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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 231 - Nr. 240 (4. Oktober - 15. Oktober)
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Mittwoch, 10. Oktober 1900

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Neiöellierger Weiser

mmando.

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rwaltnttZi ^bandcs das verwundete Bein gebrochen.

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einen wird er-
im Lokal.

Nordchina, während die Russen die Bahnlinien in der
Gewalt haben.
Peking, 9. Okt. General Jamaguchi formirte, wie
das Reutersche Bureau von hier meldet, eine ueuc japa-
nische Brigade. Diese wird bestehen aus 5000 Mann
der 21. und 5000 Mann der 9. Brigade unter dem
Vesehl des Generals Rukamoto. 2000 Mann bleiben
hier; die übrigen werden auf der Verbindungslinie Pe-
king-Taku und andere Punkte verteilt. Achttausend
D cutsch e, 1500 Amerikaner und ebensoviel Russen bleiben
den Winter über in Peking. Wie viel Engländer bleiben
werden, ist noch nicht bestimmt, wahrscheinlich eine Brigade.
Die Verbündeten versehen sich mit Vorräten, die sür sechs
Monate ausreichen. Die Russen haben ihre Schutzwachen
aus den kaiserlichen Gärten fortgenommen, die sofort von
den Deutschen besetzt wurden. Die Deutschen richteten
die früher von der Kaiserin-Witwe bewohnten Gebäude
als Hauptquartier für Graf Waldersee und seinen Stab
ein. 1600 Engländer haben von dem Sommerpalast
Besitz genommen.

ihren Schreibtisch und nahm diesen oder jenen Gegenstand
in die Hand, um ihn zu betrachten und dann wieder hin-
zulegen. Wenn Gertrud die Sache — so tragisch auf-
faßte, so konnte sie ihr nicht helfen, wenn sie — hm —
exaltiert genug sein und zum Acußerstcn schreiten, sich
vielleicht das Leben nehmen sollte — — dieser Gedanke
beunruhigte sie doch. Ganz objektiv mußte sie sich ja
sagen, daß dies — äußerlich betrachtet — die einfachste
und zugleich sicherste Lösung des von ihr heraufbeschworencn
Konflikts wäre. Aber um welchen entsetzlichen Preis? —
Herbert wurde ja dann frei. Aber auch hier wieder mußte
sie sagen: er würde seiner Mutter die Schuld an dem
Tode seiner Frau zuschreiben, und so würde er zwar seine
Freiheit gewinnen, aber sie — seine Mutter — würde
dadurch sicher seine Liebe verlieren. Und diese zu besitzen,
ganz allein zu besitzen, war doch schließlich das Endziel
all ihrer Wünsche und Bestrebungen.
So wuchs ihre Unruhe mit jeder Sekunde, und schon
war sie bereit, sich Gewißheit darüber verschaffen zu
wollen, was Gertrud zu thun beabsichtigte, als es klopfte,
und auf ihr „Herein" der Diener öffnete und Besuch
anmeldete.

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Nürnberg, 8. Okt. sZusammenstoß.s Heute Morgen
stieß cinnach Bamberg abgehender Personenzug beimVcrlassen
des Centralbahnhofes mit einem Rangierzug zusammen, der
mißverständlich in Bewegung gesetzt war. Drei Reisende,
der Zugführer und der Schaffner erlitten leichte Ver-
letzungen. Der Materialschaden ist unbedeutend.
L.n. Ettenheim, 9. Okt. sEin schreckliches u n-
glücks ereignete sich gestern Mittag in der hiesigen Stadt-
mühle. Der etwa 8 jährige Sohn des Besitzers geriet
beim Aufschütten in das laufende Werk und wurde am
Kopfe derart verletzt, daß der Tod sofort cintrat.

Ruf. Nun gut, mögen Sie sich freuen, erreicht zu Haven,
was Sie erstrebten, wenn auch auf andere Weise, als Sie
beabsichtigten; ich werde wissen, was ich zu thun habe, um
mich von Fesseln zu befreien, die mir eine Last sind, die
ich hasse."
Gertrud schien die Blicke ihrer Schwiegermutter einen
Augenblick durch ihre eigenen zu bannen, dann wandte sie
sich langsam um und verließ das Zimmer.
Gräfin Landskron versuchte zu lachen. „Wie die
Heldin eines Trauerspiels!" sagte sie halblaut, „man
könnte denken, sic sei Schauspielerin gewesen. Sic that
ja, als hätte ich ein Verbrechen begangen mit dem Versuch,
meinen Sohn von ihr zu trennen."
In ihrem Herzen wußte sie, daß es ein Unrecht war,
was sie hatte begehen wollen; denn Gertrud war vor Gott
Herberts Frau, mochte auch der Scharfsinn eines Advo-
katen irgend einen Haken finden, der die Ehe nach mensch-
lichen Gesetzen anfechtbar machte. Es war und blieb ein
Unrecht, das gestand sie sich ein, und sie fürchtete sich vor
ihrem Sohne. Hatte sic zu viel gesagt? Gräfin Lands-
kron wußte genau, daß sie ihrer Schwiegertochter eine
Unwahrheit gesagt hatte, als sie ihr zu verstehen gab, Her-
bert wisse um die Sache.
Sic klingelte und fragte nach Graf Landskron. Er
war mit Graf Körting ausgeritten, und sic würden viel-
leicht bald zurückkehrcn. Gräfin Landskron setzte ihre
unterbrochene Lektüre fort; doch zu ruhigem Lesen konnte
sie nicht kommen. Sie stand wiederholt auf und trat
ans Fenster, sah hinaus in die Landschaft oder ging an

Jirseratenblatt
für KeiöeLVerg rmö Mrngegenö

(Deutscher
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Angehörigen
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Gerichts-Zeitung.
Mannheim, 8. Okt. sSchwurgericht.s Unter dem
Vorsitz des Herrn Landgcrichtsdircktors Zehnter nahmen
heute die Verhandlungen des Schwurgerichts für das 4.
Quartal ihren Anfang.
1. Fall. Verschmähte Liebe war der Beweggrund der
That, die den 25 Jahre alten Maurer Karl Knauf aus
Dieburg auf die Anklagebank führte. Der Angeklagte hatte
im verflossenen Jahre die auf dem Stengelhof dienende
Marie Dieiner kennen gelernt, mit welcher er ein Liebes-
verhältnis anknüpfte. Die Meiner war in Punkto Liebe
i kein „unbeschriebenes Blatt". Eine Störung des Verhält-
nisses trat ein, als das Mädchen von ihrem früheren Lieb-
haber, dem Soldaten Kollmann, einen Brief erhielt. Von
da an suchte sic Knauf durch abstoßende Behandlung von
sich abzubringen und erklärte ihm schließlich offen, daß sie
nichts mehr von ihm wissen wolle. Knaufs geriet über
die Abtrünnigkeit seiner Geliebten in nicht geringe Auf-
regung, die. noch stieg, als das Mädchen seinen Dienst
wechselte. Knauf suchte das Mädchen wiederholt auf, UM
sie sich wieder günstig zu stimmen, allein ohne Erfolg.
Nun scheint der Plan in ihm gereift zu sein, das Mädchen
und sich zu töten. Am 16. Juli machte er nochmals
Versöhnungsversuche, aber wieder vergeblich. Am nächsten
Tage kaufte er einen Revolver und äußerte, daß er erst
die Diemer, dann sich erschießen werde. Er begab sich
darauf in die Wirtschaft von Sinn, wo die Diemer be-
dienstet war, und erzählte dem Wirt seine ganze Lebens-
und Liebesgeschichte. Hierauf begab er sich in die Küche
und sagte der Diemer, er wolle ihr Adieu sagen. Das
Mädchen erwiderte: „Das ist recht, ich heirat Dich doch
nicht." Nun kam wieder der Groll in ihm zur Herrschaft.
Er zog den Revolver hervor. Die Diemer suchte zu fliehen,
siel aber vor Schrecken auf die Knie und in diesem Augen-
blick schoß Knaufs aus der Entfernung von einem Schritt
auf die treulose Geliebte einen Schuß ab, der links am
Nacken eindrang. Dann begab sich Knaufs wieder in das

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
beiden Frauen standen sich ein paar Minuten

S7. Jahrgang.
IWMI,: »Ilm MMch I?. .

Vermischte Nachrichten.
Weinheim, 7. Okt. sEin Kongreß der »cr-
I einigten 20 K ohlenkassens des Bezirks Weinheim,
, zu dem auch Vertreter der Genossenschaften von Heidel-
berg und Mannheim erschienen waren, wählte eine Kom-
mission, welche die Gründung einer Genossenschaft anbahnen
soll. Man hofft daun vorteilhaftere Einkäufe beim Kohlen-
syndikat machen zu können.
Hockenheim, A. Okt.sKünstliche Kohle.s Die
Gesellschaft zur Ausbeute des großen Torftcrrains auf
hiesiger Gemarkung ist nun endgiltig gebildet und hat
Rechtskraft erlangt. Die Firma lautet: „Deutsche Kohlen-
industrie, G. m. b. H."
IM. Waldshut, 9. Okt. sWeltausstellu ngs. Das
Neiscburcau Kompagnie Cornct in Zürich veranstaltet
Mitte Okt. eine erstaunlich billige Lehrerfahrt nach Paris.
Man benütze diese Gelegenheit und verlange Prospekt.
Würzburg, 8. Okt. sEisenbahnunfall.s Im
Bahnhof Karlstadt überfuhr gestern Nacht der von Aschaffen-
burg kommende Postzug das Ueberholungsgeleise und stieß
auf einen Güterzug. Vom Postzug entgleisten die Loko-
motive und die letzten drei Wagen, die drei letzten Wagen
des Güterzugs wurden demoliert. Ein Reisender erlitt
eine Kontusion am Kopfe, ein anderer Verletzungen an
der Hand; beide konnten jedoch ihre Reise fortsctzen. Nach
einigen Stunden Unterbrechung konnte der Verkehr auf der
Strecke Würzburg Aschaffenburg wieder ausgenommen
werden.

Frankreich.
Paris, 9. Okt. Den leitenden Beamten der Wclt-
^sstcllung und den um die Weltausstellung besonders ver-
muten französischen Architekten und Ingenieuren, sowie
Oberen hervorragenden Persönlichkeiten sind vom deutschen
M'ser Auszeichnungen zuteil geworden. Der Rcichskom-
s^sar veranstaltete gestern Abend zu Ehren der Dekorirtcn
dem Saale Friedrichs des Großen im deutschen Hause
Test, an dem auch der deutsche Botschafter Fürst
fünfter mir den Mitgliedern der deutschen Botschaft,
Owz Lichnowsky vom Auswärtigen Amte, Geheimrat
M^ald, ferner die Mitglieder des Rcichskammissariats,
M Präsident des deutschen Wcinbauvcrcius, Kommcrzien-
Wcgcler, und viele andere Persönlichkeiten tcilnahmcn.

Die Wirren in China.
Berlin, 9. Okt. Das Truppentransportschiff
Darmstadt" ist am 7. d. M. in Shanghai, „Crcfeld"
M 8. d. M. in Singaporc angekommen; „Halle" am
' von "Yokohama, „H. H- Meier" am 6. von Nagasaki
gegangen.
c Shanghai, 9. Okt. Wie die „Times" meldet
?Üeri französische Truppen Lokukiao au der Lukan-Eiscn-
die Russen und die Deutschen die Pcitsangforts,
zugleich die Bergwerke von Tangschu und Kaiping.
beherrschen so die Kohlenvcrsorgung von

Erscheint täglich nut Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
Zseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis S5 Pfg.,
mit den Beiblättern NS Pfg- monatlich. Durch die
Voll vierteljährlich 90 Psg- ohne Bestellgeld.

-r- v
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Als Gertrud in ihr Zimmer zurückkehrte, sank sie auf
einen Stuhl, stumm und starr saß sie eine Weile da. Sie
blickte die Wände an, sie starrte auf die Dielen vor sich
nieder, der Schmerz, der in ihr tobte über den Verrat
ihres Mannes, des Mannes, der angab sie zu lieben, war

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Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum s
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be- j
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf- I
nähme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulcnanschlag.^ '

Deutsches Reich.
- Baden-Baden, 7. Okt. Die heutige vertrauliche Vcr-
.^mlung des engeren Landesausschusses der na-
^batliberalen Partei Badens war zahlreich besucht. Fast
Etliche LandtagSabgcordnetc und die Rcichstagsabgg.
Hermann, Beck, Blankenhorn und Faller waren erschienen.
wurde die Einsetzung einer Kommission beschlossen, die
Grund des Ergebnisses der Verhandlungen einen Auf-
an das badische Volk zu entwerfen hat. Dieser Auf-
soll im Laufe der nächsten Monaten einer Vcrstrmm-
^hg zur Genehmigung vorgclegt werden. An den Ex-
^hister Eisenlohr wurde eine Depesche abgesandt, die seinen
^cktritt bedauert.
x Stuttgart, 9. Okt. Der Gcsamtausschuß des Deutschen
Sängerbundes hat, dem „Schwäb. Merkur" zufolge
das nächste Säug erbund essest, im Jähre 1902
"taz als Fcststadt gewählt:
Köln, 9. Okt. Der Kommandant des „Iltis" vor
-tu, Lans, ha!, wie der „Köln. Volksztg. gemeldet
^td, bei den ersten Gehversuchen nach Abnahme des Gips-

m.
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sib
Zweigend gegenüber, dann sagte Gertrud, wie aus einem
Aweren Traum erwachend: „Ich will die Ehe selbst lösen.
M Sohn hat mich betrogen; hätte ich gewußt, wer er
so würde ich ihn nie geheiratet haben. Sic brauchen
die Hilfe von Juristen gegen mich in Anspruch
Atrien, ich gehe freiwillig und werde ein Verhältnis
welches mir selbst sehr verhaßt ist."
»Sie könnten mir keinen größeren Gefallen thun, als
Sie dies fertig brächten; aber das ist — das können
gar nicht."
y »Ich werde Mittel und Wege dazu finden," entgcg-
t Gertrud äußerlich ruhig.
Das Gewissen der Gräfin Landskron fing an sich zu
' Sollte sie doch zu weit gegangen sein? Man
tz^tc nie wissen, wozu sich ihre Schwiegertochter in ihrer
z^gthcit hinreißen ließ. Und wie würde Herbert ihr
§ »Sic haben mich von Anfang an gehaßt," fuhr Gertrud
' „Sie haben mich gekränkt und beleidigt, wo sich
xjne Gelegenheit bot, und jetzt haben Sie allem die
y> aufgesetzt dadurch, daß Sie mir das nehmen wollen,
s dem ärmsten Menschen wert ist — meinen guten

rimmer
einzel. Herren
ingasse Nr.Q-'

flieder freund-
Vorstands
and
WandS.
lberg.) .
)ktober. naw
er „Brauern
 
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