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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 150 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0017

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27. Jahrgang.

SWftsW: Wm Merßich 17.

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Donnerstag, 3. InU 1900.


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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger BolkSblatt" und das
bseirigc „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis S5 Pfg-,
mit den Beiblättern t<> Pfg. monatlich. Durch die
,, Post viertcliäbrlich i»<> Pfg. ohne Bestellgeld.

InsevatLttSlatt
für Keiöewerg unö Mngegenö.

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Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum s '
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Auzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen M Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Grakisvcrbreitung durch Säulcnanschlag.
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Badischer Landtag.
Karlsruhe, 2. Juli.
18. Sitzung der Ersten Kammer.
Die Sitzung wurde um 9 Uhr eröffnet.
Ter Erste Bicepräsidcm begrüßt zunächst das ucucr-
. Ute Mitglied der Ersten Kammer Herrn Prälat I>.
_ sHelbing und nimmt ihm den verfassungsmäßigen Eid ab.
.'ahn stt die Nach Anzeige der neuen Eingaben und der cingcköm-
'Nciicu Petitionen wird in die Tagesordnung ciugctrctcn.
rers Die Gesetzentwürfe: „die Einschätzung der Grundstücke
Gebäude zur Bcrinögcnsstcuer betreffend" (BerickUcr-
r Schl« ^rl,r. v. Göler-, „die Abänderung des Einkom-
^orlagc Ihre- ^^'tcnrrgksetzes" bekr. (Berichterstatter Geh. Kommcrzicu-
ii Bergheimer ! ^iffenö:,
oas Verfahren bei der Veranlagung zu den direkten
,^suern betreffend (Vcranlagungsgcsetz), Berichterstatter
-ch. Kommerzienrat Sander) wurden nach den Anträgen
"kr Kommission angcitounncn.
. Au der Diskussion beteiligten sich außer den Bericht-
^Ullttcru Finauzministcr Dr. Buchenberger, die beiden
'- U'rrn Rcgicrungskommissärc und Kommerzienrat Krafft.
Schluß der Sitzung halb 12 Uhr. Nächste Sitzung
^°rgcn früh 9 Uhr.

Der Schmied von Dirk.
Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baierlein.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
9.
> „ "Hab' ich mir's doch gleich denkt, Du arm's Huscherl,
nd uoch nicht ganz richtig bist! Vorhin hast 'zittert
i" fftzt wird Dir gar schwach, daß Du zusammcnbrichst.
sä' Einem solchen Schlangenbiß ist nicht zu trauen,
I 'angt den Leuten oftmals laug nach. Aber wart' nur,
>i,!> lctzl ein wenig g'scfscn bist und ausg'ruht hast,
^Dir wohl wieder besser werden."
» ?a suchte der Schmied das halb ohnmächtige, au seine
sll sich schmiegende Mädchen zu trösten. Als sie ihre
? - schinuncrudcn Augen aufschlug und auf sein über
v ^bcugtcs Gesicht richtete, fuhr er fort: „Meinst nicht,
s, könntest Dich allein aufrecht erhalten, nur so lang,
"wn fünf zählt? Ich macht' Dir gern einen Schemel
t'anstrageu aus der sAuben, damit Du sitzen kannst;
hinein in das schmutzige Loch führ' ich Dich nicht,
-I Das ist kein Aufenthalt für Dich."
^ -bas Mädchen nickte nur; daun machte cs sich los
-den Armen des Schmieds und stellte sich tapfer auf
, chüßc. Der letztere aber warf das Bündel, das er
k i unmcr auf dem Rücken getragen, zur Erde und eilte
°n, den versprochenen Sitz zu holen. Nach wenigen
henblickcu kam er zurück.
" ist das einzige Möbel im ganzen Haus, das wc-

Klirlsruhc, 9. Juli.
l9. Sitzung der Ersten Kammer.
Die Gesetzentwürfe:
»Die Unteilbarkeit der Grundstücke bctr." Bcrichtcr-
nwtcr: Geh. Rar Dr. Schneider.
"Die Zwangserziehung und die Bevormundung durch
egwtc der Armcuvcrwaltung bctr." (Berichterstatter: Geh.
' w Dr. Schenkelj;
"die Abänderung des Berggesetzes vom 22. Juni IGA!
ttw" (Berichterstatter ^ch. Schenkel-;
. „die Aufhebung des Pfiastergeldcs und die Ausscheidung
Landstraßen betreffend." (Berichterstatter Graf von
statt,
'''^dcn „ach Anträgen der Kommission angenommen,
rc. Desgleichen der Gesetzentwurf: „die Acudcrung und
. .^lUuiig ^nigcr Bestimmungen der Städteordnung be-
issend", nrit Streichung des in der Zweiten Kammer
^'chlossenen K .-.9.
" "^er Gcsetzcsvorschlag der Zweiten Kammer, die "Ab-
erung einiger Bestimmungen der Gemeindeordnung für
!"lhk unter die Städtcordnung fallenden Gemeinden
^Ufend wurde einstimmig abgclchnt.
", ,^^>cr die beiden zuletzt genannten Entwürfe referierte
Rar Dr. Schenkel.

är August
Sommer-
chcr Gegend,
siouären be-
u. Preis an
!t U erbeten.
Zeiseudörfcr

gen Bcding-
erestraße IO.
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;e Arbeiten
in der Ex-

-'öandrich.
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ihshcim,
ffsc Nr. !!.
n.
Dktober eine
Michaeli.
-1.
zu veriuicten
sirnftihl.

stegelhauseu.
no

Die Petition des Badischen Gaslwineverbandes, die
Aufhebung der Transferirungstaxe bctr. und dic Maßnahmen
gegen den übcrhandnehmcndcn Flaschcnbicrhandel wurden
durch Ucbcrgang zur Tagesordnung erledigt. (Bericht-
erstatter: Frhr. v. Rüdr.)
An der Diskussion beteiligten sich außer dem Bericht-
erstatter die beiden Herren Minister und Geh. Hofrak v.
R ü mcli n.

Karlsruhe, 4. Juli.
Z weite K a m in c r.
Abg. Wilckcns berichtet über die Eingabe des Süd
deutschen Eiscnbahnrcfornwcrcius, der die bekannten Wünsche
in Bezug auf das Kilomctcrhcft vorträgt, die in der Budget-
kommission schon bei Beratung des Eisenbahnbudgets An
crkcnnung gefunden haben und auch im Wilckcns'schcn
Bericht nicdcrgclcg! uud von der Kammer seiner Zeit an
genommen worden sind. Die Kammer erklärt deshalb die
Eingabe durch dic Verhandlungen des Eiscnbnhubudgets
für erledigt. Der Berichterstatter bringt sodann den vor
einigen Tagen in der Berliner „Post" erschienenen Artikel
zur Sprache, in dem ansgcführt wird, daß die süddeutschen
Regierungen sich zwar sehr gern der preußischen Eisenbahn-
verwaltung als Dcckungsmittcl gegenüber den LandcS-
! Vertretungen bedienen, aber aus das Unliebsamste berührt
sein würden, wenn die preußische Staatsbahnverwaltung die
Initiative zu einer Ermäßigung der Pcrsoncmarifc ergriffe,
die sic zur Nachfolge nölige.
Abg. Rohrhurst berichtet über die Petition der Volks-
schullehrer, dic besonders die Einreihung der Hauptlchrcr
an den Volksschulen in die Gehaltstarife anstrcben. Die
Kommission hat überaus entgegenkommend!' Beschlüsse gefaßt.
Staatsminister Nokk erklärt, daß die Regierung die
Kommissionsanträgc acecptiercn und sorgfältig in Erwägung
ziehen werde. Bei Revision des Gehaltstarifs werde eine
Besserstellung der Lehrer erfolgen und auch die Frage der
Einreihung erwogen werden. Die Kommissionsnuträge.
werden einstimmig angenommen.
Morgen 9 Uhr Petitionen.
Deutsches Neich.
Wilhelmshaven, 4. Juli. Nach dem Ltapcllauf der
„Wittclsbach" fand im Offizicrkäsino ein Festmahl statt,
bei dem Prinz Rupprecht von Bayern seinen Dank
uud seine Freude für seine Stellung L I» suite auSdrücktc
und ein mit stürmischer Begeisterung aufgenommencs Hoch
auf den Chef der deutschen Marine, den Kaiser, ausbrachtc.
Der Kaiser brachte hierauf einen Trinkspruch auf den
Prinzen aus, in dem er ihm für seine freundlichen Worte

dankte und au Episoden aus der Vorgeschichte der Wittels-
bacher uud Hohenzollcrn erinnerte. Der Prinz sei in die-
sen Tagen der Zeuge historischer Augenblicke gewesen; er
habe sich überzeugen können, daß Deutschland zur Welt-
politik gezwungen sei. Der Oeean sei unentbehrlich für
Deutschlands Größe. Das beweise aber auch, daß auf
ihm und jenseits von ihm ohne Deutschland und den deut-
schen Kaiser keine große Entschcidnug mehr fallen darf.
Das deutsche Volk habe vor llO Jahren nicht
gesiegt und geblutet, um sich bei großen aus-
wärtigen Entscheidungen beiseite schieben zu
lassen. Wenn das geschähe, so wäre cs mit der Welt-
machtstellung des deutschen Volkes vorbei. Der Kaiser sei
nicht gewillt, es hierzu kommen zu lassen, sondern hierzu
dic geeignetsten,. auch schärfsten Mittel auznwenden. Es
sei des Kaisers Pflicht, seine schönste Pflicht und sein schön-
stes Vorrecht. Er, der Kaiser sei überzeugt, daß er hier-
bei Deutschlands Fürsten und das gesamte Volk fest und
geschlossen hinter sich habe. Der Kaiser sprach schließlich
den Wunsch ans, daß wie 1870 das Reich allezeit der
Unterstützung des Hauses Wittelsbach sicher sei und daß
des Prinzen Rupprecht Interesse für dic Marine dieser
allezeit lebendig erhalten bleibe.
Arankrei ch.
Paris, 4. Juli. Der „Figaro" schreibt, die Rede
Kaiser Wilhelms habe in Frankreich einen starken
Wie der hall gefunden. Der Kaiser habe jene Sprache
geführt, der Frankreich immer Beifall zollen werde. Er
habe, wie schon so oft, auch diesmal in den richtigen be-
redten Ton angeschlagen. Wenn man die Ansprache in
ihren Einzelheiten prüfe, so sehe man, daß sie von poli-
tisch e m G c i st e a l l c r c r st c n R a u g e s erfüllt sei. Kaiser
Wilhelm habe seine Soldaten daran erinnert, daß dic Russen,
Engländer und Franzosen für die Sache der Civilisation
und des Christentums kämpfen. Diese patriotischen Worte,
angesichts deren alle Meinungsverschiedenheiten verschwänden
müsse man rückhaltlos bewundern. Der „Matin" er-
klärt, dic Ansprache des Kaiser gebe in beredeter Weise dem
Gefühl der Solidarität Ausdruck, das angesichts der
gemeinsam erlittenen Unbilden die Herzen aller Europäer
erfülle. Der Sinn der Rede gehe dahin, daß die Fahne
nicht einer einzelnen Macht, sondern die der Mächte von
Europa, dic sich zu ciucm Werke der Menschlichkeit und
Civilisation vereinigt haben, auf den Mauern von Peking
wehen müßten. Die „Lantcrne" schreibt, cs sei unmög-
lich, sich thatkräftigcr und klarer auszusprcchcn; eine solche
Erklärung käme ungefähr einer Kriegserklärung gleich.

uigsrens vier g'sunde Beine hat", sagte er, einen Stuhl
mit zerbrochener Lehne herbeitragend, „Du mußt halt vor-
lieb nehmen damit. Wir stellen das Ding dorthin unter
die Hollcrstaud'n am Rain, da hast Schatten und kannst
Dich erholen. Wenn Dich alsdann kräftig g'nug fühlst,
begleit' ich Dich heim bis an Deines Vaters Hof. Be-
schreiten thu' ich denselben freilich niemals wieder; denn
der Bauer Hal mich behandelt wie einen Lumpen uud
Gaudicb, hat mich g'schimpft und mich hinansg'schasft aus
seinem Haus."
Rosl hatte mittlerweile unter dem Strauch Platz ge-
nommen.
„Was hat's 'geben zwischen Dir und meinem Vater?"
fragte sie zaghaft. „Die Mutter hat mir 'was erzählt
davon, aber nichts Halb's und nicht Ganzes. Es wär'
mir recht, wenn ich die Sach' g'nau erfahren thät."
„Was wird's geben Haber?" meinte er mit einem An-
flug von Verdruß. „Einen hochmütigen Bauer hab' ich
kennen g'lernt, der mich ang'schrieen hat, als wär' ich
ein Galgenvogel, und dem Henker g'rad noch auf dem
Richtplatz davong'laufcn. Aber Du, Madl, kannst ja
nichts dafür, daß Dein Vater grob ist, wie ungebleichte
Sackleinwand; drum sollst Du auch hören, wie sich dic
Lach' zu'trageu hat."
Und nun erzählte Gottfried wahrheitsgetreu, wie es
ihm in des Vorstehers Haus ergangen war.
„Am meisten ärgert mich", schloß er seinen Bericht,
„daß ich rcilwcis selbst schuld bin an dem Skandal. „Härt'
ich mich von demselben Korbflechter nicht übertölpeln lassen,

so hält' ich das HänSI auch nicht kauft, weil ich dann
noch vor dem Kauf gewahr worden wär', in welchem Ruf
cs stehl. Für's Geld geigt mau, und für mein Geld
würd' ich anderswo wohl auch eine Heimat g'fuudcn ha-
ben. Ich wär' dann niemals nicht nach Pirk und Deinem
Vater nicht unter die Augen 'kommen. Freilich hält' ich
alsdann auch Dich nicht kennen g'lernt, Rosl! Und wenn
ich das bedenk', so mein' ich schier, ich bin doch nicht ganz
umsonst da g'wcscn im Dorf. Wenigstens nehm' ich dic
schönst', die liebste Erinnerung jetzt mit mir hinaus in
dic weite Welt."
Rosl hatte den Schmied ruhig zu Ende sprechen lassen,
ohne seine lange Auseinandersetzung zu unterbrechen. Als
er nun schwieg, sagte sie: „Du hast schon zweimal davon
g'rcdet, daß Du in die weite Welt geh'n willst. Wie soll
ich das vcrsich'n? Du hast doch die „Bi - —"
„Sag's nur! Sprich's nur aus das Wort!" rief der
Bursche heftig, da das Mädchen zögerte und dic schimpf-
liche Bezeichnung nicht über dic Lippen bringen konnte.
„Weil ich dic „Binggcs-Hütteu" mir hab' an den Hals
hängen lassen, glaubst, ich müßt' im Dorf bleiben! Gott
sei Dank, so weit g'schlt ist's doch nicht: ich zahl' Reu-
geld und hab' die Sach' wieder los. Aber hör' einmal,
Madl, meinst denn ich blieb hier, auch wenn ich dic Hüt-
ten b'haltcn müßt'?"
„Warum nicht?"
„Du magst noch fragen, warum? Weil ein rechtschaf-
fener Mensch es nicht bei Euch aushaltcn kann! Weil
Ihr Kraut und Rüben in einen Topf werft und einen
 
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