen- wirft AL;. 4,r. Bachem (Ccnlr.) die?zvage

billigst!
afft,
Hamsch,
lirr,
caste SO

bereits bekannten Einschränkungen, welche ciuc Gewähr
Mür r«1e«, daß nicht nur die Klößen -parteipsiitischen
nordernngen der Masten, sondern Sie Erfahrungen und
^vscharmugen der Einsichtigen zum Wohle des .Landes
ü»r Geltung komvWN. Drei Punkt« Md mach hierbei zur
^denken: l. Die Gefahr der Verminderung »örtlicher
Interessen vor den ALgemeimntercschw: 2. bei dem birek-
Wahlrecht kommt bei einer lcideNschafklicheu Agitation
?"tr noch Las JntcreAr der großen Lüste zum Ausdruck,
E*cht aber daneben das Jiwrcssc der nnttlerBi Stände;
wird das direkte Wahlrecht einer Anzahl wertvoller
Zemente der einsichtsvollen und politisch geschulten Mit-
tiger abschrrckxn, perssNlich wieder in Äen Wahlkampf
Mshzusteigep. Der Stasdpu«!r der Zwr-ckmäßigkcit d<s
.ftrjtcu Wahlrechts, d. h. ob dasselbe auch geeignet sei
"tr bas Stseuswohl, wurde bisher vertAreu man der:
Mäßigten Liberalen, der allerdings nicht großen Zahl
K» nscrvativen und der Gr-oZH. RegienWg. Diesen,
,Hauptpunkt hat auch der tvcilrus größte THE der^

1. u
^Nkt eimiimmt. Geil man sich -nicht einigen konnte ist

A tl! r i g c n:
die I spatttffe Pe-irznle oder
deren Roum 20 Pfg. Lokale
Geschäfts- und Privat An-
zeigen bedeutend ermäßigt.
Reklamen »18 Pfg. Für-
Aufnahme von Anzeigen an
bestimmten Tagen wird nicht
garantiert.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 6. Dezember.
Erster Punkt der Tagesordnung: Schleu-
niger Antrag Albrecht und Genossen auf Einstellung
eines Strafverfahrens gegen den Abgeordneten Thiele
(Naumburg-Weifenfels, Soc.).
Abg. Dr. Arendt (Rp.) will dem Anträge nicht
widersprechen, obwohl ihm dies aus Gründen, die in der

Auswahl
antelgassc 1'
Heumarkt.
haumf
hnachts
l billigst .
stein, Frist""

die ihr in das Ohr flüsterte, daß soeben von der Kam-
merzofe Lina der entzückende Myrtenkranz fertig gewunden
und auch der Myrtenschmuck am Brautkleid befestigt wor-
den sei, Gisela müsse kommen, schauen und kritisieren.
Diese erhob sich augenblicklich. Aber ehe sic sich ab-
wandte, blickte sie wie vorhin mit einem eigentümlich for-
schenden, scheuen Blick nach der Silberplattc mit Briefen.
„Bitte, Papa, sieh nach, ob Briefe für mich dazwi-
schen sind", stieß sie mit trockener, kurzatmiger Stimme
heraus.
„Ach, äh", hüstelte der heute ersichtlich nervöse und
daher tadclsüchtig gestimmte Herr des Hauses, „nichts da,
für Dich, Gisela, hätte es sonst doch gesagt, selbstverständ-
lich, selbstverständlich."
Der Baron hatte sich mit Gisela gleichzeitig erhoben,
um sie zu begleiten. Dagegen protestierte sie. Mit einem
gewaltsamen Versuch zur Heiterkeit sagte sie: „Ist nicht
erlaubt, Ulrich, die Schaustellung folgt erst nachher. Bis
dahin — Verbannung!" Dabei reichte sie ihm verab-
schiedend die Hand, die er, sich darauf niederbeugcnd,
ritterlich küßte.
Er sah ihr schweigcnd mit einem zärtlichen, aber ern-
sten Blicke nach. Als sie seinen Augen entschwunden war,
ging auch er ins Haus. Ruhe und Geduld hätten ihm
zu weiterer, oberflächlicher Unterhaltung, die außerhalb
seiner augenblicklichen Gedanken und Empfindungssphärc
lagen, gefehlt. Es nagte etwas an seinem Herzen. Er
hätte nicht der kluge, kritische Mann sein müssen, um
nicht in Gisela's Reden eine heimliche, unterirdische Gegen-

Der Hochzeitstag.
Roman vxn H. PalmS-Pqysstn.
(Nachdruck verboten.?
Dortsetzmig.)

: zu vermiete^
e 4, 2 Tr. M,.
mantelg.
Krahncngassx

Zimmer
, 3 Tr.,

Kokal-Anzerger
Mrschrint tziiKlich
Ausnahme der Sonn- und
^eteriage. Als Beilagen das
^»Heidelberger BMsblatt" und
Ssrttigr „Illustrierte Sonn-
^gsbiall". Preis 30 Pfg-,
bil den Beiblättern 40 Pfg.
Monatlich. Durch die Post Sier-
^tzhrlkh 1 Mk. ohne Be-
stellgeld.

»"t" Heidelberger M«

Minister Schenkel über die
Wahlrechtsfrsgik.
Ld». Karlvnhc, f>. Dez.
, Aus der gestrigen Rede des Ministers des Innern
T>r. Schenkel über dir WahlrcchtSfragc fei folgendes ent-
nommen. Der MiMter führte u. v. aus: Ms ich
"teine jetzige Srollssg mrktrat, -war Äh mir schwerer
Pflichten bewußt, Ävr ich hatte gewiesene Wsze zu be-
'Breiten: Die Bahn des -gesunden grMßigten Fortschritts, i
He sich unter der fast ZMhrigen Herrschaft eines weisen s
vürsten als die allein mögliche erwiesen hatte. . . . Merk j
würdig ist es. Laß heute Ei n e politische Frage dis Oeffent- !
ächtest aufregt: Die Forderung des direkten Wahlrechts, '
^!och einem RücklLick auf die Entnickelung der Wahlrechts-!
stage in den letzten 3d Jahren hebt der Wnister die
iveite PerbreitlMZ der gegenwärtigen Bewegung hervor
0nd ssgt: Das -sind Stimmungen des Tages, -von dvurn i
^brr »eine Regierung nicht abhängig »fein darf. Wo in
Deutschland habM wir Penn ein -solch -radikales Massen- j
Wahlrecht? MrWMds. Wir wären der -erste Brmdesstaat, f
^rr-darin ein Beispiel Hübe. Der .'Hinweis auf das ,
^eichÄagswahlvscht sei -unzutreffend. Dieses Wahlver-»
'ähren ist mit «isrer wesentlichen Bestimmung verbunden:!

Derrtsches Reich.
KoWA-hc, 6. Ds,. Der frühere Minister E isen-
lvhr erklärt in der „LandeSztg.st daß er um Ent-
lassung »gebeten, weil er seine Gesundheit nicht für ge-
nügend cvschrct, unr tu dem komiMNden Landtag bei der
insbesondre die vorMszusehende Mnderung der Stellung
der liberalen Fraktion erhöhten Schwierigkeit der
politischen Lage die Urgierung mit Notwendiger Entschieden-
heit zu vertreten.
BkritL, 6. Drz. Die Bud^etkomMission des

Senator General Mercier beteiligte sich alsdann an
der Debatte in einer Weise, welche ihm von L-eiten des
Präsidenten Fallicrcs die Bemerkung zuzog, es schicke sich
nicht, daß Senator Mercier den Inhalt geheimer Do-
kumente mitteiltc, die er, der ehemalige Kricgsministcr,
im Kricgsministcrium hätte zurücklasscn sollen. General
Mercier kehrte sich aber nicht daran und fuhr in seinen
Auseinandersetzungen fort, weil er selbst cs gewesen war,
der im Jahre 1807 als Befehlshaber des 4. Armeekorps
einen Plan über die Landung einer französischen
Flotte in England hatte ausarbeiten und dem Präsi-
sidcntcn der Republik sowie dem damaligen .Kricgsministcr
zustellcn lassen. Aus diesem Grunde glaubte er vor dem
Hause den Plan weiter ausspinnen und darthun zu dürfen,
daß eine Landung der Franzosen in England und ein Marsch
auf London frül)er oder später notwendig werden könnte.
Den Eimvand, daß Frankreich für ein solches Unternehmen
allein Lastehen würde, wies er zurück, weil man nicht
wissen Wune, was die Zukunft alles in ihrem Schooße
birgt. Er glaubt übrigens, daß auch ein isoliertes Frank-
reich unter gewissen Umständen eine Landung jenseits
des Kanals bewerkstelligen könnte, wenn England sich an
mehreren Punkten des Erdballs zugleich zu vcrtheidigen
hätte, dabei stützte sich General Mercier auf einen in der
„Deutschen Rundschau" vom März d. I. erschienenen
Artikel des Generals v. d. Goltz, und auf eine Abhand-
lung in der „Revue des Dcux Blondes" vom lö. März
1890, die einer berufenen Persönlichkeit zugeschrieben
wurde. Zm» Schluffe stellte er einen Refolutionsantrag,
wodurch an die Regierung die Aufforderung gerichtet
werden sollte, im Dringlichkcitswcgc dafür zu sorgen, daß
alles in Bereitschaft gesetzt wird, was zur möglichst raschen
Einschiffung und Ausschiffung eines Expeditionskorps
dienen kann.
Präsident Fallieres erklärte indes hierauf, er könne
einen solchen Antrag nicht inmitten einer Verhandlung
über eine» Gesetzentwurf dem Senat unterbreiten, da er
nur indirekt zur Sache gehöre und Marineminister de
Lanessvn fügte hinzu, die Regierung würde ihn in
keinem Falle unterstützen.

-1900.
mnümg
I Sonnlaa.
n 9. Dez.
chni. 3 Uln
ni grohen
Saale der
Voftcnd-
halle
igesvrdiimip "
Bericht über
>ic ArisstellZi
masarbeiten...
eterligung er--
Sorftand-

auf, warum die Hinterbliebenen der oftasiatischcn Truppen
besser als die der afrÄanischcn SchKtzlruppcn gestellt seien.
'GeneraLrutNÄNt v. Vis bahn betont, daß der Regierung
-die Abhilfe «s, HerM liege. Entwürfe lägen der Reichs-
KnanzverwaÄMg vor. Zugunsten dsr Chinatruppen müsse
rin AusnshMMfetz gemacht werden. Die Abgg Dr. Lieber
sTentr.) und Dr. Paasche (natl.) verlangen die Vorlegung
-eines besondttM-Gesetzerrttourfs. Abg.Michtcr (frcis. Volksp.)
Kantragt, die -Beratung Äber diesen Titel auszufetzcn, bis
sLgemeine BerMungen über das Jndcmnitätsgesch betref-
>f«d die in Widerspruch mit den gesetzlichen Bestimmungen
gewährten Zufichernngen Wrgelegt würden. Der Antrag
RWtcr wird angenommen. Die Ausgaben für die Medail-
len werden ohne Erörterung genehmigt-
Z L a nErL i ch.
-GeWcral Mevcier med dLL »Mfeg Mit England.
Jsr Senat würbe gestern das von der Kammer be-
^-«uveptuill ffvr uuu, vr» VH!« reits genehmigte Gesetz betreffend die Vc rMehrung der
HNlrvA'.sparlci pvtreten. Ich kann nicht anseh men, daß! Flotte in Angriff gcerommen. Berichterstatter Godin
s-x»l zrrsttii'ri» ff UV vvu :,UV>>U»I.U ts warm, Är dem Lr auf die großen Än-
sie in ihrer Krsammtheit heute einen andern Stemdt-: Prengungen Deutschlands, Rußlands und der Vereinigten
^bkt eimiimmt. Geil man sich -nicht einigen konnte ist Staaten Mr ihre Flottes hinwies.

NeuerHeidelbergerAlizciger
(27. Jahrgang.)
Das» .«nd-BrrkH von G. WeifEdSvfrr. BErcmtworIlich: Kch. Geistudörfl»»-.
OxschLstssteLle: Untere Uecknostrntze Uv. 17.

ü, Leshast, impulsiv, wie Gisela w«r, -friste sie ohne
Ätzern, wobei ihre Stimme etwas kurzatmig und nicht
? wejch wie stmst, klang: „Die Fran von Heldhausen
^Nst Du?"
d, Sic mußte -es zweimal ffagcn, bis er merkte,, daß sie
1 ihm sprach,
„Ja, wenn es -dieselbe issi', sagte er M AeichgÄtigem,
ganz natürlichem Tone Sein Gesicht blieb un-
^gt.
„Die Dame lebt erst seit kmzem in unserer StM",
der Justizrat hin.
k „Hm, hm", lachte der Baron langgezogm. Es >vav
ersichtlich fremd. Ein etwas verstimmter Ausdruck
^te sich um Auge und Mund.
„Und früher lebte sie in Italic^", ergänzte Gisela.
sH hatte sich sehr gerade aufgerichtet. Ihre feinen Nasen-
^8el Merten, alles Blut war ihr ass dem Gesicht ge-
hAen. Da trat wieder etwas Geheimnisvolles aus Ul-
-J s Wescu hervor. Es sollte, cs mußte erklärt werden
k-bies wenigstens — gleich jetzt. Elw s v§n der gestri-
Nervosität begann sich in ihr zu regen. Ihre un-
Hände lagen zusammcngepreßt im Schoß, Sie
"le sich bemeistern, sich zur Ruhe zwingen.
„Und dieses dieses Fräulein oder diese Frau von

Freitag
chlachtet.
MM
(Hiulcrbaub-
j I!M
Haus.
der SO PkS:
iltenweitzes

pcnwagcN-
»pe«sport°
vagen .
iimfliche K-r"
,arcn zu ^mrWrspanci-ptvircren. mmr mcyi ansryNren, oap » Kroccr i
deilütnkttl t «e>t zerfrLfscn sind von -radikalen Anschauungen,» «verteidigte
b - 7^8 ff, -in idi-er Slekammtbeit beute einen andern Stamdt-i Arenaunae

x>and n. ZA
neu (preisw^
st I, 3 TrcL^
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andstraHc
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zeit entsprech i
- zum 1. Ja"tzc
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ffd. 48 Pfg.
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empfiehlt
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irsteinELg
pitzcir u.
dein - Warc-'
hbrcttcr uv^
Figuren,
ibakdoscn,
 
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