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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0549

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okal-Anzeiger

NenerHtidelbtrUlAnztiMr

ab

Du

er,

bcrcchnung
ie jeden
isverlust.

liche Hilfe bringen könne, weil weder Deutschland noch
Frankreich wegen der südafrikanischen Republik Krieg mit
England anfangen wollen, und daß cs unter diesen Um-
ständen vielleicht würdevoller und ganz sicher ehrlicher und
offener sei, die gegebene Lage geradeswegs unverhüllt zum
Ausdruck zu bringen, als sie, wie cs in Paris geschehen
ist, unter einem höflichen Phrascnschwall zu verstecken und
mit persönlichen Kundgebungen zu bemänteln, hinter denen
sich schließlich doch immer nur das Anerkenntnis ver-
bergen kann:
Ich kann nichts thun, als dich beklagen.
Weil ich zu schwach zum Helfen bin!

die
Chinavorlage zusammen.
von Richthofcn, Kriegsminister Goßler und Staatssekretär
Tirpitz. Es liegt nunmehr der Wortlaut des Abänderungs-
antrages des Abg. Richter vor.. Unter Anderem bean-
tragt Richter beim Titel „Laufende Kosten" den Reichs-
kanzler zu ersuchen, er möge erwägen, ob nicht in An-
betracht der beträchtlichen fortdauernden Kosten bei dem
gegcnwäriigcn Stand der Dinge in China es zulässig er-
scheine, nach dem Beispiele anderer Mächte, das Expe-

. Geisendärfrr
S-

^dienst
zembcr
crr Stadtpfr..

Die China-Vorlage in der Bndgct-
Kommissio».
Berlin, 4. Dez. Hente Bormittag 10 Uhr trat
Budgetkommission des Reichstages zur Beratung der
Anwesend waren Staatssekretär

legten. Der zurückgebogenc Kopf, der ihm so nahe ge-
brachte, oft so trotzig geschürzte, jetzt verlegen, berückend
zärtlich lächelnde Mund zeigte ihm ihr Wollen und Denken.
Gleich einem Hauch glitten ein paar ihn beseligende
Worte darüber fort und dann fühlte er das zarteste, und
lieblichste ihres Gesichts, ihre roten weichen Lippen in
leisem Kuß auf den seinen ruhen. Eine Secundc nur,
aber sic machten ihn den Harm des gestrigen traurigen
Abends vergessen und verklärten diese von der reinsten
Poesie überhauchte Stunde.
Als Beide nach einer Weile zurückkchrten, sahen sie
bei dem geduldig ihrer Rückkehr harrenden Onkel die
Eltern sitzen.
„Nun," fragte der Rat, „wo haben Sie denn die
Nelken, mein lieber Neffe, ich sehe keine.
Gisela sah betroffen zu Ulrich auf.
„O, die haben wir ganz vergessen," stammelte sie mit
rotübergossenem Gesichte.
„Der Stock hat ausgcblüht," erklärte der Baron
schnell.
„Ach ja," secundicrtc Gisela und wurde nun erst recht
verwirrt.
Der Rat lachte unbändig.
Die Unterhaltung nahm in Gegenwart der Eltern
eine ganz andere Wendung. Verschiedene kleine Verlegen-
heiten, bezüglich der Tischordnung durch unerwartete Ab-
sagen beschäftigten die Hausfrau und wurden besprochen.
Die Morgenpost hatte Briefschaften gebracht, frühzeitig
ciugctroffene Glückwnnschdepeschcn, ein dem Rath nachge-
sandtcs juristisches Actcnstück, in das er sich sogleich ver-
senkte, auch für den Baron mehrere Briese, die er in

auf Seiten der Buren steht und insbesondere dem Präsi-
denten Krüger eine hohe Verehrung und eine starke Sym-
pathie cntgegenbringt. Diesen Gefühlen würde es ent-
sprochen haben, wenn Präsident Krüger in Berlin dieselbe
Aufnahme gefunden hätte, wie in Paris. An sich wäre
das auch wohl möglich gewesen. Wenn der Kaiser den
Präsidenten der südafrikanischen Republik empfangen und
ihm sein persönliches Mitgefühl ausgesprochen hätte,
so wäre das noch kein Abweichcn von der Linie der po-
litischen Neutralität gewesen. Man hat an maßgeben-
der Stelle eine andere Haltung für gut befunden. Da
man die Stimmung im Volke genau kennt und ihr auch
sicherlich soweit Rechnung zu tragen geneigt ist, als dies
im allgemeinen politischen Interesse liegt, so ist der Be-
schluß, den Präsidenten Krüger nicht zu empfangen, ohne
jeden Zweifel erst nach reiflichster Erwägung und sorg-
fältiger Prüfung aller in Betracht kommenden persönlichen
und sachlichen Verhältnisse gefaßt worden. Es ist nicht
das erste Mal, daß die Haltung der Regierung und das
Bolkscmpfiriden in Sachen der auswärtigen Politik in
scharfen Gegensatz geraten sind. In höchstem Unwillen
loderte das Gefühl des deutschen Volkes empor, als Fürst
Bismarck seiner Zeit dem Fürsten Alexander von Bul-
garien, den unter russischer Anstiftung, russischem Schutze
begangener Verrat aus dem Lande getrieben hatte, dessen
Fahnen durch ihn im Kampfe gegen Serbien eben mit
kriegerischem Lorbeer umwunden worden waren, jedwede
Unterstützung verweigerte und sogar wirkungsvollen Ein-
spruch dagegen erhob, daß der in Deutschland so populäre
Battenbcrgcr die Hand einer preußischen Prinzessin und
ein Kommando in der preußischen Armee erhielt. Fürst
Bismarck hat den heftigen Widerspruch der öffentlichen
Meinung ruhig getragen, im Gefühle, daß sein Ziel:
zwischen Deutschland und Rußland unter allen Umständen
das freundnachbarlichc Einvernehmen zu erhalten, für
Deutschland die allein richtige Linie der Politik darstelle.
In einem ähnlichen Falle befindet sich jetzt Graf Bülow.
Er wird sich gesagt haben, daß die augenblickliche Lage,
hauptsächlich auch diejenige in China, für Deutschland ein
gutes Einvernehmen mit England zur Notwendigkeit und
deshalb zur Pflicht mache. Er wird sich ferner gesagt
haben, daß ein Empfang des Präsidenten Krüger in Berlin
geeignet sei, das Einvernehmen mit England, welches,
vielfach erschüttert, erst neuerdings durch die bekannte Ab-
machung wieder gekräftigt worden sei, abermals in Frage
zu stellen. Er mag sich, als starker Realpolitiker, schließ-
lich doch gesagt haben, daß Deutschland so wenig wie
Frankreich dem Präsidenten Krüger und den Buren wirk-

n » tigr » :
die I spolnge Pemzcüe oder
deren Raune 20 Pfg. Lokale
Geschäfts- und Privat-An-
zeigen bedeutend ermäßigt.
Reklame« 35 pfg. Für
Aufnahme von Anzeigen an
bestimmten Tagen wird nicht
garantiert.

Deutsches Reich.
L.A. Karlsruhe, 4. Dez. Die Dienstkaurionen der
Beamten betreffend veröffentlicht das „Verordnungsblatt"
das Verzeichnis der fernerhin kautionspflichtigen Beamten-
klassen und der von ihnen zu stellenden Kautionsbeträgc.
Danach beträgt aus dem Geschäftskreis des Ministeriums
der Justiz, des Kultus und Unterrichts der Kautionsbctrag
der Stiftungsvcrwalter 2000 Mk., der kasseführcnden Buch-
halter und ersten Verrechnungsgehilfen bei Zcntralverwal-
tungen von Landesstiftungen 600 Mk. und der Gerichts-
vollzieher lOOO Mk.; aus dem Geschäftskrcis des Mini-
steriums des Innern die Kaution' der Stiftungsvcrwaltev
2000 Mk. und der oben angeführten Buchhalter 600 Mk.
Karlsruhe, 4. Dez. Beim Festessen des XIII. badi-
schen Handelstagcs, über das wir morgen berichten werden,
erklärte Minister Dr. Schenkel, daß die Regierung das
direkte Wahlrecht nur dann cinführen werde, wenn
neben den direkt gewählten Abgeordneten auch die ver-
schiedenen Jntcrcsscnkreisc durch eine besondere
Vertretung in der Kammer Ausdruck finden würden.

scheint täglich
s^UMne der Sonn- und
Mo Beilagen das
^erger Bolksblan" und
Wge „Illustrierte Aonn-
I". Preis 30 Pfg..
^Beiblättern 40 pfg.
kch. Durch die Post vier-
1 Mk. ohne Be-
stellgeld.

je einen Kuß aus sich selbst gegeben — nicht einmal am
Vorabend des Hochzeitstags.
Der Onkel brauchte ein langes Fortbleibcn nicht zu
befürchten. Am liebsten wäre er jetzt gar nicht gegangen.
Ach, Thorheil! — Könnte er doch den häßlichen Ge-
danken verscheuchen, daß man Gisela zu der Ehe mit ihm
gezwungen hatte. Worauf anders sollte er sonst ihr in
letzter Zeit so oft zerfahrenes, scheues Wesenzurückführen?
Sie bereute ihren Entschluß. Freilich heute — heute lag
in ihren Mienen wieder etwas so hinreißend Zärtliches,
daß er den Argwohn verwarf.
Und nun erst blickte er sie an und ihre Augen be-
gegneten sich und er sah, wie sich ihr Arm mit einer
zögernden, scheuen Bewegung nach ihm ausstreckte.
Leise zog er denselben in den feurigen und ließ seine
Hand einen Augenblick auf der ihren ruhen. Er fühlte
sich überglücklich.
„Vivaeitas!" flüsterte er, „hast Du mich lieb —
wenn auch nur etwas, dann — sage es mir heute —
einmal nur!"
Sie hatten das Treibhaus, das seitwärts neben den
gärtnerischen Anlagen hinter einem Bosguct versteckt lag,
erreicht und waren in dasselbe hineingetretcn. Feucht
duftige Luft strömte ihnen entgegen. Gleich zu-Anfang
blühte der dunkelrotc Nclkcnstock.
lieber Nacht waren mehr noch der Blüten aufge-
sprungen.
Aber Ulrich achtete nicht darauf. Er harrte herz-
klopfend der Antwort.
Da fühlte er, wie sich Giscla's Hand sachte aus der
seiuigcn zog und wie sich ihre Arme um seinen Hals

A. m. u.H
t dieselben

Ablehnung des Besuches des
liisidentcn Krüger in Berlin
^ie „Str. Post": Die Nachricht, daß der Kaiser
nicht in der Lage" sei, den Präsidenten Krüge-
rn zu empfangen, wird in weiten Kreisen des dcut-
j^°lkes mit sehr starker Mißbilligung ausgenommen
Man darf sich nicht darüber täuschen, daß die
^nde Mehrheit aller Deutschen mit ihren Gefühlen

l Blatt. HFjdelllEI'AeA? Mittwoch, 5. Dezbr. ISO»

(27. Jahrgang.)
Druck unb-Ber!ag von M. Veifrndöofer. Berantwortlich: Ach. Grilrudö, trr.
Geschäfts st ei le: Untere U e är a e st e er sz c Ue. l 7

lnseml verehrt. Lesern
wir uns crgebenst mitzutcilcn, daß von heute an
^eue Heidelberger Anzeiger" als
Heidelberger
»Kokul Anzeiger"
^iler Heidelberger Anzeiger
wen wird?
^Me Acndernug im Titel machte sich nötig, um immer
werdenden Verwechslungen vorzubcugen, und vcr-
k im Ucbrigcn eine wesentliche Acnderung in den
Zungen des Blattes in keiner Weise.
^Urch die Annahme dieses Titels, mit welcher gleich-
er Vergrößerung des Formats eiugctrctcn ist, soll
^kauf hingewiescn werden, daß den lokalen Vcrhält-
Heidelberg und seiner näheren Umgebung sowie
Eerakcntcil, wie bisher, eine besondere Aufmerksam-
widmet wird.
Verlag wird bestrebt sein, den Wünschen seines
^iscs auch fernerhin gerecht zu werden und giebt
Hoffnung hin, zu seinen zahlreichen Freunden in
Und Land noch neue zu erwerben.
Der Verlag des
hcidclbcrgcr Wal-Aiizeigcr.
Neuer Heidelberger Anzeiger,
Untere Ncckarstraße 17.

Dee Hochzeitstag.
Roman von H. Palmä-Papscn.
sNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
die Nelken verblüht — hast Du keine mehr?"
Arich.
? glaube, wir finden Sie auf der Festtafel wie-
l">wvrtetc Gisela. „Aber am Nelkenstock, den
^ktest, jm Treibhaus, sind noch welche."
wir hingchen und welche pflücken?"
tzZ diese paar Stunden noch?"
wäre es der Mühe wert."
' gehen wir." Und sie erhob sich. „Warum
Onkel? Wir kommen gleich wieder, drei oder
mehr gestatte ich nicht."
lachte der alte Herr erst recht.
Schalk!" rief er, „der Schalk! Merkst Du cs
meine La, der will ganz was anderes pflücken,
Ist? anderes als Nelken pflücken! Nur nicht zu
Neffe, nicht zu viele, kehrt bald wieder." Er
Mienen der beiden Brautleute, die sich schnell
st?' nicht beachten können, sonst hätte er den Scherz
^r ausgesponncn. Wie konnte er ahnen, daß er
st?' Wundesten Punkt in Ulrichs Herzen getroffen.
Augenblick gingen die Beiden schweigend dahin.
st?gte nicht aufzusehen. Sie fühlte, daß sie rot
stj^ar.
k? hatte ihr nicht den Arni geboten. Sic schritten
h/wder her. Er mochte an den gestrigen Abend
"d sah sehr düster aus. Wann hatte ihm Gisela

üauncnd billig.
öck 64.
huhe will
kaufen,
kchmidt,
! 9 laufen.

svIMllsi
er. 32, 4. <vt.
i vermieten
, S Tr. rechts.
jimmer
Tr., Vorderh.
Nelg. 17,2Tr.
ahnengaffe 10-
 
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