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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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Ur. 194

27. Jahrgang

Aerrev

Mittwoch, 22. August 1900

SksWWe: llutm ^tlkursiraßt 1?.

SkMsßkTe: llstere Machaßl 17.

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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Ais Beilagen das „Heidelberger Bolksblnt!" und das
kseilloc „IÜnslriertc SonntapsblaN". Preis 21» Psg.,
mir den Beiblättern t<> Psg. monatlich. Durch die
Post nierteliäbrlich 99 Psg. ohne Bestellaeld.

»dienst»

Rhoden war auf Herberts Bitten nach Bockstein zurück-
gegangen iWÄ hatte vom Wirt Eis und Zitronen erbeten,
so daß für einen kalten Umschlag und einen erfrischenden
Trunk über Nacht gesorgt war, und für den nächsten
Morgen versprach Herbei-t schon früh einen Besuch, um
nach der kleinen Kranken zu sehen.
Als die Freunde dann weiter Gastein zuschritten,
weinte Rhoden: „Nun, da könnten wir ja gleich Fräulein
Wcyncrts Finderlohn gut emwcndm, wenn wir ihn als
Schmerzensgeld an Marietta schenken!"
„O nein", entgegnete Herbert, „die Sorge dafür über-
laß nur mir; Gertruds Bestimmung wegen der Verwen-
dung des Geldes soll genau befolgt werden."
„So habt Ihr ja nun jeder Euren Schützling und
könnt in menschenfreundlichen Bestrebungen wetteifern",
versetzte Rhoden neckend.
Der nächste Morgen brachte eine reiche Post für jeden
der beiden Freunde, welche jedoch dadurch nicht befriedigt
wurden, sondern im Gegenteil mit ziemlich bewölkten
Mienen sich beim Frühstück trafen.
„Gut, daß ich gestern noch frei von der Leber weg
zu Dir geredet habe, Herbert", begann Baron Rhoden das
Gespräch. „Ich erhalte soeben einen Brief, welcher meine
sofortige Rückkehr ins Amt fordert. Döry hatte mir
natürlich versprochen, mich für jede beliebige Zeitdauer zu
vertreten, jetzt schreibt er aber von einer ganz plötzlichen
Krankheitserscheinung in seinem Unterkiefer, welche eine so-
fortige Operation nötig macht. Der arme Kerl wartet
nur auf meine Rückkehr, um sich dann zur Schlachtbank

Der südafrikanische Krieg.
Kapstadt, 21. Aug. Wie berichtet wird, tauchten die
Burenkommandanteu De Wct und De la Rcy vorgestern
20 Meilen von Prätoria auf und gingen in der Richtung
über Hebron hinaus nach Nordostcn ab.
London, 21. Aug. Aus Prätoria wird gemeldet, daß
De Wct einen Quermarsch durch den nördlichen Teil dcv
Pyramidenhügel machte und vorgestern (19.) Abend 24
Kilometer nordöstlich (nordwestlich?) von Prätoria lagerte.
Die Engländer unter Mahon griffen ihn gestern Morgen
an. Das Gefecht schien lebhaft zu sein.

Vorrat verbiete; der zweite Grund sei, daß die Mehrzahl
der aus Mohamcdancrn bestehenden Bevölkerung Schensis
eine feindselige Stimmung gegen die Kaiserin-Witwe zeige,
hauptsächlich ans Furcht vor den Truppen Tnng-Tua-
SiangS. Die im Süden befindlichen Beamten warnten
die Kaiserin in diesem Sinuc.
Paris, 21. Aug. Der Berichterstatter des „Tomps"
meldet aus Shanghai, die Kaiserin-Regentin ist geflohen
und habe einen Schatz von 50 Millionen mit sich geführt.
Die Kaiserin sei jedoch von japanischcr Kaval-
lcric cingeschlos scn.
London, 21. Aug. Der Petersburger Korrespondent
der „Times" erfährt aus gut unterrichteter Quelle, Ruß-
land wünscht, daß die m a n ds ch u r i s ch e Frage Gege n-
stand besonderer Vcrhandlungc n zwischen
R ußland nndChina w erde. Die russische Flagge
weht noch immer allein über den Vertrngshnfcn von Niut-
schang.
Paris, 21. Aug. Nach einer hierher gelangten Mel-
dung aus London hat der dortige chinesische Gesandte der
britischen Regierung ein Felegramm Li-Huug-Tschangs
überreicht, in welchem Li - Huug - Ts ch a u g um E r-
nennung eines Bevollmächtigten zur Er-
öffnung der Verhandlungen ersucht, da die
Gcsandrcn in Peking nunmehr befreit worden seien. Eine
gleichlautende Note wurde allen Mächten überreicht.

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t?^'wckst und zu Bett gelegt hatte, reckte sie sich
.'r 2g, ^glich und ließ sich von ihrem Freunde geduldig
auswaschcn und mit Heftpflaster zusammen-
natürlich nicht möglich gewesen war, ohne
. schönen schwarzen Locken Mariettas zu opfern.

zu begeben; was kann ich also thun? Du bist allerdings
auch mitten in einem akuten Anfall und bedarfst eigentlich
meiner sehr, wenn das Ucbcl bei Dir nicht chronisch wer-
den soll; aber ich glaube, augenblicklich ruft mich die
nächste Pflicht zu Döry. Dich kann ich ja, so lange Dein
Leiden nicht in Permanenz erklärt ist, noch versuchen,
brieflich zu behandeln; auf eine Radikalkur wage ich unter
den obwaltenden Verhältnissen kaum zu hoffen!"
„Da hast Du recht, cs ist da nichts mehr zu hoffen",
entgegnete Graf Landskron; „denn ich hatte heut einen
Brief von meiner Mutter, welcher mich in der Absicht,
Gertrud Mcyncrt so bald als thnnlich zu freien, immer
mehr bestärkt. Die gute Mama quält sich damit ab, mir-
alle möglichen jungen Damen aus unseren Kreisen als
eventuelle Gräfinnen Landskron vorzuschlagen. Die gute
Mama hat einen vorzüglichen Geschmack, das muß man
ihr lassen; denn alle von ihr Empfohlenen sind jung,
hübsch und wohlhabend. Sic endet aber doch jeden Vor-
schlag damit, daß sic sagt: „Am passendsten bleibt aber
trotz alledem unsere liebe Jngeborg; Du weißt, daß sie
mir ohnehin fast ebenso lieb ist wie eine Tochter, und daß
ich mich geistig ihr fast verwandter fühle als unserer
sanften Clemcncc. Wenn diese doch etwas von Jngeborgs
Klarheit, Sicherheit und Festigkeit hätte!" — Die arme
kleine Clemcncc, wenn sie es sich nur mal einfallen ließe,
fest sein zu wollen, da würde cs einen herben 'Kampf
geben, meinst Du nicht auch, Lothar?"
„Dein süßes Schwesterchen ist aber doch reizend ge-
rade so, wie sic ist — so ganz schmiegsames Weib, das

Anzeigen: die 1-spaltige Petitzcilc oder deren Raum
15 Psg. Lokale Geschäfts- und Privat-Auzcigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Psg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.

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lern,

Deutsches Reich.
... Berlin, 21. Aug. Das „Militär-Wochenblatt" ver-
deutlicht eine Bekanntmachung des Grafen Waldcrsee,
'N der dieser feinen Dank ausspricht für alle Glückwünsche
^>d Kundgebungen, die anläßlich seiner Ernennung zum
Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen in China an
^Uc Adresse gelangten.
Kassel, 21. Aug. Der deutsche Botschafter in Washington
HolIcbcn ist hier cingctroffcn und vom Kaiser empfangen
dvrdcn. Heute Mittag werden Fürst Ferdinand von Bul-
lten, morgen der Prinz v. Wales und Graf Bülow
^Wartet.

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Erinnern^
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Die Wirren Lu China.
e^"wyork, 24- Aug. Dem „Mw-Porkcr Hevald" tz ird
^Peking vom 17. August gemeldet: Die BchchlshaLer

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Vermischte Nachrichten.
LlltzwigshaftN, 20. Aug. sKindsmord.j Die
Leiche eines neugeborenen Kindes wurde heute früh vou
Maurern in einem Neubau an der Rhcinstraßc aufgc-
fundcn. Im Verdacht des Kindsmords stehend, ist die
21 Jahre alte ledige Dicnstmagd und Aushilfskcllnerin
Barbara Walther von hier durch ^viminalpolizci gefänglich
cmgezogcn worden. Die Verhaftete ist bereits geständig,
das arme Wesen unmittelbar nach seinem Eintritt in die
Welt ermordet zn haben.

einobf
zahlt die

BekHi e n.
Ostcgdr, .21. Ang. Heule wurden hier drei Jtalic-
verhaftet, gegen welche die Untersuchung cingc-
ttlct worden ist, deren Ergebnis noch gchcini gehalten
P'd. Mau glaubt, cs mit Anarchisten zu thun zu
^ben. Es heißt ferner, daß in dem Gepäck der Vcrhaf-
Revolver, Dolche, sowie kompromitticrSNdc Papiere
^gesunden worden seien.
kv H slttStt, 21. Aug. Gestern Nachmittag ffragtcn drei
^divikucn mit südländischem Gcsichksausdruckc gleich
ihrer Ankunft auf dem Bahnhof nach einem Gasthof
der Myx öcs PalasthalelS, wo der Schah von Pcr-
Wohnung genommen hatte. Die Polizei wurde da-
in Kenntnis gesetzt und ein Geheimpolizist brachte die
Ahlden auf das Polizcikammissariat, wo mau bei ihnen
^Pfcn vsrfand: die Untersuchung wurde sofort cingclcitct.
'st Leute geben an, sic seien Perser und ckLmcn aus
mc iie all ihr Güld verloren hätten. Sie seien
w OstcnLc gekommen, nrn von dem Schah eine Audienz
erbitten, nm von ihm das zur Rückkehr nötige Geld
st ^-langen. Wie die sofort angcstclltcn telegraphischen
^chforschungcn ergaben, vcstätiglen sich mlle Angaben.
Besitz Don Waffen erklären sic mit dec weiten Reise,
stst wurden vom Schah empfangen, der ihnen das zur
^ckkchr ^forderliche Geld gab.
Dänemark.
Kopenhagen, 21. August. Die kaisrrlichc Pacht
ich °^rstcrn" nut der K aiscr in -Witwe, dem -G r oß-
st " ft cn - Thro n f o lgcr und der G r.s ß f ü r st i n
,l. 8 a an Bord ist heute Mittag in H.ell s-i-ngö r s
js ^^vsfcn. Nach dem Empfang durch die königliche
wil;c erfolgte die Weiterreise nach Schloß Freden- borg.

JirferateirSlatt
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der russischen Truppen rückten am 13. August vor und
besetzten die erste Thür des ö st l i ch c n T h o r c s
am Morgen des 14. August; doch gelang cs ihnen nicht,
die zweite Thür zu nehmen. Am 14. nachmittags 2 Uhr
drangen die britischen und amerikanischen Truppen in das
Thor ein, welches sich in der Nähe der Gesandtschaften
befindet und trafen dort nur auf schwachen Widerstand.
Die Japaner stießen auf stärkeren Widerstand am oberen
östlichen Thore. Dort verteidigten sich die Chinesen den
ganzen Tag lang; um Mitternacht sprengten die Japaner
das Thor und rückten in die Stadt ein; viele Chinesen
wurden getötet. Der amerikanische Gesandte teilt mit, daß
am Tage vor dem Eindringen die Verbündeten die Chinesen
versuchten, die Gesandten und die übrigen Fremden zu
vernichten. Prinz Tulling hatte zwar sein Wort gegeben,
daß er feine» Offizieren den Befehl gegeben hätte, das
Feuer gegen die Gesandtschaften cinzustcllcn; doch wären
die Fremden ums Leben gekommen, wenn die Ersatztruppen
nicht cingetrosfcn wären. Wie der Gesandte weiter mit-
teilt, ist die ganze Bewegung gegen die Fremden von der
chinesischen Regierung ausgegangcn, die die Boxer nur als
Vorwand ttmnptc.
Loudon, 21. Aug. Admiral Brace tclcgraphirt aus
Taku, 20. Ang.: Es verlautet, daß die Truppen der Ver-
bündeten WM 17. August in die heilige Stadt Peking c i n-
gcdrungrn find.
Paris, 21. Aug. Der „New-Port Herald" meldet
aus Peking vom 4'7. ds. die Einzelheiten der Stadt.
Er fährt dann fort -. Wenn die Verbündeten heute nicht
ciugetrvsfen Wären, so hätten wir morgen unterliegen
müssen. In elf Tagen fielen 2000 Geschosse auf die Gc-
sandtschaftm:. In dar kaiserlichen Stadt leisteten die
Chinesen verzweifelten Widerstand. Die Verbündeten
drangen am Wittag des 15. in die Stadt ein. Das Ge-
rücht, wonach die chinesischen Behörden den Gesandten Lcbcns-
mtttcl verschafft hätten, ist gänzlich unbegründet. Die Gc-
samtzM der Opfer unter den Belagerten, die sich in die
Gesandtschafttn geflüchtet hatten, beläuft sich auf 67 Tote
und 120 Verwundete.
Paris, 21. Aug. Dem „Figaro" zufolge werden die
französischen Truppen, die bereits nach China abgegangen
sind uno noch abgehen werden, in Tongking an Land gesetzt
werden, damit sic dort die weitere Entwicklung der Dinge
avwartcn.
Shanghai, 21. Aug. Die „Times" meldet: Kürz-
lich aus Scheust cingclroffcnc Missionare glauben, daß
zwei GrÜNde die Kaiserin-Witwe veranlaßt haben,
den Hof nicht in Singansu residieren zu lassen. Der erste
sei der Wass er Mangel., stcr infolge längerer Dürre in
jener Gegend cingetreten sei und den Transport von Mund-

Wre es endete.
st) Roman von Maria Theresia May.
Machdruck verbecken.s
(Fortsetzung.)
iahen die Freunde schon von weitern, daß sich
Außcrgelvöhnlichcs mußte bei dem Häuschen ereignet
tzg kenn es halte sich eine große Menschenmenge hier
st.. Wirft, und auch verschiede« Equipagen hielten Vor
l")ür.
jhift'^sbrrr cilte schneller vorwärts und sah vor der Haus-
Mutter der kleinen Marietta auf einem StciN
das kleine Mädchen auf ihrem Schoß halten,
ist dem Kinde Blm von der Stirne trocknete, das
sst^'iftnd ziemlich reichlich aus einer Kopfwunde floß.
Aj^.Kind selber richtete sich auf, sowie cs Herberts
^rtc, der schnell hinzugctrckcn war, und verlangte
k/hdcm Freunde, dessen Hand sic fest umklammerte.
Herberts Frage, was geschehen sei, erfuhr er, daß
"4a mit den andern Kindern vor dem Hause gespielt
'»-8 sie dabei zu weit auf den Fahrweg geraten und
sty . 'ftciu pxx vorbcifahrcndcn Fuhrwerke überfahren wor-
Ersichtlich hatte sic nur die Wunde am Kopf
stii^ftagcn; dcm, nachdem man die Kleine in die
 
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