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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
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eist.) auf dem Balkoi
Beifallsrufen
König, empor,

vrichig.

Edition d. Bll

s "cn Königreichs Italien. Das jähe Hinschcidcu
eu, billig z-^ ii) Aionarchcn trifft auch unser Vaterland als großer

urHerdst-
^ämertictt

e Nutz und
4. Kalb) zu
w msfcld.

Kt
verlässige

Ucgschwcin
Lüttengasfe 1,
m.

erwehr.
e.
plst, abends

»,8chorsam sein. In der heiligen Schrift heißt
sich ^cker und Mutter, auf daß cs dir wohl ergehe
lebest auf Erden!"
^r e-^^n Thronen in die schönen Augen. Aber
Hicslingertochter und hielt sich wacker.

"-zlichcr Pcrlust. Der Kaiser und König beweint
Entschlafenen einen treuen und unvergeßlichen
M>d mit der italienischen Nation trauert an der
^^kcs geliebten ritterlichen Königs voll herzlicher

Ermordung des Königs von
Italien.
tz-Kic furchtbare Nachricht von der Ermordung des
von Italien wird nirgends tiefere Erregung
Tei, -^^lichcrc Teilnahme Hervorrufen als bei uns in
cr>^'^and. Die ritterliche Gestalt des Fürsten, der in
!^em ^lcm Walten seine ganze Arbeitskraft dem Volke
örgs? 'uw bei lausend Gelegenheiten seltene Hochherzigkeit
Ai^'' ^"c vor allem vor den Fall durch Mördcrhand
siur sollen. König Humbert erfreute sich in
vwb i in Berlin, das er unter dem freudigen
öcr Bevölkerung besucht hat, sehr großer Volks-
)lxj,"chkeir und unvergessen wird cs ihm dort immerdar
k-xj daß er der treue Freund unseres Landes und
kW Kutscher Kaiser gewesen ist. Noch in verhältnis-
m jugendlichem Alter schloß er mit Kaiser Wilhelm I.
v^ s^Und, der seine Friedcnsmission über 20 Jahre be-
hg ?)al. Bande enger persönlicher Freundschaft vereinten
per "ur dem Kronprinzen und nachmaligen Kaiser Friedrich,
Hers' ^ui oftmaligen Besuche Italiens und seines Hcrr-
>kZ s) dle größte Freude fand. Wie ein persönlicher Freund
rr>,;.^uigs, so war er auch ein aufrichtiger und bcwun-
ic Verehrer der unglücklichen Königin Margherita,
fstca^ on der Bahre des Gatten trauert. Bei seinem
lrvi, amtlichen Besuche in Italien, wo der damalige
ih z "s seinen Vater, den Kaiser, vertrat, erschien er
ifalicnischcn Königspaar unter den Ovationen des
... s «,.k Balkon des Schlosses und hob unter be-
„ , . i den damaligen Kronprinzen, den
.König, cmpvr, ein symbolisches Zeichen, daß die
zwischen Deutschland und Italien über die
kZ ^^?u hinaus dauern solle, und sic hat dic Gcncrntiou
Friedrich übcrdaucrl. In gleicher herzlicher
'avib '^^ang sic ein Band um dic Familien des Königs
heg^fiund des Kaisers Wilhelm II., des dritten deut'
Kaisers.
.">0. Juli. Der „Rcichsanzcigcr" schreibt:
Htöi^°uig von Italien wurde das Opfer eines fluch-
kch Verbrechens. Ucbcrall im deutschen Reiche cr-
Ht ucuc grauenvolle Ausbruch anarchistischer Mord-
Hbix Abscheu gegen den Thätcr und innigste Teil-
die Hcrrschcrfamilic und die Bevölkerung des

k u. Mütze-
uptmann.
cn
:n,
aat,

mieten bei
cht, Friseur.
Geisendörfcc

I<n
lbzuholen
andstraße Io-
lühle

Der Schmied von Pirk.
) Höhlung aus der Oberpfalz von Jos. Baierlein.
sNachdruck verboten.)
l > (Fortsetzung.)
>,e? luhr der Herr Bcncfiziat, zu Rosl gewendet,
fib Ehe ! G'wiß so eine, wie sie in den
cä?rscharteken drinsteh'n. Zu einem Einsiedler im
kommt ein verliebtes Paar; der Waldbruder
> N dem Altar in seiner Kapelle ein paar Lichter
Kopuliert die Lcurcln ohne Erlaubnis vom zustan-
ivh Zeugen, ohne Sang uud Klang. Und
k Sieb'" ^ian» und Frau sein! O mein, o mein!
skfi j ja gar nicht mehr und hat's auch vorher nicht
i -^cher Art und Weis'!"
j'S, xj sprechende war eine überaus sympatischc Erschci-
"iw dricstcrgrcis von hoher Gestalt, dessen schmales,
k Hken . chtes Antlitz eine unverkennbare Familien-
, wit der Mutter Rosl's und mit letzterer selbst
ichari"-- ^uwn Hellen, klaren Augen leuchtete, so klug
sie "uch blickten, doch nur eitel Wohlwollen und
Ses, denk' halt, Rosl," fuhr der Geistliche fort, „Du
i ^ytcr- bedenklichen Angelegenheit überhaupt Dci-

is Goos.
»1.
jderstraßc 46^'

Rayer
Nachf.
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ait 2 großen
toßeudem ge-
per 1. Okt.
Näheres
3, 2 Stiegen-
eten
r
, 3 Treppen-
eim.
»» aufl.Ok-
" tober der
Wohnhauses'
heud aus 4
lem Zubehör.
Baugeschäft.

erregte nm so größeres Aufsehen, als eben erst die Er-
mordung des Königs von Italien bekannt geworden war.
Als der Schah aus der persischen Abteilung heraustrat,
bemerkte ein Beamter der Ausstcllungskommissiou zwei
asiatische Kleidung tragende Männer, die das
gebildete Spalier zu durchbrechen versuchten. Einer von
ihnen hatte einen Dolch in der Hand. Als der Polizei
hcrantrat, flüchtete der eine. Er wurde festgenommen und
vor den Polizcikommiffar geführt, Ivo er erklärte, Araman
Puadi zu heißen und der p erfischen Thcatertruppe
anzugchörcn, die auf der Ausstellung spielte. Er bestritt
lebhaft irgend welche böse Absicht gehabt zu haben, habe
vielmehr den Schah eine Schrift überreichen wollen, die
diesen auf die schlechte Lage seiner Thcatertruppe ausmcrk
sam mache. Der Mann wurde in Untersuchungshaft ab-
geführt.

Paris, 00. Juli. Heute Mittag verbreitete sich das
Gerücht, in der Ausstellung sei ein Mordanschlag auf
den Sch ah von Persien versucht worden. Die Nachricht

die beste Frau nichts taugt. Stimmt, seh's an meiner
eigenen Schwester, dic jetzt ihrem Manne eine Nase drehen
möcht'.
Glaub auch, daß sie's z'wcge brächt, den Vorsteher
doch noch 'rumzukricgeu, wenn die zwei jungen Leuteln
einmal so aneinander 'bandelt wären, daß keine geistliche
und weltliche Obrigkeit sic mehr trennen könnt'. Was
wollt' er denn alsbald machen, mein starrköpfiger Schwager ?
Aber eine heimliche Ehe, eine heimliche Kopulation — das
sind Dummheiten. Eine solche Einsegnung hätte vor Gott,
vor der heiligen Kirche und vor den weltlichen Gerichten
keine Giltigkeit. Eine Dummheit ist's, nur an so 'was
zu denken!
„Dauern thun's mich die zwei jungen Leuteln, — das
ist g'wiß, will's garnicht leugnen, und helfen möcht' ich
ihnen so von Herzen gern! Wie soll ich's aber anfangcu?
Mit der heimlichen Ehe ist's absolut nichts — und ich
kann ihnen doch unmöglich sagen, daß cs gleichwohl einen
anderen Weg giebt, wie sie dem Vorsteher zum Trutz und
auch ohne seine Einwilligung richtige und ehrliche christ-
liche Eheleut' werden können? — Thät' mich ja gegen
meinen Stand verfehlen, wenn ich als geistlicher Herr zu
etwas die Hand bieten würd', was die heilige Kirche in
gewissen Fällen zwar zuläßt und duldet, wie sie die ge-
mischten Ehen ja auch duldet und zuläßt, was sie aber
niemals billigt oder gar mit ihrem Segen begleitet.
Freilich, Sünde ist keine dabei, für die Rosl nicht und
nicht für den Schmied, sonst thät' ja die heilige Kirche
nicht einmal dulden, daß sie ihren zuständigen Pfarrer

„Herr Vetter !" antwortete sie, „in der heiligen Schrift
steht auch, daß das Weib Vater und Mutter verlassen
und dem Mann nachfolgen wird. Und zudem will ja
mein Muttcrl ganz und gar auch nichts wissen non dem-
sclbigen Dorngiebel; sie will ja, daß ich den Schmied nehm'
und mit ihm glücklich werd'. Wenn nichts mehr zu ändern
ist, hat sie g'sagt, muß der Vater nachgeb'n, ob er will
oder nicht."
Der Geistliche hatte seinen langsamen Gang durch das
Studierzimmer wieder ausgenommen. Er war in tiefes
Sinnen versunken. Hatte er die Gewohnheit angenommen,
laut zu denken? Wenigstens schien er die Anwesenheit der
jungen Leute ganz vergessen zu haben, denn er sprach —
halblaut aber deutlich — Worte vor sich hin, die gewiß
nicht dic Bestimmung haben konnten, von seinen Besuchern
gehört und verstanden zu werden, obgleich sie von ihnen
mit einer Art freudiger Gier aufgefaugcn und fest im
Gedächtnis verwahrt wurden.
„Da sieht man's wieder, wie dic Weiber sind," begann
der alte Herr sein Selbstgespräch. „Sogar meine Schwester,
die doch ein Vierteljahrhundert an der Seite ihres rau-
pauzigen Mann's g'lebt hat wie eine Heilige, vergißt in
ihren alten Tagen d'rauf, daß immer der Mann das Haupt
der Familie ist, und daß alles nach seinem Willen geh'n
soll. Sie denkt sich: ist er das Haupt, dann bin ich der
Hals, und der Hals dreht das Haupt, links oder rechts,
immer so wie er will! So sind auch dic bravsten Weiber,
und ich bin froh, daß ich Cölibitär bin und Diener der
Kirche. Hab' einmal irgendwo den Satz gelesen, daß auch

Sympathie für den erlauchten Sohn und Nachfolger das
gesamte deutsche Volk."
Rom, 30. Juli. Das Parlament wird sofort zur
Eidesleistung für den König Victor Emanuel III.
cinberufcn. Die Leiche König Humberts wird nach Rom
übcrgcführt und im Pantheon bcigcsctzt. Hier herrscht
große Erregung. Ucbcrall sicht man weinende Menschen;
auf allen Häusern wehen Trauerfahnen. Alle Läden sind
geschlossen. Der Mörder heißt Gaetano Brcsfi; er ist
Scidcnwcbcr und Anarchist. Er kam von Amerika und
har keine Mitschuldigen. Er beging das Verbrechen ans
Haß gegen die monarchistischen Einrichtungen. Am 27.
d. M. sei er von Mailand in Monzn cingctroffcn.
Mailand, 30. Juli. Der Eindruck der Trauer-
botschaft, die gegen Mitternacht in Mailand bekannt
wurde, war ergreifend. Bis in dic frühen Morgenstunden
bildeten sich in den Straßen erregte Gruppen, die ihrem
Abscheu vor dem schrecklichen Verbrechen schmerzlichen Aus-
druck gaben. Der Königsmörder soll von Beruf Hut-
macher, crwa 37) Jahre alt, aus Parto in Toskana ge-
bürtig sein und Oreste Bresci, nach anderen Angaben
Angelo Bresse heißen; seit einem Monat war er aus
Amerika zurückgckehrt' und hielt sich seit zwei Tagen in
Monza auf, wo er gänzlich unbekannt ist.
Mannhci m. 30. Juli. Brcski, der Mörder des I
Königs von Italien, war wie hier arbeitende italienische
Arbeiter der „Volksstimmc" mittcilcn, früher in Mannheim
als Gypsfigurenverfcrtiger thätig gewesen. Er soll einer
der gefährlichsten Ausbeuter seiner jugendlichen
Landleutc gewesen sein, und cs habe einen schweren
Kampf bedurft, um ihm hier das Handwerk zu legen.
(Nach Erkundigungen bei der zuständigen Behörde kann die
„N. B- L." mitteilcn, daß cbigc Angaben zweifellos auf
einem Irrtum beruhen.)

Die Wirren in China.
Berlin, 30. Juli. Der deutsche Konsul von Tientsin
telegraphiert am 28. Juli: Der deutsche Gesandtschafts-
sekretär in Peking, v. Below schreibt am 21. Juli:
„Dank für die Nachricht vom neunzehnten. Cordes
i (der zweite Dolmetscher der deutschen Gesandtschaft) befin-
, dct sich befriedigend, die übrigen Mitglieder der Gesandt-
schaft sind wohlauf. Das Detachement Hal 10 Tote
und IP Verwundete. Die Häuser der Gesandtschaften
sind durch Geschützfcucr stark beschädigt, werden aber von
uns gehalten. Seit dem 16. Juli ist der Angriff der
chinesischen Truppen auf uns eingestellt. Ein
schleuniges Vorrückcn der Entsatztruppen ist dringend nötig.
Gutem Vernehmen nach wurde dic Leiche des Frhrn.
v. Äcttcler von der chinesischen Regierung ge-
borgen." (Dic überall mit dem höchsten Unglauben
ausgenommenc wiederholte Behauptung der Chinesen, daß
die Gesandtschaften sich noch am Leben befinden, erhält
durch diese Depesche eine erfreuliche Bestätigung, sodaß
an der Richtigkeit der Nachricht wohl nicht mehr gezwei-
felt werden darf. Wie heikel, trotz der Einstellung der
chinesischen Angriffe auf die Gesandtschaften deren Lage
immerhin noch ist, crgiebt sich aus der Bitte um schleuni-
gen Entsatz. Durch diese Meldung ist anderseits die
Chincsennachricht, die Gesandten befänden sich bereits auf
dein Wege nach Tientsin, genügend gekennzeichnet. Es wird
sich jetzt kaum mehr daran zweifeln lassen, daß die Chinesen
die Gesandten als Geiseln „zu conscrvieren" gedenken.
Rätselhaft ist nur, wie so lange Wochen vergehen konnten.

Deutsches Reich.
BrcmerhavtN, 30. Juli. Nachmittags 2 Uhr trat
die „Sardinia" die Auslandsreise an. Die Truppen wech-
selten Hochrufe mit der Bevölkerung und brachten ein drei-
faches Hurrah auf den Kaiser aus, während dic Musik
die Nationalhymne und Abfchiedswciscn spielte.
Helgoland, 30. Juli. Die kaiserliche Nacht „Hohcu-
zollcrn" verließ um 4^ Uhr die Reede unter dem Salut
der Stationsbatterie.

Neilwllmgtt'

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
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K_27. Jahrgang.
»MMn wm uMpch ir.

Dienstag, 31. Juli 1S00.

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