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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 201 - Nr. 210 (30. August - 10. September)
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204.


Montag, 3. September 1900

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„Georgs Frau war so sanft, so durchleuchtet von Güte",
fnhr der Pfarrer fort, „während ihre Tochter etwas Her-
bes, Abweisendes hat; sic scheint mir oft ganz aus Stahl
gebildet."
Dann hatte er weiter erzählt, der Hauslehrer sei na-
türlich augenblicklich und in kränkendster Weise entlassen
worden. Jede Borsichtsmaßregcl sei getroffen worden,
um einen Verkehr der Liebenden untereinander unmöglich
zu machen.
„Die Liebe ist wie ein Sonnenstrahl," bemerkte der
Pfarrer lächelnd, „sie schlüpft durch die kleinste Oeffnung.
Auch Georg Meynert und Cilla hatten Wege gefunden,
miteinander in Verbindung zu bleiben, und hielten einander
die Treue. Als Cilla großjährig war, verließ sie das
Elternhaus; ohne die Einwilligung der Eltern, welche sich
von der Tochter völlig lossagtcn und sie enterbten, wurde
sic die Fran Georg Mcynerts. Sic hat es wohl nie be-
dauert; aber sie mag gehofft haben, daß die Eltern sich
mit der vollzogenen Thatsache aussöhncn und ihr verzeihen
würden. Tas geschah jedoch nicht. Mehrere Briefe der
jungen Frau blieben unbeantwortet; die Anzeige der Ge-
burt des ersten Kindes, eines- Knaben, der früh starb,
wurde mit dem Vermerk zurückgeschickt, das gräfliche Paar
von Frankenthurn kenne keine Familie Meynert. Cillc
Meynert erhielt nicht einmal die Anzeige vom Tode ihres
Vaters. Dies alles quälte und kränkte das arme junge
Weib unsächlich. Nach der Geburt Gertruds begann sie
zu kränkeln, eine nervöse Reizbarkeit, entwickelte sich,
und ihr Gemüt verdüsterte sich mehr und mehr. Georg

müng.
zelegenheiten-
Passiven l->

Vermischte Nachrichten.
Speyer, 29. Äug. ^Offizieller Bericht
die Ausgrabung der Kaisergräbcr.s Heute
das Grab Heinrichs III. einer näheren Prüfung
zogen. Die Körperteile waren wiederum nahezu
vermodert, leider auch die Schädcldcckc eingefallen. Au
den seidenen Gewandungen zeigten sich interessante Eigen-

mißtraute seinem eigenen ärztlichen Wissen, die besten
Aerzte Straßburgs, seines damaligen Aufenthaltsortes,
konsultierte er, sic rieten Höhenluft und Ruhe. So zog
Meynert mit dem Weibe, das er abgöttisch liebte, —
wundern Sie sich nicht", unterbrach sich der Pfarrer,
„mein junger Freund, über diesen Ausdruck aus meinem
Munde, es ist in diesem Falle der einzig richtige —
Meynert zog also mit Weib, Kind und Schwester hierher
nach Blöckstein. Eine zeitlang wurde es besser mit Frau
Meynert, bis von neuem die Sehnsucht nach der Ver-
zeihung der Eltern mit krankhafter Heftigkeit in ihrem
Herzen erwachte. Um seines Weibes willen hatte Meynert
noch einmal an die Mutter seiner Frau geschrieben; als
keine Antwort kam, reiste er zu ihr. Welches Opfer das
den stolzen Mann gekostet hat, weiß nur Gott allein.
Er kehrte zurück, ohne seinem geliebten Weibe den Trost
bringen zu können, nach dem sie sich aus vollstem Herzen
sehnte . . . Sie mußte sterben, ohne ihre Eltern und
Geschwister wicdcrgcschcn, ohne ein liebevolles Wort von
ihnen gehört zu haben. Da ist's wohl kein Wunder, daß
Meynert seine Tochter lehrte, alle Angehörigen einer Ge-
sellschaftsklasse zu verabscheuen, deren Vorurteile, seiner
Ucbcrzeugung nach, seinem Weibe einen frühen Tod be-
reitet und sein Lebeusglück zerstört hatten. Daß er sich dabei
mit der Verallgemeinerung seines Urteils selbst einer gewissen
Einseitigkeit schuldig machte — wer will das in Erwäg-
ung seiner persönlichen Erlebnisse ihm allzuschwer anrechncn?"
„Seltsam, sagte Graf Landskron nachdenklich, „wir
sind sehr befreundet, ja sogar entfernt verwandt mit einer

schu-Chiao und Hsutuug seien durch kaiserliches Edikt an-
gewiesen worden, sich nach dem Süden zu begeben, um
über das Verhalten d erVicekönigc in den Mngtsc-
Provinzeu Nachforschungen anzustellcn. Sic seien auch
bereits von Taotingfu abgercist. Der Vizekönig Liukunys,
dessen Gesundheit infolge der letzten Ereignisse sehr ge-
litten hat, soll, wie cs heißt, durch diese Nachricht sehr
beunruhigt sein und Tschcug nach Nanking berufen haben.
Wenn sich diese Meldung bestätigt, ist sic unzweifelhaft
ernst, da die beiden Vicckönigc der Kaiserin völlig er-
geben sind.
Loudon, l. Sept. Mit alleiniger Ausnahme des
„Daily Telegraph", der eine Verständigung nut der Kai-
serin-Witwe für unvermeidlich hält, sprechen sich alle an-
deren Zeitungen gegen Zurückziehung der Truppen
aus Peking aus, wegen der nicht mehr gut zu machen-
den moralischen Wirkung, die ein solcher Rückzug auf die
Chinesen ausüben würde.
Shanghai, I. Sept. Es verlautet, daß sich der
Kaiser und die Kaiserin-Wittwc in Taigmngn, der
Haupstadt von Schami, befinden.

Insevrtenbintt
für Keiöewerg und Wmgegenö

Bettlade
raße 106, 2^

reten
ine Zimmer
im Anzeige^

London, I. Sept. Eine Depesche Li-Hung-
Tschangs an den hiesigen chinesischen Gesandten mel-
det, die Kaiserin von China habe ihm telegraphisch mit-
geteilt, sie sei in Tayyulcn eingctroffcn und beabsichtige,
die Reise nach Singan fortzusetzcn. Nach den neuesten
Berichten aus Amoy haben die Japaner von den dor-
tigen örtlichen Behörden befriedigende Zusicherung in Be-
zug auf die Sicherheit der Japaner erhalten und darauf-
hin bereits einen Teil der gelandeten Truppen zurückge-
zogen, sobald sich die Aufregung gänzlich gelegt hat. Der
Zwischenfall gilt als erledigt.
London, I. Sept. Die „New-Aorkcr Tribüne" hat
folgendes bezeichnende Telegramm von Li-Hung-Tsch ang
erhalten; „Shanghai, 31. Aug.: Die Zurückziehung
der fremden Truppen von Peking würde die Friedens-
unterhandlungen erleichtern; cs braucht kein Zweifel da-
rüber gehegt zu werden, daß die chinesische Regierung cs
übernehmen wird, thatkräftig die Ordnung herzustellen, die
die Ausländer zu schützen und die Boxer zu bestrafen und
zu unterdrücken". — Der „Times" wird aus Tokio vom
31. August tclegraphirt, die Haltung Deutschlands gegen-
über der chinesichcn Krisis verursache in Japan viel Kopf-
zerbrechen. — LaffanS Bureau meldet aus Washington
vom 31. August, die amerikanische Regierung wünsche,
daß die Friedcnsuntcrhandlungcn zur Zeit der Ankunft
des Grafen Waldcrsee in China gut im Gange seien. Das
Kabinct ist für eine Zurückziehung der Verbündeten von
Peking, selbst wenn Deutschland ablehne. - „Daily Chro-
niklc" enthält folgendes Telegramm aus Washington vom
31. August: Die Antwort Englands auf die amerika-
nische Note betreffs des rüssischen Vorschlags, die Truppen
von Peking zurückzuzichcn, verbindet ersteres zu nichts,
indem blos mitgctcilt wird, daß Lord Salisbury auf Ur-
laub in Deutschland sei. Präsident Mac Kinley glaube,
daß alle Mächte möglicherweise mit Ausnahme Deutschlands
der vorgeschlagcnen Zurückziehung zustimmcn würden. —
Dem „Standard" wird aus Shanghai vom 30. August
gemeldet: das amerikanische Schlachtschiff „Oregon" und
die deutschen Schlachtschiffe „Kurfürst Friedrich Wilhelm",
„Brandenburg", „Weißenburg" und der Kreuzer „Hcla"
sind nach Weisung beordert mordest. — Heute landeten
600 französische Seesoldaten von Saigon. Die Eifer-
sucht über das Vorwalten des englischen Einflusses im
Aaugtscthnl ist offenbar im Wachsen. Das Vorgehen der
Japaner in Amoy wird mit viel Mißtrauen angesehen.
Das Nieder brennen des japanischen Tempels ist ein bloßer
Borwand für das Landen der Truppen.
London, 1. Sept. Die „Times" meldet aus
Shanghai vom 30. August: Ein heute hier cingctroffcncs
Telegramm des Gouverneurs von Nganhwei besagt: Chao-

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hat. Sie war schön — schöner noch als ihr
ist unmöglich", warf Herbert ungläubig ein.

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k, Mütze.
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Der südafrikanische Krieg.
Loudon, 1. Sept. Eine Depesche Lord Roberts
meldet aus Belfast vom 31. Aug. „Ich bestätige die
Freilassung von 1 800 gcfang encu Engländern
durch die Buren. Doch sollen die Offiziere nach
Babcrtou gebracht worden sein. Die Gefangenen be-
richten, daß der Präsident Krüger undStcjin, sowie
die Kommandanten Botha, Lukas Meyer und Schalk
Burger am 29. Aug. mit der Bahn nach Nelspruit ab-
gereist sind. Kommandant Groblcr hat 34 englische
Gefangene, die er noch in seiner Gewalt hatte, an Gene-
ral Packet zurückgesandt. Die Buren scheinen sich nach
verschiedenen Richtungen hin zu zerstreuen.
Türkei.
Konstantinopel, I. Sept. Anläßlich des Regierungs-
jubiläums des Sultans fand im JildiSkiosk ein feier-
licher Empfang statt. Heute Abend findet ein Festmahl
und Beleuchtung statt.

sheim. , habe Cilla von Frankenthurn dann
k kennen gelernt", erzählte der Pfarrer,
' ' heute noch nicht, wo dieses schwache zarte vLnqiyops,
m (Neubau) 'fl^ aussah^ als wäre cs ganz aus Duft gewoben, den
ttstraße Widerstande den Eltern gegenüber hergc-

ind .
:sthal Haus^>

lil'krü V "n Standesrücksichten
tobcr im "ken Mißheirat, solle oic vomier IN graumnyicr
umcr. Küchc!!/!,,, ^ behandelt haben, als diese erklärte, niemals von

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8feitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 35 Pfg.,
''mit den Beiblättern 56 Pfg. monatlich. Durch die
Post m'ertelsäbrlich NO Pfg. obne Bestellgeld.

Yh'Urigste Tochter des gräflichen Hauses, und sie cr-
r^"e seine Neigung. Die Eltern'und alle Verwandten
' ^„uußcr sich, als sie von dem Verhältnisse erfuhren;
ha Mutter namentlich, erfüllt von dem starrsten Fcst-
n. u an und tiefstem Abscheu vor jeder
> die Tochter in grausamster
' ' beliebten lassen zu wollen.
habe Cilla von Frankenthurn dann als Frau
heute noch nicht, wo dieses schwache zarte Geschöpf,

Die Wirren in China.
Äden, 1. Sept. Als der Rcichspostdarnpscr „Sachsen"
dem Fcldmarschall Grasen Waldcrsee an Bord
> bcn Hasen von Aden cinfuhr, nahm das französische
^Uppentransportschiff „La Champagne", dessen Besatzung
Musik aus Deck ausgestellt war, den Curs unmittcl-
langsseits des „Sachsen". Die deutsche Musik auf
Dampfer „Sachsen" spielte die „Marseillaise", wäh-
h. b die französische Musik gleichzeitig die deutsche National-
z^Ne spielte und die Truppen mit Hurrahrufcn grüßten.
Waldcrsee entsprach einer Einladung des englischen
^Uvcrncurs, wobei ein Empfang in feierlicher Weise
s, Stellung einer Ehrenwache und Salutschießcn statt-
hUm 5 Uhr nachmittags setzte Graf Waldcrsee die
Mc fort.
Tokio, 1- Sept. An der Besetzung Pekings
^Mn die Truppen der Vereinigten in folgender Stärke
h ' Japaner: 6600 Fußtruppcn, 220 Kavallerie, 53
schütze; Russen: 3300 Fußtruppcn, 180 Kavallerie,
I? beschütze: Engländer 1832 Fußtruppen, 400 Kavallerie,
^Geschütze; Franzosen: 400 Marincsoldatcn, 18 Gc-
jz hc; Amerikaner: 1600 Fußtruppcn, 150 Marincsoldatcn,
sq Kavallerie, 6 Geschütze. Am 25. August hatten sich
l-^incsischc Soldaten ergeben. Mit Ausnahme von 10,
h, 'M von den Japanern und Engländern zurückbchalteu
"en, um über die Verhältnisse in der Stadt Auskunft
h heben, wurden sic entlassen. Am 27. ergaben sich 200
^'bcaintc und die Schloßwachc, unter ihnen ein Offizier,
r nach dem japanischen Hauptquartier geführt wurde.
^Mchalb der Schloßanlagcn wurde eine große Anzahl
Hof gehöriger Damen gefunden. Es wurden alle
Anordnungen von japanischer Seite getroffen, die
gegen jede Belästigung zu schützen; anch wurde
H bn mitgctcilt, daß die japanischen Truppen ihnen
^^Ungsmirtcl zugehcn lassen würden.

rcptcmber
im Vereins^
inmluttfl
nung:

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
hv^rid hxr Psarrcr hatte dem mehr wie erstaunt anf-
h^udcn jungen Manne, der als künftiger Gatte Gcr-
Recht hatte, die Geschichte ihrer Eltern zu er-
V erM;lt, daß Georg Meynert als Student Haus-
Emilie des Grafen von Frankenthurn gc-

e Freit»
gcichlachto,
iflichst einladt'
K°pMA.
mmcr,
ästHauptstrch"
gesuch,
gute Hvpo'Lz
: des ZinsfE
pcd. d. BlasA

Deutsches Reich.
k.. Berlin, I. Sept. Das „ArmcevcrordnungSblatt" cnt-
folgenden Armeebefehl: „Durch die Aufstellung
den Transport des ostasiatischcn Expeditionskorps
den hiermit betrauten Behörden und Truppenteilen
umfangreiche und schwierige Aufgaben auf zum Teil
^Ucm Gebiete erwachsen. In verhältnismäßig kurzer Zeit
rs gelungen, die zahlreichen Fragen,' in denen cs an
^'"hrungcn bisher fehlte, in durchaus befriedigender Weise
!. sbscn. Ich nehme daher gern Veranlassung, allen Bc-
'8tcn für die Umsicht und den unermüdlichen Eifer,
°nsit die Arbeit geführt wurde, meine Anerkennung aus-
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vermieten
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shcim.

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 50 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbrcituug durch Säulenanschlag.
'----- -

Dossenheim -
)ie'Erv^d''d.^'^'' Und was sich hundertmal zugctragen, hatte sich
-———.„hier wiederholt: der arme Lehrer verliebte sich in
 
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