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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0550

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Heidelberger Lokal-Anzeiger -n- Neuer Heidelberger Anzeiger.

Ge

den 9

ans

II. Kamnrermnsik-Zlbend

Worunter die Harrdwerker leiden.
In Bezug auf das lange Kreditgeben der Handwerker
bringt das Organ der braunschweigischen Handwerkskammern
folgende Biahnung an die Berufsgenosscn:
„Das geschäftliche Leben im Handwerkerstande hat an


Ü
>ecicciii Hcultvccc cilcvcqcccili >c>ccv, ,
Zahlungspflicht erinnert, und daß der KP

Der südafrikanische Krieg.
Durban, 4. Dez. Lord Roberts erließ einen Ab-
schiedsbefehl an die Truppen, worin er diesen für
ihre trefflichen Leistungen dankt und ihrem Mut, Aus-
dauer und Menschlichkeit das beste Zeugnis ausstellt. Die
von ihnen geleisteten Dienste ständen seiner Ansicht nach
einzig in der Geschichte da. Denn sie hätten ein ganzes
Jahr lang ununterbrochen Krieg geführt, und hätten nie,

Vermischte Nachrichten.
kl.id-. Mannheim, 4. Dez. fEntsprun gcn.s Diese
Nacht ist aus dein hiesigen Amtsgefängnis der Tätowicrcr
Christof Riesterer, der vor einigen Tagen von der Straf-
kammer wegen Hehlerei 3 Jahre Zuchthaus erhalten hatte,
in verwegener Weise ausgebrochen.
ü.-i. Sandhofen, 4. Dezbr. fUnglücksfall.f Am
Samstag sprang in dem Wasserwerk der Zellstofffabrik
Mannheim-Waldhof das große Schwungrad einer der
mächtigen Dampfmaschinen entzwei und richtete großen
Schaden an. Bei dem kolossalen Wasserbedarf des Werkes
ist der Schaden recht empfindlich.
Badenweiler, 2. Dez. Welch" schwere Folgens
Sorglosigkeit und Unachtsamkeit nach sich ziehen können,
das mußte, wie bereits gemeldet, eine Familie in Wies
bei Tegerna im kleinen Wiesenthal bitter erfahren. Der
Mann wollte mit einem zwcispännigen Lastwagen Sams-
tag abends bei eingetrctener Dunkelheit und dem sehr
starken Nebel von Schweighof bei Badenweiler nach Hause
fahren. Der Weg ist sehr ansteigend und führt über
einen Teil des Blauengebirgsstockcs und die Marzeller-
Eggerten an der Heilstätte Friedrichsheim vorbei. Das
Fuhrwerk geriet vom Wege ab, stürzte einen Abhang
hinunter, wobei der Leiter desselben, welcher schlafend auf
dem Wagen lag, schwere Verletzungen davon trug, wechcn
er der „Brsg. Ztg." zufolge heute Nach erlegen ist. Auch
beide Pferde sind verendet. Der Verunglückte ist verhei-
ratet und hinterläßt eine sehr zahlreiche Familie: das
Unglück ist umso größer als die Pferde nicht einmal Ei-
gentum desselben sind.
L.-i. Radolfzell, 4. Dez. sZn einem Verbände
znsammengeschtossens haben sich jetzt definitiv die
vorgestern hier versammelten Buchdruckcreibcsitzer Ober-
badens. Von 37 in Betracht kommenden Firmen gehören
35- dem Verbände an. Auch von außerhalb des Verban-
des liegenden Orten, so von Freiburg, liefen telegraphisch
Zustimmungskundgebungen ein. Es wurde auch ein Schieds-
gericht gebildet, bestehend aus 6 Herren (3 Stellvertrctern)
zur Beschlußfassung in eventuellen Streitfragen.
K.K. Wolfach, 4. Dez. sUcbcrfahr en.I Der Fuhr-
knecht Konrad Armbruster aus Oberwolfach kam unter
einen Langholzwagen, wobei das Hinterrad ihm über die
Brust ging. Der Unglückliche war sofort tot.
Berlin, 4. Dez. sD er er sie Schnee.) Heute Vor-
mittag trat in Berlin der erste Schneefall ein.
Leipzig, 4. Dez. (Geplatzt.) In der Dampfüuch-
druckerei von Barthel in der Hospitalstraße platzte heute
Vormittag ein Dampfroh r. 5 Arbeiter wurden schwer
verletzt und in ein Krankenhaus untergebracht.
Dortmund, 4. Dez. fExplosiouff Der Dort-
munder Generalanzeiger meldet: Beim Abteufen einer
neuen Zeche bei Werne an der Lippe wurden durch eine
Dynamitexplosion vier Personen getötet und drei
verwundet.

Ouiurclt von Sindinp. Die Komposition ist voll
Eiacnart. Allerdings überwiegt das Jndividncll-CU,
oft zu sehr, fast bis zur Ucberlrcibnng, wo es an Aff
DaS Streichquartett war durch vier Münchener Ji
treten, die nut Meisterschaft den schweren Aifforeff
Stückes gerecht wurden. Vollendet schön kam daS
anartclt von Schubert zu Gehör._

Empfang nahm, die Adressen überflog und bis auf ein
Schreiben in feine Brusttffche barg.
„Mit Verlaub", sagte er und erbrach dasselbe. Es
enthielt den Bauriß des Herrenhauses auf Rosenlos und
inhaltlich des ihm von seinem Baumeister beigesügtcn
Briefes Mitteilungen über die daselbst jetzt fcrtiggcstelltcn
baulichen Ncuernngen.
Ulrich's Blick belebte sich. Kostbar und traulich zu-
gleich hatte er sein im Innern bisher so ödes Heim für
Gisela hergerichtet. Er erging sich nun in lebhaften
Schilderungen darüber, welche scheinbar die Eltern mehr
interessierten, als Diejenige, urn dcretwillen er sich die
Zeichnung hatte schicken lassen.
Gisela's Blick irrte immer wieder von dem vor ihr
ausgebreiteten Papier fort, zu der silbernen, noch mit
einigen unbesichtigten Briefen belegten Platte hin, eine
bange, stumme Frage im Auge, die scheinbar nicht über
ihre Lippen kommen wollte. Diese Qual währte lange
und wurde nach Kurzem noch durch eine andere, noch
größere in den Hintergrund gedrängt.
(Fortsetzung folgt.)
Kunst und Wissenschaft.
Heidelberger Stadtthcatcr. „lieber unsere Kraft."
Schauspiel in 2 Aufzügen von Björnsterne Bsörnsou.
Eng begrenzt ist des Menschen Kraft! Er sicht Ereignisse,
deren Ursachen er nicht kennt, zu deren Hervorbringung seine
eigenen Kräfte nicht ausreichen würden, — und er bezeichnet
sie als Wunder. Der angeborene Drang treibt ihn, nach dem
Urheber zu suchen, dem Uebcrmcnschcn, dem Gott. So entstand
die Religion durch das Wunder. — Im Laufe der Zeit lernte
der Mensch begreifen, was ihm früher unerklärlich schien, er
wurde skeptischer gegen das Wunder, und eS begannen die

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Erscheint
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Piertage. Als
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Abseitige „Illi
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bilden Beibliitt
Monatlich. Durc
"jährlich I r«
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schen hat abgenommeu, sondern seine Urteilskraft ist gewachsen:
er mißtraut den Ueberlicferungen seiner Väter, er will selbst
durch das Wunder zum Glauben hingeführt werden. Des
naiven Glaubens ist der moderne Mensch nicht mehr fähig.
Droben aber, im geheimnisvollen Lande des Nordens, da findet
Björnson einen solchen Mann mit dem Kinderglauben, den
Pfarrer Sang.
Boll Gottvertranen geht er im Schneesturm über das Gc
birge, vertraut er sich in Wind und Wetter dem schwankenden
Kahne an, um den Leidenden Tröstung zu bringen. Unbeküm-
mert uni Weib und Kind giebt er sein Letztes den Armen, treu
eingedenk der Worte der Bibel. Das ist der Manu nach dem
Herzen dieser Leute, sie vertrauen ihni. Der Geistliche, der als
helfender Engel in den Hütten der Aruten erscheint, mag nach
ihrer Meinung übernatürliche Kräfte besitzen. So will er heute
bei seinem eigenen kranken Weibe die Macht seiner Fürbitte er-
proben. Zu diesem Zwecke hat er seine Kinder kommen lassen,
damit sic ihr Gebet mit dem seinen vereinen. Da trifft ihn ein
herbes Weh. Er erfährt, daß seine heißgeliebten Kinder seinen
Glauben nicht mehr teilen. Im ersten Augenblicke bestürzt, er-
mannt er sich doch sofort wieder. Er sieht in allem nur das
Gute er glaubt darin einen Wink Gottes zu sehen, daß er
das Wunder selber vollbringen müsse, zur größeren Herrlichkeit
des Herrn. Beten will er, nicht aufhören zu beteu, als bis
Gott sein Flehen erhört, seiner Gattin die Gesundheit wieder
gegeben hat. Und er kann beten! Er hört nicht die Lawine,
die vom Berge, alles vor sich zerschmetternd, hcrabrollt — er
sieht nicht die Tausende, die sich um die Kirche versammeln, um
seinen Gebeten zu lauschen, denn seine Seele ist nur Gott zu-
gewandt, Gott muß ihn erhören, davon ist er überzeugt. Seines
Erfolges sicher betritt er das Haus, und seine Gattin tritt ihm
entgegen, aber nur, um an seiner Brust ihre Seele auszuhauchen.
Da überkommt auch ihn der Zweifel, das kleine Wörtchen „oder"
entringt sich seinen Lippen. Wie die Schlingpflanze, die sich
am Baume cmporrankt, um Licht und Sonne zu erlangen, mit
dem Stamme fällt, so muß auch Sang mit seinem untergrabenen
Glauben stürzen.
Ist das Ganze eine Tragödie? Ja, eine Tragödie, die ein
psychologisches Problem mit wunderbarer Poesie behandelt, reich

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Der Abend brachte eine sehr interessante Novität, s "len

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Nr. 284._
ditionskorvs zu vermindern durch Rücksendung der zwischen
dem 30. August bis 7. September nach China abge-
gangenen Verstärkungen. Ferner den Reichskanzler zu
ersuchen, die alsbaldige Rückkehr der hier zur Verstärkung
der ostasiaiischen Station hinausgesandten Linienschiffe ver-
anlassen zu wollen. Nack) Eintritt in die Tagesordnung
gab Richier eine Uebersicht über den Zweck seines An-
trages. Im Laufe der Erörterungen teilte der Regierungs-
vertreter mit, im Ganzen seien für die Expedition 5448
Pferde geliefert worden. Der Kriegsministcr erklärt, daß
er eine detaillierte Mitteilung vorläufig noch nicht geben
könne. Die Verluste durch Tod seien nicht so groß.
China fei stark verseucht, besonders treten Typhus und
Ruhr stark auf. Ans dem Transport starben 6 Mann.
Bis zum 30. November waren 3 Offiziere und 60 Mann
tot, 3 Mann werden vermißt, also ungefähr ein Drittel
Prozent des gesammtcn Expeditionskorps. Nach den
neuesten Nachrichten lassen die Krankheiten nach, zu Beun-
ruhigungen liege keine Veranlassung vor. Der Haupt-
hcerd der Krankheiten sei Tientsin. Die Namen der
toten Mannschaften werden ebenso veröffentlicht, wie die
der toten Offiziere. Sobald keine Zweifel mehr über die
Identität der Toten vorhanden sind, werden die Ange-
hörigen sofort benachrichtigt.
Berlin, 4. Dez. Auf Anfrage Bebels, ob die
China-Expedition als Krieg anzusehen sei, erklärte Staats-
sekretär Richthofen, die Expedition sei aufzufassen als
bewaffnetes Einschreiten gegen anarchische Zustände. Dieses
Einschreiten ändere nicht das Fortbestehen eines gewissen
völkerrechtlichen Verkehrs zwischen dem deutschen Reich
und der legitimen Regierung Chinrs's.

der Zeichnung, wie wir sic nur bei den nordischen Diclfffl
Ist cs die Mitternachtssonne, die den Dichter so überwH
Will sich der Dichter im Bratt das Pendant zum 1
Zola's Lourdes selber zeichnen.
Trotzdem haben wir cs hier nicht mit einem wirnL
wirksamen Werke zu thun. Darüber können uns
hochdramatischcn Aktschlüsse nicht hinwegtäuschcn.
äußere Handlung eignet sich nicht für die Bühne.,
Die Vorstellung war im Ganzen zufriedenstem
Rudolph als Sang berührte uns äußerst sympalP
wohtdurchdachte Spiel, das wir an diesem Künstler z>O
öfters Gelegenheit hatten, kam auch an diesem Adem,
tnng und trug hauptsächlich zum Erfolg des Stückes
Hcrter gab sich sichtliche Mühe, doch spielte sic ff,
Clara im t.Aktc etwas zu leidend, während ihr die ,
wirtlich gut gelang. Herr Bernau und Frl. Kögff
Bestes, nur bedarf das Mienenspiel der letzteren ei'«.
Lebhaftigkeit. Mit dem Bratt des Herrn WeinnG
Maske wir wieder anerkennen müssen, können wo,
befrenndcn. Sein Spiel vermochte uns nicht zu ,
Die Pfarrcrswitwc Frl. Krügers war trotz der u -
beit der Rolle eine sehr gute Leistung. Frl. Schö'ff
ans ihrer Rolle heraus, was herauözuholcn war.
liehen, deren Masken wohl differenziert waren, fasM
gäbe mit viel Geschick an. Die Regie war am PlaH
mißten wir am Fenster die Morgcnsonne, währei«, ,
Bilder als alte, aber unangenehme Bekannte vo»
herabgrüßten.
Heidelberg, den Dezember IM).

Aus Stadt und Bezirk Heidelberg
Heidelberg, >.
8 (Auszeichnung treuer Dienstboten.) AM *
sonderen Feier fand am Geburtstage der GroßhcrzocpP
haussaalc die Ueberreichung von Kreuzen und Gcldö.
an treue Dienstboten statt. Die Namen der mit Geld lff
welche wir gestern veröffentlichten, haben wir noch dieses
zuzusügen, welche durch Verleihung von Krenzen
wurden: Es sind dies: Charlotte Hartmann bei Frau Aff
Erben (40 Dienstjahrc), Barbara Findling bei Landgcr^
a. D. Goll (40), Martina Nöscr bei Frau Wirth
Sophie Mezger bei Geh. Hofrat Knaufs (25).
ice (Ersatzpflicht der Post.) Eine neue, für Z
lcute und Fabrikanten wichtige Entscheidung des Post'H
den Begriff des bei gewöhnlichen Packetsendungcn
littenen Schadens fest und bestimmt, daß dem AbsfP
beschädigten Sendung als Schadenersatz derjenige P
zu gewähren sei, der ihm den früheren Zustand der '-P,
zustelleu gestattet, also den Zustand, in dem sich die H
der Beschädigung des Packet befunden hat. Nach
schcidung hat soweit ein Fabrikant alle Kosten zu beP
die ihm ^schließlich der an die Arbeiter gezahlten):

wie in langen Feldzügen geschehen sei, Winterqimrtiere aus-
gesucht. Roberts sagt schließlich, er habe in diesem Krieg
gelernt. Die gewonnenen Erfahrungen werde er bei den ihm
zufallendeu Arbeiten der Vervollkommnung des britischen
Heeres verwerten.
Kapstadt, 4. Dez. Die 11 Mann, die in Johannes-
burg verhaftet wurden, weil sie eines Mordnnschlags gegen
LordRoberts verdächtig waren, sollen freigelassen werden,
da die vorhandenen Beweise die Einleitung eines gericht-
lichen Verfahrens nicht rechtfertigen. Bomben wurden nicht
aufgcfundcn. Die Festgenommcncn sind größtenteils Italiener.

Die Wirren in China.
Berlin, 4 Dez. Wolsibnreau meldet: Der deutsche
Gesandte in Peking meldet: Er machte Bischof Anzer,
dec zu einer Rücksprache mit dem Generalgouverneur
Duanschikai nach Tsinanfu reisen wollte, auf die Gefahr
dieser Reise aufmerksam und ersuchte den Generalkonsul
durch ein Telegramm um Maßnahmen zu ausreichendem
Schutze des Bischofs. Auanschikci übernahm in einem
sehr entgegenkommenden Antworttelegramm die volle Ver-
antwortung für die Sicherheit Anzers, der am 30. Nov.
von Tsingtau abzurciscn beabsichtigte.
Berlin, 4. Dez. Das Wölfische Bureau meldet:
Graf Waldersee meldet aus Peking vom 3. ds: Stärkere
reguläre Truppen unter einem General stehen bei Thsang
95) Km. südlich von Tientsin. Gegen dieselben gehen
von Ti ntsin zwei Detachements unter Oberst Rohr cheidt
und Major Falkenhagen auf be den Seiten des Kaiser-
kanals vor.
London, 4. Dez. Der Berichterstatter des „Stan-
dard" in Tientsin warnt nach bisher stets als zuver-
lässig befundenen Chinesennachrichten — vor einem neuen
fr emde ns c in dl ichcn Ausbruch in Tientsin. Es
würden dort wiederum drohende Maueranschläge sichtbar
und man suche eifrig nach versteckten Waffen. Es lägen
außerdem Anzeichen vor, daß thatsächlich ein Befehl des
Hofes an die Vicekönige und Gouverneure ergangen sei,
Vorbereitungen znm Wider stände gegen die ver-
bündeten Truppen zu treffen. Eine Freischaren-
bewegung sei in ganz China mit zunehmender Rührigkeit
im Gange. Die Regierung liefere Waffen und Munition;
sonst ständen diese Freiwilligen jedoch auf eigenen Füßen.

19Z
vielen Mängeln zu leiden, der bedeutendste von allP
aber zweifellos das lange Krcditgeben. Der H
Werker ist leider immer noch gewöhnt, die Rechnungen
die von ihm gelieferten Arbeiten vierteljährlich, ja tflff
auch jährlich auszuschreibcn und (was das Schlimmst
dann unter Umständen noch ebenso lange zu borgen-
hat nicht den Mut an die Begleichung seiner Rechn')
zu erinnern, weil er glaubt, sein Geschäft dadurch zu
digcn, berechnet aber nicht, welcher Schaden ibff,
diesem langen Kreditgeber! erwächst. Wenn der *
werksmeister richtig Buch führt, so wird er finden,
der Zinsverlust, der durch das lange Kreditgeben cP
den Verdienst teilweise oder auch ganz verzehrt,
sich bei der Uebernahme einer Arbeit hcrauskalkulicP
Der Kaufmann rechnet in dieser Beziehung bekP
anders; er hat nicht allein seine Kundschaft daran gP
sofort nach Einkauf oder auch monatlich Rechnung -
halten, sondern er sicht auch ein festes Ziel, das seltP
Monate übersteigt, ja, er animiert seine Kundschaft i
fortiger Bezahlung, indem er dieser dann SkohP
gütet. Der Handwerker muß seine Lieferanten liM
nach drei Monate befriedigen, Löhne für Gesellen
wöchentlich bezahlen, ist also gezwungen, Gelder §
nehmen, nm dem gerecht werden zu können, hat ,
durch und namentlich bei dem jetzigen hohen ZirE
deutende Unkosten, die an dem Marke seines GcM
zehren und schließlich nicht ganz gut fundierte
zu Fall bringen. Was dem Kaufmann möglich flP
dem Handwerker auch möglich sein, er sollte sich
gewöhnen, seine Rechnungen, wenn auch nicht soff
doch monatlich auszuschreibcn, die Kundschaft wild
viel eher begleichen, weil sie naturgemäß viel kteinP
träge aufweisen, als wenn diese erst nach einem
Zeitabschnitt ausgeschrieben werden."
Die B. V.-Z. bemerkt hierzu: Ohne Zweifel
Mahnung große Berechtigung. Man vergesse abcl
daß der einzelne Handwerker nur sehr schwer dieses
uung Nachkommen kann. Nicht mit Unrecht für«
daß cr seinem Kunden unbequem wird, wenn er '
seine Zahlungspflicht erinnert, und daß der KP
einen! anderen Handwerker geht. Wenn diese
nicht wäre, würde mancher Handwerker in der Bcm
seiner Außenstände energischer sein. Die MahnM-,
sich daher nicht nur an die Handwerker, sondern
das Publikum richten. Sollten es übrigens nicht s
handencn Handwerkerorganisationcn für eine ihrer lP
stcn Aufgaben halten, ihre Mitglieder in der BesP
des Pumpsystems zu stärken? Mit vereinten Kräfl'
sich um der nötigen Zähigkeit viel leisten.
 
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