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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 261 - Nr. 270 (8. November - 19. November)
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Nr. S65

27. Jahrgang.

Dienstag» 13. Novemver 1900

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dtere^'^^cd^ Eintrittskarten zwei Stück zu 15 Centimes aus.
chqemäß u billig 2 Uhr ab wuchsen Scharen der Besucher gewaltig.

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Lass' das! Du weißt, ich kann
Nun hole mir mein Fann

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is Nr 200'--

bell nach Tientsin zurückgckehrt. General Campetl zer-
störte mehrere Boxerlager.

„Dummheiten — fahren —, bei dem schönen Wetter!
Ich habe den Weg wohl hundertmal allein gemacht. Es
ist ja höchstens dreiviertel Stunden. Du willst mich älter
und schwächer machen, als ich bin. Ja, warte nur, Du
sollst noch recht lange aus den Antritt der Erbschaft war-
ten; ich bin so frisch und gesund, wie nie zuvor."
So trennten sich die beiden lachend und scherzend, und
kurze Zeit darauf sah Walter seinen Onkel rüstig den
wohlbekannten Weg gen Bergheim entlang schreiten.
Walter stieg die Treppe hinab und ging in eine Hin-
terstubc. Als er die Thürc eben geöffnet hatte, hörte er
in einem Nebcnzimmir laut sprechen. Es war die be-
kannte Stimme der Magd, die unablässig zur Ruhe mahnte.
Aber eine andere Stimme, eine laute, keifende Stimme,
wollte sich nicht beruhigen lassen; sie schrie in einem fort:
„Wo ist der Bursche? Ich will es ihm in sein schcinhei
ligcs Gesicht sagen!"
O, Herr Walter kannte diese Stimme, und als er sie
jetzt vernahm, zuckte es über fein Gesicht. Was sollte er-
setzt machen? Dieser keifenden Frau auswcichcn — oder
sollte er ihr cntgegcntretcn? — Er that das letztere. Hastig
öffnete er die Thürc des Zimmers, in welchem die lauten
Reden geführt wurden. Seine Augen leuchteten, er hatte
ja soeben einen großen Erfolg errungen. Sonst freilich
war seine Miene sanft und fromm, aber es war ihm nicht
möglich, jetzt sein Gesicht in die alte Lage zu bringen, die
Testamentsgeschichte hatte ihn zu freudig aufgeregt. Nun
mehr konnte ihm das Erbteil nicht mehr entgehen.
Als er nun seine Augen durch das Zimmerchcn, in

'cl, Leipzig, .
en 31. Gcgr.18^
es der Landwv
gcs Vitttrcstckj

Verlegers wurde eine Vereinigung der obcrbadischcn
Zeitungsverleger zum Zwecke der Wahrung gemeinsamer
Interessen und zur Herbeiführung eines kollegialen Ver-
hältnisses unter den Herren Verlegern gegründet. In den
Vorstand wurden die Herren I s f a-Konstanz und Moriell-
Radolfzell gewählt. Zur Beratung kamen u. a. die Jn-
seratcn-Rabattsätzc, bezw. Feststellung oder Normalrabatt-
sätzen, Regelung des Reklamewcscns und Gründung von
Bczirksverlegervcreinen.
Würzburg, 11. Nov. sEisenbahnunfall.s Der
gestrige Nachtschnellzng Frankfurt-München, dem vor der
Station Karlstadt das Vor und Einfahrtsignal freie Fahrt
und sogar Durchfahrt mit ungcmindertcr Geschwindigkeit
gestattete, stieß in der Nähe des Stationsgebäudes aus
einen Wagen, der im Einfahrtglcis stand. EinRädcrpaar
des zerstörten Wagens zwängte sich unter die Lokomotive
des Schnellzuges, der glücklicherweise nicht entgleiste, aber
drei Viertelstunden brauchte, bis er die Fahrt fortsctzen
konnte. Die Schneüzugmaschine und das Gleis wurden
beschädigt.
Berlin, 10. Noo. sEiu 21 Jahre alter Dänc,s
der auf einem englischen Dampfer Heizer gewesen und in
Konstantinopel desertiert war, hat die 53 Stunden dauernde
Fahrt des Orient-Expreßzugs von Konstantinopel nach
Berlin als blinder Passagier auf der Drehscheibe eines
Schlafwagens, zwischen der Achse und der Feder einge-
klemmt, mitgemacht. Er ist, nach dem „Lokalanzeiger",
hier zwar halbtot vor Hunger, Durst und Strapazen, aber-
unverletzt eingctroffcn. _

Frankreich.
Paris, 12. Nov. Der Tag des Ausstellungsschlusscs
war von herrlichem Wetter begünstigt. Eine ungeheure
Menge strömte nach der Ausstellung, in der Hoffnung
dort billig einzukaufcn und sich noch in letzter Stunde ein
Andenken an die Ausstellung zu sichern. Billetverkäuser

Das Eisenbahnunglück bei Offenbach.
Herr A. M. Marckx, der Besitzer einer Großwein
Handlung der einzige gerettete Insasse des , letzten Wagms
des D-ZngS, teilt der „F. Ztg." über seine Erlebnisse
bei der schrecklichen Katastrophe Folgendes mit: „Ich kam
von einer längeren Reise aus Schweden zurück und war
einige Nächte durchgereist, um rasch nach Frankfurt zurück-
zukommen. Durch die lange Reise ruhelos geworden, ver-
ließ ich meinen Platz und ging, die Reiserasche in der
Hand, in den Korridor, gleichzeitig in der Absicht, bei
der baldigen Ankunft in Frankfurt so schnell wie möglich
aus dem Wagen hcrauszukommen, um meine auf dem
Bahnhof mich erwartende Frau möglichst rasch begrüßen
zu können. Mit niir hielt sich ein Schaffner in dem
Korridor ans. Wir gingen eben auf die Glasthüre zu,
die den Abschluß des V-Wagcns am Hinteren Ausgang
bildet, als plötzlich der vor mir gehende Schaffner sich
totenbleich umwandte ich werde das Gesicht in meinem
Leben nicht vergessen .
willen, der Zug fährt auf uns!

für AeiöeWerg rrnö Mrngegenö

Gcht's so weiter, dann kann ich noch ein Dutzend Jähr-
chen munter verbringen. Nun, bist Du zufrieden,
Walter?"
Das Gesicht des jungen Mannes zeigte dasselbe un
veränderte Lächeln, wie immer, während er das Schrift-
stück las; aber wenn ihn einer aufmerksam beobachtet hätte,
der würde eine Veränderung in seinen Zügen gemerkt
haben; seine Augen flogen gierig über das Papier und
seine Hände zitterten beim Lesen.
Als er endlich fertig war, rief er: „Lieber, bester
Oheim! . . . ."
Der Alte wehrte ab.
solche Sccncn nicht leiden,
licnsiegel mit dem Wappen, daß ich das Schriftstück zu
siegeln kann, und dann soll es in die Amtsstube des
Bürgermeisters gebracht werden. So, nun ist
alles fertig. Du wirst mich jetzt mit dieser Angelegenheit
nicht mehr quälen, Walter!"
Der junge Herr wollte dem Onkel zu Füßen fallen,
aber das wurde nicht gelitten. „Lass' das", rief der Alte
wie gewöhnlich, „ich weiß, daß Du mich lieb hast. Doch
noch eins muß ich Dir sagen: Du weißt, daß mein Freund
der Landwirt Berg auf Bergheim drüben ein kleines Fest
gicbt, zu welchem auch ich geladen bin. Zum Abendessen
dürft ihr mich also noch nicht zurück erwarten; es kann
spät werden, bis ich hcimkomme."
„Ich will Dich begleiten", sagte der Neffe. „Oder
aber, ich will Dich abholcu; Du brauchst dann doch nicht
allein zu gehen .... oder willst Du nicht lieber fahren?"

Deutsches Reich.
Berlin, 12. Nov. Fürst Hohenlohe-Schillings
fürst verließ heute Vormittag auf längere Zeit Berlin.
Er begibt sich nach Sch illi ngsfürst. Zur Verabschie-
dung am Bahnhof waren Graf und Gräfin v. Bülow,
Staatssekretär Frhr. v. Richthofcn und andere mehr er-
schienen.

und mir zurief: „Um Gottes -
Ich sah noch

Vermischte Nachrichten.
U.K. Karlsruhe, 12. Nov. fJm Hofthea ter ver-
haft c tj wurde am Samstag Abend ein Privatlehrcr, Dr.
phil. der seit einiger Zeit in Karlsruhe thätig war. Der
Festgcnommcnc stammt aus Lenz im Kanton Graubünden
und wird von verschiedenen Schweizer Behörden wegen
Betrug und Unterschlagung verfolgt.
1H Kehl, 12. Nov. sE in Andenkens aus der
schlimmen Zeit der Belagerung ist hier bei den Kanalisations-
arbeiten in der Nähe der Gasfabrik ausgcgraben worden.
Es war eine Bombe im Gewicht von einem Zentner.
Boni badischen Oberland, 12. Ott. sD i c
höh er gelegenen Gegenden d essüdlichen Schwarz-
wal dsj erfreuen sich seit Beginn des Monats des herr-
lichsten Hcrbstwcttcrs. Der warme Sonnenschein, die
milde Temperatur und blühende Blumen lassen uns ganz
vergessen, daß wir im Monat November sind.
U.N. Schopfheim, 12. Nov. s5 Opferstöckc er-
brach en.s Vorgestern Nacht wurde in der hiesigen prot.
Kirche sämtliche 5 Opferstöckc erbrochen ; dieselben waren
glücklicherweise am Tage vorher geleert worden. Als der
That verdächtig sind in der Umgegend bereits vier Hand-
wcrksburschcn von der Gendarmerie fcstgcnommcn worden.
U.N. Singen, 12. Nov. sJn der heute hicr statt-
gehabtcnVersammlungoberbadischerZeitungs-

Der Her rn stein.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Das war gewöhnlich die Antwort des alten Herrn ;
aber nie war er zum Gericht gegangen, auch dachte er
nicht an's Sterben oder nur ungern, da er der Güler,
die das Leben verschönen, viele besaß.
Eines Tages, als die beiden wieder eine solche Unter-
redung führten, trat ein Syndikus vom Gericht plötzlich
ins Zimmer, ob zufällig oder auf heimliche Veranstaltung
des Neffen. Da nun diese Person vom Gericht einmal
da war und auch einen Teil des Gesprächs hinter der
Thür noch mit angehört hatte, so konnte Herr Gngelmeycr
sticht umhin, den rcchtsverständigen Mann mit der Abfas-
!ung des Testaments zu beauftragen. Herr Walter ließ
rs nicht an feinen Redensarten fehlen, vielleicht gab er-
such Geschenke, um den Syndikus zur Eile anzutrcibcu.
So waren kaum fünf Tage verstrichen, daß der alte
Herr seinen Neffen in sein Zimmer beschicd, um ihm das
eben fertig gewordene Schriftstück zu zeigen.
„Hier, jetzt kannst Du lesen", sagte der Alte erfreut.
»Nun bin ich froh, daß diese Sorge endlich von mir ge-
stviumen ist. Und gut ist's geraten. Merkwürdig —
ich habe mich immer nm das Testament geängstigt, ich
glaubte nämlich, ich würde nach Abfassung desselben keine
stierundzwanzig Stunden mehr leben; aber heute gerade
kühle ich mich so wohl und frisch, wie lange zuvor nicht.

Der südafrikanische Krieg.
Kapstadt, 12. Nov. Das Reutersche Bureau mel-
det von gestern: Lord Mclhuen überraschte die Buren-
generäle Snymann undVc r m a a k zwischen Ottoshoop
und Lichtenberg und brachte ihnen schwere Verluste bei.
Er erbeutete mehrere Wagen. General Kitchcner, ein
Bruder des führenden Lord Kitschener, führte in der'Nähe
van Middelburg einen erfolgreichen Nachtangriff auf die
Bure n aus, wobei sich besonders die Husaren nuszcichneten,
Als diese später zurückgingen, wurden sie von der berittenen
Infanterie gedeckt. Als am nächsten Morgen Verstärkungen
eintrafen, wurde der Feind vollständig zersprengt. Oberst
Plumer schlug den Angriff von 400 Buren des Comman
dos Dclareh ab.
Kapstadt, 12. Nov. In dem Gefechte, welches kürz-
lich General'S mith Dorrten in der Nähe von Bel-
fast mit den Buren hatte, fielen auf Seite der Buren
Kommandant Prinsloo und General Fouri. General
Grobüelaar wurde verwundet.

Die Wirren in China.
Berlin, 12. Nov. Nach einer Meldung des Grafen
Taldersee vom 8. d. M. ist Major Graham vom
ersten ostafiatischen Infanterieregiment mit zwei Kompag
nieen, zwei Escadrons und zwei Batterien von Tientsin
über Tschungfin und Hsianghohsen 55, bezw. 70 Kilometer
Nördlich von Tientsin auf dem linken Peihoufcr, wo ein
leichter Zusammenstoß mit berittenen Boxern stattfand, in
Tungpa 12 Kilometer östlich von Peking und Santo, 14
Kilometer nordöstlich von Peking cingctroffen. Die Truppen
hatten nördlich von Schanhaikwan ein glückliches Gefecht
gegen 6000 Boxer unter einem Verlust von 11 Toten
Und 61 Verwundeten. Graf Waldersee meldet vom 9. d.
M.: Die englische Kolonne von Paotingfu unter General
Richardson ist nach Peking und die unter Genral Camp-

Mühig^
f gesuD

Mlckemt täglich mit MSnochWe der Scan:- mFerertagc
AlS Beilagen das „Heidelberger BvMblatt" und da-
HMge „Illustrierte S»Mtagsblatt". Mris LS Pffg ,
am den Beiblätter SS Wg. sumaMch. Durch die
Post »ieElläbAich Via- obne

^Anzeigen: die IffpMige Prtstzeile oder
, LS Psi». Lokale GEW- ' '
deutend ermäßigt. Mkkumen
nähme »on Anzeigen an beKumsten
garantier'.. OratiSv«bMNmg dmsch

Die Polizei hatte umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen.
Gin Eisenbahnunglück in Frankreich.
Paris, 11. Nov. Auf dem Bahnhof Choisy-lc-
Roy im Departement Seine und Marne stieß der von
Nantes kommende Schnellzug mit einem Personen-
zug z u s a m m c n. 8 Personen sind tot, 16 ver-
wundet. Die Schncllzuglokomotiv stürzte um. Meh-
rere Eisenbahnwagen wurden zerstört.
Paris, 11. Nov. Die Leichen von 6 bei dem Eisen
bahnunfall bei Choisy-lc-Rov gelöteten Personen wurden
heute nach Paris gebracht. Unter den Toten befinden sich
der Heizer und der Zugführer des Schnellzuges. Dcr
Zusammcnstoß scheint durch ein falsches Signal herbeigc-
kührt worden zu sein.

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Wilhelmsfrld-
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Möklberger Anffjgrr.

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