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yr. 238. 27. Jahrgang.
MWW: ü,i!N MrWk 3
Msttsv
Freitag, 12. Gktsker IbOO.
WW^k: Mm Msrßrch N.
NMelberger Ameigkr.
Li)
Truppen dm Kaiserpalast und verdrängten die
Chinesen, welche mit Erlaubnis der Russen, aber ohne
vorhergegangene Anfrage bei den anderen Mächten, nach
dem Palast zurückgckehrt waren. Die Deutschen be-
setzten den Palast der Kaiserin-Witwe, welchen die
Russen, nachdem sie ihn geplündert, den Chinesen wieder
cingeräumt hatten^ Die Russen ziehen heute ihre
Soldaten aus Peking zurück.
Peking, ll. Okt. Das Rcutersche Bureau meldet:
Ein kaiserliches Edikt ist erschienen, welches die sofortige
Hinrichtung von Kangyi, Tschaotschido und den anderen
an dem Ausbruch der Bo xerbcwegung beteiligten
hohen B eamten und die Verbannung des Prinzen Tuan
nach der militärischen Poststraße von Kaschgarien befiehlt.
Prinz Uih und der Herzog Tschai l an werden zu lebens-
länglichem Kerker verurteilt.
eine Rede, und sprach bei den drei Hammerschlägen fol-
gende Worte:
„So weihe ich diesen Stein mit dem ersten Schlage
der Erinnerung an Kaiser Friedrich III., mit dem zweiten
Schlage der deutschen Jugend und den Heranwachsenden
Geschlechtern, die hier in dem ncuerstehenden Museum
lernen mögen, was. ein Weltreich bedeutet, und mit dem
dritten der Zukunft unseres deutschen Vaterlandes, dem
es beschicken sein möge, in künftigen Zeiten durch das ein-
heitliche Zusammenwirken von Fürsten und Völkern, ihren
Heeren und Bürgern so gewaltig, so fest geeint und so
maßgebend zu werden, wie cs einst das römische Weltreich
war, damit cs auch in Zukunft dereinst heißen möge wie
in alter Zeit „Oivis romannin 8nin", nunmehr: „Ich
bin ein deutscher Bürger."
darin, die Jngeborg an ihm gewöhnt war, und forschend
sah sie ihn an. Aber schon trat er zu ihrer Großmutter,
der Gräfin Frankenthurn, einer alten, gebrochenen, von einer
schrecklichen Nervenkrankheit heimgcsuchten Frau, die fast
zusammengekaucrt im Fauteuil saß, küßte ihr die Hand
und hieß sie willkommen. Die Hand seiner Fran fest-
haltend, die er noch nicht aus der seinen gelassen hatte,
sagte er mit einer Stimme, der man die mühsam be-
herrschte Aufregung anhörte: „Erlaube, liebe Tante, daß
ich Dir meine Frau vorstelle. — Liebe Gertrud, die Dame
ist eine Verwandte und treue Freundin meiner Mutter,
s Gräfin Frankenthurn."
Gertruds Antlitz verlor bei den ersten Worten ihres
Mannes etwas von seiner Starrheit, ja ein liebenswür-
diges Lächeln der Begrüßung spielte um ihre Lippen. Die
alte Dame sah so unbeschreiblich krank und traurig aus,
daß ein warmes Mitleid ^Gertruds Herz schwellte; sie
vergaß ihren eigenen Schmerz und verlor etwas von ihrer
starren Zurückhaltung. Da fiel indeß der Name, und die
junge Frau prallte förmlich zurück. „Wer, wer ist die
Dame?" fragte sie tonlos.
Doch etwas Seltsames ging auch mit der Gräfin
Frankenthurn vor. Wie von namenlosem Schrecken er-
faßt, starrte sie die junge Frau an; mühsam hatte sie
sich aufgerichtet; beide Hände auf die Seitenlehne des
Fauteuils gestützt, die tiefliegenden, düsteren Augen weit
ausgerisscn, als sähe sie eine furchtbare Erscheinung vor
sich, schien sie unvermögend, nur einen Laut hervorzu-
bringen.
Vermischte Nachrichten.
M. Bretten, II. Okt. sVcrbranntj. Wie nun-
mehr sestgestellt ist, ist der bei dem Brande in der Störr-
mühle bei Knittlingen vermißte Knecht, welcher der fahr-
Der südafrikanische Krieg.
Prätoria, II. Okt. Lord Roberts meldet von
hier: Bei Kaapmuidcn wurde bei dem Bahnübergang über
den Kaapfluß vorgestern ein Eisenbahnzug zum Um-
stürzen gebracht. Drei Mann wurden getötet, ein
Offizier und fünfzehn Mann verletzt. Alle gehören der 6.
Batterie an. Außerdem wurden 40 Stück Vieh getötet.
Als General Paget von der 5. Brigade mit 18 Mann
und 2 Jngenieuroffizieren später an der Eisenbahn ent-
lang ging, um sich über den Schaden zu vergewissern,
wurde er von den Buren, die ans der Lauer lagen, be-
schossen. Capitän Stewart von der Schützenbrigade hörte
das Schießen und eilte mit 40 Mann zu Hilfe. Unsere
Verluste sind schwer. Kapitän Stewart und ein Mann
wurden getötet. Paget und ein anderer Offizier und fünf
Mann schwer verletzt. Ein Jngcnieuroffizicr und 10
Mann gerieten in Gefangenschaft.
Lydcnburg, II. Okt. Das Rcutersche Bureau
meldet von hier, daß die Buren am 1. d. M., morgens
zwischen 6 und 7 Uhr Bullers Lager bei Krügerpost be-
schossen. Die Briten hatten wenig Verluste. Eine Ab-
teilung von 2000 Mann Kavallerie verließ das Lager,
um die Geschütze der Buren zu nehmen. Sie ritten 4
Stunden nach dem Hügel, wo die Buren ihre Stellungen
innchattcn. Doch als sie dort ankamen, fanden sic weder
Buren noch Kanonen vor.
Deutsches Meich.
LN. Konstanz, II. Okt. Prinz und Prinzessin Max
bon Baden reisten nach Verabschiedung vom Großherzogs-
paare nach Kopenhagen zum Besuche des dänischen Hofes.
Berlin, 10. Okt. Das „Militär-Wochenblatt" hat
Wohl noch niemals eine so umfangreiche Zahl von Per-
wncnvcräudernngen der Militärjustizbeamten zu bringen
gehabt, wie sie durch die neue Militärstrafgerichtsordnung
Wit dem I, Oktober erforderlich wurden. Außer drei
Mitgliedern des Gcncralauditoriats wurden 16 Auditeure
bei Armeekorps, Divisionen, Gouverneurs u. s. w. zum
genannten Zeitpunkt in den Ruhestand versetzt. Sodann
wurden durch allerhöchste Bestallungen 10 Korps- und 20
Divisionsauditeure zu Obcrkricgsrätcn ernannt, wobei den
iechszchn Aelteften der Stcllcnrang der 3. Klasse der
Zäheren Provinzialbcamtcu verliehen wurde; darunter be-
enden sick Ober- und Corpsauditeur B eck er vom 14. CorpS-
Und Divisionsauditcur Justizrat Hengstenberg der 14.
Division, die bei den genannten Truppenteilen verblieben
ßud. Von den 196 Stellen für richterliche Beamte blicben
b unbesetzt. An Militärgerichtsschreibcrn wurden im
ganzen 104 augcstellt, (beim 14. Armeekorps 13) ein Teil
davon wurden zunächst mit Wahrnehmung der Stelle be-
auftragt.
Homburg v. d. H>, I I. Okt. Pünktlich um I I Uhr
^af der Kaiser in der Uniform des 1. Garderegiments
'ait der Kaiserin, welche schwarz gekleidet war, vor dem
^aalburgcr Kastell ein, und wurde vom Bürgermeister
'uit einer Ansprache begrüßt. In Begleitung des Kaisers
sparen Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen,
Prinz Friedrich Karl von Hessen und Gemahlin und
zahlreiche Gefolge. Als die Herrschaften sich zu Fuß
^ach der Saalburg begaben, schmetterten die Fanfaren rö-
mischer Tubenbläfer von der Brücke, welche die Türme
^r Porta Dccumana verbinden. Die Thore öffneten sich,
römischen Wachen traten herans und der Präfekt be-
A'üßke den Kaiser mit einer lateinischen Ansprache unter
^vrantritt von kränzegcschmücktcn Knaben. Soldaten führten
Herrschaften in die Via Triumphalis bis vor das
provisorisch errichtete Saeellum. Hier hatte die Festver-
^wmlung Platz genommen. Als der Kaiser vor dem
^accllum angckommen war, trat ihm der Legat entgegen
M'p sprach die von Lauff gedichteten Verse. Sodann er-
?l<ftc die Grundsteinlegung. Geheimrat v. Lucanus vcr-
die von Professor Mommsen verfaßte lateinische Ur-
M^de, unmittelbar daraus der Kultusminister eine deutsche
.stunde. Der Kaiser unterzeichnete beide Urkunden, die-
sigen wurden in den Grundstein versenkt und dieser wieder
^gemauert. Der Kaiser ergriff sodann den Hammer, hielt
Die Wirren in China.
Berlin, II. Okt. Am 12. Okt. tritt eine größere
Truppenabteilung, bestehend aus Deutschen, Engländern,
Franzosen und Italienern, unter französischem Oberbefehl
den Marsch von Tientsin nach Paotingfu an; gleichzeitig
marschiert eine gemischte Truppcnabteilung unter englischem
Oberbefehl von Peking nach dort. Beabsichtigt ist eine
gemeinsame Operation beider Heeressäulen gegen Pavting-
fu. Der Marsch nach Paotingfu wird ungefähr eine
Woche beanspruchen. Die Lage in Südchina ist
sehr kritisch; zwei Handelsschiffe wurden angegriffen,
wobei zwei Leute schwer verwundet wurden. Der Di-
strikt Hunan ist in Aufruhr. Graf Waldcrsee reist
am kommenden SamStag von Tientsin nach Peking. Die
Deutschen warten Verstärkungen in Tientsin ab. Weitere
Maßnahmen sind beabsichtigt. Die telegraphische
Verbindung von Tientsin nach Peking ist hergcstellt.
Tientsin, II. Okt. Gestern wurde folgender eng-
lischer Brigadebefehl erlassen:
Feldmarschall Graf Waldcrsee hat am 27. Sept,
den Oberbefehl über die verbündeten Truppen in Petschili
übernommen. Bei dem Befehl äußerte er sich wie
folgt: Es erfüllt mein Herz mit Stolz und hoher
Freude, daß ich an die Spitze so ausgezeichneter Truppen
gestellt bin, die schon so rühmliche Beweise ihres Helsen-
mutes gegeben haben. Wohl wissend, daß ich mit einer
schwierigen Aufgabe betraut bin, habe ich die feste
Ueberzcugung, daß es mir bald und sicher gelingen
wird, mit Hilfe dieser Truppen das mir gesteckte Ziel
zu erreichen, jetzt da diese Truppen unter einem einzigen
Führer vereint sind.
Peking, II. Okt. Die „Times" meldet vom 4.
d. M.: Gestern besetzten englische und italienische
Wie es endete. !
Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.) !
(Fortsetzung.)
Herbert hatte den Arm seiner Frau wieder ergriffen!
schritt ziemlich rasch bis zu dem Erker, in welchem -
..I Damen in lebhaftem Gespräch saßen, das beim Ein-
-.üt des Paares verstummte. Zwei der Damen, es waren
^'pgeborg Preycrn und Klementine, erhoben sich und die j
sch"" Herberts Frau entgegcngchen zu wollen;
Ne blieb wie gebannt stehen, da sie einen Blick auf
Antlitz der jungen Gräfin geworfen hatte. Nie glaubte
Weborg etwas Schöneres, aber nie auch etwas Kälteres,
j. "ahbareres gesehen zu halun. Sie ahnte ja nicht, daß
"rrne Gertrud immer Qualen ausstand, wenn sic sich
Schwiegermutter gegenüber befand, und welcher
>"^pf und welche seelische Erschütterung ihr der heutige
; gebracht hatte; sie würde es sonst begreiflich gefunden
I'M daß die Mienen Gertruds den Hauch eisiger Kälte
h, r^hwen, da diese nicht zeigen wollte, wie schwer sie litt,
M Ucbcrwindung es sie kostete, der Frau gegenüber
zy ^s.hen, die vor ganz kurzer Zeit ihr die größte Schmach
hatte. Und noch sollte der Tag nicht enden, ohne
U wiederum Neues, Ungeahntes auf sie cinstürmtc.
llr- "Jngeborg, liebe Inge, ist das eine Ueberraschung!"
iyh Hubert und drückte herzlich die Hand der schönen
Dame, die neben Klementine stand. Sein Ton
3 fröhlich; aber es lag doch nicht volle Unbefangenheit
„Großmutter, was ist Dir?" rief Jngeborg bestürzt
und näherte sich der Kranken. Auch die alte Gräfin
Landskron, der fast ein Seufzer der Erleichterung bei
Gertruds Eintritt entfloh, hatte sich erhoben und war zu
ihrer Kousine getreten. Doch diese wehrte heftig ab. „Nein,
nein, nein! stöhnte sie, und endlich brach etwas wie ein
Schrei hervor: „Cilla! — mein Kind! — Cilla! —"
Dann schloß sie die Augen und sank wie in halber Ohn-
macht zurück,
„Wasser! — Einen Arzt!" rief Jngeborg und schon
hatte Klementine ihr ein Glas Wasser gereicht, das Jnge-
borg an die schmalen bläulichen Lippen der Kranken hielt,
und Herbert hatte einen Diener herbeigcrufen, dem er be-
fahl, schleunigst anspannen zu lassen und den Hausarzt
der Familie zu holen.
Mittlerweile hatte die Gräfin Frankenthurn wieder die
Lippen geöffnet. Sie trank von dem Wasser und richtete
sich mit übermenschlicher Anstrengung auf. Angstvoll ver-
wirrt schaute sic um sich, bis ihr Blick Gertrud traf, die
leichenblaß und mit unheimlicher äußerer Ruhe und Ge-
faßtheit gegen das Fenster lehnte und mit seltsamem Aus-
druck in den schönen Augen, in denen der innere Kampf,
der iu ihr tobte, deutlich geschrieben stand, auf die Kranke
blickte. Noch höher richtete sich die Gräfin Frankenthurn
empor, in den düsteren Blicken flammte cs auf, und mit
all der kraftvollen Energie, die sie einst besessen, und die
ihre jüngste Tochter so unglücklich gemacht, rief sie der
Schloßherrin zu: „Kommen Sie aus dem Schatten! Ich
muß Sie sehen, wer sind Sie?"
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Freitag, 12. Gktsker IbOO.
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NMelberger Ameigkr.
Li)
Truppen dm Kaiserpalast und verdrängten die
Chinesen, welche mit Erlaubnis der Russen, aber ohne
vorhergegangene Anfrage bei den anderen Mächten, nach
dem Palast zurückgckehrt waren. Die Deutschen be-
setzten den Palast der Kaiserin-Witwe, welchen die
Russen, nachdem sie ihn geplündert, den Chinesen wieder
cingeräumt hatten^ Die Russen ziehen heute ihre
Soldaten aus Peking zurück.
Peking, ll. Okt. Das Rcutersche Bureau meldet:
Ein kaiserliches Edikt ist erschienen, welches die sofortige
Hinrichtung von Kangyi, Tschaotschido und den anderen
an dem Ausbruch der Bo xerbcwegung beteiligten
hohen B eamten und die Verbannung des Prinzen Tuan
nach der militärischen Poststraße von Kaschgarien befiehlt.
Prinz Uih und der Herzog Tschai l an werden zu lebens-
länglichem Kerker verurteilt.
eine Rede, und sprach bei den drei Hammerschlägen fol-
gende Worte:
„So weihe ich diesen Stein mit dem ersten Schlage
der Erinnerung an Kaiser Friedrich III., mit dem zweiten
Schlage der deutschen Jugend und den Heranwachsenden
Geschlechtern, die hier in dem ncuerstehenden Museum
lernen mögen, was. ein Weltreich bedeutet, und mit dem
dritten der Zukunft unseres deutschen Vaterlandes, dem
es beschicken sein möge, in künftigen Zeiten durch das ein-
heitliche Zusammenwirken von Fürsten und Völkern, ihren
Heeren und Bürgern so gewaltig, so fest geeint und so
maßgebend zu werden, wie cs einst das römische Weltreich
war, damit cs auch in Zukunft dereinst heißen möge wie
in alter Zeit „Oivis romannin 8nin", nunmehr: „Ich
bin ein deutscher Bürger."
darin, die Jngeborg an ihm gewöhnt war, und forschend
sah sie ihn an. Aber schon trat er zu ihrer Großmutter,
der Gräfin Frankenthurn, einer alten, gebrochenen, von einer
schrecklichen Nervenkrankheit heimgcsuchten Frau, die fast
zusammengekaucrt im Fauteuil saß, küßte ihr die Hand
und hieß sie willkommen. Die Hand seiner Fran fest-
haltend, die er noch nicht aus der seinen gelassen hatte,
sagte er mit einer Stimme, der man die mühsam be-
herrschte Aufregung anhörte: „Erlaube, liebe Tante, daß
ich Dir meine Frau vorstelle. — Liebe Gertrud, die Dame
ist eine Verwandte und treue Freundin meiner Mutter,
s Gräfin Frankenthurn."
Gertruds Antlitz verlor bei den ersten Worten ihres
Mannes etwas von seiner Starrheit, ja ein liebenswür-
diges Lächeln der Begrüßung spielte um ihre Lippen. Die
alte Dame sah so unbeschreiblich krank und traurig aus,
daß ein warmes Mitleid ^Gertruds Herz schwellte; sie
vergaß ihren eigenen Schmerz und verlor etwas von ihrer
starren Zurückhaltung. Da fiel indeß der Name, und die
junge Frau prallte förmlich zurück. „Wer, wer ist die
Dame?" fragte sie tonlos.
Doch etwas Seltsames ging auch mit der Gräfin
Frankenthurn vor. Wie von namenlosem Schrecken er-
faßt, starrte sie die junge Frau an; mühsam hatte sie
sich aufgerichtet; beide Hände auf die Seitenlehne des
Fauteuils gestützt, die tiefliegenden, düsteren Augen weit
ausgerisscn, als sähe sie eine furchtbare Erscheinung vor
sich, schien sie unvermögend, nur einen Laut hervorzu-
bringen.
Vermischte Nachrichten.
M. Bretten, II. Okt. sVcrbranntj. Wie nun-
mehr sestgestellt ist, ist der bei dem Brande in der Störr-
mühle bei Knittlingen vermißte Knecht, welcher der fahr-
Der südafrikanische Krieg.
Prätoria, II. Okt. Lord Roberts meldet von
hier: Bei Kaapmuidcn wurde bei dem Bahnübergang über
den Kaapfluß vorgestern ein Eisenbahnzug zum Um-
stürzen gebracht. Drei Mann wurden getötet, ein
Offizier und fünfzehn Mann verletzt. Alle gehören der 6.
Batterie an. Außerdem wurden 40 Stück Vieh getötet.
Als General Paget von der 5. Brigade mit 18 Mann
und 2 Jngenieuroffizieren später an der Eisenbahn ent-
lang ging, um sich über den Schaden zu vergewissern,
wurde er von den Buren, die ans der Lauer lagen, be-
schossen. Capitän Stewart von der Schützenbrigade hörte
das Schießen und eilte mit 40 Mann zu Hilfe. Unsere
Verluste sind schwer. Kapitän Stewart und ein Mann
wurden getötet. Paget und ein anderer Offizier und fünf
Mann schwer verletzt. Ein Jngcnieuroffizicr und 10
Mann gerieten in Gefangenschaft.
Lydcnburg, II. Okt. Das Rcutersche Bureau
meldet von hier, daß die Buren am 1. d. M., morgens
zwischen 6 und 7 Uhr Bullers Lager bei Krügerpost be-
schossen. Die Briten hatten wenig Verluste. Eine Ab-
teilung von 2000 Mann Kavallerie verließ das Lager,
um die Geschütze der Buren zu nehmen. Sie ritten 4
Stunden nach dem Hügel, wo die Buren ihre Stellungen
innchattcn. Doch als sie dort ankamen, fanden sic weder
Buren noch Kanonen vor.
Deutsches Meich.
LN. Konstanz, II. Okt. Prinz und Prinzessin Max
bon Baden reisten nach Verabschiedung vom Großherzogs-
paare nach Kopenhagen zum Besuche des dänischen Hofes.
Berlin, 10. Okt. Das „Militär-Wochenblatt" hat
Wohl noch niemals eine so umfangreiche Zahl von Per-
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gehabt, wie sie durch die neue Militärstrafgerichtsordnung
Wit dem I, Oktober erforderlich wurden. Außer drei
Mitgliedern des Gcncralauditoriats wurden 16 Auditeure
bei Armeekorps, Divisionen, Gouverneurs u. s. w. zum
genannten Zeitpunkt in den Ruhestand versetzt. Sodann
wurden durch allerhöchste Bestallungen 10 Korps- und 20
Divisionsauditeure zu Obcrkricgsrätcn ernannt, wobei den
iechszchn Aelteften der Stcllcnrang der 3. Klasse der
Zäheren Provinzialbcamtcu verliehen wurde; darunter be-
enden sick Ober- und Corpsauditeur B eck er vom 14. CorpS-
Und Divisionsauditcur Justizrat Hengstenberg der 14.
Division, die bei den genannten Truppenteilen verblieben
ßud. Von den 196 Stellen für richterliche Beamte blicben
b unbesetzt. An Militärgerichtsschreibcrn wurden im
ganzen 104 augcstellt, (beim 14. Armeekorps 13) ein Teil
davon wurden zunächst mit Wahrnehmung der Stelle be-
auftragt.
Homburg v. d. H>, I I. Okt. Pünktlich um I I Uhr
^af der Kaiser in der Uniform des 1. Garderegiments
'ait der Kaiserin, welche schwarz gekleidet war, vor dem
^aalburgcr Kastell ein, und wurde vom Bürgermeister
'uit einer Ansprache begrüßt. In Begleitung des Kaisers
sparen Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen,
Prinz Friedrich Karl von Hessen und Gemahlin und
zahlreiche Gefolge. Als die Herrschaften sich zu Fuß
^ach der Saalburg begaben, schmetterten die Fanfaren rö-
mischer Tubenbläfer von der Brücke, welche die Türme
^r Porta Dccumana verbinden. Die Thore öffneten sich,
römischen Wachen traten herans und der Präfekt be-
A'üßke den Kaiser mit einer lateinischen Ansprache unter
^vrantritt von kränzegcschmücktcn Knaben. Soldaten führten
Herrschaften in die Via Triumphalis bis vor das
provisorisch errichtete Saeellum. Hier hatte die Festver-
^wmlung Platz genommen. Als der Kaiser vor dem
^accllum angckommen war, trat ihm der Legat entgegen
M'p sprach die von Lauff gedichteten Verse. Sodann er-
?l<ftc die Grundsteinlegung. Geheimrat v. Lucanus vcr-
die von Professor Mommsen verfaßte lateinische Ur-
M^de, unmittelbar daraus der Kultusminister eine deutsche
.stunde. Der Kaiser unterzeichnete beide Urkunden, die-
sigen wurden in den Grundstein versenkt und dieser wieder
^gemauert. Der Kaiser ergriff sodann den Hammer, hielt
Die Wirren in China.
Berlin, II. Okt. Am 12. Okt. tritt eine größere
Truppenabteilung, bestehend aus Deutschen, Engländern,
Franzosen und Italienern, unter französischem Oberbefehl
den Marsch von Tientsin nach Paotingfu an; gleichzeitig
marschiert eine gemischte Truppcnabteilung unter englischem
Oberbefehl von Peking nach dort. Beabsichtigt ist eine
gemeinsame Operation beider Heeressäulen gegen Pavting-
fu. Der Marsch nach Paotingfu wird ungefähr eine
Woche beanspruchen. Die Lage in Südchina ist
sehr kritisch; zwei Handelsschiffe wurden angegriffen,
wobei zwei Leute schwer verwundet wurden. Der Di-
strikt Hunan ist in Aufruhr. Graf Waldcrsee reist
am kommenden SamStag von Tientsin nach Peking. Die
Deutschen warten Verstärkungen in Tientsin ab. Weitere
Maßnahmen sind beabsichtigt. Die telegraphische
Verbindung von Tientsin nach Peking ist hergcstellt.
Tientsin, II. Okt. Gestern wurde folgender eng-
lischer Brigadebefehl erlassen:
Feldmarschall Graf Waldcrsee hat am 27. Sept,
den Oberbefehl über die verbündeten Truppen in Petschili
übernommen. Bei dem Befehl äußerte er sich wie
folgt: Es erfüllt mein Herz mit Stolz und hoher
Freude, daß ich an die Spitze so ausgezeichneter Truppen
gestellt bin, die schon so rühmliche Beweise ihres Helsen-
mutes gegeben haben. Wohl wissend, daß ich mit einer
schwierigen Aufgabe betraut bin, habe ich die feste
Ueberzcugung, daß es mir bald und sicher gelingen
wird, mit Hilfe dieser Truppen das mir gesteckte Ziel
zu erreichen, jetzt da diese Truppen unter einem einzigen
Führer vereint sind.
Peking, II. Okt. Die „Times" meldet vom 4.
d. M.: Gestern besetzten englische und italienische
Wie es endete. !
Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.) !
(Fortsetzung.)
Herbert hatte den Arm seiner Frau wieder ergriffen!
schritt ziemlich rasch bis zu dem Erker, in welchem -
..I Damen in lebhaftem Gespräch saßen, das beim Ein-
-.üt des Paares verstummte. Zwei der Damen, es waren
^'pgeborg Preycrn und Klementine, erhoben sich und die j
sch"" Herberts Frau entgegcngchen zu wollen;
Ne blieb wie gebannt stehen, da sie einen Blick auf
Antlitz der jungen Gräfin geworfen hatte. Nie glaubte
Weborg etwas Schöneres, aber nie auch etwas Kälteres,
j. "ahbareres gesehen zu halun. Sie ahnte ja nicht, daß
"rrne Gertrud immer Qualen ausstand, wenn sic sich
Schwiegermutter gegenüber befand, und welcher
>"^pf und welche seelische Erschütterung ihr der heutige
; gebracht hatte; sie würde es sonst begreiflich gefunden
I'M daß die Mienen Gertruds den Hauch eisiger Kälte
h, r^hwen, da diese nicht zeigen wollte, wie schwer sie litt,
M Ucbcrwindung es sie kostete, der Frau gegenüber
zy ^s.hen, die vor ganz kurzer Zeit ihr die größte Schmach
hatte. Und noch sollte der Tag nicht enden, ohne
U wiederum Neues, Ungeahntes auf sie cinstürmtc.
llr- "Jngeborg, liebe Inge, ist das eine Ueberraschung!"
iyh Hubert und drückte herzlich die Hand der schönen
Dame, die neben Klementine stand. Sein Ton
3 fröhlich; aber es lag doch nicht volle Unbefangenheit
„Großmutter, was ist Dir?" rief Jngeborg bestürzt
und näherte sich der Kranken. Auch die alte Gräfin
Landskron, der fast ein Seufzer der Erleichterung bei
Gertruds Eintritt entfloh, hatte sich erhoben und war zu
ihrer Kousine getreten. Doch diese wehrte heftig ab. „Nein,
nein, nein! stöhnte sie, und endlich brach etwas wie ein
Schrei hervor: „Cilla! — mein Kind! — Cilla! —"
Dann schloß sie die Augen und sank wie in halber Ohn-
macht zurück,
„Wasser! — Einen Arzt!" rief Jngeborg und schon
hatte Klementine ihr ein Glas Wasser gereicht, das Jnge-
borg an die schmalen bläulichen Lippen der Kranken hielt,
und Herbert hatte einen Diener herbeigcrufen, dem er be-
fahl, schleunigst anspannen zu lassen und den Hausarzt
der Familie zu holen.
Mittlerweile hatte die Gräfin Frankenthurn wieder die
Lippen geöffnet. Sie trank von dem Wasser und richtete
sich mit übermenschlicher Anstrengung auf. Angstvoll ver-
wirrt schaute sic um sich, bis ihr Blick Gertrud traf, die
leichenblaß und mit unheimlicher äußerer Ruhe und Ge-
faßtheit gegen das Fenster lehnte und mit seltsamem Aus-
druck in den schönen Augen, in denen der innere Kampf,
der iu ihr tobte, deutlich geschrieben stand, auf die Kranke
blickte. Noch höher richtete sich die Gräfin Frankenthurn
empor, in den düsteren Blicken flammte cs auf, und mit
all der kraftvollen Energie, die sie einst besessen, und die
ihre jüngste Tochter so unglücklich gemacht, rief sie der
Schloßherrin zu: „Kommen Sie aus dem Schatten! Ich
muß Sie sehen, wer sind Sie?"